12.12.2012 Aufrufe

Zum Arbeitsmaterial - Volkshochschulverband Mecklenburg ...

Zum Arbeitsmaterial - Volkshochschulverband Mecklenburg ...

Zum Arbeitsmaterial - Volkshochschulverband Mecklenburg ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Anregungen für die geschlechtergerechte Verwendung von<br />

Personenbezeichnungen<br />

Sprache widerspiegelt das Bewusstsein. Gleichbehandlung von Männern und Frauen<br />

muss sich deshalb auch in der Sprache widerspiegeln.<br />

Dazu gehört, dass Frauen und Männer in der Sprache sichtbar und hörbar sind oder<br />

gemacht werden.<br />

Wir haben im Deutschen dafür die sprachlichen Möglichkeiten, manchmal ist<br />

Kreativität gefragt und Varianten sind möglich.<br />

Personenbezeichnungen<br />

Bei den Personenbezeichnungen im Deutschen stimmen das natürliche und das<br />

grammatische Geschlecht überein. Wir können also nicht sagen, „der Frau“ oder „die<br />

Mann“. Durch die Verwendung des sogenannten generischen Maskulinums, das<br />

heißt: der Pfarrer, der Patient und der Arzt, sollen andererseits aber Frauen und<br />

Männer gemeint sein. Von der grammatischen Bedeutung her wäre das möglich.<br />

Doch auf Grund der Kongruenz von grammatischem und natürlichem Geschlecht ist<br />

das hier falsch. Das grammatische Geschlecht wird durch den Nebensinn, der<br />

geschlechtsbezogen ist, überlagert.<br />

Testen Sie sich selbst:<br />

Gestern diskutierten die Außenminister über die neue Regierung im Irak.<br />

Die Architekten stellten den Entwurf für das Jüdische Museum vor.<br />

(Wen sehen Sie in Gedanken vor sich? Nur Männer oder Männer und Frauen?)<br />

Die traditionelle Grammatik dagegen sagt, dass hier keine Geschlechtszuschreibung<br />

bestünde, sondern die männlichen Formen seien geschlechtsneutral oder<br />

geschlechtsabstrahierend.<br />

Gegenbeispiele: Viele Menschen treten aus der Kirche aus und nehmen ihre<br />

Frauen und Kinder mit.<br />

(Menschen sind Männer?)<br />

Besonders bei Stellenausschreibungen ist es wichtig, sowohl Männer oder Jungen<br />

als auch Mädchen und Frauen anzusprechen.<br />

§ 611 b des BGB: „Der Arbeitgeber soll einen Arbeitsplatz weder öffentlich noch<br />

innerhalb des Betriebes nur für Männer oder nur für Frauen ausschreiben.“<br />

Ausnahmen sind solche Berufe, wo das Geschlecht relevant ist, zum Beispiel<br />

Mannequin oder Dressman.<br />

Anregungen für die geschlechtergerechte Verwendung Personenbezeichnungen:<br />

Die folgenden Vorschläge dienen als praktische Hilfestellung, Männer und Frauen<br />

durch geschlechtergerechtes Formulieren gleichermaßen sichtbar und hörbar zu<br />

machen.<br />

Erstellt von Dr. Marion Buhl. und Dr. Birgit Gabler 2004,<br />

Gender-Projekt des <strong>Volkshochschulverband</strong>es <strong>Mecklenburg</strong>-Vorpommern e. V.<br />

1


Anredeformen<br />

Frauen und Männer sollten explizit angeredet werden.<br />

Beispiele:<br />

Sehr geehrte Damen und Herren<br />

Frau und Herr Meier<br />

Die Anrede für weibliche Erwachsene ist Frau (vgl. Erlass Bundesinnenministerium<br />

1972)<br />

Beispiele:<br />

Frau Schulze nicht: Fräulein Schulze<br />

Frau/Herrn nicht: Herrn/Frau/Fräulein<br />

Paarformen<br />

Bei einigen Personenbezeichnungen ist die Bedeutung „Mann“ bzw. „Frau“ schon im<br />

Wort enthalten. Es sollte deshalb geredet werden von: Versicherungsfrau und<br />

Versicherungsmann, Kauffrau oder Kaufmann, Fachfrau oder Fachmann bzw.<br />

geschlechtsneutral Fachpersonal.<br />

Vollständige Paarform<br />

In der deutschen Sprache wird bei vielen Personenbezeichnungen die weibliche<br />

Form durch die sogenannte Motivierung gebildet, d. h. „-in“ kennzeichnet die Person<br />

als weiblich.<br />

Um deutlich zu machen, dass es sich um Männer und Frauen handelt, stehen die<br />

feminine und maskuline Wortform nebeneinander und werden mit und, oder, bzw.<br />

verbunden.<br />

Beispiele: die Teilnehmerin und der Teilnehmer<br />

die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter<br />

die Angestellte bzw. der Angestellte<br />

Verkürzte Paarform:<br />

Die nebeneinander stehenden maskulinen und femininen Wortformen werden durch<br />

Schrägstrich voneinander getrennt. Der Schrägstrich dient zur zusammenfassenden<br />

Angabe verschiedener Möglichkeiten (R 115). Artikel stehen beim entsprechenden<br />

Hauptwort (Substantiv). Diese Form eignet sich bei Schriftstücken, um bei<br />

begrenztem Platz geschlechtergerecht zu formulieren.<br />

Beispiele: der Professor/die Professorin<br />

der Bürgermeister/die Bürgermeisterin<br />

die Prüferin/der Prüfer<br />

der Beamte/die Beamtin<br />

Erstellt von Dr. Marion Buhl. und Dr. Birgit Gabler 2004,<br />

Gender-Projekt des <strong>Volkshochschulverband</strong>es <strong>Mecklenburg</strong>-Vorpommern e. V.<br />

2


Beim Vorlesen dieser Variante muss der Schrägstrich allerdings wieder in eine<br />

Konjunktion (und, oder, usw.) umgewandelt werden.<br />

Eine Klammer kann den Schrägstrich nicht ersetzen. Denn diese würde hier die in<br />

Klammern stehende Form zum erklärenden Zusatz (R 61) degradieren.<br />

Die Reihenfolge bei Vollformen und verkürzten Paarformen im Sinne der<br />

sprachlichen Gleichbehandlung spielt keine Rolle. Sie kann wechseln. So wird<br />

deutlich gemacht, dass die Reihenfolge keine Wertung beinhaltet.<br />

Zusammenziehen mit Schrägstrich<br />

Unterscheiden sich die männlichen und weiblichen Formen eines Wortes nur durch<br />

ihre Endung, bietet sich ein Zusammenziehen mit Schrägstrich an.<br />

Zur Prüfung der Zusammenziehung können Sie den Schrägstrich weglassen.<br />

Danach müsste ein korrektes Wort übrig bleiben.<br />

Beispiele: der/die Mitarbeiter/-in korrekt: der Mitarbeiter die Mitarbeiterin<br />

der/die Teilnehmer/-in korrekt: der Teilnehmer die Teilnehmerin<br />

der/die Politiker/-in korrekt: der Politiker die Politikerin<br />

(Gelegentlich fällt der Ergänzungs(binde)strich weg (R 115): der/die Mitarbeiter/in)<br />

Die Verwendung von Klammern ist hier möglich, um Verkürzungen,<br />

Zusammenfassungen, Alternativen zu kennzeichnen. (R 62)<br />

Beispiele: Mitarbeiter(in) (als Kurzform für: Mitarbeiter und/oder Mitarbeiterin)<br />

Kolleg(innen)en (als Kurzform für : Kolleginnen und/oder Kollegen)<br />

Einschränkungen<br />

Wenn eine maskuline Form einer Personenbezeichnung auf -e endet, fällt diese<br />

Endung in der femininen Form weg.<br />

Beispiele: der Beamte – die Beamtin<br />

der Bote – die Botin<br />

der Kunde – die Kundin<br />

Werden diese Wörter zur Kurzform zusammengezogen, ergeben sich falsche Wörter:<br />

Beispiele: der/die Beamt(e)in; der Kund(e)in<br />

Das gilt auch für Formen, die einen Umlaut in der femininen Wortform bilden.<br />

Beispiel: der/die Arzt/in<br />

Deshalb sollte hier die Paarform verwendet werden.<br />

Erstellt von Dr. Marion Buhl. und Dr. Birgit Gabler 2004,<br />

Gender-Projekt des <strong>Volkshochschulverband</strong>es <strong>Mecklenburg</strong>-Vorpommern e. V.<br />

3


Zusammenziehen mit Binnen-I oder Großbuchstaben<br />

Die Großschreibung des „I“ im Wortinnern bzw. Großbuchstaben am Wortende<br />

ermöglichen das Zusammenziehen der männlichen und weiblichen Form von<br />

Personenbezeichnungen bei jenen Wörtern, deren weibliche Form<br />

auf „-in“ endet. Beide Formen der Großschreibung entsprechen nicht den geltenden<br />

Regeln der neuen Rechtschreibung, finden aber durchaus Verwendung in diversen<br />

Gesetzestexten, Verordnungen und Vorschriften und sind sprachökonomisch.<br />

Beispiele: der/die BürgerIn<br />

der/die DozentIn<br />

einE LeiterIn<br />

Im Mündlichen sollten beide Formen gesprochen (also: der Bürger und die Bürgerin)<br />

oder eine Pause vor dem „I“ eingefügt werden.<br />

Geschlechtsneutrale Formulierungen für Personen<br />

Mitunter entstehen beim konsequenten Gebrauch von Paarformen und<br />

Zusammenziehungen sehr schwerfällige, wenig nachvollziehbare und komplizierte<br />

Konstrukte:<br />

Beispiel: Der/die Antragsteller/in legt sein/ihr ausgefülltes Formular dem zuständigen<br />

Sachbearbeiter oder der zuständigen Sachbearbeiterin vor ...<br />

Hier kann Abhilfe durch geschlechtsneutrale Bezeichnungen geschaffen werden.<br />

Geschlechtsneutrale Personenbezeichnungen<br />

Weder in der Einzahl (Singular) noch in der Mehrzahl (Plural) ist erkennbar, ob es<br />

sich um eine männliche oder eine weibliche Person handelt.<br />

Beispiele: die Person – die Personen<br />

das Mitglied – die Mitglieder<br />

der Mensch – die Menschen<br />

das Individuum – die Individuen<br />

das Opfer – die Opfer<br />

Geschlechtsneutrale Pluralbildung<br />

Pluralformen von substantivierten Adjektiven und Partizipien eignen sich in<br />

besonderem Maße für die geschlechtsneutrale Bezeichnung von Personen.<br />

Denn bei Pluralbildung dieser Worte ist das Geschlecht nicht mehr erkennbar.<br />

Beispiel: die Jugendlichen aber: der/die Jugendliche<br />

die Studierenden der/die Studierende<br />

die Lehrenden der/die Lehrende<br />

die Beschäftigten der/die Beschäftigte<br />

Erstellt von Dr. Marion Buhl. und Dr. Birgit Gabler 2004,<br />

Gender-Projekt des <strong>Volkshochschulverband</strong>es <strong>Mecklenburg</strong>-Vorpommern e. V.<br />

4


Einschränkung: Nicht zu allen geschlechtsspezifischen Personenbezeichnungen gibt<br />

es geschlechtsneutrale Bezeichnungen im Plural. Oft lassen sich diese aber leicht<br />

durch Zusammensetzung mit Elementen wie –kraft, -leute, -hilfe bilden.<br />

Beispiel: Fachmann/Fachfrau zu Fachkraft – Fachleute – Fachperson<br />

Umschreibungen von Personenbezeichnungen<br />

Bezeichnung der Funktion, des Amtes oder einer Gruppe<br />

An Stelle der konkreten Bezeichnung der Personen wird deren Institution, Funktion,<br />

Amt oder Gruppenzugehörigkeit benannt.<br />

Beispiel: das Rektorat<br />

die Schule<br />

die Leitung<br />

das Projektteam<br />

die Professur<br />

Umwandlung von Aktiv- in Passivformen<br />

Beispiel: Der Teilnehmende erhält nach Bestehen der Prüfung das Zertifikat.<br />

(Aktiv)<br />

besser: Nach Bestehen der Prüfung wird das Zertifikat verliehen.<br />

(Passiv)<br />

Die direkte Anrede<br />

Beispiele: Der Raum steht den Teilnehmenden in der Zeit von ... bis ... zur<br />

Verfügung.<br />

Der Raum steht Ihnen in der Zeit von ... bis ... zur Verfügung.<br />

Sie können über den Raum in der Zeit von ... bis ... verfügen.<br />

Umschreibung mit Adjektiven<br />

Beispiele: Rat eines Anwalts einholen besser: juristischen Rat einholen<br />

die Sicht des Arztes besser: aus ärztlicher Sicht<br />

Vermeidung von „man“<br />

Die Verwendung von „man“ wird heute oft nicht mehr als geschlechtsneutral<br />

verstanden. Das belegen die Bemühungen, feminine Entsprechungen wie „frau“ und<br />

„jedefrau“ zu „jedermann“ zu etablieren. Im allgemeinen Sprachgebrauch haben sie<br />

sich (bisher) nicht durchgesetzt und auch (noch) keinen Eingang in die deutsche<br />

Grammatik gefunden.<br />

„Man“ kann durch Umformulierung (Passivsatz) und die Verwendung von Pronomen<br />

(z. B.: wir, ich) vermieden werden.<br />

Beispiele: (1) Man kann darüber streiten, dass ...<br />

Erstellt von Dr. Marion Buhl. und Dr. Birgit Gabler 2004,<br />

Gender-Projekt des <strong>Volkshochschulverband</strong>es <strong>Mecklenburg</strong>-Vorpommern e. V.<br />

5


Versuchen Sie es selbst!<br />

Finden Sie die kritischen Stellen und formulieren Sie diese geschlechtergerecht um.<br />

1. Leserfreundlich<br />

2. Holen Sie ggf. den Rat eines Arztes ein.<br />

3. Teilnehmerliste<br />

4. Wen man vorher alles fragen muss ...<br />

5. Sie ist Fachmann auf dem Gebiet der Gynäkologie.<br />

6. Sie ist von Beruf Lehrer für Mathematik und Religion.<br />

7. Die Kursleiter werden gebeten, ihre Teilnehmer über Ablauf und Bedingungen<br />

der Prüfung zu informieren.<br />

8. Die Fortbildungsangebote sind für jedermann offen.<br />

9. Zeichnen und Malen für Anfänger und Fortgeschrittene<br />

Dieser Kurs ist ein Angebot für Interessenten, die die Grundlagen<br />

zeichnerischer Bildgestaltung vertiefen wollen. Die Arbeit umfasst u. a.<br />

Naturstudien und farbanalytische Übungen. Der Kurs ist insbesondere für<br />

Schüler, Studenten und Auszubildende geeignet.<br />

Formulierungsbeispiele zu der Übung finden Sie auf der nächsten Seite<br />

Erstellt von Dr. Marion Buhl. und Dr. Birgit Gabler 2004,<br />

Gender-Projekt des <strong>Volkshochschulverband</strong>es <strong>Mecklenburg</strong>-Vorpommern e. V.<br />

7


1. leserfreundlich<br />

lesefreundlich<br />

2. Holen Sie ggf. den Rat eines Arztes ein.<br />

Holen Sie ggf. ärztlichen Rat ein.<br />

3. Teilnehmerliste<br />

Liste für Teilnehmende<br />

4. Wen man alles fragen muss ...<br />

Wer vorher alles gefragt werden muss ...<br />

5. Sie ist Fachmann auf dem Gebiet der Gynäkologie.<br />

Sie ist Fachfrau auf dem Gebiet der Gynäkologie.<br />

6. Sie ist von Beruf Lehrer für Mathematik und Religion.<br />

Sie ist von Beruf Lehrerin für Mathematik und Religion.<br />

7. Die Kursleiter werden gebeten, ihre Teilnehmer über Ablauf und Bedingungen<br />

der Prüfung zu informieren.<br />

Die Kursleiter und Kursleiterinnen werden gebeten, ihre Kurse über Ablauf<br />

und Bedingungen der Prüfung zu informieren.<br />

oder: Lehrkräfte werden gebeten, ihre Teilnehmerinnen und Teilnehmer .....<br />

oder: Die Kursleitenden werden gebeten, ihre Teilnehmenden ...<br />

8. Die Fortbildungsangebote sind für jedermann offen.<br />

Die Fortbildungsangebote sind für alle offen.<br />

9. Zeichnen und Malen für Anfänger und Fortgeschrittene<br />

Dieser Kurs ist ein Angebot für Interessenten, die die Grundlagen<br />

zeichnerischer Bildgestaltung vertiefen wollen. Die Arbeit umfasst u. a.<br />

Naturstudien und farbanalytische Übungen. Der Kurs ist insbesondere für<br />

Schüler, Studenten und Auszubildende geeignet.<br />

Zeichnen und Malen für Anfängerinnen und Anfänger sowie Fortgeschrittene<br />

Dieser Kurs ist ein Angebot für Interessierte, die die Grundlagen<br />

zeichnerischer Bildgestaltung vertiefen wollen. Die Arbeit umfasst u. a.<br />

Naturstudien und farbanalytische Übungen. Der Kurs ist insbesondere<br />

für Schülerinnen und Schüler, Studierende und Auszubildende<br />

geeignet.<br />

Erstellt von Dr. Marion Buhl. und Dr. Birgit Gabler 2004,<br />

Gender-Projekt des <strong>Volkshochschulverband</strong>es <strong>Mecklenburg</strong>-Vorpommern e. V.<br />

8

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!