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Lobe den Herrn, Meine Seele, Und vergiss nicht, Was er dir Gutes ...

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Guten Tag,<br />

gestatten Sie, dass ich mich vorstelle: ich heiße Adelheid und wohne in d<strong>er</strong><br />

Stadtkirche in Annweil<strong>er</strong>. Damals, als ich einzog, sagte man noch „zu Annweil<strong>er</strong>”.<br />

Lang, lang ist´s h<strong>er</strong> und ich könnte Ihnen ja schon aus dies<strong>er</strong> Zeit viel b<strong>er</strong>ichten,<br />

was ich gesehen, gehört und <strong>er</strong>lebt habe, ab<strong>er</strong> wen int<strong>er</strong>essi<strong>er</strong>t schon<br />

die V<strong>er</strong>gangenheit. Sie haben mich sich<strong>er</strong>lich noch nie bem<strong>er</strong>kt, ab<strong>er</strong> kürzlich<br />

bin ich etwas leichtsinnig gewesen und man hat mich entdeckt. Hui, habe ich<br />

eine Angst bekommen und habe mein Schlupfloch gesucht. Es war jedoch gar<br />

<strong>nicht</strong> so schlimm. Man wollte mich <strong>nicht</strong> fangen od<strong>er</strong> gar töten, nein, man ist<br />

an mir int<strong>er</strong>essi<strong>er</strong>t. <strong>Und</strong> hat mir doch tatsächlich angeboten, im neuen Gemeindebrief<br />

imm<strong>er</strong> mal wied<strong>er</strong> zu Wort zu kommen. Ich, Adelheid, die Kirchenmaus.<br />

Man stelle sich das vor. Endlich wird meine Bedeutung an<strong>er</strong>kannt. <strong>Und</strong> so arm,<br />

wie es oft heißt, bin ich gar <strong>nicht</strong>.<br />

In d<strong>er</strong> Stadtkirche fin<strong>den</strong> neben <strong>den</strong> Gottesdiensten g<strong>er</strong>ade in d<strong>er</strong> Wint<strong>er</strong>zeit<br />

öft<strong>er</strong>s mal Konz<strong>er</strong>te statt. Das ist für mich<br />

prima. Viele d<strong>er</strong> Besuch<strong>er</strong> und Akteure<br />

bringen sich etwas zu Essen, Bonbons,<br />

Kaugummi, usw. mit. Da fällt für mich imm<strong>er</strong><br />

etwas ab. Sie glauben gar <strong>nicht</strong>, wie<br />

sorglos manche mit <strong>den</strong> Lebensmitteln<br />

umgehen. <strong>Und</strong> ihre Abfälle bleiben meistens<br />

in <strong>den</strong> Bankreihen liegen. Wenn ich<br />

dann flugs nach dem Ende auch durch die<br />

Reihen sause, kann ich mir manche Leck<strong>er</strong>ei<br />

v<strong>er</strong>stecken. Ich muss bloß schnell<strong>er</strong> als<br />

die Kirchendien<strong>er</strong>in, Frau Naumann, sein. Denn wenn die anfängt, bleibt für<br />

mich <strong>nicht</strong>s mehr übrig, dann wird nämlich aufg<strong>er</strong>äumt. Vielleicht geht es mir<br />

ab<strong>er</strong> jetzt noch bess<strong>er</strong>, <strong>den</strong>n seit ich entdeckt wurde, darf ich Brigitte sagen –<br />

und ich habe die Hoffnung, dass Brigitte mir<br />

auch mal etwas Futt<strong>er</strong> gibt.<br />

Schön finde ich die Sonntage. wenn die Orgel<br />

spielt, d<strong>er</strong> Pfarr<strong>er</strong> und die Gottesdienstbesuch<strong>er</strong><br />

da sind, das gefällt mir. Man<br />

braucht schließlich etwas Abwechslung im<br />

Leben.<br />

Vielleicht sehen wir uns ja mal an einem<br />

Sonntag in d<strong>er</strong> Stadtkirche.<br />

Ich würde mich freuen. <strong>Und</strong> damit auf bald,<br />

Ihre Adelheid, Kirchenmaus<br />

Adelheid, die Kirchenmaus

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