aus dem Inhalt: - KJF Regensburg
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Titelthema<br />
16<br />
100 Her<strong>aus</strong>forderungen auf 15 Tafeln:<br />
Ausstellung „100 Jahre <strong>KJF</strong>“ –<br />
eine Entdeckungsreise<br />
Text: Dr. Maria Baumann · Fotos: altrofoto.de<br />
100 Jahre Katholische Jugendfürsorge der Diözese <strong>Regensburg</strong> in eine<br />
Ausstellung packen, die trotz der Fülle übersichtlich bleibt, zugleich ein<br />
Stück bayerische Sozialgeschichte aufzeigt – das ist Dr. Maria Baumann,<br />
Kuratorin und Verantwortliche für Ausstellungen und Museumspädagogik<br />
im Bistum <strong>Regensburg</strong>, Ines Amann, Kunsthistorikerin, und Astrid<br />
Riege, Grafikerin, überzeugend gelungen. Dr. Maria Baumann stellt das<br />
Projekt vor.<br />
Ausbildung, Begegnung, christliches Leitbild, diözesanweit,<br />
Erziehungsberatung, Förderschule, Gewaltprävention,<br />
Heilpädagogik, Inklusion, Jugendhilfegesetz,Kinderparlament,Lernwerkstatt,Migrationsdienst,<br />
Notaufnahme, online gut beraten, Pflegeeltern,<br />
qualifiziert, Rehabilitation, Spurwechsel, Therapie,<br />
UN-Konvention, Vormundschaft, Wohngruppe,<br />
XL-Perspektiven, Young Care, Zukunft … Das Alphabet<br />
der <strong>KJF</strong> lässt sich vielfach buchstabieren. Und<br />
manchmal kommt man ob der ganzen Fülle der<br />
Möglichkeiten ins Stottern. Doch sollte man als<br />
Ausstellungsmacherin ja ganze und vor allem flüssige<br />
Sätze schreiben. Zehn Jahrzehnte Gegenwart,<br />
Hunderte von Ideen, Aufgaben, Entschlüssen, die<br />
von Generation zu Generation von Betreuten und<br />
MitarbeiterInnen gewachsen sind: Das gestaltet das<br />
faszinierend facettenreiche Kaleidoskop auf <strong>dem</strong><br />
Weg vom Katholischen Jugendfürsorgeverein zum<br />
sozialen Netzwerk.<br />
So bunt und vielfältig wie die Arbeit der <strong>KJF</strong> sollte<br />
auch die Ausstellung zum Jubiläum werden. Doch<br />
all dies und dazu noch eine Entdeckungsreise durch<br />
100 Jahre spannende Sozialgeschichte auf 15 Tafeln<br />
in Wort und Bild zusammenzufassen – das war<br />
schon eine echte Her<strong>aus</strong>forderung. Jeder der 25.097<br />
Betreuten in über 70 Einrichtungen hat eine eigene<br />
Geschichte. Jeder Aspekt der <strong>KJF</strong> als Begleiter im Lebensbogen,<br />
von der Frühchenbetreuung bis zu Angeboten<br />
für behinderte Menschen im Rentenalter,<br />
bringt eine immer neue Begegnung mit menschlichen<br />
Lebenswegen, die Perspektiven verändern.<br />
Die Fährten der Vergangenheit führen in der Ausstellung<br />
auch in das dunkelste Kapitel deutscher<br />
Geschichte. Die Recherche in Schloss Hartheim bei<br />
Linz, in <strong>dem</strong> im 2. Weltkrieg fast 30.000 Menschen<br />
getötet wurden, darunter 137 Frauen <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> heute<br />
Kontakte 1/2012<br />
von der <strong>KJF</strong> getragenen Antoniusheim<br />
Münchshöfen, machte mich<br />
wieder fassungslos. Besonders<br />
tief berührten mich die Vitrinen<br />
mit Tassen, Rosenkränzen, Haarspangen<br />
und Heiligenfiguren<br />
– den letzten Lebensspuren der behinderten Menschen,<br />
deren Leichen in der NS-Tötungsanstalt verbrannt<br />
wurden. Auf der Heimreise bearbeitete ich<br />
das Thema „Wie hat sich das Bild des Behinderten<br />
verändert?“.<br />
Die Lebenswelt<br />
der Menschen mit<br />
Behinderung<br />
ist immer noch<br />
weitgehend getrennt<br />
vom Rest der Welt.<br />
Es wurde viel erreicht. Schulen,<br />
Wohnheime und Werkstätten<br />
wurden in großer Zahl eingerichtet,<br />
T<strong>aus</strong>ende von Menschen<br />
mit Handicap begleitet. Doch<br />
die Lebenswelt der Menschen<br />
mit Behinderung ist immer noch<br />
weitgehend getrennt vom Rest<br />
der Welt. Das Bild, das sich nicht<br />
behinderte Menschen von einem<br />
Leben mit Behinderung machen,<br />
stimmt selten mit der Wirklichkeit<br />
und <strong>dem</strong> Selbstverständnis<br />
behinderter Menschen überein.<br />
Behinderungen werden schnell<br />
mit Defiziten und Einschränkungen<br />
in Verbindung gebracht, die<br />
großen Potenziale übersehen.<br />
Lebensfreude, Glück, das Positive<br />
und Schöne gehören gen<strong>aus</strong>o<br />
zum Leben dieser Menschen<br />
dazu.