PT-Magazin_02_2017
Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung
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<strong>PT</strong>-MAGAZIN 2/<strong>2017</strong><br />
© Natalia Klenova - Fotolia<br />
Diabetes<br />
Wirtschaft<br />
52<br />
Die Epidemie des 21. Jahrhunderts verursacht<br />
enorme Kosten für die Volkswirtschaft – das müsste nicht sein!<br />
Diabetes ist auf dem Vormarsch:<br />
Rund 9% der Weltbevölkerung<br />
sind aktuell davon betroffen. Im<br />
Jahre 2015 lebten weltweit 415 Millionen<br />
Diabetiker. Glaubt man den Berechnungen,<br />
so sollen im Jahre 2040 gar 642<br />
Millionen Diabetesbetroffene unseren<br />
Planeten bewohnen, d.h. rund 11% der<br />
Weltbevölkerung. Zahlreiche Länder<br />
werden von der Diabetes-Epidemie<br />
besonders stark heimgesucht: z.B. Mauritius<br />
(24.3%), Saudi-Arabien (17.6%), Seychellen<br />
(17.4%), Mexiko (15%) und die<br />
Türkei (12.8%). Länder mit dem geringsten<br />
Anteil an Zuckerkranken sind im<br />
südlichen Teil des afrikanischen Kontinents<br />
mit rund 3% zu finden. Allein in<br />
Deutschland leben zurzeit 6.5 Millionen<br />
Menschen mit einer Zuckerkrankheit (ca.<br />
8% der deutschen Bevölkerung), was –<br />
abgesehen vom großen Leid – hohe Kosten<br />
für die Volkswirtschaft in der Höhe<br />
von geschätzten 20 Milliarden Euro zur<br />
Folge hat. Aber warum nur dieses epidemieartige<br />
Aufblühen des Diabetes? Was<br />
läuft hier falsch?<br />
Was ist Diabetes?<br />
Diabetes wird im Volksmund auch als<br />
„Zuckerkrankheit“ bezeichnet. Sie ist<br />
eine schleichende, sehr langwierige<br />
und mit vielen Folgeschäden verbundene<br />
Krankheit. Man unterscheidet zwei<br />
Typen: Beim Diabetes Typ 1 steigt der<br />
Blutzuckerspiegel über die Norm, weil<br />
von der Bauchspeicheldrüse zu wenig<br />
blutzuckersenkendes Insulin produziert<br />
wird; rund 10% der Diabetiker sind<br />
davon betroffen. Beim Diabetes Typ 2<br />
wäre zwar genügend blutzuckersenkendes<br />
Insulin vorhanden, aber dieses wirkt<br />
nicht richtig wegen der sog. Insulinresistenz.<br />
Die weltweite epidemieartige Verbreitung<br />
betrifft vor allem den Diabetes<br />
Typ 2, welcher 90% der Diabetesfälle<br />
ausmacht und mit Übergewicht verbunden<br />
ist. Typ 2 Diabetes stellt somit klar<br />
eine Zivilisationskrankheit dar, die auf<br />
Fehlernährung basiert.<br />
Schuld am Desaster ist die<br />
Kohlenhydratmast<br />
Diabetes Typ 2 bildet eine Wohlstandskrankheit,<br />
die mit wohlgenährter Leibesfülle<br />
zu tun hat: Reduziert man die überschüssigen<br />
Kilos, so verschwindet in den<br />
allermeisten Fällen auch der Diabetes<br />
wieder. Sind Sie darauf bedacht, dass sich<br />
keine überflüssigen Pfunde ansammeln,<br />
so sehen Sie nicht nur ansprechender aus,<br />
sondern umgehen auch flott das Risiko,<br />
an Diabetes zu erkranken. Da die Hauptursache<br />
für Übergewicht ein Zuviel an<br />
Kohlenhydraten darstellt, ist der Diabetes<br />
eine Krankheit, die auf Kohlenhydratmast<br />
zurückzuführen ist. Kohlenhydrate<br />
spielen in unserer heutigen Ernährung<br />
eine zentrale Rolle, ja sie sind gar unsere<br />
omnipräsenten Begleiter. Unbewusst<br />
verschlingen wir sie in jeder Mahlzeit,<br />
sei es ein, zwei oder gar Brötchen zum<br />
Salat, ein Sandwich zwischendurch, ein<br />
leckeres Nudelgericht, ein köstliches<br />
Stück Kuchen, eine wohlschmeckende<br />
Pizza oder die Flasche Ice Tea als ständigen<br />
Weggefährten. So verzehren die<br />
Deutschen denn auch reichlich davon,<br />
nämlich rund 250 g pro Kopf und Tag.<br />
Doch kann der Körper mit dieser Menge<br />
Kohlenhydrate umgehen? Mitnichten!<br />
Zuviel ist Zuviel!<br />
Was passiert mit den Kohlenhydratspeisen<br />
in unserem Körper? Sie werden<br />
im Darm zu Zucker abgebaut. Dieser<br />
gelangt alsdann in die Blutbahn, worauf<br />
der Blutzuckerspiegel ansteigt. Das<br />
Hormon Insulin sorgt dafür, dass das<br />
Blut vom Zuckerüberschuss befreit wird,<br />
indem es den Zucker in die Körperzellen<br />
verfrachtet. Dort angekommen, wird der<br />
Zucker entweder zu Energie verbrannt,<br />
als Glykogen gespeichert oder bei Überangebot<br />
zu Fett umgewandelt. Genau<br />
dieses Fett landet dann in den verpönten<br />
Rundungen und führt langfristig zu<br />
Übergewicht. In einem solch vollbeleibten<br />
Zustand kommt es oftmals zur Situation,<br />
dass sich die Körperzellen weigern,<br />
den Zucker im Blut aufzunehmen (Insulinresistenz),<br />
was dazu führt, dass der<br />
Blutzucker über die Norm ansteigt und<br />
es zum Krankheitsbild Diabetes kommt.<br />
Zuviel Zucker in der Blutbahn verklebt<br />
die Innenwände der Blutgefässe, was<br />
banal ausgedrückt einem Glasurüberzug<br />
eines Kuchens gleichkommt. Die<br />
Folgen sind verheerend: Bei dauerhaft<br />
erhöhtem Blutzucker sterben empfindliche<br />
Organstrukturen ab. Amputationen,<br />
Erblindung, Nierenversagen mit Dialysepflicht,<br />
Herzinfarkt und Hirnschlag sind<br />
die Folgen.<br />
Diabetes-Folgeerkrankungen pro Jahr<br />
in Deutschland<br />
• 27.900 Amputationen<br />
= alle 19 Minuten eine<br />
• 6.000 neue Erblindungen<br />
= alle 90 Minuten eine<br />
• 8.300 neue Dialysebehandlungen<br />
= jede Stunde eine neue Dialysepflicht<br />
• 27.000 Herzinfarkte<br />
= alle 19 Minuten einer<br />
• 44.400 Schlaganfälle<br />
= alle 12 Minuten einer<br />
Quelle: Code-2-Studie/1998 – Folgeerkrankungen/Jahr in<br />
Deutschland / http://www.diabetesstiftung.org/diabetesspaetschaeden.html<br />
(abgerufen: 12.01.<strong>2017</strong>)