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aus dem Inhalt: - KJF Regensburg

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Kommentar<br />

34<br />

Eine Zukunft für Grenzen<br />

Jugendliche<br />

Dass Jugendliche dazu neigen, Grenzen zu überschreiten,<br />

ist weder neu, noch an sich Besorgnis erregend.<br />

Vielmehr ist es das Recht und die Pflicht junger Menschen,<br />

sich an ihre Grenzen heranzutasten und diese<br />

zu erweitern. Problematisch wird es dann, wenn diese<br />

Grenzüberschreitungen Rechte anderer verletzen, mit<br />

Gewalt verbunden sind und den Jugendlichen oder seine<br />

Umgebung gefährden.<br />

Seit Mitte der 90er Jahren hat sich das Wissen um<br />

die Entstehung von Gewaltbereitschaft bei Jugendlichen<br />

erheblich verbessert: Faktoren wie das Lernen<br />

gewalttätigen Verhaltens am Erfolg durch Duldung<br />

in der Familie oder Schule, die Auswirkung gewalttätiger<br />

Modelle im Lebensumfeld, Gewalt als Folge<br />

auf ein negatives Selbstkonzept, die Sog-Wirkung<br />

der gewalttätigen „peer-group“, die additive Wirkung<br />

von R<strong>aus</strong>chmitteln, die Begünstigung durch<br />

fehlende soziale Kontrolle oder Billigungseffekte<br />

durch Medien sind überzeugend nachgewiesen.<br />

Über diese Aufzählung hin<strong>aus</strong> wissen wir, dass gesellschaftliche<br />

Bedingungen einen erheblichen Einfluss<br />

auf die Gewaltbereitschaft bei Jugendlichen<br />

haben: Das Gefühl, nicht wirklich gebraucht zu werden,<br />

herabgesetzte Teilhabechancen am Wohlstand,<br />

Ausgrenzungserfahrungen und geringe Chancen,<br />

eine erfüllende berufliche Tätigkeit <strong>aus</strong>üben zu können,<br />

ergeben eine explosive Mischung vor allem bei<br />

jungen Männern, die zur Gewalt führt.<br />

Zu wissen, wie Gewaltbereitschaft bei jungen Menschen<br />

entsteht, ist das eine. Die andere Notwendigkeit<br />

für eine <strong>dem</strong>okratische Gesellschaft ist jedoch<br />

der Umgang mit gewaltbereiten und bereits gewalttätig<br />

aufgefallenen Jugendlichen und jungen<br />

Erwachsenen. Hier greifen traditionelle Konzepte<br />

wie Separation, Isolation, Bestrafung und Diszipli-<br />

Kontakte 1/2012<br />

nierung der Gewalttäter zu kurz. Junge Menschen<br />

fordern mit ihrer Bereitschaft zu Grenzüberschreitung<br />

und Gewalt unsere Gesellschaft her<strong>aus</strong>. Es ist<br />

Aufgabe der sozialen Systeme, sich dieser Her<strong>aus</strong>forderung<br />

vor allem durch die kleine Gruppe der<br />

„zornigen jungen Männer“ zu stellen. Die Aufgabenstellung<br />

ist komplex, sind die Problemlagen doch oft<br />

vielschichtig und über Jahre verfestigt, ist der Nachhol-<br />

und Nacherziehungsbedarf auch bei jungen Erwachsenen<br />

erheblich und braucht eine wirkungsvolle<br />

Hilfe, hohe Professionalität und eine Vernetzung<br />

der Unterstützungssysteme. Die Zergliederung des<br />

Sozialsystems in Deutschland in einzelne Zuständigkeitsbereiche<br />

ist dabei oft gen<strong>aus</strong>o hinderlich wie<br />

der Einsatz kurzfristiger, wenig intensiver und oft<br />

widersprüchlicher Behandlungsansätze, die gerade<br />

in Mode sind.<br />

Diese jungen Menschen<br />

brauchen vor allem das Gefühl,<br />

eine Zukunft innerhalb<br />

der Gesellschaft zu haben.<br />

Die Ermutigung, dass sie<br />

mit ihren Fähigkeiten gebraucht<br />

und gewollt sind, ist für sie<br />

wichtiger als alles andere.<br />

Was diese kleine Gruppe hoch problematischer Jugendlicher<br />

wirklich braucht, sind eine langfristige<br />

Unterstützung in Schule und Ausbildung – in Formen,<br />

die den Problemlagen dieser Jugendlichen<br />

auch gewachsen sind, sowie entschiedene pädagogische<br />

und therapeutische Hilfen für ihre Rollenfindung,<br />

ihre Persönlichkeitsentwicklung und

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