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NPHM_spring_2017

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Myroslaw Skoryk<br />

durch den Film erstmalig auf die Volksgruppe der Huzulen aufmerksam.<br />

In der Sowjetunion hingegen stieß der Film auf Ablehnung bei den<br />

Autoritäten, weil er mit seiner religiösen Komponente und mit seinen<br />

vielen Geistererscheinungen gegen die Vorschriften des sozialistischen<br />

Realismus verstieß. Paradschanow wurde zwar offiziell belobigt, wanderte<br />

aber dennoch für mehrere Jahre hinter Gitter, und der Film blieb<br />

bis zum Zusammenbruch des Sowjetsystems aus den Kinos verbannt.<br />

Mit dem Film war natürlich auch die Filmmusik aus der Öffentlichkeit<br />

verschwunden. Skoryk arrangierte daher drei Sätze daraus für „normales“<br />

Sinfonieorchester – also ohne spezielle huzulische Instrumente<br />

– und veröffentlichte sie 1965 unter dem Titel Huzulisches Triptychon.<br />

Der erste Satz schildert die gemeinsame Kindheit der beiden Protagonisten;<br />

hier verwendet der Komponist lebhafte Tänze mit komplexen<br />

Rhythmen. Der zweite Satz beschreibt träumerisch die Liebe von<br />

Iwan und Maritschka. Das Finale über Iwans Tod ist der musikalisch<br />

unkonventionellste der drei Sätze mit rauen, dunklen Klängen und<br />

ungewöhnlichen Instrumentaleffekten. Trotz des offensichtlichen Zusammenhangs<br />

mit dem verbotenen Film, wie er sich in den Satzüberschriften<br />

niederschlägt, galt das Huzulische Triptychon als harmlose,<br />

folkloristisch inspirierte Musik, tonal und eingängig, und war nicht vom<br />

Verbot betroffen.<br />

Abschließend sei vermerkt, dass die Musik der Huzulen vor einigen Jahren<br />

auch in die Popmusik vorgedrungen ist. Die ukrainische Sängerin<br />

Ruslana gewann 2004 den Eurovision Song Contest mit dem Lied Wild<br />

Dances. Im Zuge der Vorbereitung hatte Ruslana mehrere Expeditionen<br />

durch die Karpaten unternommen und dabei Rhythmen, Tänze und<br />

Kostüme gesammelt, die sie in ihre Show integrierte. Die Trembitas<br />

spielen wegen ihrer auffälligen Form eine wichtige Rolle; außerdem<br />

treten die Tänzer in huzulischer Tracht auf, und dem Lied sind huzulische<br />

Rhythmen unterlegt. Auf diese Weise erlangte die Kultur der<br />

Huzulen eine viel weitere Verbreitung, als es mit einem ambitionierten<br />

Film oder mit einem Werk der ernsten Musik je möglich gewesen wäre.

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