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Jugendbündnis 1. Mai 2017 Braunschweig

Her mit dem schönen Leben! Gemeinsam für eine solidarische Gesellschaft

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die Sozialstruktur in den Kernstädten. Diejenigen, die sich den Umzug in die “attraktiven“<br />

Randgebiete nicht leisten konnten, blieben in den Kernstädten zurück. Während die<br />

Randgemeinden aufgrund hoher Einkommenssteuereinnahmen meist recht wohlhabend<br />

waren, sahen sich die Kernstädte mit sinkenden Steuereinnahmen und gleichzeitig steigenden<br />

Ausgaben für soziale Aufgaben konfrontiert. Dazu kam die fortschreitende Neoliberalisierung<br />

der Märkte, wodurch immer mehr Betriebe ihre Produktion dezentralisierten bzw. gänzlich in<br />

Niedriglohnländer abwanderten.<br />

Von der Verwaltung hin zu einer unternehmerischen Stadt<br />

Grundsätzlich veränderten sich im Laufe der 1980er Jahre die sozioökonomischen Strukturen<br />

in den Städten. So war es dem Staat eben aufgrund dieser Neoliberalisierung nicht mehr in dem<br />

Maße möglich, wie noch in den 1950er/1960er Jahren, auf keynesianisch-fordistische Art und<br />

Weise für Arbeitsplätze, Wohlstandssteigerung und sozialen Ausgleich zu sorgen. Hinzu kommt,<br />

dass sich die Städte seitdem einem verschärften Standortwettbewerb ausgesetzt sehen, um<br />

wirtschaftlich auf dem globalen Markt mithalten zu können. So kam es zu einem Wandel von<br />

einer Stadt, die zunächst dafür zuständig war, sich selbst zu verwalten, sowie sozialstaatliche<br />

und infrastrukturelle Maßnahmen umzusetzen, hin zu einer unternehmerischen Stadt, die<br />

sich auf dem Markt gegenüber anderen Konkurrent*innen behaupten muss. Aufwertung<br />

und Ausbau städtischer Potenziale, sowie die Förderung und Steuerung des eigenen<br />

Wirtschaftswachstums gehören in der Folge zu den Kernaufgaben der Städte und Kommunen.<br />

Ziel der unternehmerischen Stadt ist es nun, die eigenen Standortfaktoren zu verbessern und<br />

dadurch private Investoren für sich zu gewinnen. Es entsteht ein Konkurrenzkampf zwischen<br />

den Städten, der auf verschiedenen Ebenen ausgetragen wird. Durch Imagepolitiken versuchen<br />

Städte ihre natur- und kulturräumlichen Eigenschaften zu betonen bzw. produzieren diese. Sie<br />

betreiben eine sogenannte „Festivalisierung“, bei welcher durch verschiedene Großereignisse<br />

wie Expo oder Olympia versucht wird, auf sich aufmerksam zu machen und potentielle<br />

Investoren anzuziehen, aber auch öffentliche Gelder einzuwerben. Die Organisation dieser<br />

Großveranstaltungen liegt jedoch nicht allein in den Händen der Städte selbst, sondern bei<br />

öffentlich-privaten Entwicklungsgesellschaften. Bei diesen Veranstaltungen geht es selten um<br />

die langfristige Verbesserung der Lebensverhältnisse der Mehrheitsbevölkerung, sondern in<br />

erster Linie um die Steigerung der wirtschaftlichen Attraktivität der Stadt selbst.<br />

Ein weiterer Aspekt der unternehmerischen Stadt ist die fortschreitende Privatisierung<br />

öffentlicher Räume. Neben dem Raum an sich, werden auch Ordnungs- und Kontrollbefugnisse<br />

zu einem erheblichen Teil an private Sicherheitsfirmen abgetreten, deren rechtliche<br />

Zuständigkeiten nicht endgültig geklärt sind. Dies hat einen Ausschluss derjenigen zur Folge,<br />

die nicht mehr in das Bild der aufgewerteten Stadt passen. Es trifft beispielsweise Obdachund<br />

Wohnungslose oder Sexarbeiter*innen, die die konsumierende Bevölkerung mit ihrer<br />

Anwesenheit irritieren oder gar stören könnten.<br />

Diese Privatisierung betrifft nicht allein urbane Räume, sondern auch Aufgabenfelder, die<br />

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