ein Allensteiner Kind - Stadtgemeinschaft Tilsit eV - Ostpreußen.de

sie, den Vogel von der Lampe zu
hangeln. Im Gleitflug schwebte der
Kakadu zur Fensterbank, verfolgt von
Hund und Katze. Zwei Azaleen stürz-
ten in die Tiefe. Als Susi zum Sprung
auf die Fensterbank ansetzte, flatterte
der Vogel zur Spitze des Tannenbaums,
schwebte dort wie Tarzan im
Urwald. Die Oma drohte ihm mit der
Krücke, und das Tier rief von oben
herab: „Dumme Kuh!“ Rote Kugeln
fielen aus dem Geäst, zerplatzten auf
dem Fußboden. Sterne schwebten in
die Tiefe, ebenso Wattebäusche. Susi
kletterte in den Baum. Der bekam
Übergewicht, stürzte mit seiner ganzen
Weihnachtspracht klirrend zu
Boden, traf im Fallen den Hund, der
laut aufjaulte und zur Tür sprang.
Mehrmals umkreiste der Kakadu die
Lampe, dabei das Schlachtfeld aus
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der Höhe besichtigend. Beim Versuch,
durchs Fenster zu entfliehen,
stieß er sich so heftig den Kopf, dass
er abstürzte und benommen auf dem
Boden liegenblieb.
Schützend stellte sich
die Oma vor den gefallenen
Vogel. Mahalia
Jackson sang immer
noch „Stille Nacht, heilige
Nacht“.
Wie kam der Kakadu in
den Apfelbaum? Weil die
Oma fürchtete, Amadeus
könnte den am
Boden liegenden Vogel
wie ein apportierender
Jagdhund greifen und
im Maul durchs Haus
tragen, öffnete sie die
Terrassentür, um den
Hund in den Garten zu
lassen. Der Vogel erwachte
aus seiner Ohnmacht
und schwebte
über Omas Kopf hinweg
ins Freie; Hund und Katze
hinterher. Der Kakadu
landete im Geäst des Apfelbaums,
wo er furchterregend krächzte.
So standen die häuslichen Dinge, als
die Familie in weihnachtlicher Hochstimmung
die Kirche verließ und der
Bescherung zustrebte. Flocken taumelten
um die Straßenlaternen, hinter
den Fenstern leuchteten Tannenbäume;
in der Stadt läuteten immer
noch Glocken.
„Ich werde Max Lieder beibringen“,
flüsterte Evelyn ihrem Bruder zu. „Er
soll auch Gedichte aufsagen.“
Als sie in die Straße einbogen, kam
ihnen Amadeus im Schneegestöber
entgegen. Er war außer sich, kläffte
laut und sprang jeden an. Das Haus