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9 190001 016276<br />

40. Ausgabe Nr. 01 / 2017 I EUR 4,40<br />

5 JEDER MENSCH HAT SEINE ZEIT 5<br />

„Oba dir<br />

dazöll is“<br />

Seite 4<br />

Die Butterseite<br />

des Lebens<br />

lSeite 13<br />

Oa Milli<br />

homa imma<br />

lSeite 47<br />

Wo man<br />

singt…<br />

lSeite 57


INHALT 5<br />

„Oba dir dazöll is“ 4<br />

Gott liebt den aufrechten Gang 6<br />

Sehr geehrte<br />

Leserinnen und Leser<br />

von ...der steirer land...,<br />

kaum habe ich mir den Winterschlaf aus den Augen gerieben,<br />

steht die Frühjahrsausgabe vom „Steirerland“<br />

auf dem Programm und schon klopft auch der Osterhase<br />

an die Tür; die Zeit verrinnt und verrinnt…<br />

Wer wünscht sich nicht, dass man in schönen Momenten<br />

die Handbremse ein wenig anziehen kann, damit sie<br />

möglichst lange andauern, während man in schwierigen<br />

Zeiten die Bremse löst, damit alles schnell vorübergeht.<br />

Auch meine Geschichtenschreiberei steht mittlerweile<br />

in ihrem 10. Jahr – obwohl es mir vorkommt, ich hätte<br />

das erste Gespräch erst gestern geführt. Aber davon erzähle<br />

ich euch auf der nächsten Seite. Gut ist mir auch<br />

im Gedächtnis geblieben, wie man mir prophezeite, die<br />

Geschichten würden mir bald ausgehen, aber Gott sei<br />

Dank ist noch lange kein Ende in Sicht. Auf den Titelseiten<br />

unserer Ausgaben steht: „Jeder Mensch hat seine<br />

Zeit“. Ich habe gelernt, dass gerade das Alltägliche etwas<br />

ganz Besonderes ist. Ich interviewe keine Olympiasieger<br />

oder Staatsoberhäupter, bin aber der festen Überzeugung,<br />

dass jeder Mensch ein Weltmeister ist, der es<br />

geschafft hat, unter widrigsten Umständen seine Familie<br />

zu ernähren, aus den Trümmern zweier Weltkriege<br />

Landwirtschafts- und Wirtschaftsbetriebe aufzubauen<br />

und der mit seiner Hände Arbeit die Grundlagen jenes<br />

Wohlstands schuf, dessen wir uns heute erfreuen.<br />

Die Zeit vergeht schnell und gerade deshalb ist es so<br />

wichtig, Geschichten aus der Vergangenheit zu bewahren:<br />

Um daraus zu lernen, Gegenwärtiges besser wertzuschätzen,<br />

um sich einfach daran zu erfreuen oder altes<br />

Wissen an die nächsten Generationen weiterzugeben.<br />

Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei Ihrer Reise durch<br />

unsere Geschichten, viel Freude mit den Erzählungen<br />

sowie im Namen meines Teams ein frohes Osterfest.<br />

Von der Urproduktion zum Produkt 8<br />

Bäuerin aus Leidenschaft 10<br />

Mundart 12<br />

Die Butterseite des Lebens 15<br />

Woast as noch? 18<br />

Altes Obst 22<br />

Naturpark Südsteiermark 23<br />

Nur 20 Minuten 27<br />

Leben und Bauen im Naturpark 30<br />

Kräuter Rath 34<br />

Das Tun schafft Erfahrung 37<br />

Dahoam ban Tisch 40<br />

Berg- und Naturwacht 44<br />

Oa Milli homa imma 47<br />

Gestern noch… 50<br />

Bildgeschichte: Da Huber Friedl 52<br />

Kinderbasteln: Traktor & Anhänger 53<br />

Alt aber gut: Hühnertommerl 56<br />

Wo man singt… 57<br />

Kartengrüße aus Liebe 60<br />

Buschenschänker 64<br />

Veranstaltungen 67<br />

Die nächste Ausgabe von<br />

5<br />

Karl Oswald<br />

erscheint am 2. Juni 2017.


10 Jahre …der Steirer Land…<br />

„Oba dir dazöll is“<br />

Heute möchte ich Ihnen auf den ersten Seiten eine kleine Geschichte erzählen. Sie handelt<br />

von jemandem, der sich einbildete, dass man mit alten Geschichten den Menschen Freude<br />

bereiten kann. Dass Brauchtum, Mundart und das einfache Leben der Menschen bewahrenswert<br />

sind und der – obwohl er nicht wusste, was auf ihn zukam –<br />

diese Dinge zu sammeln und zu veröffentlichen begann.<br />

Ja, es ist meine Geschichte: Wie aus dem Wunsch,<br />

Erinnerungen niederzuschreiben, ein Magazin<br />

und später auch einige Bücher entstanden sind.<br />

Unser „…der Steirer Land…“ befindet sich in<br />

seinem 10. Jahr. Was mittlerweile ganz selbstverständlich<br />

ist, war anfangs mit sehr viel Bauchweh<br />

verbunden. Gut erinnere ich mich noch an mein<br />

erstes Interview: Es erfolgte mit Anna Trummer<br />

in Heimschuh, die ich bereits mein Leben lang<br />

kannte, bei der ich – genauso wie vor mir mein<br />

Vater – auf dem Nachhauseweg von der Schule die<br />

Lederriemen an meiner Schultasche richten ließ<br />

und die ihr Dasein als Schuhmachermeisterin verbrachte.<br />

Ich erzählte ihr von meinem Vorhaben,<br />

alte Geschichten aufzuschreiben; sie lachte und<br />

meinte: „Des hom schon vüle mit mir moch’n<br />

wulln, dei hob i olle fuatgschickt. Oba dir dazöll<br />

is!“ So setzte ich mich mit Anna in ihre alte Werkstatt<br />

und sie berichtete mir von ihrer Kindheit,<br />

dem Krieg, ihren Brüdern und wie es schlussendlich<br />

dazu kam, dass sie den Betrieb des Vaters<br />

übernahm und Schusterin wurde. Ich ließ mein<br />

Aufnahmegerät laufen und lauschte, wie sie in ihren<br />

Erinnerungen schwelgte. Es gab bedrückende<br />

Momente, aber noch viel mehr Freude. Die Trauer<br />

über verlorene Menschen kam hoch, ein paar Tränen<br />

flossen und dann wurde wieder herzhaft über<br />

Jugenderinnerungen gelacht. Die Zeit verging wie<br />

im Flug und danach brauchte ich einige Momente,<br />

um alle diese Eindrücke und Geschichten zu<br />

verarbeiten. Die erste Hürde für meine Zukunftspläne<br />

war genommen – ich hatte eine Geschichte.<br />

Daheim machte ich mich gleich ans Schreiben<br />

und auch das war eine interessante Erfahrung,<br />

denn als gelernter Baustoffverkäufer und praktizierender<br />

Werbeberater ist man ja nicht gerade<br />

prädestiniert dafür, eine Erzählung zu Papier zu<br />

bringen. Es hat geklappt, indem ich alles theoretische<br />

Wissen außer Acht gelassen und mich einfach<br />

auf jene Dinge konzentriert habe, die ich bei<br />

unserem Gespräch gefühlt habe. Tage später las<br />

ich Anna ihre Geschichte vor – sie war begeistert.<br />

6<br />

6


Weitere drei Menschen lud ich damals noch zu<br />

Erzählungen ein. Gemischt mit etwas Geschichte,<br />

viel Volkskultur und einigen mutigen Inserenten<br />

kam im Dezember 2007 die erste Ausgabe heraus.<br />

Das Echo war enorm! Nie hätte ich gedacht,<br />

dass so viele Menschen diese alten Geschichten<br />

ebenso sehr lieben wie ich. Natürlich brachte ich<br />

Anna am Erscheinungstag etliche Exemplare vorbei<br />

und auch sie bestaunte, was aus meiner Idee<br />

geworden war. Dabei erzählte sie mir noch, dass<br />

es ihr gesundheitlich wieder etwas besserginge<br />

und dass ich bald wieder einmal vorbeikommen<br />

solle. Tage später klingelte mein Telefon. Es war<br />

Anna, die mir voll Begeisterung erzählte, wie viele<br />

Menschen sie auf diese Geschichte angesprochen<br />

haben; selbst Schumacher aus Leibnitz und<br />

aus anderen Orten riefen sie an, um ihr zu gratulieren<br />

und um über ihre Geschichte zu plaudern.<br />

Dann kam der Silvesterabend 2007: Ich machte<br />

mich am Abend auf, um mit unserer Dorfgemeinschaft<br />

auf das neue Jahr anzustoßen. Doch als ich<br />

hinkam, war die Stimmung gedrückt. Sofort erzählte<br />

man mir, dass Anna ihre Augen für immer<br />

geschlossen hatte. Ich wusste im ersten Moment<br />

nicht, wie mir geschieht. All die Eindrücke von<br />

unserem Gespräch, dieses wunderbare Gefühl ihr<br />

zuzuhören und die Freude über das Ergebnis waren<br />

mit einem Mal da. Tage später liefen bei mir<br />

die Telefone heiß, viele Leute riefen an und baten<br />

mich um diese Zeitung, in der die Geschichte der<br />

kleinen Heimschuher Schuhmachermeisterin abgedruckt<br />

ist. Viele von ihnen erzählten mir, woher<br />

sie Anna kannten, wie sie sich an sie erinnerten<br />

und etliche betonten, wie wertvoll es ist, dass ein<br />

kleiner Teil ihrer großen Geschichte bewahrt wurde.<br />

Da habe ich das erste Mal erlebt, was ich mit<br />

meiner Idee vom „Steirerland“ eigentlich tue. Ich<br />

bewahre Geschichten vor dem Vergessenwerden,<br />

Geschichten von vielen „kleinen“ Menschen, die<br />

nicht außergewöhnlich aus der Masse hervorgetreten<br />

sind, die aber im Rahmen ihrer Möglichkeiten<br />

und ihres Lebens für ihr Umfeld Großes<br />

geleistet haben. Mein Auftrag war klar. Noch<br />

viele Geschichten sollten folgen, jede von ihnen<br />

war etwas ganz Besonderes – so wie auch die<br />

Geschichten in dieser Ausgabe. Die erste jedoch<br />

bleibt einem in ganz besonderer Erinnerung – vor<br />

allem, weil sie mir von so einem lieben und herzensguten<br />

Menschen erzählt wurde. Darauf bin<br />

ich stolz und damit nahm „…der Steirer Land…“<br />

seinen Anfang.<br />

In der nächsten Steirerlandausgabe erzähle ich<br />

Ihnen davon, wie ich daheim am Misthaufen meinen<br />

ersten Abonnenten gewonnen habe!<br />

7<br />

7


Gott liebt –<br />

den aufrechten Gang<br />

Immer wieder mache ich die Erfahrung, dass kritische Menschen in der Begegnung<br />

mit Kirche und dem christlichen Glauben den Eindruck gewinnen, der Glaube verlange<br />

Unterwürfigkeit und das Einbekenntnis, dass man eigentlich nichts wert sei.<br />

Sie erleben Glaube und Kirche als bevormundend:<br />

Die Kirche schreibt ihnen vor, was sie zu tun haben,<br />

sie übt Macht über sie aus. Sie stellt für sie<br />

ein Ärgernis dar und macht den Glauben deshalb<br />

unattraktiv.<br />

Niemand lässt sich gerne zum Knecht machen.<br />

Niemand lässt sich gerne vorschreiben, was er<br />

in seinem Privatleben zu tun und zu lassen hat.<br />

Niemand hört gerne, dass er klein, sündig und unwürdig<br />

ist. Zu recht, wie ich meine. Das sage ich<br />

als einer, der seit vielen Jahrzehnten in der katholischen<br />

Kirche beheimatet ist. Ich bin nämlich der<br />

Überzeugung, dass Gott den „aufrechten Gang“<br />

liebt und mit den Menschen auf Augenhöhe eine<br />

Beziehung leben möchte.<br />

Dass es der Kirche nicht immer ausreichend gelingt<br />

dies zu vermitteln, steht außer Streit. Doch<br />

der Inhalt des Evangeliums – und ganz besonders<br />

des Ostergeschehens – ist hier ganz klar: Es geht<br />

immer um Aufrichtung. Jesus begegnet Menschen<br />

und in dieser Begegnung werden Menschen heil<br />

und aufgerichtet. Das gilt für den Gelähmten auf<br />

der Bahre in gleicher Weise wie für die Sünderin,<br />

die Jesus mit ihren Tränen die Füße wäscht. Jesus<br />

ist der, der entgegen den Gepflogenheiten seiner<br />

Zeit den Aussätzigen, den Armen, den Kranken<br />

und anderen am Rand der Gesellschaft Stehenden<br />

Achtung und Respekt entgegenbringt und ihnen<br />

damit Würde gibt. Jesus verlangt von niemandem,<br />

dass sie/er zu seinen Füßen herumkriecht. Im Gegenteil,<br />

er selbst wäscht anderen die Füße, wie es<br />

uns am Gründonnerstag im Tagesevangelium erzählt<br />

wird, und gibt damit die Richtung vor. Und<br />

Gott erweckt diesen Jesus, dessen Leben man<br />

versucht hat am Kreuz auszulöschen, in der Auferstehung<br />

zu neuem Leben. Immer richtet Gott<br />

auf, immer ist Gott auf der Seite des Lebens und<br />

der Liebe.<br />

Wie sind dann Sätze wie: „Herr ich bin nicht<br />

würdig, dass du eingehst unter mein Dach. Aber<br />

sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund“<br />

einzuordnen? Vor jeder Kommunion wird dieser<br />

Satz gesprochen; er hat damit eine große Prägekraft.<br />

Will uns die Kirche damit bewusst machen,<br />

dass wir eigentlich nichts wert sind und wir froh<br />

sein können, dass Gott Gnade vor Recht ergehen<br />

lässt? Mit Sicherheit nicht! Der Satz lautet ja<br />

nicht: „Du bist nicht würdig…“, sondern: „Ich bin<br />

nicht würdig...“. Es ist also keine Aussage eines<br />

8<br />

8


anderen über mich, sondern eine Selbstaussage.<br />

Ich selbst bin der, der diese Erkenntnis zum Ausdruck<br />

bringt, nicht würdig zu sein. Dass diese Erkenntnis<br />

nichts mit Unterwürfigkeit und Bigotterie<br />

zu tun hat, möchte ich mit folgendem Beispiel<br />

zeigen.<br />

Man ist mit einem Menschen über Jahre in Liebe<br />

verbunden. Man hat schon vieles gemeinsam erlebt<br />

und auch ertragen. Man kennt die Schwächen<br />

und Stärken des anderen, vor allem aber auch die<br />

eigenen. Man liebt den anderen noch immer und<br />

weiß sich auch von diesem geliebt. Wenn man auf<br />

so eine gemeinsame Wegstrecke zurückblickt,<br />

kann man sich dann schon fragen, wie man eigentlich<br />

zu diesem Glück gekommen ist, womit<br />

man das eigentlich verdient hat, ob man dessen<br />

überhaupt würdig ist? Man spürt deutlich, dass<br />

die Liebe eigentlich ein Geschenk des anderen an<br />

mich ist und ich sie nicht erzwingen, sie mir aber<br />

durch mein Verhalten verdienen kann. Genau das<br />

meint auch der Satz „Ich bin nicht würdig…“. Es<br />

ist die Erkenntnis eines von Jesus, den menschgewordenen<br />

Gott, Glaubenden, der bemerkt, wie<br />

sehr er von Gott her geliebt ist, ohne dass er dafür<br />

eine Leistung erbringen muss. Es ist die Erkenntnis<br />

eines Liebenden, der sich zutiefst geliebt weiß und<br />

begreift, dass Liebe letztlich immer ein Geschenk<br />

ist, dass er eingeladen ist anzunehmen und das<br />

nicht von seiner Leistung abhängt – „Sprich nur<br />

ein Wort, so wird meine Seele gesund.“<br />

„Gott, deine Liebe richtet mich auf und du begegnest<br />

mir auf Augenhöhe, wenn du dich mir<br />

schenkst im Brot des Lebens. Du stärkst mich mit<br />

deiner Gegenwart“, könnte man für sich vor der<br />

Kommunion ergänzend beten. Jedenfalls wünsche<br />

ich Ihnen, dass Sie gerade zu Ostern die Erfahrung<br />

machen, dass der Gott Jesu ein Gott der Freiheit<br />

ist, der Menschen liebt und deren aufrechten<br />

Gang.<br />

9


DER WERT LIEGT IN DER TAT.<br />

Von der Urproduktion zum<br />

fertigen Produkt<br />

Nicht oft hat man die Möglichkeit, den<br />

Herstellungsprozess von Lebensmitteln<br />

hautnah mitzuerleben. Seppi Fischer<br />

gewährt auf seinem Hof Einblicke in die<br />

Urproduktion (von der Heueinbringung bis<br />

zur Fütterung der Kühe) und erzählt mit<br />

Stolz, wie er aus seiner Heumilch köstliche<br />

Käsespezialitäten herstellt.<br />

10<br />

„Nur wenn Gutes hineinkommt, kann auch wieder<br />

Gutes herauskommen“ – so einfach beschreibt<br />

Seppi Fischer seine Fütterungsphilosophie und<br />

damit die Grundlage seiner Arbeit. Was das Land<br />

uns schenkt, wird angenommen, sorgsam behandelt<br />

und von unserem Käsemacher veredelt.<br />

„Mir ist es wichtig, dass meine Kühe das Beste<br />

von unseren Wiesen bekommen, damit alle Naturschätze<br />

wie Kräuter, Blumen und Gräser die<br />

Milch zu einer besonderen Grundlage für meine<br />

Käse-, Milch- und Joghurtprodukte machen.“ Eine<br />

zeitgemäße Heutrocknungsanlage sorgt dafür,<br />

dass Seppis Tiere die optimalen Voraussetzungen<br />

vorfinden, damit aus ihrem Geschenk, der Milch,<br />

hochwertigste Qualitätsprodukte erzeugt werden<br />

können. Seppi Fischer ist ein junger Pionier, der in<br />

Produktion und Vertrieb neue Wege beschreitet.<br />

Die Grundlage – seine Landwirtschaft mit den<br />

Milchkühen – war bereits vorhanden. Das Potenzial<br />

für die Zukunft definiert Seppi mittels Qualität<br />

statt Masse.<br />

Und weil seine Philosophie aus altem Wissen entspringt<br />

und zeitgemäß umgesetzt wird, macht er<br />

auch kein Geheimnis daraus, sondern gewährt<br />

jedem interessierten Besucher Einblicke in sein<br />

betriebliches Wirtschaften. Das Ergebnis begeistert<br />

die Menschen der Region ebenso wie Feinschmecker<br />

und Käsekenner. Um seine Begeisterung<br />

mit interessierten Menschen zu teilen, führt<br />

Seppi seine Besucher gerne durch den Hof, seine


ALLES<br />

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und Mode<br />

Feuerwehr und<br />

Steiermark Gürtel<br />

11<br />

Produktionsstätte, und bietet im neu gestalteten<br />

Verkaufsraum seine Produkte zur Verkostung an.<br />

Fragen zur Käseerzeugung werden beantwortet<br />

und Wissenswertes über die richtige Kombination<br />

mit Getränken und anderen Speisen wird vermittelt.<br />

Kinderherzen schlagen höher, wenn im Heu<br />

getobt werden darf, und so mancher fühlt sich in<br />

seine Kindheit zurückversetzt, wenn er den Stall<br />

betritt und den Tieren beim „Wohlfühlen“ zusieht.<br />

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Haushaltsroboter, Tablets,<br />

selbstfahrende Rasenmäher, Essen<br />

übers Handy bestellen – das sind heute<br />

schon fast selbstverständliche Dinge,<br />

die nicht mehr wegzudenken sind.<br />

Und wenn es so weitergeht, werden die<br />

technischen Errungenschaften im Jahr<br />

2030 so weit entwickelt sein, dass die<br />

folgenden Generationen keine Ahnung<br />

mehr von körperlicher Arbeit und der<br />

Lebensmittelerzeugung haben.<br />

Möchten wir in Zukunft gentechnisch veränderte<br />

Lebensmittel kaufen oder uns zu Hause schnell<br />

mal ein Küchenutensil mit dem 3-D-Drucker ausdrucken?<br />

Wie fühlen wir uns, wenn uns auf der<br />

Straße plötzlich ein selbstfahrender LKW entgegenkommt<br />

oder Drohnen über unseren Hausdächern<br />

fliegen? Da stellt sich die Frage: Wollen<br />

wir das? Wollen wir, dass unsere Kinder keine<br />

Ahnung mehr von selbsttretenden Fahrrädern,<br />

von selbst angelegten Gärten, von heimisch erzeugten<br />

Lebensmitteln und der Heimat haben?<br />

Ist es denn nicht teilweise schon so, dass die Menschen<br />

von heute sich keine Gedanken mehr darüber<br />

machen, woher oder von wem alle Konsumgüter<br />

stammen? Wir haben ein Level erreicht, das<br />

uns zur wahren Konsumgesellschaft gemacht hat.<br />

12 12


Unsere Landwirtschaft und Gesellschaft im Jahr 2030<br />

Der Lebensstandard wird immer höher, alles will<br />

man haben. Früher reichten den Menschen der<br />

gesicherte Arbeitsplatz, ein Dach über dem Kopf<br />

und die täglichen Mahlzeiten, um zufrieden zu<br />

sein. Heutzutage sind diese überlebenswichtigen<br />

Grundbausteine von damals zu Gunsten von Handy,<br />

Auto und Wohlstand gewichen. Die Dynamik<br />

der Unzufriedenheit und der egoistischen Einstellung<br />

ist aber trotz alledem erschreckend gewachsen.<br />

Wollen wir uns nicht von dem anspruchsvollen<br />

Lebensstil etwas verabschieden und uns<br />

wieder vermehrt den menschlichen Gefühlen und<br />

Bedürfnissen widmen?<br />

Ist es denn nicht schöner und glückbringender, unseren<br />

Kindern die Natur, die Wälder und unsere<br />

heimischen Lebensmittel etwas näherzubringen<br />

als ein neues Computerspiel? Schlitten fahren im<br />

Winter, im Sommer über grüne Wiesen laufen<br />

und selbst angebautes Gemüse vom Garten ernten.<br />

Wahre Werte von früher aus unserer Kindheit.<br />

Zeigen wir unseren Kindern wieder vermehrt unser<br />

wunderschönes, wertvolles Land mit allen seinen<br />

einzigartigen Facetten. Wecken wir in ihnen<br />

die Lust, in der Natur zu spielen, sie zu erforschen<br />

und unser Umfeld erneut stärker wahrzunehmen.<br />

Letztendlich ist es unsere Entscheidung, was wir<br />

den folgenden Generationen mit auf den Weg geben<br />

wollen. Wir tragen die Verantwortung und<br />

setzen die nächsten Schritte. Denn das Wichtigste<br />

im Leben aller Menschen sind immer noch: Familie,<br />

Gesundheit, Liebe, Zufriedenheit und Glückseligkeit.<br />

Dinge, die man sich nicht kaufen kann!<br />

13


Unsere Sprache - unsere Seele<br />

bleagatzn aufleuchten Es muaß wer im Stoll drinn sein, i hobs kurz<br />

bleagatzn g’sehn.<br />

Heischneakla Heublumen/Wiesensamen Nach dem Umgraben streun wir a Heischneakla<br />

darüber.<br />

Schloapfn Pantoffel Da Hund vazaht mir ollewal meine Schloapfn.<br />

Ager Dachausbau Wenn olles fertig is, schlofn mia im Zimmer und<br />

die Kinder im Ager.<br />

Betbiachl Gebetsbuch Zur Firmung gibt’s a Uhr und a Betbiachl fia di.<br />

Bratzl Hundep fote Da Hund hot sie sei Bratzl verletzt.<br />

eingriasn tiefkühlen Des kaunst net lossn, des muaßt eingriasn,<br />

sumst wird’s hin.<br />

fiasln ein Bein stellen So lang hot er eam zan fiasln probiert,<br />

bis er samt dem Mostkruag gfolln is.<br />

Goaßl Peitsche Da Bua hot ban Kihaholdn schon wieda<br />

die Goaßl vagessn.<br />

Greaniegl Grünspecht A Greaniegl is ban Stollfenster einigflogn<br />

umd ban Saustoll wieda aussi.<br />

haam sich ärgern, kränken Tua di net haam, wenn er rauschi is sogt er vüli Sochn,<br />

dei er goanet moant.<br />

hoaperln streicheln, liebkosen I hob umsan Buam und es Nochbardirndl im Heustoll<br />

ban hoaperln dawischt.<br />

Kouch Brei Iss dein Kouch in da Friah, damit du groaß und<br />

stoark wirst.<br />

kreizdamisch total verrückt In der Remmlzeit is umsa Hund kreizdamisch<br />

und nicht zan daholtn.<br />

munkln heimlich reden Da Biargamoasta sull a Gspusi hom,<br />

i ham wos munkln g’heat.<br />

notzn<br />

kurz einschlafen, schlummern Des derf doch net woah sein,<br />

dass du in der Schul jedesmol zum notzn aufangst.<br />

Weitere 1.400 Mundartausdrücke und über 400 Beispielsätze finden Sie<br />

in unserem Buch „Rotzbua & Hobagoaß“; siehe Bestellkarte.<br />

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Es war einmal ein Gedanke…<br />

Es war einmal ein Gedanke.<br />

Ein Gedanke, der sich darum drehte,<br />

die Vielfalt und die Schönheit einer<br />

kleinen Region darzustellen, um den<br />

Gästen eine Freude zu bereiten und<br />

den Einheimischen die Möglichkeit zu<br />

bieten, ungezwungen und gemütlich<br />

Zeit miteinander zu verbringen.<br />

Aus der Idee von Grete Bretterklieber wurde eine<br />

Aufgabe, bei der alle Mitteregger (Mitteregg ist ein<br />

auf einem Hügel gelegener Ortsteil der Gemeinde<br />

St. Nikolai im Sausal) die Herausforderung annahmen,<br />

ihre Produkte an einem bestimmten Tag allen<br />

Interessierten aufzuwarten. Der ganze Berg<br />

nutzte diese Möglichkeit; ein Fest wurde geplant,<br />

bei dem die Spezialitäten der Betriebe und Höfe<br />

auf der Bühne des wunderschönen südsteirischen<br />

Hügellandes präsentiert wurden. Ein Name musste<br />

her – diesen lieferte Gretes Tochter, die sich gut<br />

daran erinnerte, wie sie in ihrer Kindheit bei jedem<br />

Spiel und bei jeder Arbeit immer „Riegl aufi<br />

und Riegl obi“ laufen musste.<br />

Wurde das Fest anfangs noch mit dem Tag der<br />

offenen Kellertür zusammengelegt und auch die<br />

Sommersonnenwende eingebunden, so ist „Rieglaufi<br />

– Rieglobi“ heute eine Veranstaltung, die Gäste<br />

von weit und breit anzieht. Das Konzept: alles,<br />

was am Berg produziert wird, anzubieten, steht<br />

auch nach 14 erfolgreichen Jahren weiter im Mittelpunkt.<br />

Dabei wird auf Nachhaltigkeit in vielen<br />

Bereichen gesetzt. Für die Bewirtung wird weder<br />

Plastik noch Wegwerfgeschirr verwendet, was<br />

nicht nur den genießerischen Wert der Speisen und<br />

Getränke steigert, sondern auch der Umwelt nach<br />

dem Fest guttut. Nachhaltig wirkt sich das Fest der<br />

Mitteregger Gemeinschaft auch auf den Tourismus<br />

aus, denn viele Gäste aus nah und fern nutzen die<br />

Veranstaltung für einen Kurzurlaub und verbringen<br />

ein paar erholsame Tage in der Region.<br />

Musik und Tanz, Brauchtum und Gemütlichkeit<br />

– genossen unter freiem Himmel zwischen Weinbergen<br />

und grünen Wiesen. Die Menschen wandern<br />

von einer Station zur nächsten, verweilen<br />

mal hier, verkosten mal dort, unterhalten sich und<br />

suchen zu guter Letzt ein Plätzchen, an dem man<br />

das Leben genießt und den Tag ausklingen lässt. So<br />

wurde aus dem Gedanken vom gemeinschaftlichen<br />

Präsentieren eine Aufgabe des gemeinsamen Feierns.<br />

Daraus entstand die Tradition, einmal im Jahr<br />

Riegl aufi und Riegl obi zu spazieren, um Freunde<br />

zu treffen und das Beste der Region zu genießen.<br />

Rieglaufi – Rieglobi freut sich auf ihren<br />

Besuch am 24. Juni 2017!<br />

15<br />

15


G’scheit gmocht!<br />

Expertentipp zur<br />

Gardinenpflege<br />

Endlich spürt man, dass der Frühling<br />

seine Kraft entfaltet. Es wird geputzt<br />

und dekoriert, die Schwermut des<br />

Winters macht fröhlichen Farben Platz<br />

und Lebensfreude findet in Dekor- und<br />

Gardinenstoffen ihren Ausdruck.<br />

Eine Waschmaschine mit einem Fassungsvermögen<br />

von 5 Kilo Wäsche kann höchstens mit 12m 2<br />

Stores gefüllt werden. Es ist zu empfehlen, dass<br />

Gardinenröllchen, Stecknadeln usw. vor der Maschinenwäsche<br />

entfernt werden. In einer Lauge<br />

aus einem Voll- oder Spezialwaschmittel werden<br />

die Gardinen bis 30 Grad gewaschen, aber nicht<br />

geschleudert. Die Gardine kurz abtropfen lassen,<br />

gleich wieder aufhängen und ordnen.<br />

Die Gardinen in der Badewanne zuerst kalt ausspülen.<br />

Anschließend in reichlich Lauge aus Volloder<br />

Spezialwaschmittel bis 30 Grad tüchtig hinund<br />

herschwenken und leicht durchdrücken. Auf<br />

keinen Fall reiben, zerren oder wringen! Nach<br />

mehrfachem Klarspülen und kurzem Abtropfen<br />

gleich wieder aufhängen und ordnen.<br />

Deren richtige Pflege sorgt dafür, dass Ihnen<br />

Ihre Gardinen lange Zeit Freude bereiten; hier<br />

erhalten Sie dafür einige Pflegetipps. Die Gardinen<br />

erst unmittelbar vor der Wäsche abnehmen<br />

(nicht knubbeln) und gleich nach dem Waschen<br />

noch gut feucht wieder ans Fenster hängen;<br />

sofort in Falten ordnen, damit keine Knickfalten<br />

entstehen. Gardinen trocknen schnell und<br />

ziehen sich beim Hängen glatt. Haben sich dennoch<br />

Knitter gebildet, hilft leichtes, zügiges Bügeln<br />

der feuchten Gardine.<br />

Häufigste Ursache für das Vergrauen von Gardinen<br />

ist: Es wurde zu wenig geschwemmt, was bedeutet:<br />

Ein Teil der Waschmittelkristalle klebt noch an<br />

den Polyesterfäden und genau dort setzt sich der<br />

Staub an. Alle Stoffe sollten mit maximal 30 Grad<br />

im Schonwaschgang gewaschen und nicht zu heiß<br />

gebügelt werden – sonst vergrauen sie!<br />

Als kompetenter Ansprechpartner in allen Fragen<br />

Ihrer Raumgestaltung beraten wir Sie gerne vor<br />

Ort und helfen Ihnen bei der Abstimmung und<br />

der Entscheidung. Beraten, ausmessen, fertigen,<br />

liefern und montieren – wir verschönern Ihren Lebensraum<br />

mit Formen, Farben und Materialien.<br />

16 16


Kindheitserinnerungen<br />

Die Butterseite<br />

des Lebens<br />

Wenn ich oft höre, wie viele alte Menschen über ihre schlimmen Jugendjahre<br />

klagen, so denke ich mir, dass ich eigentlich auf die Butterseite des Lebens<br />

gefallen bin. Mit diesem Satz beginnt Frau Maria Prattes, geboren 1929,<br />

unser Gespräch und erinnert sich dabei an allerlei Begebenheiten<br />

aus ihrer Kindheit.<br />

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Ich lebe zwar schon sehr lange in Garanas bei<br />

Schwanberg, bin aber in Pistorf zur Welt gekommen<br />

und habe dort auch meine Kindheit und Jugend<br />

verbracht. Zwar sprechen wir hier von den<br />

30er Jahren, die sehr schlecht und schwer waren,<br />

aber das haben wir Kinder niemals zu spüren bekommen.<br />

Wir hatten immer etwas zu essen, ein<br />

warmes Bett und eine Familie, die für uns sorgte.<br />

Mehr brauchten wir Kinder schon nicht, um<br />

glücklich und unbeschwert aufzuwachsen. Natürlich<br />

mussten wir am Hof mithelfen und je älter<br />

wir wurden, desto größer wurden unsere Aufgaben,<br />

aber das war bei allen Kindern so. Und<br />

wir haben auch nicht nur geschuftet, sondern<br />

es gab genug Zeit zum Spielen und für Freunde.<br />

Zu unseren täglichen Aufgaben gehörte das<br />

Tragen von Wasser und Holz, das Einheizen des<br />

Saukessels, wenn frisches Futter gekocht wurde,<br />

und im Sommer das „Brennwehn“, das Verjagen<br />

der Bremsen bei den Ochsen. Wenn wir bei der<br />

Heuarbeit waren, konnten die lästigen Bremsen<br />

unsere geduldigen Tiere zur Weißglut treiben. So<br />

schnitt der Vater einen Zweig von einem Laubbaum<br />

ab; mit diesem strichen wir über die Tiere<br />

und versuchten so die Quälgeister zu vertreiben.<br />

Wenn die Ferienzeit kam, war das Schwarzbeerpflücken<br />

unsere wichtigste Aufgabe. Dann<br />

marschierten wir mit einem 4 Liter Blechhefen<br />

und einem Literkannderl in den Wald und mussten<br />

diese beiden Gefäße vollmachen, denn das<br />

war genau jene Menge, die die Mutter für einmal<br />

Einkochen brauchte. Ein paar Mal wurden wir in<br />

die Wälder rund um Pistorf geschickt und auch<br />

wenn uns die Arbeit manches Mal lästig war, so<br />

freuten wir uns im Winter immer darüber, wenn<br />

ein Glas Schwarzbeermarmelade auf dem Tisch<br />

stand.<br />

Besonders großen Einfluss auf mich hatte in<br />

meiner Kindheit die Großmutter. Sie, Anna Milhalm,<br />

war 1858 geboren und hat sich liebevoll<br />

um mich gekümmert. Sie war eine sehr gescheite<br />

Frau und als meine Mutter auf den Hof kam,<br />

hat sie sich sofort zurückgezogen und der Mama<br />

das Wirtschaften überlassen. Meine Oma hatte<br />

sieben Söhne; alle mussten im Ersten Weltkrieg<br />

einrücken, vier davon sind nicht mehr zurückgekommen<br />

und deshalb hat sie später eine kleine<br />

Rente für ihren Verlust bekommen. Es waren 25<br />

Schilling, die ihr monatlich zustanden – das war<br />

viel Geld, denn nur ein wirklich guter Knecht bekam<br />

damals so viel bezahlt. Für uns hatte das<br />

den Vorteil, dass sich der sonntätige Kirchgang<br />

auszahlte, denn ein paar Zuckerln gab es immer<br />

für mich. Besonders freute ich mich auf Fronleichnam,<br />

weil da war der Lebzelter von Leibnitz<br />

vor unserer Kirche und es gab Met und große<br />

Semmeln – so viele, wie ich in mich hineinbrachte.<br />

Wenn wir Kinder frei hatten, sind wir gerne<br />

bei den Handwerkern in unserer Umgebung ge-<br />

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wesen, denn dort war immer etwas los und es<br />

gab vieles zu beobachten. In unserem Dorf gab<br />

es damals einen Hafner, einen Wagner, einen<br />

Schmied und einen Zimmermann. Überall waren<br />

wir willkommen, durften spielen und manches<br />

Mal auch helfen. Besonders der Schmied hatte<br />

es uns angetan. Dort gab es Feuer und die Funken<br />

flogen, wenn er mit seinem Hammer das glühende<br />

Eisen bearbeitete. Unter der Esse hatte er<br />

noch einen Blasbalg, der mit dem Fuß betrieben<br />

wurde. Jedes Mal, wenn er darauftrat, hörte man,<br />

wie der Windstoß in die glühenden Kohlen fuhr<br />

und das Feuer aufs Neue anfachte. Es war aber<br />

auch zum Aufpassen! Da wir immer nur barfuß<br />

unterwegs waren, gab es genug Möglichkeiten,<br />

sich zu verletzen oder auf glühende Eisentropfen<br />

zu treten.<br />

Unser Schmied war auch ein guter Tierdoktor<br />

und alle Bauern der Umgebung kamen mit ihren<br />

Zugtieren zu ihm, wenn sich eines der Tiere einen<br />

Stein oder einen „Zoagl-Nagl“ eingetreten hatte.<br />

Dann kam beispielsweise der Ochse in ein Gestell,<br />

mit dem er ruhiggestellt wurde und hochgehoben<br />

werden konnte. Sein verletztes Bein wurde<br />

fixiert und der Fremdkörper aus den Klauen<br />

herausgeschnitten. Musste der Schmied zu tief<br />

schneiden, so fertigte er aus einer Metallplatte<br />

einen Huf für das Rindvieh an und befestigte diesen,<br />

damit ein Auftreten möglich war. Das größte<br />

handwerkliche Abenteuer bei uns am Hof gab es,<br />

als der Strom eingeleitet wurde. Das war im Jahre<br />

1935 und für mich kleines Mädchen war das<br />

alles wie ein Wunder. Gut erinnere ich mich noch<br />

daran, wie bei uns in der Stube ein kleines Kastl<br />

unter dem Lichtschalter stand. Weil ich noch zu<br />

klein war, kraxelte ich<br />

auf das selbige, um mit<br />

dem Schalter den Strom<br />

hereinzulassen.<br />

In jeder freien Minute<br />

waren wir Dorfkinder<br />

beisammen und haben<br />

gespielt. „Grob’n Rotz“<br />

war eines unserer Lieblingsspiele.<br />

Dabei gab<br />

es zwei Gruppen und<br />

in der Mitte einen Graben,<br />

den wir übersprangen. Jede Gruppe hatte<br />

die Aufgabe, in das Feld der anderen zu springen,<br />

ohne dabei erwischt zu werden. Der Springer<br />

war der „Rotz“ (Ratte) und suchte im Revier der<br />

anderen nach Futter. Auch „Treapal“ haben wir<br />

gerne gespielt, das war wie Abfangen. Das „Treapal“<br />

musste schauen, dass es einen Mitspieler erwischte.<br />

Schneider leich mir die Schah, Räuber<br />

und Gendarm, Verstecken und vieles mehr stand<br />

bei uns auf dem Unterhaltungsplan. Bekamen wir<br />

Hunger, so suchten wir uns einfach den nächsten<br />

Obstbaum und stopften uns mit Kirschen, Äpfeln<br />

oder Zwetschken voll. Keiner hatte etwas dagegen,<br />

gab es doch genug Obstbäume und Beerensträucher<br />

und es waren sowieso von jedem<br />

Haus ein oder mehrere Kinder dabei.<br />

Meine Kindheit war eine schöne und unbeschwerte<br />

Zeit, die ich gemeinsam mit vielen anderen<br />

Kindern im Dorf verbracht habe und an die<br />

ich heute noch sehr gerne zurückdenke. Finsterer<br />

wurde unser Leben erst, als der Zweite Weltkrieg<br />

kam, aber das ist eine andere Geschichte.<br />

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