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5/<strong>2017</strong><br />
www.motorrad-classic.de<br />
Youngtimer Oldtimer Szene Markt<br />
Nachdruck<br />
Kawasaki<br />
Z 1000 Mk II<br />
und<br />
Z 1000 ST<br />
im Vergleich<br />
Technik im Kopf<br />
VIERVENTIL-<br />
TWINS<br />
YAMAHA XS 500<br />
LAVERDA 500<br />
ALPINO<br />
Zündapp KS 175<br />
DAS LETZTE<br />
<strong>MOTORRAD</strong><br />
DER MARKE<br />
Teile-Spezialisten<br />
LEIDENSCHAFT<br />
FÜR ALTE<br />
GUZZIS<br />
Yankee 500 Z Jawa 350<br />
AMI MIT OSSA-<br />
ZWEIZYLINDER<br />
BILL IVYS V4-<br />
WERKSRENN-<br />
MASCHINE<br />
Ungarns Luxus der 20er-Jahre:<br />
Méray 350 OHV und 680 SV<br />
Deutschland 5,90 €<br />
Österreich 6,70 € . Schweiz 10,80 sFr . BeNeLux 6,90 €<br />
Dänemark 65,00 dkr . Griechenland 8,20 €<br />
Italien 7,60 € . Spanien 7,60 €
INHALT I<br />
5/<strong>2017</strong><br />
68<br />
Die ab 1977 angebotene Zündapp KS 175 war das letzte echte Serienmotorrad der Marke. Zwei<br />
Enthusiasten überließen uns das erste und das finale Modell dieser Baureihe für eine kleine Ausfahrt<br />
42<br />
80<br />
MOTORRÄDER IN<br />
DIESER AUSGABE:<br />
BMW R 75 Daytona-Racer (1972) 90<br />
Honda CB 400 Four 28<br />
Jawa 350 V4-Rennmaschine 106<br />
Kawasaki Z 1000 Mk II & Z 1000 ST 94<br />
Laverda 500 Alpino 4<br />
Méray 350 OHV & 680 SV 34<br />
Ossa Yankee 500 80<br />
Yamaha YAS-1 18<br />
Yamaha XS 500 4<br />
Yankee 500 Z 80<br />
Zündapp KS 175 68<br />
Die Yankee 500 Z und die Ossa Yankee<br />
500 eint ein technisch sehr interessanter<br />
Halbliter-Zweitakt-Twin aus Spanien<br />
18<br />
Motorrad im Moped-<br />
Format: Mit ihrem 125er-<br />
Zweizylinder-Zweitakter<br />
bot die vollgetankt<br />
nur 110 Kilogramm<br />
leichte Yamaha<br />
YAS-1 Ende der<br />
1960er-Jahre<br />
selbst größeren<br />
Krädern Paroli<br />
Nahe Mandello<br />
offeriert die<br />
Familie Ciabarri<br />
Teile für Moto<br />
Guzzis ab<br />
Baujahr 1921<br />
Titelfotos: Jacek Bilski, Alan Cathcart, Harry Colbert, Sven Krieger, Imre Paulovits (2), Thomas Schmieder;<br />
Inhaltfotos: Jacek Bilski, Alan Cathcart, Harry Colbert, Sven Krieger, Armin Maier, Imre Paulovits,<br />
Daniel Reinhard, Frank Rönicke, Thomas Schmieder
Extra in diesem Heft:<br />
Einkaufsführer Zubehör<br />
4<br />
AUF ACHSE<br />
4 Halbliter-Twins mit Vierventil-Technik<br />
Wir fuhren die Laverda 500 Alpino<br />
im Vergleich mit der Yamaha XS 500<br />
68 Zündapp KS 175<br />
Fahreindrücke von zwei Exemplaren der<br />
letzten Motorradmodelle von Zündapp<br />
28<br />
102<br />
34<br />
90<br />
IM STUDIO<br />
18 Yamaha YAS-1<br />
Die spritzige Zweizylinder-125er präsentiert<br />
sich in ihrer ganzen Schönheit<br />
ZURÜCKGEBLÄTTERT<br />
26 Interessantes aus <strong>MOTORRAD</strong> 9/1989<br />
Honda CB 450 S und Suzuki GS 500 E<br />
SZENE<br />
28 Mein Leben mit der Honda CB 400 Four<br />
Ein Leser hat sich 1978 die kleine Vierzylindermaschine<br />
gekauft, mit der er bis<br />
heute fast 170 000 Kilometer gefahren ist<br />
34 Die Motorräder von Méray<br />
Im Ungarn der 1920er-Jahre bauten die<br />
Méray-Brüder exquisite Motorräder<br />
42 Guzzi-Retro in Abbadia Lariana<br />
Teile für und Raritäten von Moto Guzzi<br />
48 Nachrichten, Termine, Tipps<br />
78 Porträt Bud Ekins<br />
Erinnerung an den legendären Hollywood-Stuntman<br />
und Offroad-Racer<br />
80 Yankee 500 Z und Ossa Yankee 500<br />
Die spannende Geschichte rund um<br />
Ossas interessanten 500er-Zweitakt-Twin<br />
90 Die Renn-BMW für Daytona<br />
Mit einem schnellen BMW-Boxer wollte<br />
der US-Importeur 1972 im Oval antreten<br />
NACHGEDRUCKT<br />
94 Kawasaki Z 1000 Mk II und Z 1000 ST<br />
Kette oder Kardan im Vergleich von 1979<br />
MARKT<br />
60 Der aktuelle Preisspiegel<br />
Über 500 Klassiker unter der Lupe<br />
SPORT<br />
102 Nachruf auf John Surtees<br />
Die Rennlegende wurde 83 Jahre alt<br />
104 DHM-News<br />
106 Jawa 350 V4<br />
Ausfahrt mit Bill Ivys Werksrenner<br />
EDIT0RIAL<br />
Warum die<br />
Japaner so<br />
stark wurden<br />
Eigentlich hätte man sich die Laverda<br />
kaufen müssen: Die schlanke<br />
500 Alpino konnte vieles besser als die<br />
Yamaha XS 500. Trotzdem verkaufte<br />
Yamaha in Deutschland vom ersten Vierventil-Twin<br />
das x-Fache der Laverda.<br />
Warum? Natürlich war die Yamaha etwas<br />
günstiger. Dank Wechselkursvorteil und<br />
Massenproduktion waren die Fernostbikes<br />
nicht zu unterbieten. Aber das allein<br />
konnte nicht der Grund sein. Man vertraute<br />
Yamaha einfach mehr. Ein damals<br />
stark wachsendes Händlernetz, die Rennerfolge,<br />
die große Modellpalette, die ständigen<br />
Neuerscheinungen: Bei Yamaha ging<br />
die Post ab, während Laverda immer ein<br />
wenig im Jammertal steckte.<br />
So ging es oft, und zwei weitere Geschichten<br />
in dieser Ausgabe von MOTOR-<br />
RAD <strong>Classic</strong> streifen dieses Thema: Zündapp<br />
musste sich, selbst mit der wirklich<br />
gelungenen KS 175, der Japan-Offensive<br />
genauso geschlagen geben wie Ossa.<br />
Wobei die Zündapp immerhin noch gut zu<br />
kaufen war. Mein Gott, was habe ich von<br />
der Yankee 500 geträumt! Sie verkörperte<br />
alles, was meine RD 250 nicht hatte: Hubraum,<br />
Leichtbau, Optik. Aber wo hätte ich<br />
eine herbekommen sollen? Zu welchem<br />
Preis? Da steckte ich doch lieber einen<br />
400er-Motor in meine Yamaha und fuhr<br />
durch halb Europa, ganz ohne Probleme.<br />
So wurden die Japaner groß. Heute sieht<br />
die Sache bekanntlich wieder anders aus.<br />
106<br />
RUBRIKEN<br />
51 Kleinanzeigen-Markt<br />
66 Leserbriefe<br />
114 Vorschau/Impressum<br />
Viel Spaß beim Lesen<br />
wünscht Ihnen<br />
Michael Pfeiffer<br />
Das komplette Heft gibt es auch als E-Paper fürs iPad.<br />
Mehr Infos: www.motorrad-classic.de/mcl-epaper<br />
<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong> 3
AUF ACHSE I<br />
Laverda 500 Alpino I Yamaha XS 500<br />
4 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong><br />
www.motorrad-classic.de
VIER<br />
HILFT VIEL<br />
Mit den beiden 500ern von<br />
Yamaha und Laverda hielt<br />
die Vierventil-Technik Mitte<br />
der 1970er Einzug bei den Mittelklasse-Twins. Kommt die Faszination der einst<br />
fortschrittlichen Technik heute noch rüber? Text: Gerhard Eirich; Fotos: Jacek Bilski, Archiv<br />
www.motorrad-classic.de<br />
<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong> 5
AUF ACHSE I<br />
Laverda 500 Alpino I Yamaha XS 500<br />
Laverda begann 1975 mit der Entwicklung<br />
des 500er-Twins, arbeitete<br />
schnell und konnte bereits auf<br />
dem Mailänder Salon im Herbst jenen<br />
Jahres ein schmuckes Halbliter-Bike mit<br />
modernem Vierventil-Twin präsentieren.<br />
Doch wusste man in Italien etwa von den<br />
anfäng lichen Problemen, die Yamaha mit<br />
seinem schon 1973 vorgestellten Vierventil-Twin<br />
hatte und wollte keinen Schnellschuss<br />
riskieren? Jedenfalls dauerte es bis<br />
Herbst 1977, ehe man die Laverda endlich<br />
kaufen konnte. In Deutschland gar bis<br />
Mitte 1978 – der Wechsel des Importeurs<br />
(einst die Firma Louis, dann Zweirad Röth)<br />
brachte die Verzögerung mit sich.<br />
Doch nun sorgte sie überall für staunende<br />
Gesichter und weckte Begehrlichkeiten.<br />
Eine leichte und handliche, quasi<br />
kleinere Ausgabe der 1000er-Drillinge, mit<br />
an die große Jota angelehntem Design und<br />
leckeren technischen Details wie doppelte<br />
obenliegende Nockenwelle und Vierventilkopf.<br />
So wähnte man sich gerüstet im<br />
Kampf um die Gunst der Käufer. Die Gegner<br />
standen bereit, in Gestalt der Ducati<br />
500 Sport Desmo und sicher auch der<br />
Yamaha XS 500.<br />
Gute Ausstattung – hoher Preis<br />
Um dieser mit 5492 Mark (1978) schon<br />
nicht rekordverdächtig günstigen Japanerin<br />
Paroli bieten zu können, musste die<br />
Laverda für die verlangten 6860 Mark<br />
schon einiges auffahren. Der 497-cm³-<br />
Motor mit kettengetriebenen obenliegenden<br />
Nockenwellen und vier per Tassenstößel<br />
gesteuerten Ventilen, vierfach wälz-<br />
„Mit der 500er<br />
kannst du entspannt<br />
bummeln<br />
oder es ordentlich<br />
krachen lassen“<br />
6 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong>
LAVERDA<br />
500 ALPINO<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong> 7
AUF ACHSE I<br />
Laverda 500 Alpino I Yamaha XS 500<br />
So warb Laverda<br />
für seine 500er:<br />
Neben der Auflistung<br />
der technischen<br />
Features<br />
zählte vor allem<br />
das Ambiente von<br />
Natur, Freiheit<br />
und Zweisamkeit<br />
gelagerter Kurbelwelle und mit 180 Grad<br />
Hubzapfenversatz als Gegenläufer ausgelegte<br />
Twin musste sich mit 46 PS zwar<br />
nicht verstecken, hatte aber auch nicht<br />
mehr drauf als die Konkurrenz.<br />
Nicht gespart hat Laverda jedoch bei<br />
den Anbauteilen und der Ausstattung:<br />
Eine kontaktlose Bosch-Transistorzündung<br />
sorgt für Verlässlichkeit, ein Sechsganggetriebe<br />
für die jederzeit passende Übersetzung,<br />
und japanische Schaltereinheiten<br />
sowie das Cockpit bieten gute Bedienbarkeit<br />
und Anzeigegenauigkeit. Großzügig<br />
verzichtet hat man hingegen auf einen<br />
Kick starter, dem geringen Gewicht kommt<br />
es zugute. Mit 189 Kilogramm vollgetankt<br />
untermauert die Laverda hier ihren sportlichen<br />
Anspruch, auch wenn bei der Entwicklung<br />
des Fahrwerks angeblich sogar<br />
DATEN<br />
Laverda 500 Alpino<br />
Motor: Luftgekühlter Zweizylinder-Viertakt-<br />
Reihenmotor, je vier Ventile, über zwei obenliegende<br />
Nockenwellen und Tassenstößel<br />
betätigt, Bohrung x Hub 72 x 61 mm,<br />
Verdichtung 9,2:1, Hubraum 497 cm³,<br />
Leistung 46 PS bei 8200/min, zwei 32-mm-<br />
Dellorto-Vergaser, kontaktlose Bosch-<br />
Transistor zündung<br />
Kraftübertragung: Mehrscheiben-Ölbadkupplung,<br />
Sechsganggetriebe, Kettenantrieb<br />
Fahrwerk: Doppelrohrrahmen mit Einschleifen-Unterzug,<br />
unten gegabelt, Marzocchi-<br />
Telegabel vorn, Ø 35 mm, fünffach verstellbare<br />
Marzocchi-Federbeine hinten, Reifen<br />
vorn 3.00 S 18, hinten 3.50 S 18, Brembo-<br />
Doppelscheibenbremse vorn, Ø 260 mm,<br />
Scheibenbremse hinten, Ø 260 mm<br />
Maße und Gewichte:Radstand 1420 mm,<br />
Gewicht (vollget.) 189 kg, Tankinhalt 14,5 l<br />
Fahrleistung: Höchstgeschwindigkeit<br />
167 km/h<br />
Der Laverda-Twin zeigt sich<br />
im wuchtigen Look der<br />
großen 1000er-Drillinge<br />
Der Chokehebel am linken<br />
32er-Dellorto-Vergaser kauert<br />
hinterm Benzinhahn<br />
8 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong>
Der Spanner der mittig<br />
laufenden Steuerkette ist<br />
gut zugänglich einstellbar<br />
Im Cockpit zeigt sich gut<br />
ablesbarer japanischer<br />
Standard von Nippon Denso<br />
Bewährtes bei der Formensprache<br />
– der Bürzel erinnert<br />
an die 3CL bzw. Jota<br />
<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong> 9
AUF ACHSE I<br />
Laverda 500 Alpino I Yamaha XS 500<br />
YAMAHA<br />
XS 500<br />
10 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong><br />
www.motorrad-classic.de
die softe, auf Fahrkomfort ausgelegte Ausrichtung<br />
Vorrang hatte. So rollten die ersten<br />
500er also aus den Werkshallen in<br />
Breganze. Doch die ersten Änderungen<br />
hielten schon im ersten Jahr nach Erscheinen<br />
Einzug: So entschied man sich nun<br />
doch zum Einsatz einer Ausgleichswelle<br />
(die ersten Exemplare wurden noch ohne<br />
ausgeliefert), um der Vibrationen Herr zu<br />
werden, und man musste bereits früh den<br />
Namenszusatz Alpina in Alpino umwandeln<br />
– ein deutscher BMW-Tuner hatte<br />
sich den Namen bereits schützen lassen.<br />
Heute steht also ein bestens gepflegtes<br />
Exemplar der Alpino für uns bereit – es<br />
gehört Tom Eatman, seines Zeichens<br />
Laverda-Enthusiast und professioneller<br />
Schrauber, nicht nur, aber vor allem an<br />
Laverdas (cycledoctor@t-online.de), mit<br />
Domizil im Allgäu. Er besitzt nahezu alle<br />
Modelle der Marke, seine Alpino hat er<br />
2006 erstanden. „Laufleistung und Zustand<br />
waren mir egal – ich habe eh alles<br />
überholt und erneuert, was fällig war“, erzählt<br />
er mit gewohnter Gelassenheit. Bildschön<br />
strahlt der (relativ) neue Lack in der<br />
Sonne, die filigran wirkenden 18-Zoll-<br />
Guss räder aus Laverda-eigener Fertigung<br />
passen bestens zum Gesamtbild. Hochbeinig<br />
wirkt die 500er allerdings und erwachsener,<br />
vor allem im Vergleich zur<br />
kompakt, fast gedrungen auftretenden<br />
Yamaha, auch wenn die Maße dies nicht<br />
belegen. Spürbar ist jedoch der Gewichtsvorteil<br />
schon beim Aufsitzen und Rangieren.<br />
Der Chokehebel sitzt etwas fummelig<br />
versteckt am linken Vergaser, doch mit<br />
dem Druck aufs Knöpfchen bollert der<br />
Twin über raschend spontan los. Kernig<br />
blubbert es aus den beiden Lafranconi-<br />
Bei der XS 500<br />
war, damals ganz<br />
unüblich, das<br />
Fahrwerk dem<br />
Motor überlegen<br />
<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong> 11
AUF ACHSE I<br />
Laverda 500 Alpino I Yamaha XS 500<br />
Alles oder nichts – einstufiger<br />
Chokeknopf am<br />
Mikuni-Vergaser der XS 500<br />
Gute 300er-Einscheibenbremse<br />
vorn – gegen Aufpreis<br />
mit zweiter Scheibe
Was will die<br />
schlichte Yamaha<br />
XS 500-Werbung<br />
von damals sagen:<br />
Wegen des<br />
brachialen Twins<br />
bröckelt der Putz<br />
von der Wand?<br />
Hinterm Gehäusedeckel<br />
werkeln Antriebsketten für<br />
Ausgleichswelle und Anlasser<br />
Zwei Zubehör-Uhren flankieren<br />
die gut ablesbaren<br />
Instrumente im XS-Cockpit<br />
Töpfen, der Motor mahlt mechanisch hörbar,<br />
vor allem jedoch spürbar vor sich hin.<br />
Er lässt sich seine Lebensäußerungen auch<br />
von der Ausgleichswelle nicht nehmen.<br />
Die Kupplung braucht keine Schraubstockhand,<br />
auch zum Aufziehen der Dellortos<br />
ist keine übermäßige Kraft erforderlich.<br />
Zum Anfahren genügt wenig Drehzahl,<br />
auch wenn sich der Laverda-Twin hier<br />
nicht ganz so sanft und geschmeidig gebärdet<br />
wie der XS-Motor. Wer zuvor lange<br />
die XS 500 bewegt hat, spürt umso deutlicher<br />
den Unterschied. Vibrationen sind<br />
nicht störend aber spürbar, mit steigender<br />
Drehzahl und über 5000/min deutlich.<br />
Auch die Motorcharakteristik wirkt eindeutig<br />
sportlicher: unten und in der Mitte<br />
fahrbar, aber verhaltener, dafür mit deutlicherem<br />
Biss ab 6000/min, willig auch bis<br />
zum roten Bereich bei 8000/min.<br />
Wegen der etwas weiter über den längeren<br />
Tank gebeugten, Vorderrad-orientierteren<br />
Haltung vermittelt die Italienerin<br />
bei aller bequemen Unterbringung (nicht<br />
zu breiter, sehr gut gekröpfter Lenker, ent-<br />
DATEN<br />
Eigenwillig kurzes Heck,<br />
üppige Sitzbank: viel Platz<br />
für Fahrer und Beifahrer<br />
Yamaha XS 500<br />
Motor: Luftgekühlter Zweizylinder-Viertakt-<br />
Reihenmotor, je vier Ventile, über zwei obenliegende<br />
Nockenwellen und gegabelte<br />
Schlepphebel betätigt, Bohrung x Hub 73 x<br />
59,6 mm, Verdichtung 8,5:1, Hubraum<br />
498 cm³, Leistung 48,5 PS bei 8500/min,<br />
zwei 38-mm-Mikuni-Vergaser, kontaktgesteuerte<br />
Batterie-Spulenzündung<br />
Kraftübertragung: Mehrscheiben-Ölbadkupplung,<br />
Fünfganggetriebe, Kettenantrieb<br />
Fahrwerk: Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen,<br />
Telegabel vorn, Ø 35 mm, fünffach<br />
verstellbare Federbeine hinten, Reifen vorn<br />
3.25 H 19, hinten 4.00 H 18, Scheibenbremse<br />
vorn, Ø 300 mm, Scheibenbremse hinten,<br />
Ø 270 mm<br />
Maße und Gewichte:Radstand 1400 mm,<br />
Gewicht (vollget.) 212 kg, Tankinhalt 15,5 l<br />
Fahrleistung: Höchstgeschwindigkeit<br />
171 km/h<br />
<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong> 13
AUF ACHSE I<br />
Laverda 500 Alpino I Yamaha XS 500<br />
spannter Beinwinkel) sportliches Flair und<br />
verleitet zum Gasgeben. Zumal auch die<br />
Marzocchi-Gabel und die Hagon-Zubehörfederbeine<br />
(wie schon die originalen Marzocchis)<br />
fein ansprechen und genügend<br />
Reserven bieten, um auch derbe Wellen<br />
wegzufiltern. Ein paar Kilometer kurvige<br />
Bergstrecke durch den Wald lassen kurz<br />
das Potenzial aufblitzen: Bei solch präzisem<br />
Lenkverhalten und so willigem Einklappen<br />
in Schräglage, bei bester Stabilität,<br />
lässt es sich auch verschmerzen, dass man<br />
sich hie und da ein paar mehr als die 46 PS,<br />
etwas kürzere Schaltwege sowie eine exaktere<br />
Rastung der sechs Gänge wünschen<br />
würde. Die prima dosierbaren, standfesten<br />
Brembo-Bremsen lassen hingegen kaum<br />
Wünsche offen. Noch eine kleine Extrarunde?<br />
Wie hatte Tom noch gesagt? „Du<br />
kannst mit der 500er entspannt bummeln,<br />
es aber auch ordentlich krachen lassen.“<br />
Stimmt. Entspanntes Rumrollen wird nicht<br />
langweilig, aber wer weiß, wie viel Spaß<br />
flottes Räubern macht, lässt sich immer<br />
wieder verlocken.<br />
Schon Jahre vor der Laverda, nämlich<br />
1973, hatte Yamaha auf der Amsterdamer<br />
Motorradmesse einen Vierventil-Twin vorgestellt,<br />
die TX 500. Damals noch mit<br />
rundlicherem Look der Schwester TX 750<br />
und mit Speichenrädern. Und auch sie<br />
war nicht die erste Vierventil-Serienmaschine,<br />
hatte doch Honda bereits 1972<br />
mit dem ohc-Eintopf SL 250 S vorgelegt.<br />
Doch stellte die Yamaha immerhin den<br />
ersten Serien-Vierventil-Twin mit zwei<br />
obenliegenden Nockenwellen. Wegen der<br />
Erfahrungen mit der technisch anfälligen<br />
TX 750 zögerte der deutsche Importeur<br />
jedoch und bot die 500er hierzulande offiziell<br />
nicht an. Amerika blieb zunächst der<br />
Hauptabsatzmarkt der TX 500.<br />
Erst der zunehmende Druck, eine leistungsfähige<br />
Maschine in der 500er-Klasse<br />
anbieten zu wollen, die optische Überarbeitung<br />
(modernes, kantiges Design, modische<br />
Gussräder) und technische Updates<br />
(Mikuni- statt der Keihin-Vergaser) bescherten<br />
dem nun XS 500 getauften Twin<br />
eine neue Chance. Ende 1975 auf der Mailänder<br />
Messe präsentiert, wurde sie ab<br />
1976 auch in Deutschland offiziell angeboten.<br />
Die einzigen gravierenden Modellpflege-Änderungen<br />
wurden 1977 fürs<br />
Modell 1978 vorgenommen. Eine höhere<br />
Verdichtung von nun 9,6 statt 8,5:1, ein<br />
größeres Luftfiltergehäuse und ein neuer<br />
Fliehkraftregler mit anderer Verstellkurve<br />
verhalfen dem Motor zu vollen 50 statt<br />
der vormals 48,5 PS. Für bessere thermische<br />
Verhältnisse sorgten zudem größere<br />
Hauptölbohrungen. Auch beim Fahrwerk<br />
legte man Hand an: Neue Gussräder<br />
sparten deutlich Gewicht – die vordere<br />
Felge wurde von sechs auf gut fünf, die<br />
hintere von 7,15 auf 6,2 Kilogramm abge-<br />
TECHNIK & HISTORIE<br />
Langer Vorlauf<br />
Der XS 500-Motor, der die Vierventil-Zukunft<br />
bei Yamaha einläuten sollte, hatte anfangs mit<br />
Problemen zu kämpfen, die ihn letztlich den<br />
guten Ruf und seinen Fortbestand kosten sollten.<br />
Die aufwendige Konstruk tion debütierte<br />
bereits 1973 in der TX 500, noch<br />
mit Keihin-Vergasern, die keinen ordentlichen<br />
Leerlauf boten und mit ruckelnder Gasannahme<br />
verärgerten. Diese wurden zwar durch<br />
funktionierende Mikuni-Vergaser ersetzt, als<br />
der deutsche Importeur sich entschloss, das<br />
kantigere, mit Gussrädern bestückte und nun<br />
XS 500 genannte Bike ab 1976 zu importieren.<br />
Schlimmer waren jedoch die Hitzeprobleme im<br />
Zylinderkopf, die zahlreiche Exemplare des ersten<br />
Jahrgangs plagten. Die Köpfe wurden zwar<br />
auf Garantie bearbeitet und hielten dann, für<br />
1977 gab‘s ab Werk überarbeitete Köpfe, die<br />
fortan keine Probleme mehr machten. Allerdings<br />
waren auch die Kettenspanner stets ein<br />
Thema bei den XS 500 Motoren – Ärger mit<br />
speckt. Damit der Fahrer die immer noch<br />
212 Kilo schwere XS leichter aufbocken<br />
konnte, wurde die Form des Hauptständers<br />
dahingehend optimiert.<br />
Eine XS 500 für den geplanten Vergleich<br />
zu finden, erwies sich als gar nicht<br />
so einfach. Viele der insgesamt nur knapp<br />
3000 in Deutschland verkauften Exemplare<br />
wurden längst als billige Studenten-<br />
Mopeds zuschanden gefahren oder stehen<br />
heute verstaubt und nicht fahrbereit<br />
in Garagenecken. Zufällig fanden wir<br />
über ein Inserat eine Maschine, die zwar<br />
bereits einen Käufer gefunden hatte, der<br />
uns jedoch die XS für den Vergleich und<br />
die Fahraufnahmen überließ. Der Verkäufer,<br />
Wolfgang Gräter, hatte die XS 500<br />
1978 neu gekauft und war nun 38 Jahre<br />
lang Erstbesitzer. Ohne irgendwelche Probleme<br />
mit der Yamaha, wie er versichert.<br />
Die XS wurde die letzten Jahre wenig bewegt<br />
(meist die Harley bevorzugt) und soll<br />
nun doch einen neuen Liebhaber finden.<br />
Heute haben nun also wir das Vergnügen,<br />
der Faszination der Vierventil-Twins<br />
auf den Grund zu gehen. Der Chokeknopf<br />
ist gezogen, einstufig, alles oder nichts, und<br />
nach zähen Umdrehungen meldet sich<br />
der XS-Twin zum Dienst. Es braucht etwas<br />
Geduld und Feingefühl, den Motor am Leben<br />
zu halten, bis der Choke deaktiviert<br />
werden kann, um in Ruhe dem hellen Sin-<br />
14 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong><br />
www.motorrad-classic.de
Der 500er-Motor gilt als schrauberfreundlich<br />
und bei guter<br />
Pflege als robust und langlebig<br />
Die sportliche 500 SFC bietet wohl eine der exklusivsten<br />
Möglichkeiten, eine straßenzugelassene 500er-Laverda zu<br />
fahren – zwar nicht superhandlich, aber superstabil<br />
gelängten Antriebsketten der Ausgleichswelle begegnete<br />
man ab 1977 mit einem von außen zugänglichen<br />
Einstellmechanismus, im gleichen<br />
Atemzug wurde das üppig als Duplexkette ausgelegte<br />
Pendant für den Antrieb der Nockenwellen<br />
von automatischem Kettenspanner auf die manuell<br />
einstellbare Variante umgestellt.<br />
Schon die rundlichere Vorgängerin<br />
TX 500 besaß<br />
den Yamaha-Vierventiler,<br />
trug aber Speichenräder<br />
Der aufwendige Vierventiler mit seiner „Omni-<br />
Phase-Balancer System“ genannten Ausgleichswelle<br />
mit zwei um 180 Grad versetzten Gegengewichten<br />
glänzte stets mit Drehfreude und exzellenter<br />
Laufruhe, auch dank der gleitgelagerten<br />
Kurbelwelle, die für sanfteren Motorlauf als bei<br />
wälzgelagerten Motoren sorgt. Er hätte eine längere<br />
Bauzeit und ein Fortleben in einem Nachfolgemodell<br />
verdient gehabt. Doch Yamaha sah die<br />
Zukunft wohl eher in laufruhigen Vierzylinder-<br />
Zweiventilern wie der XJ 550/650-Baureihe als in<br />
Hightech-Twins.<br />
Derlei Ungemach blieb dem Vierventil-Twin<br />
der Laverda weitgehend erspart. Wie der XS-<br />
Motor ist er ein kurzhubiger und auf Drehfreude<br />
ausgelegter Gegenläufer mit 180 Grad<br />
Hubzapfenversatz. Auch bekam er<br />
schon bald nach dem Serienanlauf<br />
eine Ausgleichswelle<br />
spendiert. Doch der italienische<br />
Zweizylinder läuft eher<br />
rau und wohl bedingt durch<br />
die geradeverzahnten Zahnräder<br />
(inklusive Primärantrieb)<br />
mechanisch<br />
recht laut. Echte Schwächen<br />
offenbart der 500er hingegen nicht – der Twin<br />
gilt als robust und schrauberfreundlich.<br />
Als wichtig wird wegen des simplen Siebfilters<br />
allenfalls regelmäßiger Ölwechsel in kurzen Intervallen<br />
empfohlen. Das gilt natürlich auch für<br />
die Varianten, die mit dem 500er-Twin angeboten<br />
wurden. Wie der auf 52 PS getunten Markencup-Version<br />
Formula 500 (Serie 1, 1978 und<br />
Serie 2, 1979, jeweils 75 Exemplare) und der<br />
daraus abgeleiteten, zulassungsfähigen (nach<br />
der berühmten Rennstrecke in Barcelona benannten)<br />
500 Montjuic MK I mit kleiner<br />
Lampenmaske (1979) und Montjuic MK II<br />
(1982) mit Halbschale. Nur 50 heute sehr<br />
begehrte Exemplare der von Importeur Moto<br />
Witt umgebauten 500 SFC (mit Serienmotor)<br />
entstanden ab 1981.<br />
Eine durch Reduzierung der Bohrung auf 60<br />
mm verkleinerte 350er-Version der Alpino war<br />
nicht sehr erfolgreich: Zu schwach und (weil<br />
ansonsten baugleich) zu schwer geraten, konnte<br />
Laverda nur 683 Stück davon verkaufen.<br />
AUBER ohne Abledern!<br />
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<strong>MOTORRAD</strong> 12/2016<br />
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AUF ACHSE I<br />
Laverda 500 Alpino I Yamaha XS 500<br />
gen und Mahlen zu lauschen. Neben dem<br />
dumpfen Blubbern aus den Endtöpfen bestimmen<br />
vor allem die Laufgeräusche der<br />
zahlreichen Ketten und Zahnräder die<br />
Soundkulisse. So werden nicht nur die<br />
beiden Nockenwellen von einer Kette angetrieben,<br />
und zwar von einer außen in<br />
einem Schacht am rechten Zylinder laufenden<br />
Duplexkette, sondern auch die<br />
Ausgleichswelle. Die ist oberhalb der Kurbelwelle<br />
hinter dem Zylinderfuß angeordnet<br />
und soll mit zwei um 180 Grad versetzten<br />
Ausgleichs gewichten die letzten<br />
Vibrationen eliminieren. Wo doch der<br />
Twin ohnehin schon als Gegenläufer ausgelegt<br />
ist, also mit 180 Grad Hubzapfenversatz<br />
arbeitet, des besseren Massenausgleichs<br />
wegen. Der gleitgelagerte Motor<br />
läuft zudem bereits recht sanft, und dank<br />
all der genannten Maßnahmen sind über<br />
das gesamte Drehzahlband so gut wie keine<br />
Vibrationen spürbar. Einzig das helle<br />
metallische Heulen nimmt ab mittleren<br />
Drehzahlen hörbar zu.<br />
Die sind ja auch angesagt, wenn es zügig<br />
voran gehen soll, denn eines fällt<br />
schnell auf und war bereits angesichts der<br />
konstruktiven Merkmale (große Bohrung,<br />
geringer Hub, vier kleine Ventile) zu ahnen:<br />
Ein Durchzugswunder ist der 500er<br />
nicht. Zwar lässt sich die XS, auch dank<br />
leichtgängiger, gut dosierbarer Kupplung,<br />
mit wenig Drehzahl anfahren und der<br />
Twin zieht ab gut 1500/min sauber und<br />
ruckfrei hoch, doch tut sich unter 3000<br />
Touren nicht viel. Erst ab 6000/min stellt<br />
sich so etwas wie feuriger Vortrieb ein.<br />
Drehfreude ist denn auch sein Ding – der<br />
Vierventiler jubelt willig bis an den roten<br />
Bereich bei 9000/min, das exakt schaltbare<br />
Fünfganggetriebe ist passend gestuft<br />
und bietet immer guten Anschluss.<br />
Dass die Yamaha dennoch kein Sportler<br />
sein kann und auch gar nicht will, liegt<br />
nicht nur an der gleichmäßigen, wenig<br />
spektakulären Leistungsentfaltung, sondern<br />
auch am relativ hohen Gewicht. Dazu<br />
passt dann auch die entspannte Sitzhaltung<br />
auf der fast schon zu breiten, kantigen<br />
Sitzbank, in Verbindung mit der relaxten<br />
Beinhaltung und dem angenehm<br />
gekröpften Lenker. Alles zusammen vermittelt<br />
eine alltagstaugliche, unauffällige<br />
Fahrerhaltung, die eher zum Überland-<br />
Cruisen als zum Heizen animiert. Wobei<br />
die XS könnte. Eigentlich. Die Fahrwerksgeometrie<br />
mit kurzem Radstand und die<br />
erstaunlich gut funktio nierenden Federelemente<br />
erlauben einen zügigen Fahrstil,<br />
die gebotene Stabi lität ist stets tadellos. So<br />
zumindest die Erinnerung an früher bewegte<br />
XS, die sich mit dem Lob aus früheren<br />
Testberichten deckt. Nicht zu Unrecht<br />
wurde das Fahrwerk damals als beispielhaft<br />
gelobt, und es sei, ganz unüblich für<br />
jene Zeit, dem Motor deutlich überlegen.<br />
Auch heute lässt sich das flinke Fahrverhalten<br />
erahnen, die leichte Kippeligkeit in<br />
Kurven und das nervöse Verhalten der<br />
Gabel sind recht eindeutig auf die alten<br />
Reifen und die etwas leckende Gabel<br />
zurückzuführen. Erstaunlich jedoch, wie<br />
souverän die hinteren Federbeine auf<br />
leichte Stöße ansprechen und dabei auch<br />
grobe Schläge souverän wegstecken. Die<br />
heute etwas zahnlose Bremse mit matschigem<br />
Druckpunkt ließe sich wohl<br />
durch Entlüften zu alter Güte bringen. Auf<br />
die wirksame Scheibenbremse hinten ist<br />
aber Verlass. Übrigens trug die XS 500 von<br />
Beginn an die Vorrichtung zum Nachrüsten<br />
einer zweiten Bremsscheibe vorn.<br />
Kosten damals: 480 Mark.<br />
Die genannten Kritikpunkte sind auch<br />
Neubesitzer Klingelhöfer bei der Probefahrt<br />
aufgefallen. Nach einer kleinen Kur<br />
inklusive neuer Reifen fährt sich die Yamaha<br />
nun so agil wie einst gelobt, bestätigt<br />
der XS-Käufer heute. Klingelhöfer war<br />
schon bei ihrem Erscheinen fasziniert von<br />
der 500er, musste sich aber damals mit<br />
der XS 360 bescheiden. Zufällig stolperte<br />
er nun über die Annonce und schlug<br />
spontan zu. Sorgen um anfangs häufig<br />
aufgetretene Schäden im Zylinderkopf<br />
durch Überhitzung muss er sich kaum<br />
machen. Die Probleme mit undichten<br />
Ventilsitzen und Leistungs verlust sowie<br />
unruhigem Leerlauf betrafen nur die<br />
1976er-Modelle, die anfangs auf Garantie<br />
repariert und umgerüstet wurden. Ab<br />
1977 gehörten die Schäden dank werksseitiger<br />
Modifikationen wie an deren Ventilsitzen<br />
und verbessertem Schmiersystem<br />
der Vergangenheit an. Am bereits lädierten<br />
Ruf, der ihr teils bis heute anhaftet, hat<br />
dies nicht viel geändert.<br />
Von den zwischen 1976 und 1979 gebauten,<br />
zuletzt bis 1980 abverkauften<br />
rund 3000 Exemplaren sind nicht mehr<br />
allzu viele übrig, von den rund 2750 gebauten<br />
Laverda Alpino fanden erst gar<br />
nicht viele den Weg nach Deutschland.<br />
Wer also auf exotischen Japan-Barock<br />
oder sportlich-italienische Eleganz mit<br />
Vierventil-Twin steht, sollte Geduld bei<br />
der Suche mitbringen. Doch es lohnt sich.<br />
Laverda-Enthusiast Eatman und XS-Neubesitzer<br />
Klingelhöfer können sicher ein<br />
Lied davon singen.<br />
◻<br />
Sportlich-italienische Eleganz oder<br />
exotischer Japan-Barock? Beide<br />
Vierventil-Twins sind sehr selten<br />
16 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong>
MEINUNG<br />
Tom Eatman<br />
Besitzer der Laverda<br />
500 Alpino<br />
Ich mag die leichte 500er sehr<br />
gern. Ich finde, sie ist ein super<br />
Allrounder, noch dazu hübsch<br />
gemacht. Im Vergleich zu meinen<br />
größeren 1000er-Laverdas fühlt<br />
sich das Ding an wie ein Spielzeug.<br />
Dank geringem Gewicht,<br />
gutem Fahrwerk und guten Bremsen<br />
kann man mit ihr super heizen, da gibt‘s nichts, worauf man aufpassen<br />
müsste. Du kannst aber auch relaxt herumblubbern. Die neutrale<br />
Sitzposition erlaubt lange Etappen im Sattel, ohne dass du am Abend<br />
einen Chiropraktiker brauchst.<br />
Gerhard Eirich<br />
Redakteur und Fahrer<br />
der Yamaha XS 500<br />
Die eigenwillig kantig gestylte<br />
XS 500 ist ganz klar Geschmackssache<br />
und irgendwie auffällig<br />
unauffällig. Im positiven wie im<br />
negativen Sinn: Erfreulich unauffällig<br />
nämlich gibt sich der äußerst<br />
laufruhige, sehr kultivierte Twin,<br />
der jedoch auch unspektakulär<br />
gleichmäßig seine Leistung entwickelt. Mit dem überlegenen Fahrwerk ist<br />
die XS eine Art verkanntes Genie mit zu Unrecht lädiertem Ruf wegen<br />
anfäng licher Zylinderkopfschäden. Sie hat meinen Respekt für den Mut,<br />
so anders zu sein. Kult? Klar, doch nur für echte Fans.
IM STUDIO I<br />
Yamaha YAS-1<br />
ZWEIER-<br />
KISTE<br />
Was dem Yamaha-Werksteam<br />
die Weltmeistertitel<br />
bescherte, sollte<br />
in ziviler Form auch für<br />
den Kunden als Straßenbike<br />
käuflich zu erwerben<br />
sein: Fürs Modelljahr<br />
1968 bot Yamaha<br />
also eine sportliche<br />
Zweitakt-125er an – mit<br />
zwei Zylindern. Die<br />
YAS-1 legte den Grundstein<br />
für eine erfolgreiche<br />
Baureihe.<br />
Text: Gerhard Eirich; Fotos: Jacek Bilski<br />
18 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong><br />
www.motorrad-classic.de
IM STUDIO I<br />
Yamaha YAS-1<br />
Die Yamaha YAS-1 erblickte in einer geschichtsträchtigen<br />
Ära des Wandels das<br />
Licht der Zweiradwelt, kam eigentlich<br />
zur rechten Zeit. Die Bürger des gebeutelten Nachkriegs-Deutschlands<br />
hatten endlich die Jahre hinter<br />
sich gelassen, in denen man Zweirad als Alltagsund<br />
Nutzfahrzeug fuhr, weil man sich nichts anderes<br />
leisten konnte. Noch Anfang der 1960er stand<br />
der Trend zum Auto in seiner Blüte, man fuhr VW<br />
Käfer oder, wer es sich leisten konnte, Opel, Ford<br />
oder gar Mercedes. Der Zweiradmarkt war kollabiert,<br />
doch nahm er bereits Anlauf zum Gegenschlag.<br />
Der Trick: weg vom Nutz-, hin zum Spaß-, ja<br />
zum Luxusfahrzeug. Man leistete sich das Bike zusätzlich<br />
zum Auto und frönte dem Zweiradfahren<br />
nur so zum Spaß.<br />
In diese Zeit hinein passte der Aufstieg der japanischen<br />
Motorradhersteller, deren Produkte zunehmend<br />
nach Amerika und auch nach Europa<br />
schwappten. Und was, wie im Falle von Yamaha,<br />
nach ersten von freien Händlern importierten<br />
Maschinen dazu führte, dass man einen offiziellen<br />
20 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong>
Importeur installierte. Auf der IFMA in Köln präsentierte<br />
das Handelshaus Mitsui 1964 erstmals Motorräder<br />
der Marke Yamaha. Der Anfang war zäh,<br />
doch das Engagement der Japaner (auch Honda)<br />
im Rennsport half, das Image des Zweirads zu verbessern<br />
und die Serienprodukte bekannt zu machen.<br />
Bekannt war Yamaha vor allem für seine Zweitakter.<br />
Weltklassefahrer wie Phil Read er rangen die<br />
ersten Weltmeistertitel, auch bei den 125ern: Schon<br />
1967 gewann Bill Ivy den Titel in der Achtelliterklasse,<br />
1968 dann Phil Read. Das sport liche Image<br />
färbte auf die angebotenen Straßen motorräder ab,<br />
aber auch die Technik profitierte von den Entwicklungen<br />
der Renner.<br />
Zweizylinder auch bei den 125ern<br />
So führte Yamaha 1967 auch in der kleinen Achtelliterklasse<br />
ein, was in den größeren Hubraumkategorien<br />
gängig war: Mit der YAS-1 erblickte ein<br />
Zwei zylinder-Zweitakter das Licht der Zweiradwelt,<br />
während die deutsche Konkurrenz von Zündapp,<br />
Maico oder Hercules noch auf den Einzylinder-<br />
Die Chokeklappe<br />
aktiviert die Gemischanreicherung<br />
per Gestänge an den<br />
beiden 17-Millimeter-<br />
Mikuni-Vergasern<br />
Spartanisch, aber aufgeräumt:<br />
Im Cockpit<br />
gibt es wenig zu<br />
sehen, für die Fahrerdaumen<br />
wenig zu tun<br />
www.motorrad-classic.de
IM STUDIO I<br />
Yamaha YAS-1<br />
Zweitaktmotor setzte. Die Erfahrungen aus dem<br />
Rennsport flossen also auch in die Serienmodelle<br />
ein – so verfügten zwar die ersten, 1967 ausgelieferten<br />
Typen noch über das Dreikanalsystem, doch<br />
bot bereits die 1968er-Version der YAS-1 das neu<br />
entwickelte Fünfkanalsystem. Der schlitzgesteuerte<br />
Zweizylinder basiert in seiner Grundkons truktion<br />
auf der bereits 1964 in Japan vorgestellten (noch<br />
langhubigen) AT 90 – in der 125er-Variante jedoch<br />
mit Werten von jeweils 43 Millimetern für Bohrung<br />
und Hub nun quadratisch ausgelegt. Ansonsten hat<br />
sich an der Grundkonstruktion des Motors mit dem<br />
vertikal teilbaren Motorgehäuse und der vierfach<br />
gelagerten Kurbelwelle wenig geändert. Fortschritt<br />
zeigt sich jedoch wiederum bei bei der Kraftübertragung<br />
per neuem Fünfganggetriebe.<br />
Stark, drehfreudig, leicht – und schnell<br />
Mit ihren 15 PS bei 8500/min erreichte die YAS-1 bereits<br />
125 km/h Spitze und ermöglichte dank ihres<br />
geringen Gewichts von nur 110 Kilogramm (vollgetankt)<br />
beachtliche Beschleunigungswerte. Vor<br />
22 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong>
allem mit seiner Drehfreude begeisterte der Motor,<br />
dessen Leistung bei Nenndrehzahl nicht zusammenbricht,<br />
sondern der munter bis 10 000/min weiter<br />
dreht, aber auch mit seinem turbinenartigen,<br />
fast vibrationsfreien Lauf.<br />
Nicht zuletzt dank getrennter und üppig verrippter<br />
Zylinder gilt der Zweizylinder als thermisch<br />
gesund, auch die Kolbengeschwindigkeit von nur<br />
12,2 m/sek bei Nenndrehzahl 8500/min ist deutlich<br />
im unkritisch niedrigen Bereich. Natürlich besitzt<br />
auch der YAS-1-Motor die Yamaha-eigene Getrenntschmierung,<br />
das sogenannte Autolube-System.<br />
Über den Gasgriff dosiert, wird die Fördermenge<br />
der Ölpumpe per Seilzug und Verteiler reguliert,<br />
der 1,6 Liter fassende Öltank sitzt im rechten, abklappbaren<br />
Seitendeckel. Geschätzt, und einst im<br />
Test gelobt, wurden auch die hohe Verarbeitungsqualität<br />
und das saubere Finish.<br />
Kritik an der YAS-1 wurde allenfalls laut in Bezug<br />
auf den zu kleinen Benzintank (9,5 Liter), die<br />
reichlich harte Hinterradfederung und den schon<br />
von anderen Yamaha-Modellen bekannten, zu gro-<br />
Der aufgeräumte<br />
125er-Zweizylinder<br />
wirkt erwachsener als<br />
er ist – auch wegen<br />
der auffälligen verchromten<br />
Dosen, in<br />
denen die Luftfilter<br />
beherbergt sind<br />
<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong> 23
IM STUDIO I<br />
Yamaha YAS-1<br />
ßen Sprung zwischen dem vierten und fünften<br />
Gang. Beim Fahrwerk griff man bei Yamaha quasi<br />
ins Regal und vertraute auf einen Einrohrrahmen<br />
mit offenem Unterzug, der den Motor als tragendes<br />
Teil integriert. Die Stabilität ließ keine Wünsche<br />
offen, die Handlichkeit der 125er angesichts des<br />
kurzen Radstands von nur 1200 Millimetern und<br />
der schmalen 18-Zoll-Räder erst recht nicht. Die<br />
recht spartanische Simplex-Trommelbremse wurde<br />
erst beim Ende 1969 präsentierten Nachfolgemodell<br />
AS-2 (von da an entfiel das Y in der Typenbezeichnung)<br />
durch eine Duplex-Anlage ersetzt.<br />
Ein neues Tankdesign, eine neue Gabel und neue<br />
Ins trumente, jetzt mit Drehzahlmesser, gehörten<br />
ebenfalls zu den Neuerungen.<br />
Bereits für die YAS-1 bot Yamaha übrigens einen<br />
Tuningkit an, mit dem die rennsportbegeisterten<br />
Fahrer ihre Maschine in einen geeigneten Racer mit<br />
Sechsganggetriebe umrüsten konnten, um damit an<br />
den damals beliebten Clubrennen teilzunehmen.<br />
Der Kit bestand aus Zylindern, Kolben, Zylinderköpfen,<br />
Auspuff, Zündung und Vergasern und soll<br />
Die kleine Simplex-<br />
Trommelbremse vorn<br />
wurde erst bei den<br />
Nachfolgerinnen<br />
durch eine wirkungsvollere<br />
Duplex-Anlage<br />
ersetzt<br />
Öltank mit Schauglas<br />
im abklappbaren<br />
Seitendeckel für die<br />
Autolube-Getrenntschmierung<br />
www.motorrad-classic.de
dem Twin zu 22 PS verholfen haben. Außerdem<br />
stellte man der Straßenversion YAS-1 ein<br />
Scrambler-Modell mit breiterem Lenker mit<br />
Querstrebe sowie hochgelegten Auspuffrohren<br />
und Hitzeschutz zur Seite, die YAS-1C.<br />
Anfangs nahmen die „echten“ Motorradfahrer<br />
den kleinen 125er-Renner nicht wirklich<br />
für voll, sahen mehr ein aufgepumptes Moped<br />
in ihm als ein echtes Motorrad. So konnte Mitsui<br />
in Deutschland nur rund 200 Exemplare der<br />
YAS-1 unters Volk bringen. Anders sah es im<br />
benachbarten Frankreich aus: Dort konnten bereits<br />
im ersten Jahr 1968 rund 400, im Folgejahr<br />
gar über 1000 Stück abgesetzt werden. Wer also<br />
heute eines der raren Schätzchen sucht, sollte<br />
schon mal seine französischen Sprachkenntnisse<br />
auffrischen. Zum damaligen Neupreis von<br />
1849 Mark, umgerechnet also knapp 950 Euro,<br />
dürfte man allerdings heute vergeblich nach<br />
einem gut erhaltenen Exemplar wie etwa unserem<br />
von Yamaha Motor France zur Verfügung<br />
gestellten Fotobike suchen.<br />
◻<br />
Yamaha YAS-1<br />
MOTOR: Luftgekühlter, schlitzgesteuerter Zweizylinder-Zweitaktmotor, Bohrung 43 mm,<br />
Hub 43 mm, 124 cm³, Verdichtung 7:1, 15 PS bei 8500/min, zwei 17er-Mikuni-<br />
Rundschiebervergaser, Ölbadkupplung, Fünfganggetriebe, Kettenantrieb<br />
FAHRWERK: Stahl-Einrohrrahmen, unten offen, Telegabel vorn, Zweiarmschwinge hinten,<br />
Simplex-Trommelbremse vorn u. hinten, Gewicht (vollgetankt) 110 kg, Tankinhalt 9,5 l<br />
HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT: 125 km/h<br />
NEUPREIS (1968): 1849 Mark<br />
<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong> 25
<strong>MOTORRAD</strong> 9/1989<br />
Sportlich angehauchte, zuverlässige, günstige<br />
Großserien-Bikes – darauf schien die Welt Mitte/<br />
Ende der 1980er gewartet zu haben. Nach der<br />
Honda CB 450 S brachte 1989 auch Suzuki ein<br />
solches Motorrad auf den Markt: die GS 500 E.<br />
Brüder im Geiste<br />
Der Begriff Mittelklasse mutiert ja in manchen Kreisen<br />
beinahe zum Schimpfwort, steht er doch bei jenen für leistungsund<br />
faszinationsarme Bikes, die zum günstigen Preis für jeden<br />
erschwinglich sind. Nur, was soll daran verwerflich sein? So sah das<br />
1986 wohl auch die Fachpresse und freute sich über ein neues,<br />
attraktives Mitglied dieser Bikeklasse: die Honda CB 450 S. Und<br />
dann TRAT 1989 EIN WEITERER, SICHTBAR MODERNERER<br />
VERTRETER AN, ihr gehörig Konkurrenz zu machen: die Suzuki<br />
GS 500 E. Beide kosteten um die 6600 Mark und spielten auch<br />
leistungsmäßig mit 44 und 46 PS in einer Liga. Und weil die meisten<br />
CB 450 S in der versicherungsgünstigeren 27-PS-Version verlangt<br />
wurden, ließ <strong>MOTORRAD</strong> in Heft 9/1989 beide Maschinen in jeweils<br />
zwei Varianten, also offen und gedrosselt, zum Vergleich antreten.<br />
Schon äußerlich präsentieren sich die beiden Japaner recht unterschiedlich<br />
– die Honda nutzt den Twin als mittragendes Element im<br />
Gitterrohrrahmen, rollt auf schmalen 18-Zoll-Rädern und trägt ganz<br />
im klassischen Stil zwei Federbeine am Heck. Die Suzuki versucht mit<br />
einem modernen, nach Alurahmen aussehenden Doppelschleifenrahmen<br />
aus Stahl, breiten 17-Zoll-Schlappen und einem Zentral-<br />
Gleich groß, etwa gleich stark, gleich günstig – und<br />
doch von recht unterschiedlichem Charakter. Die Honda<br />
CB 450 S mimt den ausgewogenen, gereiften Twin, die<br />
Suzuki GS 500 E die modernere, spritzigere Sportlerin<br />
26 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong> www.motorrad-classic.de
Reklame<br />
Die Messung offenbart; Ungedrosselt hat<br />
die Suzuki die Nase vorn, die Drosselung<br />
ist jedoch bei der Honda besser gelungen<br />
federbein zu punkten. Auch wenn sich die<br />
Be reifung beim Bremsen in Schräglage wegen<br />
des deutlichen Aufstellmoments als nachteilig<br />
erweisen sollte, so brilliert die Suzuki dank der<br />
steiler stehenden Gabel insgesamt doch mit dem<br />
deutlich agileren Handling. Hierzu trägt sicher<br />
auch die sportlichere, Vorderrad-orientiertere<br />
Fahrerhaltung bei. Das Hauptaugenmerk liegt<br />
jedoch auch im ersten Vergleichstest mehr auf<br />
den Motoren: Wie schlägt sich der gegenläufig,<br />
also mit 180 Grad Hubzapfenversatz arbeitende<br />
Zweiventiler mit zwei obenliegenden Nockenwellen?<br />
Zum Vergleich: Der Honda-Motor steuert<br />
seine drei (ein Auslass-, zwei Einlass-) Ventile über nur eine obenliegende<br />
Nockenwelle und lässt seine Kolben im Gleichtakt parallel<br />
auf und ab tanzen. Um die Vibrationen zu eliminieren, arbeiten<br />
bei der Honda dafür gleich zwei Ausgleichswellen, bei der Suzuki<br />
kommt nur eine zum Einsatz. Der Charakter entspricht dem<br />
Anspruch: Der SUZUKI-TWIN DREHT SPÜRBAR FREUDIGER<br />
HOCH, WIRKT SPRITZIGER UND LIEFERT MEHR HÖCHST-<br />
LEISTUNG. Der Honda-Motor gibt sich ausgewogener, seine<br />
Leistung steigt gleichmäßig an und er bietet über ein breites Drehzahlband<br />
verwertbare Leistung. In Zahlen: Gemessen wurden<br />
45 PS für die Suzuki, 41 PS für die Honda. Genau umgekehrt sieht‘s<br />
hingegen bei den gedrosselten Versionen aus. Suzuki hat sich hier<br />
weniger Mühe gegeben oder einfach die günstigere Variante<br />
gewählt: zwei Blenden, die den Querschnitt des Ansaugkrümmers<br />
verkleinern, das war’s. Ohne Anpassung der Endübersetzung.<br />
Honda bietet die teurere, aber überzeugendere Lösung: Neben<br />
Modifikationen am Vergaser kommt hier eine andere Nockenwelle<br />
mit zahmeren Steuerzeiten zum Einsatz, außerdem gehört auch ein<br />
Völlig klar, dass Honda 1989 mit den drei Siegen bei der<br />
Rallye Paris-Dakar für seine V2-Reiseenduro wirbt. Bis heute<br />
weckt bereits der Name „Africa Twin“ das Fernweh ...<br />
anderes Ritzel zur Anpassung der Übersetzung zum Paket. So bietet<br />
denn die Honda die deutlich fülligere Leistungskurve und erreicht<br />
früher eine höhere Leistung als die Suzuki, die stets nach höheren<br />
Drehzahlen verlangt (siehe Diagramm oben). Ob dem Honda-Käufer<br />
dies den deutlich höheren Preis (rund 550 Mark inklusive TÜV-Eintragung,<br />
bei der Suzuki nur 200 Mark) wert ist? Mehr fürs gleiche<br />
Geld bekommt der Suzuki-Käufer zumindest in Sachen Bremsen.<br />
Die große Einzelscheibe im Vorderrad (310 mm) bietet bessere<br />
Verzögerung, vor allem aber deutlich bessere Dosierbarkeit als die<br />
Doppelscheibenanlage (256 mm) der Honda, die zudem hinten nur<br />
eine Trommelbremse offeriert, wo die Suzuki ebenfalls eine Scheibe<br />
trägt. Kritik muss die Suzuki allerdings bei voller Beladung einstecken.<br />
Die Gabel schlägt schnell durch, bei hohem Tempo wird<br />
die GS 500 E unruhig. Hier hat die Honda mehr Reserven.<br />
Bleibt als Fazit die Feststellung, dass mit der Suzuki schon heute<br />
ein guter Youngtimer zum sehr günstigen Preis zu haben ist, und in<br />
zwei Jahren wohl kein H-Kennzeichen-fähiges Bike mehr für weniger<br />
Geld bietet. Die Augen also schon heute offen halten!<br />
◻<br />
Fotos: <strong>MOTORRAD</strong>-Archiv<br />
www.motorrad-classic.de<br />
<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong> 27
SZENE I<br />
Vier Jahrzehnte mit der Honda CB 400 Four<br />
Lebens-<br />
Gefährten<br />
Im Mai 1978 hat sich Armin Maier als Schüler eine<br />
blaue Honda CB 400 Four gekauft. Der kleinen Vierzylindermaschine<br />
hält er bis heute die Treue. Hier<br />
erzählt er, wie die mittlerweile fast 170 000 gemeinsamen<br />
Kilometer Mensch und Maschine in den letzten<br />
vier Jahrzehnten zusammengeschweißt haben.<br />
Text und Fotos von Armin Maier<br />
Much, Freitag, 17. März <strong>2017</strong>,<br />
5.35 Uhr: Es gießt in Strömen,<br />
und ich muss los. Das Auto<br />
steht in der Werkstatt, also muss die Honda<br />
ran, obwohl mir beim Blick aus dem Fenster<br />
überhaupt nicht nach Motorradfahren ist.<br />
Beim Öffnen des Garagentors schlagen mir<br />
dicke Regentropfen ins Gesicht. Ich drücke<br />
aufs Knöpfchen, der Anlasser dreht, ein<br />
kurzes Poltern und Röcheln – läuft! Kaum<br />
ist das Garagentor geschlossen, kann ich<br />
den Choke wieder rausnehmen, der Vierzylinder<br />
nimmt sauber Gas an. So wie immer<br />
in den letzten 39 Jahren!<br />
Baltmannsweiler, im April 1978: Kumpel<br />
Andreas und ich stehen in einer etwas<br />
größeren Garage, die Helmut Raichle als<br />
2016: Einmal ist der Kilometerzähler<br />
der Honda<br />
CB 400 Four bereits rum,<br />
nähert sich langsam<br />
der 170 000er-Marke<br />
Gemeinsam durch ein ganzes<br />
Motorradfahrer-Leben: Armin<br />
und seine Honda<br />
28 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong><br />
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Büro und Ausstellungsraum dient. Und<br />
versuchen dem Honda-Händler zu erklären,<br />
dass wir den Listenpreis für eine<br />
CB 400 Four keinesfalls bezahlen können.<br />
Er hat das Herz an der richtigen Stelle:<br />
„Erzählt mal, was macht ihr denn? Schule?<br />
Lehre?“ Am Ende bestellen wir zwei blaue<br />
CB 400 Four für jeweils 4000 Mark statt<br />
zum Listenpreis von 4800 Mark.<br />
Baltmannsweiler, im Mai 1978: Endlich<br />
ist die Postkarte von Motorrad-Raichle<br />
mit der knappen Mitteilung „zwei CB 400<br />
Four in Blau eingetroffen“ eingetrudelt. In<br />
fiebriger Erwartung stehe ich nun in<br />
Raichles Werkstatt, vor der eine nagelneue<br />
CB 400 Four mit ihrer wunderschönen<br />
verchromten Vier-in-eins-Auspuffanlage<br />
in der Sonne strahlt. Die knapp 40<br />
Kilometer Heimweg schwebe ich auf Wolke<br />
sieben, sofort begeistern mich die erstklassige<br />
Gasannahme und der seidenweiche<br />
Lauf des kleinen Vierzylinders, der<br />
mir damals noch ziemlich groß erscheint.<br />
Althütte, im August 1978: Der erste Sturz<br />
mit der CB, völlig überraschend rutschen<br />
mir auf einer in der Dämmerung nicht zu<br />
sehenden Dieselspur beide Räder weg. Die<br />
Honda kommt mit ein paar Kratzern und<br />
einem gebrochenen Blinkerglas glimpflich<br />
davon, mein linkes Knie macht dagegen<br />
bis heute Ärger...<br />
Backnang, Ende September 1980, zirka<br />
1.30 Uhr nachts: Laut ratternd schließt<br />
sich das Rolltor der Tiefgarage. Glatte<br />
Fehlkonstruktion! Erst säuselt die kleine<br />
Four flüsterleise in die Garage, und dann<br />
macht das Geratter die halbe Straße wach.<br />
Jetzt weiß es die Nachbarschaft: Wir sind<br />
zurück aus Griechenland! Es war die dritte<br />
und bis dahin längste Reise mit der<br />
Honda, nachdem meine Freundin und ich<br />
1979 als frischgebackene Abiturienten<br />
mit der kleinen Honda unsere erste Langstreckentour<br />
nach Irland ohne Probleme<br />
absolviert hatten und es mich im Mai 1980<br />
erneut nach Irland zog. Diesmal jedoch<br />
alleine mit der Honda, die vier Wochen<br />
lang anstandslos unzählige Kilometer auf<br />
französischen und irischen Straßen abspulte.<br />
Nun, Anfang September, dirigiert<br />
mich die Freundin in den Süden, auf die<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong> 29
SZENE I<br />
Vier Jahrzehnte mit der Honda CB 400 Four<br />
Insel Kreta. Über den Brenner geht es nach<br />
Ancona. Von dort bringt uns die Fähre per<br />
Deckspassage über Patras und Piräus nach<br />
Kreta. Vier Wochen bereisen wir die Insel<br />
mit ihren abenteuerlichen Straßenverhältnissen.<br />
Trotz mörderischer Hitze<br />
fahren wir in Lederkombis.<br />
Lieber schwitzen<br />
als sich bei einem eventuellen<br />
Sturz verletzen,<br />
wie wir es bei zahlreichen<br />
deutschen und österreichischen<br />
Motorradfahrern,<br />
die wir treffen,<br />
leider oft sehen müssen.<br />
Die Straße in den Ostteil<br />
der Insel soll laut Karte<br />
vierspurig ausgebaut sein.<br />
Tatsächlich ist es aber nur<br />
eine aufgeschüttete Schotterpiste mit zum<br />
Teil sehr tiefen Löchern. Viel zu schnelle<br />
Baustellen-Lkw hüllen uns immer wieder<br />
in eine Staubwolke ein und lassen uns die<br />
Steine um die Ohren fliegen. Bei sengender<br />
Hitze kann ich die Honda auf dieser<br />
Piste oft nur im ersten und zweiten Gang<br />
bewegen. Extreme Bedingungen, die den<br />
Motor bedenklich heiß laufen lasen. Nicht<br />
nur wegen des fehlenden Fahrtwinds,<br />
sondern vor allem wegen der simplen<br />
Drosselung auf 27 PS. Eine eingeschweißte<br />
Blende im Sammeltopf des Auspuffs,<br />
durch die nicht mal mein kleiner Finger<br />
passt, sorgt für zusätzlichen Hitzestau. Im<br />
kochenden Öl rutscht und rappelt die<br />
Kupplung, aber der Motor hält und bringt<br />
uns wieder nach Hause.<br />
Wegbereiter<br />
der Motorrad-<br />
Karriere: das alte<br />
Kreidler-Mokick<br />
und eine Honda<br />
CB 125 Disc<br />
1978: erster Kurzurlaub<br />
mit der<br />
Four und der<br />
Motorrad clique<br />
im Schwarzwald<br />
Backnang, Sommer 1981: Es geht erneut<br />
nach Irland, zu Kumpel Alberts Schwester,<br />
die dort auf einem idyllischen Bauernhof<br />
lebt. Es ist der heißeste und trockenste<br />
Sommer seit Jahren dort, was den Temperaturhaushalt<br />
der kleinen 400er insbesondere<br />
bei hoher Zuladung immer wieder<br />
an die Grenzen bringt. So entschließe<br />
ich mich kurzer- hand dazu, den unseligen<br />
Reduzierring zu entfernen. Schließlich<br />
kommt eine Motorrevision teurer als<br />
die höheren Versicherungsbeiträge für<br />
die 50-PS-Klasse. Nach einigem schweißtreibenden<br />
Feilen kann der Motor endlich<br />
frei durchatmen. Schnell noch Ventilspiel<br />
und Zündzeitpunkt kontrolliert, dann rollt<br />
die Four zum Hoftor raus.<br />
Die Probefahrt über die kleinen, unübersichtlichen,<br />
von Hecken, Sträuchern<br />
und Bruchsteinmauern gesäumten irischen<br />
Landsträßchen entlang des westlichen<br />
Lough-Derg-Ufers verläuft höchst<br />
befriedigend. Das Hoftor ist schon<br />
in Sichtweite, als mir einfällt,<br />
dass ich noch Zigaretten brauche.<br />
Also wieder am Kabel gezogen<br />
und flott in die enge<br />
Rechtskurve gebrettert, die in<br />
Richtung Whitegate führt, im<br />
Pub gibt’s Fluppen-Nachschub.<br />
Viel zu spät sehe ich den großen<br />
Kuhfladen in der Kurve, den ich<br />
prompt mit dem Vorderrad erwische.<br />
Das Rad schmiert weg, aber<br />
ich kann die Honda noch abfangen,<br />
indem ich sie blitzschnell aufrichte.<br />
Dadurch geht mir jedoch die Straße aus,<br />
die von einer steilen Böschung mit einer<br />
Hecke darauf gesäumt wird. Kopfüber<br />
fliege ich mit rund 60 Sachen ins buschige<br />
1979: endlich in<br />
Irland angekommen<br />
Alles dokumentiert: Bestellung<br />
der beiden CB und Benachrichtigung<br />
des Händlers<br />
und gar nicht mehr so saftige irische Grün.<br />
Ich habe mächtig Dusel und keinen Kratzer<br />
abbekommen. Anders die Honda: Der<br />
Lenkanschlag ist abgerissen, die Gabelbrücken<br />
und das Standrohr haben tiefe<br />
Abdrücke im Tank hinterlassen, außerdem<br />
sind beide Standrohre abgeknickt<br />
und etwa ein Drittel der Speichen mitsamt<br />
Nippeln aus dem Felgenband gerissen.<br />
Mit der Schubkarre schleifen Albert<br />
und ich das lädierte Motorrad die 100<br />
Meter bis zum Hof. Problematisch gestaltet<br />
sich die Suche nach Ersatzteilen, Honda<br />
Irland hat gerade zwei Wochen Betriebsferien.<br />
Mangels Materialnachschub<br />
schließen sich die Werkstätten dieser<br />
Urlaubsplanung an. Nach einiger Suche<br />
bekommen wir glücklicherweise telefonischen<br />
Kontakt mit einem Werkstatteigner,<br />
der uns von seinem schottischen Urlaubsdomizil<br />
aus den Standort einer Schlachtmaschine<br />
und seine Preisforderungen für<br />
die dringend benötigten Teile nennt, die<br />
wir allerdings selbst ausbauen müssten.<br />
Gesagt, getan.<br />
Nachdem wir die Unfall-Honda mit<br />
den Gebrauchtteilen wieder aufgebaut<br />
haben, zeigt sich, dass die Gabelbrücken<br />
verzogen sind. Doch die Zeit zur Rückreise<br />
drängt, in drei Tagen muss ich wieder<br />
beim Zivildienst antreten. Also biegen<br />
30 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong><br />
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1978: gründlicher<br />
Winterputz in<br />
der heimischen<br />
Garage (oben)<br />
1979: Nach<br />
der Winterpflege<br />
sieht<br />
die CB 400<br />
immer noch<br />
aus wie neu<br />
Hält auch hohe Zuladung<br />
aus – die Honda mit<br />
Campinggepäck für zwei<br />
Personen und vier Wochen<br />
Wieselflink durch<br />
die Kurven – eine<br />
der Stärken der<br />
400er-Honda<br />
Albert und ich mangels Schraubstock das<br />
Bike mithilfe des Tors zur angrenzenden<br />
Weide wieder zurecht. Ein Standrohr wird<br />
in das untere Stahlrohr des Tors gesteckt,<br />
dann die Gabelbrücke draufgeschraubt,<br />
anschließend kommt das zweite Standrohr<br />
verkehrt rum rein. Dann steige ich<br />
auf das herausragende Standrohr und<br />
wippe vorsichtig, Albert liegt auf dem<br />
Bauch und peilt. Nach Augenmaß gerichtet,<br />
ist die Honda nach einigen Stunden<br />
wieder startklar und beladen. Sehr „zügig“<br />
geht es mit Sack und Pack und Sozia<br />
zur Fähre nach Rosslare, die wir gerade<br />
noch rechtzeitig erreichen. Ab Cherbourg<br />
fahren wir dann in gut zehn Stunden 1000<br />
Kilometer am Stück. Ohne die unsägliche<br />
Drossel nimmt es der Vierzylinder gelassen<br />
hin. Übermüdet, aber pünktlich trete<br />
ich letztlich den Zivildienst wieder an.<br />
1980: Urlaub auf<br />
Kreta, dem südlichsten Ziel, das<br />
die 400er bisher gesehen hat<br />
1981: Ein aktueller<br />
Metallic-Lack soll die<br />
Honda modern halten<br />
Herbst 1982: Zum Studium geht es nach<br />
Köln. Meine Honda muss jetzt als Ganzjahresfahrzeug<br />
ran. Sie leidet unübersehbar,<br />
bleibt aber immer zuverlässig. Nur die<br />
leckende Zylinderkopfdichtung sorgt nun<br />
für ölimprägnierte Stiefel. Mit dem Werkstatthandbuch<br />
in der einen Hand, dem<br />
Schraubenschlüssel in der anderen wird<br />
der Motor auf dem Küchenhocker in der<br />
WG-Küche zerlegt. Bei dieser Gelegenheit<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong> 31
SZENE I<br />
Vier Jahrzehnte mit der Honda CB 400 Four<br />
peppe ich auf dem Balkon das ramponierte<br />
Äußere mit der elektrischen Spritzpistole<br />
aus dem Baumarkt auf. Später stellt<br />
sich Nachwuchs ein. Da wir nun in der<br />
Regel zu dritt unterwegs sind und in der<br />
Stadt das Fahrrad nutzen, wird die Honda<br />
nicht mehr so viel bewegt. Trotzdem bleibt<br />
sie, ein Verkauf steht nicht zur Diskussion,<br />
selbst wenn das Geld sehr knapp ist.<br />
Die Jahre vergehen, das Studium zieht<br />
sich hin, die Honda parkt Sommer wie<br />
Winter auf der Straße. Die Haushaltskasse<br />
ist knapp, längere Motorradreisen sind<br />
nicht mehr drin, nurmehr Pendelfahrten<br />
vom Rhein ins Schwäbische und wieder<br />
zurück. Parallel zur Diplomarbeit zerlege<br />
ich meine 400er, arbeite sie wieder auf<br />
und spendiere ihr nach einigen Farbwechseln<br />
wieder den originalen Lack.<br />
Zeitgleich mit dem bestandenen Diplom<br />
darf ich mich daher wieder über eine<br />
Honda im ordentlichen Zustand freuen.<br />
Köln, Sommer 1990: Vor dem Wechsel ins<br />
Berufsleben packe ich die letzte Chance<br />
einer flexiblen Urlaubsgestaltung beim<br />
Schopf und erfülle mir mit der Schottlandtour<br />
einen lange gehegten Wunsch. Im<br />
letzten Moment entschließt sich Albert,<br />
seine Triumph Tiger zu satteln und mitzukommen.<br />
In fünf Wochen nehmen wir<br />
Wales, Cumbria, Northumberland, Schottland,<br />
Nordirland und die Republik Irland<br />
unter die Räder – ein traumhafter Motorradurlaub<br />
mit einer Fülle unvergesslicher<br />
Erlebnisse. Gut so, denn davon muss ich<br />
einige Jahre zehren. Durch die 90er-Jahre<br />
fahre ich mit der Honda überwiegend zur<br />
Arbeit, zu Kumpels und auf kleineren<br />
Spritztouren am Wochenende.<br />
Köln, Sommer 1998: Ein seltsam klackerndes<br />
Geräusch entpuppt sich als kaputtes<br />
Lager der Getriebe-Ausgangswelle. Und<br />
das eine Woche vor der lange geplanten<br />
und ersehnten Norwegentour! Da mir der<br />
Job kaum Zeit lässt, gibt’s nur einen Weg:<br />
Motor ausbauen und zum Honda-Händler<br />
des Vertrauens bringen. Da der Vierzylinder<br />
inzwischen über 130 000 Kilometer<br />
gelaufen ist, lautet der Auftrag: alle Dichtungen,<br />
Simmeringe, Motor- und Getriebelager<br />
austauschen. Damit nimmt das<br />
Schicksal seinen Lauf. Zwei Tage später<br />
hole ich den revidierten Motor ab und<br />
wundere mich über den niedrigen Rechnungsbetrag.<br />
Auf Nachfrage erklärt der<br />
Mechaniker, dass mir da einer einen Bären<br />
aufgebunden habe, dieser Motor habe<br />
niemals so viele Kilometer auf dem Buckel.<br />
Er habe alles vermessen, es sei alles<br />
1989: Das zweite Werner-Festival war ein<br />
ziemlicher Flop…<br />
So ändern sich<br />
die Geschmäcker:<br />
Rostroter<br />
VW-Lack und<br />
weiße Sitzbänke<br />
waren<br />
in den 80ern<br />
angesagt<br />
1981: Schöner<br />
Scheiß – ein Kuhfladen<br />
auf der<br />
Straße führte zum<br />
ungewollten<br />
Richtungswechsel in<br />
die mit einer<br />
Hecke bewachsene<br />
Böschung und zum<br />
unfreiwilligen Boxenstopp<br />
(oben). Rechts: Albert und<br />
ich bei der Notreparatur der ziemlich<br />
verbogenen Honda<br />
Die Reparatur ist ein willkommener<br />
Anlass, der CB<br />
400 eine neue braun-gelbe<br />
Lackierung zu verpassen<br />
32 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong><br />
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1999: Die bislang<br />
letzte Urlaubsreise<br />
mit der CB 400<br />
Four führt uns<br />
nach Korsika<br />
1990:<br />
Wales, Cumbria,<br />
Schottland und<br />
Irland locken<br />
immer wieder<br />
1998: Nach dem<br />
Getriebeschaden<br />
in Norwegen<br />
habe ich mir<br />
vorsorglich einen<br />
Ersatzmotor<br />
aufgebaut, bis<br />
heute aber nicht<br />
benötigt<br />
1998: Hochsommer<br />
in Norwegen, mit<br />
Passfahrten bei Schnee, Eis<br />
und null Grad – und herrlicher<br />
Sonne<br />
noch gut und innerhalb der<br />
zulässigen Toleranzen. Deshalb<br />
habe er nur das defekte<br />
Lager und die Dichtungen erneuert...<br />
Mit einem dicken Hals habe<br />
ich den Motor notgedrungen<br />
eingebaut, schließlich geht die<br />
Fähre in zwei Tagen. Auf dem<br />
Weg nach Norden zuckt die Honda<br />
auf der Autobahn einmal ganz<br />
kurz, wie bei einem Zündungsaussetzer.<br />
Den kann ich mir zwar nicht<br />
erklären, aber danach läuft sie zunächst<br />
wieder wie gewohnt. Bei<br />
strahlendem Sonnenschein und null<br />
Grad durchqueren wir das südliche<br />
Norwegen, bis bei einer Tour in den<br />
Fjorden nördlich von Bergen kurz das<br />
Hinterrad blockiert und anschließend<br />
üble Geräusche aus dem Getriebe ans Ohr<br />
dringen. Wie sich später herausstellt, hatte<br />
ein Getriebe-Nadellager offenbar durch<br />
einen abgebrochenen Teil des Lagerkäfigs<br />
aus dem defekten Getriebe-Ausgangslager<br />
Schaden genommen, was aber nicht<br />
erkennbar war. Der vermeintliche Zündaussetzer<br />
war ein kurzes Blockieren dieses<br />
Lagers, das daraufhin immer mehr<br />
Spiel bekam, bis schließlich auch die zugehörige<br />
Welle anfing zu fressen. Es sollte<br />
das einzige Mal in bislang 39 Jahren sein,<br />
dass die Honda nicht auf eigener Achse<br />
nach Hause kam. Sie wurde sechs Wochen<br />
später per Lkw angeliefert. Ein gebrauchtes<br />
Getriebe, ein Lager- und Dichtungssatz,<br />
eine überschliffene, neu gehärtete<br />
Nockenwelle sowie ein Satz Kolben<br />
im ersten Übermaß kurieren sie. Der<br />
Honda-Händler zeigt sich erfreulicherweise<br />
kulant und übernimmt die Hälfte<br />
der Reparaturkosten.<br />
Köln, Sommer 1999: Die bislang letzte<br />
Urlaubstour mit der CB 400 Four führt uns<br />
nach Korsika. Noch einmal wird die Honda<br />
mit dem kompletten Camping-Equipment<br />
für zwei Personen beladen. Um ihr<br />
die lange Autobahnetappe zu ersparen,<br />
buchen wir den Autoreisezug nach Brindisi.<br />
Keine gute Entscheidung, wie sich<br />
zeigt, Murphy’s Gesetz schlägt mit allem<br />
zu, was es zu bieten hat: Bahn-Verspätung,<br />
hektisches Beladen, Transportschäden,<br />
ausgefallene Klimaanlage bei Gluthitze,<br />
miserabler Service, unfreiwilliger<br />
mehrstündiger Aufenthalt, verpasste Fähre.<br />
Auf die CB ist jedoch, wie stets, Verlass.<br />
2012: Mit Sohn in Spa, der die 400er-<br />
Honda mehr liebt als die anderen<br />
Motorräder, die ich bewege<br />
Much, 18. März <strong>2017</strong>: Mein Leben hat sich<br />
in den letzten vier Jahrzehnten stark verändert.<br />
Familie, Job und Hausbau lassen kaum<br />
noch Zeit für Motorradreisen. Meist bleibt<br />
es bei Spritztouren an Feierabenden oder<br />
Wochenenden. Dabei macht mir die Honda<br />
noch immer so viel Spaß wie auf den ersten<br />
40 Kilometern, die sie mich einst auf Wolke<br />
sieben von Händler Raichle bis nach Hause<br />
trug. Vielleicht sollte ich ihr in der schwäbischen<br />
Heimat mal wieder die Straße nach<br />
Baltmannsweiler zeigen...<br />
◻<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong> 33
SZENE I<br />
Méray 350 OHV und 680 SV<br />
Gulasch-<br />
Méray-Motorräder waren der<br />
Knaller im Ungarn der 1920er-<br />
Jahre. Zwei wieder auferstandene<br />
Exemplare zeugen vom<br />
Können ihrer Schaffensväter.<br />
Und beweisen bei einer Ausfahrt,<br />
dass sie einst nicht nur<br />
gut aussahen.<br />
Kanonen<br />
Text: Imre Paulovits;<br />
Fotos: Imre Paulovits, David Szuda<br />
34 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>05</strong>/<strong>2017</strong>
www.motorrad-classic.de<br />
Hochgenuss für die Sinne:<br />
Gemütliches Dahingleiten<br />
in der Sommersonne mit<br />
zwei 90-jährigen Méray.<br />
Die 680er ist geschmeidig,<br />
die 350er superhandlich
SZENE I<br />
Méray 350 OHV und 680 SV<br />
Augenweide: Der 350er-<br />
JAP-OHV ist klar gezeichnet<br />
und lässt freien Blick<br />
auf seine Technik und<br />
seine Aggregate zu. Im<br />
Scheinwerfer lässt sich<br />
die Düse für die Gasflamme<br />
gut erkennen, die<br />
Technik stammt noch von<br />
den Pferdekutschen. Das<br />
Moss-Dreigang- getriebe<br />
ist hoch im Rahmen<br />
montiert und versteift<br />
die Heckkonstruk tion.<br />
Durch das Streben nach<br />
Drei eckverbänden hat die<br />
350er eine sehr klare<br />
Linien führung
Méray-JAP 350 OHV<br />
Die Sonne neigt sich dem Horizont<br />
zu, während sich die beiden alten<br />
Motorräder mit knisternden<br />
Kühlrippen abkühlen und den Geruch<br />
von heißem Metall und Öl verströmen. Es<br />
ist das Ende einer Ausfahrt mit zwei Maschinen,<br />
die von der einstigen Fähigkeit<br />
ungarischer Motorradbauer zeugen. Einer<br />
Ausfahrt, die uns zurück in eine längst<br />
vergessene Welt geführt hat.<br />
Solider Motorradbau<br />
Bei ungarischen Motorrädern denken die<br />
meisten heute nur noch an die Brot-und-<br />
Butter-Pannonia der sozialistischen Ära.<br />
Dabei gab es in dem Donau-Land zwischen<br />
den beiden Weltkriegen richtig soliden<br />
Motorradbau, allen voran bei den Méray-<br />
Motorradwerken. Dort wurden zwischen<br />
1923 und 1939 etwa 1500 Maschinen gebaut,<br />
die sich vor allem in den Anfangsjahren<br />
mit denen der besten Konfektionäre<br />
aus Deutschland und England messen<br />
konnten. Doch außer zwei Exemplaren im<br />
Verkehrsmuseum von Budapest war nicht<br />
einmal eine Handvoll gut er haltener oder<br />
authentisch restaurierter Méray bei Privatleuten<br />
als Zeugen dieser Zeit übrig geblieben.<br />
Man hörte in der ungarischen Szene<br />
zwar immer wieder von Restaurierungsprojekten,<br />
aber keines von ihnen wollte so<br />
richtig Gestalt annehmen.<br />
DATEN<br />
Méray-JAP 350 OHV<br />
Motor: Luftgekühlter Einzylinder-Viertaktmotor,<br />
zwei untenliegende Nockenwellen,<br />
zwei über Stoßstangen und Kipphebel betätigte<br />
Ventile, Bohrung x Hub 70 x 90 mm,<br />
Hubraum 346 cm³, Verdichtung 5,2:1,<br />
Leistung 10 PS bei 4200/min<br />
Kraftübertragung: Mehrscheiben-Trockenkupplung,<br />
Dreiganggetriebe, Kettenantrieb<br />
Fahrwerk: Gemuffter und gelöteter, unten<br />
offener Stahlrohrrahmen, starre Hinterradführung,<br />
Trapezgabel mit Reibdämpfer vorn,<br />
Drahtspeichenräder mit Stahlfelgen, Reifen<br />
vorn und hinten 26 x 2.50, 160-mm-Simplex-<br />
Trommelbremse vorn und hinten, Sitz mit<br />
Stahl-Spiralfederung<br />
Maße und Gewichte:Tankinhalt 7,5 Liter<br />
Benzin, 3 Liter Öl, Radstand 1370 mm,<br />
Trockengewicht 128 kg<br />
<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>05</strong>/<strong>2017</strong> 37
SZENE I<br />
Méray 350 OHV und 680 SV<br />
Dann brachten der Motorradgroßhändler<br />
und Oldtimer-Enthusiast Sándor<br />
Gyuricza und Edel-Restaurator Ákos Rozsos<br />
Dynamik in die Geschichte. Gyuricza<br />
hatte über die Jahre Fragmente mehrerer<br />
Méray-Motorräder aufgekauft, die er sich<br />
an einem kalten Wintertag gemeinsam<br />
mit Rozsos anschaute, um zu prüfen, welche<br />
davon sich am ehesten zur Restaurierung<br />
eignen. Entsetzt mussten sie feststellen,<br />
dass an jedem einzelnen Rahmen<br />
mindestens eine der Gussverbindungen<br />
gebrochen oder irreparabel beschädigt<br />
war. Es gab Spuren der wildesten Reparaturversuche<br />
mit allerlei improvisierten<br />
Schweißtechniken, die die Basis für eine<br />
gewissenhafte Restaurierung noch weiter<br />
zerstörten. Wie sie später herausfanden,<br />
bedeutete genau dieses Problem das Aus<br />
vieler anderer Wiederbelebungsversuche.<br />
Die beiden Ungarn schmolzen notgedrungen<br />
die Lötstellen der Rahmen auf,<br />
griffen tief in die Tasche und ließen von<br />
einem Formenbauer die Gussformen sämtlicher<br />
Muffen aller frühen Méray-Modelle<br />
nachfertigen. Weil Gießereien ungern nur<br />
ein Teil gießen, hatten sie plötzlich eine<br />
große Kiste voll mit Guss-Rohlingen. Damit<br />
konnten sie nicht nur die eigenen Rahmen<br />
wieder instand setzen, sondern auch anderen<br />
Méray-Projekten auf die Sprünge helfen.<br />
Von da an begannen weitere Restaurierer,<br />
ihre Fähigkeiten und Kontakte auszuschöpfen<br />
, fertigten Blech- und Gummiteile<br />
nach. So ist seither eine Handvoll<br />
dieser edlen Maschinen wieder fahrbereit.<br />
Betörung der Sinne<br />
Die beiden Méray dieser Geschichte hat<br />
Ákos Rozsos restauriert. Die Einzylinder<br />
ist eine 350 OHV von 1926, für viele die<br />
schönste aller je gebauten Méray-Modelle,<br />
die sportliche Mittelklasse des dama ligen<br />
Angebots. Bei ihrer Restaurierung lautete<br />
der Auftrag, sie so nah wie möglich an den<br />
Katalog-Zustand zu bringen. Rozsos ging<br />
deshalb so weit, dass er sogar das viel zu<br />
lange Zündkabel des dort fotografierten<br />
Modells inklusive aller Wicklungen um<br />
den Rahmen kopierte. Wulstreifen und<br />
Karbid-Beleuchtung machen dieses frühe<br />
Modell authentisch, und sogar das Nummernschild<br />
der Erstzulassung wurde nachgefertigt.<br />
Die Zweizylinder ist eine 680 SV von<br />
1927, ein Tourer, der auch für den Beiwagenbetrieb<br />
empfohlen wurde. Der<br />
Wunsch des Auftraggebers war ein<br />
Motorrad, das er täglich fahren kann. So<br />
erhielt sie eine moderne 12-Volt-Elektrik<br />
DATEN<br />
Méray-JAP 680 SV<br />
Motor: Luftgekühlter, quer eingebauter 50-Grad-V2-Viertaktmotor, vier untenliegende Nockenwellen,<br />
je zwei seitliche Ventile pro Zylinder, Bohrung x Hub 70 x 88 mm, Hubraum 677 cm³, Verdichtung<br />
4,5:1, Leistung 15 PS bei 3800/min<br />
Kraftübertragung: Mehrscheiben-Trockenkupplung, Dreiganggetriebe, Kettenantrieb<br />
Fahrwerk: Gemuffter und gelöteter, unten offener Stahlrohrrahmen, starre Hinterradführung,<br />
Trapezgabel mit Reibdämpfer vorn, Drahtspeichenräder mit Stahlfelgen, Reifen<br />
vorn und hinten 3.50-19, 160-mm-Simplex-Trommelbremse vorn und hinten,<br />
Sitz mit Stahl-Spiralfederung<br />
Maße und Gewichte:Tankinhalt 7,5 Liter Benzin, 3 Liter Öl,<br />
Radstand 1370 mm, Trockengewicht 136 kg<br />
38 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>05</strong>/<strong>2017</strong>
Der robuste Bruder:<br />
Das 680er-Modell folgt<br />
dem Baumuster der<br />
350er, wirkt durch die<br />
dickeren Reifen und<br />
den V2 aber fülliger. An<br />
der Pumpe kann die<br />
Schmierung der beiden<br />
Zylinder einzeln eingestellt<br />
werden, der<br />
Amal-Vergaser saugt<br />
ungefilterte Luft. Der<br />
JAP-V2 ist einer der<br />
hübschesten Motoren<br />
seiner Zeit, er läuft sehr<br />
sanft und durchzugsstark.<br />
Typisch für die<br />
JAP- Seitenventiler sind<br />
die Kühltürme über den<br />
Auslassventilen<br />
Méray-JAP 680 SV
SZENE I<br />
Méray 350 OHV und 680 SV<br />
vom Berliner Spezialisten Power Dynamo<br />
und alltagstaugliche Heidenau-Reifen.<br />
Man kann sich an den Details dieses<br />
ungarischen Motorrad-Adels nicht sattsehen.<br />
Zwar sind viele gängige Katalogteile<br />
aus damaliger Zeit verbaut, es wurden<br />
aber nur jene von Zulieferern mit hoher<br />
Qualität verwendet. Das Streben nach<br />
Qualität und eine durchweg durchdachte<br />
Konstruktion geben den Maschinen nicht<br />
nur ein harmonisches Gesamtbild, sondern<br />
auch eine edle Ausstrahlung.<br />
Die 350er wirkt mit ihren schmalen<br />
Wulstreifen der Größe 26 x 2.50 und dem<br />
luftigen Gesamtaufbau sehr filigran. Für<br />
den 350er-OHV-Einzylinder wurde das<br />
untere der beiden vom Lenkkopf zur Sattelstütze<br />
laufenden Rohre über den Zylinderkopf<br />
gewölbt, bei der SV-Variante verläuft<br />
hier ein gerades Rohr. Eine filigrane Trapezgabel<br />
führt das Vorderrad, an der Aussparung<br />
der Platten des Reibungsdämpfers<br />
sieht man das Bestreben, kein unnötiges<br />
Gewicht mitzuschleppen.<br />
Konstrukteur Lóránt Méray-Horváth<br />
versuchte immer, Kräfte über Dreieckverbände<br />
aufzunehmen. So hatten seine frühen<br />
Rahmen eine aufwendige Hinterradaufnahme<br />
mit drei Stützstreben auf jeder<br />
Seite, von denen die obere von einer Gussgabelung<br />
aus die Fortleitung des oberen<br />
Rahmen-Hauptrohres war, die mittlere sich<br />
an dem Guss der Getriebeaufnahme und<br />
die untere an der hinteren Motor halteplatte<br />
abstützte.<br />
Die Getriebewellen liegen weit über<br />
der Kurbelwelle, die Primärkette verläuft<br />
nach schräg oben. Das Dreiganggetriebe<br />
dieser 350er stammt von Moss, dessen<br />
Gänge rechts über einen langen Alu-Hebelarm<br />
geschaltet werden. Der flach und<br />
breit bauende, dreieckige Tank beherbergt<br />
sowohl Benzin als auch Motoröl. Beide<br />
Reservoire besitzen zwei vernickelte, mit<br />
Feingewinden versehene Deckel.<br />
Eine Augenweide ist weiterhin die<br />
Karbid-Beleuchtung. In einem zylinderförmigen<br />
Gasentwickler, der links am<br />
Rahmen-Brustrohr befestigt ist, tropft<br />
Wasser auf Kalziumkarbid-Steine. Dabei<br />
entsteht Acetylen-Gas, das durch Gummischläuche<br />
zu den Gaslampen vorn und<br />
hinten geleitet wird. Besonders Letztere<br />
ist eine Meisterleistung der Blechkunst.<br />
Allerdings ist das Ganze deutlich netter<br />
anzusehen als zu handhaben, zudem ist<br />
die Lichtausbeute aus heutiger Sicht beängstigend<br />
schlecht.<br />
Deshalb wurde die 680er mit elektrischem<br />
Licht versehen – wie es Méray<br />
MUTIGER AUFBRUCH IN EINER SCHWIERIGEN ZEIT<br />
Die Méray-Motorradwerke wurden 1923 von den beiden Brüdern Lóránt<br />
und Endre Méray-Horváth gegründet. Lóránt war bereits vor dem Ersten<br />
Weltkrieg von Motorrädern begeistert und träumte von einer eigenen<br />
Manufaktur, doch sein Vater, der durch Patente in der Druckindustrie zu<br />
Reichtum gekommen war, hatte kein Verständnis dafür und unterstützte<br />
stattdessen nach dem Ersten Weltkrieg den chemischen Betrieb seiner<br />
beiden Söhne. Motorräder faszinierten diese aber mehr als Kerzen und<br />
Seife, und so sammelten sie bei Freunden und Bekannten ausreichend<br />
Kapital, um eine Motorradfabrik als Aktiengesellschaft zu gründen.<br />
1923 begannen sie noch in einer Kellerwerkstatt mit dem<br />
Zusammenbau von Motorrädern mit Villiers- und Blackburn-<br />
Einbaumotoren. Mit einer solchen 175er gewann Lóránt Méray-Horváth<br />
1925 die Ultra-Lightweight-Klasse der ungarischen TT. Nachdem die<br />
beiden Brüder im gleichen Jahr die Ungarische Kreditbank als Aktionär für<br />
ihr Unternehmen gewinnen konnten, zog die Méray-Fertigung in die<br />
Ungarische Stahlwarenfabrik ein. Lóránt Méray-Horváth kümmerte sich<br />
fortan nur noch um die Konstruktion, Endre um den Vertrieb. 1926 konnten<br />
sie sich mit JAP als Motorenlieferant einigen. Die nun<br />
fabrikmäßige Fertigung ermöglichte eine Reduzierung der Preise, obwohl<br />
sich die Modellpalette mit Motorrädern von 250 bis 1000 cm³ vor allem<br />
an anspruchsvolle Fahrer richtete. Da die Gesetze dieser Zeit einheimische<br />
Produkte bei Behördenaufträgen bevorzugten, stattete Méray bald die<br />
Post, die Elektrizitätswerke, die Polizei, die Zollbehörde, die Armee und die<br />
Präsidentengarde aus, womit sich die Marke 1928 an die Spitze der<br />
ungarischen Zulassungsstatistik setzte. Zeitgleich mit den Motorrädern<br />
entwickelte Méray auch Dreirad-Transporter mit 350er- und 500er-<br />
SV-Motor. Durch die weltweite Finanzkrise brach jedoch auch in Ungarn<br />
der Motorradmarkt ein, Méray musste sich anpassen. Die Firma bot ihre<br />
Modelle daher ebenfalls mit den preiswerteren einheimischen Csonka-<br />
Motoren an, baute Kleintransporter und setzte sie im eigenen Lasten-Taxi-<br />
Unternehmen ein. Ab 1937 montierte man die 200er-Puch in Lizenz, außerdem<br />
die Puch SGS 350 für die Armee. Im Krieg wartete das Unternehmen<br />
Armee-Fahrzeuge, danach ging deren Wartung für Zivilpersonen weiter.<br />
Bis Méray 1949 vom sozialistischen Regime geschlossen wurde.<br />
1925: A1 mit Blackburn 250 OHV<br />
1926: 250 OHV, Supersport-Version<br />
1928: 1000 SV als Behörden-Gespann<br />
1931: preiswerter mit Csonka 500 SV<br />
1936: letztes Modell mit Csonka 350 SV<br />
1937: Lizenzprodukt Méray-Puch 200<br />
40 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>05</strong>/<strong>2017</strong><br />
www.motorrad-classic.de
ereits damals auf Kundenwunsch tat.<br />
Schließlich sieht ja auch so ein alter Bosch-<br />
Scheinwerfer gut aus. Mit dem kleinen<br />
JAP-V2-Motor und den dickeren Reifen<br />
wirkt die 680er gedrungener als die 350er,<br />
ihre Details sind aber nicht weniger liebevoll<br />
ausgeführt. Wie der Tropföler auf dem<br />
Tank, an dem die Ölmenge der Verlustschmierung<br />
eingestellt wird. Oder der<br />
Lenkungsdämpfer, dessen vernickelter<br />
Ausleger sich am Tank abstützt und über<br />
ein filigranes Dreispeichen-Handrad die<br />
Klemmung des Reibdämpfers justiert.<br />
Nur fahren ist schöner<br />
Man könnte sich noch Stunden an den<br />
Details laben, doch die beiden 90-jährigen<br />
Motorräder laden mich noch viel mehr zu<br />
einem Ausflug in das sommerliche Flachland<br />
ein. Alle Hebel richtig gestellt, den<br />
Kolben hinter den oberen Totpunkt gedreht,<br />
erstaunt es, wie gut sich die alten<br />
Motoren durch einen beherzten Tritt zum<br />
Leben erwecken lassen und anschließend<br />
gemütlich vor sich hin stampfen.<br />
Hat man sich die Bedienungselemente<br />
vergegenwärtigt, erfreut es das Herz, wie<br />
weich die Kupplung kommt und wie geschmeidig<br />
alles läuft. Obwohl für heutige<br />
Tourer oder Sportler? Diese Frage stellten sich Motorradfahrer schon vor 90 Jahren<br />
Verhältnisse alles fast in Zeitlupe abläuft,<br />
hat man trotzdem alle Hände voll zu tun,<br />
um den Gashebel wieder zurückzudrehen,<br />
nach dem Ganghebel zu greifen und den<br />
nächsthöheren Gang einzulegen. Der<br />
680er-V2 läuft sehr sanft und besitzt ein<br />
breites Drehzahlband, ab 30 km/h geht in<br />
der Ebene alles im dritten Gang. Und an<br />
der Sitzposition könnten sich einige heutige<br />
Motorradbauer ein Beispiel nehmen.<br />
Die 350er ist nicht nur schlank wie ein<br />
Fahrrad, sie lenkt sich auch so. Ihr Motor<br />
ist nicht so behäbig wie der ihrer größeren<br />
Schwester, dafür rupft er an der Kette,<br />
wenn die Drehzahl zu weit abfällt. Lässt<br />
man ihn frei, knattert er fröhlich vor sich<br />
hin, und es wird klar, was damals unter<br />
Sportlichkeit gemeint war.<br />
Viel zu schnell ist die Zeit vergangen,<br />
die Sonne versinkt am Horizont der weiten<br />
Ebene. Die beiden Méra y betören heute<br />
nicht weniger als vor 90 Jahren, als ein<br />
visionäres ungarisches Brüderpaar verstanden<br />
hatte, was gute Motorräder ausmacht.<br />
Schön, dass einige ihrer Schöpfungen<br />
heute wieder davon zeugen. ◻
SZENE I<br />
Firmenporträt Retro Guzzi<br />
PASSIONE, AMORE<br />
&„Schalte deine Leidenschaft ein“: Das Motto ihrer Spezialfirma für Moto<br />
Guzzis ab 1921 erfüllen Marco und Italo Ciabarri ganz persönlich – mit<br />
haufenweise Spezialteilen und ihrer Sammlung seltener Maschinen.<br />
EMOZIONE<br />
42 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong><br />
www.motorrad-classic.de
Bei Bilderbuchwetter verlasse ich<br />
Mandello del Lario, das Mekka<br />
für Moto Guzzi-Fahrer. V2-verrückte<br />
Kneipen und Restaurants, Besuche<br />
im Werksmuseum und bei Agostini, dem<br />
bekanntesten Guzzi-Händler des Planeten,<br />
liegen hinter mir. Ehrensache. Doch kurz<br />
darauf, im südlichen Nachbarort Abbadia<br />
Lariana, wartet ein weiteres Kleinod:<br />
Haufenweise funkeln Guzzi-Teile in hell<br />
erleuchteten Schaufenstern. „Retro“ steht<br />
über der Tür des feinen Ladens. Es ist<br />
schon sieben Uhr abends. „Buona sera.“<br />
Der jüngere der beiden Inhaber heißt<br />
Marco Ciabarri, ist 38, eher klein und<br />
spricht auch Englisch. Sein Onkel Italo (er<br />
heißt wirklich so, spricht nur Italienisch)<br />
Ciabarri hat die Statur eines Bären und<br />
echte Arbeiterhände mit fleischigen Fingern.<br />
Die können zupacken, haben den<br />
ganzen Laden eigenhändig eingerichtet.<br />
Die beiden präsentieren mir trotz fortgeschrittener<br />
Stunde geduldig ihr schönes,<br />
erst 2013 eröffnetes Ladenlokal voller originaler<br />
und nachgefertigter Ersatzteile –<br />
vor allem für die Einzylinder-Guzzis. Aus<br />
Idealismus machten Marco, der Manager,<br />
und Italo, der Techniker, das Hobby zum<br />
Beruf: „Wir folgten unserer Passion, ergänzen<br />
uns perfekt.“<br />
Atem der Geschichte: Ganze 212 Gramm wiegt der komplette Vergaser der legendären V8.<br />
Ebenfalls ein Einzelstück: der unrestaurierte Tank des 500er-Vierzylinders von 1930 (o. r.).<br />
Darunter: neue Benzin- und gebrauchte Öltanks, Vitrinen mit Teilen, nach Typen geordnet<br />
Leben und lieben klassische Guzzis:<br />
Italo und sein Neffe Marco Ciabarri<br />
(links und Mitte) im Kundengespräch,<br />
historische Fotos als Insignien<br />
Text und Fotos: Thomas Schmieder<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong> 43
SZENE I<br />
Firmenporträt Retro Guzzi<br />
Der Eingangsbereich von<br />
Retro Guzzi erinnert ans<br />
Werksmuseum in Mandello<br />
del Lario. Schönheiten<br />
unter sich: Airone<br />
Sport 250 und 500er-<br />
Sport 15 von 1931. Einen<br />
Galletto-Roller wie die<br />
kecke Dame auf dem<br />
F oto hat der Laden auch<br />
Die Atmosphäre ist familiär, das Geschäft<br />
museal. Nur ist hier alles höchst<br />
lebendig. Die Ciabarris erhalten und bewahren<br />
technische Kulturgeschichte, zum<br />
Anfassen, zum Begreifen, zum Fahrbereithalten.<br />
„Wir wollen Leuten helfen, das<br />
richtige Ersatzteil zur Fertigstellung ihres<br />
Motorrads zu finden.“ Lebenshilfe bei<br />
3D-Puzzles. Das Duo ordnet exemplarisch<br />
ausgestellte Schaustücke in den Vitrinen<br />
nach Modellreihen. Also nach Singles aus<br />
den 20er-Jahren, Dingos, Falcones oder<br />
den V2-Modellen. Insgesamt umfasst das<br />
riesige Angebot 7000 bis 8000 Ersatzteile.<br />
Dazu zählen Motor- und Getriebeteile,<br />
Kolben und Kurbelwellen, Kotflügel und<br />
Kupplungen, Benzin- und Öltanks, Vergaser<br />
und Schalldämpfer, Auspuffkrümmer<br />
und Handhebel, Lenker und Sättel,<br />
Kniekissen und Werkzeugkästen, Federbeine<br />
und Schriftzüge, Dichtungen und<br />
Drehknöpfe, Ständer und Speichen, Felgen<br />
und Reifen, Aufkleber und Reflektoren.<br />
Und, und, und...<br />
Auch für die Lasten-Dreiräder Ercole/<br />
Ercolino und das Mulo Meccanico tre per<br />
tre („mechanischer Esel“) mit drei angetriebenen<br />
Rädern und variabler Spurweite<br />
sind viele Teile bis hin zu kompletten<br />
Zylindern samt Köpfen zu haben.<br />
Der Familienbetrieb offeriert Originalteile<br />
entweder als gebrauchte Ware oder<br />
als neue. Zu Letzteren zählen Brems- und<br />
Kupplungbeläge der Firma Surflex, fabrikneu<br />
verpackt im orangeroten Karton.<br />
„Nette Kunden lassen uns Maße von einzelnen<br />
Bauteilen nehmen. Dann fertigen<br />
wir sie durch Spezialisten in ganz Italien<br />
absolut authentisch nach – in Material,<br />
Qualität, Gewicht und Abmessungen“, erklärt<br />
Marco Ciabarri. Dazu zählen Dichtungssätze,<br />
Gummiteile, Scheinwerfer,<br />
Schlösser, Bronzebuchsen und Kardanwellen,<br />
Bremsbacken oder auch Ventile.<br />
Reliquien und Feinmechanik<br />
Historische Originalaufnahmen von Moto<br />
Guzzi hütet Italo wie wertvolle Gemälde<br />
– einst vom Fotostudio Ritocco in Mailand<br />
für Reprovorlagen aufgenommen und<br />
nachträglich handkoloriert. Guzzi-Fans<br />
kennen sie als Abbildungen aus dem<br />
44 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong><br />
www.motorrad-classic.de
„Colombo“, dem Standardwerk für Moto<br />
Guzzi. Diese Fotos von Motorrädern und<br />
„Mototriciclos“, also Dreiradfahrzeugen,<br />
sind schon Kunstgeschichte. Wie eine Reliquie<br />
holt Italo einen originalen der acht<br />
Schiebervergaser der legendären V8-Maschine<br />
hervor. Fachmännisch zerlegt er<br />
das feinmechanische Wunderwerk aus<br />
gegossenem Elektron (Gehäuse) und Aluminium<br />
(Ansaugtrichter) in seine Bestandteile.<br />
Inklusive Innenleben wiegt der Vergaser<br />
zarte 212 Gramm, „niente“, nichts.<br />
„Nur der Rest des Motorrads fehlt noch“,<br />
scherzt Italo.<br />
Retro Guzzi versendet weltweit. „20<br />
Prozent der Pakete bleiben in Italien“, sagt<br />
Marco, „80 Prozent gehen ins Ausland, bis<br />
in die USA, Australien und Japan.“ Die<br />
Website präsentiert sich in Italienisch,<br />
Englisch und Deutsch. Trotzdem ist gute<br />
Beratung am Telefon oder im Laden gefragt.<br />
Was produziert wird, entscheiden<br />
die Enthusiasten gemeinsam, kaufmännisch<br />
und technisch. „Wir müssen die<br />
richtige Balance finden.“ Das Einrichten<br />
der Maschinen bei Zulieferern kostet einen<br />
Fixbetrag, Mindestabnahmemengen<br />
sind oft 50 bis 100 Stück. Aus Guzzis<br />
vollständig präsenten Original-Ersatzteillisten<br />
leitet das rührige Duo die Bestellnummern<br />
ab. „Sie zeigen, was in welchem<br />
Motorrad verbaut war, vereinfachen uns<br />
die computergestützte Lagerung.“<br />
Italo ist eine Kapazität, kennt sich gut<br />
aus, weiß vieles aus dem Effeff. Der<br />
58-Jährige ist ein wandelndes Guzzi-Lexikon,<br />
Künstler ohne Allüren: „Meine Motor-<br />
räder sind meine Kinder.“ Er restauriert<br />
auch für Kunden, baut Motoren wieder<br />
auf. Das lernte der Macher von seinem<br />
Vater: „Zuerst habe ich gelernt, Motorräder<br />
zu zerstören, dann sie wieder<br />
aufzubauen, zu reparieren und zu restaurieren.“<br />
In seltenen Fällen, in denen<br />
die beiden mal nicht weiterhelfen<br />
können, aktivieren sie ihr Netzwerk:<br />
Fürs Verchromen, Lackieren, Gewinde<br />
schneiden oder Rahmen richten haben<br />
sie Spezialisten an der Hand. Im Laden<br />
stehen lauter piekfeine, von Italo eigenhändig<br />
restaurierte Bikes, selbstverständlich<br />
unverkäuflich.<br />
Die Normale 500 von 1924 fand Italo<br />
vor 20 Jahren, tauschte sie gegen<br />
eine AJS. Das über 90-jährige Motorrad<br />
sieht aus wie neu! Die Normale war die<br />
erste am Fließband produzierte Moto<br />
Guzzi. Marco: „Meine Familie begann<br />
im Jahr 1990 Guzzis zu sammeln, eine<br />
Airone war die erste. Heute haben wir<br />
mehr als 50 Maschinen.“ Viele davon<br />
zieren das Geschäft. Die GT 17 mit den<br />
großen Beinschilden war ab 1932 die<br />
erste fürs Militär gebaute Guzzi. Das<br />
sandgelbe Exemplar von 1935, eines<br />
von 4810 gebauten, scheint direkt für<br />
Italiens Kriegseinsatz in Libyen gerüstet<br />
zu sein. Chic: die grüne Sport Lusso<br />
von 1927.<br />
Auf dem Verkaufstresen steht ein<br />
Motor des Mofas Trotter (englisch für<br />
Traber) wie eine mechanische Skulptur.<br />
Eine bronzene Plakette weist den 41-<br />
Kubik-Single von 1966 mit 1,2 PS als<br />
CAMARO 2-TEILIGES<br />
KOMBI AUS<br />
HOCHWERTIGEM<br />
RINDSNAPPALEDER<br />
Wie die Auslagen eines Juweliers: Unter Glasabdeckungen funkeln originale<br />
und neue Ersatzteile – Rückleuchten, Scheinwerfergläser, Zahnräder und Zündgeber.<br />
Links: historische Fotos und ein Zylinder für den „Mulo Meccanico 3 x 3“<br />
In zusätzlichen Farben erhältlich<br />
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ODER TEL. +49 7631 1804 0<br />
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SZENE I<br />
Firmenporträt Retro Guzzi<br />
Originale: Italo Ciabarri (58) ist ein begnadeter Mechaniker.<br />
Und die Moto Carru 250 Bialbero mit dohc-Kopf vermutlich<br />
das einzig verbliebene Exemplar weltweit (links)<br />
Mundpropaganda machte Retro<br />
zum Treffpunkt für Enthusiasten<br />
von Guzzis Einzylinder-Modellen<br />
KONTAKT<br />
Retro Guzzi, Piazza della Stazione 13,<br />
I-23821 Abbadia Lariana (LC), Italien,<br />
Telefon +39/03 41 73 53 94,<br />
guzziretro@virgilio.it,<br />
www.guzziretro.com<br />
Guzzis Vierventiler 4V SS mit Königswelle,<br />
Dreigang-Handschaltung und<br />
Starrrahmen ist Marcos Favorit: „Sie ist<br />
eine 90 Jahre alte Königin, war schon<br />
als Kind mein Traum“, schwärmt er<br />
kleinsten je gebauten Moto Guzzi- Motor<br />
aus. Im Keller warten viele Schätzchen<br />
auf ihre Restaurierung. Dazu zählt ein<br />
früher Vertreter des Rollers Galletto 160<br />
(Hähnchen) mit 17 Zoll großem Reserverad<br />
quer vorm Beinschild und Hahnenlogo.<br />
Fertig wirkt dagegen der Zweitakt-<br />
Single mit 125 Kubik, Hochlenker und<br />
Chromschutzblechen.<br />
Die beiden Benzinköpfe sinnieren über<br />
Typologie der Buchstaben im Moto Guzzi-<br />
Schriftzug vor und nach dem Krieg, träumen<br />
von einer 500 Bicilindrica. Doch<br />
auch ohne sie sind ihre Rennmotorräder<br />
daheim absolute Highlights. Eine Norton<br />
Manx 500 von 1953 ist hier ordinär. Schon<br />
mal eine Moto Carru 250 Bialbero gesehen?<br />
„Dieses letzte Exemplar ist nicht<br />
verschollen“, freut sich Marco. „Der Turiner<br />
Ingenieur Giuseppe Carru konstruierte<br />
einen dohc-Kopf für den Twin, mit Kettenantrieb<br />
der Einlassnockenwelle und Kette<br />
von dort zur Auslassnockenwelle.“ Darüber<br />
spannt sich der dunkelrote, große<br />
Aluminiumtank. Der Italo-Renner mit<br />
Norton-Getriebe und offener Primärkette<br />
startete einst beim GP-Lauf in Monza.<br />
Weitere Schmuckstücke sind die Moto<br />
Parilla 200 Corsa Competizione von 1947<br />
(„wir fanden sie in Argentinien“) oder die<br />
100er-Laverda von Ernesto „Tino“ Brambilla,<br />
der später Formel 1 fuhr. Nicht zu<br />
vergessen die Moto Morini 175, eine<br />
Aermacchi, Benelli oder Ceccato 75. Doch<br />
eine fantastische Schönheit krönt die<br />
Sammlung: die feuerrote Moto Guzzi 4V<br />
SS 500 von 1927, die berühmte „Quattro<br />
Valvole“. Die erste echte Grand Prix-<br />
Maschine aus Mandello leistete bis zu<br />
32 PS. Von 486 je gebauten Exemplaren<br />
existieren weltweit vermutlich nur noch<br />
zehn bis 20. Der Motor läuft im Leerlauf<br />
so, dass man jeden einzelnen Takt raushören<br />
kann. Impressionante! Mille grazie<br />
e arrivederci, Marco und Italo! ◻<br />
46 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong><br />
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SZENE I<br />
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Die Briten kommen<br />
Die ganze Retro <strong>Classic</strong>s ist von den Vierrädern besetzt. Die ganze Messe? Ein Stand leistet<br />
Widerstand. Doch es sind keine Gallier, es sind Briten. Eine Sonderschau englischer Motorräder.<br />
Im letzten Jahr war die Laverda-Sonderausstellung<br />
ein kleines Highlight der Retro<br />
<strong>Classic</strong>s, auf der ansonsten Motorräder leider<br />
immer noch keine große Rolle spielen.<br />
In diesem Jahr arbeitete der AMSC Leonberg<br />
weiter daran, dass sich dies ändert,<br />
und ließ mit einer großartig bestückten<br />
Sonderausstellung zum Thema britische<br />
Bikes die Herzen der Zweiradfans bei der<br />
Retro <strong>Classic</strong>s in Stuttgart vom 2. bis 5.<br />
März höher schlagen. Rund 60 Fahrzeuge<br />
hatte der Club organisiert und appetitlich<br />
angeordnet und präsentiert. Angefangen<br />
von einer ganzen Reihe weit verbreiteter<br />
Triumph Bonnies in unterschiedlichsten Originalitäts-<br />
und Gebrauchsstufen, über umgebaute<br />
Versionen, als Dirt Tracker oder gar<br />
als feuerroter Dragster mit Kompressor-aufgeladenem<br />
750er-Motor. Für die Markenvielfalt<br />
sorgten aber auch zahlreiche Nortons,<br />
sei es in Gestalt der Serien-Commando oder<br />
in Form der Renngeräte à la Manx oder<br />
Domiracer. Natürlich fehlten auch die „Zwitterwesen“<br />
nicht, gleich vier Triton-Exemplare<br />
bereicherten die Ausstellung. Panther,<br />
AJS, eine Rudge Special und eine Vincent<br />
Rapide wurden ebenso auf ein Podest gehoben<br />
wie eine Velocette und eine Scott mit<br />
wasser gekühltem Zweitakter von 1930 –<br />
nahezu alles, was der britische Zweiradmarkt<br />
einst hergab, hatte der AMSC herbeigeschafft<br />
und auf dem großzügig bemessenen<br />
Stand zur Schau gestellt. Ein großes Lob<br />
an dieser Stelle und die Hoffnung, dass<br />
vielleicht im nächsten Jahr die Vierrad-Dominanz<br />
auf der Retro <strong>Classic</strong>s weiter sinkt.<br />
Tiefer, länger, härter: Dragster mit aufgeladenem,<br />
75 PS starkem Triumph-Twin<br />
Norton plant den Aufbau eines ausgesuchten<br />
Händlernetzes. Für die seit 2009<br />
in Donington Hall handgefertigten Modelle<br />
sollen schon <strong>2017</strong> acht Händler in Deutschland<br />
und drei in Österreich präsentiert werden,<br />
welche die exklusiven britischen Bikes<br />
Rennmaschinen, artgerecht in Startaufstellung<br />
vor Zuschauerkulisse präsentiert – toll<br />
Norton heuert Leuthe an<br />
48 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong><br />
an die kaufkräftigen Kunden bringen sollen.<br />
Norton konnte den ehemaligen deutschen<br />
500er-GP-Fahrer Andreas Leuthe dafür<br />
gewinnen, der seine Erfahrung bereits bei<br />
Mahindra in der Moto3 erfolgreich eingebracht<br />
hat. www.nortonmotorcycles.com<br />
Gehört zweifellos aufs Podest: die wunderschöne<br />
Vincent Rapide (Serie B) von 1949<br />
Foto: Norton Fotos: Eirich
MUSEUMSREIF<br />
Am Sonntag, 30. April <strong>2017</strong>, findet die<br />
32. Oldtimerausfahrt des Fördervereins<br />
vom AUTO & TECHNIK MUSEUM<br />
SINSHEIM/TECHNIK MUSEUM SPEYER<br />
statt. Die Tour startet am Museum in<br />
Sinsheim und führt durch den Kraichgau<br />
und durch das Zabergäu hin zum<br />
Erlebnispark Tripsdrill, wo im „Gasthaus<br />
zur Altweibermühle“ eingekehrt<br />
wird. Teilnehmen dürfen Fahrzeuge bis<br />
Baujahr 1987.Es wird eine Teilnahmegebühr<br />
erhoben, welche diverse<br />
Leistungen wie etwa das Mittagessen<br />
beinhaltet. Eine Voranmeldung wird<br />
dringend empfohlen. Info: www.<br />
sinsheim.technik-museum.de<br />
Treffen der TX-Treiber<br />
Die rührige Fangemeinde der IG TX 750 lädt zum Jahrestreffen<br />
der Besitzer des seltenen Yamaha-Twins. Vom<br />
16. bis 18. Juni dürften sich zahlreiche Treiber des klassisch gestylten<br />
japanischen „Stiers“ in Steinau-Ulmbach einfinden und<br />
sicherlich auch an der Ausfahrt am Samstag ab 10 Uhr teilnehmen,<br />
mitten zwischen dem schönen Spessart, Vogelsberg<br />
und der Rhön. Freunde anderer klassischer Motorräder sind<br />
ebenfalls willkommen, auch beim Abendprogramm, also beim<br />
Klönen und bei Benzingesprächen. Infos: www.tx750.de<br />
AW@New ad German Street version 2_Create.pdf 1 7/11/2016 18:29:06<br />
ALTER MEISTER<br />
Ein Wiedersehen gibt es zur ADAC<br />
Sachsenring <strong>Classic</strong> (16. bis 18. Juni<br />
<strong>2017</strong>) mit Johnny Cecotto. Der Venezolaner<br />
gehört zu den wenigen<br />
Motor sportlern, die sowohl im Motorrad-<br />
als auch im Automobilbereich<br />
erfolgreich waren. Bei seinem Debüt<br />
in der Motorrad-WM 1975 errang<br />
er auf Anhieb den Titel in der 350er-<br />
Klasse. 1978 folgte der Titel in der<br />
Formel 750-Weltmeisterschaft. Im<br />
Rahmen der ADAC Sachsenring<br />
C lassic geht Cecotto in der Klasse<br />
der CLASSIC KINGS an den Start.<br />
www.sachsenring-classic.de<br />
Foto: Frank Bischoff
SZENE I<br />
Nachrichten, Termine, Tipps<br />
Die Wrecking Crew ist zurück<br />
Sieger Jared Mees freut sich im Indian-<br />
Sattel standesgemäß über seinen Sieg<br />
Fotos: Indian<br />
Harley-Davidson gegen Indian – das war ein Kampf über ein<br />
halbes Jahrhundert des amerikanischen Motorsports. Doch<br />
1953 fand er ein jähes Ende, als Indian seine Tore schloss. Jetzt ist<br />
der Kampf wieder entbrannt, und der amerikanische Verband AMA<br />
änderte sogar die Regeln seiner Dirt Track-Meisterschaft, um dem<br />
gerecht zu werden. Wie in alten Zeiten werden nun alle Läufe der<br />
höchsten Flat Track-Liga mit Zweizylindern gefahren. So können<br />
Harley-Davidson und Indian – aber auch Kawasaki, Yamaha, Triumph<br />
und Ducati – mit den gleichen Motorrädern, die sie auf den Halfmile-<br />
und Mile-Ovalen fahren, auch an den Short Track- und den<br />
TT-Wettbewerben teilnehmen.<br />
Indian hat mit Jared Mees, Brad Baker und Bryan Smith die US-<br />
Champs der letzten fünf Jahre unter Vertrag genommen und beim<br />
Schweizer Performance-Spezialisten Urs Wenger von Swissauto<br />
einen modernen Rennmotor entwickeln lassen. Harley-Davidson hat<br />
die altehrwürdige XR 750 in Rente geschickt und bei Vance & Hines<br />
einen modernen Renner auf Basis der XG 750 entwickeln lassen.<br />
Weil die Meisterschaft in Daytona auf einem neu angelegten TT-Kurs<br />
– Dirt Track-Strecke mit Wechselkurven und einer Sprungschanze –<br />
ihren Anfang nahm, wurde im Winter ausgiebig getestet.<br />
Im historischen Daytona Superspeedway wurde der Renntag<br />
auch ganz im Zeichen der Wiederkehr dieses Kampfes eröffnet – das<br />
aktuelle Rennen ging an Indian. Jared Mees führte das 25-Runden-<br />
Finale vom Start weg an und gewann überlegen. Nachdem Kawasaki-Pilot<br />
Jarod Vanderkooi vier Runden vor Schluss ausfiel, übernahm<br />
Bryan Smith den zweiten Platz und machte den Doppelsieg für<br />
Indian perfekt. Bester Harley-Davidson-Pilot wurde Jake Johnson auf<br />
Platz vier. Somit hat die neue Indian Wrecking Crew gleich an die<br />
alten Erfolge angeknüpft. Aber die Meisterschaft ist noch lang, und<br />
die Mannen aus Milwaukee brennen auf die Revanche.<br />
Foto: Hannes Denzel<br />
Treffen & Grüßen<br />
Beim „Meet & Greet“ am 13. Mai <strong>2017</strong><br />
beim Motorradmuseum Vorchdorf in Österreich<br />
treffen sich nicht nur Motorradfahrer<br />
aller Marken und Baujahre, es gibt auch<br />
einen Anlass, um etwas zu feiern: die Eröffnung<br />
der Sonderausstellung „Legenden“.<br />
Diese wird von Mai bis Oktober (auch 2018)<br />
täglich von 10 bis 16 Uhr zu bestaunen sein<br />
(Sonderführungen sind möglich) und zeigt<br />
Rennmaschinen aus der Zeit von 1910 bis in<br />
die 70er-Jahre. August „Gustl“ Auinger und<br />
Klaus Klaffenböck verleihen dem Treffen<br />
prominenten Glanz. Zu sehen sein wird<br />
unter anderem auch Helmut Dähnes Imola-<br />
BMW von 1972 (Bild links). Mehr Infos unter<br />
www.motorradmuseum-vorchdorf.at<br />
TERMINE<br />
APRIL<br />
29./30.4.: MOTO TECHNICA, Int. Teile-/<br />
Technikmarkt & Treffen;<br />
86720 Nördlingen, Tel.: 09081/799239,<br />
www.mototechnica.de<br />
MAI<br />
1.5.: 30. Maiausfahrt des Motorrad-<br />
Veteranen-Stammtischs Gensingen;<br />
55457 Gensingen, Tel.: 06132/9795153,<br />
www.mvsg.jimdo.de.<br />
19.-21.5.: 10. Klassikwelt Bodensee a. d.<br />
Messegelände; 88046 Friedrichshafen,<br />
Tel.: 07541/708-365,<br />
www.klassikwelt-bodensee.de<br />
21.5.: 20. Zweiradtreffen der IG für klassische<br />
Motorräder Lehrte am Naturfreundehaus<br />
Grafhorn; 31275 Lehrte,<br />
Tel.: <strong>05</strong>1 75/3 12 57, www.igfkml.de<br />
25.-28.5.: 100 Jahre Zündapp – Internationales<br />
Markentreffen a. d. Festplatz;<br />
72488 Sigmaringen, Tel.: 0 75 71/7 21-0,<br />
www.zuendapp100.de<br />
28.5.: 22. Floh- und Oldtimerteilemarkt<br />
mit Oldtimertreffen auf dem Festplatz<br />
Donaupark; 89407 Dillingen a.d. Donau,<br />
Tel.: 0152/22 01 87 70,<br />
www.oldtimerfreunde-donaualtheim.de<br />
JUNI<br />
9.-11.6.: 36. Bockhorner Oldtimer- und<br />
Teilemarkt und Oldtimertreffen so-<br />
wie Friesland-Rallye und Youngtimertreffen<br />
(Sonntag); 26345 Bockhorn,<br />
Tel.: 044 53/73 33,<br />
www.bockhorner-oldtimermarkt.de<br />
16.-18.6.: 4. ADAC Sachsenring <strong>Classic</strong>;<br />
09353 Oberlungwitz, Tel.: 03 51/4433190,<br />
www.sachsenring-classic.de<br />
30.6.-2.7.: 23. Engländertreffen in Zettmannsdorf,<br />
Brauereigasthof Seelmann;<br />
96185 Zettmannsdorf, Tel.: 0 9122/74006,<br />
gulherr@t-online.de<br />
SEPTEMBER<br />
9./10.9.: 5. Oberlausitzer Dreieckrennen für<br />
historische Renn- und Sportmotorräder;<br />
02799 Waltersdorf, Tel.: 0 35 83/7954667,<br />
www.msc-oberlausitzer-dreilaendereck.eu<br />
Angaben ohne Gewähr. Wenn Ihr Event hier genannt werden soll, mailen Sie Zeit, Ort und Veranstalter an termine@motorrad-classic.de oder tragen es selbst in die Datenbank unter www.motorrad-classic.de/termine ein.<br />
Ein Anspruch auf Abdruck besteht nicht.<br />
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Am Technik Museum 1, Tel.: 06232 / 6708-0<br />
E-Mail: speyer@technik-museum.de<br />
www.technik-museum.de<br />
• SCHWERPUNKT DER AUSSTELLUNG<br />
Münch-Dauerausstellung, Raumfahrt,<br />
Feuerwehrfahrzeuge, Musikinstrumente,<br />
Flugzeuge, U-Boote, Schiffe, Oldtimer,<br />
Motorräder, Lokomotiven, wechselnde<br />
Sonderausstellungen, Modellbau-Museum uvm.<br />
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Tel. 07071/9290-94 oder 551122<br />
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• SCHWERPUNKT DER AUSSTELLUNG<br />
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• ÖFFNUNGSZEITEN<br />
Mi – Fr 10.00 – 12.00 & 14.00 – 17.00 Uhr<br />
Sa, So und Feiertag 10.00 – 17.00 Uhr<br />
Gruppen nach Vereinbarung<br />
• EINTRITTSPREISE<br />
Kinder 6-9 Jahre: 3,- € · Kinder 10 – 14: 5,50 €<br />
Erwachsene: 6,50 € · Familienkarte: 18,50 €<br />
versch. Gruppenrabatte<br />
Karte: Claudia Werel<br />
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Per E-Mail an sroeber@motorpresse.de oder telefonisch unter 0711/182-2078
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als 500 Motorrad-Oldtimern bis Baujahr 1970.<br />
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Angebot und Nachfrage<br />
gelten auch bei Motorrädern<br />
als die entscheidenden<br />
Faktoren für<br />
die Preisfindung. Vorausgesetzt, diese<br />
sind in einer größeren Menge vorhanden<br />
und somit kalkulierbar. Bei Klassikern hapert<br />
es jedoch daran: Dem knappen, für<br />
Laien kaum einschätzbaren Angebot steht<br />
eine ungewisse Nachfrage gegenüber.<br />
Ohne Spezialwissen läuft man Gefahr, für<br />
einen Oldie Mondpreise zu bezahlen –<br />
oder sein Schätzchen zu billig abzugeben.<br />
In <strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong> veröffentlichen<br />
wir deshalb regelmäßig eine Preisübersicht<br />
für Klassiker, die wir zusammen mit<br />
den Experten von classic-analytics erstellt<br />
haben. In dieser Ausgabe haben wir<br />
mehr als 500 Modelle unter die Lupe genommen,<br />
deren Produktion vor 1970 lag.<br />
Der Zustand „gepflegt“ bezieht sich<br />
auf Motorräder, die sich in weitgehend<br />
mängelfreiem Originalzustand befinden<br />
und nur leichte Gebrauchsspuren aufweisen.<br />
Zweiräder mit starken Gebrauchsspuren,<br />
deutlichen Mängeln und eingeschränkter<br />
Funktionsfähigkeit, sowie<br />
fehlender Teile oder Abweichungen vom<br />
Originalzustand bekommen die Zustandsnote<br />
„schlecht“. Es sind Motorräder, die<br />
eine brauchbare Restaurierungsbasis darstellen.<br />
Die angegebenen Preise sind Richtwerte,<br />
die bei besonders gut erhaltenen<br />
oder perfekt restaurierten Fahrzeugen<br />
deut lich überschritten werden können.<br />
Andererseits rechtfertigen beispielsweise<br />
fehlende Teile oder sehr hohe Laufleistungen<br />
zum Teil erhebliche Nachlässe. Ausnahmen<br />
nach oben oder unten bestätigen<br />
auch hier die Regel.<br />
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Ausland aus. Eine komplette Liste<br />
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eilig hat, kann für 9,95 Euro eine<br />
Online-Bewertung (Home Check) des<br />
Bikes selbst erstellen. Anmerkungen,<br />
Fragen, Kritik? Bei classic-analytics<br />
freut man sich über Rückmeldungen.<br />
Baujahre<br />
Hubraum<br />
kW/PS<br />
Zustand:<br />
gepflegt<br />
Preise in Euro<br />
Zustand:<br />
schlecht<br />
ADLER<br />
M 125 1950-57 123 cm 3 4/6 2500 800<br />
M 150 1951-53 147 cm 3 5/7 2600 800<br />
M 200 1951-53 195 cm 3 6/9 3400 1100<br />
M 250 1952-54 247 cm 3 12/16 4400 1600<br />
M 250 S 1952-54 247 cm 3 13/18 5000 2000<br />
MB 150 1954-57 147 cm 3 6/8 2800 900<br />
MB 200 1953-57 195 cm 3 8/11 3200 1100<br />
MB 201 1954-56 199 cm 3 7/10 3100 1000<br />
MB 250 1953-57 247 cm 3 12/16 4200 1500<br />
MB 250 S 1953-56 247 cm 3 13/18 5200 2000<br />
AERMACCHI<br />
Ala Rossa 1957-62 172 cm 3 8/11 4200 1800<br />
Ala Verde 1959-68 246 cm 3 13/18 4600 2000<br />
350 TV 1969-72 344 cm 3 18/25 4500 2000<br />
350 GT 1969-72 344 cm 3 18/25 3900 1900<br />
350 SS 1972-74 344 cm 3 18/25 4300 2000<br />
350 SX 1972-74 344 cm 3 18/25 4100 2000<br />
Stand: April 2016<br />
Baujahre<br />
Hubraum<br />
kW/PS<br />
Zustand:<br />
gepflegt<br />
Preise in Euro<br />
Zustand:<br />
schlecht<br />
AJS<br />
12 1923-40 248 cm 3 4/6 7700 2500<br />
6 1923-35 348 cm 3 11/15 9500 3400<br />
16 1935-39 348 cm 3 12/16 9800 3300<br />
16 M/MS 1945-55 348 cm 3 12/16 5200 1800<br />
18 1936-39 497 cm 3 15/20 10 000 3500<br />
18/18 S 1949-58 497 cm 3 17/23 7200 2700<br />
20 1948-61 498 cm 3 21/29 6500 2600<br />
8 1926-34 499 cm 3 15/20 10 500 3500<br />
18 1935 499 cm 3 15/20 10 400 3500<br />
30 1956-58 593 cm 3 24/33 6600 2800<br />
31 1959-65 658 cm 3 27/36 6900 2800<br />
2 1933-40 982 cm 3 18/26 17 000 7000<br />
2 1925-31 998 cm 3 17/24 18 500 7500<br />
ARDIE<br />
BD 175 1952-54 172 cm 3 6/9 3100 1500<br />
BD 176 1954-58 172 cm 3 7/10 3000 1500<br />
B 252 1953-55 250 cm 3 10/13 4000 1900<br />
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Baujahre<br />
Hubraum<br />
kW/PS<br />
Zustand:<br />
gepflegt<br />
Preise in Euro<br />
Zustand:<br />
schlecht<br />
TM 500 1925-28 488 cm 3 13/18 18 000 8500<br />
DBK 503 1933 492 cm 3 16/22 12 000 6000<br />
RBU 503 1933-34 497 cm 3 10/14 11 100 5700<br />
750 1927-30 740 cm 3 13/18 22 500 11 000<br />
ARIEL<br />
NH Red Hunter 1933-39 348 cm 3 15/20 7500 2700<br />
NH Red Hunter 1945-58 348 cm 3 14/19 6400 2400<br />
VH Red Hunter 1933-39 497 cm 3 20/27 9500 3800<br />
VH Red Hunter 1945-58 497 cm 3 18/26 8000 2700<br />
KH 1948-57 499 cm 3 18/25 7100 2600<br />
Square Four 600 1932-36 601 cm 3 18/26 20 000 8500<br />
Square Four 4G 1937-40 997 cm 3 30/40 15 500 6000<br />
Sqaure Four 4G 1946-53 997 cm 3 30/40 14 000 6000<br />
Square Four MK II 1953-59 997 cm 3 33/45 12 900 5500<br />
AWO/SIMSON<br />
425/425 T 1950-57 247 cm 3 9/12 4200 1500<br />
425 S 1956-62 247 cm 3 10/14 4500 1600<br />
BENELLI<br />
250 1934-40 248 cm 3 6/9 6500 2500<br />
250 Sport 1938-39 248 cm 3 9/12 7000 2700<br />
BMW<br />
R 20 1937-38 192 cm 3 6/8 6000 2500<br />
R 2 1931-36 198 cm 3 6/8 9000 3200<br />
R 39 1925-26 247 cm 3 4/6 28 000 10 000<br />
R 23 1938-40 247 cm 3 7/10 6500 2600<br />
R 24 1948-50 247 cm 3 9/12 5700 2400<br />
R 25 1950-51 247 cm 3 9/12 6500 2400<br />
R 25/2 1951-53 247 cm 3 9/12 6300 2300<br />
R 25/3 1953-56 247 cm 3 10/13 6000 2200<br />
R 26 1956-60 247 cm 3 11/15 6100 2300<br />
R 27 1960-66 247 cm 3 13/18 6500 2300<br />
R 3 1936 3<strong>05</strong> cm 3 8/11 9400 3400<br />
R 35 1937-40 342 cm 3 10/14 6500 2600<br />
R 4 1932-37 398 cm 3 10/14 10 000 3600<br />
R 5 1936-37 494 cm 3 17/24 27 500 11 000<br />
R 51 1938-40 494 cm 3 17/24 13 000 5400<br />
R 51/2 1950-51 494 cm 3 17/24 11 500 5100<br />
R 51/3 1951-54 494 cm 3 17/24 11 900 5300<br />
R 50 1955-60 494 cm 3 18/26 9200 4300<br />
R 50/2 1960-69 494 cm 3 18/26 8500 4000<br />
R 50 S 1960-62 494 cm 3 26/35 12 800 5800<br />
R 67 1951 594 cm 3 18/26 10 400 4500<br />
R 68 1952-54 594 cm 3 26/35 31 000 16 000<br />
R 67/2 1952-54 594 cm 3 20/28 16 300 6200<br />
R 67/3 1955-56 594 cm 3 20/28 16 500 6300<br />
R 69 1955-60 594 cm 3 26/35 14 400 6500<br />
R 60 1956-60 594 cm 3 20/28 8600 3900<br />
R 60/2 1960-69 594 cm 3 22/30 8000 3600<br />
R 69 S 1960-69 594 cm 3 31/42 16 000 6500<br />
R 6 1937 596 cm 3 13/18 27 500 11 000<br />
R 66 1938-41 597 cm 3 22/30 19 500 8200<br />
R 61 1938-41 597 cm 3 13/18 10 700 4400<br />
R 63 1928-29 735 cm 3 17/24 38 000 17 000<br />
R 16 1929-34 735 cm 3 24/33 29 000 13 000<br />
R 17 1935-37 735 cm 3 24/33 31 000 14 000<br />
R 62 1928-29 745 cm 3 13/18 33 000 16 000<br />
R 11 1929-34 745 cm 3 15/20 19 500 8000<br />
R 12 1935-41 745 cm 3 8/11 14 000 5000<br />
R 71 1938-41 745 cm 3 16/22 11 500 4600<br />
R 75 „Beiwagenkrad“ 1941-44 745 cm 3 18/26 29 000 10 600<br />
Baujahre<br />
Hubraum<br />
kW/PS<br />
Zustand:<br />
gepflegt<br />
Preise in Euro<br />
Zustand:<br />
schlecht<br />
BROUGH-SUPERIOR<br />
SS 680 ohv 1927-36 674 cm 3 18/25 150 000 60 000<br />
SS 80 1923-40 981 cm 3 25/34 220 000 80 000<br />
SS 100 1924-40 995 cm 3 30/40 250 000 90 000<br />
Model 11.50 1933-40 1096 cm 3 24/32 190 000 70 000<br />
BSA<br />
C 15/C 15 T 1961 247 cm 3 11/15 3800 1400<br />
C 15 SS 80 1961 247 cm 3 13/18 4200 1500<br />
B 25 Starfire 1968-71 247 cm 3 19/25 4500 2000<br />
B 26 Sports 1937-39 248 cm 3 10/13 5500 2500<br />
C 10/C 10 L 1938-57 249 cm 3 6/8 3800 1400<br />
C 11/C 11 G 1939-58 249 cm 3 8/11 4000 1500<br />
B 20 1937-38 249 cm 3 6/8 5500 2500<br />
B 21 1937-39 249 cm 3 7/10 5200 2400<br />
B 22 Empire Star 1937-39 249 cm 3 9/12 5400 2400<br />
B 31-1 1931-33 249 cm 3 5/7 5200 2400<br />
B 33-3 Blue Star 1933-34 249 cm 3 9/12 7500 3300<br />
B 40 1960-71 343 cm 3 16/21 4200 1900<br />
B 40 Sports Star 1962-71 343 cm 3 17/24 4600 2100<br />
ZB 32 Gold Star 1949-54 348 cm 3 19/25 12 500 6500<br />
DB 32 Gold Star Clubman 1954-57 348 cm 3 24/32 16 800 8800<br />
M 19 1937-38 349 cm 3 9/12 5100 2400<br />
B 44 Shooting Star 1968-71 441 cm 3 21/29 5100 2400<br />
S 27 1927 493 cm 3 12/17 10 000 5200<br />
A 7 1946-62 495 cm 3 20/28 5100 2400<br />
A 7 Star Twin/Shooting Star 1949-62 495 cm 3 23/31 5400 2500<br />
Q 8 Empire Star 1936 496 cm 3 13/18 11 000 5000<br />
M 23 Empire Star 1937-40 496 cm 3 10/13 8500 4000<br />
M 24 Gold Star 1938-39 496 cm 3 20/28 10 000 4000<br />
J 12 1936 498 cm 3 16/22 16 000 9000<br />
M 33 1947-57 499 cm 3 12/17 7000 3000<br />
B 33 1947-60 499 cm 3 17/23 6000 2500<br />
DB 34 Gold Star 1955-57 499 cm 3 28/38 13 600 6400<br />
DBD 34 Gold Star Clubman 1956-60 499 cm 3 31/42 17 000 8000<br />
A 50 Star 1962-65 499 cm 3 21/29 6000 2200<br />
A 50 Cyclone/Clubman 1964-65 499 cm 3 26/35 6000 2300<br />
A 50 Wasp/Royal Star 1965-70 499 cm 3 29/39 5500 2500<br />
M 33-11 1933 595 cm 3 18/26 8000 3500<br />
A 10 Golden Flash 1949-63 646 cm 3 25/34 7000 3000<br />
A 10 Road Rocket 1955-57 646 cm 3 30/40 8000 3600<br />
A 10 Super Rocket 1958-63 646 cm 3 31/42 8500 3800<br />
A 10 Rocket Gold Star 1962-63 646 cm 3 34/46 11 000 5000<br />
A 65 Star/Rocket/Clubman 1962-65 654 cm 3 28/38 7000 3000<br />
A 65 Spitfire 1966-68 654 cm 3 41/55 7500 3500<br />
A 65 Firebird 1969-71 654 cm 3 38/52 6500 2700<br />
Y 13 1936 748 cm 3 20/28 28 000 13 500<br />
G 14 1936 986 cm 3 18/25 12 500 7000<br />
DKW<br />
RT 100 1934-36 98 cm 3 2/2 2200 800<br />
RT 3 PS 1936-40 98 cm 3 2/3 2200 800<br />
RT 125/125-1 1940-44 123 cm 3 3/5 2600 1100<br />
RT 125 W 1949-52 123 cm 3 3/5 2700 1100<br />
RT 125-2/125 H 1952-54 123 cm 3 4/6 2600 1100<br />
RT 125 2H 1954-57 123 cm 3 4/6 2600 1100<br />
RT 175 S/175 VS 1955-58 174 cm 3 7/10 2700 900<br />
Block 175 1933 175 cm 3 3/5 3500 1500<br />
RT 175 1954-55 175 cm 3 6/9 2700 700<br />
RT 200/200 H 1951-53 191 cm 3 6/9 3400 1300<br />
Luxus Spezial 200 1929-31 192 cm 3 3/4 4400 2200<br />
Block 200 1931-33 192 cm 3 4/6 4500 1600<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong> 61
MARKT I<br />
Preisliste<br />
Baujahre<br />
Hubraum<br />
kW/PS<br />
Zustand:<br />
gepflegt<br />
Preise in Euro<br />
Zustand:<br />
schlecht<br />
SB 200 1933-38 192 cm 3 5/7 4900 2000<br />
RT 200-2/S/VS 1954-57 197 cm 3 8/11 3600 1300<br />
Luxus 200 1929-32 198 cm 3 3/4 4000 2000<br />
ES 200 „Volksrad“ 1930-31 198 cm 3 3/4 4000 1800<br />
ZIS/Z 200 1930-31 198 cm 3 3/4 4300 1600<br />
BM 200 1933 199 cm 3 4/6 3500 1500<br />
KM 200 Luxus 1934-36 199 cm 3 4/6 4000 2000<br />
KS 200 1936-40 199 cm 3 5/7 4000 2000<br />
E 206 1925-28 206 cm 3 3/4 4500 2000<br />
RT 250 1952-53 244 cm 3 7/10 3200 1400<br />
RT 250-1 1953-55 244 cm 3 8/11 3100 1400<br />
RT 250-2 1953-55 244 cm 3 10/13 3200 1400<br />
RT 250 S/250 VS 1955-57 244 cm 3 11/15 3200 1400<br />
E 250 1927-28 247 cm 3 4/6 4800 2200<br />
Sport 250 1936-38 247 cm 3 6/9 4800 2200<br />
SB 250 1938 247 cm 3 6/9 4800 2200<br />
NZ 250 1938-41 247 cm 3 6/9 4000 2000<br />
E 300 1927-29 293 cm 3 6/8 5700 2400<br />
Luxus 300 1929-30 293 cm 3 6/8 4300 2200<br />
Luxus-Sport 300 1930-31 293 cm 3 6/9 4700 2500<br />
Block 300 1931-33 293 cm 3 6/8 6500 2500<br />
Block 350 1931-32 345 cm 3 8/11 7300 2600<br />
Sport 250 1933-34 345 cm 3 8/11 4800 2200<br />
SB 350 1934-38 345 cm 3 8/11 6800 2300<br />
NZ 350 1938-43 346 cm 3 8/11 4200 1600<br />
NZ 350-1 1944-45 346 cm 3 8/11 4000 1600<br />
350 S 1955-56 348 cm 3 13/18 4600 1600<br />
NZ 500 1939-41 489 cm 3 13/18 9000 4300<br />
Z 500 1927-29 494 cm 3 9/12 8500 4200<br />
ZSW 500 1928-29 494 cm 3 10/14 9500 4500<br />
Sport 500/Super Sport 500 1930-32 494 cm 3 13/18 12 000 4700<br />
Luxus 500 1929-30 494 cm 3 10/14 8500 4200<br />
Block 500 1933 494 cm 3 11/15 8500 4200<br />
SB 500 1934-39 494 cm 3 11/15 8500 4100<br />
Super Sport 600 1931-32 586 cm 3 16/22 13 500 4900<br />
D-RAD<br />
R 0/4 1926-28 496 cm 3 7/10 9000 4300<br />
R 0/6 1927-29 496 cm 3 7/10 8500 4200<br />
R 1/4 1927 496 cm 3 9/12 9500 4500<br />
R 9 1928-29 496 cm 3 9/12 8900 4300<br />
R 10 1929-31 496 cm 3 15/20 9500 4500<br />
R 11 1931 496 cm 3 12/16 8000 3500<br />
DUCATI<br />
125 Cadet 1967-69 121 cm 3 5/7 2200 700<br />
125 TS/Sport 1958-65 125 cm 3 7/10 4200 1100<br />
160 Monza Junior 1964-67 152 cm 3 12/16 3400 1000<br />
175 Cruiser 1952-54 175 cm 3 5/7 4200 1100<br />
175 TS/Sport 1958-61 175 cm 3 8/11 5000 1500<br />
200 Elite 1959-65 204 cm 3 13/18 4800 1500<br />
200 SS 1959-60 204 cm 3 13/18 5100 1500<br />
250 Diana 1961-66 248 cm 3 17/24 4200 1100<br />
250 Monza 1965-66 248 cm 3 17/24 3500 1200<br />
250 Mach I 1964-66 248 cm 3 20/27 7500 3500<br />
250 Mk III 1967-74 248 cm 3 13/18 5300 1800<br />
250 Desmo 1971-74 249 cm 3 15/20 6000 2200<br />
350 Mk III 1968-74 340 cm 3 17/24 5900 2200<br />
450 Mk III 1968-74 436 cm 3 20/27 6500 2500<br />
450 Desmo 1971-74 436 cm 3 23/31 8000 3000<br />
EMW<br />
R 35/2 1945-52 342 cm 3 10/14 5500 2200<br />
R 35/3 1952-56 342 cm 3 10/14 6000 2300<br />
Stand: April 2016<br />
Baujahre<br />
Hubraum<br />
kW/PS<br />
Zustand:<br />
gepflegt<br />
Preise in Euro<br />
Zustand:<br />
schlecht<br />
FN<br />
M 70 Sahara 1926-36 350 cm 3 6/9 8000 3000<br />
4 PS 19<strong>05</strong>-09 362 cm 3 3/4 35 000 16 000<br />
M 13 1947-58 450 cm 3 13/17 9500 4000<br />
6 PS 1910-13 492 cm 3 4/6 36 000 23 000<br />
M 86 1934-40 500 cm 3 11/15 15 000 6500<br />
M 50 1924-26 748 cm 3 9/12 30 000 14 500<br />
GILERA<br />
175/Sirio 1931-36 174 cm 3 5/6 4000 1600<br />
250 L/LE 1937-41 247 cm 3 6/9 4500 2000<br />
350 Sport/Gran Sport/SS 1925-36 346 cm 3 7/10 8500 4200<br />
500 VT/VTGS 1935-41 498 cm 3 18/24 8700 3700<br />
500 VTE/VTGSE 1939-41 498 cm 3 18/24 12 500 7500<br />
Marte 1941-46 498 cm 3 10/14 8000 3000<br />
HARLEY-DAVIDSON<br />
WLD 1945-51 739 cm 3 17/23 13 500 6300<br />
WLA 1941-45 743 cm 3 17/23 14 600 6400<br />
K 1952-55 743 cm 3 22/30 10 000 3400<br />
DL 1929-31 746 cm 3 13/18 24 000 9700<br />
RL 1932-37 746 cm 3 13/18 15 000 5700<br />
KH 1955-57 883 cm 3 28/38 10 000 3500<br />
XL 1957-59 883 cm 3 31/42 10 000 3500<br />
XLC 1958 883 cm 3 31/42 10 000 3500<br />
XLCH 1958-60 883 cm 3 40/55 10 200 3500<br />
XLH/XLCH 1960-66 883 cm 3 40/55 9500 3200<br />
XLH/XLCH 1967-71 883 cm 3 43/58 9000 3000<br />
J 1921-26 988 cm 3 12/16 24 000 10 000<br />
E 1936-45 988 cm 3 22/30 30 000 11 000<br />
E 1946-48 988 cm 3 24/33 28 000 9800<br />
E Hydra Glide 1949-50 988 cm 3 27/37 18 000 7100<br />
EL Hydra Glide 1951-52 988 cm 3 30/40 18 000 7200<br />
JD 1926-29 1207 cm 3 17/24 24 000 10 500<br />
JDH 1929-31 1207 cm 3 12/16 26 000 11 000<br />
F 1941-48 1207 cm 3 31/42 28 700 10 000<br />
F Hydra Glide 1949-50 1207 cm 3 33/45 20 300 7500<br />
FL Hydra Glide 1951-52 1207 cm 3 40/54 21 000 8000<br />
FL 1953-57 1207 cm 3 40/54 21 000 8000<br />
FLE 1953-57 1207 cm 3 48/65 20 900 7500<br />
FL Duo Glide 1958-64 1207 cm 3 42/57 17 000 7500<br />
FL Electra Glide 1965 1207 cm 3 42/57 17 000 7500<br />
FL Electra Glide 1966-71 1207 cm 3 42/57 16 000 6800<br />
VL 1932-34 1208 cm 3 22/30 16 000 6500<br />
VLD 1934-36 1208 cm 3 26/35 16 000 6500<br />
U 1937-48 1208 cm 3 24/32 19 000 7600<br />
VLH 1936-38 1340 cm 3 25/34 26 000 12 000<br />
HERCULES<br />
313 1951-57 123 cm 3 5/6 3500 1500<br />
319 1953-56 173 cm 3 6/9 3600 1500<br />
320 1953-56 173 cm 3 6/9 3600 1500<br />
317 1953-56 197 cm 3 8/11 3700 1500<br />
322 1953-58 246 cm 3 11/15 4700 1800<br />
HONDA<br />
CB 92 1960-65 124 cm 3 11/15 8500 4200<br />
CB 72 1960-66 247 cm 3 18/24 8800 4300<br />
CB 77 1962-65 3<strong>05</strong> cm 3 21/29 8600 4200<br />
HOREX<br />
Regina 250 1953-56 248 cm 3 12/17 6200 2400<br />
Resident 250 1956 248 cm 3 13/18 6000 2200<br />
SB 35 1938-39 342 cm 3 13/18 7100 3400<br />
SB 35 1948-50 342 cm 3 13/18 7100 3400<br />
Regina 350 1950-53 342 cm 3 13/18 7200 3600<br />
62 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong> www.motorrad-classic.de
Baujahre<br />
Hubraum<br />
kW/PS<br />
Zustand:<br />
gepflegt<br />
Preise in Euro<br />
Zustand:<br />
schlecht<br />
Regina 350 1953-56 342 cm 3 14/19 7200 3600<br />
Regina Sport 350 1952 342 cm 3 15/20 8000 4500<br />
Resident 350 1955-56 349 cm 3 16/22 6400 2400<br />
Imperator 400 1954-58 392 cm 3 18/26 11 000 4700<br />
Regina 400 1953-56 399 cm 3 16/22 8400 4200<br />
Imperator 450 S 1958-59 452 cm 3 22/30 11 500 5000<br />
T 5 1924-36 492 cm 3 12/16 15 200 6000<br />
S 64/SS 64 1935-37 587 cm 3 16/22 15 000 6600<br />
T 6 1924-36 591 cm 3 14/19 15 500 5600<br />
INDIAN<br />
Prince 1925-28 348 cm 3 5/6 12 000 5500<br />
741 Army Scout 1940-44 500 cm 3 10/13 20 000 8000<br />
37 CID Scout 1920-28 596 cm 3 8/11 23 500 10 800<br />
101 Scout 1928-31 745 cm 3 13/18 21 000 9600<br />
Sport Standart 1931-37 745 cm 3 18/25 20 900 8000<br />
Sport Scout 1934-44 745 cm 3 22/30 25 000 10 500<br />
841 Military 1941-44 745 cm 3 22/30 20 700 7700<br />
61 CID Powerplus 1916-24 998 cm 3 13/18 25 000 12 500<br />
Chief 1922-28 1000 cm 3 13/18 26 000 12 900<br />
74 CID Chief 1923-48 1207 cm 3 22/30 31 700 13 500<br />
Four 1928-35 1265 cm 3 22/30 49 000 20 000<br />
Four 1936-37 1265 cm 3 26/35 43 000 18 500<br />
Four 1938-42 1265 cm 3 30/40 45 000 21 000<br />
80 CID Chief Black Hawk 1950-53 1313 cm 3 30/40 32 900 14 000<br />
JAWA<br />
175 1932-37 172 cm 3 5/6 2400 900<br />
250 1936-40 246 cm 3 6/9 2900 1100<br />
250 1946-53 249 cm 3 6/9 2600 1000<br />
353 1954-61 249 cm 3 9/12 2500 900<br />
559 1962-70 249 cm 3 10/14 2000 600<br />
350 1948-53 344 cm 3 10/13 3400 1300<br />
354 1954-61 344 cm 3 12/16 3500 1200<br />
350 California 1966-69 344 cm 3 13/18 3300 1100<br />
500 1952-58 488 cm 3 18/26 8000 3000<br />
KAWASAKI<br />
A 1 Samurai 1966-71 247 cm 3 23/31 3000 1000<br />
A 7 Avenger 1967-71 338 cm 3 31/42 3300 1100<br />
650 W1/W2 1966-74 624 cm 3 37/50 11 500 5000<br />
LAVERDA<br />
650 1968 654 cm 3 33/45 7500 4500<br />
750 1968-69 743 cm 3 36/49 7200 3900<br />
750 S 1969-70 743 cm 3 44/60 10 400 5500<br />
MAICO<br />
MD 125 1967-76 125 cm 3 10/14 1800 600<br />
M 175/S 1951-59 174 cm 3 6/9 2700 1000<br />
M 175 Super Sport 1956-60 174 cm 3 11/15 3200 1200<br />
MD 250/WK 1974-83 245 cm 3 20/27 2200 800<br />
Blizzard 1955-68 247 cm 3 11/15 4000 2200<br />
M 250 B 1958-66 247 cm 3 11/15 3400 1300<br />
Taifun 1954-58 394 cm 3 16/22 6000 2800<br />
MATCHLESS<br />
G 3 1940-66 348 cm 3 12/16 5000 2500<br />
Silver Arrow 1930-34 394 cm 3 13/18 9800 3700<br />
Clubman 1936-40 497 cm 3 17/23 13 700 4700<br />
G 80 1945-66 498 cm 3 17/23 8000 3100<br />
G 9 1949-61 498 cm 3 21/29 7000 3600<br />
Silver Hawk 1931-34 593 cm 3 20/28 14 400 5000<br />
G 12 1958-66 646 cm 3 26/36 8500 3900<br />
G 15 1964-69 745 cm 3 36/49 9000 4100<br />
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Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG, 70162 Stuttgart. Registergericht Stuttgart HRA 9302. Geschäftsführer: Dr. Volker Breid, Norbert Lehmann.<br />
Vertrieb: Belieferung, Betreuung und Inkasso erfolgen durch DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Nils Oberschelp (Vorsitz), Christina Dohman,<br />
Dr. Michael Rathje, Am Sandtorkai 74, 20457 Hamburg, als leistender Unternehmer. AG Hamburg, HRB 95752.<br />
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MARKT I<br />
Preisliste<br />
MORINI<br />
Corsaro 125 1959-68 122 cm 3 6/8 2700 1100<br />
125 Super Sport 1948-51 123 cm 3 5/7 2400 1000<br />
175 Turismo 1953-57 172 cm 3 6/8 3500 1300<br />
175 Grand Turismo 1954-57 172 cm 3 8/11 4800 1700<br />
175 Super Sport 1955-57 172 cm 3 10/13 5400 1900<br />
175 Settebello 1954-57 172 cm 3 12/17 6200 2200<br />
Tresette Sprint 1958-63 172 cm 3 10/13 5500 2100<br />
MOTOBI<br />
Sprite 1963-66 198 cm 3 10/14 3600 1300<br />
250 SS 1967-73 245 cm 3 12/17 4800 1600<br />
Gran Sport 250 1955-60 247 cm 3 9/12 4800 1800<br />
MOTO GUZZI<br />
P 175 1932-37 174 cm 3 5/7 7100 3000<br />
P 250 1934-40 238 cm 3 6/9 7400 3200<br />
Airone 1939-40 247 cm 3 6/9 5500 2600<br />
Airone Sport 1948-57 247 cm 3 10/14 5300 2600<br />
Normale 1921-24 498 cm 3 6/8 15 000 6500<br />
Sport 1923-28 498 cm 3 10/13 12 000 5200<br />
Sport 14/15 1929-39 498 cm 3 10/13 10 800 4700<br />
GTW 1935-49 498 cm 3 16/22 15 000 7000<br />
GTC 1937-39 498 cm 3 19/26 18 000 8400<br />
Astore 1949-53 498 cm 3 14/19 9600 4600<br />
Falcone 1950-67 498 cm 3 14/19 6500 3100<br />
Falcone Sport 1953-67 498 cm 3 17/23 7800 3800<br />
V 7 700 1966-76 704 cm 3 30/40 7600 3700<br />
V 7 Spezial 1968-73 757 cm 3 37/50 5900 2900<br />
MÜNCH<br />
TTS 1200 1968-79 1177 cm 3 65/88 70 000 42 000<br />
TTS-E 1200 1973-79 1177 cm 3 74/100 75 000 45 000<br />
MZ (BIS 1956: IFA)<br />
RT 125 1950-54 123 cm 3 3/5 2800 1200<br />
RT 125/125-1/125-2/125-3 1954-62 123 cm 3 4/6 2900 1000<br />
ES 125 1962-69 123 cm 3 6/8 1900 800<br />
ES 150 1962-68 143 cm 3 7/10 2100 900<br />
ES 175/175-1 1956-67 172 cm 3 7/10 2300 900<br />
ES 175-2 1967-72 172 cm 3 10/14 2300 900<br />
ES 250 (Doppelport) 1956-57 247 cm 3 10/14 2900 1300<br />
ES 250-1 1962-67 247 cm 3 12/16 2400 900<br />
ES 300 1963-65 293 cm 3 13/18 3000 1200<br />
BK 350 1952-58 343 cm 3 11/15 3200 1100<br />
NORTON<br />
Model 40 International 1932-39 348 cm 3 17/24 13 500 7000<br />
Model 40 International 1946-58 348 cm 3 17/24 18 500 10 500<br />
Model 50 1933-39 348 cm 3 15/20 5100 2000<br />
Model 50 1955-63 348 cm 3 15/20 6200 3000<br />
Model 55 1933-39 348 cm 3 16/22 5500 2200<br />
CJ 1929-39 348 cm 3 16/22 14 000 5500<br />
Model 40 M „Manx“ 1946-63 349 cm 3 26/35 25 000 15 000<br />
CS 1 1927-39 490 cm 3 20/28 23 300 8900<br />
Model 30 International 1933-39 490 cm 3 22/30 17 500 9700<br />
Model 30 International 1946-58 490 cm 3 22/30 17 000 9500<br />
ES 2 1932-47 490 cm 3 16/21 7500 3500<br />
ES 2 1947-63 490 cm 3 16/21 6000 3000<br />
ES 2 1965-66 490 cm 3 16/21 5600 2800<br />
Dominator Model 7 1949-56 497 cm 3 21/29 7000 2900<br />
Dominator 88 1952-66 497 cm 3 21/29 7200 3200<br />
Stand: April 2016<br />
Baujahre<br />
Hubraum<br />
kW/PS<br />
Zustand:<br />
gepflegt<br />
Preise in Euro<br />
Zustand:<br />
schlecht<br />
Baujahre<br />
Hubraum<br />
kW/PS<br />
Zustand:<br />
gepflegt<br />
Preise in Euro<br />
Zustand:<br />
schlecht<br />
Model 30 M „Manx“ 1946-63 498 cm 3 35/48 30 000 18 000<br />
650 1961-63 646 cm 3 33/45 6900 3200<br />
650 DeLuxe 1962 646 cm 3 33/45 8700 4000<br />
650 Super Sport 1961-69 646 cm 3 36/49 8500 4000<br />
Atlas 1962-68 745 cm 3 38/52 12 000 5700<br />
Ranger 1968 745 cm 3 42/58 13 000 6000<br />
NSU<br />
Pony 100 1937-40 97 cm 3 2/3 3200 1200<br />
Quick 1936-40 97 cm 3 2/3 2500 1000<br />
Quick 1945-53 97 cm 3 2/3 2400 1000<br />
Fox (Viertakt) 1949-54 98 cm 3 4/6 3200 1400<br />
125 ZDB 1947-51 123 cm 3 4/5 2900 1300<br />
Fox (Zweitakt) 1951-54 123 cm 3 4/5 2800 1200<br />
Superfox 1955-57 123 cm 3 7/9 2900 1200<br />
Maxi 1957-64 174 cm 3 9/12 3500 1500<br />
201 ZD Pony 1935-37 198 cm 3 4/6 3000 1200<br />
201 ZDB 1938-40 198 cm 3 5/7 3200 1200<br />
Lux 1951-54 198 cm 3 6/8 2900 1500<br />
Superlux 1954-56 198 cm 3 8/11 3500 1600<br />
251 OSL 1947-52 242 cm 3 7/10 4200 1800<br />
Max 1951-56 247 cm 3 11/15 4500 1800<br />
Supermax 1956-63 247 cm 3 13/18 5000 2100<br />
351 OSL 1934-40 346 cm 3 13/18 9000 4000<br />
Konsul 1951-53 346 cm 3 13/18 6800 2800<br />
351 S/OS 1932-35 348 cm 3 12/17 10 000 4500<br />
501 T 1927-29 494 cm 3 8/11 10 500 4000<br />
501 TS 1930-36 494 cm 3 8/11 8400 3200<br />
500 SS 1931-34 494 cm 3 16/22 30 000 12 700<br />
501 OSL 1935-39 494 cm 3 16/22 11 000 4200<br />
Konsul II 1951-54 494 cm 3 16/22 8800 3200<br />
601 OSL 1936-41 562 cm 3 18/24 11 500 4400<br />
601 TS 1930-39 592 cm 3 10/14 8700 3400<br />
8 PS 1914-21 996 cm 3 8/11 19 000 6800<br />
PUCH<br />
LM 1923-27 122 cm 3 1/2 4500 2000<br />
125 T 1946-50 125 cm 3 3/5 2800 1000<br />
175 SV 1953-67 172 cm 3 7/10 2800 800<br />
175 „Harlette“ 1925-27 173 cm 3 2/3 4500 2100<br />
200 1937-40 198 cm 3 4/6 3500 1300<br />
250 1929-33 248 cm 3 4/6 5000 2500<br />
250 E/L 1933-37 248 cm 3 5/7 4700 2200<br />
250 S 4 1934-42 248 cm 3 7/10 5500 2500<br />
250 TF 1949-54 248 cm 3 9/12 4000 1600<br />
250 SGS 1953-67 248 cm 3 12/16 4600 1500<br />
250 SGS 1967-70 248 cm 3 12/16 4600 1500<br />
250 SG 1954-69 248 cm 3 10/14 4600 1500<br />
500 Z/N/V 1931-35 496 cm 3 10/14 11 000 4200<br />
ROYAL ENFIELD<br />
RE 125/„Flying Flea“ 1945-53 126 cm 3 2/3 2600 900<br />
250 Clipper/Clipper II 1953-65 248 cm 3 10/14 3600 1400<br />
Crusader 1956-62 248 cm 3 10/13 3500 1400<br />
Continental 1962-65 248 cm 3 15/20 3800 1500<br />
Continental GT 1964-67 248 cm 3 15/21 4500 2100<br />
Mod. G 1945-54 346 cm 3 11/15 5000 2000<br />
350 Bullet 1949-65 346 cm 3 13/18 5900 2400<br />
350 Clipper 1955-62 346 cm 3 11/15 4500 1800<br />
500 Twin 1949-58 495 cm 3 18/25 6500 2600<br />
64 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong> www.motorrad-classic.de
Baujahre<br />
Hubraum<br />
kW/PS<br />
Zustand:<br />
gepflegt<br />
Preise in Euro<br />
Zustand:<br />
schlecht<br />
Meteor Minor 1958-63 496 cm 3 22/30 6500 2500<br />
Mod. J 1936-40 499 cm 3 16/22 8500 3800<br />
Mod. J 1945-55 499 cm 3 15/21 7000 3100<br />
500 Bullet 1952-62 499 cm 3 18/25 6000 2400<br />
700 Meteor 1952-55 693 cm 3 26/36 7000 2500<br />
Super Meteor 1955-62 693 cm 3 30/40 7300 2600<br />
Constellation 1958-63 693 cm 3 37/51 7500 2800<br />
Interceptor 1962-70 736 cm 3 38/52 8000 3000<br />
Mod. K 1937-39 1140 cm 3 19/26 15 500 6500<br />
RUDGE<br />
350 Standard 1929-34 348 cm 3 12/16 8400 3000<br />
500 Special 1937-39 499 cm 3 17/23 11 000 5000<br />
500 Ulster 1939-39 499 cm 3 20/28 16 000 6600<br />
SUZUKI<br />
T 20 1965-68 250 cm 3 19/26 3900 1400<br />
T 250 1968-72 250 cm 3 24/33 3700 1200<br />
T 500 1967-75 492 cm 3 35/47 4700 1800<br />
TRIUMPH (D)<br />
BDG 125/H/L 1949-57 123 cm 3 4/6 3000 900<br />
Cornet 1953-57 197 cm 3 7/10 3500 1200<br />
BD 250 1939-42 248 cm 3 9/12 4100 2000<br />
BDG 250/H 1949-56 248 cm 3 8/11 4100 1700<br />
Boss 1953-56 344 cm 3 12/16 4700 2000<br />
SSK 350 1930-33 346 cm 3 11/15 12 000 6500<br />
Kongress 1934-37 346 cm 3 6/9 7500 4000<br />
S 350 1936-38 346 cm 3 9/12 3300 1100<br />
T 3 1928 494 cm 3 11/15 9000 4500<br />
T 500 1930-32 496 cm 3 10/13 8300 4200<br />
STM 500 1932-36 496 cm 3 15/20 11 000 5500<br />
TRIUMPH (GB)<br />
3 H 1937-39 343 cm 3 15/20 5000 2800<br />
3 T 1945-51 349 cm 3 15/20 4500 1600<br />
3 TA 1957-66 349 cm 3 15/20 4000 1500<br />
Tiger 100 1960-75 490 cm 3 23/32 6000 3000<br />
5 TA Speed Twin 1959-66 490 cm 3 20/27 6000 2000<br />
5 T Speed Twin 1937-39 499 cm 3 20/27 10 000 4500<br />
5 T Speed Twin 1945-58 499 cm 3 18/25 6000 2400<br />
Tiger 100 1938-39 499 cm 3 24/33 9500 4000<br />
Tiger 100 1945-59 499 cm 3 22/30 6000 3000<br />
Mod. 6/1 1934-36 647 cm 3 18/25 11 000 4000<br />
T 110 1954-62 649 cm 3 31/42 7500 3500<br />
6 T Thunderbird 1950-66 649 cm 3 25/34 7500 3500<br />
T 120 Bonneville 1958-70 649 cm 3 34/46 7500 3000<br />
T 120 R Bonneville 1971-73 649 cm 3 37/50 7400 3000<br />
VELOCETTE<br />
LE 1948-50 149 cm 3 4/6 3200 1200<br />
LE 1951-70 192 cm 3 6/8 3500 1300<br />
KSS 1925-48 348 cm 3 14/19 11 000 4000<br />
MAC 1946-60 349 cm 3 10/14 6500 2800<br />
Venom 1956-70 499 cm 3 26/36 10 000 6000<br />
Venom Thruxton 1964-70 499 cm 3 30/41 20 000 10 000<br />
VICTORIA<br />
KR 20 EN/LN 1937-40 197 cm 3 5/7 2800 1100<br />
KR 20 1928-32 198 cm 3 4/5 4500 1500<br />
KR 21 Swing 1954-57 198 cm 3 8/11 4500 2000<br />
KR 25 Aero 1949-52 247 cm 3 6/9 3900 1500<br />
KR 25 HM 1951-54 247 cm 3 8/11 3700 1500<br />
KR 26 1953-57 247 cm 3 10/14 3000 1000<br />
KR 35 SN 1938-39 342 cm 3 13/18 5000 2000<br />
KR 35 SS 1938-39 342 cm 3 15/20 8000 3500<br />
KR 35 WH 1938-44 342 cm 3 13/18 4500 2000<br />
KR 35 1928-33 344 cm 3 9/12 7700 3500<br />
V 35 Bergmeister 1953-55 347 cm 3 15/21 6500 3000<br />
KR I 1920-24 494 cm 3 4/6 16 500 8500<br />
KR 9 Fahrmeister 1936-38 496 cm 3 11/15 11 500 5000<br />
KR 50 1930-33 498 cm 3 10/14 9000 3500<br />
KR 50 S 1930-33 498 cm 3 13/18 9500 3600<br />
KR II 1922-24 499 cm 3 6/9 15 500 8300<br />
KR III 1924-26 499 cm 3 9/12 15 000 8000<br />
KR VI 1927-38 596 cm 3 13/18 12 000 6800<br />
VINCENT/H.R.D.<br />
Meteor 1946-50 499 cm 3 18/26 11 000 5000<br />
Comet 1948-54 499 cm 3 21/28 24 000 7500<br />
Rapide B/C/D 1946-55 998 cm 3 33/45 60 000 32 000<br />
Black Shadow B/C 1948-54 998 cm 3 40/55 90 000 50 000<br />
Black Shadow D 1955 998 cm 3 40/55 100 000 55 000<br />
Black Knight 1955 998 cm 3 33/45 75 000 40 000<br />
Black Prince 1955 998 cm 3 40/55 80 000 45 000<br />
ZÜNDAPP<br />
B 170 „Zugvogel“ 1932 169 cm 3 3/4 3800 1500<br />
200 S 1955-57 197 cm 3 9/12 2700 900<br />
201 S 1956-58 197 cm 3 9/12 2800 900<br />
S 200 1930-31 198 cm 3 4/6 3300 1100<br />
OK 200 1933 198 cm 3 6/8 4000 1300<br />
DB 200 1935-40 198 cm 3 5/7 3200 1300<br />
DBK 200 1936-38 198 cm 3 5/7 3800 1500<br />
K 200/KK 200 1933-36 198 cm 3 5/7 4600 1800<br />
DB 201 1950-51 198 cm 3 5/7 3100 1300<br />
DB 202 1951-52 198 cm 3 5/7 3200 1300<br />
DB 203 Comfort 1952-53 198 cm 3 6/9 3200 1300<br />
DB 204 Norma 1952-53 198 cm 3 6/8 2800 1000<br />
DB 234 Luxus 1953-55 198 cm 3 6/9 2900 1000<br />
DB 2<strong>05</strong> Elastic 200 1953-55 198 cm 3 6/9 3000 1000<br />
250 S 1956-63 245 cm 3 10/14 3300 1100<br />
DB 255 Elastic 250 1953-55 246 cm 3 10/13 3400 1200<br />
DB 250 1937-39 247 cm 3 6/8 3700 1500<br />
DBK 250 1937-39 247 cm 3 6/8 4400 1700<br />
EM 250 1925-27 249 cm 3 3/4 6000 2600<br />
DS 350 1937-40 346 cm 3 12/17 6500 2800<br />
K 350 1935-36 349 cm 3 9/12 6300 2600<br />
K 500 1933-40 498 cm 3 10/13 8500 3400<br />
KS 500/KKS 500 1936-39 498 cm 3 18/24 11 500 3800<br />
KS 601 1950-57 592 cm 3 21/28 14 000 5500<br />
KS 601 Sport 1952-58 592 cm 3 25/34 12 000 5000<br />
KS 600 1938-41 597 cm 3 21/28 12 000 5300<br />
KS 600 1949-50 597 cm 3 21/28 11 600 4900<br />
KS 750 „Beiwagenkrad“ 1940-44 751 cm 3 18/26 28 000 10 000<br />
K 800 1933-38 791 cm 3 15/20 19 500 9000<br />
VORSCHAU<br />
Baujahre<br />
Hubraum<br />
kW/PS<br />
In der nächsten Ausgabe<br />
finden sie den Preisspiegel<br />
für die Youngtimer von<br />
1970 bis 1990<br />
Zustand:<br />
gepflegt<br />
Preise in Euro<br />
Zustand:<br />
schlecht<br />
www.motorrad-classic.de<br />
<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong> 65
LESERBRIEFE<br />
Reifentest: noch mehr Infos gewünscht<br />
Leser Janotta gefällt seine BMW besser...<br />
Foto: Erich Bock<br />
Foto: Reiner Kaesbach<br />
Foto: Hans-Werner Franke<br />
...als der Adler-Umbau in Heft 4<br />
Schön – die XJ 550 von Reiner Kaesbach<br />
Leser Franke mit seiner R 65 LS<br />
Foto: Markus Jahn<br />
Foto: Th. Janotta<br />
Reifentest<br />
Der Youngtimer-Reifentest erntet nach<br />
wie vor viel Lob, wirft aber auch noch<br />
immer einige Fragen auf.<br />
<strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong> 3/<strong>2017</strong><br />
Hallo Testteam, vielen Dank für den Reifentest<br />
in der vorletzten Ausgabe, der ja<br />
den Conti RoadAttack 2 CR als eindeutigen<br />
Sieger hervorgebracht hat. Leider<br />
wird dieser Reifen aktuell nur als 18-Zöller<br />
angeboten. Ich hätte mich über eine<br />
Aussage des Herstellers gefreut, ob zukünftig<br />
geplant ist, noch andere Größen<br />
anzubieten, insbesondere 19-Zöller. Vielleicht<br />
kann das ja noch von Euch nachgeholt<br />
werden! Die Fraktion der /5-, /6- und<br />
/7-Fahrer (und vermutlich noch ein paar<br />
andere...) wird sich über passende Reifengrößen<br />
bestimmt freuen. Viele Grüße<br />
Erich Stampflmeier, Rosenheim<br />
Liebes <strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong>-Team, erst mal<br />
vorneweg ein ganz generelles Kompliment:<br />
Wie immer ist auch die aktuelle<br />
Ausgabe ein Genuss. Zum Reifentest: Er<br />
war in der Tat überfällig, darauf hatte ich<br />
schon lange gewartet! Zwei Dinge vermisse<br />
ich allerdings. Erstens: die Nennung<br />
des ungefähren Marktpreises. Zweitens:<br />
das Verschleißverhalten. Denn das ist genau<br />
das Kriterium, weshalb ich auf meine<br />
gute alte R 90 S gerne einen anderen<br />
Schlappen aufziehen würde, obwohl das<br />
Fahrverhalten des BT45 ansonsten die pure<br />
Freude ist. Diese Gummis sind aber viel<br />
zu schnell abradiert und somit zumindest<br />
bei meinem Klassiker der entscheidende<br />
Kostenfaktor. Könnt Ihr da vielleicht noch<br />
etwas nachliefern oder hat es bestimmte<br />
Gründe, weshalb diese beiden Dinge<br />
nicht genannt wurden (so wie ich es aus<br />
Tests aktueller Reifen eigentlich kenne)?<br />
Alles Gute<br />
Georg Barth, per E-Mail<br />
Anmerkung der Redaktion: Hallo Georg,<br />
herzlichen Dank für das Lob, das freut uns<br />
sehr. Zum Reifentest: Um den Verschleiß aller<br />
Reifen tatsächlich hieb- und stichfest<br />
vergleichen zu können, bedarf es eines sehr<br />
großen Aufwands. Unser Schwesterblatt<br />
<strong>MOTORRAD</strong> führt alljährlich einen großen<br />
Reifentest durch, bei dem auch der Verschleiß<br />
bewertet wird. Hier nur ein Blick auf<br />
die Eckdaten der Verschleißfahrt. Pro Reifenmodell<br />
im Test wird ein eigenes Motorrad,<br />
in Summe werden also je nach Umfang<br />
des Testfelds sechs bis acht tupfengleiche<br />
Modelle benötigt. Mit diesem Pulk ist dann<br />
eine Testgruppe gemeinsam unterwegs, regelmäßige<br />
Fahrerwechsel sorgen zusätzlich<br />
dafür, dass alle Reifen nach einem konstanten<br />
Muster bewegt werden. Nach zirka<br />
3000 bis 4000 Kilometern (also in Summe<br />
aller Bikes etwa 24 000 bis 32 000 km) hat<br />
man dann relevante Messwerte eingefahren,<br />
sodass man die Verschleißergebnisse<br />
der einzelnen Reifen miteinander vergleichen<br />
kann. Dieses aufwendige Verfahren<br />
wird einmal pro Jahr, meist mit aktuellen<br />
Motor rädern, durchgeführt. Aber vielleicht<br />
ja auch irgendwann einmal mit Klassik- und<br />
Youngtimerreifen.<br />
Preise: Anders als in anderen Produktkategorien<br />
(zum Beispiel bei Helmen, Lederkombis,<br />
Stiefeln) gibt es für Reifen keine<br />
unverbind lichen Preisempfehlungen des<br />
Herstellers. Es gibt lediglich sogenannte<br />
Preislisten auf Kalkulationsbasis („KB-Listen“).<br />
Diese sind rein für den Handel konzipiert,<br />
je nach Händler werden zwischen 30<br />
und 50 % Rabatt auf den KB-Preis eingeräumt.<br />
Letztlich lässt sich also kein vergleichbarer<br />
Preis rein auf Basis der Herstellerinformationen<br />
für alle Reifen angeben.<br />
Sehr geehrtes <strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong>-Team,<br />
endlich hatte das jahrelange Warten und<br />
gelegentliche Anfragen ein Ende: in Heft<br />
3/<strong>2017</strong> der Youngtimer-Reifentest! Längst<br />
überfällig für die schnell wachsende<br />
Youngtimer-Szene. Ich habe den Test verschlungen<br />
und war sehr erstaunt über das<br />
Abschneiden von Metzeler, die mit dem<br />
neuesten Reifen in den Test gingen. Das<br />
schlechte Abschneiden hat mich schon<br />
sehr verwundert. Der Bridgestone BT45<br />
ist seit Jahren bekannt, da hätte eigentlich<br />
ein besserer Neureifen aus Deutschland<br />
kommen müssen. Eine Tabelle mit den lieferbaren<br />
Größen hätte den Test übrigens<br />
noch gekrönt.<br />
Franz Weigl, Fürstenfeldbruck<br />
Blechkünstler<br />
Artikel über Spezialisten, Tipps und<br />
Tricks zum Thema Klassiker sind gern<br />
gesehen und wecken Anregungen.<br />
<strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong> 4/<strong>2017</strong><br />
Sehr geehrtes <strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong>-Team,<br />
die Lektüre des Artikels „Blechkünstler“<br />
in der Ausgabe 4/<strong>2017</strong> zeigt wieder einmal,<br />
wie viele Spezialisten und auch<br />
„Künstler“ sich in der Veteranen- und<br />
Old timerszene auf ein bestimmtes Thema<br />
konzentrieren und dort professionelle Arbeit<br />
leisten. Wäre es nicht sinnvoll und<br />
hilfreich für alle, die oft händeringend<br />
nach einer Lösung bei einem bestimmten<br />
Problem suchen, alle diese wertvollen<br />
Adressen zu sammeln und mit einem<br />
Sachindex einmal zu veröffentlichen? Mit<br />
freundlichen Grüßen<br />
Bernd Strobel, Markdorf<br />
Anmerkung der Redaktion: Hallo Bernd,<br />
herzlichen Dank für die Anregung. Wir<br />
werden den Vorschlag aufgreifen und überlegen,<br />
ob und wie wir ihn im <strong>Classic</strong>-Heft<br />
umsetzen können.<br />
66 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong><br />
www.motorrad-classic.de
Adler-Umbau<br />
Leser-Umbau-Stories sind beliebt – das<br />
Ergebnis bleibt aber Geschmackssache.<br />
<strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong> 4/<strong>2017</strong><br />
Liebes Redaktions team, hier ein Kommentar<br />
zum Artikel „Adler wollen fliegen“.<br />
Zunächst ist mir wichtig, niemanden<br />
persönlich angreifen zu wollen, und ich<br />
habe Hochachtung vor jedem „Schrauber“,<br />
sei er Hobbyist oder Profi. Der Artikel<br />
ist gut geschrieben und bringt viele<br />
tolle Fotos, und die Rubrik „Leser bauen<br />
selbst“ muss unbedingt weitergeführt<br />
werden, zeigt sie doch die Vielfaltigkeit<br />
der Szene. Die dort vorgestellte Adler ist<br />
handwerklich super aufgebaut und demonstriert<br />
sehr eindrucksvoll, was der Erbauer<br />
und seine Freunde mit ihren Händen<br />
umsetzen können. Auch hat er viel<br />
Geld in die Hand genommen, um dieses<br />
Projekt zu verwirklichen. Aber warum um<br />
Gottes Willen hat er die Linie der Enfield<br />
GT (in die er sich ja verliebt hat) nicht beibehalten,<br />
zeigt sie doch, wie ein Café Racer<br />
aussieht. Bei den Bildern der fertigen<br />
Maschine wird mir ganz komisch, so viel<br />
Disharmonie habe ich selten gesehen, da<br />
passt gar nichts. Der Tank zu weit vorn<br />
und schräg nach unten, die Sitzbank<br />
hochgezogen – warum? Aber besonders<br />
schlimm: der Umbau der Schwingenlagerung.<br />
Eine Fehlkonstruktion, sorry! Wirklich<br />
schade ums Geld und vor allem um<br />
die Zeit.<br />
Jetzt werde ich natürlich Prügel bekommen:<br />
alles Geschmacks sache, nicht<br />
anders machbar, usw.. Aber es gibt eben<br />
Schrauber, die perfekt restaurieren können,<br />
andere sind eher die Umbauer. PS:<br />
Anbei ein Bild aus meiner Garage, handwerklich<br />
nicht annähernd so perfekt, aber<br />
die Linie stimmt (einigermaßen).<br />
Th. Janotta, Beilstein<br />
Mehr XJ ins Heft<br />
Leser Kaesbach plädiert für mehr Brotund-Butter-Klassiker<br />
im Heft.<br />
Hallo liebe Redaktion! Heute möchte ich<br />
mich einmal mit einer Bitte an Sie wenden,<br />
die mit ziemlicher Sicherheit auch<br />
andere interessieren wird. Ich bin seit der<br />
ersten Ausgabe Leser Ihrer Zeitschrift und<br />
finde die einzelnen Berichte meist sehr interessant.<br />
Leider vermisse ich mein eigenes<br />
Motorrad in Ihrer Berichterstattung,<br />
obwohl es eine ganze Gruppe von Brotund-Butter-Motorrädern<br />
der 70er-/80er-<br />
Jahre repräsentiert. Es handelt sich um eine<br />
Yamaha XJ 550. Es gibt noch einige andere<br />
Maschinen wie CB 650, Z 500 oder<br />
GS 550 als Beispiel für diese Gattung, mit<br />
denen man jeden Tag zur Arbeit fahren,<br />
aber auch die schnelle Feierabendrunde<br />
drehen oder in Urlaub fahren konnte.<br />
www.motorrad-classic.de<br />
Meiner Meinung nach haben auch diese<br />
Motorräder, allen voran die XJ 550, mal<br />
Beachtung verdient. Wenn man sich den<br />
Gebrauchtmarkt anschaut, stellt man fest,<br />
dass es von diesen Mopeds noch eine ganze<br />
Menge gibt. Aus diesem Grund würde<br />
ich mich sehr über einen Bericht freuen.<br />
Anbei finden Sie einige Fotos meiner<br />
momentanen XJ. Viele Grüße, und danke<br />
für viele schöne Stunden mit der Lektüre<br />
ihrer Zeitschrift!<br />
Reiner Kaesbach, per E-Mail<br />
Treuer BMW-Fan<br />
Leser Franke erinnert sich gern an<br />
seine ehemalige BMW R 65 LS.<br />
<strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong> 3/<strong>2017</strong><br />
Hallo <strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong>-Team, Anfang<br />
1982 sah ich bei der BMW-Niederlassung<br />
Frankfurt eine R 65 LS in Rot in der Ausstellung.<br />
Ich war begeistert, kurz darauf<br />
stand sie in meiner Garage. Wie Sie richtig<br />
berichteten, gab es Probleme mit den Felgen:<br />
Risse im weißen Lack. Auch die<br />
schwarze Auspuffanlage wurde von<br />
BMW mehrmals ersetzt. Die kleine Lampenverkleidung<br />
war ein guter Windschutz,<br />
an meiner BMW waren auch<br />
schwarze Zylinderschutzbügel montiert.<br />
Ein wunderschönes Maschinchen. Bis<br />
September 1994 hatte ich viel Spaß mit<br />
ihr, seither fahre ich eine K 75 S, mit der<br />
ich heute noch (mit 78 Jahren) unterwegs<br />
bin. Liebe Grüße<br />
Hans-Werner Franke, Dreieich<br />
KONTAKT<br />
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Artikel über die Ducati-Motoren<br />
sorgen für Verwunderung – wir<br />
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<strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong> 4/<strong>2017</strong><br />
Viele werden es bemerkt haben: In der<br />
Titelstory in Heft 4/<strong>2017</strong> über die Ducati-Motoren<br />
haben sich im Text falsche<br />
Seiten angaben eingeschlichen. Aufgrund<br />
einer Änderung der Heftstruktur<br />
in letzter Minute wanderte die „Im<br />
Studio“-Geschichte um vier Seiten nach<br />
hinten – die im Text gemachten Querverweise<br />
auf Seitenzahlen konnten leider<br />
nicht mehr korrigiert werden. Wir<br />
entschuldigen uns für dieses Malheur<br />
und bitten um Nachsicht.<br />
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AUF ACHSE I<br />
Zündapp KS 175<br />
68 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong>
Wasser<br />
marsch!<br />
Mithilfe einer flüssigkeits gekühlten 17-PS-<br />
Maschine wollte Zündapp 1976 den japanischen<br />
Flächenbrand löschen. Ver geblich:<br />
Die KS 175 war das letzte echte Serienmotorrad<br />
dieser großen deutschen Marke.<br />
Von Fred Siemer; Fotos: Sven Krieger<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong> 69
AUF ACHSE I<br />
Zündapp KS 175<br />
Bei aller Schwärmerei fürs Kraftrad<br />
im Allgemeinen und gut<br />
gemachte Zweitakter im Besonderen<br />
bewahrte Siegfried Rauch doch immer<br />
eine tiefe Besonnenheit. Jeden dieser<br />
Wesenszüge zeigt Ausgabe 18/1976 von<br />
<strong>MOTORRAD</strong>: Dort begrüßt der langjährige<br />
Chefredakteur die frischen Zündapp-<br />
Motorräder und frohlockt, dass sie sich<br />
dank neuer deutscher Versicherungsregeln<br />
end lich aus der Hubraumfalle befreien<br />
und wieder mehr alltagstaugliche<br />
Zweitakt-Tugenden entfalten können.<br />
Statt aus vorgegebenem Hubraum möglichst<br />
viel Leistung zu quetschen, um in<br />
der entsprechenden Versicherungsklasse<br />
konkurrenzfähig zu sein, durften nun 17,<br />
27 oder 50 PS aus egal wie viel Hubraum<br />
produziert werden. Die Zündapp-Leute<br />
hatte diese segens reiche Entwicklung veranlasst,<br />
ihre etwas nervöse 125er durch<br />
eine gleichstarke 175er mit angenehmerer<br />
Drehmomentkurve zu ersetzen, das fand<br />
unser Alter prima.<br />
Trotzdem erfasste sein nüchterner Blick<br />
das große Ganze, und deshalb leitete Rauch<br />
just dieses Heft 18 mit einem Editorial ein,<br />
welches angesichts der durch die Japaner<br />
vorgegebenen Marktstrukturen forderte,<br />
in Europa deutlich rationeller zu fertigen<br />
und sich auf wenige Modelle zu konzentrieren.<br />
Mehr noch: „Auf die Dauer den<br />
Japanern das Feld nicht ganz überlassen<br />
zu wollen, bedeutet die bittere, aber harte<br />
Konsequenz einer unerbittlichen Konzentration<br />
– einer echten europäischen Zweiradunion.“<br />
Was das alles immer noch mit der KS<br />
175 zu tun hat? Nun, im Nachgang neigt<br />
der Mensch zur Nostalgie, und obwohl<br />
bekanntlich niemand Anstrengungen wie<br />
die von Rauch geforderten unternommen<br />
hat, flüstert eben diese Nostalgie bis heute<br />
nicht nur Liebhabern der Marke ein, Zündapp<br />
habe damals eine große Chance verpasst.<br />
Das Management habe seine 17-PS-<br />
Neuheit und – vor allem – die parallel vorgestellte,<br />
aber nie in Serie gegangene<br />
350er stiefmütterlich behandelt, quasi trotz<br />
bestehenden Kundeninteresses den eigenen<br />
Niedergang vollendet. Fakt ist: Ungeachtet<br />
der Frage, ob Zündapp 1976 überhaupt<br />
noch genug Geld für einen komplett<br />
neuen Motor wie den 350er-Twin besessen<br />
hätte, gab es längst kein Halten mehr, weil<br />
jedes deutsche Motorrad ungefähr so teuer<br />
sein musste wie ein doppelt so starkes aus<br />
Fernost.<br />
Unsere wunderbare KS 175 war der<br />
Beweis. Die kam 1977 tatsächlich auf den<br />
Markt und kostete 3880 Mark. Was unter<br />
ihren wenigen Nachteilen der schlimmste<br />
blieb, technisch zählte sie stets zur Spitze<br />
des 17-PS-Feldes. Günstige Steuer- und<br />
Versicherungstarife sorgten dort für ein<br />
buntes Treiben von Zweitakt-Einzylindern<br />
(unter anderem Harley-Davidson SS 175,<br />
Hercules K 125 S, KTM Comet 125 RS, Maico<br />
MD 125, MZ TS 250), Viertakt-Singles<br />
(Benelli 250 Sport Spezial, Kawasaki<br />
Z 200), Zweitakt-Zweizylindern (Malanca<br />
125, Suzuki GT 185, Yamaha RD 200) sowie<br />
Viertakt-Twins (Honda CB 200 und 250J,<br />
Yamaha XS 250). Womit nur jene reinen<br />
Straßenmaschinen genannt wären, die das<br />
PS-Limit echt ausschöpften, Leis tungsverweigerer<br />
und Enduros kamen noch<br />
hinzu. All diese Maschinen schafften 110<br />
bis gut 120 km/h, konnten also jenseits der<br />
Autobahn bestens bestehen.<br />
Brembos gut dosierbare Standard-Zange<br />
genügt der leichten KS vollkommen<br />
Zündapp<br />
KS 175<br />
Modell 1979<br />
70 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong><br />
www.motorrad-classic.de
Sitzbankschale, Seitendeckel, Heckbürzel: Viel Blech, wo sonst Plastik<br />
herrscht. Der hintere Kotflügel ist verchromt, der vordere aus Nirosta<br />
Bei den Armaturen waren schon damals die Japaner besser,<br />
auch deren Instrumente und Anzeigen wirkten gefälliger<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong> 71
AUF ACHSE I<br />
Zündapp KS 175<br />
Außer Verkleidung, Blinkern und Sitzbank trägt die erste Serie<br />
der KS 175 auch andere Armaturen und Instrumente als die zweite<br />
Wer auf den Schriftzug achtet, kann ermessen, wie lang der Weg<br />
von der Ausgangsstellung (oben) bis zum Einrasten des Ganges ist<br />
72 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong><br />
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Anfangs dieselbe Gabel wie die 125er.<br />
Die Grimeca-Bremszange wirkt stumpf<br />
Die Zündapp allerdings konnte noch<br />
etwas mehr, nämlich Sport und Alltag versöhnen.<br />
So hatte auch das Entwicklungsziel<br />
gelautet, als um das Jahr 1974 herum<br />
der Auftrag erging, mithilfe einer Thermosiphon-Kühlung<br />
sowie einer moderaten<br />
Hubraumerhöhung den vorhandenen<br />
125er-Fünfgangmotor zu zivilisieren. Es<br />
blieb beim Hub von 54 Millimetern, der<br />
Kolbendurchmesser wuchs jedoch von 54<br />
auf 62 Millimeter, was dann exakt 163 cm³<br />
ergibt. Den Vergaser lieferte nicht länger<br />
Bing, sondern Mikuni, dessen Durchmesser<br />
wuchs um einen auf 28 Millimeter. Wie<br />
gewünscht strebt die Leistungskurve der<br />
großen KS zwischen 2500 und gut 5000/<br />
min deutlich steiler nach oben als bei der<br />
125er, ihre Gipfel von 17 PS erreichen beide<br />
jedoch auf vergleichbarem Drehzahlniveau.<br />
Die Drehmomentkurve der 175er<br />
verläuft ebenfalls harmonischer, und so<br />
gestaltet sich der Fahrbetrieb deutlich gelassener.<br />
Ein paar Zahlen: Unter acht<br />
Kandidatinnen erzielte die KS 175 im MO-<br />
TORRAD-Vergleichstest Anfang 1978 die<br />
besten Durchzugswerte (50 bis 100 km/h:<br />
17 s), bei Höchstgeschwindigkeit (liegend<br />
125,9 km/h) und Beschleunigung (0 bis<br />
100 km/h: 11,4 s) lag sie ebenfalls vorn,<br />
noch vor den Zweitakt-Twins von Suzuki<br />
und Yamaha. Im Vergleich mit den Zweitakt-Einzylindern<br />
wirkte sie wie das Beste<br />
aus zwei Welten, vereinte viel von der<br />
satten Durchzugskraft einer MZ 250 mit<br />
einigen Spritzern vom energischen Temperament<br />
einer Hercules 125.<br />
Anders als die Zündapp nervt das Nürnberger<br />
Achtelliter-Aggregat allerdings mit<br />
dem akustischen Gebahren eines Kleinkraftrads.<br />
Eines luftgekühlten, genauer gesagt,<br />
denn den schrill sirrenden Lärm bei<br />
hohen Drehzahlen erzeugen die Schwingungen<br />
der großen Kühlrippen. Da helfen<br />
auch keine Verbindungsstege oder Gummipuffer,<br />
da hilft nur ein Wassermantel. Den<br />
hatten die Münchener zur Kölner IFMA<br />
1972 bereits ihrem Kleinkraftrad KS 50<br />
watercooled verordnet, nun stülpten sie<br />
ihn auch auf den 175er-Motorblock. Hinter<br />
dem geheimnisvollen Begriff Thermosiphon<br />
übrigens verbirgt sich... nichts!<br />
Exakter: der Verzicht auf eine Wasserpumpe.<br />
Das erwärmte Wasser steigt ja auch<br />
von allein auf und wird über den fetten<br />
Schlauch am Zylinderdeckel in den großen<br />
Kühler geleitet. Von dort fließt es wieder<br />
herab zum Zylinderfuß. Der Nachteil:<br />
Um die Fließgeschwindigkeit halbwegs<br />
hoch zu halten, darf die Wassermenge<br />
nicht besonders groß sein, Belas tungsspitzen<br />
– geringes Tempo etwa bei hohen<br />
Drehzahlen – steckt eine Umwälz-Kühlung<br />
also viel besser weg. Der nach unten<br />
offene Zylinderkörper ist bei der Zündapp<br />
als Doppelmantel ausgeführt, das heißt,<br />
den eigentlichen Zylinder verbinden etliche<br />
Kühlrippen mit der von außen sichtbaren<br />
Hülle.<br />
Weil Zündapps Gelände-Werksrenner<br />
bis zum Schluss luftgekühlt antraten, darf<br />
vermutet werden, dass der Alu-Wassermantel<br />
in erster Linie die Geräuschemissi-<br />
Zündapp<br />
KS 175<br />
Modell 1977<br />
Die Thermosiphon-Kühlung kommt ohne Pumpe aus, das erhitzte Wasser steigt einfach<br />
hinauf in den Kühler und läuft unten wieder zum doppelwandig ausgeführten Zylinder<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong> 73
AUF ACHSE I<br />
Zündapp KS 175<br />
onen mindern sollte. Was durchaus gelang,<br />
auch wenn der spontan anspringende<br />
Motor nicht gerade flüstert. Meckert seine<br />
Leistungsbereitschaft im kecken Zweitakt<br />
raus, braucht den Choke keine halbe Minute.<br />
Schaltwege und Präzision des Ziehkeilgetriebes<br />
wurden schon oft genug geschmäht,<br />
an dieser Stelle sei einfach mit<br />
dem erstaunlichen Durchzugsvermögen<br />
des Zweitakt-Singles gekontert. Da muss<br />
man gar nicht oft schalten, zumindest<br />
rund um Rendsburg nicht, wo MOTOR-<br />
RAD <strong>Classic</strong> gleich drei KS 175 zum Rendezvous<br />
bat: Die rote zählt zur zweiten<br />
Serie und gehört Klaus Möller, die grüne<br />
zur ersten. Ihr Besitzer, Dirk Struve, hat<br />
aus Teilen seines beachtlichen Lagers<br />
schnell noch eine silberne gestrickt, somit<br />
sind alle je gelieferten Farben vorhanden.<br />
Die rote KS beschleunigt mittlerweile<br />
im Vierten fröhlich aus dem Ort heraus.<br />
Ungefähr auf Höhe der Nenndrehzahl findet<br />
dann der Fünfte zwar guten Anschluss,<br />
erweist sich aber als kleine Spaßbremse.<br />
Etwas zu lang, aufrecht sitzend wird’s<br />
schon vor 110 km/h recht zäh. Wer sich<br />
ein wenig duckt, kommt gaaanz allmählich<br />
in die Nähe von 120 km/h. Andererseits<br />
kann man sogar im großen Gang schon bei<br />
50 das Gas aufmachen, ohne dass der Motor<br />
komplett verhungert. Lässt sich bei gut<br />
3000 Touren nicht unterkriegen, schöpft<br />
bei 4000 Hoffnung, bei 5000 Zuversicht,<br />
um kurz darauf mit frohem Meckern wieder<br />
Freude zu äußern. Nüchterne Zahlen<br />
verdeutlichen jedoch, wie akademisch<br />
eine solche Durchzugsprüfung ist: Im<br />
fünften Gang braucht die Zündapp von<br />
50 bis 100 km/h wie bereits gesagt 17, im<br />
vierten ganze 11,5 Sekunden. Wer Spaß<br />
sucht, schaltet also. Ziehkeil hin oder her.<br />
Was dann bedeutet, dass die gesuchten<br />
und tatsächlich gefundenen Kurven hinterm<br />
Nord-Ostsee-Kanal schwungvoll im<br />
vierten, wenn nicht dritten Gang anvisiert<br />
werden. Schon geradeaus ist der von der<br />
125er und damit prinzipiell vom Gelände-<br />
Gerät übernommene Rahmen bolzstabil,<br />
mit der gut dosierbaren Brembo-Zange<br />
wird das Tempo angepasst, leicht, aber<br />
nicht kippelig winkelt die KS ab. Am Kurvenscheitel<br />
sollten wieder 5500/min anliegen,<br />
dann können weder Buckel noch<br />
Rillen diese reine Freude an der Leichtigkeit<br />
schmälern. Toll, wie die KS durch Biegungen<br />
zirkelt, und genau deshalb schwören<br />
Klaus und Dirk auf ihre großen<br />
Zündapps. Hinzu kommt, dass eine straffe,<br />
nicht unkomfortable Federung sowie eine<br />
auch Großgewachsenen angenehme Sitzposition<br />
den Spaß verstetigen.<br />
Aber es geht noch besser. Zum Abschluss<br />
der frohen Vergleichsfahrt bittet<br />
Dirk zum Ritt auf seiner Grünen. Die hat<br />
einen gemachten Zylinder. Während die<br />
serienmäßigen Kanäle eher Mofa-Format<br />
aufweisen, wurden hier richtige Löcher<br />
gefräst, alle Übergänge peinlichst genau<br />
angepasst und der Vergaser neu bedüst.<br />
Mehr nicht. Gut 25 PS an der Kurbelwelle<br />
sind das Resultat – und eine Motorcharakteristik,<br />
die jeden begeistert, der auch nur<br />
begrenzte sportliche Ambitionen hegt.<br />
Natürlich fährt dieser Motor bis 4000/min<br />
in den oberen Gängen gegen die Wand,<br />
will 5000, mindestens. Doch kurz danach<br />
ist Showtime, 8000, 9000 Touren, der hört<br />
gar nicht auf zu drehen, zack stehen 120<br />
auf dem Tacho. Es ginge noch mehr, locker,<br />
aber jetzt mal schön langsam, hier ist<br />
nämlich Landstraße.<br />
Beim abschließenden und sittlichen<br />
Heimrollen wehen die Gedanken zurück<br />
zum ollen Rauch. Der hatte orakelt, diese<br />
175er „könnte den großen Verkaufserfolg<br />
haben, der den 125ern allgemein versagt<br />
blieb“. Ach ja, wenn er doch nur in allem<br />
recht gehabt hätte.<br />
◻<br />
TREFFEN<br />
Auf nach Sigmaringen heißt es für<br />
alle Zündapp-Liebhaber und -Besitzer<br />
am letzten Mai-Wochenende. Anlässlich<br />
des 100. Gründungsjubiläums<br />
von Zündapp findet dort vier Tage<br />
lang auf dem Festplatz der Stadthalle<br />
ein riesiges internationales Markentreffen<br />
statt. Aus aller Welt haben<br />
sich Enthusiasten angemeldet, die<br />
die gesamte Modellpalette von<br />
den Nürnberger Vintage-Krädern<br />
über den grünen Elefanten bis<br />
hin zu den 50ern und Geländesportmodellen<br />
aus Münchener<br />
Produktion zeigen werden.<br />
Weitere Informationen zu Programm<br />
und Ablauf sowie den Anmeldeformalitäten<br />
unter<br />
www. zuendapp100.org<br />
Mehr Farben gab‘s nicht. Augenfällig sind die Unterschiede zwischen erster, bis 1978 gebauter<br />
und zweiter Serie. Die Produktion endete 1981, aber noch bis 1983 wurde geliefert<br />
74 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong>
DATEN<br />
Zündapp KS 175<br />
Motor: Flüssigkeitsgekühlter Einzylinder-Zweitaktmotor, schlitzgesteuert,<br />
163 cm³, 17 PS bei 7400/min, 17 Nm bei 7000/min, ein Mikuni-Vergaser,<br />
Ø 28 mm, Mischungsschmierung 1:50, kontaktlose Thyristor-Zündanlage<br />
Antrieb: Primärtrieb über Zahnräder, Mehrscheiben-Ölbadkupplung,<br />
Fünfganggetriebe, Sekundärtrieb über Kette<br />
Fahrwerk: Doppelschleifenrahmen aus Stahlrohr, Telegabel vorn, Federweg<br />
155 mm, Zweiarmschwinge aus Stahlrohr mit Federbeinen, Federweg<br />
1<strong>05</strong> mm, Reifen vorn 2.75 x 18, hinten 3.25 x 18 auf Leichtmetall-<br />
Druckgussrädern, Grimeca-Scheibenbremse vorn, Ø 260 mm<br />
(zweite Serie: Brembo, Ø 280 mm), Trommelbremse hinten, Ø 160 mm<br />
Maße und Gewichte: Radstand 1320 mm, Gewicht vollgetankt 121 kg,<br />
Tankinhalt 14,2 Liter<br />
Fahrleistungen: Höchstgeschwindigkeit 125,9 km/h<br />
MEINUNG<br />
Dirk Struve<br />
Besitzer der KS 175<br />
aus der ersten Serie<br />
Ich kann gar nicht genug kriegen<br />
vom Zündapp-Sammeln,<br />
und einen Schwerpunkt meines<br />
Interesses bilden die späten<br />
Zweitakter. Bei denen steht<br />
nun mal die KS 175 ganz oben,<br />
sie ist leistungsmäßig einfach<br />
das Topmodell dieser Ära. Trotzdem kam sie mir etwas zäh vor, es<br />
schnalzte nicht, und deshalb hat sie den gemachten Zylinder bekommen.<br />
Jetzt stimmt alles, und ich darf mich freuen, wenn 250er-Fahrer sich<br />
ständig umdrehen, weil sie mich nicht loswerden. Wiegt doch nichts, die<br />
KS, hat also ein besseres Leistungsgewicht als manche RD 250.<br />
Klaus Möller<br />
Besitzer der KS 175<br />
aus der letzten Serie<br />
Ihre äußere Leichtigkeit hat<br />
mich immer fasziniert. Die<br />
175er sieht aus wie ein Leichtkraftrad,<br />
vermittelt aber ein<br />
ganz anderes Fahrgefühl: Dank<br />
des durchzugskräftigen Motors<br />
kann man auch mal gemütlich<br />
bummeln. Außerdem ist sie natürlich echt selten, so was schmückt jede<br />
Sammlung, und deshalb bin ich froh, dass ich mir die ganze Arbeit gemacht<br />
habe. Als ich die KS vor zwei Jahren gekauft habe, war sie nämlich<br />
eine ziemliche Baustelle. Der Motor ist komplett revidiert, einige Anbauteile<br />
musste ich wieder besorgen. Und putzen, ganz viel putzen.<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong> 75
PORTRÄT I<br />
Zündapp-Enthusiasten<br />
Hoch im Norden<br />
Jenseits der Mainlinie zählte Zündapp oft mehr als im bayerischen Stammland.<br />
Sogar jenseits der Elbe, wie zwei begeisterte Sammler beweisen.<br />
Von Fred Siemer; Fotos: Sven Krieger, Siemer (3)<br />
Es gab da kein Vertun, das erste<br />
motorisierte Zweirad musste eine<br />
Zündapp sein. Hier, nahe Flensburg,<br />
fuhr der beste Kumpel eine, dort, in<br />
der Nachbarschaft von Rendsburg, der<br />
große Bruder – sowohl Klaus Möller als<br />
auch Dirk Struve nennen höchst persönliche<br />
Gründe für den Beginn ihrer Markenvorliebe.<br />
Beide wissen nicht, warum<br />
Zündapp in Schleswig-Holstein eine derart<br />
starke Position hatte, aber beide<br />
schwören noch heute, dass es so war, bis<br />
weit über den Zündapp-Konkurs von<br />
1984 hinaus. „Die waren stärker als alle<br />
Japaner, jeder wusste, dass die auch was<br />
kosteten. Mehr Statussymbol als eine wassergekühlte<br />
80er ging nicht“, memoriert<br />
Klaus, und Dirk nickt dazu. 49 Jahre alt ist<br />
der eine, 51 der andere, die Frage nach<br />
ihrem damaligen Traum erübrigt sich eigentlich.<br />
„KS 80 Super“, grinsen sie, und<br />
irgendwie verdeutlichen diese beiden<br />
Nordlichter, was passiert, wenn man kleinen<br />
Jungs die Wünsche nicht erfüllt.<br />
Mangels Kasse mussten sie nämlich<br />
nach Überwinden der Mofa-Zeit (natürlich<br />
auf Zündapp) mit Mokicks vorliebnehmen.<br />
Klaus baute dafür eigens eine KS<br />
50 wc zurück auf einen luftgekühlten Mokick-Motor,<br />
bei Dirk reichte es immerhin<br />
zur Fünfgang-GTS 50. Die wurde ihm<br />
nach einem Jahr geklaut, und da hat er<br />
seine Eltern erneut genervt, ob nicht jetzt<br />
endlich ein Leichtkraftrad drin sei. Sein<br />
schlagendes Argument: „Dann kann ich<br />
ganz legal 100 fahren.“ Wieso, fragten die<br />
Eltern zurück, fährst du denn jetzt auch<br />
100? „Na klar“, antwortete der Tuning-begabte<br />
Filius, „oder glaubt ihr, ich will immer<br />
Letzter werden?“ Am Ende der Debatte<br />
war der Weg frei für eine luftgekühlte<br />
K 80 mit MBV-Vollverkleidung.<br />
Ungefähr im selben Alter pflasterte<br />
Klaus sein Jugendzimmer mit Zündapp-<br />
Postern, hortete Prospekte und Testberichte.<br />
Allein, die 80er blieb ein Traum. Mit<br />
18 kam das Auto, bald auch ein Motorrad,<br />
das Zündapp-Kapitel schien beendet. Erst<br />
anlässlich seines 40. Geburtstags dämmerte<br />
dem viel beschäftigten Einkäufer<br />
für Baustoffe, dass in seinem Leben was<br />
fehlte. Nicht länger quatschen wollte er<br />
über alte Zeiten, er wollte sie wieder auferstehen<br />
lassen, die Kumpels sollten statt<br />
Geschenk ein Zündapp-Sparschwein befüllen.<br />
„Ich musste natürlich noch was<br />
draufzahlen“, lächelt Klaus, aber bald hatte<br />
er seine KS 50 wc wieder, und dieses<br />
Mal wurde nicht abgerüstet. Ein gigantischer<br />
Spaß begann, der sich nicht nur aufs<br />
Fahren beschränkte. Teile und Literatur<br />
suchen, auf Treffen fahren, Gleichgesinnten<br />
begegnen – so vergnügt wirkte Klaus,<br />
dass er einige Kumpel ansteckte, so sehr<br />
hatte es ihn erwischt, dass er bald nicht<br />
nur Prospekte, sondern alles sammelte,<br />
76 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong><br />
www.motorrad-classic.de
Unter der Decke in Dirk Struves Schuppen hängt einer von zweieinhalb Bundeswehr-<br />
Prototypen, links oben das noch seltenere, maschinengeschriebene Handbuch. Darunter<br />
der KS 175-Zylinder mit, daneben ein von Laverda produzierter ohne Doppelwand<br />
wo Zündapp draufstand. Allein zehn Maschinen<br />
sind es bis heute, mittendrin eine<br />
KS 80 Super, schon klar, eingerahmt von<br />
der seltenen Enduro SX 80 oder dem herrlich<br />
altmodischen Mokick C 50 Super. Seit<br />
zwei Jahren krönt eine KS 175 die Sammlung:<br />
„Weil es das letzte Zündapp-Motorrad<br />
war. Das musste sein.“<br />
Bei Dirk lief die Sache andersrum. Der<br />
Diplom-Ingenieur Architektur hat eine<br />
lange Motorradpause vor elf, zwölf Jahren<br />
just mit einer KS 175 beendet. Eine 83er,<br />
die ihn bald mit einem heftigen Getriebeschaden<br />
ärgerte. Welcher wiederum verdeutlichte,<br />
wie nützlich ein ordentliches<br />
Teilelager wäre. Also kamen zwei weitere<br />
175er ins Haus. Und diverse Zylinder.<br />
Diese Materialfülle verleitete zum Tunen,<br />
und so entstand die Grüne aus der vorangegangenen<br />
Auf-Achse-Geschichte, die<br />
Dirk schon auf allerlei Touren begleitet<br />
hat. Aus Sorge um den Fortbestand dieses<br />
schmucken Teils wurde er en passant sogar<br />
zum Laverda-Besitzer: Zündapp hat<br />
viele KS-Motoren samt Vergaser, Zündung<br />
und Lichtmaschine an die Italiener geliefert.<br />
Meist 125er, nur wenige 175er, aber<br />
egal, der Unterbau ist stets gleich. Also<br />
fährt Dirk jährlich nach Italien und kauft<br />
zwei, drei Stück. Irgendwann fiel ihm auf,<br />
dass die italienischen Flitzer auch was haben,<br />
und jetzt stehen sieben davon fahrfertig<br />
in seinem Schuppen.<br />
Damit liegen sie seiner Zündapp-<br />
Schar zwar hart auf den Fersen, dennoch<br />
ist die Favoritenrolle ein für alle Mal vergeben.<br />
„Weil dir alle Leute positiv begegnen.<br />
Beim Tanken, beim Einkaufen, beim<br />
Fahren, jeder denkt wieder an seine eigene<br />
Jugend.“ Klaus nickt, dann ergänzt er:<br />
„Und weil die Zündapp-Familie echt nett<br />
ist.“ Vor allem nördlich der Elbe. ◻<br />
Wenn Klaus Möller will, kann er seine Zündapps im originalen Kittel bebasteln, wenn<br />
er will, kann er seine Briefe auf originalem Zündapp-Papier schreiben und sein Haus<br />
mit originalen Zündapp-Wimpeln schmücken. Will er aber nicht. Klaus will nur spielen<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong> 77
SZENE I<br />
Stunt-Legende<br />
78 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong>
Bud Ekins<br />
Der berühmte Hollywood-Stuntman war der beste – und<br />
machte Motorradfahren zur coolsten Sache überhaupt.<br />
Text: Dirk Mootz<br />
Fotos: Harry Colbert, United Artists<br />
Als Steve McQueen im Film „Gesprengte<br />
Ketten“ (The Great Escape)<br />
mit einer Triumph über den<br />
Stacheldrahtzaun sprang, beeindruckte er<br />
damit Motorradfahrer auf der ganzen Welt.<br />
Dieser Sprung machte den „King of Cool“<br />
zur Legende, zu der auch die USAAF-<br />
Fliegerjacke und das blaue Sweatshirt mit<br />
den abgeschnittenen Ärmeln gehören. Doch<br />
es war nicht McQueen, der sprang, wie er<br />
freimütig zugab: „Das war Bud Ekins.“<br />
Diesen Bud Ekins traf ich erstmals 1988<br />
in Irland, wo er mit seiner Ariel Square Four<br />
an der alljährlichen Irish National Rally für<br />
klassische Motorräder teilnahm. An der Bar<br />
des Kenmare Bay Hotels versuchte ich mich<br />
an einem Interview mit ihm für einen<br />
Magazinbeitrag, doch der Lärmpegel war<br />
einfach zu hoch. „Lass uns in mein Zimmer<br />
gehen“, rief er mir ins Ohr, „hier können<br />
wir ja unser eigenes Wort nicht verstehen.“<br />
Er schloss die Tür hinter uns und reichte<br />
mir eine noch zu drei Vierteln gefüllte<br />
Literflasche zollfreien Whiskeys. „Die ist<br />
für dich“, sagte er, während er eine neue<br />
Flasche Bushmills aus seiner Tasche kramte<br />
und öffnete. Das war heftig – die Nacht<br />
hatte ja gerade erst begonnen!<br />
Mit seinen 1,98 Metern war Bud ein Bär<br />
von einem Mann. Die ausgeblichenen Tattoos<br />
auf seinen Armen waren Überbleibsel<br />
seiner zwei Jahre in einer Erziehungsanstalt,<br />
in die er mit 14 Jahren nach einer<br />
Spritztour mit einem gestohlenen Auto eingewiesen<br />
wurde. Er war nicht stolz darauf.<br />
„Tätowierungen gehörten dort zum Erwachsenwerden.<br />
Wie beim Rauchen ging<br />
es nur darum, zu zeigen, was für ein harter<br />
Kerl man ist.“<br />
Natürlich sprachen wir auch über seine<br />
Rennkarriere. Sein erstes großes Rennen<br />
bestritt Bud 1949 auf einer Triumph beim<br />
„Big Bear Endurance Run“, der in der kalifornischen<br />
Wüste gestartet wurde und über<br />
150 Meilen bis in den San Bernardino-Gebirgszug<br />
führte. Das Einzige, was er dabei<br />
gewann, war die Überzeugung, ein besseres<br />
Motorrad zu kaufen – eine 500er-Einzylinder-Matchless.<br />
Damit jedoch gewann er<br />
dieses Langstreckenrennen drei Mal. Mitte<br />
der 1950er-Jahre war er der erfolgreichste<br />
Pilot in Südkalifornien bei den Geländeund<br />
Wüstenrennen. Das verhalf ihm zum<br />
Werksvertrag bei Matchless für die europäischen<br />
Läufe der Motocross-Weltmeisterschaft.<br />
Außerdem gewann Bud 1955 den<br />
extrem populären Catalina Grand Prix und<br />
zählte zu den Gründern der Baja 1000,<br />
dem Wüstenrennen auf der Mexikanischen<br />
Halbinsel.<br />
Steve McQueen und Bud trafen sich<br />
erstmals 1957, als der junge Schauspieler<br />
Buds Motorradladen im San Fernando Valley<br />
betrat und ihn um ein paar Tricks für<br />
die Wüstenrennen bat. „Er war ein ganz<br />
normaler Junge“, erzählte mir Bud. „Wir<br />
fuhren oft in den Hügeln Kaliforniens und<br />
wurden schon bald Freunde.“ McQueen<br />
hatte ebenfalls keinen leichten Start ins Leben.<br />
Er war die unerwünschte Folge eines<br />
One-Night-Stands eines Vaters, den er nie<br />
kennenlernte, und seiner alkohol kranken<br />
Mutter, die ihn ständig fremden Leuten<br />
überließ. Wie Bud verbrachte auch Steve<br />
Zeiten in einer Erziehungsanstalt, lernte<br />
Trinken, Spielen, Raufen – und Frauen<br />
schöne Augen machen.<br />
Unter Buds Anleitung wurde aus Mc-<br />
Queen aber auch ein ziemlich guter Fahrer.<br />
So gut, dass er 1964 zusammen mit Bud<br />
und dessen Bruder Dave sogar zum amerikanischen<br />
Team für die Six Days in Erfurt<br />
berufen wurde (siehe <strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong><br />
3/2015). Bud stürzte am dritten Tag und<br />
schied mit einem gebrochenen Bein aus.<br />
Auch McQueen kam nicht ins Ziel, ihm<br />
stand in einer Waldsektion ein Baum im<br />
Weg. Später gewann Bud bei seinen insgesamt<br />
sieben Six Days-Starts jedoch vier<br />
Goldmedaillen und eine silberne.<br />
Die Freundschaft mit Steve führte<br />
schließlich zu jenem Sprung, der McQueen<br />
in die Motorrad-Geschichte katapultierte.<br />
In „The Great Escape“ von 1963 fährt<br />
McQueen eine 650er-Triumph TR6 in<br />
deutschen Tarnfarben über eine österreichische<br />
Wiese, verfolgt von deutschen<br />
Soldaten auf ihren BMWs. Zwei große<br />
Stacheldrahtzäune versperren ihm an der<br />
Grenze den Weg in die Schweiz. So springt<br />
er mit seiner Triumph darüber. Oder besser<br />
gesagt: Bud hat es getan. „Ich sprang, sie<br />
filmten, das war‘s“, meinte er bescheiden.<br />
Dafür bekam er 1000 Dollar – damals eine<br />
große Summe. Bis dahin sogar die höchste,<br />
die einem Stuntman je bezahlt wurde.<br />
Damit war Bud im Geschäft, machte noch<br />
viele Stunts in Filmen wie Bullitt, Electra<br />
Glide in Blue oder Blues Brothers.<br />
Bud war ein Renn-Champ und eine<br />
Hollywood-Berühmtheit. In Irland, beim<br />
Great National, war er jedoch einer von uns.<br />
Als 1988 ein Teilnehmer mit seiner Matchless<br />
G80 stürzte und sich dabei die Gabel<br />
verbog, hielten Bud und sein US-Kollege<br />
Kenny Smith sofort an. Einer schnappte<br />
sich den Lenker, der andere das Vorderrad.<br />
Ein kräftiger Ruck, dann war alles wieder<br />
im Lot – mit viel Kraft und Köpfchen. Und<br />
als sich Bud einen Platten einfing, legte er<br />
seine Ariel einfach auf die Seite, zog Achse<br />
und Hinterrad heraus. Innerhalb weniger<br />
Minuten hatte er den Ersatzschlauch montiert<br />
und alles wieder zusammengebaut.<br />
Dann öffnete er den Tankverschluss, tauchte<br />
einen Lappen hinein und wusch sich mit<br />
dem Sprit die Schmiere von den Fingern.<br />
Die alten Six Days-Fertigkeiten hatte er<br />
immer noch drauf.<br />
Beim Great National 20<strong>05</strong> war Bud zu<br />
angeschlagen, um selbst zu fahren. Also<br />
setzte er sich ins Boot des Panther-Gespanns<br />
seines amerikanischen Kumpels<br />
Drino Miller. In einer engen Linkskurve<br />
verlor dieser jedoch die Kontrolle über das<br />
Gefährt und fuhr in einen Stacheldrahtzaun.<br />
Als ich dazu kam, saß Bud auf einem<br />
Stein, paffte eine Zigarette und genehmigte<br />
sich gerade einen kräftigen Schluck Whiskey<br />
aus seinem Flachmann. Während wir<br />
gemeinsam auf den Krankenwagen warteten,<br />
meinte ich zu Bud, dass er langsam<br />
vielleicht doch zu alt werde, um über Zäune<br />
zu springen. Es dauerte einen Moment,<br />
dann schaute er mich an und erwiderte<br />
nur: „Sag ihnen, dass sie gleich einen anderen<br />
Krankenwagen schicken können, wenn<br />
ich darin nicht rauchen und trinken darf!“<br />
So war er, der Wüsten-Racer, Six Days-<br />
Sieger und Hollywood-Stuntman: ein<br />
stahlharter und gleichzeitig sehr cooler<br />
Typ. Bud Ekins starb am 6. Oktober 2007<br />
im Alter von 77 Jahren.<br />
◻<br />
Auf dem Sprung: Das Plakat zum<br />
Film „Gesprengte Ketten“ zeigt die<br />
www.motorrad-classic.de berühmte Szene mit Steve McQueen<br />
<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong> 79
SZENE I<br />
Yankee 500 Z und Ossa Yankee 500<br />
Transatlantik-<br />
Pakt<br />
John Taylor heißt der eigent liche Vater<br />
großvolumiger Mehrzweck- Motorräder für<br />
Straße und Gelände. Lange vor der BMW<br />
R 80 G/S fertigte er in den USA die<br />
Yankee 500 Z in Serie – mit einem<br />
spanischen Halbliter-Zweitakt-Zweizylinder.<br />
Das Projekt floppte. Doch<br />
damit war die Geschichte dieses<br />
technisch sehr interessanten<br />
Ossa-Twins noch nicht zu Ende...<br />
Text: Dirk Mootz<br />
Fotos: Harry Colbert, Schwab, Archiv<br />
80 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong>
Hoffnungsvoll: John<br />
Taylors Yankee-Prototyp<br />
zierte im April 1968 den<br />
Titel von Cycle, dem US-<br />
Motorrad-Magazin<br />
Es war im April 1968, als John<br />
Taylors Traum doch noch in<br />
Erfüllung zu gehen schien. Da<br />
war nämlich sein Yankee-Prototyp großformatig<br />
auf dem Titel des amerikanischen<br />
Motorrad-Magazins „Cycle“ zu sehen.<br />
Taylor liebte es, mit dem Motorrad im<br />
Ge lände eigenen Wegen zu folgen. Jenes<br />
sollte aber auch gleichermaßen auf befestigten<br />
Straßen zu Hause sein. Also genügend<br />
Leistung besitzen, um selbst größere<br />
Strecken mühelos zu überbrücken.<br />
Für Taylor kam damals<br />
deshalb nur ein 500er-Zweitakt-<br />
Zweizylinder in Frage.<br />
Im Jahr 1962 hatte Taylor mit<br />
Paco Bulto einen Vertrag geschlossen,<br />
der ihn zum Importeur der<br />
Bultaco-Motorräder für den Osten<br />
der USA machte. Kurz darauf begann<br />
er mit dem Verkauf der Sherpa<br />
S-Scrambler und der TSS-Straßen-<br />
Rennmaschinen des spanischen Herstellers.<br />
Just in dem Jahr, in dem<br />
Honda mit der CL 72 einen zweizylindrigen<br />
Scrambler mit 250 cm³,<br />
breitem Lenker und hochgezogener<br />
Auspuffanlage in die Schauräume<br />
der amerikanischen Händler stellte.<br />
Die CL 72 war schwer und hatte weder<br />
die Kraft noch die entsprechenden<br />
Federelemente, um abseits befestigter<br />
Wege ordentlich zu funkt ionieren. Doch<br />
die Honda sah blendend aus – und ging<br />
daher weg wie Hot Dogs am 4. Juli, dem<br />
amerikanischen National feiertag.<br />
Als Bultaco 1963 die Matador präsentierte,<br />
die im Grunde nur eine 200er-Sherpa<br />
mit Beleuchtung für Wettbewerbe wie<br />
die Six Days war, sah Taylor dennoch<br />
seine Chance gekommen. Er forderte von<br />
den Spaniern für den US-Markt eine stärkere<br />
350er-Variante, der so schnell wie<br />
möglich ein nochmals kräftigeres Modell<br />
mit 500er-Zweizylinder zur Seite gestellt<br />
werden sollte. Er wolle sehen, was er tun<br />
könne – es war nur ein halbherziges<br />
Versprechen, mit dem Paco Bulto seinen<br />
US-Importeur Taylor abfertigte.<br />
Sehr angetan von Taylors Wünschen<br />
zeigte sich dagegen Manuel Giro, mit dem<br />
John 1966 beim Daytona 200 ins Gespräch<br />
gekommen war. Giro war der Boss von<br />
Ossa, die – wie auch Bultaco – ihre Motorräder<br />
in Barcelona fertigten. Giro wollte<br />
Taylor als US-Importeur der Ossa-Motorräder<br />
gewinnen. Und versprach ihm im<br />
Gegenzug, seinen Sohn und Ossa-Chefingenieur<br />
Eduardo mit der Konstruktion<br />
eines Zweitakt-Twins zu beauftragen, der<br />
Taylors Motorrad-Traum möglich machen<br />
sollte. Das Beste daran: Nicht Ossa, sondern<br />
Taylor sollten die Rechte an dieser<br />
Neukonstruktion gehören! Das war natürlich<br />
ein Angebot, das Taylor nicht ablehnen<br />
konnte. Schon im September jenen<br />
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SZENE I<br />
Yankee 500 Z und Ossa Yankee 500<br />
Jahres hatten Taylor und der erst 24-jährige<br />
Eduardo Giro das Las tenheft des neuen<br />
Motors festgelegt.<br />
Paco Bulto hielt natürlich nichts von<br />
Taylors Plänen, ausgerechnet als US-Importeur<br />
des Lokalrivalen zu fungieren.<br />
Also zahlte er ihn aus und beendete die<br />
Koopera tion. Taylor hatte nun alle Freiheiten,<br />
um sich um den Aufbau eines US-<br />
Vertriebs von Ossa zu kümmern. Er eröffnete<br />
seine Niederlassung in einem alten,<br />
großen Backsteingebäude in Schenectady,<br />
einer kleinen Stadt im Bundesstaat New<br />
York, rund 270 Kilometer nördlich von<br />
New York City gelegen.<br />
Obwohl John Taylor damals erst 32<br />
Jahre jung war, wusste der ehemalige Six<br />
Days-Teilnehmer, dass er die besten US-<br />
Piloten in den verschiedenen Meisterschaften<br />
brauchte, um die Marke Ossa in<br />
Amerika zu etablieren. Und zwar Typen,<br />
die nicht nur schnell Motorrad fahren<br />
konnten, sondern auch viel Ingenieurswissen<br />
mitbrachten, um sein Baby heranwachsen<br />
zu lassen. Und so holte er Dick<br />
„Bugsy“ Mann, den 1963er-AMA-Champion<br />
und Amerikas wohl besten Allround-<br />
Racer dieser Zeit, und Jim Corpe, einen<br />
weiteren AMA-Piloten, ins Boot. Mann<br />
bekam die Verantwortung für den Bau des<br />
Fahrwerks übertragen, während Corpe<br />
sich um den Aufbau der Produktion kümmern<br />
sollte.<br />
Ein Twin aus zwei Einzylindern<br />
Die Dinge kamen schnell ins Laufen, bereits<br />
im Dezember 1967 traf der erste Prototyp<br />
des neuen Zweizylindermotors bei<br />
John Taylor in Schenectady ein. Mit einem<br />
Hubraum von 460 Kubikzentimetern<br />
nutzte der Twin quasi die obere Hälfte der<br />
Ossa Pioneer, einer 230er-Enduro mit<br />
kolbengesteuertem Zweitakt-Einzylinder.<br />
Komplett neu war das als Tunnelgehäuse<br />
konzipierte Kurbelgehäuse, das anstatt<br />
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Simple is best: das sehr übersichtlich bestückte<br />
„Cockpit“ der Yankee 500 Z mit<br />
Tachometer und nur einer Kontrollleuchte<br />
Novum bei Offroadern: Die Yankee bremste<br />
hinten mit einer hydraulischen Scheibenbremse,<br />
zugeliefert vom US-Hersteller Kelsey-Hayes<br />
lenstümpfen. Eine hinterm Kurbelgehäuse<br />
positionierte Vorgelegewelle mit Vierfach-<br />
Kettenritzel nahm die beiden Duplexketten<br />
auf – und verband auf diese Weise die beiden<br />
Kurbelwellen miteinander. Von dieser<br />
Zwischenwelle gelangte die Antriebskraft<br />
über einen Stirnradsatz zur Mehrscheiben-Trockenkupplung<br />
und weiter zur<br />
klauengeschalteten Sechsgang-Box. Bei<br />
dieser handelte es sich um ein Kassettengetriebe,<br />
das bereits in Santiago Herreros<br />
250er-Grand Prix-Rennmaschine – natürlich<br />
mit einer anderen Übersetzung und<br />
Spreizung – zum Einsatz kam.<br />
Fahrwerksspezialist „Bugsy“ Mann<br />
hatte inzwischen die Zeit bis zum Eintreffen<br />
der ersten Ossa-Motoren in Schenectady<br />
gut genutzt und mithilfe einer Holzattrappe<br />
vom Motor einen Rahmen gebaut.<br />
Dabei orientierte er sich am Leichtbauchassis,<br />
das er nur wenige Jahre zuvor für<br />
seine BSA A65 Hornet konstruiert hatte.<br />
Mit dieser gewann er 1966 die Peoria<br />
Grand National TT, ein in den USA sehr<br />
prestigeträchtiges Dirt Track-Rennen.<br />
Der stabile Doppelschleifenrahmen<br />
aus Chrom-Molybdän-Stahlrohren besaß<br />
einen massiven Oberzug mit 57 Millimetern<br />
Durchmesser, die Unterzüge und<br />
der Heckrahmen hatten einen Querschnitt<br />
von 35 Millimetern. Bei Letzteren betrug<br />
die Materialstärke nur 1,25 Millimeter,<br />
beim Oberrohr und der ovalen Schwinge<br />
waren es 1,6 Millimeter. Insgesamt brachte<br />
das stabile, im WIG-Schweißverfahren<br />
geschaffene Konstrukt nur 10,4 Kilogramm<br />
auf die Waage – und damit genauso<br />
wenig wie jenes der einzylindrigen<br />
Ossa Pioneer. Dick Mann positionierte den<br />
Motor weit vorne im Rahmen, um möglichst<br />
viel Gewicht aufs Vorderrad zu beder<br />
bei den meisten Zweitaktern üblichen<br />
horizontalen Teilung aus einem Stück<br />
gegossen wurde. Die beiden Kurbelwellenhälften<br />
besaßen massive, geschmiedete<br />
Kurbelwangen – viel Schwungmasse erleichtert<br />
das Ackern durch schwere,<br />
schlammige Passagen bei niedrigem Tempo.<br />
Kurbelwangen und -zapfen waren<br />
miteinander verpresst, die einteiligen geschmiedeten<br />
Pleuel besaßen an beiden<br />
Enden Nadellager. Die beiden einzelnen<br />
Kurbelwellen liefen in einrei higen Kugellagern,<br />
waren identisch und somit untereinander<br />
austauschbar. Sie wurden seitlich<br />
ins einteilige Gehäuse eingesetzt.<br />
An dieses wurden dann die beiden Lagerdeckel<br />
mit den äußeren Haupt lagern<br />
geschraubt. Links wie rechts war an den<br />
äußeren Kurbelwellenenden jeweils eine<br />
Magnetschwungscheibe der kontaktlosen<br />
Femsa-Thyristorzündung angebracht.<br />
Somit besaß jeder Zylinder seine<br />
eigene, komplette Zündung!<br />
In Kombination mit dem speziellen<br />
Mittenabtrieb gewann man beim Ossa-<br />
Motor hiermit eine bei einem Twin zuvor<br />
noch niemals praktizierte Konfigurationsmöglichkeit.<br />
Im Gegensatz zu konventionellen<br />
Zweitakt-Zweizylindern mit einem<br />
Kurbelwellenversatz von 180 Grad, bei<br />
denen die gegenläufigen Kolben für einen<br />
vibrationsärmeren Lauf des Motors sorgen,<br />
besaß jener der Ossa ab Werk eine<br />
360-Grad-Welle. Damit sausten hier beide<br />
Kolben gleichzeitig auf und ab, zudem<br />
wurde das Gemisch in beiden Brennräumen<br />
zugleich gezündet. Der Zweitakt-<br />
Twin entfaltete seine Kraft also bullig wie<br />
ein großer Einzylinder – hilfreich für eine<br />
bessere Traktion des Hinterrads auf<br />
schlüpfrigem Untergrund im Gelände.<br />
Variabler Kurbelwellenversatz<br />
Der eigentliche Geniestreich der Yankee-<br />
Konstruktion war jedoch die Möglichkeit,<br />
nach Bedarf die beiden Kurbelwellenhälften<br />
später so zu koppeln, dass der<br />
Zweizylinder mit dem konventionellen<br />
180-Grad-Versatz lief. So ließ sich dem<br />
Ossa-Motor auf Wunsch neben der sanfteren<br />
Kraftentfaltung auch mehr Spitzenleistung<br />
entlocken, was besser zu einem<br />
Straßen- oder gar Rennmotorrad passte.<br />
Diesen Trick ermöglichte ein Mittenabtrieb<br />
mit jeweils einem Duplex-Kettentrieb<br />
an den beiden inneren Kurbelwel-<br />
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SZENE I<br />
Yankee 500 Z und Ossa Yankee 500<br />
kommen – wichtig bei Motorrädern mit<br />
Offroad-Ambitionen. Mit 40 PS sollte die<br />
Yankee stark genug sein, um das Vorderrad<br />
über Hindernisse lupfen zu können.<br />
Telesco aus Spanien lieferte die Telegabel<br />
mit feisten 42er-Standrohren und<br />
Tauchrohren aus Magnesium, die auch in<br />
den Metisse-Scramblern der Rickmann-<br />
Brüder verbaut waren. Letztere lieferten<br />
zudem die geschmiedeten Alu-Gabelbrücken,<br />
die sich im Steuerkopf in Kegelrollenlagern<br />
drehten. Telesco-Federbeine,<br />
Alufelgen von Akront mit Edelstahlspeichen,<br />
in die 200er-Bremstrommeln eingespeicht<br />
waren, selbstsichernde Muttern<br />
und Armaturen von Magura gehörten<br />
ebenso zu diesem qualitativ hochwertigen<br />
Ausstattungspaket wie der quietschgelbe<br />
Tank aus Fiberglas. Aus diesem Material<br />
waren ebenso Sitzunterbau und Kotflügel.<br />
Ein neues Motorrad braucht auch einen<br />
neuen Namen. Und so gründete John<br />
Taylor Anfang 1968 die Yankee Motor Corporation.<br />
Die Prototypen wurden durchs<br />
Gelände und über lange Strecken gedroschen.<br />
Bei den täglichen Arbeits wegen<br />
wurden sie ebenso wenig geschont wie<br />
bei den US-Motorrad-Magazinen, denen<br />
sie für erste Testfahrten zur Ver fügung<br />
gestellt wurden. Die Maschine brachte die<br />
Redakteure ins Schwärmen, trotz des avisierten<br />
hohen Preises von 1000 US-Dollar.<br />
Taylor versicherte der Presse, dass die<br />
Produktion starten würde, sobald alle<br />
Fehler aussortiert wären. Als Ziel nannte<br />
er für die ersten beiden Jahre eine Jahresproduktion<br />
von jeweils 500 Yankee-Offroadern<br />
des Typs 500 Z.<br />
Da hatte Dick Mann allerdings schon<br />
bemerkt, dass der Ossa-Twin ein gravierendes<br />
Problem hatte – nach nur 12 000<br />
Kilometern waren die beiden Duplexketten<br />
des Primärtriebs hinüber. Die Yankee-<br />
Mannen kontaktierten Eduardo Giro und<br />
warteten auf einen überarbeiteten Motor.<br />
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Links: Am zerlegten Motor<br />
lässt sich der Aufbau des<br />
Ossa-Zweitakt-Twins erkennen.<br />
Hier ist die überarbeitete<br />
Version vom Serienanlauf<br />
1972 zu sehen, erkennbar<br />
am Vierfach-Kettenritzel<br />
für die Primärkette. Das<br />
ist in seinem Inneren<br />
als konisches Kupplungsstück<br />
ausgebildet,<br />
in dem die beiden<br />
Kurbelwellen<br />
gekoppelt wurden<br />
(Pfeil). Zusammen<br />
mit den jeweils<br />
eigenständigen<br />
Zündungen für jede<br />
Kurbelwelle ließ sich<br />
deren Versatz dem Einsatzzweck<br />
anpassen. Als Antrieb<br />
für die Yankee war der Motor<br />
als 360-Grad-Paralleltwin<br />
ausgelegt, gut für bulligen<br />
Vortrieb in schwerem Geläuf.<br />
Durch Umstecken der Kurbelwellen<br />
konnte er jedoch auch<br />
als sanfterer 180-Grad-Gegenläufer<br />
konfiguriert werden –<br />
und das sogar im Nachhinein!<br />
Stabiles Tunnelgehäuse mit Mittenabtrieb<br />
und zwei Lagerdeckeln für die<br />
beiden äußeren Kurbelwellenstümpfe<br />
Der Primärtrieb mit Vierfachkette<br />
und Zwischenwelle sowie zwei<br />
Stirnrädern zur Trockenkupplung<br />
Und warteten. Und warteten. Mann hatte<br />
irgendwann genug vom Warten. Und ging.<br />
Nur ein Jahr nach der Gründung verkaufte<br />
Taylor die Yankee Motor Corporation<br />
an den Mischkonzern Bangor-Punta,<br />
der unter anderem schon die Waffenschmiede<br />
Smith & Wesson und die Piper-<br />
Flugzeugwerke besaß. Damit war Taylor<br />
seine finanziellen Sorgen erst mal los. Er<br />
blieb der Chef von Yankee Motors, musste<br />
aber noch bis September 1971 warten, bis<br />
Ossa endlich die neuen Motoren lieferte.<br />
Anstelle der beiden Duplexketten<br />
übernahm im modifizierten Primärtrieb<br />
des Zweizylinders nun ein Vierfach-Kettenritzel<br />
die Koppelung der beiden Kurbelwellen.<br />
Im Inneren des zylindrischen<br />
Bauteils befand sich ein konisches Kupplungsstück<br />
mit Nuten, an dem die beiden<br />
Kurbelwellenenden über einen Acht-Millimeter-Bolzen<br />
mit Linksgewinde auf der<br />
einen und Rechtsgewinde auf der anderen<br />
Seite verbunden wurden. Weitere Änderungen<br />
betrafen die Licht maschine, die<br />
nun Motoplat beisteuerte. Außerdem trugen<br />
die äußeren Kurbelwellenstümpfe ab<br />
da jeweils eine elektronische Zündung,<br />
zudem war der Hubraum auf 488 cm³ angewachsen<br />
(Bohrung x Hub 72 x 60 mm).<br />
Mit einem Verdichtungsverhältnis von<br />
11,5:1 sollte der Ossa-Twin laut Werksangabe<br />
48 PS leisten, in der Realität dürften<br />
es aber eher deren 39 Pferdestärken<br />
gewesen sein.<br />
Serie mit vielen Änderungen<br />
Als die erste Serien-Yankee im April 1972<br />
schließlich vom Band rollte, besaß sie<br />
nicht nur einen stark überarbeiteten<br />
Motor, sondern auch ein etwas abgeändertes<br />
Chassis und modifizierte Anbauteile.<br />
Es blieb zwar beim 57er-Querschnitt<br />
des mächtigen Rahmenhauptrohrs, die<br />
Aufnahmen der Betor-Federbeine an der<br />
Schwinge wurden aber hinter die Radachse<br />
versetzt. Bei den ersten Prototypen<br />
befanden sie sich – wie bei den meisten<br />
Motorrädern – noch davor. Während im<br />
Vorderrad die gleiche Trommelbremse<br />
wie bei der einzylindrigen Ossa Pioneer<br />
eingespeicht war, kam hinten eine hydraulische<br />
Scheibenbremse des US-Herstellers<br />
Kelsey-Hayes zum Einsatz – es<br />
war die erste Scheibenbremse bei einem<br />
Offroad-Motorrad. Anstelle der Rickman-<br />
Gabelbrücken spannte die Serien-Yankee<br />
ihre Standrohre in solche von Smith &<br />
Wesson, die aus 7075-T6-Aluminium<br />
gemäß den Anforderungen von Pistolenrahmen<br />
geschmiedet waren. Die Handhebel<br />
bestanden aus Edelstahl, außerdem<br />
schützte eine massive Aluplatte die beiden<br />
Expansionskammern, die zu den kur<br />
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SZENE I<br />
Yankee 500 Z und Ossa Yankee 500<br />
Mit bulligem Motor, stabilem<br />
Chassis und den hochwertigen<br />
Federelementen nahm es die<br />
Ossa Yankee 500 eher sportlich<br />
zen, hoch verlegten Schalldämpfern führten.<br />
Ungewöhnlich war zudem, dass der<br />
Schalthebel sowohl auf der linken als<br />
auch auf der rechten Seite angebracht<br />
werden konnte. US-Zulieferer komplettierten<br />
die Ausstattung mit Fiberglas-Bauteilen,<br />
aus denen der Zwölf-Liter-Tank, die<br />
Seitendeckel und die Kotflügel der Yankee<br />
500 Z gefertigt waren.<br />
Das Getriebe besaß zwei Neutralstellungen:<br />
eine zwischen dem ersten und<br />
zweiten Gang, die andere zwischen der<br />
zweiten und dritten Stufe. Eine ungewöhnliche<br />
Lösung, die aber Sinn machte,<br />
weil für den Asphalteinsatz nur die oberen<br />
fünf Gänge der Sechsgang-Box zum Einsatz<br />
gedacht waren – insofern passte der<br />
Leerlauf zwischen dem zweiten und dritten<br />
Gang. Der erste war sehr kurz übersetzt,<br />
er hatte nur die Funktion einer Gelände-<br />
Untersetzung für ganz schwieriges Geläuf.<br />
Im Yankee-Prospekt hieß es reißerisch,<br />
dass man im ersten Gang bei Standgas neben<br />
der Yankee bequem herlaufen könne,<br />
während sie sich durch den Morast baggert<br />
oder steilste Geröllpassagen hinaufklettert.<br />
Auf Asphalt standen dann noch weitere<br />
fünf Gänge zur Verfügung, die für eine<br />
Spitze von immerhin knapp 140 km/h (85<br />
mph) gut sein sollten.<br />
Es sah also so aus, als hätten Taylor<br />
und seine Mannschaft bei ihrer Yankee<br />
500 Z an alles gedacht. Tatsächlich hatte<br />
sich ihr Baby jedoch vom Prototyp bis zum<br />
Serienanlauf ganz schön verändert. Eine<br />
schwere Bürde bedeutete insbesondere<br />
das auf fast 160 Kilogramm gestiegene<br />
Trockengewicht der 500 Z, das selbst gut<br />
trainierten Piloten in kniffligen Geländepassagen<br />
schwer zu schaffen machte. Außerdem<br />
war der Preis zur Markteinführung<br />
auf 1500 Dollar emporgeschossen!<br />
Eine gewaltige Hypothek, weil die anderen<br />
Hersteller in der Zwischenzeit auch<br />
nicht geschlafen hatten. Kawasaki brachte<br />
86 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong><br />
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Der Schermer-Franz 1977 auf Testfahrt mit der Ossa Yankee des österreichischen Importeurs<br />
beispielsweise die drehschiebergesteuerte<br />
350er-F9 Big Horn an den Start, die mit der<br />
membrangesteuerten Yamaha-Enduro RT<br />
360 um Kunden buhlte. Die beiden Zweitakt-Singles<br />
waren fast so schnell wie die<br />
Yankee 500 Z, aber viel leichter und damit<br />
tauglicher im Gelände. Obendrein kosteten<br />
sie weniger als 1000 Dollar – der<br />
Todesstoß für John Taylors Traum. Nach<br />
nur 765 gebauten Yankee 500 Z musste er<br />
1973 die Produktion einstellen.<br />
Das macht den Ausritt mit Joel Samicks<br />
rarer 500er zu etwas ganz Besonderem.<br />
„Du kennst dich ja aus mit englischen<br />
Twins, also dürfte es für dich kein Problem<br />
sein, diesen großen Zweitakt-Zweizylinder<br />
anzukicken“, begrüßt mich Joel. „Vor<br />
allem, wenn du den kleinen Dekompressionshebel<br />
links unterm Kupplungshebel<br />
zur Hälfte ziehst, der einem Zylinder die<br />
Verdichtung nimmt. Dann kickst du nur<br />
einen 250er an!“ Gesagt, getan – der Zweizylinder<br />
zündet sofort und verwandelt<br />
das Zweitaktgemisch von 1:24 in dichte<br />
Rauchschwaden, die den beiden kurzen<br />
Dämpfern entweichen. „Führe die Yankee<br />
mit lockerem Griff am Lenker, dann fährt<br />
sie am besten“, ruft Joel mir noch hinterher,<br />
als ich den Hügel hinter seinem Haus<br />
in Angriff nehme.<br />
Mit seinem enormen Drehmoment<br />
und der bulligen Leistungsentfaltung<br />
schiebt mich der „Twingle“ mühelos durch<br />
die morastige Wiese. Ein Gasstoß reicht,<br />
und das Vorderrad steigt im dritten Gang.<br />
Wenn es zu flott wird, verzögert die einfache<br />
Trommel vorn überraschend kräftig,<br />
während die hintere Scheibenbremse<br />
weich und gut dosierbar funktioniert.<br />
Dick Manns Rahmenkonstruktion vermittelt<br />
mir dank des niedrigen Schwerpunkts<br />
und der feinen Abstimmung der<br />
Federelemente rasch ein gutes Vertrauen.<br />
Die Yankee fühlt sich sehr stabil an, sofern<br />
man Joels Rat befolgt, indem man nur die<br />
Richtung vorgibt und die 500 Z dann einfach<br />
machen lässt.<br />
Bei aller Euphorie, die einen bei der<br />
Ausfahrt mit so einem seltenen Motorrad<br />
unweigerlich ergreift, versuche ich jedoch<br />
immer auch einen realistischen Blick zu<br />
bewahren. So gesehen ist die Yankee zu<br />
schwer und vor allem viel zu laut. Wenn<br />
man auf schmalen Trails auf Leute trifft,<br />
würden sie dem Yankee-Reiter wegen des<br />
Lärms wohl am liebsten einen Stock durchs<br />
Vorderrad stecken. „Deswegen habe ich<br />
die originalen ‚Dämpfer‘ gegen die eines<br />
350er-Yamaha Banshee-Quads getauscht“,<br />
sagt Joel. „Die sehen den originalen sehr<br />
ähnlich, sind nur etwas größer und leiser<br />
– aber eigentlich immer noch zu laut.“<br />
Wegen der Sechs-Volt Elektrik taugt der<br />
Scheinwerfer allenfalls als Positionsleuchte<br />
für andere Verkehrsteilnehmer. „Mit<br />
meiner Yankee nahm ich einmal bei einer<br />
Langstrecken-Offroadfahrt teil. Einmal<br />
war mir aber genug. Nachdem der Muskelkater<br />
vorbei war, habe ich die grobstolligen<br />
Reifen gegen straßentauglichere getauscht.<br />
Letztendlich macht eine Yankee<br />
500 Z nicht im harten Gelände, sondern<br />
auf kleinen und kleinsten Nebenstrecken<br />
am meisten Spaß – egal, ob geteert oder<br />
nicht“, erzählt Joel.<br />
Straßen-Twin: Ossa Yankee 500<br />
Während John Taylor wegen der miserablen<br />
Verkäufe seiner Yankee 500 Z haderte,<br />
sah man bei Ossa gute Chancen für eine<br />
Straßenvariante mit dem Zweizylinder-<br />
Zweitakter für den europäischen Markt.<br />
Noch im Jahr 1973 präsentierte der spanische<br />
Hersteller seinen Roadster auf der<br />
Barcelona Motor Show. Allerdings gehörten<br />
ja Taylor die Rechte an diesem Motor,<br />
deren Rückübertragung wohl Jahre gedauert<br />
hätte. Er einigte sich mit Ossa jedoch<br />
darauf, dass die Spanier den Zweizylinder<br />
verwenden durften, solange ihn<br />
der Yankee-Schriftzug auf dem Motorgehäuse<br />
ziert.<br />
Ossa überarbeitete den Motor und<br />
spendierte ihm eine Mikuni-Ölpumpe, die<br />
– wie bei japanischen Zweitaktern längst<br />
Standard – die Umstellung auf Getrenntschmierung<br />
ermöglichte. Das war eine<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong> 87
SZENE I<br />
Yankee 500 Z und Ossa Yankee 500<br />
Als die Serienfertigung der Ossa<br />
Yankee 500 anlief, war die Zeit der<br />
großen Zweitakter bereits vorbei<br />
88 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong><br />
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Sachlich gestaltetes Cockpit, mit ruhig anzeigenden Instrumenten<br />
und fünf Kontrollleuchten in einer Konsole integriert<br />
Manuel Garriga beim Ausfahren seines Jugendtraums: Wenn die Ossa<br />
Yankee gefordert wurde, zog sie sich zehn Liter Sprit rein – mindestens!<br />
große Verbesserung, denn nun erfolgte<br />
die dosierte Zufuhr des Schmierstoffs in<br />
Abhängigkeit von Drehzahl und Gasgriffstellung.<br />
Die Pioneer-Zylinder und<br />
-Köpfe tauschte Ossa beim Straßenmodell<br />
gegen jene des Stiletto-Motocrossers und<br />
wählte natürlich einen Kurbelwellenversatz<br />
von 180 Grad für mehr Laufkultur.<br />
Deswegen besaß die Ossa Yankee im Gegensatz<br />
zur 500 Z auch nur eine kontaktlose<br />
Motoplat-Zündung auf dem äußeren<br />
Stumpf der rechten Kurbelwelle, während<br />
auf jenem der linken die Zwölf-Volt-Lichtmaschine<br />
angebracht war. Weitere Unterschiede<br />
betrafen die beiden 27er-IRZ-Vergaser,<br />
die zwei in Spanien gefertigte 32er-<br />
Lizenzprodukte von Bing ersetzten. Angepasst<br />
an den Straßeneinsatz wurden<br />
zuletzt auch die Abstufung und die Übersetzung<br />
des Sechsganggetriebes.<br />
Als Rahmen diente im Grunde die steife,<br />
von Dick Mann gezeichnete Doppelschleifen-Konstruktion<br />
der 500 Z. In der<br />
Ossa Yankee war der Motor jedoch über<br />
vibrationsdämpfende Silentblöcke verschraubt.<br />
Telegabel und die hinteren Gasdruck-Stoßdämpfer<br />
steuerte der spanische<br />
Zulieferer Betor bei, und auch die<br />
Magnesium-Gussräder von Akront stammten<br />
aus spanischer Fertigung. Vorne verzögerte<br />
eine 280er-Scheibenbremse von<br />
Brembo, eine zweite war optional erhältlich.<br />
Hinten kam eine 260er-Scheibenbremse<br />
zum Einsatz.<br />
Obwohl die Ossa Yankee mittlerweile<br />
eine Zwölf-Volt-Elektrik mit ordentlicher<br />
Beleuchtung an Bord hatte, musste sie<br />
weiterhin auf einen Elektrostarter verzichten.<br />
Nicht aber auf ein vollständiges<br />
Cockpit mit Tacho und elektronischem<br />
Drehzahlmesser von Veglia, die sich den<br />
Platz in der modischen Kunststoff-Konsole<br />
mit fünf Kontrollleuchten teilten. Wie<br />
die Seitendeckel wurde auch der 17 Liter<br />
fassende Kraftstofftank aus Fiberglas<br />
laminiert, der separate Ölbehälter der<br />
Getrenntschmierung bunkerte weitere 2,4<br />
Liter. Trocken wog die Ossa Yankee 500<br />
laut Werk (optimistische) 158 Kilogramm.<br />
Es sollte indes noch drei Jahre dauern,<br />
bis 1976 schließlich die Serienfertigung<br />
begann. Tank und Seitendeckel waren in<br />
Silber lackiert, mit kontrastierenden Farben<br />
in Gelb und Orange, die sich in den<br />
Federbeinen wiederfanden. Als Nennleistung<br />
gab Ossa 58 PS bei 7500/min an,<br />
dürfte dabei aber eher spanische Ponys<br />
gemeint haben. Nichtsdestotrotz war<br />
Tester Franz-Josef Schermer seinerzeit<br />
durchaus angetan von der ansehnlichen<br />
Maschine mit der Fahrgestellnummer<br />
0011, die ihm der österreichische Ossa-<br />
Importeur für den Fahrbericht in MOTOR-<br />
RAD 7/1977 zur Verfügung stellte.<br />
Besonders gefielen Schermer der kräftige<br />
Antritt von unten, der turbinenartige<br />
Lauf ab 6000/min und das exakte sowie<br />
passend gestufte Sechsganggetriebe. Positiv<br />
überrascht war er zudem vom guten<br />
Komfort und dem trotz der etwas harsch<br />
ansprechenden Gabel sehr sicheren Fahrverhalten.<br />
Die durschnittlich verbrannten<br />
zehn Liter Sprit und der Preis von 7500<br />
Mark schienen jedoch ziemlich hoch.<br />
Ersteres bestätigt ebenfalls Manuel<br />
Garriga, der vor ein paar Jahren das<br />
Traum-Motorrad seiner Jugend für einige<br />
Monate ausleihen konnte und dabei zwischen<br />
zehn und fünfzehn Liter verfeuerte!<br />
„Das war natürlich bei sehr flotter<br />
Fahrweise“, wie er zugibt. „Die Ossa Yankee<br />
war unglaublich schnell für eine<br />
500er aus den 70er-Jahren, ich fühlte<br />
mich dank des sehr sicheren Fahrverhaltens<br />
aber jederzeit wohl auf ihr. Sehr verlässlich<br />
arbeiteten auch die Bremsen,<br />
selbst mit nur einer Scheibe vorn. Die<br />
Ossa Yankee musste nicht gedreht werden,<br />
animierte aber dazu, ging über 5000<br />
Touren wirklich eindrucksvoll ab und<br />
drehte locker und ganz weich bis an den<br />
roten Bereich bei 8000/min. Im sechsten<br />
Gang standen bei 5500 Touren 140 km/h<br />
auf dem Tacho, und die 170er-Marke war<br />
nie ein Problem. Für mich klingen die vom<br />
Werk angegebenen 185 km/h Spitze daher<br />
glaubhaft. Dabei machte die Ossa<br />
Yankee allerdings einen Höllen-Radau.<br />
Nicht zuletzt deswegen ist mir die Zeit mit<br />
meinem Jugendtraum unvergesslich in<br />
Erinnerung geblieben.“<br />
Tatsächlich beschleunigte die Ossa<br />
Yankee 500 in Tests etwas besser als die<br />
Yamaha XS 500 oder eine Honda CB 550<br />
K. Was ihr am Ende jedoch nichts nutzte,<br />
zunehmend strengere Abgasgrenzwerte<br />
machten gerade den großvolumigen Zweitaktern<br />
schon damals das Leben immer<br />
schwerer. So endete die im zweiten Anlauf<br />
durchaus vielversprechende Karriere<br />
dieses technisch sehr interessanten spanischen<br />
Halbliter-Twins abrupt – nach nur<br />
1000 gebauten Maschinen stellte Ossa<br />
1977 die Produktion ein.<br />
◻<br />
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SZENE I<br />
BMW in Daytona 1972<br />
BMW-BOXER<br />
IM DAYTONA-OVAL<br />
Aller Anfang ist schwer – das bekam die kleine Truppe des amerikanischen<br />
BMW-Importeurs Butler & Smith zu spüren, als sie mit einem Renn-Boxer<br />
auf Basis der R 75/5 beim prestigeträchtigen Daytona 200 starten wollten.<br />
Text: Frank Rönicke; Fotos: Archiv Rönicke, V. Rauch<br />
90 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong><br />
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Daytona 1972: Kurt<br />
Liebmann auf dem von<br />
Udo Gietl gebauten<br />
750er-Renn-Boxer. Ihm<br />
gelangen damit aber<br />
nur ein paar Trainingskilometer.<br />
BMW-<br />
Ingenieur Volker Beer<br />
(hinter der Maschine)<br />
blickt skeptisch drein<br />
Für das 200-Meilen-Rennen<br />
warb das Daytona-Plakat<br />
1972 mit dem australischen<br />
Motorradweltmeister<br />
Kel Carruthers<br />
Neulich stieß ich beim Suchen im<br />
Netz auf ein Angebot aus den<br />
USA mit dem angeblich letzten<br />
verfügbaren Poster einer BMW-Rennmaschine<br />
von Butler & Smith und dem<br />
Deutsch-Amerikaner Kurt Liebmann im<br />
Sattel. Es sollte eine Rennszene vom<br />
200-Meilen-Rennen in Daytona 1972 darstellen.<br />
Nun wusste ich aber, dass dort in<br />
jenem Jahr keine BMW am Start war. Beim<br />
Stöbern in digitalen und analogen Quellen<br />
stellte ich rasch fest, dass diese Maschine<br />
zwar 1972 aufgebaut wurde, aber erst 1973<br />
in Daytona gefahren ist. Dennoch gab es<br />
tatsächlich für 1972 eine Butler & Smith-<br />
BMW, die im legendären 200-Meilen-<br />
Rennen auf dem Daytona International<br />
Speedway antreten sollte …<br />
Der amerikanische BMW-Motorrad-<br />
Importeur Butler & Smith war stets bemüht,<br />
sportliche Erfolge seiner Maschinen für die<br />
Verkaufsunterstützung zu nutzen. Ende<br />
der 1960er-Jahre war das allerdings kaum<br />
möglich. Die behäbigen bajuwarischen<br />
Motorräder entsprachen einfach nicht<br />
mehr dem Anforderungsprofil junger<br />
amerikanischer Motorradfahrer. Als 1968<br />
zwei R 69 S, die in den USA mit Telegabel<br />
verkauft wurden, das Fünf-Stunden-Rennen<br />
auf dem Virginia International Raceway<br />
gewannen, schlachteten Butler &<br />
Smith dies richtig aus, indem sie betonten,<br />
gegen wen BMW da gewonnen hatte:<br />
Norton Commando, Harley-Davidson<br />
Sport ster, Triumph Bonneville, Honda 450<br />
Metisse und Suzuki 500. Damit wurden all<br />
die Bikes genannt, die in den USA damals<br />
in waren. BMW gehörte nicht mehr dazu.<br />
So war es auch, als 1970 die ers ten BMW<br />
R 75/5 nach Amerika kamen. Die hatten<br />
wegen ihrer Tanks und den verchromten<br />
Seitendeckeln rasch den Spitznamen<br />
„Toaster“ weg. Dennoch schickten Butler<br />
& Smith auch diese Maschine in verschiedene<br />
Rennen. Je nach Konkurrenz<br />
sprang dabei hin und wieder sogar ein<br />
Sieg heraus. Geliefert wurden die Bikes<br />
von Oscar Liebman, Chef der BMW-Vertretung<br />
Amol Precision in New Jersey. Sie<br />
wurden meistens von dessen Sohn Kurt<br />
gefahren. Bekannt geworden war das<br />
deutschstämmige Familienunternehmen<br />
mit der Liebmann-Spezial, einer auf der<br />
RS 53 basierenden BMW-Rennmaschine,<br />
mit der selbst 1971 noch einige Rennen<br />
bestritten wurden.<br />
Rennfertig aufgebaut hatte diese BMW-<br />
Motorräder mit Udo Gietl ein weiterer<br />
Deutschstämmiger, der 1940 in Deutschland<br />
geboren wurde, nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg jedoch in die USA kam und als<br />
junger Ingenieur in den 60er-Jahren am<br />
Apollo-Programm der NASA arbeitete.<br />
Seine Affinität zu Motorrädern führte ihn<br />
1968 zu Butler & Smith.<br />
Butler & Smith wurden 1971 von der<br />
Familie Adams übernommen, einem in den<br />
USA seit Jahrzehnten sehr einflussreichen<br />
Clan in der Wirtschaft wie in der Politik.<br />
Juniorchef Dr. Peter Adams kümmerte sich<br />
fortan um die Vermarktung der BMW-<br />
Motor räder, die mit stagnierenden Absatzzahlen<br />
gegen japanische und englische<br />
Konkurrenz zu kämpfen hatten. Ein stärkeres<br />
Engagement im Rennsport schien<br />
ihm ein probates Mittel zu sein, um die Popularität<br />
und die Umsätze der deutschen<br />
Marke zu steigern. Erstes Ziel eines länger-<br />
Den Sieg in<br />
Danville mit<br />
einer serienmäßigen<br />
BMW<br />
R 75/5 schlachtete<br />
der Importeur<br />
Butler &<br />
Smith 1970<br />
ordentlich aus<br />
Für das Rennen in Daytona war das Team um Gietl spät dran, was man nicht zuletzt auch an<br />
der etwas improvisiert wirkenden Verkleidung der 750er-Rennmaschine erkennen kann<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong> 91
SZENE I<br />
BMW in Daytona 1972<br />
fristig angelegten Programms war 1972 der<br />
Aufbau einer wettbewerbs fähigen Rennmaschine<br />
auf Basis der R 75/5 für die Formel<br />
750 der nationalen amerikanischen<br />
Meisterschaft. Das Reglement der AMA<br />
(American Motorcycle Association) erlaubte<br />
Maschinen von 350 bis 750 cm³,<br />
deren Serienproduktion mindes tens 200<br />
Motorräder umfasst. Sie durften stark<br />
modifiziert werden, lediglich die Zahl der<br />
Zylinder, die Motoreinlasssteuerung und<br />
der Hinterradantrieb mussten der Serie<br />
entsprechen. Außerdem waren maximal<br />
fünf Gänge zugelassen.<br />
Peter Adams wollte unbedingt schon<br />
zum Saisonstart beim prestigeträchtigen<br />
200-Meilen-Rennen von Daytona mit einer<br />
kürzte Pleuel für den Motor. Im Doppelschleifenrahmen<br />
à la Norton-Federbett<br />
hing der durch die neuen Pleuel um 22<br />
Millimeter schmaler gewordene Motor<br />
mit innengekühlter Ölwanne. Für eine<br />
maximale Schräglagenfreiheit wurde der<br />
Motor höher und um rund 25 Grad geneigt<br />
eingebaut. Je zwei Zündkerzen pro Zylinder<br />
wurden von einer Kröber-Transistorzündung<br />
gespeist, die allerdings Probleme<br />
bereitete. Die Auspuffkrümmer beider<br />
Zylinder wurden unter der Ölwanne zu<br />
einem gemeinsamen Megafon zusammengeführt,<br />
eine Spezialität von Udo<br />
Gietl, die er bereits bei früheren Rennmaschinen<br />
praktiziert hatte. Über die Leistung<br />
des Motors äußerte man sich damals<br />
92 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong><br />
eigenen Maschine antreten, an der Udo<br />
Gietl über die Wintermonate hart gearbeitet<br />
hatte. BMW in München engagierte sich<br />
1972 wieder etwas stärker im Rennsport,<br />
unterstützte die Seitenwagen-Weltmeister<br />
Enders/Engelhardt sowie Privatfahrer wie<br />
Helmut Dähne.<br />
Auch Butler & Smith erhielten unter der<br />
Hand Hilfe aus Deutschland. Offiziell<br />
wusste man in München allerdings nichts<br />
von den Aktivitäten in den USA, obwohl<br />
BMW den für ihre Vertriebs-GmbH in<br />
Amerika tätigen Ingenieur Volker Beer<br />
beauftragte, sich der Sache anzunehmen.<br />
Der stürzte sich mit großem Elan in die<br />
Aufgabe, besorgte aus München einen<br />
Rahmen, diverse Fahrwerksteile und verwww.motorrad-classic.de
Für eine Boxer-<br />
BMW baute die<br />
Rennmaschine<br />
(ganz links) recht<br />
schmal – auch ein<br />
Verdienst der<br />
kürzeren Pleuel<br />
Der Zwei-in-eins-<br />
Auspuff war für<br />
BMW ungewöhnlich,<br />
gehörte jedoch<br />
zu den Spezialitäten<br />
von Udo Gietl<br />
Offene 36er-Mikuni-Vergaser<br />
anstelle<br />
der serienmäßigen<br />
Bing-Gemischaufbereiter<br />
gehörten<br />
zum Paket zur Leistungssteigerung<br />
des Motors<br />
nicht, später war von rund 65 PS die Rede.<br />
Im Vergleich zu den 50 Serien-PS eine ordentliche<br />
Steigerung.<br />
Suzuki trat in jenem Jahr allerdings<br />
mit einer über 100 PS starken 750er an!<br />
Die vergleichsweise bescheiden motorisierte<br />
Renn-BMW benötigte dennoch eine<br />
neue und verstärkte Kupplung. Die originale<br />
Telegabel der R 75/5 wurde verkürzt,<br />
im Vorderrad verzögerte eine Fontana-<br />
Duplexbremse. Fußrasten, Lenker- und<br />
Sitzposition ließen sich variieren und unterschiedlichen<br />
Fahrern anpassen.<br />
Dieser für Daytona 1972 gebaute Boxer<br />
wog nur 153 Kilogramm, machte gegenüber<br />
der leistungsstärkeren Konkurrenz<br />
somit wieder Boden gut. Als Fahrer für die<br />
68 Runden zu je 3,81 Meilen (200 Meilen =<br />
322 Kilometer) war Kurt Liebmann vorgesehen.<br />
Der hatte mit seiner alten Liebmann-<br />
Spezial schon zwei Tage zuvor am Junior-<br />
Rennen über 100 Meilen teilgenommen,<br />
kam jedoch nicht ins Ziel. Beim Hauptrennen<br />
am 12. März schaffte er es dagegen<br />
nicht einmal bis in die Startaufstellung des<br />
200-Meilen-Rennens!<br />
Die Probleme mit der Doppelzündung<br />
der erst auf den letzten Drücker fertig gewordenen<br />
Rennmaschine bekam man einfach<br />
nicht in den Griff, mehr als ein paar<br />
unbefriedigende Trainingsrunden sprangen<br />
für Liebmann und das Butler & Smith-<br />
Team an diesem Wochenende nicht<br />
heraus. Dennoch, alleine schon das Auftauchen<br />
dieser BMW in Daytona schlug<br />
ein wie eine Bombe, vor allem bei der<br />
deutschen Presse. Die Bombe zündete<br />
zwar nicht, war aber eine gute Basis für<br />
die weitere Entwicklung der US-Rennsportaktivitäten<br />
von Butler & Smith zusammen<br />
mit BMW. Für die Saison 1972<br />
wurden noch weitere Renn-Boxer aufgebaut,<br />
die sich in US-Rennserien erfolgreich<br />
schlugen. Und 1973 dann tatsächlich<br />
auch in Daytona an den Start gingen. In<br />
jenem Jahr gewann Reg Pridmore mit der<br />
von Udo Gietl aufgebauten R 75/5 zudem<br />
den US-Titel in der Production Racer-Meisterschaft.<br />
Der in den folgenden beiden<br />
Jahren immer weiter er starkte Gietl-Boxer<br />
drückte 1975 immerhin rund 100 PS und<br />
drehte bis 10 500/min!<br />
Zur Saison 1976 traten die Butler &<br />
Smith-BMWs dann in der neu geschaffenen<br />
AMA-Superbike-Klasse an. Doch<br />
das ist eine ganz andere Geschichte – und<br />
eine sehr erfolgreiche obendrein (siehe<br />
<strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong> 4/2015). ◻<br />
Oben: Die von Udo Gietl und Volker Beer aufgebaute<br />
Rennmaschine auf Basis der R 75/5 ähnelte – nicht ganz<br />
zufällig – dem Renn-Boxer, mit dem Helmut Dähne 1972<br />
bei den 200 Meilen von Imola antrat (o.r.). Unten links:<br />
die Liebmann-Spezial von Kurt Liebmann. Daneben der<br />
spätere Butler & Smith-Boxer aus der Saison 1972, mit<br />
getrennten Auspuffrohren innerhalb der Verkleidung<br />
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NACHDRUCK<br />
94 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong><br />
Kette oder Kardan – mit<br />
welcher der beiden 1000er-<br />
Kawasakis fährt man im<br />
Alltag und auf Touren<br />
besser? Die Antworten gab<br />
es im Vergleichstest in der<br />
<strong>MOTORRAD</strong>-Ausgabe 4/1979
Zwei neu gestylte 1000er<br />
treten die Nachfolge der<br />
Z 1000 an, eine mit Kette,<br />
die andere mit Kardan<br />
<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong> 95
96 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong><br />
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NACHDRUCK<br />
Die kettengetriebene<br />
Z 1000<br />
Mk II besitzt eine<br />
sportlich gestylte<br />
Auspuffanlage,<br />
die allerdings sogar<br />
leiser als die<br />
der Z 1000 ST<br />
ist. Die breite<br />
Kette hält mit<br />
O-Ringen zwischen<br />
den Laschen<br />
das Fett<br />
Die Instrumente<br />
der Kawasaki<br />
Z 1000 Mk II:<br />
etwas klein,<br />
aber übersichtlich<br />
und<br />
gut beleuchtet.<br />
Eine Tankanzeige,<br />
wie bei<br />
der Z 1000 ST,<br />
fehlt<br />
Der vollelektronische Rollenprüfstand<br />
des Schweizers<br />
Fritz Egli registriert Hinterradleistung<br />
und Verlustleistung<br />
der beiden großen Kawasaki-<br />
Modelle<br />
Das Kettenmotorrad ist eindeutig die<br />
handlichere Maschine, ihr Radstand<br />
ist um 50 Millimeter kürzer als jener<br />
der Kardanmaschine<br />
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98 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong><br />
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NACHDRUCK<br />
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NACHDRUCK<br />
Aufgeräumt und gut beleuchtet<br />
ist die Instrumentenkonsole<br />
der Z 1000 ST.<br />
Die Tankanzeige liegt nicht<br />
optimal im Blickfeld. Die<br />
Instrumente zeigen genau<br />
und ruhig an<br />
Der Wellenantrieb der<br />
Z 1000 ST erwies sich im<br />
Testbetrieb als problemlos.<br />
Trotz langer Federwege<br />
halten sich die Fahrwerksreaktionen<br />
in erträglichen<br />
Grenzen<br />
Phantomzeichnung der Kardanmaschine:<br />
DOHC-Motor,<br />
kontaktlose Zündanlage,<br />
spiralverzahntes Hinterachsgetriebe,<br />
Torsionsdämpfer<br />
im Getriebe<br />
100 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong><br />
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NACHDRUCK<br />
RÜCKBLICK<br />
Foto: Arturo Rivas<br />
Z-Club-Chef Peter Krauss (61)<br />
kennt alle Z-Kawasakis<br />
Die beiden<br />
1000er-Kawasakis<br />
aus heutiger Sicht<br />
Peter Krauss, Capo des Z-Clubs Germany, besitzt sowohl<br />
die Kawasaki Z 1000 Mk II als auch die Z 1000 ST.<br />
Hier seine Erfahrungen.<br />
„Auf 84 000 Kilometern hatte ich<br />
mit der Z 1000 ST nur einen kleinen<br />
Defekt, der leicht zu beheben war“<br />
Ein Kardan-Tourer mit vier Zylindern<br />
stand 1981 auf meinem Wunschzettel.<br />
Ich hatte damals die Kettenpflege auf<br />
langen Strecken einfach satt. Nach einem<br />
Fehlgriff mit der Yamaha XJ 650, deren<br />
Tourentauglichkeit mich mangels Drehmoment<br />
und Leistung nicht wirklich überzeugte,<br />
landete ich bei der Z 1000 ST. Ich kaufte<br />
sie mir 1981 als Neufahrzeug, inzwischen<br />
hat sie 84 000 Kilometer auf der Uhr. Die<br />
Kawasaki hat mich – bis auf einen Defekt<br />
am Zündschloss, den ich aber selbst beheben<br />
konnte – nie im Stich gelassen. Für<br />
meinen Sohn habe ich später noch eine<br />
zweite Z 1000 ST angeschafft, der zu dem<br />
Bike nach anfäng lichen technischen Problemen<br />
keine Be ziehung aufbauen konnte.<br />
So habe ich diese Maschine für Touren mit<br />
Gepäckträger und Koffern ausgerüstet. Sie<br />
ist mittlerweile auch schon über 70 000 Kilo-<br />
meter gelaufen – nunmehr problemlos.<br />
Außer Reifen, Öl und Sprit braucht sie nur<br />
die üblichen Service arbeiten. Deswegen ist<br />
die Z 1000 ST für mich der ideale Super-<br />
Tourer (ST). Zumal sie auch heute noch mit<br />
ausreichend Leistung und Komfort überzeugt.<br />
Mitunter schläft meine Frau hinten<br />
drauf sogar während der Fahrt ein... Im<br />
Vergleich dazu fährt die Z 1000 MK II sportlicher<br />
und handlicher, was durch den kürzeren<br />
Radstand und geringere Federwege zu<br />
erklären ist. Leistungsmäßig nehmen sich die<br />
beiden 1000er kaum etwas. Doch wer plagt<br />
heute noch solche Raritäten dauernd bis an<br />
die Leistungsgrenze? Für mich ist die Z 1000<br />
MK II für eine flotte Runde im Schwäbischen<br />
Wald die erste Wahl. Wenn es auf Zuverlässigkeit<br />
und Fahrkomfort mit Gepäck<br />
ankommt, nehme ich aber lieber den Super-<br />
Tourer, die Z 1000 ST.<br />
Foto: Peter Krauss<br />
Läuft problemlos: Peter mit seiner<br />
zweiten Z 1000 ST auf dem Gavia-Pass<br />
DIE VERKAUFS-UND<br />
INFORMATIONSMESSE<br />
FÜR KLASSISCHE<br />
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<strong>2017</strong><br />
19. - 21. MAI<br />
MESSE FRIEDRICHSHAFEN<br />
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SPORT I<br />
Nachruf auf John Surtees<br />
Goodbye,<br />
John!<br />
Am 10. März starb John Surtees im Alter von 83<br />
Jahren. Alan Cathcart blickt zurück auf das Leben<br />
des einzigen Rennfahrers, der sowohl auf zwei<br />
als auch auf vier Rädern Weltmeister wurde.<br />
Text: Alan Cathcart; Fotos: Reinhard, H.P. Seufert, Archiv<br />
John Surtees, geboren am 11. Februar<br />
1934, wuchs im Süden Londons auf,<br />
wo er schon früh im Motorradladen<br />
seines Vaters Jack arbeitete. Jack war ein<br />
Seitenwagenpilot, der seinen Sohn schon<br />
im zarten Alter von 14 Jahren bei einem<br />
Wettbewerb an den Lenker seines Gespannes<br />
ließ. John gewann das Rennen –<br />
mit Daddy im Boot! Anschließend wurden<br />
die beiden aber disquali fiziert, da John<br />
noch zu jung war.<br />
Nachdem John die Schule mit 15 Jahren<br />
verlassen hatte, begann er mit dem Rennfahren<br />
auf den Grasbahnen um Brands<br />
Hatch. Mit Beginn seiner Ausbildung zum<br />
Mechaniker bei Vincent sattelte er auf<br />
Straßenrennen um. Auf der selbst vorbereiteten<br />
Halbliter-Vincent Grey Flash<br />
etablierte er sich 1951 mit vielen Siegen<br />
als der kommende Motorrad-Star.<br />
Im Jahr darauf startete er mit einer<br />
500er-Norton Manx erstmals auch bei<br />
einem Weltmeisterschaftslauf und wurde<br />
Sechster beim Ulster Grand Prix. Bis 1954<br />
dominierte John Surtees auf den Rundstrecken<br />
in England, dann gab ihm Norton-Rennleiter<br />
Joe Craig 1955 endlich eine<br />
Chance – und den Werksvertrag für die<br />
letzte Saison des britischen Herstellers auf<br />
dem mittlerweile unterlegenen Manx-<br />
Single. Dennoch gewann John damit in<br />
England 69 seiner 75 Rennen. Außerdem<br />
holte er sich seinen ersten WM-Sieg beim<br />
Ulster-GP auf einer 250er-NSU Sportmax.<br />
Nach Nortons Ausstieg aus dem Werksrennsport<br />
begann 1956 seine erfolgreiche<br />
Zeit bei MV Agusta. Auf der italienischen<br />
Vierzylinder-500er holte der erst 22-Jährige<br />
nicht nur seinen ersten von insgesamt<br />
sechs TT-Siegen, sondern gewann unangefochten<br />
auch den ersten Weltmeistertitel<br />
in der Königsklasse, obwohl er sich<br />
beim vorletzten Grand Prix der Saison auf<br />
der Solitude bei einem Sturz den Arm gebrochen<br />
hatte.<br />
In der Saison 1957 waren die MV<br />
Agustas chancenlos gegen die Gileras, für<br />
Surtees blieb im WM-Endklassement nur<br />
Rang drei bei den 500ern und Rang fünf<br />
bei den 350ern. Vergeblich hatte er den<br />
Conte Agusta gedrängt, das träge Handling<br />
und die mangelnde Zuverlässigkeit der mit<br />
einer üppigen Stromlinien-Verkleidung<br />
ver sehenen Vierzylinder-MV zu verbessern.<br />
John war drauf und dran, MV zu verlassen<br />
und bei Moto Guzzi die immer konkurrenzfähigere<br />
V8-500er zu fahren. Kurz<br />
vor dem vereinbarten Termin für eine<br />
Testfahrt verkündete Moto Guzzi jedoch<br />
zusammen mit Gilera und Mondial den<br />
Rückzug aus dem GP-Sport.<br />
Ursprünglich wollte sich MV Agusta<br />
diesem Schritt ebenfalls anschließen. Doch<br />
der Graf besann sich eines Besseren, bedeutete<br />
der Rückzug der Konkurrenz<br />
doch, dass die Tür für MV-Siege gegen<br />
die Privatfahrer auf ihren veralteten britischen<br />
Einzylindern weit offen stand.<br />
Was folgte, waren zwei Jahrzehnte ununterbrochene<br />
Dominanz der MV-Vierzylinder<br />
im Grand Prix-Sport. Nutznießer war<br />
John Surtees, der sich von 1958 bis 1960<br />
mit 32 Siegen bei 39 Starts insgesamt sechs<br />
WM-Titel in der 350er- und in der 500er-<br />
Klasse sicherte. Außerdem gewann er in<br />
102 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong><br />
www.motorrad-classic.de
dieser Zeit als erster Rennfahrer drei Mal<br />
in Folge die Senior-TT. Rekordverdächtig<br />
auch die Bilanz der Jahre 1958 und 1959:<br />
Er siegte in jedem Grand Prix, bei dem er<br />
an den Start ging. Eine beeindruckende<br />
Dominanz mit 25 Triumphen in Folge!<br />
Als Conte Agusta ihm 1960 untersagte,<br />
bei den nicht zur WM zählenden Rennen<br />
auch andere Fabrikate zu fahren, entschied<br />
Surtees verärgert, stattdessen zusätzlich<br />
Autorennen zu fahren. Beim Grand Prix<br />
von Monaco feierte er sein Formel 1-Debüt<br />
im Lotus, der ihn mit Getriebeschaden zur<br />
Aufgabe zwang. Von dort flog Surtees<br />
direkt auf die Isle of Man zur TT-Qualifikation,<br />
wo er stets vorne lag und seine letzte<br />
Senior-TT gewann. Dabei knackte er mit<br />
einem Schnitt von 102,44 mph als erster<br />
Pilot die 100-Meilen-Schallmauer. In jenem<br />
Jahr sicherte er sich noch seine beiden<br />
letzten WM-Titel, bevor er sich von MV und<br />
dem Motorradrennsport verabschiedete.<br />
Nicht jedoch, ohne sich in den Annalen mit<br />
zwei bemerkenswerten Rennen an einem<br />
Tag zu verewigen: Am 24. Juli 1960 trieb er<br />
seine Vierzylinder-MV zum Sieg beim<br />
500er-Grand Prix von Deutschland auf der<br />
Solitude. Wenige Stunden später klemmte<br />
er sich hinters Lenkrad eines Rob Walker-<br />
Porsches und ging ins Formel 2-Rennen an<br />
gleicher Stelle. Kurz vor Schluss kollabierte<br />
jedoch der Motor.<br />
Surtees hinterließ auf vier Rädern sofort<br />
einen starken Eindruck. Schon beim<br />
zweiten Formel 1-Start 1960 schnappte er<br />
sich im Lotus Platz zwei beim britischen<br />
Grand Prix in Silverstone. Und beim dritten<br />
Einsatz, dem Portugal-GP, die Pole-<br />
Position. Nachdem er zwei Formel 1-Lehrjahre<br />
bei einem kleinen Privatteam ab -<br />
solviert hatte, holte ihn 1963 Ferrari, wo er<br />
im Jahr darauf die Formel 1-Weltmeis terschaft<br />
einfuhr – allen Intrigen innerhalb<br />
des Teams zum Trotz. Die fünf Jahre bei<br />
MV Agusta waren in dieser Hinsicht wohl<br />
eine gute Vorbereitung. Bei Ferrari kam<br />
allerdings noch jede Menge Chaos hinzu,<br />
verursacht durch ständige Streiks in Italien,<br />
wenig Testmöglichkeiten und zu knappe<br />
Mittel, um sowohl die Formel 1 als auch<br />
Sportwagenrennen zu bestreiten.<br />
Beim Grand Prix in Silverstone war<br />
John beispielsweise der Einzige im Ferrari-Team,<br />
der mit einem Schweißbrenner<br />
umgehen konnte. So musste er den Zusatztank<br />
selbst schweißen, der ihm das<br />
zeitraubende Nachtanken ersparte!<br />
Nach zwei Formel 1-Jahren mit Honda<br />
gründete John Surtees 1970 seinen eigenen<br />
Rennstall, der in der Formel 1, Formel<br />
2 und der Formel 5000 antrat. Während es<br />
in der Formel 1 nie zum Sieg reichte, gewann<br />
Mike Hailwood, Johns Nachfolger<br />
als englischer Motorrad-Superstar, 1972<br />
mit einem Surtees TS10 die Formel 2-Europameisterschaft.<br />
Es war der größte Erfolg<br />
für das Team Surtees, das 1978 nach<br />
neun schwierigen und erfolglosen Jahren<br />
in der Formel 1 letztlich zusperren musste.<br />
Wesentlich besser lief es im Immobiliengeschäft,<br />
das John anschließend aufbaute.<br />
Es gab ihm die Möglichkeiten und Mittel,<br />
sich wieder auf seine Leidenschaften zu<br />
konzentrieren. Mit Hingabe restaurierte<br />
und sammelte er vor allem Motorräder<br />
und Autos, mit denen er in seiner Karriere<br />
in Berührung gekommen war. Und genoss<br />
es, diese bei zahlreichen Klassik-Veranstaltungen<br />
weltweit zu präsentieren. Vor<br />
allem beim alljährlichen Goodwood Festival<br />
of Speed, wo er historische BMW-Motorräder<br />
genauso pilotierte wie Mercedes-<br />
Rennwagen oder die Nortons und MV<br />
Agustas aus seiner Sammlung.<br />
John Surtees war ein harter, aber gerechter<br />
Mensch, der hohe Standards setzte<br />
und diese auch von anderen erwartete. Er<br />
wusste immer, was er wollte, und ließ dabei<br />
nie locker, selbst wenn er dabei Ärger<br />
provozierte. Wäre er kompromissbereiter<br />
gewesen, hätte er in manchen Situationen<br />
bestimmt mehr erreicht, als es ihm möglich<br />
war. Insbesondere in der Scheinwelt<br />
der Formel 1, in der sich so ein aufrechter<br />
Charakter wie John gefühlt haben muss<br />
wie ein Fisch auf dem Trockenen. Er kam<br />
aus bescheidenen Verhältnissen und hat<br />
das Beste aus seinem Leben gemacht.<br />
Nicht nur die Welt des Motorsports hat<br />
einen ihrer ganz Großen verloren. ◻<br />
Ganz oben: Surtees siegt 1960 beim<br />
deutschen 500er-GP auf der Solitude<br />
Ganz schnell: auf der 500er-<br />
MV zum WM-Titel 1958<br />
Ganz überraschend: Im Formel 1-Renner – hier 1964<br />
im Ferrari – war Surtees sofort konkurrenzfähig<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong> 103
SPORT I<br />
DHM-Nachrichten<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Von Deutschland nach<br />
Down Under und zurück<br />
Ronja Mahl ist Seitenwagenpilotin und fährt in der DHM im<br />
Boot ihres Vaters. Zwischendurch jedoch zog es sie von Alsfeld<br />
nach Australien – und auch dort erfolgreich auf Rennstrecken.<br />
Derzeit gehen mehr als 50 Frauen bei der Deutschen Historischen<br />
Motorradmeisterschaft (DHM) an den Start. Dabei<br />
sticht eine junge Frau hervor. Die Seitenwagen-Fahrerin Ronja<br />
Mahl ist erst Anfang 20, hat aber bereits einen dritten Platz in der<br />
„Australian Sidecar Championship F2“ vorzuweisen. Nach knapp<br />
zwei Jahren in „Down Under“ ist sie letztes Jahr wieder zurückgekehrt<br />
und startet mit ihrem Vater im BMW-Gespann in der DHM.<br />
Für Ronja Mahl war die Teilnahme an der Deutschen Historischen<br />
Motorradmeisterschaft die Grundlage für das erfolgreiche<br />
Gastspiel in Australien. Vater Erwin ist mit einem originalen BMW-<br />
Renngespann, das 1970 vom Schweizer Gespannspezialisten<br />
Hermann Schmid gebaut wurde, seit vielen Jahren erfolgreich in<br />
der DHM dabei. Insofern war das Fahrerlager schon immer Ronjas<br />
Spielplatz. So ließ der Papa sein Töchterchen im zarten Alter von<br />
zwölf Jahren im Rahmen eines Seitenwagen-Renntrainings erstmals<br />
Gespannluft schnuppern. Ernst wurde es für Ronja dann 2013<br />
beim ersten Einsatz auf dem Nürburgring. Bei diesem DHM-Lauf<br />
holten sich Vater und Tochter in ihrem ersten gemeinsamen<br />
Rennen den Gesamtsieg! Und es folgten noch weitere Erfolge – in<br />
der DHM und eben in Australien.<br />
Zur dortigen Seitenwagen-Meisterschaft kam Ronja eher zufällig<br />
während ihres Au-pair-Aufenthalts. Ende 2014 wollte sie<br />
eigentlich nur dem schmuddeligen Winterwetter im hessischen<br />
Alsfeld entfliehen und pünktlich zum DHM-Saisonstart 2015<br />
wieder in Deutschland sein. An Seitenwagenrennen im australischen<br />
Sommer dachte sie ebenso wenig wie an die Verlängerung des<br />
Australien-Aufenthalts auf 18 Monate. Das ergab sich erst vor Ort<br />
durch die Bekanntschaft ihres Vaters mit dem australischen<br />
F1-Seitenwagen-Rennfahrer Adam Treasure. Der kontaktierte<br />
Ronja, worauf sich beide bei einem australischen Meisterschaftslauf<br />
trafen. Dort knüpfte Ronja schnell Kontakt zur australischen<br />
Rennszene, die trotz Sprachbarrieren der deutschen sehr ähnlich<br />
ist – Motorsport unter Freunden eben.<br />
Einige Wochen später nahm Ronja an einem „Come and Try<br />
Day“ mit <strong>Classic</strong> F1- und F2-Gespannen teil. Anschließend fuhr sie<br />
zuerst in Sydney mit John Clancy ein <strong>Classic</strong>-Rennen und ging<br />
danach mit Chrissie Clancy bei einem Lauf auf Phillip Island ins<br />
Rennen der Australian Championship. Das klappte gleich so gut,<br />
dass sich Ronjas Aufenthalt auf 18 Monate und eine komplette Sidecar-Saison<br />
verlängerte. Eines ihrer Highlights war dabei der erste<br />
104 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong><br />
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4 5<br />
Fotos: DHM<br />
6<br />
Fotos: DHM<br />
1 Vater und Tochter in einem Boot:<br />
Ronja und ihr Vater Erwin Mahl in<br />
ihrem 1970 vom Schweizer Gespannspezialisten<br />
Hermann Schmid gebauten<br />
BMW-Renngespann auf dem Hockenheim<br />
Ring 2 Vater und Tochter<br />
bei der Parade im Rahmen der Sachsenring<br />
<strong>Classic</strong> 2016 3 Ronja mit Chris<br />
Beart bei der Sidecar Trophy in Cadwell<br />
Park/England 4 Beim Briefing in<br />
Australien mit Chrissie Clancy 5 Die<br />
beiden Power-Girls in Aktion beim<br />
Lauf auf Phillip Island 6 Schnappschuss<br />
aus Down Under: Ronja Mahl<br />
und ihr Mechaniker-Papa auf der<br />
Grand Prix-Strecke von Phillip Island<br />
Platz mit John Clancy in einem Post-<strong>Classic</strong>-Honda-Gespann beim<br />
Barry Sheene Festival of Speed in Eastern Creek bei Sydney. Getoppt<br />
wurde das alles noch vom dritten Platz in der „Australian<br />
Championship F2 Sidecars“ im Damenteam mit Chrissie Clancy.<br />
Ronja Mahl erkannte viele Parallelen zur <strong>Classic</strong>-Rennszene<br />
daheim in Deutschland. Die Offenheit, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft<br />
im australischen Fahrerlager ist genauso gut wie in der<br />
DHM. Als ihr Papa Urlaub machte und zum Rennen nach Phillip<br />
Island kam, gab es nicht nur einen herzlichen Empfang von seiner<br />
Tochter. Von allen Australiern wurde er aufgenommen, als würde<br />
Terminplan der DHM <strong>2017</strong><br />
Datum Veranstaltung Hinweis<br />
07. Mai Nürburgring, Kölner Kurs Alle Klassen<br />
13. bis 14. Mai Colmar-Berg, Luxemburg Alle Klassen<br />
16. bis 18. Juni ADAC Sachsenring <strong>Classic</strong> Klassen E, H, J, K, L, N, P<br />
14. bis 16. Juli Schleizer Dreieck Alle Klassen<br />
29. bis 30. Juli Circuit de Chambley, Metz Alle Klassen<br />
19. bis 20. August Schottenring Grand Prix E, H, J, K, L, N, P, U, V, W, mit VFV-Sonderlauf<br />
27. August <strong>2017</strong> 3. Ried Ring Revival Lorsch Präsentationen bis Baujahr 1965<br />
08. bis 10. September Hockenheim <strong>Classic</strong>s Alle Klassen, mit VFV-Sonderlauf<br />
07. bis 08. Oktober Oschersleben Alle Klassen<br />
28. Oktober Meisterschaftsfeier Festhalle Schotten<br />
man sich schon lange Jahre kennen. Aber einige Unterschiede zu<br />
Deutschland haben Vater und Tochter doch ausgemacht: Die unendliche<br />
Weite sowie die atemberaubenden Strände und Kulissen<br />
dieses faszinierenden Landes suchen ihresgleichen.<br />
Seit Frühjahr 2016 ist Ronja Mahl wieder zurück in Alsfeld. Von<br />
Müdigkeit keine Spur. Noch mehr infiziert und motiviert als bisher<br />
„turnt“ sie wieder im Boot ihres Vaters im Rahmen der DHM-Läufe.<br />
Weil die Deutsche Historische Motorradmeisterschaft „nur“<br />
acht Veranstaltungen in einer Rennsaison belegt, hat Ronja noch<br />
genügend Zeit, um mit dem Belgier Chris Beart an der F1 Sidecar<br />
Trophy teilzunehmen. So kann sie weiterhin<br />
Luft im Ausland atmen und an ihrer internationalen<br />
Karriere arbeiten. Ihre Fernziele<br />
sind die Teilnahme an der Seitenwagen-<br />
WM und – in ganz ferner Zukunft – ein<br />
Start bei der TT auf der Isle of Man. Aber<br />
ein Ziel verliert Ronja Mahl nicht aus den<br />
Augen: weiterhin mit ihrem Papa und dem<br />
BMW-Gespann in der Deutschen Historischen<br />
Motorradmeisterschaft zu starten!<br />
<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong> 1<strong>05</strong>
SPORT I<br />
Jawa 350 V4<br />
Tschechnik-<br />
Wunder<br />
Allen Schwierigkeiten zum Trotz schaffte<br />
es Jawa mit dem anfangs anfälligen<br />
350er-V4-Motor den finanzstarken<br />
Konkurrenten Honda und MV Agusta<br />
einzuheizen. Die Fahrt mit einem<br />
der nur drei gebauten Exemplare<br />
ist definitiv eine Ehre.<br />
Text: Alan Cathcart und Gerhard Eirich<br />
Fotos: Kyoichi Nakamura, Cathcart-Archiv
Ivy in Assen:<br />
Nach zwischenzeitlicher<br />
Führung sieht<br />
alles nach einem<br />
Sieg aus, doch<br />
Aussetzer lassen<br />
die Jawa auf den<br />
zweiten Platz<br />
zurückfallen<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong> 107
SPORT I<br />
Jawa 350 V4<br />
Der flach bauende V4-Motor erlaubt<br />
eine aerodynamisch günstige,<br />
knapp geschnittene Verkleidung<br />
Im steifen Chassis fungiert der Motor als mittragendes<br />
Element. Die maue Simplex-Trommelbremse<br />
hinten war Ivys Sonderwunsch<br />
Die großen Kontrahenten<br />
unter sich: Bill Ivy<br />
und Giacomo Agostini<br />
Während der ruhmreichen Ära des Straßenrennsports<br />
der 1950er- und 1960er-Jahre<br />
war die Tschechoslowakei das einzige<br />
Land hinter dem Eisernen Vorhang, das ernsthaft der<br />
Vormachtstellung der Italiener und Japaner die Stirn<br />
bot. Zumindest in den prestigeträchtigen höheren Hubraumklassen.<br />
Ebenso wie Husqvarna, Royal Enfield,<br />
FN, BSA und andere war die 1929 von FrantiŠek Janecek<br />
gegründete Firma Jawa ein Ableger der Waffenindustrie.<br />
Als einer der größten Zweiradmärkte Europas in<br />
den 1930ern mit mehr als 50 landeseigenen Herstellern<br />
galt die Tschechoslowakei als eine der Brutstätten<br />
des Straßenrennsports vor dem Zweiten Weltkrieg, und<br />
Jawa spielte hier eine Schlüsselrolle.<br />
Doch nach 1945 fand sich das Land auf der „falschen<br />
Seite des Eisernen Vorhangs“ wieder. Jawa wurde verstaatlicht,<br />
1949 zwangsweise mit dem Konkurrenten<br />
CZ verschmolzen. Dennoch lebte die Motorsportbegeisterung<br />
weiter, und die beiden Marken entwickelten<br />
eigene Straßen- und Geländesport-Renner. In Zeiten<br />
des aufkeimenden Zweiradbooms sollte der Einsatz im<br />
Grand Prix-Rennsport die Qualität der Produkte weltweit<br />
bekannt machen.<br />
Stastny bringt erste GP-Siege für Jawa<br />
Jawas große Stunde kam schließlich 1961, als der legendäre<br />
Werkspilot FrantiŠek Stastny in der 350er-WM den<br />
zweiten Platz errang, nachdem er sowohl den Auftaktlauf<br />
in Hockenheim und das Abschlussrennen in<br />
Schweden gewonnen hatte. Weitere GP-Siege in den<br />
folgenden Jahren und mehrere jeweils vierte Plätze in<br />
der WM-Gesamtwertung ließen Jawa zu einem Dorn<br />
im Auge der deutlich finanzstärkeren Teams von Honda<br />
und MV Agusta werden. Jene hatten aber auch nicht<br />
mit den ganzen logistischen Problemen zu kämpfen,<br />
die allen Teams hinter dem Eisernen Vorhang zu schaffen<br />
machten: Visa beschaffen, für Devisen in harter<br />
Währung sorgen – ein ständiger Albtraum.<br />
108 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong><br />
www.motorrad-classic.de
Gegen Ende der 1960er erkannten die Jawa-Techniker<br />
um Zdenek Tichy die neue Zielrichtung im Straßenrennsport:<br />
die Zweitaktrenner ersetzten zunehmend die<br />
Viertakt-Twins, was sich auch im Modellprogramm der<br />
Serienbikes widerspiegelte. Bevorzugte man anfangs<br />
noch schlitzgesteuerte 250er- und 350er-Singles, begannen<br />
Tichy und sein Team 1966 an luftgekühlten<br />
V-Twins mit Drehschiebersteuerung zu arbeiten. Diese<br />
lieferten die Vorlage für die Technik des wassergekühlten<br />
350-cm³-V4-Motors, Typ 673, der sein Debüt bei<br />
der Dutch TT in Assen 1967 feierte. Der erwies sich<br />
jedoch als an fällig, ging dreimal im Training und letztlich<br />
auch im Rennen hoch. Einer der Hauptgründe war<br />
wohl die fehlende Möglichkeit, an moderne, hochwertige<br />
Lager und an Stahl von geeigneter Güte zu kommen.<br />
Ausfälle durch Motorschäden waren daher an der<br />
Tagesordnung.<br />
Nichtsdestotrotz folgte der Jawa-V4 einem wegweisenden<br />
Prinzip, das dem der Yamaha-Drehschieber-V4<br />
sehr ähnelte. Doch der kleinere Winkel von nur 35<br />
Grad zwischen den Zylinderpaaren machte den Jawa-<br />
Motor kompakter und ermöglichte eine aerodynamischere<br />
Front. Er besaß vier separate Kurbelwellen, wobei<br />
jeweils ein Paar mittels Keilwelle über ein großes,<br />
geradverzahntes Zwischenrad mit einer Zwischenwelle<br />
verbunden ist. Diese leitet die Kraft an die Kupplung<br />
und treibt das Zündsystem und die Wasserpumpe an.<br />
Dieser einzigartige Aufbau erlaubt die Demontage jeder<br />
einzelnen Kurbelwelle, ohne den Motor auszubauen.<br />
Stahlpleuel mit Rollenlagern kommen zum Einsatz,<br />
geschmiedete Kolben mit einem einzelnen, hartverchromten<br />
Ring bringen eine Verdichtung von 16:1.<br />
Wassergekühlt war der V4 von Beginn an, zunächst<br />
per Thermosyphon-Prinzip, ab 1968 wurde eine Wasserpumpe<br />
eingebaut. Nicht zuletzt die raffinierte Gestaltung<br />
der Schalldämpfer sorgt für stolze 68 PS bei<br />
13 200/min. Per massiver Trockenkupplung und Siebenganggetriebe<br />
wird die Kraft übertragen.<br />
Agostini (#1) und Ivy im<br />
Zweikampf beim Dutch<br />
TT-Lauf in Assen 1969<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong> 109
SPORT I<br />
Jawa 350 V4<br />
Flach und zierlich –<br />
dennoch können<br />
sich sogar 1,80-<br />
Meter-Piloten auf<br />
der Jawa 350 V4<br />
zusammenfalten<br />
Der grüne Bereich<br />
der Wassertemperatur<br />
beginnt bei<br />
90 Grad, der rote Bereich<br />
des Drehzahlmessers<br />
bei 13 500/<br />
min. Die mächtige<br />
Trockenkupplung<br />
prägt die linke<br />
Motorseite, zusammen<br />
mit zwei der<br />
ins gesamt vier 27er-<br />
Amal-Vergaser mit<br />
Dellorto-Schwimmerkammern<br />
Der fortschrittliche Motor hängt in einem Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen<br />
und fungiert als mittragendes<br />
Element. Vorn verzögert eine 240-Millimeter-, hinten<br />
eine 220-Millimeter-Trommelbremse die mit 138<br />
Kilogramm Trocken gewicht etwas „pummelige“ Jawa<br />
– Yamahas 250er-V4 bringt nur 118, Agostinis 350er-<br />
MV Agusta 128 Kilogramm auf die Waage. Nach einem<br />
vierten Platz beim Heim-GP in Brünn, aber auch vielen<br />
folgenden Ausfällen besann man sich: Für 1969 wurden<br />
Nägel mit Köpfen gemacht, der Typ 673A bekam einen<br />
neuen, flacheren Rahmen, eine Transistorzündung und<br />
einen separaten Öltank unter dem Sitz, aus dem nun<br />
die Kurbelwellenlager zusätzlich zum 1:25-Gemisch<br />
direkt versorgt werden konnten.<br />
Mit gemessenen 260 km/h war die Jawa definitiv<br />
schnell, nun hoffentlich auch standfest, damit der neu<br />
engagierte britische Starpilot Bill Ivy (nur 1,57 Meter,<br />
knapp 50 Kilogramm) um Siege mitfahren konnte.<br />
1968 war er hinter Teamkollege Phil Read in der 125er-<br />
und 250er-Klasse Zweiter geworden, nun aber, nach<br />
dem Yamaha-Rückzug, ohne Werksvertrag.<br />
Bill Ivy – ein Glücksfall für Jawa<br />
Per Zufall kam über seinen Freund Luigi Taveri der<br />
Kontakt zu FrantiŠek Stastny zustande, der ihn bei Jawa<br />
ins Gespräch brachte. Ivy soll verkündet haben, dass er<br />
bei Yamaha ein Jahresgehalt von 28 000 Dollar erhalten<br />
habe, er jedoch bereit sei, 1969 bei Jawa für 20 000<br />
Dollar anzutreten. Letztlich gab es jedoch weit weniger<br />
Geld (in drei Raten), dafür zusätzlich vier Jawa-350er-<br />
Einzylinder-Renner. Bei ersten Tests fühlte Bill sich auf<br />
der Jawa V4 sofort zu Hause, stellte jedoch bald fest,<br />
dass verwinkelte Strecken der starken und schnellen<br />
Maschine nicht so lagen. Der Saisonauftakt am 4. Mai<br />
im spanischen Jarama ver lief vielversprechend: Nach<br />
anfänglichen Problemen (die Jawa lief lange nur auf<br />
drei Töpfen) berappelte sich der Motor, Ivy pflügte<br />
durchs Feld und setzte just zum Überholen des dritt-<br />
110 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong><br />
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Zwei leichtgängige Gaszüge führen zu<br />
je einem Verteiler (rechts und links),<br />
von dort wiederum je ein zweites Paar<br />
Züge zu den Vergasern einer Seite<br />
platzierten Visenzi an, als mal wieder der Motor streikte.<br />
Agostini siegte übrigens unangefochten. Doch schon eine<br />
Woche später in Hockenheim sah es anders aus. Der<br />
schnelle Kurs war wie gemacht für die Jawa, Ivy wurde<br />
grandioser Zweiter, nur fünf Sekunden hinter Sieger Agostini.<br />
Doch er hatte auch Glück: Mit stotterndem Motor<br />
ruckelte er vor dem begeisterten Publi kum ins Ziel – mit<br />
knochentrockenem Tank. Das Team hatte die Spritmenge<br />
falsch berechnet, weil niemand je zuvor so heftig am Gas<br />
gedreht und das Rennen zudem beendet hatte. War das<br />
die Wende? Beim nächsten Lauf in Assen führte Ivy zeitweise<br />
gar vor Ago, doch der mit Fehlzündungen kämpfende<br />
Brite wurde wieder überholt. Sieg für Ago im Rennen,<br />
doch immerhin Platz zwei in der WM-Tabelle für Ivy.<br />
Endlich schien man konkurrenzfähig geworden zu<br />
sein. Das Rennen auf dem Sachsenring am 13. Juli sollte<br />
jedoch unrühmlich in die Geschichte eingehen, denn bereits<br />
am Vortag, beim freien Training im strömenden Regen,<br />
stürzte Ivy in der Auslaufrunde. Er schlitterte in eine<br />
Der drehschiebergesteuerte Jawa-V4<br />
war eine großartige, dem Yamaha-V4<br />
nicht ganz unähnliche Konstruktion<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong> 111
SPORT I<br />
Jawa 350 V4<br />
Schiebung: Ivy mit trockenem<br />
Jawa-Tank beim<br />
GP in Hockenheim<br />
nicht von Strohballen geschützte Mauer, nachdem er<br />
bereits im Rutschen seinen Helm verloren hatte. An<br />
seinen schweren Kopfverletzungen starb er später im<br />
Krankenhaus, mit gerade mal 26 Jahren. Die nachfolgende<br />
Untersuchung hatte ergeben, dass wohl das<br />
Kurbelwellenlager des linken unteren Zylinders festgegangen<br />
war. Ivy hatte in Vorbereitung auf die Anfahrt<br />
zur Box bereits mit der linken Hand den Kinnriemen<br />
geöffnet, weshalb er auch nicht schnell genug<br />
die Kupplung ziehen konnte.<br />
Das Ende der Jawa-V4-Ära<br />
Mit Ersatzfahrern wie Jack Findlay und Silvio Grassetti<br />
sowie dem angestammten Stastny trat Jawa den Rest<br />
der Saison an, beim Jugoslawien-GP in Opatija konnte<br />
Grassetti gar den ersten Sieg mit der 350 V4 verbuchen.<br />
Später folgte ein Sieg in Salzburg, dennoch war<br />
abzusehen, dass Jawa sich aus dem Straßensport zurückziehen<br />
würde, um sich mehr auf die Speedway-<br />
Rennen zu konzentrieren. Von den nur drei gebauten<br />
V4-Rennern gelangte einer in die Hände seines Erbauers<br />
Zdenek Tichy, der diesen nur oberflächlich zum<br />
Ausstellungsstück restaurieren ließ, bevor er in den<br />
Besitz des französischen Rennfahrers Jean-Francois<br />
Baldé wechselte, der eine zehn Jahre dauernde Restaurierung<br />
anzettelte, um die Jawa wieder in absoluten<br />
Originalzustand zu versetzen. 2002 war das Bike<br />
fertig und zur ersten Fahrt einsatzbereit. „Ein bedeutender<br />
Moment, wie beim ersten Mal“, zwinkerte Baldé<br />
schelmisch. Fast fünf Jahre pilotierte er die Jawa daraufhin<br />
bei allen möglichen Events und Klassiker-Rennen,<br />
und der Motor machte nie Probleme. Dann kam<br />
der Abschied. „Ich bin kein Sammler“, gestand Baldé.<br />
Die Jawa verbrachte danach einige Jahre im Besitz<br />
von Bernard Richards, bevor sie schließlich in echte<br />
Sammlerhände kam, jene des umtriebigen Museumsbesitzers<br />
Sammy Miller. Und Sammy ließ mich diese<br />
kostbare Rarität auf seinem kleinen Kurs rund ums<br />
112 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong><br />
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Zwei Girling-Federbeine stützen die ovale<br />
Stahlrohrschwinge am Rahmen ab<br />
Museum sowie bald darauf beim Goodwood Festival of<br />
Speed bewegen. Überraschend war schon beim Aufsitzen,<br />
wie großzügig die Platzverhältnisse sind, selbst<br />
für mich, der ich einen Kopf größer als der kleine Bill<br />
Ivy geraten bin. Zwar sind weder Lenker noch Handhebel<br />
einstellbar, doch das passt schon, und sehr angenehm<br />
fällt auch die Bedienung des Gasgriffs aus –<br />
leicht und präzise. Die Startprozedur verläuft recht<br />
geradlinig, wenn man sich an das Prozedere vor und<br />
während des Anschiebens im zweiten Gang hält, und<br />
nachdem alle vier Zylinder zum Leben erwacht sind,<br />
muss der V4 lange und geduldig aufgewärmt werden.<br />
Die Schaltung (rechts) agiert ein wenig steif, Gangwechsel<br />
erfordern Nachdruck und somit Zeit. Die<br />
Kupplung hingegen funktioniert leicht und präzise,<br />
wenn man sie schleifen lässt, bleibt der Motor in engen<br />
Kehren bei Laune. Druck von ganz unten ist nicht die<br />
Stärke des V4 – unter 8000/min passiert gar nichts, und<br />
der Fahrer sollte nicht mal daran denken, unter 12 500<br />
Touren zu schalten. Es hat auf dem Kurs in Goodwood<br />
einige Zeit gedauert, bis ich den Dreh optimal raus hatte,<br />
und obwohl ich nie wirklich in den siebten Gang kam,<br />
war ich sicherlich im sechsten Gang richtig schnell auf<br />
der langen Geraden. Sagenhaft! Insbesondere, wenn<br />
man weiß, dass die große 240er-Doppel-Duplex-Trommelbreme<br />
vorn die Fuhre sicher einbremst.<br />
Das Handling ist vertrauenerweckend präzise,<br />
dank schmaler Reifen lenkt die Jawa leicht ein, ohne<br />
nervös zu wirken. Die 68 PS stellen sich bei 13 200/min<br />
ein, höher drehe ich heute keinesfalls, um keine mechanischen<br />
Katastrophen zu riskieren. Die linke Hand<br />
ruht dennoch am Hebel, stets bereit, im Notfall auszukuppeln.<br />
Doch die Jawa gibt sich heute mechanisch<br />
zuverlässig. Auch damals war sie auf einem guten<br />
Weg, und es hätte vielleicht im Folgejahr mit einem<br />
ähnlich talentierten Fahrer wie Ivy zu mehr als dem<br />
zweiten WM-Platz hinter Agostini gereicht. Der innovative<br />
V4-Motor hätte es verdient gehabt. ◻<br />
Das unglaubliche<br />
Talent Bill Ivy verunglückte<br />
mit nur<br />
26 Jahren tödlich<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong> 113
VORSCHAU I<br />
Ausgabe 6/<strong>2017</strong> erscheint am 5. Mai <strong>2017</strong><br />
Foto: Marcel Schoch<br />
ZURÜCK IM LEBEN<br />
Eine Ausfahrt mit einer BSA S29 von 1929 ist an sich schon<br />
ein wahres Fest für die Sinne. Noch emotionaler wird es allerdings,<br />
wenn man sie selbst restauriert hat – und die edle<br />
Engländerin zum ersten Mal richtig läuft<br />
PRIVAT<br />
VERGNÜGEN<br />
Gottlob Schweikardt ist ein<br />
Racer durch und durch. Wir<br />
treffen uns mit dem ehemaligen<br />
Grand Prix-Rennfahrer, der uns<br />
zwei seiner raren Rennmaschinen<br />
zeigen wird. Freuen Sie sich auf<br />
eine Maico MD 125 RS III und den<br />
Honda CR 93-Production Racer<br />
aus den frühen 1960er-Jahren<br />
ALLES ÜBER<br />
KONTAKTZÜNDUNGEN<br />
Mechanisch gesteuerte Kontaktzündungen<br />
waren über Jahrzehnte<br />
Standard im Motorradbau. Ihre<br />
Störanfälligkeit und extremes<br />
Verschleißverhalten sind bis heute<br />
gleichermaßen legendär und gefürchtet.<br />
Wir verraten, woran es<br />
liegt, wenn der Funke mal nicht<br />
überspringt. Und wie man solche<br />
Unpässlichkeiten vermeidet<br />
Foto: Stefan Wolf Foto: Imre Paulovits<br />
IMPRESSUM<br />
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<strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong><br />
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Grafische Gestaltung<br />
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