Oktober 2001
Oktober 2001
Oktober 2001
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
scientia halensis 3/<strong>2001</strong><br />
...............................................................................<br />
Fachbereich Geowissenschaften<br />
................................................................................<br />
12<br />
ten eine artenreiche, außerordentlich gut erhaltene<br />
Wirbeltier- und Insektenfauna aus<br />
dem Mittleren Eozän zutage und machten<br />
die Fossillagerstätte »Geiseltal« weltweit<br />
bekannt.<br />
1935 wurde der »Verein zur Förderung des<br />
Museums für Mitteldeutsche Erdgeschichte<br />
in Halle a. S.« gegründet mit dem Ziel,<br />
die erdgeschichtliche Entwicklung des mitteldeutschen<br />
Raumes im Zusammenhang<br />
anschaulich darzustellen. In die Konzeption<br />
eines »Ganges durch die mitteldeutsche<br />
Erdgeschichte« – 1950 unter Weigelts<br />
Nachfolger Hans Gallwitz (1896–1958) im<br />
Ostflügel der »Neuen Residenz« in acht<br />
Ausstellungsräumen realisiert – fügte sich<br />
das Geiseltalmuseum mit seiner tertiärzeitlichen<br />
Tier- und Pflanzenwelt zwanglos<br />
ein. Das öffentliche Interesse war groß;<br />
dies belegen die hohen Besucherzahlen, die<br />
1952 ein Maximum erreichten.<br />
Abruptes Ende, Neubeginn und Vision<br />
Zu einem radikalen Bruch in der 180 Jahre<br />
währenden Entwicklung hin zu leistungsfähigen<br />
Universitäts-Instituten und anerkannten<br />
Sammlungen und Ausstellungen<br />
führten die Beschlüsse des VII. Parteitages<br />
der SED zur III. Hochschulreform 1967.<br />
Ende 1967 wurden das Mineralogisch-Petrographische<br />
und das Geologisch-Paläontologische<br />
Institut aufgelöst: Die Studierenden<br />
mussten nach Greifswald oder Freiberg<br />
wechseln. Die verbliebenen Mitarbeiter<br />
der Institute wurden den neuen Sektionen<br />
Biowissenschaften, Chemie oder Geographie<br />
zugeordnet, die Sammlungen und<br />
Magazine zersplittert. Wegen des steigenden<br />
Raumbedarfs in der »Neuen Residenz«<br />
waren die Sammlungen an ihren bisherigen<br />
Standorten bald ein Ärgernis und wurden<br />
deshalb zum großen Teil in feuchte Kellergewölbe<br />
verbracht.<br />
Mit der Neugründung des Fachbereichs<br />
Geowissenschaften 1994 wurde versucht,<br />
an die große geowissenschaftliche Tradition<br />
in Halle anzuknüpfen. Eine weitgehende<br />
Spezialisierung führte in der Einschätzung<br />
der Sammlungen nicht selten zu Konflikten,<br />
da diese, am stärksten bei den angewandten<br />
Disziplinen, in Forschung und<br />
Lehre kaum noch die ihnen traditionell zugemessene<br />
Rolle spielen.<br />
Der Austausch mit Sammlungsverantwortlichen<br />
an verschiedenen europäischen Universitäten<br />
zeigt, dass in den letzten Jahrzehnten<br />
vielerorts ein Wertewandel zu Ungunsten<br />
der Sammlungen eingetreten ist.<br />
Sphenophyllum longifolium (Germar)<br />
v. Gutbier; Beleg zu Germar 1844–1853 und<br />
Abbildungsoriginal zu W. u. R. Remy 1959.<br />
Stephan von Wettin. Foto: Scheiner<br />
Karl v. Fritsch (1838–1906), 1873–1906<br />
Professor für Mineralogie und Geologie.<br />
Foto: Archiv<br />
Publikation Johannes Walthers von 1911<br />
über die Entstehung von Windkantern. Beigefügt<br />
sind drei Beispiele. Foto: Scheiner<br />
Allerdings lassen sich in jüngster Zeit zunehmend<br />
auch entgegengesetzte Tendenzen<br />
beobachten, wonach die reichen Sammlungsbestände<br />
der Universitäten als »Kulturerbe«<br />
begriffen werden, mit dem verantwortlich<br />
umgegangen werden muss und auf<br />
das nicht zuletzt die Öffentlichkeit ein Anrecht<br />
besitzt.<br />
■<br />
Ernst Friedrich Germar (1786–1853), 1811–<br />
1851 Professor für Mineralogie und Direktor<br />
des Mineralienkabinetts. Foto: Archiv<br />
Von Karl v. Fritsch (1906) als Limulus henkelii<br />
v. Fritsch beschriebener »Pfeilschwanz«.<br />
Unterer Muschelkalk von Bad Kösen.<br />
Foto: Scheiner<br />
Johannes Walther (1860–1937), 1906–1929<br />
Professor für Geologie und Paläontologie.<br />
Foto: Archiv<br />
Der Verfasser studierte Geologie/Paläontologie<br />
an der Westfälischen Wilhelms-Universität<br />
in Münster und wurde dort 1985<br />
promoviert. Seit 1994 ist er als Kustos für<br />
die Geologisch-paläontologischen Sammlungen<br />
des Instituts für Geologische Wissenschaften<br />
und Geiseltalmuseum der<br />
Martin-Luther-Universität tätig.