WEB_Eifel_aktuell_Februar_2017
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<strong>Eifel</strong><br />
paar Feldfrüchte stahl, unweigerlich das Ende auf<br />
dem Nordeifeler Golgatha durch den Strick oder<br />
das Beil. Während ein Totschläger, der in einem<br />
handfesten Wirtshausstreit seine vermeintliche<br />
Mannesehre rächte, zumeist mit einem „blauen<br />
Auge“, sprich Verwarnung durch die Anklage wie<br />
nach Versprechen des Täters, jedwedem Raufhändel<br />
künftig abzuschwören, davonkam.<br />
Alt-Eicherscheid für künftige Generationen jung erhalten! Das ist das Ziel der Sprecher im geschichtlichen<br />
Arbeitskreis, Ludwig Siebertz und Kurt Förster (v.r.).<br />
Foto: Manfred Schmitz<br />
Die Siedlung „Am Gericht“ – Wirtschaftsfaktor<br />
und Nordeifeler Golgatha<br />
Infotafel des Arbeitskreises Geschichte hält die<br />
Vergangenheit jung<br />
Nordeifel/Simmerath.<br />
Namen wecken Erinnerungen, erzählen<br />
Geschichte(n), wie sie das Leben<br />
täglich aufs Neue schreibt. Und das<br />
nicht nur solche mit Happy end! So<br />
behandelte der rührige „Arbeitskreis Geschichte<br />
Eicherscheid“ unlängst das heimatkundliche<br />
Kapitel des frühen Gemeinwesens „Am Gericht“.<br />
Und seine Mitglieder stießen bei ihren Recherchen<br />
zur Siedlung mit überaus historisch bedeutsamer<br />
Vergangenheit auf faszinierende frische Spuren<br />
Ureifeler Lebens und stellten verblüffende<br />
Zusammenhänge her. Ist doch die Kreuzung „Am<br />
Gericht“ seit dem Mittelalter nicht nur wichtiger<br />
Verkehrsknotenpunkt des Monschauer Landes,<br />
Handelsstation und Verpfl egungsbiwak auf den<br />
Gütertransport- und Pilgerwegen von und nach<br />
Aachen, Düren, Belgien oder Trier.“Am Gericht“:<br />
ein früher Wirtschaftsfaktor!<br />
„Galgenfeldchen“ genannt, Urteile in verhandelten<br />
Strafprozessen gefällt und nicht selten gnadenlos<br />
vollstreckt. Erst die französische Besatzungsmacht<br />
machte 1795 dem juristischen Spuk kategorisch<br />
ein Ende. Sie verbot die Todesstrafe, die gemäß<br />
damaliger Rechtsprechung ohnehin zur Farce<br />
verkommen war und allzu oft Unrecht denn<br />
Recht sprach. So drohte einem Familienvater, der<br />
aus schierer Not für seine darbenden Kinder ein<br />
„Weil“, begründen Arbeitskreis-Sprecher Ludwig<br />
Siebertz und seine Heimat-Historiker-Kollegen Kurt<br />
Förster und Joachim Gostek die Errichtung einer<br />
Informationstafel wider das Vergessen der eigenen<br />
Wurzeln, „unserer jungen Generation das Schicksal<br />
ihrer Vorfahren nicht unbedingt gegenwärtig ist“.<br />
Wenn <strong>Eifel</strong>er Hobby-Historiker vom Entdeckerdrang<br />
gepackt werden, wird ihnen warm ums Herz, bibbern<br />
sie sich mutig durch die grimmigste Januar-Kälte.<br />
Und so hatte sich auf dem Parkplatz „Am Gericht“<br />
unter dem Thema „Fronrath – Vroenrot – Froen-<br />
Rode“ eine fast 30-köpfi ge Schar sachkundig<br />
Interessierter zur Tafel-Enthüllung eingefunden.<br />
Eeschends Arbeitskreissprecher begrüßte zahlreiche<br />
Kollegen aus Heimat- und Geschichtsvereinen des<br />
Monschauer Landes. Siebertz hieß – bei einem Schluck<br />
Els, „Frostschutzmittel“ Glühwein und Gebäck auch<br />
einen Vertreter des Aachener Energieversorgers und<br />
Projektsponsors STAWAG willkommen. Der Referent<br />
bekannte: „Ohne die fi nanzielle Unterstützung<br />
durch das unserer gemeinnützig-ehrenamtlichen<br />
Sache verbundene Unternehmen hätten wir diese<br />
Gedenkstätte nie einweihen können!“ Eicherscheids<br />
Ortsvorsteher Günter Scheidt und sein Simmerather<br />
Ratskollege Otto Jungblut würdigten die freiwillig<br />
geleistete Arbeit des Golddorf-Geschichtsvereins:<br />
„Seine Mitglieder erforschen, was an Wissens- und<br />
Bewahrenswertem unweigerlich verschollen schien,<br />
und erhalten die wertvollen Inhalte unser aller<br />
Existenz für künftige Genrationen.“<br />
(ms)<br />
Denn seit dem Jahre 1550 war die dann erstmals<br />
urkundlich verbriefte Gemarkung und anhand<br />
von Sippen-Feuerstellen nachgewiesener Weiler<br />
„Vroenrot…da das gericht nu steyt“ mehr als ein<br />
Schauplatz pulsierenden Lebens, Treffpunkt und<br />
Raststelle der Kaufl eute und Wallfahrer, nämlich<br />
auch ein Ort mit Gruseleffekt und abschreckender<br />
Drohgebärde. Sein buchstäblich furchtbarer Name<br />
„Gericht“ war Programm des herrschenden Adels<br />
und Klerus. Wurden doch auf dem Areal im Schatten<br />
eines unheimlich wirkenden Galgens, im Volksmund<br />
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