Bauen in der Lücke.pdf - Wohnbau - TU Wien
Bauen in der Lücke.pdf - Wohnbau - TU Wien
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<strong>Bauen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Lücke</strong><br />
Mit <strong>in</strong>ternationalen und österreichischen<br />
Projektbeispielen<br />
1<br />
www.Akita-Mani-Yo.de
INHALT:<br />
E<strong>in</strong>leitung<br />
Beispiele<br />
1 (S.6-7 ) Vertikalgartenhaus Alx<strong>in</strong>gergasse<br />
2 (S.8-9) Terrassenhaus <strong>in</strong> <strong>der</strong> Buchengasse <strong>Wohnbau</strong> und K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesheim<br />
3 (S.10) Sargfabrik<br />
4 (S.11) LEE-Wohnhausanlage<br />
5 (S.12-13) Mehrzweckgebäude MQ-West von Carl Pruscha<br />
6 (S.14) Stadthaus, <strong>Wien</strong> von Delugan Meissl Architects<br />
7 (S.15) <strong>Wohnbau</strong> mit öffentlicher Nutzung, Krems von Peter Balogh<br />
8 (S.16) Anbau-Haus <strong>in</strong> Paris von Christian Pottgießer<br />
9 (S.17) Crepa<strong>in</strong> Spaens House, Belgien von CSD Architecten<br />
10 (S.18) Wohnhaus Gormannstrasse von HSH<br />
11 (S.19) Wohn- und Geschäftshaus <strong>in</strong> Köln-Bayenthal von Manuel Herz<br />
12 (S.20) Städtisches Reihenhaus Neubaugasse, Graz von Croce & Klug<br />
13 (S.21-22)Wohnhäuser Rue des Suisses, Paris von Herzog & de Meuron<br />
14 (S.23) Light House <strong>in</strong> London<br />
15 (S.24) „Moriyama House“<br />
16 (S.25) Rooftecture S by Shuhei Endo<br />
17 (S.26) Wohnquartier <strong>in</strong> London<br />
2
E<strong>in</strong>leitung :<br />
Baulücken s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den vielen Städten augenfällige<br />
Beispiele städtebaulicher Defizite. Sie bilden aber auch e<strong>in</strong><br />
immenses Potenzial <strong>der</strong> <strong>in</strong>nerstädtischen Entwicklung: sei<br />
es durch Schließung <strong>der</strong> <strong>Lücke</strong>, durch e<strong>in</strong>e aktive<br />
landschaftsarchitektonische Gestaltung o<strong>der</strong> durch e<strong>in</strong>e<br />
künstlerische Nutzung.<br />
Neben <strong>der</strong> für die Kommune wichtigen<br />
kommunalwirtschaftlichen Betrachtung ist für die<br />
E<strong>in</strong>zelentscheidung e<strong>in</strong>es Besitzers o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es potenziellen<br />
Bauherrn e<strong>in</strong>er Baulücke immer die eigenwirtschaftliche<br />
Betrachtung von Bedeutung. Gerade die Nachverdichtung<br />
und Baulückenschließung s<strong>in</strong>d komplexe, langwierige und<br />
komplizierte Angelegenheiten. Wegen <strong>der</strong> damit<br />
verbundenen Probleme s<strong>in</strong>d sie für Bauträger o<strong>der</strong><br />
renditeorientierte Investoren kaum von Interesse. Insoweit<br />
stellen gerade solche Projekte e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es<br />
Tätigkeitsfeld für Architekten dar, die mit den beson<strong>der</strong>en<br />
Problemlagen sehr viel besser umgehen können.<br />
Baulückenkataster<br />
Als erster Schritt ist es Wichtig, vorhandene Baulücken<br />
identifizieren zu können. Dazu ist die Erarbeitung e<strong>in</strong>es<br />
Baulückenkatasters erfor<strong>der</strong>lich.Dieser erfaßt alle<br />
vorhandenen<br />
Baulücken und gibt Informationen über<br />
Bebaubarkeit<br />
Dabei darf die Baulückenproblematik nicht ausschließlich<br />
unter dem Blickw<strong>in</strong>kel <strong>der</strong> dauerhaften Nutzung<br />
betrachtet werden. Im E<strong>in</strong>zelfall können auch temporere<br />
Zwischennutzungen s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>.<br />
Wie das Beispiel <strong>Wien</strong> zeigt, gibt für das gesammte<br />
dichtbebaute Stadtgebiet e<strong>in</strong>en Baulückenkataster, <strong>der</strong><br />
vorhandene Baulücken und m<strong>in</strong><strong>der</strong>genuzte Bauflächen<br />
erfasst. Grundstücks<strong>in</strong>formationen werden gesammelt<br />
und Kategorisiert. Der Kataster wurde von SRZ<br />
(Stadt+Regionalforschung) erstellt und <strong>der</strong> MA 40<br />
übergeben. Er ist e<strong>in</strong> wichtiges Werkzeug für die <strong>in</strong>nere<br />
Stadtentwicklung bzw. für die Stadterneuerung.<br />
Als e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> zentralen Aufgaben <strong>der</strong> Stadterneuerung <strong>in</strong><br />
<strong>Wien</strong> wird die Aufwertung erneuerungsdr<strong>in</strong>glicher<br />
Baublöcke (Blockrandbebauung aus <strong>der</strong> Grün<strong>der</strong>zeit)<br />
durch bauliche soziale und/ö<strong>der</strong> kulturelle Maßnahmen<br />
gesehen.<br />
3<br />
Ideenwettbewerb „Baulücke“ <strong>der</strong><br />
Stadt Leipzig, 1999/2000<br />
Doris Salcedo; Installation for the 8th<br />
International Istanbul Biennial 2003
Grün<strong>der</strong>zeitliche Stadt<br />
Nachteile:<br />
• Zu dicht bebaut<br />
4<br />
• Verkehrsaufkommen und <strong>der</strong>en Bewältigung<br />
• Zu wenig Freiflächen für Fußgänger<br />
• Traditionelle Nutzungsmischung führt zu Konflikten<br />
• Erdgeschosszonen verarmen <strong>in</strong> funktionaler H<strong>in</strong>sicht<br />
(Greislersterben, Garagen und Nebenraumfronten,mehr<br />
Anspruch)<br />
• Wohnqualität oft nicht mehr zeitgemäß<br />
• Stadtgestalterische Monotonie<br />
Vorteile:<br />
• Dichte ermöglicht e<strong>in</strong>e kompakte Stadt <strong>der</strong> kurzen Wege<br />
• Die traditionelle Gebäudestruktur ist robust und<br />
nutzungsneutral und für Verän<strong>der</strong>ungen erstaunlich offen<br />
• Stadtquartiere s<strong>in</strong>d „urban“ und können soziale,<br />
alltagskulturelle und funktionale Vielfalt hervorbr<strong>in</strong>gen<br />
• Die Blockstruktur gewährleisted klare Raumstrukturen<br />
Die grün<strong>der</strong>zeitliche Stadt stellt jedenfalls e<strong>in</strong>e hochwertige<br />
urbane „Ressource“ dar <strong>der</strong>en Stärken aktiviert und <strong>der</strong>en<br />
Schwächen abgebaut werden müssen.<br />
Problematik:<br />
Wird e<strong>in</strong> architektonisch völlig unbedeutendes grün<strong>der</strong>zeitliches<br />
Wohngebäude abgebrochen und die Baulücke durch e<strong>in</strong>en<br />
normalen geför<strong>der</strong>ten <strong>Wohnbau</strong> ersetzt , gew<strong>in</strong>nt man <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Regel mehr und bessere Wohnungen, man verliert aber<br />
wesentliche strukturelle Qualität.<br />
• Die ohneh<strong>in</strong> schon (zu) hohe Dichte wird erhöht<br />
• In <strong>der</strong> Regel werden ke<strong>in</strong>e zusäzlichen Freiräume<br />
geschaffen und <strong>der</strong> Mangel an Grün und Freiräumen<br />
wird verschärft<br />
• Durch die erhöhte Wohnungsanzahl und die<br />
Stellplatzverpflichtung werden auch das Aufkommen an<br />
motorisierten Verkehr und dadurch Lärm- und<br />
Schadstoffemmissionen erhöht
5<br />
• Der Ausnutzungsdruck <strong>der</strong> <strong>Wohnbau</strong>för<strong>der</strong>ung forciert<br />
niedrige Erdgeschoßzonen die e<strong>in</strong>e flexible urbane<br />
Nutzung verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />
• Strikt auf <strong>Wohnbau</strong> zugeschnittene Primärstrukturen und<br />
Raumkonzepte verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e flexieble Nutzung auf<br />
Bestanddauer des Neubaus. Der prozessuelle Charakter<br />
und die urbane Vitalität gehen verloren<br />
Auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Freiraumgestalltung kommt es durch funktionale und<br />
formale Spezialisierungen zu problematischen Tendenzen.<br />
→ Konzepte die für e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnes Grundstück positiv ersche<strong>in</strong>en,<br />
können für e<strong>in</strong> Stadtgefüge negative Auswirkungen haben.<br />
Schrumpfende Stadt<br />
Ganz an<strong>der</strong>e Strukturprobleme haben Städte mit erheblichem<br />
Bevölkerungsrückgang. Extrem ist die Situation <strong>in</strong> vielen Städten<br />
Ostdeutschlands e<strong>in</strong> markantes Beispiel ist z.B.<br />
Johanngeorgenstadt. 1990 hatte die Kle<strong>in</strong>stadt 9000<br />
E<strong>in</strong>wohner, Ende 2004 waren es noch 5600. E<strong>in</strong>e Prognose geht<br />
von e<strong>in</strong>er weiteren Abnahme auf 3.800 E<strong>in</strong>wohner bis zum Jahre<br />
2016 aus. Erste Reaktionen <strong>in</strong> Ostdeutschland auf diese<br />
Entwicklung waren unter an<strong>der</strong>em e<strong>in</strong> geför<strong>der</strong>ter Abbruch von<br />
leerstehenden Wohnhäusern. Beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> Innenstädten haben<br />
solche Totalabrisse e<strong>in</strong>e verheerende Auswirkung auf das<br />
Stadtbild und die Wahrnehmung e<strong>in</strong>er Stadt. Mit hoher<br />
Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit stößt e<strong>in</strong>e Umnutzung z.B. <strong>in</strong> Stadt- und<br />
Reihenhäuser auf e<strong>in</strong>e größere Nachfrage.<br />
Im Rahmen ihres Gesamtprogrammes „Neue Grün<strong>der</strong>zeit“<br />
bemüht sich die Stadt Leipzig (Ostdeutschland) um e<strong>in</strong>en<br />
angemessenen Umgang mit den verän<strong>der</strong>ten<br />
Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und um die Identifizierung geeigneter<br />
Nutzungsformen <strong>der</strong> nicht zu vermeidenden Baulücken. Ziel ist<br />
das Anreichern <strong>der</strong> ehemals dicht bebauten Quartiere mit<br />
ökologischen, funktionalen und sozialen Freiräumen,die zunächst<br />
zeitweise bis zu e<strong>in</strong>er späteren Bebauung, <strong>in</strong> vielen Fällen aber<br />
auch für e<strong>in</strong>e dauerhafte Umstrukturierung und damit<br />
verbundenen Aufwertung<strong>der</strong> Stadtteile umgesetzt werden<br />
sollen. Die gezielte Gestaltung von Baulücken soll das<br />
Wohnumfeld aufwerten und die Vermietbarkeit <strong>der</strong>Wohnungen<br />
<strong>in</strong> den Grün<strong>der</strong>zeitvierteln verbessern. Durch mehr Grün und<br />
weniger Dichte soll die Lebensqualität <strong>in</strong> den Quartieren<br />
nachhaltig verbessert werden.<br />
Leipzig 1998<br />
Was passier, wenn nichts passiert?
Vertikalgartenhaus<br />
Alx<strong>in</strong>gergasse<br />
Transparent gestaltete, für die Parteien des Hauses zur<br />
Verfügung stehende Geme<strong>in</strong>schaftse<strong>in</strong>richtungen im<br />
Erdgeschoß bilden e<strong>in</strong>en wichtigen Übergang<br />
zwischen den öffentlichen und den halböffentlichen<br />
Bereichen <strong>der</strong> grün<strong>der</strong>zeitlichen Stadt. Individuell<br />
gestaltbare Loggien ermöglichen e<strong>in</strong>en „vertikalen“<br />
Grünraum, <strong>der</strong> sowohl für die Mieter als auch für die<br />
Bewohner des Viertels positiv wahrgenommen wird.<br />
Gefor<strong>der</strong>ter <strong>Wohnbau</strong><br />
An <strong>der</strong> Ecke e<strong>in</strong>es dicht verbauten Grün<strong>der</strong>zeitblocks<br />
<strong>in</strong> <strong>Wien</strong>-Favoriten entstand auf annähernd<br />
quadratischem Bauplatz e<strong>in</strong> geför<strong>der</strong>ter<br />
<strong>Wohnbau</strong> mit 17 E<strong>in</strong>heiten. Neben geme<strong>in</strong>schaftlich<br />
nutzbaren Bereichen im lichtdurchf luteten<br />
Erdgeschoß, o<strong>der</strong> im großzügig begrünten Dachgarten<br />
– e<strong>in</strong>en Panoramablick über <strong>Wien</strong>-Favoriten <strong>in</strong>klusive<br />
– besticht <strong>der</strong> Entwurf vor allem durch se<strong>in</strong>e<br />
„Vertikalgärten“. Zweigeschoßige Loggien<br />
ermöglichen jedem Mieter se<strong>in</strong>en privaten Grünraum<br />
– direkt vor dem Wohnzimmer.<br />
Geme<strong>in</strong>schaftsbereiche<br />
Das Erdgeschoß wird bewusst von e<strong>in</strong>er<br />
Ladennutzung freigehalten,<br />
dafür stehen den Bewohnern h<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>er<br />
transluzenten Glaswand<br />
großzügige, frei bespielbare Räume zur Verfügung – e<strong>in</strong>e Waschküche,<br />
e<strong>in</strong> Hobby-, Fitness- und K<strong>in</strong><strong>der</strong>spielraum.<br />
Der Innenhof dient als Spielplatz und<br />
Entspannungszone. Durch<br />
das Oberlicht entlang <strong>der</strong> Sitzbank fällt Tageslicht bis<br />
<strong>in</strong> die Geme<strong>in</strong>schaftsräume im Keller.<br />
Flexibles Wohnen<br />
Die 17 unterschiedlichen Wohnungen s<strong>in</strong>d<br />
vorwiegend zweigeschoßig<br />
organisiert und vom Hof zur Straße durchgebunden.<br />
Die straßenseitig orientierten, lichtdurchf luteten<br />
Wohn- und Schlafbereiche<br />
bieten hohe Flexibilität durch offene und <strong>in</strong>dividuell<br />
teilbare Grundrisse.<br />
Ökologie<br />
Die zweigeschoßigen Vertikalgärten <strong>der</strong> Maisonettewohnungen<br />
verfügen über e<strong>in</strong>en überdeckten Sitzplatz, angrenzend e<strong>in</strong>e frei<br />
gestaltbare Grünf läche, die mit Rasen, Kräutern und Kle<strong>in</strong>pf lanzen<br />
weit mehr bietet als e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Terrasse.<br />
Das <strong>in</strong>tegrierte Bewässerungssystem sorgt dafür, dass Regenwasser,<br />
das sich im Dachgeschoß sammelt, über e<strong>in</strong> Rohrsystem kaska -<br />
denartig über die Vertikalgärten verteilt wird. An den mit Rankgerüsten<br />
versehenen Loggientrennwänden vorbeigeleitet, können über<br />
kle<strong>in</strong>e Speier die Pf lanzbereiche <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Loggien natürlich und<br />
6
kostengünstig bewässert werden.<br />
Die geschickte Anordnung <strong>der</strong> frei gestaltbaren Gärten lässt für jede<br />
Wohnung e<strong>in</strong>e eigene, natürliche Klimazone entstehen, die dicht mit<br />
den dah<strong>in</strong>terliegenden Wohn- und Schlafräumen verbunden ist und<br />
für e<strong>in</strong>e wohltuende Atmosphäre sorgt.<br />
Ort<br />
Alx<strong>in</strong>gergasse 81/Hardtmuthgasse 68, 1100 <strong>Wien</strong><br />
Bauherr<br />
Neues Leben – Geme<strong>in</strong>nützige Bau-,<br />
Wohn- und Siedlungsgenossenschaft<br />
Generalunternehmer<br />
Universale Hochbau <strong>Wien</strong><br />
Planung<br />
Geisw<strong>in</strong>kler & Geisw<strong>in</strong>kler Architekten –<br />
K<strong>in</strong>ayeh Geisw<strong>in</strong>kler-Aziz, Markus Geisw<strong>in</strong>kler<br />
Mitarbeiter<br />
Wolfgang Kralovics, Christoph Stabel,<br />
Robert Sturm, Thomas Wirs<strong>in</strong>g<br />
Nutzfl ache 1.400 m2<br />
Kosten 1.230 Euro/m2<br />
Fertigstellung 2005<br />
Mit Mitteln <strong>der</strong> <strong>Wohnbau</strong>för<strong>der</strong>ung errichtet<br />
7
Terrassenhaus <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Buchengasse<br />
<strong>Wohnbau</strong> und<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesheim<br />
Planung: Rüdiger La<strong>in</strong>er + Partner<br />
Architekten<br />
Die Vermittlung, Weiterführung und<br />
Interpretation des „<strong>Wien</strong>er“<br />
Blocks bildet e<strong>in</strong> zentrales Thema für die<br />
Entwicklung des grün<strong>der</strong>zeitlichen Rasters.<br />
Das vorliegende Projekt <strong>in</strong> Favoriten bildet<br />
dazu e<strong>in</strong>en Diskurs. Der Reiz historischer<br />
Städte liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Differenzierung ihrer<br />
Straßen und Platzräume. Diese<br />
„S<strong>in</strong>nlichkeit“ des Raums aufzunehmen ist<br />
Grundlage unseres Projekts.<br />
Das Pr<strong>in</strong>zip des Umgangs mit dem Block ist daher, die<br />
Randbegrenzungen des Blockumrisses ablesbar zu behalten und<br />
durch Höhendifferenzierung und Rücksetzen höherer Gebäude<br />
e<strong>in</strong>en vielfältigen und gut belichteten Straßenraum zu schaffen,<br />
um den Bewohnern Ausblick, Durchblick und Sonnenlicht zu<br />
bieten.<br />
Die Solitäre werden durch ihre<br />
Terrassierung, E<strong>in</strong>schnitte und die<br />
vorragenden, <strong>in</strong>dividuellen Veranden<br />
geglie<strong>der</strong>t.<br />
Das Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Grundrisse basiert auf e<strong>in</strong>em<br />
e<strong>in</strong>fachen Modulsystem, welches e<strong>in</strong>e<br />
Ane<strong>in</strong>an<strong>der</strong>reihung vielfältiger<br />
Grundrisstypen ermöglicht.<br />
E<strong>in</strong>e großes Angebot an geme<strong>in</strong>schaftlichen Freif lächen<br />
unterschiedlicher Qualitäten und Organisation, wie<br />
Gemüsegärten, Liegewiesen und Sauna am Dach,<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>spielplätze und <strong>in</strong>trovertierte Loggien (vertikale Gärten),<br />
bereichern die Wohnoase.<br />
Ort: Buchengasse 157, 1100 <strong>Wien</strong><br />
Bautrager Heimbau & Eisenhof<br />
Konsulenten<br />
Statik: Vasko+Partner Ingenieure<br />
HKLS: Schmidt Reuter<br />
Elektroplanung: Schmidt Reuter<br />
Bauphysik: Dipl.-Ing. H. J. Dworak<br />
Farbkonzept: Oskar Putz<br />
Generalunternehmer Strabag<br />
Planungsteam<br />
Rüdiger La<strong>in</strong>er, Andrea Graßmugg (Pl),<br />
Stephan Klammer, Andreas Aichholzer,<br />
Florent<strong>in</strong>e Helmcke, Markus Rietzler,<br />
Miriam Schnei<strong>der</strong>, Andreas Schra<strong>der</strong>,<br />
Christoph Wassmann, Klaus Leitner,<br />
Julia Zeleny, Heidi Mickal, Anja Mayr,<br />
8
Claudia Baumgartner, Dimitr<strong>in</strong>a Hadzhihristeva,<br />
Maren Schrö<strong>der</strong><br />
Wettbewerb Sommer 2005, 1. Preis<br />
Planungsbeg<strong>in</strong>n Sommer 2005<br />
Baubeg<strong>in</strong>n April 2006<br />
Fertigstellung Juni 2008<br />
Grundstucksf lfl ache 9.855 m2<br />
Bruttogrundfl f lache 32.037 m2<br />
Nettogrundf lfl ache 26.296 m2<br />
Wohnnutzf lfl ache 21.089 m2<br />
NF K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesheim 885 m2<br />
Wohnungsanzahl 250<br />
Stellplatze 254<br />
Mit Mitteln <strong>der</strong> <strong>Wohnbau</strong>för<strong>der</strong>ung errichtet<br />
9
Sargfabrik<br />
<strong>Wien</strong>, Österreich 1996<br />
Weit mehr als e<strong>in</strong> Wohnmodell ist die<br />
Sargfabrik e<strong>in</strong> Lebensmodell. Neben dem<br />
luxuriösen Dachgarten schaffen e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />
von Geme<strong>in</strong>schaftse<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>e<br />
Kommunikations- und Genusslandschaft, die<br />
mit Kulturhaus, Restaurant, K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten und<br />
dem 24-Stunden-Badehaus auch öffentlich<br />
zugänglich ist. Zugunsten des Schwimmbads<br />
wurde auf Autostellplätze verzichtet – nur<br />
durch e<strong>in</strong>e Widmung als Wohnheim konnten<br />
dennoch öffentliche För<strong>der</strong>ungen beansprucht<br />
werden. Eigentümer ist <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong> zur<br />
<strong>in</strong>tegrativen Lebensgestaltung, <strong>der</strong> die 75<br />
E<strong>in</strong>heiten, Maisonetten mit e<strong>in</strong>er Grundfläche<br />
von 45 m2, wobei bis zu sechs E<strong>in</strong>heiten<br />
gekoppelt werden können, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
genossenschaftsähnlichen Modell<br />
vergibt. Fluktuation gibt es kaum.<br />
Identifikation und Engagement gehen<br />
bereits auf die zweite Generation über,<br />
von denen e<strong>in</strong>ige nicht weiter weg als<br />
<strong>in</strong> den jüngeren Ableger des Soziotops,<br />
die benachbarte Miss Sargfabrik, ziehen<br />
möchten. Ihre 39 E<strong>in</strong>heiten, darunter<br />
e<strong>in</strong>ige Wohn-Arbeits-Ateliers, bieten<br />
mit geknickten Wänden und schiefen<br />
Fußböden neue Raumerlebnisse.<br />
Geme<strong>in</strong>schaftsküche, Bibliothek und<br />
Proberaum erweitern die E<strong>in</strong>richtungen<br />
<strong>der</strong> Sargfabrik.<br />
Architekten:BKK-2 Architektur ZT GmbH<br />
Lage: 1140 <strong>Wien</strong>, Goldschlagstr. 169 (im Luftbild hervorgehoben)<br />
10
LEE-Wohnhausanlage, <strong>Wien</strong> von<br />
querkraft architekten<br />
Die Architekten haben e<strong>in</strong>e Baulücke <strong>in</strong> <strong>Wien</strong>-Favoriten mit<br />
e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>telligenten 'Rohbaukonzept' geschlossen. Die Struktur ist<br />
pr<strong>in</strong>zipiell für alles offen: Orientierung und Grundrisse<strong>in</strong>teilung<br />
werden vom Nutzer frei def<strong>in</strong>iert, man kann sich für Morgen-<br />
o<strong>der</strong> Nachmittagssonne o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Querorientierung entscheiden;<br />
die Nasskerne wurden zwar kompakt und reduziert ausgeführt,<br />
s<strong>in</strong>d aber im Bedarfsfall auch für e<strong>in</strong>en Ausbau zu großzügigen<br />
Bä<strong>der</strong>n gerüstet.<br />
Sowohl die Fassade zur Straße als auch die zum Hof ist<br />
vollflächig verglast. Da die Glasflächen bis zur Deckenunterkante<br />
hochgezogen und die angehobenen Balkone <strong>in</strong>nen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
durchlaufende Fensterbank übergehen, wird das Tageslicht<br />
beson<strong>der</strong>s tief <strong>in</strong>s Wohnungs<strong>in</strong>nere geführt. Für das freundliche<br />
Balkongrün ist an den Brüstungsgläsern ebenfalls gesorgt, denn<br />
e<strong>in</strong> bisschen Wiesenflair kann <strong>in</strong>mitten grün<strong>der</strong>zeitlicher<br />
Blockbebauung sicher nicht schaden. Mit dem Haus Laubeplatz 3<br />
(Architekt August Sarnitz) wird die Erdgeschosszone mit<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>spielplatz, Bäumen und Sitzbank geme<strong>in</strong>sam genutzt.<br />
Lage: Leebgasse 56, <strong>Wien</strong><br />
Architektur: querkraft architekten (Jakob Dunkl, Gerd Erhartt,<br />
Peter Sapp, Michael Z<strong>in</strong>ner)<br />
Bauherrschaft: GPA WBV<br />
Tragwerksplanung: Zemler + Raunicher (Willibald Zemler,<br />
Albert Raunicher<br />
Landschaftsarchitektur: Doris Haidvogl<br />
11
Mehrzweckgebäude MQ-West von<br />
Carl Pruscha<br />
Bauherr und Architekt hatten es anfänglich mit<br />
mehreren „Unmöglichkeiten“ zu tun: e<strong>in</strong>em<br />
unmöglichen Grundstück aus drei Teilen mit<br />
drei Eigentümern, e<strong>in</strong>er unmöglichen Lage mit<br />
Fundamenten auf den alten Glacis-Mauern<br />
sowie unmöglichen wirtschaftlichen und<br />
heterogenen funktionalen Vorgaben. Zur<br />
Vorgeschichte: Die Baulücke zwischen<br />
Museumsquartier und Breitegasse gehörte<br />
jahrelang zu den vertrauten und<br />
„e<strong>in</strong>gewachsenen“ Leerstellen <strong>der</strong> Stadt. E<strong>in</strong><br />
Wettbewerb zu <strong>der</strong>en Bespielung, den die MQ<br />
Errichtungsgesellschaft 2001 ausgeschrieben<br />
hatte und im Zuge dessen the next enterprise<br />
e<strong>in</strong>e luftige Aussichtsplattform konzipierte, war<br />
an den Kosten gescheitert. E<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle<br />
Verwertung des kle<strong>in</strong>en Baugrunds schien<br />
wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> weite Ferne gerückt. Ausgehend vom<br />
Wunsch des Museumsquartiers nach e<strong>in</strong>em<br />
neuen Weste<strong>in</strong>gang und <strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gebäude<br />
neben <strong>der</strong> Baulücke ansässigen Österreichischen<br />
Bibelgesellschaft nach e<strong>in</strong>em neuen Lokal<br />
entstanden auf Initiative von Carl Pruscha<br />
daraufh<strong>in</strong> erste Überlegungen für e<strong>in</strong><br />
liegenschaftsübergreifendes Projekt. KALLCO<br />
kaufte zunächst die mittige <strong>Lücke</strong>, dann auch die<br />
beiden angrenzenden Häuser und war bereit,<br />
geme<strong>in</strong>sam mit dem Architekten e<strong>in</strong><br />
Gesamtkonzept zu entwickeln.<br />
Erschwerend für die Realisierung war die extrem schmale Tiefe<br />
<strong>der</strong> Grundstücke von nicht e<strong>in</strong>mal 6 m, bei e<strong>in</strong>er Frontlänge von<br />
knapp 50 m, die Notwendigkeit <strong>der</strong> funktionellen und baulichen<br />
E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung e<strong>in</strong>es neuen Zugangs zum MQ und zum Glacis Beisl,<br />
die Abstimmung mit <strong>der</strong> Bibelgesellschaft für <strong>der</strong>en neues<br />
Forschungszentrum, die baurechtliche und gestalterische Lösung<br />
für die Fassade zum MQ, die baurechtlich e<strong>in</strong>e Feuermauer<br />
darstellt, die Harmonisierung mit den Schutzzonen – und<br />
Denkmalschutzbestimmungen - und die extreme wirtschaftliche<br />
Schwierigkeit, den Bau <strong>in</strong>nerhalb<br />
vertretbarer wirtschaftlicher Grenzen zu errichten.<br />
Um die spezielle Grundstückskonfiguration zu bewältigen und die<br />
Sockelzone als Durchgangsraum freizuspielen, wurde e<strong>in</strong><br />
mehrgeschossiger Balken (e<strong>in</strong> quasi selbsttragendes<br />
Brückenbauwerk aus Stahlbeton) über die Baulücke gespannt. Da<br />
12
die Fassade zum Museumsquartier baurechtliche e<strong>in</strong>e<br />
Feuermauer ist, mussten Fensteröffnungen so knapp wie<br />
möglich bemessen werden. Pruscha entwickelte auf dieser<br />
Grundlagen die Idee <strong>der</strong> dynamischen „Fensterschlitze“, die <strong>in</strong><br />
zwei Ebenen – e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Sitzhöhe und e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Stehhöhe – die<br />
Mauer <strong>in</strong> Längsrichtung scharf durchschneiden. Die Fassade<br />
an <strong>der</strong> Breitegasse ist im Gegenzug dazu <strong>in</strong> konventionellerer<br />
Form durch Fensterbän<strong>der</strong> geöffnet. Der „rostende“ Corten-<br />
Stahl als Außenhaut vermittelt zwischen den Ste<strong>in</strong>fassaden <strong>der</strong><br />
Museumsgebäude des MQ und den Putzfassaden des<br />
Bestandes und verleiht dem Gebäude e<strong>in</strong>e selbstgewisse<br />
Eigenidentität. Das Projekt wurde mit dem ZV-Bauherrenpreis<br />
2005 ausgezeichnet.<br />
Lage: Breite Gasse, <strong>Wien</strong><br />
Architektur: Carl Pruscha<br />
Mitarbeit Architektur: Walter Kräutler<br />
Bauherrschaft: Kallco Projekt<br />
Tragwerksplanung: Gme<strong>in</strong>er Haferl Zivil<strong>in</strong>genieure ZT GmbH<br />
Planungsbeg<strong>in</strong>n: 2000<br />
Ausführung: 2003 - 2004<br />
13
Stadthaus, <strong>Wien</strong> von Delugan Meissl<br />
Architects<br />
E<strong>in</strong>e Baulücke im dicht verbauten <strong>in</strong>nerstädtischen Gebiet<br />
bot die Gelegenheit, zwei unterschiedliche<br />
Nutzungsaspekte (Wohnen und Arbeiten) und zwei<br />
unterschiedliche Bebauungsklassen (straßenseitig<br />
Bauklasse 5, im Hof Bauklasse 1) zu e<strong>in</strong>er heterogenen<br />
Stadtlandschaft zu verschränken, die beiden Teilen dieser<br />
Doppelbegriffs - also den Parametern des Städtischen<br />
ebenso wie dem e<strong>in</strong>es nutzbaren Grünraums - mit großer<br />
Sorgfalt gerecht wird.<br />
An <strong>der</strong> relativ stark befahrenen Wimbergergasse ist die<br />
“räumliche” Fassade des Wohnhauses mit zwei Meter<br />
tiefen W<strong>in</strong>tergärten und expressionistisch ziselierten<br />
Glasbrüstungen ausdrucksstark rhythmisiert, während die<br />
nördliche Hofseite durch kle<strong>in</strong>e Austrittsbalkone<br />
aufgewertet wurde.<br />
Zwei Erschließungskerne, die zu den teilweise<br />
durchgesteckten Wohnungen (jeweils mit mittigem<br />
Sanitär- und Küchenbereich, e<strong>in</strong>er hofseitigen<br />
Rückzugsseite und e<strong>in</strong>er straßenzugewandten Wohnseite<br />
ausgestattet) flankieren das großzügige Foyer dieses<br />
Wohn- und Bürohauses. Die grünen Mäan<strong>der</strong> <strong>der</strong> niedrigen<br />
Bürotrakte im Hof s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tiefe <strong>der</strong> Parzelle<br />
gegenläufig aufgefaltet und bieten spannungsvolle<br />
Raumlösungen mit vielfältigen Durchblicken<br />
sowie e<strong>in</strong>er als geme<strong>in</strong>schaftlich nutzbaren<br />
“hügeligen” Dachlandschaft.<br />
Lage: Wimbergergasse 14-16, <strong>Wien</strong><br />
Architektur: Delugan Meissl Associated<br />
Architects (Roman Delugan, Elke Delugan-<br />
Meissl)<br />
Bauherrschaft: Kallco Projekt<br />
Tragwerksplanung: Javurek & Schweiger<br />
Funktion: <strong>Wohnbau</strong>ten<br />
Planung: 1997<br />
Fertigstellung: 2001<br />
14
<strong>Wohnbau</strong> mit öffentlicher Nutzung,<br />
Krems von Peter Balogh<br />
Architekt Peter Balogh hat sich als Absolvent des Universitätslehrgangs<br />
Solararchitektur an <strong>der</strong> Donau-Universität Krems <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
Abschlussarbeit mit <strong>der</strong> Schließung e<strong>in</strong>er Baulücke an <strong>der</strong><br />
R<strong>in</strong>gstraße auf den sogenannten Osergründen beschäftigt, die<br />
heute vorübergehend als Parkplatz genutzt werden.<br />
Betrachtet man die Struktur von Krems, so s<strong>in</strong>d Abfolgen von<br />
engen Durchgängen und platz- bzw. hofartigen Erweiterungen<br />
typisch. Das Projekt versucht, diese Typologie auf den Ort<br />
bezogen <strong>in</strong> Anwendung zu br<strong>in</strong>gen. Der Straßenraum wird<br />
sowohl zur R<strong>in</strong>gstraße als auch zur Dr<strong>in</strong>kwel<strong>der</strong>gasse h<strong>in</strong><br />
geschlossen, es wird jedoch e<strong>in</strong> architektonisch wirksamer,<br />
öffentlicher Durchgang von <strong>der</strong> R<strong>in</strong>gstraße zur<br />
Dr<strong>in</strong>kwel<strong>der</strong>gasse geschaffen. Der öffentliche Durchgang<br />
erweitert sich zu e<strong>in</strong>em halb öffentlichen Atrium, dessen Dach<br />
im Sommer geöffnet werden kann.<br />
Durch entsprechende Nutzungen hat die Passage zwischen <strong>der</strong><br />
R<strong>in</strong>gstraße und <strong>der</strong> Dr<strong>in</strong>kwel<strong>der</strong>gasse das Potential, zu e<strong>in</strong>em<br />
öffentlichen Raum zu werden.<br />
Hier s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Gastronomiebetrieb, e<strong>in</strong> Verkaufslokal sowie<br />
Büronutzung vorgesehen. Außerdem wird das Wohnhaus über<br />
diesen öffentlichen Durchgang erschlossen. Es wurde e<strong>in</strong><br />
durchgängiger, im weitesten S<strong>in</strong>n Z-förmiger Baukörper<br />
entwickelt, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>erseits das Atrium, an<strong>der</strong>erseits den<br />
öffentlichen Durchgang baulich def<strong>in</strong>iert. Das Atrium öffnet<br />
sich räumlich auf e<strong>in</strong>e Länge von ca. 11 m zur R<strong>in</strong>gstraße h<strong>in</strong><br />
und stellt somit e<strong>in</strong>e Besonnung des Atriums und des<br />
Baukörpers an <strong>der</strong> Dr<strong>in</strong>kwel<strong>der</strong>gasse sicher. Die an <strong>der</strong><br />
R<strong>in</strong>gstraße angeordneten Wohnungen bef<strong>in</strong>den sich im 3., 4.<br />
und 5. Obergeschoss. Durch das „Hochheben“ <strong>der</strong><br />
Wohnnutzung <strong>in</strong> diesen Bereich ist e<strong>in</strong>e Besonnung <strong>der</strong><br />
Wohnungen auch im W<strong>in</strong>ter gegeben. Um e<strong>in</strong>en<br />
entsprechenden Schallschutz zu gewährleisten, s<strong>in</strong>d den<br />
Wohnungen w<strong>in</strong>tergartenähnliche, verglaste Loggien<br />
vorgelagert.<br />
Die Garage bef<strong>in</strong>det sich im Bereich unter dem Atrium. Sie ist<br />
<strong>in</strong>sgesamt als Rampe ausgebildet. Somit s<strong>in</strong>d aufwendige<br />
Erschließungsrampen h<strong>in</strong>fällig und die Errichtung ist somit<br />
äußerst ökonomisch. Die E<strong>in</strong>fahrt <strong>in</strong> die Garage erfolgt über die<br />
Dr<strong>in</strong>kwel<strong>der</strong>gasse.<br />
Sämtliche Wohnungen besitzen Fenster <strong>in</strong> jeweils 2<br />
Himmelsrichtungen. Dadurch ist gewährleistet, dass jede<br />
Wohnung auch bei geschlossenem Atrium e<strong>in</strong>en Außenbezug<br />
besitzt. An <strong>der</strong> R<strong>in</strong>gstraße s<strong>in</strong>d ca. 125 m2 fassaden<strong>in</strong>tegrierte<br />
Photovoltaikpaneele vorgesehen. Diese liefern e<strong>in</strong>en Beitrag<br />
zum Betrieb <strong>der</strong> Sole-Wasser-Wärme-Pumpe.<br />
Lage: R<strong>in</strong>gstraße Osergründe, Krems a.d. Donau<br />
Architektur: Peter Balogh<br />
Bauherrschaft: Solarlehrgang Donau UNI<br />
Funktion: <strong>Wohnbau</strong>ten<br />
15
Anbau-Haus <strong>in</strong> Paris von<br />
Christian Pottgießer<br />
E<strong>in</strong> im 17. Pariser Arrondissement gelegenes Stadthaus<br />
sollte den Platzansprüchen e<strong>in</strong>er siebenköpfigen Familie<br />
angepasst werden. Die e<strong>in</strong>zige hierfür bautechnisch<br />
s<strong>in</strong>nvolle und denkmalpflegerisch verträgliche Lösung<br />
war die Schaffung e<strong>in</strong>es Anbaus.<br />
Der schmale streifenförmige Garten zwischen zwei<br />
Altbauten war e<strong>in</strong>erseits <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zig denkbare Platz für die<br />
Erweiterung und sollte an<strong>der</strong>erseits doch unbed<strong>in</strong>gt<br />
bestehen bleiben. Zusammen mit e<strong>in</strong>er alten<br />
baurechtlichen Bestimmung, die die Zahl <strong>der</strong> erlaubten<br />
Geschosse beschränkt, führte dies zu <strong>der</strong> letztlich<br />
umgesetzten Planung. Es entstand e<strong>in</strong><br />
Raumzusammenhang zwischen Strasse und Altbau, <strong>der</strong><br />
Anbau wurde mit se<strong>in</strong>en beiden unteren Geschossen<br />
„e<strong>in</strong>gegraben“. Strukturierendes, zusammenfügendes Element ist<br />
e<strong>in</strong>e durchschnittlich 120 Zentimeter über Straßenniveau<br />
verlaufende Betonplatte.<br />
Niveauunterschiede, geneigte Flächen und<br />
kle<strong>in</strong>räumig geglie<strong>der</strong>te Strukturen schaffen<br />
visuelle Spannung und vergrößern zudem die<br />
bepflanzbare Fläche. Das Konzept bewahrt<br />
aufgrund <strong>der</strong> verbleibenden Abstandsflächen im<br />
Hofbereich den freien Blick auf den Altbau.<br />
Gewohnt wird nun gleichsam halb „unter <strong>der</strong><br />
Erde“, <strong>der</strong> Garten wächst <strong>in</strong> das Haus h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> und<br />
ist gestalterisch e<strong>in</strong>erseits dem Haus, an<strong>der</strong>erseits<br />
dem Außenraum zugehörig.<br />
Um e<strong>in</strong>e optimale Belichtung <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong><br />
beiden unteren Etagen zu gewährleisten, war e<strong>in</strong>e großzügige Verglasung <strong>der</strong> zwei Schmalseiten<br />
unabd<strong>in</strong>gbarer Bestandteil des architektonischen Konzepts. E<strong>in</strong> straßenseitig gleichsam von oben <strong>in</strong> den<br />
Baukörper e<strong>in</strong>geschobener Glaskörper „saugt“ Licht <strong>in</strong> die Räume und lässt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Inneren e<strong>in</strong>en<br />
Baum emporwachsen, <strong>der</strong> sich mit se<strong>in</strong>en Ästen durch die E<strong>in</strong>gangsfassade streckt. Das <strong>in</strong> Stahlbeton<br />
errichtete, durch Fenster <strong>in</strong> unterschiedlichsten Rechteckformaten aufgeschnittenen Außenmauerwerk im<br />
Obergeschoss bildet hier e<strong>in</strong>en scharfen Kontrast zu dem gläsernen Erdgeschoss, auf dem es zu schweben<br />
sche<strong>in</strong>t.<br />
Zum Hof streckt sich e<strong>in</strong> holzverschalter Kubus mit se<strong>in</strong>er<br />
verglasten Frontseite dem Altbestand entgegen<br />
und verb<strong>in</strong>det so Innen- und Außenraum.<br />
Lage: 17. Arrondissement, Paris<br />
Architekt: Christian Pottgießer<br />
Fertigstellung : 2003<br />
Grundstücksfläche: ca. 180 m²<br />
16
Crepa<strong>in</strong> Spaens House, Belgien von<br />
CSD Architecten<br />
Das Haus ist auf e<strong>in</strong>em sehr kle<strong>in</strong>en, nur 4 m breiten und<br />
12 m tiefen Grundstück im Zentrum von Antwerpen<br />
gebaut. Herausfor<strong>der</strong>ungen waren die räumlichen<br />
Qualitäten zu maximieren, möglichst viel Licht zu<br />
erhalten und Verb<strong>in</strong>dungen zwischen den e<strong>in</strong>zelnen<br />
Bereichen zu schaffen.<br />
Um das zu erreichen wurden die Räume/Bereiche auf<br />
Split-Levels um e<strong>in</strong>en zentralen Verteilungskern (Stiege,<br />
Aufzug, technischer Raum) organisiert. Über e<strong>in</strong>en<br />
Leerraum mit verglastem Dach wird das Licht <strong>in</strong>s<br />
Gebäude<strong>in</strong>nere geholt.<br />
Im Kontrast zur Komplexität <strong>der</strong> Struktur und <strong>der</strong><br />
asymmetrischen Fassade strahlen die Innenräume und<br />
das Mobiliar e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigartigen und monolithischen<br />
Charakter aus.<br />
Lage: Zentrum von Antwerpen, Belgien<br />
Planer: Britt Crepa<strong>in</strong> und Stefan Spaens (CSD<br />
Architecten)<br />
Fertigstellung: Frühl<strong>in</strong>g 2009<br />
17
Wohnhaus<br />
Gormannstrasse von HSH<br />
Hoyer Sch<strong>in</strong>dele<br />
Hirschmüller Architektur<br />
Das Eckgrundstück <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gormannstraße <strong>in</strong><br />
Berl<strong>in</strong>-Mitte wies schon e<strong>in</strong>e lange<br />
Planungsgeschichte auf, bevor sich HSH<br />
Architekten damit befassten: Die Baulücke<br />
wurde von zwei je 20 Meter hohen<br />
Brandwänden begrenzt. Alle vorangehenden<br />
Entwurfsansätze mit re<strong>in</strong> horizontal<br />
geglie<strong>der</strong>ten Geschossen scheiterten. Für die<br />
dunklen unteren Etagen fanden sich ke<strong>in</strong>e<br />
Käufer.<br />
HSH Architekten haben das Gebäudevolumen <strong>in</strong><br />
vertikaler Richtung geglie<strong>der</strong>t: Drei <strong>in</strong>dividuelle<br />
Stadthäuser erstrecken sich jeweils über vier<br />
Ebenen, vom eigenen Zugang direkt von <strong>der</strong> Straße<br />
bis zum über zwei Etagen reichenden Dachraum mit<br />
Terrasse. Die <strong>in</strong>nere Gebäudestruktur zeichnet sich<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Außenfassade ab. Im städtischen Maßstab<br />
werden die Häuser jedoch als e<strong>in</strong> Baukörper<br />
zusammengefasst und von e<strong>in</strong>er Alum<strong>in</strong>iumhaut<br />
umschlossen.<br />
Die e<strong>in</strong>zelnen Stadthäuser s<strong>in</strong>d auf die <strong>in</strong>neren<br />
Blickbeziehungen <strong>der</strong> Bewohner, auch über mehrere<br />
Etagen h<strong>in</strong>weg, ausgerichtet: Jedem Geschoss<br />
wurden spezifische Funktionen zugewiesen und als<br />
fließende Grundrisse geplant. Gleichzeitig wurden<br />
die verschiedenen Lebensbereiche vertikal<br />
mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verknüpft. In den Wohnungen<br />
verb<strong>in</strong>den großzügige Treppen die e<strong>in</strong>zelnen Etagen.<br />
Lufträume, Patios <strong>in</strong> den beiden seitlichen sowie<br />
e<strong>in</strong>e Loggia im mittleren Stadthaus verknüpfen als<br />
kommunikative Elemente die verschiedenen Ebenen<br />
und spielen mit dem Verhältnis zwischen Innen und<br />
Außen. Durch die Patios entstehen sehr private,<br />
offene Innenräume mitten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt.<br />
Lage: Gormannstr. 8-9, Berl<strong>in</strong>-Mitte<br />
Architekten: HSH Hoyer Sch<strong>in</strong>dele Hirschmüller<br />
Architektur<br />
Gebäudetyp: Wohngebäude<br />
Fertigstellung: 2009<br />
18
Wohn- und Geschäftshaus<br />
<strong>in</strong> Köln-Bayenthal von<br />
Manuel Herz<br />
Die 5,5 m breite und 25 m tiefe Baulücke<br />
def<strong>in</strong>iert <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit den<br />
Bauvorschriften und dem bestehenden Torbogen<br />
e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>deutigen Rahmen: Die Form folgt<br />
Baugesetzbuch und Bauordnung und lotet <strong>der</strong>en<br />
Grenzen aus. E<strong>in</strong> transparenter orthogonaler<br />
Körper hält zunächst alle Regeln e<strong>in</strong>. Der zweite<br />
Baukörper überschreitet die laut Bebauungsplan<br />
zulässige Baumasse – e<strong>in</strong> signalroter Aufbau,<br />
„den es gar nicht geben dürfte“. Der frei<br />
geformte und verschlossene Körper schw<strong>in</strong>gt<br />
sich durch das Tor und das orthogonale<br />
Gegenstück h<strong>in</strong>auf <strong>in</strong> die oberen Etagen. Die<br />
Unterscheidung zwischen Wand, Dach und Decke<br />
wird aufgehoben, zusammengesetzt ergibt sich e<strong>in</strong><br />
Gebäude mit hoher räumlicher Qualität und guten<br />
Lichtverhältnissen.<br />
Das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e organische Form gebrachte<br />
räumliche Gebilde mit ausgestülpten<br />
E<strong>in</strong>schnitten für die Belichtung enthält e<strong>in</strong>e<br />
durchgehende Erschließung vom Keller bis<br />
zum Dach.<br />
Der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Baulücke gegossene<br />
Betonkörper, mit e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>dustriellen<br />
Oberflächenbeschichtung überzogen, stellt<br />
e<strong>in</strong>e freche, radikale aber auch <strong>in</strong>novative<br />
Anwendung zementgebundener Baustoffe<br />
dar. Das rüde geschalte und betonierte<br />
Gebilde wird durch die mehrfach<br />
aufgetragene Beschichtung zur perfekten,<br />
homogenen Skulptur, die zwar den<br />
gestalterischen Rahmen <strong>der</strong> Zeile -<br />
<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e den des unsichtbar wirkenden<br />
Bebauungsplans - sprengt, sich aber doch<br />
gelungen <strong>in</strong> die heterogene Ornamentik <strong>der</strong><br />
Nachbarschaft e<strong>in</strong>fügt.<br />
Das Gebäude von Manuel Herz wurde mit dem<br />
Architekturpreis 2003 <strong>der</strong> Stadt Köln ausgezeichnet.<br />
Lage: Goltste<strong>in</strong>straße 110, Köln<br />
Architekt: Manuel Herz, Köln<br />
Bauherr Turris Immobilien GmbH & Co. KG<br />
Tragwerksplaner: Ove Arup GmbH<br />
Fertigstellung: 2003<br />
Grundstücksgröße: ca. 135 m²<br />
19
Städtisches Reihenhaus<br />
Neubaugasse, Graz von<br />
Croce & Klug<br />
Der als 3-geschossiges städtisches<br />
Reihenhaus konzipierte <strong>Wohnbau</strong> füllt e<strong>in</strong>e<br />
Baulücke zwischen Lendkai und<br />
Neubaugasse. Auf dem ca. 600 m² kle<strong>in</strong>en<br />
Grundstück wurde es mit schmalen, 4,30 m<br />
breiten und 16,0 m tiefen Grundrissen und<br />
<strong>in</strong>nen liegenden, zweigeschossigen Atrien<br />
mit Dachverglasung errichtet.<br />
Geparkt wird unter <strong>der</strong> eigenen Wohnung<br />
und man betritt die Wohnung über e<strong>in</strong>en<br />
kle<strong>in</strong>en W<strong>in</strong>dfang im Erdgeschoss. Im<br />
1.Obergeschoss bef<strong>in</strong>den sich <strong>der</strong><br />
Wohnraum mit Küche und Essplatz,<br />
geschlafen wird im 2.Obergeschoss, wobei<br />
die Zimmer über e<strong>in</strong>e Brücke <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />
stehen.<br />
Vertikal an den Gehsteig gerückte, geschlossene und<br />
verputzte Baukörper und die dazwischen liegenden,<br />
zurückgesetzten, plattenverkleideten Fassadenteile<br />
verdeutlichen die Abfolge <strong>der</strong> "Häuser". Die<br />
E<strong>in</strong>gangsnischen mit schmalen Pflanzmöglichkeiten<br />
und die dah<strong>in</strong>ter liegenden Durchgänge zu den<br />
Abstellplätzen und Gartenflächen betonen die<br />
Individualität des eigenen E<strong>in</strong>ganges.<br />
Lage: Neubaugasse 98, Graz<br />
Architektur: Croce & Klug (Helmut Croce, Ingo<br />
Klug)<br />
Bauherrschaft: GWS Graz<br />
Funktion: <strong>Wohnbau</strong>ten<br />
Wettbewerb: 1990<br />
Fertigstellung: 1992<br />
Grundstücksfläche: 600 m²<br />
Nutzfläche: 655 m²<br />
20
Wohnhäuser Rue des Suisses,<br />
Paris von Herzog & de<br />
Meuron<br />
Im eher abseits liegenden 14. Arrondissement <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> südlichen Stadt mit sechs- und<br />
vielgeschossigen Wohnblöcken (im Block<strong>in</strong>neren<br />
Bäume, Garagen, wilde Deponien, ...) erhielten<br />
Herzog & de Meuron den Auftrag Wohnungen für<br />
den Blockrand und das Block<strong>in</strong>nere (Rue des<br />
Suisses/ Rue Jonquoy) zu planen.<br />
Die Planung ergab 3 E<strong>in</strong>heiten: Beide <strong>Lücke</strong>n zur<br />
Rue des Suisses wie zur Rue de Jonquoy wurden<br />
sechsgeschossig geschlossen; e<strong>in</strong> rund 60 m langer,<br />
dreigeschossiger Riegel macht sich im H<strong>in</strong>terhof<br />
lang, von <strong>der</strong> nördlich anstehenden Bebauung<br />
durch e<strong>in</strong>geschossige Erweiterungen abgestemmt,<br />
im Süden von e<strong>in</strong>er mehrere Meter hohen, rohen<br />
Ste<strong>in</strong>mauer begleitet. Der schmale und daher<br />
monotone Raum davor wird geglie<strong>der</strong>t durch zwei<br />
weitere E<strong>in</strong>zelhäuser, die im Gegensatz zu den<br />
erdgeschossigen Erweiterungen eigenständige<br />
E<strong>in</strong>familienhäuser s<strong>in</strong>d.<br />
Randbebauung<br />
Beide den Block schließende Randbauten s<strong>in</strong>d im<br />
Erdgeschoss vom Straßenniveau abgehoben und<br />
greifen <strong>in</strong> ihrer horizontalen (Decken) wie<br />
vertikalen (Blendläden) Glie<strong>der</strong>ung das<br />
benachbarte Muster auf. Die Glasfassade wird<br />
durch graue, fe<strong>in</strong>gelochte, gekantete<br />
Alum<strong>in</strong>iumbleche, welche klapp- und schiebbar<br />
s<strong>in</strong>d verschleiert. Die nach <strong>in</strong>nen gezogene<br />
Fassadenl<strong>in</strong>ie (Rue des Suisses) erzeugt<br />
vielfältiges Licht-/Schattenspiel, markiert die<br />
Tiefgaragen- und Hofzufahrt und setzt sich<br />
konsequent bis <strong>in</strong> die Grundrisse fort. Dass beide<br />
<strong>in</strong> die Randbebauung e<strong>in</strong>gefügte Volumen die<br />
gleiche Oberfläche besitzen - sowohl zur Straße<br />
wie auch zum Hof - macht ihre beson<strong>der</strong>e<br />
städtebauliche Funktion deutlich.<br />
Wohnriegel<br />
An<strong>der</strong>s als bei den Randbauten mit<br />
Stadthauscharakter wirkt <strong>der</strong> flache Riegel bei<br />
überwiegend geschlossener Fassade wie e<strong>in</strong>e edel<br />
verkleidete Lagerhalle. Die geschossweise nach<br />
außen vorspr<strong>in</strong>gende Fassade wird durch hölzerne<br />
Rollläden elegant nachgerundet. Die dah<strong>in</strong>ter<br />
durchlaufenden Balkone werden zur<br />
21
Wohnungserweiterung, <strong>der</strong> Sonnen Sonnen- und Sichtschutz<br />
zur zusätzlichen Außenwand.<br />
Das noch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Planungsphase notwendig<br />
gewordene Abrücken des Riegels von <strong>der</strong><br />
nördlichen Grundstücksgrenze ergab e<strong>in</strong>e<br />
weitere Möglichkeit, das schlichte Volumen<br />
aufzubrechen. Die die Erdgeschosswohnungen<br />
aufweitenden fünf Häuschen beherbergen jetzt<br />
Küche, Wohnen, Bad und formen fünf <strong>in</strong>time<br />
Kle<strong>in</strong>gärten.<br />
Rankhilfen überziehen die Sichtbetonwände.<br />
Lage: Rue des Suisse/Rue Jonquoy, 14.<br />
Arrondissement, Paris<br />
Architekten : Herzog & de Meuron (Jacques<br />
Herzog, Pierre de Meuron, …)<br />
Bauherr: Régie Immobilière de la Ville de Paris<br />
Baufertigstellung: 2000<br />
Konstruktionsart: Stahlbetonskelett mit Fertigteilen<br />
Grundstück: 2.734 m²<br />
Baukosten: 40 Mio. FF<br />
22
Light House <strong>in</strong> London von<br />
Gianni Botsford Architects<br />
Ausgangslage ist e<strong>in</strong> ca. 600 m² großes<br />
Stadtgrundstück im Westen von London, vollständig<br />
von Gebäuden mit bis zu 10 m Höhe umgeben. Die<br />
Hauptherausfor<strong>der</strong>ung dieses Projekts war Privatheit<br />
zu erhalten und gleichzeitig die Tageslicht- und<br />
Sonnene<strong>in</strong>strahlung zu optimieren.<br />
Das Entwerfen e<strong>in</strong>es lichtdurchfluteten Hauses mit<br />
fast ke<strong>in</strong>en nach außen gerichteten Fenstern war<br />
ke<strong>in</strong>e alltägliche Herausfor<strong>der</strong>ung. Gianni Botsford<br />
Architects kalkulierten und testeten die<br />
Sonnengeometrie des Bauplatzes; sammelten<br />
Sonnen- und Tageslichtdaten. Der Weg <strong>der</strong> Sonne<br />
im Verlauf e<strong>in</strong>es Jahres wurde dann auf e<strong>in</strong> Modell<br />
übertragen und e<strong>in</strong> ideales Design kreiert. Das<br />
Ergebnis ist e<strong>in</strong> Gebäude das e<strong>in</strong>deutig dem Standort<br />
angepasst ist.<br />
E<strong>in</strong> verglastes Dach überdeckt praktisch den ganzen<br />
Grund; die e<strong>in</strong>zigen Öffnungen s<strong>in</strong>d<br />
Parkplatz/E<strong>in</strong>gang und <strong>in</strong>nenliegende Höfe, zu<br />
welchen sich die umliegenden Bereiche orientieren.<br />
Die Lage <strong>der</strong> Räume ist nach dem Bedarf an<br />
Tageslicht abgestimmt: fünf Schlafzimmer im<br />
Erdgeschoss, e<strong>in</strong>e Küche, die die Vorteile <strong>der</strong><br />
Morgensonne nützt und alle Wohnbereiche im 1.<br />
Obergeschoss mit viel o<strong>der</strong> auch gedämpftem Licht<br />
den ganzen Tag über.<br />
Lage: backland site, London W11<br />
Architektur: Gianni Botsford Architects<br />
Bauherr: Dr. A. Clark<br />
Planung: 1999<br />
Fertigstellung: Oktober 2005<br />
Tragwerksplaner: Arup<br />
Landschaftsarchitekt: Luszczak Associates<br />
23
Moriyama-Sans Leben <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>em Haus Tokio, November 2008<br />
Wir bef<strong>in</strong>den uns <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ruhigen Vorort von Tokio,<br />
abseits des bunten Treibens <strong>der</strong> Großstadt. E<strong>in</strong>e typisches,<br />
verdichtetes Vorortensemble, als ob die Zeit stillstände.<br />
Mittendr<strong>in</strong> – weiße Qua<strong>der</strong>, <strong>in</strong> verschiedensten Größen,<br />
fast beliebig und wild durche<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>in</strong> die Landschaft<br />
gesetzt. Rundum ist alles so wie immer, den Menschen<br />
wohl bekannt. Da sticht dieses Sammelsurium von Blöcken<br />
erst so richtig heraus. Im Gegensatz dazu stehen die<br />
Gebäude r<strong>in</strong>gsum, denen man die Zeichen <strong>der</strong> Zeit längst<br />
ansieht, denen das Leben se<strong>in</strong>en Abdruck tief e<strong>in</strong>geprägt<br />
hat. Die weiße Qua<strong>der</strong>struktur dagegen sche<strong>in</strong>t auf ihre<br />
eigene Idee reduziert. Bei genauer Betrachtung handelt es<br />
sich aber um das Gegenteil – e<strong>in</strong>en Wohnkomplex, <strong>der</strong> die<br />
Lebenskraft se<strong>in</strong>er Bewohner<strong>in</strong>nen und Bewohner erst an<br />
die Oberfläche zu br<strong>in</strong>gen sche<strong>in</strong>t. Und <strong>in</strong> den Qua<strong>der</strong>n<br />
sitzen überdimensional große und sche<strong>in</strong>bar ohne genaues<br />
Konzept e<strong>in</strong>gebaute Fensteröffnungen.<br />
Das „Moriyama House“ ist e<strong>in</strong> Wohnkomplex, bestehend<br />
aus e<strong>in</strong>er Ansammlung von zehn Qua<strong>der</strong>n verschiedener<br />
Größe <strong>in</strong>mitten e<strong>in</strong>er rechteckigen Grundfläche. Manche<br />
s<strong>in</strong>d ebenerdig, manche zweistöckig, zwei dreistöckig und<br />
e<strong>in</strong>ige wie<strong>der</strong>um haben e<strong>in</strong> Kellergeschoss. Jede e<strong>in</strong>zelne<br />
dieser Boxen, jedes e<strong>in</strong>zelne Stockwerk besteht aus nur<br />
e<strong>in</strong>em Raum, unterbrochen höchstens durch Nass- und<br />
Stauräume. Zuerst sche<strong>in</strong>en diese „Schachteln“ wild<br />
durche<strong>in</strong>an<strong>der</strong>geraten – auf den zweiten Blick lässt sich<br />
jedoch die Bedeutung <strong>der</strong> Gärten und Wege dazwischen<br />
erkennen. Die Relation von Gärten und Häusern ist genau<br />
durchdacht, ebenso die Öffnungen <strong>der</strong> Fenster. An zwei<br />
Seiten grenzt <strong>der</strong> Komplex an die Straße, das Grundstück<br />
selbst ist durch ke<strong>in</strong>e Zäune o<strong>der</strong> Hecken abgegrenzt.<br />
Interessierten bietet es also freien Zugang. Und wer dann<br />
tatsächlich h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>geht, bemerkt auch, dass er am Leben <strong>der</strong><br />
Bewohner<strong>in</strong>nen und Bewohner tatsächlich teilhaben kann,<br />
denn nichts bleibt verborgen.<br />
Die riesigen Fenster jedes Raumes geben das Leben <strong>der</strong><br />
Bewohner<strong>in</strong>nen und Bewohner preis. Da würde man wohl<br />
dicke Vorhänge o<strong>der</strong> Jalousien vermuten. Mitnichten. Die<br />
Häuser stehen e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> nämlich so gegenüber, dass die<br />
Fenster sorgfältig gegene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> versetzt s<strong>in</strong>d. Egal ob<br />
man gegenüber nun die Fenster weit geöffnet hat, die<br />
Blicke kreuzen sich nicht. Deshalb nimmt hier das Leben<br />
auch mit unverhangenen Fenstern se<strong>in</strong>en Lauf. Mit dem<br />
Resultat, dass die Gärten und <strong>der</strong> Blick auf die Umgebung<br />
e<strong>in</strong>en fixen Bestandteil des eigenen Lebensraumes bilden.<br />
24
Rooftecture S by Shuhei Endo<br />
Shuhei Endo, geb. 1960, ist zurecht als Avantgard-<br />
Architekt zu bezeichnen. “Rooftecture” bezieht sich<br />
auf die architektonische Bauweise des<br />
durchgängigen Daches.<br />
“Sk<strong>in</strong>ny House” ist die kle<strong>in</strong>e Residenz e<strong>in</strong>es jungen<br />
Paares. Das ungewöhnliche Haus, so sche<strong>in</strong>t es,<br />
klammert sich an e<strong>in</strong>em steilen Hang fest. Der<br />
Stadtteil ist sehr alt und die längliche dreieckige<br />
Form (Länge 20 m, 1,5 – 4,0 m tief) wurde <strong>der</strong><br />
Mauerfront angepasst.<br />
E<strong>in</strong> Dach und die Wände umschließen die zwei<br />
Etagen des Hauses, die auch e<strong>in</strong>en künstlichen<br />
Boden erhielten. Große Fenster gewähren den<br />
Heimbewohnern e<strong>in</strong>en herrlichen<br />
Ausblick und sorgen für genügend<br />
Helligkeit. Die natürliche Stützmauer<br />
<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit <strong>der</strong><br />
architektonischen Ergänzung ist e<strong>in</strong>e<br />
Meisterleistung von Shuhei Endo. Die<br />
größtmögliche räumliche Qualität<br />
wurde ausgenutzt.<br />
Architekt: Shuhei Endo<br />
Lage: Shioya Tarumi-ku Kobe, Japan<br />
Consultants: Masashi Ooji, Design-<br />
Struktur-Labor<br />
Grundstücksgröße: 130 qm<br />
Bebaute Fläche: 65,7 qm<br />
Fotos: Shuhei Endo<br />
http://maimuse.com/art/rooftecture-s-by-shuhei-endo<br />
25
Wohnquartier <strong>in</strong> Londo London<br />
Hous<strong>in</strong>g Development <strong>in</strong><br />
London<br />
Siebzig Prozent aller Gebäude Londons s<strong>in</strong>d<br />
Wohngebäude, die alle<strong>in</strong> durch ihre<br />
Baumasse ganze Stadtstrukturen prägen. Die<br />
Überzeugung, dass Wohnquartiere vor allem<br />
auf städtebauliche Überlegungen beruhen<br />
müssen, sezt Peter Barber <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Architektenwettbewerb ewerb planerisch um. Dies<br />
erbrachte ihm den ersten Preis und dem<br />
Stadteil Hackney e<strong>in</strong>e Art <strong>in</strong>nerer Stadterweiterung.<br />
Neben <strong>der</strong> Möglichkeit <strong>der</strong> Vernetzung umliegen<strong>der</strong><br />
Quartiere durch <strong>in</strong>terne Wege steht bei diesem<br />
auf dem Gelände e<strong>in</strong>es abgebrochenen<br />
Wohnhochhause hause errichteten Projekt e<strong>in</strong>e<br />
niedrige, aber dichte Bebauung im<br />
Vor<strong>der</strong>grund. Die ebenso auto. Wie<br />
vorgartenfreien Gassen werden von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />
bzw Passanten geme<strong>in</strong>schaftlich genuzt und<br />
dienen als Raum des öffentlichen Lebens Lebens, <strong>der</strong><br />
durch Erker, Balkone und Terrassen rassen<br />
konzeptionell eng mit dem Wohne<strong>in</strong>heiten<br />
verknüpft ist. Innerhalb dieses<br />
Komunikationsraumes bilden die e<strong>in</strong>.,zwei e<strong>in</strong>.,zwei-<br />
o<strong>der</strong> dreigeschossigen Wohnungen private<br />
Inseln au, wobei zugunsten e<strong>in</strong>er<br />
größtmöglichen Individualität <strong>der</strong> Bewohner auf<br />
geme<strong>in</strong>same Treppenhäuser penhäuser verzichted wurde,<br />
tatsächlich verfügt jede Wohnung über e<strong>in</strong>e eigene<br />
Tür zur Wohnstraße. Die ausgewogene Komb<strong>in</strong>ation<br />
von Privatheit und Öffentlichkeit lässt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
völlig disparaten Umfeld e<strong>in</strong> sowohl ökonomisch<br />
wie sozial nachhaltiges Wohnquart Wohnquartier entstehen.<br />
Architekt: Peter Barber Architects,<br />
Standort: London<br />
26