Rundbrief der Emmausgemeinschaft - Ausgabe 04|16
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6 Gastgeschichte<br />
„Obdachlose sind Menschen<br />
und kein Ungeziefer“<br />
Richard* wächst in Wr. Neustadt auf. Nach <strong>der</strong> Schule wird er Schlosser.<br />
Er ist ein lebensfroher Typ, <strong>der</strong> im Gasthaus gerne die Zechkumpane unterhält.<br />
Doch Richard beginnt zu trinken und ist gelegentlich in Raufereien<br />
verwickelt. Er heiratet und wird zweifacher Vater. Doch das Familienglück<br />
währt nicht lange …<br />
Durch häufigen Alkoholmissbrauch<br />
verliert Richard Familie, Arbeit und<br />
auch die Wohnung. Er sinkt tief, trinkt<br />
exzessiv und wird, wie er sagt, „als<br />
Obdachloser manchmal wie Ungeziefer<br />
behandelt“. Erstmals denkt er an<br />
Suizid. „Zufällig“ begegnet Richard auf<br />
<strong>der</strong> Straße P. Franz Edlinger vom Stift<br />
Heiligenkreuz. Dieser lädt ihn zu einem<br />
christlichen Glaubenskurs ein. Richard<br />
macht in <strong>der</strong> Gruppe junger Christen<br />
eine wichtige Erfahrung: „Obwohl ich<br />
in meiner Sucht zum Sandler wurde,<br />
verurteilte mich kein Seminarteilnehmer.<br />
Ich spürte, dass Gott mich wirklich<br />
liebt und mich nicht fallen lässt,<br />
obwohl ich viel Mist gebaut hatte.“<br />
Schlüsselerlebnis<br />
Richard wird bewusst: „Auch als Obdachloser<br />
bin ich ein Mensch und kein<br />
Aussätziger. Ich besitze Würde, die<br />
mir niemand nehmen kann.“ Richard<br />
trifft eine Entscheidung: Er möchte<br />
neu durchstarten und eine Entwöhnungskur<br />
machen. Nach <strong>der</strong> Therapie<br />
in Kalksburg kommt Richard zu<br />
Emmaus. Er wohnt und arbeitet am<br />
Standort Viehofen. Emmaus ist für ihn,<br />
mit seinem chronischen Alkoholmissbrauch,<br />
lebensrettend: „Dank Therapie<br />
und Emmaus konnte ich ein neues Leben<br />
beginnen.“ Richard arbeitet in <strong>der</strong><br />
Holzwerkstatt. Er ist gewissenhaft und<br />
hilfsbereit. Im Wohnheim Viehofen<br />
übernimmt er freiwillig die Rasenpflege,<br />
und an Wochenenden unterstützt<br />
er das Emmaus-Verkaufsteam bei<br />
Pfarrbasaren. Richard ist zufrieden und<br />
unendlich dankbar für den Neubeginn.<br />
Aussöhnung mit <strong>der</strong><br />
eigenen Geschichte<br />
In dieser Zeit besucht Richard oft die<br />
„Dienstag-Runde“ bei Emmaus. Er will<br />
sich mit seinen Angehörigen aussöhnen:<br />
„Ich habe kapiert, dass uns Gott<br />
durch Jesus alle Schuld vergeben hat.<br />
Darum möchte ich alle um Verzeihung<br />
bitten, die ich verletzt o<strong>der</strong> enttäuscht<br />
*Name geän<strong>der</strong>t