NPHM_spring_2017
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WERKEINFÜHRUNG<br />
Myroslaw Mychajlowytsch Skoryk (geb. 1938)<br />
Huzulisches Triptychon<br />
Kindheit<br />
Iwan und Maritschka<br />
Iwans Tod<br />
Myroslaw Skoryk um<br />
1970<br />
Zweifellos ist Myroslaw Skoryk heute der bekannteste und angesehenste<br />
ukrainische Komponist. Dabei ist er streng genommen kein gebürtiger<br />
Ukrainer. Als er 1938 geboren wurde, gehörte seine Heimatstadt<br />
Lwów, die auch unter dem deutschen Namen Lemberg bekannt ist,<br />
zu Polen. Im Folgejahr fiel die Stadt durch den Hitler-Stalin-Pakt an die<br />
ukrainische Sowjetrepublik, bevor sie 1941 von deutschen Truppen<br />
besetzt wurde. Ab 1944 war Lwów dann wieder sowjetisch; seit dem<br />
Zerfall der Sowjetunion gehört die Stadt zur Ukraine und trägt den<br />
Namen Lwiw.<br />
Skoryk hat all diese Wirren unmittelbar miterlebt. Er wuchs in einer<br />
musikbegeisterten Familie auf: beide Eltern waren Hobby-Musiker,<br />
und eine Großtante war Opernsängerin. Die musikalische Laufbahn<br />
des jungen Myroslaw schien vorgezeichnet, als er 1945 in die Musikschule<br />
seiner Heimatstadt aufgenommen wurde. Doch seine Eltern<br />
standen dem Sowjetsystem kritisch gegenüber, und so kam es, dass<br />
die gesamte Familie 1947 nach Sibirien deportiert wurde und erst 1955,<br />
also zwei Jahre nach Stalins Tod, heimkehren durfte. Die sibirischen<br />
Jahre haben den Komponisten geprägt. Nach der Rückkehr nahm er<br />
ein Musikstudium auf, zunächst am Konservatorium von Lwiw, später<br />
auch in Moskau, wo unter anderen Dmitri Kabalewski sein Lehrer war.<br />
Nach Studienabschluss kehrte Skoryk 1964 in die Ukraine zurück, wo<br />
er – abgesehen von einem Zwischenspiel in Australien – seither lebt<br />
und als Komponist, Kompositionslehrer, Dirigent und Pianist wirkt.<br />
In über einem halben Jahrhundert hat Skoryk eine Vielzahl von Werken<br />
vorgelegt. Klavier- und Kammermusik ist da ebenso reichlich vertreten<br />
wie Kompositionen für Orchester, Solokonzerte, Kantaten, eine Oper,<br />
Lieder und Chorwerke a cappella. Die Stilmittel von Skoryk sind unzweifelhaft<br />
modern; dennoch macht er immer wieder Anleihen bei<br />
der Volksmusik der Ukraine. Auch dem Jazz fühlt er sich verbunden;<br />
so hat Jazz-Versionen von Klavierwerken von Beethoven und Chopin<br />
angefertigt. Und schließlich war sich Skoryk – ähnlich wie sein russischer<br />
Kollege Dmitri Schostakowitsch – nie zu schade, sein Können und seine