Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Die</strong><br />
MALTESER<br />
Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />
Ausgabe 1/2<strong>01</strong>7<br />
Ehrenamt: Helfen macht doppelt glücklich<br />
Trend: Der Weg zurück in die Kirche<br />
<strong>Malteser</strong> International: Perspektive und Hoffnung
INHALT<br />
MALTESERORDEN<br />
04 Fra‘ Ludwig Hoffmann-Rumerstein –<br />
Statthalter ad Interim<br />
05 Amtsverzicht des 79. Großmeisters<br />
04 10<br />
IMFOKUS<br />
07 MALTESER helfen! Dort, wo Not ist.<br />
10 MALTESER Sommercamp 2<strong>01</strong>7 in Österreich<br />
16<br />
29<br />
VORBILDER<br />
12 Im Gespräch mit Hanna Paradeiser<br />
MALTESERSPIRITUELL<br />
14 Serie – <strong>Die</strong> acht Seligpreisungen<br />
MALTESERWELTWEIT<br />
16 Irak – Hoffnung auf eine bessere Zukunft<br />
18 Kolumbien – Endlich eine Perspektive<br />
20 Haiti nach dem Wirbelsturm „Matthew“<br />
21 Einsatzfall Haiti<br />
36 31 36 52<br />
RELIGIONAKTUELL<br />
23 Kirche und Spiritualität wieder im Trend<br />
26 Priesterberufungen im <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst<br />
MEDIZINAKTUELL<br />
29 Heilung durch Fasten<br />
MALTESERÖSTERREICH<br />
31 Vielfältige Initiativen und <strong>Die</strong>nste<br />
KLOSTERKÜCHE<br />
56 Vorösterliche Rezepte<br />
GELESENEMPFOHLEN<br />
58 Interessante Neuerscheinung<br />
TAGEBUCH<br />
60 Menschen und Events<br />
ÜBERBLICK<br />
66 Termine und Kontakt<br />
2<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7
EDITORIAL<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
liebe Leserinnen und Leser,<br />
das Osterfest steht vor der Tür. Wir feiern den Tod, die Auferstehung<br />
und das Leben. Im Johannes-Evangelium heißt es<br />
dazu: „Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.<br />
Und wer lebt und sich auf mich verlässt, wird niemals sterben,<br />
in Ewigkeit nicht.“ (Johannes 11, 25) Jedes Ende ist<br />
also ein neuer Anfang. Ein Mensch, der an Gott, Jesus und<br />
den Heiligen Geist glaubt, überwindet Schmerz, Trauer und<br />
Tod. Er muss sich vor nichts mehr fürchten.<br />
Warum ist trotz dieser positiven Botschaft so viel Furcht in<br />
der Welt? Warum haben Menschen, die – wie wir hier in Österreich<br />
– in einem friedlichen Umfeld, in Sicherheit und im<br />
Wohlstand leben, so viel Angst? Warum sind sie so besorgt<br />
über ihr Leben, wo sie doch scheinbar alles haben?<br />
In einer Zeit des Überflusses ist für uns vieles selbstverständlich<br />
geworden, das für andere nicht einmal vorstellbar<br />
ist. <strong>Die</strong> österliche Fastenzeit ist eine Bußzeit, und Fasten<br />
ist mehr, als nur auf Fleisch, Süßigkeiten oder Alkohol zu<br />
verzichten. Wir sind angehalten, auch das Gebet zu intensivieren<br />
und Opfer zu bringen. Besinnen wir uns darauf,<br />
wer wir sein wollen, in der Nachfolge Christi. Versuchen wir<br />
zu erkennen, dass wir von Gott Beschenkte sind und diese<br />
Gaben auch weitergeben sollen. Stellen wir unser Handeln<br />
und Tun um.<br />
Nur so werden wir demütig und können wieder Empathie<br />
für jene Menschen empfinden, die kein Dach über dem Kopf<br />
haben, auf der Flucht sind, krank sind, in Not sind, und<br />
für alle, die unsere Hilfe benötigen. Unser Glaube, und die<br />
christliche Nächstenliebe sind die wesentlichen Triebkräfte<br />
für die Arbeit der <strong>Malteser</strong>. <strong>Die</strong>se gilt es zu sichern und zu<br />
erhalten, um Gottes Frieden in die Welt bringen zu können.<br />
Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien und Freunden ein<br />
gesegnetes und friedvolles Osterfest. Feiern Sie es – im<br />
Bewusstsein dessen, wofür es steht.<br />
Norbert Salburg-Falkenstein<br />
Prokurator<br />
Spenden<br />
Bitte verwenden Sie<br />
den Zahlschein in der<br />
Mitte des Heftes!<br />
IHRE SPENDE IST<br />
STEUERLICH<br />
ABSETZBAR<br />
IMPRESSUM<br />
Medieninhaber: Medieninhaber: Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden, Großpriorat Österreich, 1<strong>01</strong>0 Wien,<br />
Johannesg. 2, Telefon: <strong>01</strong>/512 72 44, E-Mail: richard.steeb@malteser.at. Chefredaktion: Katharina Stögner<br />
Mitarbeiter bzw. Autoren dieser Ausgabe: Manuel Weinberger, Edith Holzer, Richard Steeb, Martin<br />
Kratky, Georg Male, Prof. DDr.Hubert Ritt, Katharina Kiecol, Isaure Faivre d‘Arcier, Kathpress, Anton<br />
F. Gatnar, Isabella hartmann, Matthias Lammerhuber, Jan Ledochowski, Lukas Krupitza, Pavlo<br />
Titko, Henriette Blanckenstein, Angela Thierry, Markus L. Huber, Thomas Braun, Anne Schlumprecht,<br />
Sr Karin Weiler, Tita Andras, Christoph Cornaro, Hemma Zingerle, Georg Reichlin-Meldegg,<br />
Susanne Wick, Gottfried Kühnelt-Leddihn, H.C. Hanfeld, Richard Mischak. Fotos: iStockphoto.com,<br />
fotolia.com, Daniel Klein, <strong>Malteser</strong> International, MC, MALTESER Austria, BMEIA/Tatic, maltacamp,<br />
Georg Male, „Sonntag“, Emmerich Mädl Kurhaus Marienkron, SALK, Chris Lendl, Missio, Angela<br />
Thierry, Ines Freitag SPÖ Bezirksparteiorganisation Amstetten, Sr.Karin Weiler-Kardinal König<br />
Haus, Thomas Meyer, italic, Christian Mari, pixabay.com. Gestaltung: Karin Mayer, werbeproduktion.at,<br />
Wien. Druck: Druckerei Robitschek, Schlossgasse 10–12, 1050 Wien. Offenlegung gemäß<br />
§25 Mediengesetz: Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des SMRO und<br />
seiner Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art. Namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />
müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen. Redaktionsschluss: 14. Februar 2<strong>01</strong>7. 54. Jahrgang,<br />
Ausgabe1/2<strong>01</strong>7<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7 3
MALTESERORDEN<br />
BAILLI FRA‘ DR. LUDWIG<br />
HOFFMANN-RUMERSTEIN<br />
STATTHALTER<br />
AD INTERIM<br />
Von Richard Steeb<br />
Großkomtur Bailli Fra‘ Dr. Ludwig Hoffmann-Rumerstein<br />
hat nach dem Amtsverzicht des Großmeisters am<br />
28. Jänner 2<strong>01</strong>7 die Amtsgeschäfte des Souveränen<br />
<strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens als Interimistischer Statthalter<br />
übernommen. Er ist Österreicher, ein langjähriges Ordensmitglied<br />
des Großpriorates von Österreich und Mitglied<br />
des <strong>Malteser</strong> Hospitaldienstes Austria.<br />
Amt des Stellvertreters des Großmeisters bis 2004 inne.<br />
In dieser Zeit unterstützte er den damaligen 78. Großmeister<br />
Fra‘ Andrew Bertie bei der Verwirklichungen der<br />
Ordens-Charismen, war verantwortlich für die Priorate<br />
und die Wallfahrten des Ordens sowie religiöser Oberer<br />
der Ordensmitglieder des 1. (Profess) und des 2. Standes<br />
(Oboedienz).<br />
Am 21. Jänner 1937 in Innsbruck geboren, studierte er<br />
nach der Matura Rechtswissenschaften sowie Philosophie<br />
an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom<br />
und wurde Rechtsanwalt in Innsbruck. 1970 trat er in<br />
den <strong>Malteser</strong>orden ein und war einer der Mitbegründer<br />
des Bereiches Tirol des MHDA. Sehr aktiv im ehrenamtlichen<br />
<strong>Die</strong>nst am Herrn Kranken wurde er 1977 bis 1979<br />
Bereichsleiter und von 1979 bis 1986 auch Vizekommandant<br />
des MHDA.<br />
1985 legte er nach der vorgesehenen Vorbereitungszeit<br />
die ersten Zeitlichen Gelübde zum Professritter ab,<br />
1988 die Ewige Profess, mit der er sich ganz dem Orden<br />
verschrieb. Bereits 1980 war Dr. Ludwig Hoffmann-Rumerstein<br />
in das Kapitel des Großpriorates von Österreich<br />
berufen worden und gehörte er diesem bis 2008<br />
an. 1984 erstmals auch Mitglied im Souveränen Rat,<br />
gehörte er der Ordensregierung bis 2004 durchgehend<br />
an. 1994 zum Großkomtur gewählt, hatte er dieses hohe<br />
Im Mai 2<strong>01</strong>4 wurde Bailli Fra‘ Dr. Ludwig Hoffmann-<br />
Rumerstein nach einer zehnjährigen Pause, in der er von<br />
2008 bis 2<strong>01</strong>2 Mitglied des Kapitels des Großpriorates<br />
Lombardei-Venetien war, wiederum zum Großkomtur gewählt.<br />
Seine Aufgabe als Statthalter ad Interim ist es nun, den<br />
Großen Staatsrat, bei dem ein neuer Großmeister oder<br />
Großmeister-Statthalter zu wählen ist, einzuberufen<br />
und die laufenden Geschäfte des Ordens bis zur Ende der<br />
Vakanz zu führen.<br />
Zusammen mit dem Päpstlichen Sonderdelegaten wird er<br />
die aktuellen religiösen Aspekte des Ordens beleuchten<br />
und mögliche notwendige Reformen anstoßen. Statthalter<br />
ad Interim Bailli Fra‘ Dr. Ludwig Hoffmann-Rumerstein ist<br />
auf Grund seiner langjährigen Erfahrung ein Garant dafür,<br />
dass diese Schritte in Besonnenheit und gemäß der Verfassung<br />
und des Codex des Ordens gesetzt werden.<br />
4<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7
MALTESERORDEN<br />
AMTSVERZICHT<br />
DES 79. GROSSMEISTERS<br />
FRA‘ MATTHEW FESTING<br />
Von Richard Steeb<br />
Am 24. Jänner 2<strong>01</strong>7 verzichtete Fra‘ Matthew Festing,<br />
der auf Lebenszeit vom Großen Staatsrat 2008 gewählte<br />
79. Fürst und Großmeister unseres Ordens, während<br />
einer Audienz beim Heiligen Vaters auf sein Amt. Am<br />
25. Jänner nahm der Heilige Vater die Resignation entgegen<br />
und dankte Fra‘ Matthew für seine Treue und Hingabe<br />
gegenüber dem Nachfolger Petri und seine Bereitschaft,<br />
demütig zum Besten des Ordens und der Kirche<br />
zu dienen.<br />
Der Amtsverzicht des Großmeisters wurde vom Souveränen<br />
Rat (der Ordensregierung) am 28. Jänner<br />
2<strong>01</strong>7 ratifiziert. Wie in der Ordensverfassung vorgesehen,<br />
übernahm am selben Tag der bisherige Großkomtur,<br />
Bailli Fra‘ Dr. Ludwig Hoffmann-Rumerstein, als<br />
Interimistischer Statthalter die Führung des Ordens. Am<br />
8. Dezember 2<strong>01</strong>6 wurde mangels rechtlicher Grundlage<br />
Bailli Albrecht Freiherr von Boeselager wieder in<br />
sein Amt eingesetzt.<br />
Dem Amtsverzicht waren Differenzen zwischen dem<br />
Großmeister und dem Großkanzler des Ordens, Bailli<br />
Albrecht Freiherr von Boeselager, vorausgegangen, die<br />
in einer Abberufung des Großkanzlers am 8. Dezember<br />
2<strong>01</strong>6 mündeten. <strong>Die</strong>se geschah offenbar in enger Abstimmung<br />
mit Kardinal Raymund Leo Burke, dem Kardinalpatron<br />
des Ordens.<br />
Albrecht Freiherr von Boeselager berief gegen diese<br />
Entscheidung und die Bestellung eines Nachfolgers im<br />
Amt. Er teilte mit, dass er sich nichts zu Schulden habe<br />
kommen lassen und seine Abberufung nicht verfassungskonform<br />
sei.<br />
<strong>Die</strong>se Vorgänge in der Ordensregierung und die dadurch<br />
ausgelöste Krise führten zu einer großen Medienpräsenz,<br />
welche wir für unsere weltweiten karitativen<br />
Aktivitäten oft gerne hätten.<br />
Klarheit in die Vorgänge und ihre Rechtmäßigkeit brachte<br />
schließlich eine von Papst Franziskus noch vor Weihnachten<br />
2<strong>01</strong>6 eingesetzte Kommission. Sie legte bereits<br />
am 23. Jänner 2<strong>01</strong>7 dem Heiligen Vater ihren Bericht<br />
vor. Papst Franziskus empfing am nächsten Tag den<br />
Fürsten und Großmeister in einer Audienz, bei der der<br />
Großmeister dann – einem Wunsch des Heiligen Vaters<br />
entsprechend – seinen Rücktritt erklärte.<br />
Am 2. Februar 2<strong>01</strong>7 ernannte der Heilige Stuhl Erzbischof<br />
Msgr. Giovanni Angelo Becciu zum Päpstlichen<br />
Sonderbeauftragten beim Orden. Er wurde beauftragt, in<br />
enger Zusammenarbeit mit dem Interimistischen Statthalter<br />
zu einer moralischen und spirituellen Erneuerung<br />
des Ordenslebens, insbesondere der Professritter, beizutragen,<br />
wobei die Souveränität des Ordens in vollem Umfang<br />
gewahrt werden soll.<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7 5
MALTESERORDEN<br />
Jede Krise ist auch eine Chance.<br />
<strong>Die</strong> Chance besteht darin, die<br />
gemachten Fehler zu erkennen und sie<br />
nicht zu wiederholen!<br />
Für den 29. April 2<strong>01</strong>7 wurde durch den Interimistischen<br />
Statthalter der Große Staatsrat einberufen, bei dem ein<br />
neuer Großmeister oder ein Großmeister-Statthalter gewählt<br />
werden wird.<br />
Es ist zu hoffen, dass unser Orden die Chance ergreift und<br />
hiernach augenscheinlich notwendige Veränderungen der<br />
Verfassung unseres Ordens in einem Generalkapitel, der<br />
obersten Ordensversammlung, beschlossen werden.<br />
Wie unser Prokurator betont hat, wird es auch weiterhin<br />
unsere Aufgabe im Großpriorat von Österreich und in<br />
seinen karitativen Werken sein, uns für den Glauben und<br />
die „Herren Kranken“ einzusetzen und zu versuchen,<br />
das Leid und die Not etwas geringer und erträglicher zu<br />
machen. <strong>Die</strong>s getreu den göttlichen Geboten, geleitet<br />
von der Lehre der Kirche sowie auf Basis unserer Ordensverfassung<br />
und unseres Codex.<br />
ES WURDE GETWITTERT …<br />
6<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7
IMFOKUS<br />
MALTESER HELFEN!<br />
DORT, WO NOT IST.<br />
Seit mehr als 900 Jahren leisten die <strong>Malteser</strong> <strong>Die</strong>nst an Bedürftigen, Armen und Kranken. Sie helfen aus Nächstenliebe,<br />
barmherzig, mit professionellem Fachwissen, qualitätvoll und achtsam, in Ehren- und Hauptamt, dabei nicht auf ihre<br />
Spiritualität vergessend. Und sie helfen mit Freude, weil sie ihre Arbeit erfüllt und dankbar macht.<br />
Von Katharina Stögner<br />
In ganz Österreich sind rund 2.200 <strong>Malteser</strong> ehrenamtlich<br />
tätig. Sie stellen viele Stunden ihrer Freizeit unentgeltlich<br />
in den <strong>Die</strong>nst am Nächsten. Neben persönlichen<br />
Besuchs- und Betreuungsdiensten für behinderte, alte<br />
und kranke Menschen sowie der Arbeit mit Menschen<br />
ohne festen Wohnsitz veranstalten sie Ausflüge, Wallfahrten<br />
und internationale Sommercamps für jüngere<br />
Menschen mit Handicap (2<strong>01</strong>7 in Salzburg, mehr auf<br />
Seite 10). Sie erbringen Sanitäts- und Rettungsdienste,<br />
kümmern sich um die Verpflegung Obdachloser und<br />
unterstützen die Integrations- und Flüchtlingshilfe. Für<br />
Menschen mit Behinderung und nicht mobile Menschen,<br />
die einsam und allein sind, organisieren sie Ausflüge, gemeinsame<br />
Kaffeejausen oder abwechslungsreiche Museums-,<br />
Theater- und Konzertbesuche.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> schenken behinderten und hilfsbedürftigen<br />
Menschen Freude. Ehrenamtlich<br />
tätige Mitglieder organisieren<br />
sonntags Hl. Messen<br />
mit anschließender Kaffeejause,<br />
veranstalten Ausflugsfahrten<br />
per Bus und besuchen<br />
ehemalige Obdachlose,<br />
diese unterstützen sie auch<br />
im Zuge von Amtswegen,<br />
Erledigungen, Arztbesuchen<br />
oder Behandlungszyklen.<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7 7
IMFOKUS<br />
<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> unterstützen behinderte<br />
und einsame Menschen bei ihren alltäglichen<br />
Verrichtungen. Der Schwerpunkt<br />
liegt auf regelmäßigen Besuchsdiensten<br />
in Pflegeheimen, Seniorenresidenzen,<br />
privaten Wohnungen, Hospizen und<br />
der lebenslangen Begleitung durch die<br />
immer gleiche Besucherin. <strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong><br />
übernehmen Arztbesuche und Besorgungen<br />
für die betreuten Personen bzw.<br />
begleiten sie bei deren Erledigungen.<br />
<strong>Malteser</strong> kümmern sich ehrenamtlich um HIV-positive und an AIDS<br />
erkrankte Menschen. Angesichts der Auswirkungen einer HIV-Infektion<br />
auf das Leben des Einzelnen ist die Aufrechterhaltung der Lebenssouveränität<br />
der Betroffenen grundlegend. Wir fragen nicht nach Schuld<br />
oder Unschuld, sondern versuchen durch den Aufbau einer persönlichen<br />
Beziehung mit den Betroffenen einen Weg aus Not und Vereinsamung zu<br />
finden.<br />
www.malteser.or.at • www.malteser.at<br />
<strong>Malteser</strong> Care ist ein auf Gemeinnützigkeit ausgerichtetes Unternehmen, das in fast allen Bundesländern<br />
in Österreich mit einem professionellen Case and Care Management Hilfe für pflegebedürftige<br />
Menschen aller Pflegestufen zu Hause organisiert. So können die Betroffenen im gewohnten Umfeld und<br />
im Kreis ihrer Familie stundenweise oder im Rahmen einer 24-Stunden-Betreuung bis zuletzt optimal<br />
versorgt werden. <strong>Malteser</strong> Care bietet diese Betreuung auch für kranke und pflegebedürftige Kinder und<br />
Jugendliche an. Deren Eltern und Geschwister können dabei weiterhin mit dem Kind oder Jugendlichen<br />
im Familienverband zusammenwohnen. Zusätzlich unterstützt das Case and Care Management die Angehörigen,<br />
indem es sich um organisatorische Fragen und eine etwaige psychologische Betreuung kümmert.<br />
www.malteser care.at<br />
8<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7
IMFOKUS<br />
Das Haus Malta ist der Senioren-Sitz der <strong>Malteser</strong>, hier bieten die <strong>Malteser</strong> jedem Bewohner die<br />
bestmögliche Betreuung und Pflege, nach den neuesten pflegewissenschaftlichen Methoden. Der<br />
besondere Fokus liegt darauf, auf die individuellen Bedürfnisse jedes einzelnen Bewohners einzugehen<br />
und so ein spezifisches, den jeweiligen Bedürfnissen angepasstes Programm erstellen zu<br />
können. Das Haus Malta ermöglicht nicht nur „Wohnen wie zuhause“, sondern bietet gleichzeitig<br />
eine liebevolle Pflege, Betreuung, sodass ältere Menschen eine würdevolle Begleitung im Sinne<br />
der christlichen Gemeinschaft und Nächstenliebe erfahren können.<br />
www.hausmalta.at<br />
Bei den <strong>Malteser</strong>n ist es möglich, im<br />
Rahmen der ehrenamtlichen Tätigkeit<br />
eine Palliativausbildung zu absolvieren.<br />
Mensch mit lebensverkürzenden<br />
Erkrankungen wird dadurch<br />
ein würdiges und qualitätvolles Leben<br />
ermöglicht. Außerdem helfen die<br />
<strong>Malteser</strong> den Angehörigen in der Zeit<br />
der Pflege und des Abschiednehmens.<br />
<strong>Malteser</strong> mit Palliativausbildung (siehe<br />
Seite 45) sind beispielsweise auf<br />
der Palliativstation des Wiener Wilhelminenspitals,<br />
bei <strong>Malteser</strong> Care,<br />
im Haus Malta und im Krankenhaus<br />
St. Elisabeth tätig.<br />
www.malteser.or.at/werke/mpd<br />
Mit der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe als Betreiber des HILDE UMDASCH<br />
HAUSES wurde erstmals in Österreich ein völlig neuartiges Pflege- und<br />
Betreuungskonzept realisiert. Das Haus bietet Platz für zehn Kinder, Jugendliche<br />
und junge Erwachsene mit einer lebensverkürzenden Diagnose,<br />
bei denen hochkomplexer Pflegebedarf gegeben ist. <strong>Die</strong> Mitarbeiter/innen<br />
der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe ermöglichen, dass das Hilde Umdasch Haus ein<br />
Ort der Geborgenheit, Ruhe, Entspannung, Begleitung, der Würde, aber<br />
vor allem auch des Lebens ist.<br />
www.hildeumdaschhaus.at • www.malteser-kinderhilfe.at<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7 9
IMFOKUS<br />
22. BIS 29. JULI IN SALZBURG: JUGENDTREFFEN<br />
DER MALTESER FÜR JUGENDLICHE MIT HANDICAP<br />
MIT RUND 500 TEILNEHMERINNEN<br />
UND TEILNEHMERN AUS 25 LÄNDERN<br />
DAS INTERNATIONALE<br />
MALTESER SOMMERCAMP<br />
KEHRT 2<strong>01</strong>7 NACH<br />
ÖSTERREICH ZURÜCK!<br />
SALZBURG 2<strong>01</strong>7<br />
SALZBURG 2<strong>01</strong>7<br />
SALZBURG 2<strong>01</strong>7<br />
SALZBURG 2<strong>01</strong>7<br />
Das Internationale <strong>Malteser</strong> Sommercamp (IMS) ist eine echte österreichische Erfindung. Seit 1984 bringt es jedes Jahr<br />
eine Vielzahl junger Menschen mit Behinderung zu einer gemeinsamen Woche voller Erlebnisse, Aktivität und Gemeinschaft<br />
zusammen. <strong>Die</strong>ses Jahres-Highlight im <strong>Malteser</strong>-Kalender findet heuer wieder in Österreich, konkret in Salzburg,<br />
statt. Dabei ist es auch ein Ziel, gemeinsam mit der Stadt Salzburg das Bewusstsein für die besonderen Bedürfnisse<br />
junger Menschen mit Behinderung in Salzburg und Umgebung zuzu verstärken. Spenden werden nach wie vor benötigt<br />
– das <strong>Malteser</strong> Sommercamp freut sich über Ihre Unterstützung!<br />
Von Martin Kratky<br />
Das Internationale <strong>Malteser</strong> Sommercamp (IMS) ist seit<br />
1984 ein jährliches Highlight für viele junge Menschen<br />
mit Behinderung. „<strong>Die</strong> Woche setzt vor allem auf das Erleben<br />
einer großen Gemeinschaft und das Knüpfen vieler<br />
neuer Kontakte. Außerdem bietet das IMS eine Zeit<br />
voller intensiver Erlebnisse, die für unsere jungen Gäste<br />
in ihrem Alltag sonst nur schwer zugänglich sind – vor<br />
allem auch auf Grund ihrer Behinderung“, so Stephan<br />
Mühlmann, Einsatzleiter „IMS 2<strong>01</strong>7“ bei den MALTE-<br />
SERN in Österreich.<br />
Das IMS ist dabei eine echte österreichische Erfindung:<br />
1984 fand erstmals ein Sommercamp (IMS) in Öster-<br />
reich statt, ein weiteres im Stift Melk folgte einige Jahre<br />
danach. Zuletzt wurde 2008 die von den österreichischen<br />
MALTESERN organisierte gemeinsame Woche in Stams<br />
zu einem vollen Erfolg.<br />
Größtes Jugendtreffen in Salzburg<br />
Das Sommercamp 2<strong>01</strong>7 (www.maltacamp2<strong>01</strong>7.at) findet<br />
in Salzburg statt. Mit ihrem internationalen, offenen<br />
Flair bietet die Stadt den perfekten Rahmen für die<br />
besonderen Bedürfnisse der jungen Menschen. <strong>Die</strong> Stadt<br />
Salzburg wurde außerdem erst im Jahr 2<strong>01</strong>2 durch die Europäische<br />
Kommission mit dem „Access City Award“ als<br />
behindertenfreundlichste Stadt Europas ausgezeichnet.<br />
10<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7
<strong>Die</strong> Teilnehmerinnen und Teilnehmer verbringen hier<br />
mit ihren Betreuerinnen und Betreuern eine unvergessliche<br />
Woche mit verschiedensten gemeinsamen Aktivitäten.<br />
Dadurch erfahren sie neue Lebensfreude, tanken<br />
Energie und finden neuen Mut für ihren Alltag. „Wir peilen<br />
mit 500 Personen, darunter rund 150 Rollstuhlfahrerinnen<br />
und -fahrern, einen neuen Teilnehmerrekord<br />
an“, so Stephan Mühlmann. <strong>Die</strong> Unterbringung erfolgt in<br />
zentrumsnahen Schulen, die auf Grund der Sommerferien<br />
leer stehen. Eine Reihe von Kooperationspartnern,<br />
z.B. das Österreichische Bundesheer für die benötigten<br />
Schlafstätten sowie mehrere Sponsoren für Verpflegung<br />
und Infrastruktur leiste wesentliche Beiträge zum Zustandekommen<br />
dieser Initiative.<br />
„Zusätzlich erweitern wir diesmal den Fokus um eine wesentliche<br />
Facette: Wir wollen im Rahmen des Sommercamps<br />
auch das allgemeine Bewusstsein für die Situation<br />
von Menschen mit Behinderung und Barrierefreiheit im<br />
öffentlichen Raum fördern. Wir sprechen derzeit mit einer<br />
Reihe von Kooperationspartnern, um über die reine<br />
Aktionswoche hinaus auch einen breiten Dialog anzustoßen<br />
und damit die Public Awareness zu fördern.“ So kann<br />
etwa ein Popup Store in einer belebten Salzburger Einkaufsstraße<br />
die Sichtbarkeit des Sommercamps und der<br />
wohltätigen Arbeit der MALTESER weiter erhöhen. Auch<br />
von Salzburger Kaufleuten gibt es bereits viele Zusagen,<br />
zum Gelingen des Sommercamps beizutragen.<br />
Das Programm:<br />
Berge, Sport und gemeinsame Ausflüge<br />
Geplant sind u.a. Aktivitäten wie die gemeinsame Erkundung<br />
von Salzburg und Umgebung, eine Eröffnungsmesse<br />
im Salzburger Dom mit Altabt Gregor Henckel-Donnersmarck<br />
Ocist, Ausflüge zu Sehenswürdigkeiten und<br />
in die umgebenden Berge sowie diverse sportliche Aktivitäten.<br />
Einen Höhepunkt wird jedenfalls ein Konzert<br />
in Kooperation mit den Salzburger Festspielen bilden.<br />
Ein beliebter Fixpunkt jedes Sommercamps ist zudem<br />
die abends stattfindende legendäre Disco – auch dies ein<br />
Vergnügen, das für junge Menschen mit Behinderung im<br />
Alltag oft nur sehr eingeschränkt möglich ist.<br />
www.maltacamp2<strong>01</strong>7.at<br />
www.facebook.com/malteser.austria/<br />
So können Sie das <strong>Malteser</strong> Sommercamp unterstützen<br />
Das Internationale <strong>Malteser</strong> Sommercamp ist auf Spenden angewiesen. „Wir rechnen mit einem finanziellen Gesamtaufwand<br />
von rund 500.000 Euro“, so Stephan Mühlmann, „Bis dato sind wir erst zum Teil ausfinanziert. <strong>Die</strong> MALTESER<br />
freuen sich daher über jede Zuwendung. Informationen dazu finden Sie auf der Website www.maltacamp2<strong>01</strong>7.at.“<br />
<strong>Die</strong> Bankverbindung lautet: Schoellerbank AG, IBAN: AT57 1920 0615 2372 3243, BIC: SCHOATWW<br />
Sie können Ihre Spenden an den <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst steuerlich absetzen.<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7 11
VORBILDER<br />
„... ICH KÖNNTE<br />
STUNDENLANG ERZÄHLEN ...“<br />
Im Gespräch mit Hanna Paradeiser, einem langjährigen Mitglied des <strong>Malteser</strong> Betreuungsdienstes.<br />
Vier Jahrzehnte lang war Hanna Paradeiser im <strong>Malteser</strong><br />
Betreuungsdienst (MBD) aktiv, darüber möchte ich mit<br />
ihr sprechen. Was hat sie bewegt, was hat sie erlebt in<br />
diesen vielen Jahren, welche Begegnungen haben sie geprägt?<br />
Als ich die knapp 97-jährige um ein Treffen bitte,<br />
sagt sie sofort zu. „Gehen kann ich nicht mehr gut, aber<br />
der liebe Gott hat mir bis ins hohe Alter mein klares Hirn<br />
und mein Gedächtnis gelassen, wohl damit ich erzählen<br />
kann.“ Schon unser Telefonat ist inhaltlich wie zeitlich<br />
recht ausgiebig, wir springen angeregt von Thema zu<br />
Thema.<br />
Ähnlich dann unser Gespräch einige Tage später. Das mit<br />
einer kurzen Schrecksekunde<br />
beginnt, denn<br />
als Hanna Paradeiser<br />
mir die Tür öffnen will,<br />
stürzt sie im Vorzimmer<br />
und muss sich erst<br />
mühsam aufrichten, bevor sie mich einlassen kann. Doch<br />
kein Klagen ist zu hören, sondern energische Selbstkritik:<br />
„Ich bin so etwas von dumm, hätte eben besser aufpassen<br />
sollen.“ Klein und etwas gebeugt steht sie vor mir<br />
und wirkt etwas gebrechlich, aber umso lebhafter spricht<br />
sie und strahlt mich aus wachen, fröhlichen Augen an.<br />
„Ich habe ja so viel erlebt, ich könnte stundenlang erzählen.“<br />
Bremsen soll ich sie, wenn es zu viel wird. Aber dazu<br />
besteht kein Anlass, zu fesselnd sind ihre Schilderungen.<br />
Langjährige Mitarbeiterin im MBD ...<br />
Über den MBD reden wir dann beinahe am wenigsten.<br />
Es scheint ihr gar nicht zu behagen, ihre Leistungen<br />
auszubreiten, als viel zu selbstverständlich empfindet<br />
sie es wohl, anderen beizustehen und zu helfen. „Ich<br />
bin viele Jahre lang jede Woche unterwegs gewesen zu<br />
Schützlingen in ganz Wien, immer neue Gegenden habe<br />
ich kennengelernt. Alles mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
natürlich.“ Näheren Kontakt zu den <strong>Malteser</strong>n erhält<br />
sie über ihre Töchter, die zu den frühen Mitgliedern<br />
des MHDA zählen, und ihre verstorbene Schwester Zita<br />
Thanner, die damals im MBD tätig ist. „Ich war sogar<br />
dreimal mit in Lourdes und habe im Zug gekocht, in einem<br />
gewöhnlichen Coupé war das kein einfaches Unterfangen.<br />
Beim MBD habe ich mich darauf konzentriert,<br />
die Menschen zu besuchen und mit ihnen zu reden. Das<br />
war nach meinem Empfinden das Wichtigste, denn die<br />
meisten haben eine regelmäßige Ansprache vermisst. <strong>Die</strong><br />
Heimhilfen erledigen zwar alle notwendigen Haushalts-<br />
„Unser Vater war ein Vorbild in jeder Hinsicht, und es<br />
war sicher prägend für uns Kinder, dass er aufrecht und<br />
sehenden Auges sein Leben für seinen Glauben und seine<br />
politische Überzeugung riskiert hat.“<br />
Von Georg Male<br />
und Pflegearbeiten, aber<br />
sie führen keine Gespräche.<br />
Doch die Menschen<br />
möchten ihre Lebensund<br />
Leidensgeschichte<br />
loswerden.“<br />
Vier Jahrzehnte bleibt sie dem MBD treu, drei Leiterinnen<br />
– die Gründerin Gabrielle Thun-Hohenstein, deren<br />
Schwiegertochter und Nachfolgerin Marilda Thun-Hohenstein<br />
und zuletzt Angela Thierry – erlebt sie und damit<br />
einen Großteil der Geschichte des 1964 gegründeten<br />
Werks. Doch vor einigen Jahren musste sie ihren <strong>Die</strong>nst<br />
aufgeben. „Ich hatte mir einen Schenkelhalsbruch zugezogen<br />
und konnte nicht mehr Straßenbahn fahren. Damit<br />
war es mit den regelmäßigen Besuchen leider vorbei.<br />
Aber in die Schulen gehe ich immer noch!“<br />
... und aktive Zeitzeugin<br />
Und damit sind wir bei ihrem zweiten Herzensanliegen:<br />
Zeitzeugin zu sein für fast ein Jahrhundert bewusst erlebter<br />
Geschichte. Im Vordergrund steht dabei die Zeit<br />
12<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7
VORBILDER<br />
des Nationalsozialismus, den die 1920 Geborene schon<br />
sehr bewusst – und buchstäblich am eigenen Leib – erlebt.<br />
Ihr Vater, der Jurist und Nationalökonom Hans<br />
Karl Zeßner-Spitzenberg, wird bereits wenige Tage nach<br />
dem Anschluss von der Gestapo verhaftet und nach einigen<br />
Monaten Gefangenschaft in Wien in das KZ Dachau<br />
überstellt, wo er bereits am 1. August 1938 infolge<br />
schwerer Misshandlungen und barbarischer Haftbedingungen<br />
stirbt. Hans Karl Zeßner-Spitzenberg, tiefgläubiger<br />
Katholik und glühender Österreicher, hatte aus seiner<br />
Ablehnung der nationalsozialistischen Ideologie kein<br />
Hehl gemacht und sich auch als Professor an der Universität<br />
für Bodenkultur (einem „Nazinest“, wie es Hanna<br />
Paradeiser ausdrückt) sehr offen zu seiner Einstellung<br />
bekannt. Er weiß selbst, dass ihm mit dem Einmarsch<br />
Hitlers in Österreich große Gefahr droht. Seine Tochter<br />
erinnert sich: „Nach der berühmten Radioansprache<br />
Kurt Schuschniggs am 11. März 1938 hat er sich mit uns<br />
allen niedergekniet und den Schmerzhaften Rosenkranz<br />
gebetet.“<br />
Regelmäßige Vorträge in Schulen<br />
„Unser Vater war ein Vorbild in jeder Hinsicht, und es<br />
war sicher prägend für uns Kinder, dass er aufrecht und<br />
sehenden Auges sein Leben für seinen Glauben und seine<br />
politische Überzeugung riskiert hat.“ Und das möchte<br />
sie weitergeben: „<strong>Die</strong> Jungen können sich ja heute überhaupt<br />
nicht vorstellen, wie es ist, wenn man nie offen<br />
sprechen kann und jedem misstrauen muss, wenn man<br />
dem Staat vollkommen ausgeliefert ist.“ Deshalb geht sie<br />
regelmäßig in Schulen und berichtet dort über ihr Leben<br />
und ihre Erlebnisse. „Ich beobachte immer, ob die Jugendlichen<br />
zu schwätzen beginnen oder mit ihren Handys<br />
herumspielen – doch sie hören jedes Mal mit großen<br />
Augen hoch konzentriert zu.“ Das wundert einen nicht,<br />
denn sie schildert ausgesprochen lebendig und plastisch.<br />
Trotz der langen Zeit, die seit dem Krieg vergangen ist,<br />
erinnert sie sich an unzählige Details, die sie sehr präzise<br />
wiederzugeben vermag.<br />
Vieles erzählt sie mir, dessen Wiedergabe den Rahmen<br />
dieses Berichts jedoch sprengen würde. Sie spricht von<br />
den Schwierigkeiten, vor die sich die Familie nach der<br />
Verhaftung und dem Tod des Vaters gestellt sieht, in<br />
wirtschaftlicher Hinsicht ebenso wie in menschlicher.<br />
Den ständigen Hausdurchsuchungen während der Haftzeit<br />
des Vaters. Den abgebrochenen Studien der älteren<br />
Schwestern und ihrer eigenen unfreiwilligen Tätigkeit<br />
als Erzieherin im Kinderheim der Stadt Wien für schwer<br />
erziehbare Buben. Es ist eine Art Strafeinsatz, denn als<br />
Kindergärtnerin wird sie mit ihrem familiären – und<br />
ideologischen – Hintergrund nicht aufgenommen. Sie<br />
erzählt vom Tod ihres Bruders Heinrich in Stalingrad<br />
und dem tödlichen Autounfall ihrer Schwester Maria bei<br />
einem Caritas-Kindertransport kurz nach dem Krieg in<br />
Belgien. Der Angst vor den Russen, als diese das ganze<br />
Haus polternd durchsuchen – und das Versteck, in dem<br />
sie mit Mutter, Schwestern und Nachbarinnen bange<br />
wartet, letztlich nicht finden.<br />
Sie erzählt aber auch vom Jugendrosenkranzfest im Wiener<br />
Stephansdom am 7. Oktober 1938, zu dem Kardinal<br />
Innitzer eingeladen hatte. „Nachdem er dazu aufgerufen<br />
hatte, bei der Volksabstimmung im April für den Anschluss<br />
zu stimmen, hatte er unsere Herzen verloren“,<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7 13
MALTESERSPIRITUELL<br />
erinnert sich Hanna Paradeiser. „Dennoch sind wir<br />
der Mundpropaganda – anders konnte man so einen<br />
Anlass damals ja nicht kommunizieren – gefolgt und<br />
voll Neugier zum Dom aufgebrochen. Der war dann<br />
– anders als erwartet – mit rund 7.000 Jugendlichen<br />
übervoll, man hatte nur 300 Gebetstexte vorbereitet.<br />
Und alle waren derart andächtig, so etwas hat<br />
der Dom davor noch nie gesehen.“ Auch der Kardinal<br />
habe eine Ansprache gehalten und ganz offen davon<br />
gesprochen, dass er zu seinem Aufruf gedrängt und<br />
mit falschen Versprechungen getäuscht worden sei.<br />
Eine offene Provokation – die am nächsten Tag bekanntlich<br />
zu einer Verwüstung des erzbischöflichen<br />
Palais durch die HJ führen würde.<br />
„Mit dieser Offenheit und diesem Mut hat der Kardinal<br />
bewirkt, dass ihm unsere Herzen sofort wieder<br />
zugeflogen sind. Draußen vor dem Dom gab es dann<br />
Sprechchöre ‘Wir wollen unseren Bischof sehen’, natürlich<br />
in Anspielung auf die Naziparole ‚Wir wollen<br />
unseren Führer sehen’ – bis der Kardinal uns alle gebeten<br />
hat, in Ruhe nach Hause zu gehen. Das haben<br />
wir dann auch getan – in absoluter Hochstimmung.<br />
<strong>Die</strong>ser Abend war eines der größten Erlebnisse meines<br />
Lebens.“<br />
Und was erzählt sie ihren jungen Zuhörerinnen und<br />
Zuhörern als Fazit dieser Zeit? Hanna Paradeisers<br />
Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen: „Dass<br />
wir unendlich viel gelernt haben; dass man dankbar<br />
sein muss für das, was man hat – sein Leben, ein Dach<br />
über dem Kopf, etwas zu essen; dass man bescheiden<br />
sein soll und selbst in kargen Zeiten immer noch etwas<br />
verschenken kann; und dass man für andere da<br />
sein muss. Das ist mir ein Leben lang geblieben, und<br />
das habe ich auch versucht, meinen Kindern und Enkeln<br />
weiterzugeben.“<br />
SERIE<br />
DIE ACHT ELENDE:<br />
DIE ACHT SELIGPREISUNGEN<br />
SELIG DIE<br />
TRAUERNDEN,<br />
LIEB-LOSIGKEIT<br />
Unter den acht Elenden, gegen die der <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden ankäm<br />
<strong>Die</strong> Philosophen und Theologen definieren das Böse als die „Abwe<br />
Gegensatz zur Liebe nicht der Hass, sondern die Lieb-losigkeit.<br />
SIE WERDEN GE-<br />
TRÖSTET WERDEN“<br />
(MT 5,4)<br />
In der Darstellung des Endgerichts zählt Jesus keine einzelnen<br />
Sünden auf, die zur Verdammung führen, sondern<br />
er gibt die Unterlassung der Werke der Barmherzigkeit,<br />
also Lieb-losigkeit, als Grund zur Verurteilung an. Eindringlich<br />
ist auch das Gleichnis vom Prasser und dem<br />
armen Lazarus. In den Augen der damaligen wie der<br />
heutigen Welt wäre der reiche Mann durchaus als „anständiger“<br />
Mensch durchgegangen, denn „er hat nicht gemordet,<br />
nicht gestohlen und nicht geraubt“. Doch in<br />
seiner Beschränktheit auf die eigene „Wellness“ hat er den<br />
armen Lazarus unter seinem Tisch nicht einmal bemerkt.<br />
Von Univ.-Prof. DDr. Hubert Ritt, Pfarrer in Wien-Grinzing<br />
Alles kann, wer glaubt! Woran? Was längst der Prophet<br />
verheißen hat (Jes 61,1), dass „Gott den Messias sendet,<br />
um den Armen die Frohe Botschaft zu bringen, um diejenigen<br />
zu heilen, die gebrochenen Herzens sind, und um<br />
die Gefesselten zu befreien…“. Glaubst du an dieses Gotteswort?<br />
Wenn „ja“, dann wird sich dein Herz für die beglückende<br />
Botschaft Jesu öffnen , dass „das Reich Gottes“<br />
schon „jetzt“ anbricht (vgl. Mk 1,14), und dass dein ganzes<br />
Leben in der Liebe Gottes geborgen ist. <strong>Die</strong> Entscheidung<br />
liegt an dir:<br />
Absolutes Fehlen von Liebe ist Hölle<br />
Schriftsteller wie Charles Dickens oder Victor Hugo beschreiben<br />
in ihren Romanen zwar pathetisch, damit aber<br />
aufrüttelnd, welches Elend Lieblosigkeit hervorruft. Nach<br />
der Lehre aller Religionen ist der Ort, an dem es absolut<br />
keine Liebe gibt – und das für alle Ewigkeit –, die Hölle.<br />
<strong>Die</strong> Konzentrations- und Vernichtungslager unserer Welt<br />
lassen ahnen, dass eine solche Glaubenslehre durchaus<br />
realistisch ist, falls mit dem Tod des Menschen die Freiheit<br />
der Person nicht enden sollte.<br />
Wenn du dich felsenfest der Frohbotschaft Jesu anvertraust<br />
– das heißt: „wenn du glaubst“, dass Gott hundertprozentig<br />
an deiner Seite steht, dann kann dir die Bergpredigt<br />
Jesu zu einer unverzichtbaren Lebensorientierung<br />
werden. Wie einst Mose am „Berg der Gottbegegnung“ auf<br />
die „zehn Worte (Gebote) Gottes“ (Ex 20,2-17; Dtn 5,6-21)<br />
verpflichtet wurde, so fordert dich Jesus in der Bergpredigt<br />
(Mt 5-7) auf, das dir aufgetragene Lebensschicksal zu<br />
bewältigen (Seligpreisungen Mt 5,3-12) und Handlungsimpulse<br />
anzunehmen, die aus der „Gnade“ Gottes möglich<br />
werden: Gottes „Gabe“ wird für dich zur „Aufgabe“, der Realität<br />
des Lebens aktiv zu begegnen.<br />
Nach christlichem Glauben hat der Sohn Gottes in seinem<br />
Todesleiden den Zustand der Hölle auf sich genommen,<br />
um sie mit seiner Liebe zu überwinden. Anders lassen sich<br />
die Schilderungen des Gebets Jesu in Gethsemane, bei<br />
Du wirst „jetzt“ seliggepriesen…<br />
<strong>Die</strong> drei ersten Seligpreisungen gehen auf den irdischen<br />
Jesus zurück (vgl. Lk 6,20-21). Sie sind keine Vertröstung<br />
dem<br />
Go<br />
klä<br />
de<br />
die<br />
zu<br />
ers<br />
ist<br />
au<br />
De<br />
(e<br />
Di<br />
de<br />
sa<br />
ih<br />
m<br />
„E<br />
fü<br />
(e<br />
w<br />
G<br />
sc<br />
D<br />
s<br />
s<br />
14<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7
MALTESERSPIRITUELL<br />
von Tag zu Tag armseliger, ihr sozialer Niedergang ist vorprogrammiert.<br />
<strong>Die</strong> Ärmsten der Armen sind am meisten<br />
betroffen, wenn wir an die Umweltverschmutzung und an<br />
den Klimawandel denken, an den Wasservorrat, an die katastrophalen<br />
Zustände der Unterdrückung in zahlreichen<br />
politischen Systemen …<br />
auf die Zukunft, sondern „jetzt“ wird den Bettelarmen,<br />
den Hungernden und den Weinenden Gottes kraftvolle<br />
Zuwendung zugesprochen. Es handelt sich nicht um<br />
Wunschträume, die auf das Jenseits projiziert werden,<br />
sondern es geht um die unermesslich große Zahl derer,<br />
die „gegenwärtig“ von harten Schicksalsschlägen getroffen<br />
sind; es geht um die bitter leidenden Menschen; es sind<br />
diejenigen gemeint, die über das himmelschreiende Unrecht<br />
klagen, das hunderte Millionen bedrückt; der Blick<br />
ist auf die Verzweiflung derer gerichtet, die keine Lobby<br />
(politische Interessengruppe) hinter sich haben und deshalb<br />
nicht protestieren können; ja es ist das Elend gemeint,<br />
das niemand wahrhaben will, das in dieser so genannten<br />
hochzivilisierten Gesellschaft nicht zur Sprache kommt …<br />
Nicht morgen, sondern heute ist Gott mit dir …<br />
Wenn du nicht hundertprozentig davon überzeugt bist,<br />
dass Gott auf deiner Seite ist, würdest du auf der Schattenseite<br />
des Lebens alle Hoffnung aufgeben. Das Wort Jesu<br />
lautet: „Selig sind die Trauernden“. Es gibt wohl kaum eine<br />
radikalere Provokation als unsere Seligpreisung: Dir wird<br />
jetzt Gottes Heil zugesprochen, der du jetzt der Trauernde<br />
(Weinen-de) bist. <strong>Die</strong>se Seligpreisung steht im direkten<br />
Widerspruch zu den gesellschaftlichen Auffassungen der<br />
Antike, in der nur die „Reichen“ selig gepriesen werden.<br />
Und genauso ist es ist es immer noch. Zu diesem Urteil<br />
kommt der realistische Blick auf die weltweite soziale Ungerechtigkeit,<br />
die von Papst Franziskus in seiner Enzyklika<br />
„Laudato sí“ beschrieben wird. Große Teile der Weltbevölkerung<br />
sind zutiefst traurig, weil sie verwahrlost und misshandelt<br />
ihr Leben fristen müssen, ihre Lebensqualität wird<br />
Sie alle, die aus der Kraft ihres Gottesglaubens die<br />
Energie gewinnen, ihr unermessliches Leid – in großer<br />
Traurigkeit, aber im Gottvertrauen – ertragen zu können,<br />
ja die sogar unendlich viele Initiativen ergreifen, an einer<br />
besseren und gerechteren Welt mitzubauen, sie alle werden<br />
selig gepriesen. Sie dürfen ihren inneren Reichtum<br />
(Gegensatz von Armut) und ihre innere Freude (Gegensatz<br />
von Traurigkeit) daran erkennen, dass ihnen die grenzenlose<br />
Liebe Gottes zugesagt ist. <strong>Die</strong>ses Angebot Gottes –<br />
SEINE Liebe – ist imstande, sie vor dem Zusammenbruch<br />
zu retten und sie aus der Hoffnungslosigkeit herauszuholen.<br />
Sie setzen ihr Vertrauen „alternativlos“ auf die<br />
Treue Gottes und lassen sich niemals verwirren.<br />
„Ihnen gehört das Himmelreich“ (Mt 5,3.10) – „Sie<br />
werden getröstet werden“ (Mt 5,4)<br />
<strong>Die</strong> Seligpreisungen sind eingerahmt von der Verheißung<br />
des „Himmelreiches“. Jesus hat in Wort und Tat den Anbruch<br />
der Gottesherrschaft verkündet (Mt 3,2; 4,17). Denen,<br />
die stets – auch als Leidgeprüfte und Trauernde – auf<br />
Gottes Beistand vertraut haben, wird nun im Blick auf die<br />
Endzeit die unzerstörbare Gottesgemeinschaft zugesichert.<br />
<strong>Die</strong> endgültige Heilszusage folgt der Heilsbewährung.<br />
Es steht fest: Trost ist nicht weniger als Brot!<br />
• Wir sind noch nicht am Ende:<br />
Das ist der erste Trost dieser Tage.<br />
• Aber es wird ein Ende sein: Das ist der zweite Trost.<br />
• Und das Ende wird Gott sein:<br />
Das ist der alles überragende Trost aller unserer Tage.<br />
Gottes Solidarität mit den – auf Gott vertrauenden – Armen<br />
und Trauernden wird in einprägsamer Weise in der<br />
Beispielerzählung Jesu ausgedrückt, wenn er vom „reichen<br />
Mann und vom armen Lazarus“ spricht (Lk 16,19-<br />
31). <strong>Die</strong> unabänderliche Regel der Seligpreisung wird bestätigt:<br />
Der Trost Gottes wendet die Trauer zur Freude<br />
(vgl. Jes 40,1-2).<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7 15
MALTESERWELTWEIT<br />
HOFFNUNG<br />
AUF EINE BESSERE ZUKUNFT<br />
Entführt, missbraucht, geflüchtet: Ein Lokalaugenschein von Isaure Faivre d’Arcier von <strong>Malteser</strong> International in Dohuk,<br />
einer Stadt in Nordirak, wo ISIS-Opfer zu überleben versuchen.<br />
Von Isaure Faivre d‘Arcier<br />
In der Nacht vom 3. August 2<strong>01</strong>4 startete ISIS im Irak<br />
eine Offensive in den Dörfern der Sinjar-Region, westlich<br />
von Mossul. 5.000 Angehörige der religiösen Minderheit<br />
der Jesiden wurden getötet, tausende Frauen wurden<br />
als Sex-Sklavinnen entführt, Kinder und Jugendliche<br />
als ISIS-Kämpfer missbraucht. Rund 50.000 Menschen<br />
konnten fliehen und ließen alles zurück. <strong>Die</strong> meisten haben<br />
Zuflucht in Dohuk gefunden.<br />
Dohuk ist eine malerische Stadt, umgeben von Bergen<br />
und blühenden Feldern. Der Himmel ist während meiner<br />
gesamten Reise strahlend blau, die Luft klar. Fast könnte<br />
es ein schöner Ort sein, wenn nicht die vollen Flüchtlingslager<br />
und die vielen Militär-Check-Points an den<br />
Straßen immer wieder daran erinnern würden, dass der<br />
Krieg nicht weit weg ist. Genauer gesagt: 70 Kilometer.<br />
Dort liegt Mossul, eine umkämpfte Stadt, die in Teilen<br />
noch vom sogenannten Islamischen Staat (ISIS) besetzt<br />
ist und nun von den irakischen Truppen zurückerobert<br />
werden soll.<br />
3,3 Millionen Vertriebene<br />
<strong>Die</strong> Menschen haben auf der Flucht vor der Terrororganisation<br />
und den Kämpfen alles, was sie hatten, zurückgelassen.<br />
In acht Camps und vielen Dörfern im irakischen<br />
Kurdistan sind sie untergekommen. Das irakische<br />
Kurdistan ist eine autonome Region, die seit Beginn der<br />
Aufstände von ISIS im Sommer 2<strong>01</strong>4 rund 3,3 Millionen<br />
intern Vertriebene aufgenommen hat. Ihnen hilft <strong>Malteser</strong><br />
International gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen<br />
bei ihrem Neuanfang.<br />
Im Camp Bersevi II treffe ich Fatima und ihre Familie.<br />
Ihre Familie, das sind ihr Mann und ihr fünf Jahre alter<br />
Sohn. <strong>Die</strong> meisten anderen Familienmitglieder leben<br />
nicht mehr. Ermordet von ISIS. <strong>Die</strong> 25-jährige Fatima<br />
hat nur knapp überlebt. Zehn Monate lang, erzählt sie<br />
mir, lebte sie als Sklavin, ohne Rechte und Freiheiten. Es<br />
war im August 2<strong>01</strong>4, als sie, zusammen mit ihrem damals<br />
dreijährigen Sohn, aus dem Dorf Tell Samat in den<br />
Sinjar-Bergen im Irak von ISIS entführt wurde. <strong>Die</strong> Terrorgruppe<br />
kam in das Dorf und rief alle Einwohner zusammen.<br />
<strong>Die</strong> Männer wurden von den Frauen, Kindern<br />
und älteren Menschen getrennt.<br />
Verkauft und eingesperrt<br />
„Wir waren im Haus, als sie kamen. Sie brachten alle Männer<br />
in eine Grube und dann erschossen sie sie. Danach<br />
brachten sie uns Frauen und die Kinder nach Syrien“, berichtet<br />
Fatima mit leiser Stimme. Ihr Mann war an diesem<br />
Tag glücklicherweise nicht bei ihr. Das rettete ihm<br />
das Leben. Fünf Mal wurde Fatima in den kommenden<br />
16<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7
MALTESERWELTWEIT<br />
zehn Monaten verkauft und nach Raqqa, in die syrische<br />
ISIS-Hochburg gebracht. Dort musste sie monatelang<br />
eingesperrt in einem Zimmer bleiben. Ihr einziger Trost:<br />
Ihr Sohn war immer bei ihr. Doch er wird schwer verletzt.<br />
Tiefe Narben zeichnen das kleine Gesicht des Fünfjährigen<br />
noch heute. Mit Kabeln wurde er geschlagen, weil er<br />
den Koran nicht auswendig konnte. Nach etwa zehn Monaten<br />
Gefangenschaft wurde Fatima für 1.000 US-Dollar<br />
freigekauft. Wie durch ein Wunder fand sie in Kurdistan<br />
ihren Mann wieder. Im Camp leben sie nun zusammen<br />
und in Sicherheit.<br />
„Cash for Work“-Programm<br />
Fatima ist eine von etwa 3.800 Frauen, die in den Flüchtlingslagern<br />
am sogenannten „Cash for Work“-Programm<br />
von <strong>Malteser</strong> International teilgenommen hat. „<strong>Die</strong> Menschen<br />
haben schreckliche Dinge erlebt, die sie kaum verarbeiten<br />
können. Wir versuchen sie zum einen psychisch<br />
zu stabilisieren und zum anderen auch zu beschäftigen,<br />
damit sie sich nicht isolieren. Sie müssen raus aus ihren<br />
engen Zelten und unter Menschen. Sie müssen sich austauschen<br />
und über das Erlebte reden. Und wenn wir dies<br />
auch noch damit verbinden können, dass die Menschen<br />
etwas lernen und Geld verdienen können, umso besser“,<br />
sagt Stefanie Heil, Länderkoordinatorin von <strong>Malteser</strong> International.<br />
Eine Woche lang wurde Fatima in Themen wie Hygiene,<br />
Wasser und gesunde Ernährung geschult. Mit dem neuerworbenen<br />
Wissen hat sie ihre Familie und Nachbarn<br />
unterrichtet und somit die Lebensbedingungen in den<br />
Camps wesentlich verbessert. „Es war schön, neue Aspekte<br />
zu lernen, in einer anderen Atmosphäre zu sein.<br />
Ich konnte vergessen, was Schreckliches passiert ist“, erzählte<br />
mir Fatima. Auch wenn das Leben in dem Camp<br />
für Fatimas Familie nun sicher ist, fühlt es sich dort<br />
nicht wie ein Zuhause an. Ihr größter Wunsch: zurückzukehren<br />
und ihre Heimat neu aufbauen.<br />
Gesundheitszentren und mobile Kliniken<br />
Seit August 2<strong>01</strong>4 ist <strong>Malteser</strong> International in der Region<br />
Erbil und Dohuk tätig und kümmert sich vorwiegend<br />
um die medizinische Versorgung der Vertriebenen<br />
mit Gesundheitszentren in den Camps und durch mobile<br />
Kliniken in den Dörfern. 2<strong>01</strong>6 haben insgesamt 23.500<br />
Vertriebene Hygiene-Kits erhalten, und 161.440 Verletze<br />
und Kranke konnten medizinisch behandelt werden.<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7 17
XXXXX<br />
ENDLICH EINE PERSPEKTIVE<br />
In Kolumbien sind Millionen von Menschen innerhalb ihres eigenen Landes auf der Flucht vor einem Bürgerkrieg, der<br />
schon zu lange dauert. <strong>Malteser</strong> International zeigt den Binnenvertriebenen neue Wege in der Landwirtschaft – in der<br />
Hoffnung auf ein neues, selbstbestimmtes Leben in Frieden.<br />
Von Katharina Kiecol<br />
„Wir hoffen, dass der Frieden kommt. Hoffentlich kommt<br />
er. Wir wollen diese Gewalt nicht mehr erleben. Bevor<br />
wir geflohen sind, mussten wir Bombardierungen der<br />
Guerilla und der Armee ertragen“, sagt Jimmy Chacón.<br />
Vier Mal ist der 45-Jährige mit seiner Familie bereits vor<br />
der Gewalt geflohen. Und jedes Mal musste er alle Habseligkeiten<br />
zurücklassen.<br />
Nach einem halben Jahrhundert Bürgerkrieg sind in Kolumbien<br />
fast sieben Millionen Menschen innerhalb ihres<br />
Heimatlandes auf der Flucht – mehr als in jedem anderen<br />
Land. Ende Juni haben sich zumindest zwei der verschiedenen<br />
Kriegsparteien, die kolumbianische Regierung<br />
und die linke Guerillaorganisation Farc, auf einen<br />
Waffenstillstand geeinigt. Nun muss sich zeigen, ob der<br />
Frieden von Dauer sein wird.<br />
Nirgendwo Ruhe<br />
Als Jimmy Chacón das erste Mal mit seiner Frau flüchten<br />
musste, waren seine vier Kinder noch ganz klein.<br />
Sie kennen nur ein Leben auf der Flucht. Jedes Mal<br />
musste die Familie den großen Teil ihrer Habseligkeiten<br />
zurücklassen und Chacón begab sich an jedem neuen<br />
Ort wieder auf die Suche nach Arbeit. Als Tagelöhner<br />
versuchte er, sich und seine Familie zu ernähren.<br />
Aber zur Ruhe kam die Familie an keinem Ort.<br />
Nachdem die Familie in Higueronal von bewaffneten Gruppierungen<br />
bedroht wurde, wollte Chacón in Barranquilla Arbeit<br />
finden. Aber auch hier herrschte Gewalt und so zog die<br />
Familie 20<strong>01</strong> nach Riohacha und kaufte von ihren Ersparnissen<br />
ein Haus. Kurze Zeit später kam eine Sondereinheit<br />
der Polizei und riss das Haus ab. „Weinend musste ich mit<br />
ansehen, wie mein Haus zerstört wurde. Meine Tochter war<br />
gerade einmal eine Woche alt“, berichtet Jimmy Chacón.<br />
Schließlich gab die Familie auf und zog erneut weiter.<br />
Inzwischen arbeitet Chacón als Landwirt in La Guajira. Er<br />
pflanzt Bananen und Kochbananen. Hilfe bekommt er dabei<br />
von Mitarbeitern von <strong>Malteser</strong> International. In speziellen<br />
landwirtschaftlichen Schulungen lernen die Bauern,<br />
wie sie mit den schwierigen Bedingungen in einem für sie<br />
unbekannten Gebiet bessere Erträge erwirtschaften. „In<br />
den Trainings haben wir gelernt, wie man am besten mit<br />
so einer Dürre, wie wir sie momentan erleben, umgehen<br />
können. Das hat uns sehr geholfen und dieses Wissen ist<br />
viel wichtiger als alles Materielle“, sagt Chacón. Von <strong>Malteser</strong><br />
International haben sie auch Saatgut bekommen.<br />
18<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7
„Wir hingen in der Luft“<br />
Überfälle und anhaltende Gewalt zwangen auch Obencio<br />
Uriana und seine Frau vier Mal dazu, fast alles, was sie<br />
besaßen, hinter sich zu lassen, um ihr Leben zu retten.<br />
Uriana, 45, ist Ziegenzüchter. Dort, wo er und seine Frau<br />
zuletzt Zuflucht fanden, wurden die meisten ihrer Ziegen<br />
getötet, weil sie dem Nachbarn die Maniokpflanzen<br />
wegfraßen. „Wir stießen immer wieder auf Verachtung.<br />
Das wichtigste, was ich zurücklassen musste, war mein<br />
Grund und Boden. Nach dem wir aus unserer Heimat weg<br />
mussten, hingen wir in der Luft“, erzählt Uriana.<br />
Auch Marina und Obencio Uriana leben inzwischen in La<br />
Guajira, wo <strong>Malteser</strong> International über verschiedene Projekte<br />
Binnenvertriebene unterstützen. „Ich habe ein Hektar<br />
Land, auf dem ich Kochbananen anbaue. Das notwendige<br />
Saatgut haben wir von den <strong>Malteser</strong>n bekommen“, sagt<br />
Uriana.<br />
„Jetzt haben wir Hoffnung“<br />
So wie seiner Familie geht es in den Regionen La Guajira<br />
und Magdalena im Norden Kolumbiens vielen Menschen.<br />
Sie wurden aus fruchtbaren Anbaugebieten vertrieben<br />
und können auf den neuen Flächen ihre traditionellen<br />
Anbaumethoden nicht mehr anwenden. Hinzu kommt,<br />
dass die Region sehr stark vom Wetterphänomen El Niño<br />
betroffen ist und es seit drei Jahren nur wenig geregnet<br />
hat – mit der Folge, dass fast 60 Prozent der Einwohner<br />
unter Mangelernährung leiden.<br />
Mitarbeiter von <strong>Malteser</strong> International zeigen Uriana<br />
und Chacón nicht nur, wie sie ihre Flächen nachhaltig<br />
und möglichst ertragreich bewirtschaften, sondern auch,<br />
wie sie ihre Ernte anschließend sicher lagern und die Lebensmittel<br />
gesund zubereiten. Uriana hofft auf eine gute<br />
Ernte, doch zunächst heißt es erst einmal abwarten: „Sobald<br />
der Regen kommt, können wir aussäen, was wir von<br />
<strong>Malteser</strong> International erhalten haben. Heute haben wir<br />
eine größere Sicherheit und eine bessere Perspektive für<br />
die Zukunft.“ Und Chacón fügt hinzu: „Wegen der Dürre<br />
waren wir schon wieder kurz davor, die Zelte abzubrechen.<br />
<strong>Die</strong> Lage war wirklich schwierig, aber jetzt haben<br />
wir Hoffnung.“<br />
<strong>Die</strong><br />
MALTESER<br />
Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />
Ausgabe 2/2<strong>01</strong>5<br />
Alle Jahre wieder: <strong>Malteser</strong> Lourdes-Zug<br />
Umstritten: Fortpflanzungsmedizingesetz<br />
Vorbild: Flüchtlingshelferin Ute Bock<br />
<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong>-Zeitung 2/2<strong>01</strong>5_2906 OK.indd 1 29.06.15 18:19<br />
<strong>Die</strong><br />
MALTESER<br />
Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />
Ausgabe 1/2<strong>01</strong>6<br />
Christen auf dem Rückzug?<br />
<strong>Malteser</strong> Flüchtlingshilfe<br />
Aktivitäten in aller Welt<br />
<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong>-Zeitung 1_2<strong>01</strong>6_1603 OK.indd 1 16.03.16 09:32<br />
VORBILDER<br />
MALTESER<br />
Gratis,<br />
aber leider<br />
nicht kostenlos<br />
XXXX<br />
Falls Sie, Ihre<br />
Freunde oder Ihre<br />
Familie über unsere Arbeit<br />
informiert werden wollen,<br />
senden wir Ihnen die Zeitung<br />
gerne regelmäßig zu.<br />
Senden Sie einfach eine<br />
E-Mail an:<br />
zeitung@malteser.at<br />
Liebe Leserinnen<br />
und Leser,<br />
„<strong>Die</strong> MALTESER“ ist traditionell gratis und soll<br />
es auch bleiben. Denn es ist uns ein Anliegen, Sie<br />
über unsere Arbeit umfassend zu informieren.<br />
Doch die Produktion und der Versand sind leider<br />
nicht kostenlos.<br />
Konto lautend auf MALTESER Hospitaldienst Austria,<br />
Kennwort „Zeitung“<br />
AT85 1920 0615 2372 3030<br />
BIC: SCHOATWW<br />
Spenden an den MALTESER Hospitaldienst sind<br />
von der Steuer absetzbar!<br />
<strong>Die</strong><br />
Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />
<strong>Die</strong><br />
Ausgabe 2/2<strong>01</strong>6<br />
MALTESER<br />
Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />
60 Jahre <strong>Malteser</strong>-Werke in Österreich<br />
Amoris laetitia – <strong>Die</strong> Freude der Liebe<br />
Social Media – Eine Glaubenssache?<br />
<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong>-Zeitung 2_2<strong>01</strong>6_end ok.indd 1 28.06.16 11:50<br />
Ausgabe 3-4/2<strong>01</strong>6<br />
Italien-Erdbebenhilfe aus Österreich<br />
Legate: In guter Erinnerung bleiben<br />
Ein Jahr Hilde Umdasch Haus<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7 19
MALTESERWELTWEIT<br />
„DIE SCHAFFEN DAS!“<br />
Uganda verfolgt ein spezielles Konzept zur Lösung der Flüchtlingsproblematik. Es ist ein Konzept der Hilfe zur Selbsthilfe,<br />
eine Ermutigung zum eigenverantwortlichen Leben, und wird von internationalen Hilfsorganisationen wie <strong>Malteser</strong><br />
International mitgetragen.<br />
Von Katharina Kiecol<br />
Sie sehen aus wie einfache afrikanische Dörfer. Wenige<br />
weiße Zeltplanen sind zu sehen, die typischen Erkennungszeichen<br />
der Flüchtlingslager. Auf der ganzen Welt<br />
sehen sie eigentlich immer gleich aus. Große weiße Zelte,<br />
gespickt mit den Logos der internationalen Hilfsorganisationen,<br />
die gerade hier im Einsatz sind.<br />
In Uganda ist alles etwas anders. Hier bekommen die<br />
Flüchtlinge nicht nur eine Zeltplane über den Kopf, sondern<br />
Material, um sich ein eigenes kleines Haus zu bauen.<br />
Vom UNHCR bekommen die Südsudanesen Baumaterial<br />
wie Holz und Wellblech und von der ugandischen<br />
Regierung ein Stück Land, auf das sie dieses Haus bauen.<br />
Hacke und Saatgut inklusive. Es ist ein anderes Konzept,<br />
mit Flüchtlingen umzugehen und dieses Konzept geht<br />
auf – bis jetzt. Ein Konzept der Hilfe zur Selbsthilfe, zum<br />
eigenverantwortlichen Leben, unterstützt von internationalen<br />
Hilfsorganisationen wie <strong>Malteser</strong> International.<br />
In Sicherheit leben<br />
Seit Jahren fliehen die Menschen aus dem krisengeschüttelten<br />
Südsudan über die Grenze in das ruhige<br />
Uganda. Zwar sind die Ugander, die in diesen Regionen<br />
leben, auch nicht gerade wohlhabend, aber es herrscht<br />
zumindest kein Bürgerkrieg. <strong>Die</strong> Menschen sind hier in<br />
Sicherheit und brauchen keine Angst vor marodierenden<br />
Banden zu haben.<br />
Über 440.000 Flüchtlinge allein aus dem Südsudan sind<br />
bislang nach Uganda gekommen. Insgesamt sind es mehr<br />
als eine Millionen Flüchtlinge, die hier eine neue und sicherere<br />
Heimat gefunden haben. Allein in den letzten<br />
vier Monaten kamen mehr als 200.000 neue Flüchtlinge<br />
aus dem jüngsten Staat der Welt, in dem noch immer<br />
oder auch immer wieder gekämpft wird.<br />
20<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7
MALTESERWELTWEIT<br />
<strong>Die</strong> Regierung als Flüchtlingskoordinator<br />
<strong>Die</strong> Flüchtlingspolitik in Uganda ist Chefsache. <strong>Die</strong> Regierung<br />
selbst organisiert den Zustrom der Flüchtlinge<br />
und überlässt dies nicht, wie meist, der UN. Auch die Zusammenarbeit<br />
der internationalen Hilfsorganisationen,<br />
die hier tätig sind, wird von der Regierung koordiniert.<br />
Roland Hansen, Leiter der Afrikaabteilung bei <strong>Malteser</strong><br />
International ist von der ugandischen Flüchtlingspolitik<br />
begeistert: „Bislang organisiert die ugandische Regierung<br />
den erneuten Flüchtlingsansturm aus dem Südsudan<br />
im Gegensatz zu vielen anderen Aufnahmeländern<br />
erfolgreich. Sie zeigt, wie Flüchtlingspolitik auch gehen<br />
kann und ist in meinen Augen ein wirklich gutes Vorbild<br />
für andere Länder.“<br />
Von Uganda lernen<br />
Natürlich profitieren von der Arbeit der vielen Hilfsorganisationen,<br />
die sich um die Flüchtlinge kümmern, auch<br />
die Einheimischen. Zum Beispiel, wenn in der Nachbarschaft<br />
eine Klinik gebaut wird, die ebenso für die lokale<br />
Bevölkerung geöffnet ist. Auch von den Hilfsmaßnahmen<br />
von <strong>Malteser</strong> International profitieren alle: Acht<br />
solarbetriebene Brunnen wurden allein im Rhino Camp<br />
gebaut. Damit werden rund 20.000 Menschen mit Wasser<br />
versorgt. Durch die Flüchtlinge sind in den Regionen<br />
zusätzliche Absatzmärkte für die lokalen Waren entstanden,<br />
was wiederrum den Bauern aus der Gegend hilft. <strong>Die</strong><br />
Flüchtlinge in Uganda dürfen nicht nur reisen, sondern<br />
sie dürfen auch arbeiten. Und das tun sie – zum Beispiel<br />
in die Hauptstadt Kampala.<br />
Uganda ist in Sachen Flüchtlingspolitik durchaus ein<br />
Land, von dem andere Regierungen lernen könnten, vor<br />
allem in Europa. Es bleibt allerdings abzuwarten, wie<br />
sich die Situation entwickeln wird, wenn sich die Lage im<br />
Südsudan in den nächsten Monaten nicht beruhigt und<br />
die Flüchtlingszahlen weiterhin so rasant steigen. Dann<br />
wird es eines Tages vielleicht kein Stück Land mehr für<br />
alle Flüchtlinge geben können.<br />
EINSATZFALL<br />
HAITI<br />
<strong>Malteser</strong> International: Sie sorgen dafür, dass es nach Naturkatastrophen<br />
rasch zu einem nachhaltigen Wiederaufbau<br />
und einer effizienten Katastrophenvorsorge kommt.<br />
Dabei arbeiten sie mit lokalen Partnern zusammen.<br />
Von Katharina Kiecol<br />
Weltweit sind Millionen Menschen von den Folgen extremer<br />
Naturkatastrophen und bewaffneter Konflikte bedroht.<br />
In den von Erdbeben, Überflutungen, Dürren oder<br />
kriegerischen Auseinandersetzungen betroffenen Ländern<br />
ist vielfach die Infrastruktur zerstört, meist fehlt<br />
es der Bevölkerung an Nahrungsmitteln, Unterkünften,<br />
medizinischer Versorgung und Zukunftsperspektiven.<br />
Eine Katastrophe besonderen Ausmaßes war das Erdbeben<br />
2<strong>01</strong>0 in Haiti. Nach anfänglicher Nothilfe und Unterstützung<br />
beim Wiederaufbau konzentrieren sich die<br />
Mitarbeiter von <strong>Malteser</strong> International heute darauf,<br />
Kapazitäten und zivilgesellschaftliche Strukturen in der<br />
Wasser- und Sanitärversorgung sowie der Hygienesituation<br />
aufzubauen. Besonderen Wert wird auf eine gesunde<br />
Ernährung der Bevölkerung gelegt. Um die Menschen vor<br />
Wirbelstürmen besser zu schützen, baut <strong>Malteser</strong> International<br />
die Katastrophenvorsorge aus. In Haiti arbeiten<br />
20 Mitarbeiter für <strong>Malteser</strong> International. Viele Projekte<br />
werden mit lokalen Partnern gemeinsam umgesetzt.<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7 21
MALTESERWELTWEIT<br />
„HOCH MOTIVIERTE UND<br />
ENGAGIERTE MENSCHEN“<br />
Marlene Müller ist eine Mitarbeiterin aus dem Team von<br />
<strong>Malteser</strong> International. Im Interview erklärt sie, wie ihre<br />
Arbeit als Program & Partner Projects Officer in Port-au-<br />
Prince/Haiti aussieht.<br />
Seit wann bist Du bei <strong>Malteser</strong> International und<br />
wo wurdest Du eingesetzt?<br />
Ich bin seit November 2<strong>01</strong>5 dabei und arbeite in Haiti<br />
in den Bereichen Administration, Finanzen, Logistik und<br />
Betreuung der Partnerorganisationen. <strong>Die</strong> meiste Zeit<br />
bin ich im Büro und ständig in Austausch mit meinen lokalen<br />
Kolleginnen und Kollegen bzw. unseren Kolleginnen<br />
und Kollegen im Headquarter. Hin und wieder fahre<br />
ich in die Zielgebiete, um mir ein Bild über den jeweiligen<br />
Projektfortschritt zu machen und mit den Begünstigten<br />
zu sprechen. Unsere Projekte befinden sich in Cité Soleil<br />
und Tabarre in der Hauptstadt Port-au-Prince sowie in<br />
Belle Anse, welches sich im Südosten des Landes nahe<br />
der Grenze zur Dominikanischen Republik befindet.<br />
Was macht Dir besonders Spaß bei der Arbeit?<br />
Das ist vor allem die Abwechslung der Aufgaben, die Zusammenarbeit<br />
mit meinen Kolleginnen und Kollegen<br />
und Partnerorganisationen und die Nähe zu den Projekten.<br />
Was verbindest Du mit <strong>Malteser</strong> International?<br />
Hoch motivierte und engagierte Menschen und vor allem<br />
natürlich mein Team.<br />
Wie entwickelt sich das Programm in Haiti?<br />
Sehr gut! <strong>Malteser</strong> International ist seit dem verheerenden<br />
Erdbeben 2<strong>01</strong>0 in Haiti. Inzwischen setzen wir<br />
in Zusammenarbeit mit unseren haitianischen Partnerorganisationen<br />
mehrjährige Projekte um. Zum Bespiel<br />
arbeiten wir an einem Projekt, das zur Stärkung der Resilienz<br />
im Bereich Ernährungssicherung im abgelegenen<br />
Distrikt Belle Anse durch Sicherstellung des Zugangs zu<br />
Name: Marlene Müller<br />
Alter: 35 Jahre<br />
Einsatzort: Port-au-Prince, Haiti<br />
Ausbildung: Staatlich geprüfte Fremdsprachenkorrespondentin<br />
(Englisch, Französisch,<br />
Spanisch) in Wirtschaft und Verwaltung; Studium<br />
der Betriebswirtschaftslehre/Internationales<br />
Management in Deutschland und Frankreich<br />
Nutz- und Trinkwasser und Kapazitätsaufbau im Zusammenspiel<br />
von Umwelt, WASH (Water, Sanitation, Hygiene)<br />
und Ernährung beitragen soll. Aktuell haben wir mit<br />
lokalen Partnerorganisationen ein Projekt begonnen, das<br />
zur Stärkung der Resilienz vulnerabler Slum-Gemeinden<br />
gegenüber Auswirkungen des Klimawandels durch natürlichen<br />
Ressourcenschutz, Katastrophenvorsorge und<br />
Ernährungssicherung in Port-au-Prince führen soll.<br />
Wohin möchtest Du Dich mal entwickeln?<br />
Ich bin sehr glücklich in meinem Bereich und kann mir<br />
vorstellen, meine aktuellen Aufgaben langfristig auszuführen.<br />
Neue Herausforderungen bringt das Arbeitsumfeld<br />
automatisch mit.<br />
Was wünscht Du Dir für die Zukunft?<br />
Gesundheit, Glück und Frieden.<br />
22<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7
RELIGIONAKTUELL<br />
KIRCHE UND SPIRITUALITÄT<br />
LIEGEN WIEDER IM TREND<br />
<strong>Die</strong> katholische Glaubensgemeinschaft in Österreich verzeichnet regelmäßig auch Zuwächse, die Kirchentüren für<br />
Neu- und Wiedereintretende stehen weit offen. Gleichzeitig muss die Kirche wichtige Weichen für die Zukunft stellen.<br />
2<strong>01</strong>6 sind insgesamt 5.265 Menschen in Österreich wieder<br />
oder neu in die katholische Kirche eingetreten. Im<br />
Jahr davor waren es 5.064, also um vier Prozent weniger<br />
(siehe Grafik). Demgegenüber ist die Zahl der Kirchenaustritte<br />
gesunken. Mit 54.886 Abgängen gab es 2<strong>01</strong>6<br />
einen Rückgang um rund drei Prozent gegenüber dem<br />
Vorjahr mit 56.599 Austritten. <strong>Die</strong>se Zahlen, die Anfang<br />
2<strong>01</strong>7 von den österreichischen Diözesen veröffentlicht<br />
wurden, lassen hoffen, stimmen aber auch nachdenklich.<br />
Warum treten Menschen aus der Kirche, die doch ein<br />
Ort der Zuversicht ist, die spirituelle Orientierung und<br />
Sicherheit gibt, aus?<br />
Eine differenzierte Betrachtung zeigt, dass Kirchenaustritte<br />
selten ideologisch motiviert sind. Vielmehr sind sie<br />
die Folge einer in unserer marktwirtschaftlich geprägten<br />
Welt verankerten Servicementalität, bei der konkrete<br />
Kosten-Nutzen-Rechnungen und Erlebnis-Erwartungen<br />
im Vordergrund stehen. Das heißt: Wer für sich keinen<br />
Nutzen in der Kirchenmitgliedschaft sieht, tritt aus. Wer<br />
immer weniger Berührungspunkte mit der Kirche emotional<br />
erlebt, verliert die Motivation, als Mitglied dabei<br />
zu bleiben. Kirchenaustritte sind ein Zeichen davon, dass<br />
die Menschen nicht mehr damit zufrieden sind, wie ihnen<br />
Kirche begegnet und was sie ihnen bietet.<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7 23
RELIGIONAKTUELL<br />
„Deine Hoffnung liegt bei der Kirche.<br />
Dein Heil ist die Kirche. Dein Zufluchtsort ist die Kirche.<br />
Sie ragt höher als der Himmel und ist breiter als die Erde.<br />
Und sie altert nie: Ihre Lebenskraft ist ewig.“<br />
Zitiert nach dem Hl. Johannes Chrysostomus<br />
<strong>Die</strong> gute Nachricht<br />
<strong>Die</strong> meisten Ausgetretenen bleiben jedoch Kirchensympathisanten<br />
– mit intakten Chancen auf eine Rückkehr.<br />
Es braucht nur den richtigen „Auslöser“. Zumeist sind<br />
es persönliche Krisen oder die Einladung von Freunden<br />
und Verwandten, als Tauf- bzw. Firmpate zu fungieren,<br />
die die Menschen in die Kirche zurückkehren lässt. Sie<br />
finden dort wieder, was sie verloren haben: spirituelle<br />
Verankerung und Gemeinschaft. Pater Martin von der<br />
<strong>Malteser</strong>kirche in Wien fasst die Beweggründe für Wiedereintretende<br />
und deren als unbefriedigend empfundene<br />
Austrittserfahrung mit den Worten des Heiligen<br />
Johannes Chrysostomus zusammen: „Trenne dich nicht<br />
von der Kirche! Keine Macht der Welt kommt der ihrigen<br />
gleich. Deine Hoffnung liegt bei der Kirche. Dein Heil ist<br />
die Kirche. Dein Zufluchtsort ist die Kirche. Sie ragt höher<br />
als der Himmel und ist breiter als die Erde. Und sie<br />
altert nie: Ihre Lebenskraft ist ewig.“<br />
Das Reich Gottes will wachsen<br />
Im europäischen Vergleich ist Österreich mit rund 60<br />
Prozent Kirchenmitgliedern weiterhin überdurchschnittlich<br />
katholisch. Angesichts der Tatsache, dass lebenslange<br />
Mitgliedschaften heute keine Selbstverständlichkeit<br />
mehr sind, kann das zahlenmäßige Kleinerwerden der<br />
Institution Kirche aufgrund der verstärkten gesellschaftlichen<br />
Individualisierung und Fragmentierung auch als<br />
Normalisierung gesehen werden. Ganz pragmatisch betrachtet,<br />
sind also die durchschnittlich 1,2 Prozent Austritte<br />
pro Jahr für eine Organisation mit freiwilligen Mitgliedern<br />
wie die katholische Kirche ein hervorragender<br />
Wert. <strong>Die</strong> Stärke der Kirche ergibt sich allerdings nicht<br />
aus einem Berechnen, Gegenrechnen und Vergleichen<br />
von Anteilen an gesellschaftlichen Größenordnungen<br />
oder ökonomischen Maßen. Gerade in Zeiten, die verunsichern<br />
und ängstigen, braucht es Werte, Grundsätze<br />
und Strukturen, die dem einzelnen Menschen Halt geben.<br />
Dazu muss die Kirche die Weichen für die Zukunft<br />
richtig stellen und Antworten auf drei wesentliche Fragen<br />
finden:<br />
• Wie kann die Kirche aufgrund der bestehenden Milieuverengung<br />
pluraler aufgestellt werden?<br />
• Wie kann die Kirche junge Menschen und vor allem die<br />
gebildeten erreichen?<br />
• Wie geht sie insgesamt mit den demographisch und<br />
migrantischen Veränderungen um?<br />
Der Weg zurück in die katholische Kirche<br />
Vor allem die dritte Frage führt zu einer interessanten<br />
Entwicklung der jüngeren Zeit. <strong>Die</strong> verstärkte Präsenz<br />
der muslimischen Religion bewegt Menschen vermehrt<br />
dazu, den Weg zurück in die katholische Kirche und zu<br />
ihren Wurzeln zu finden. Ursächlich geht es dabei nicht<br />
um die in der öffentlichen Debatte kritisierten Ausformungen<br />
des islamischen Glaubens wie etwa das Kopftuch.<br />
Vielmehr dürfte das Vorleben einer anderen Religion<br />
zu einer verstärkten Rückbesinnung zum eigenen<br />
Glauben, zum Christsein in der katholischen Kirche,<br />
führen. Muslime zeigen vor, wie wichtig Familie ist, wie<br />
viel Halt der Glaube schenken kann und wie erfüllend<br />
Traditionen – zum Beispiel das Fasten im Ramadan –<br />
sein können.<br />
24<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7
RELIGIONAKTUELL<br />
Blicken wir in der christlichen Tradition auf die Urkirche<br />
zurück, so haben Christen damals Solidarnetze gebildet,<br />
Nachbarschaft gelebt und sich jener angenommen, um<br />
die sich niemand mehr gekümmert hat. Sie haben dabei<br />
nicht nur die Armen erreicht, sondern auch die Eliten,<br />
weil es ihnen gelungen ist, den christlichen Glauben intellektuell<br />
darzustellen. Angesichts der drohenden Vereinsamung<br />
und der sozialen Nöte in der heutigen Welt<br />
kann die Kirche genau hier ansetzen und mit Hilfe einer<br />
zeitgemäßen Sprache in der Glaubensweitergabe für ein<br />
besseres „Beziehungsmanagement“ mit den Menschen<br />
sorgen. Dafür braucht es allerdings Experimentierfreude<br />
und Fehlerfreundlichkeit.<br />
Nicht von Trost sprechen, sondern trösten<br />
<strong>Die</strong> Stärke der Kirche ergibt sich daraus, ob und wie sehr<br />
es uns gelingt, Räume des Herzens und eines barmherzigen,<br />
solidarischen und spirituell verwurzelten Anteils gerade<br />
mit den Anteillosen und Armen zu eröffnen. Wenn<br />
Kirche den von allen weltlichen Macht- und Einflussbereichen<br />
Anteillosen einen Anteil, den Stimmlosen eine<br />
Stimme geben kann, hat sie Strahlkraft. Gerade in Zeiten,<br />
in denen oft Ängste über zukünftige Perspektiven<br />
und Orientierungen die Handlungs- und Herzenskraft<br />
vieler Menschen zu lähmen drohen, kann und soll sich<br />
Kirche als ein Raum der Zuversicht durch die Kraft der<br />
Liebe positionieren.<br />
Quelle: Kathpress<br />
VORARLBERG<br />
238.848 gesamt<br />
2.690 Austri-e<br />
225 Eintri-e<br />
Oberösterreich<br />
965.950 gesamt<br />
9.236 Austri-e<br />
904 Eintri-e<br />
Niederösterreich<br />
5<strong>01</strong>.221 gesamt<br />
4.836 Austri-e<br />
352 Eintri-e<br />
WIEN<br />
1.210.828 gesamt<br />
15.149 Austri-e<br />
1.226 Eintri-e<br />
TIROL<br />
385.459 gesamt<br />
3.379 Austri-e<br />
400 Eintri-e<br />
SALZBURG<br />
470.141 gesamt<br />
4.611 Austri-e<br />
454 Eintri-e<br />
STEIERMARK<br />
823.759 gesamt<br />
10.538 Austri-e<br />
1.203 Eintri-e<br />
BURGENLAND<br />
194.621 gesamt<br />
1.281 Austri-e<br />
110 Eintri-e<br />
KÄRNTEN<br />
371.795 gesamt<br />
3.166 Austri-e<br />
391 Eintri-e<br />
Grafik: <strong>Die</strong> katholische Kirche in Zahlen<br />
Gesamtzahl der Katholiken per 31.12.2<strong>01</strong>6,<br />
Aus-, und Eintritte je Bundesland im Jahr 2<strong>01</strong>6.<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7 25
XXXXX<br />
PRIESTERBERUFUNGEN<br />
IM MALTESER HOSPITALDIENST AUSTRIA<br />
Der Moment zur Berufung kann ganz plötzlich kommen oder sich aus einem langen Reifeprozess und besonderen Begegnungen<br />
im Leben ergeben. Drei Priester erzählen, wie sie auf unterschiedlichen Wegen zum gleichen Ziel gekommen sind.<br />
Von Anton F. Gatnar<br />
Als ich 1968 in den <strong>Malteser</strong> (damals noch) Hilfsdienst<br />
aufgenommen wurde, haben uns ältere Priesterpersönlichkeiten<br />
wie P. Heinrich Segur SJ oder Monsignore<br />
Adolf Zimmermann, der berühmte Domprediger aus<br />
dem Stephansdom, geprägt. Neben vielen spannenden<br />
Einsätzen und berührenden Begegnungen mit unseren<br />
Herren Kranken waren auch damals <strong>Malteser</strong>-Messen<br />
und geistliche Betrachtungen ein wichtiger Schwerpunkt<br />
unseres <strong>Malteser</strong>-Daseins. In Exerzitien, bei Pilgerfahrten<br />
nach Mariazell und Lourdes waren Priester immer<br />
unsere wichtigen Begleiter, kamen aber meist von „außen“.<br />
Umso größer ist unsere Freude, heute auf zahlreiche<br />
Berufungen aus unserer gar nicht so großen Gemeinschaft<br />
blicken zu können. Elf Priester, einen Diakon und<br />
zwei geistliche Schwestern, die zuerst im MHDA waren<br />
und dann ihre Berufung erfahren haben, konnte ich in<br />
meinen – möglicherweise – gar nicht vollständigen Aufzeichnungen<br />
finden.<br />
Wir sind stolz auf Stephan Turnovszky, heute Auxiliarbischof<br />
in der Erzdiözese Wien, mit dem so mancher<br />
von uns noch seine Krankentransport-<strong>Die</strong>nste und Lourdesfahrten<br />
als <strong>Malteser</strong> in Erinnung hat. Altabt Gregor<br />
Henckel-Donnersmark OCist war lange, bevor er Abt<br />
in Heiligenkreuz, Spiritual des Großpriorats und zeitweise<br />
auch Bundesseelsorger des MHDA war, Mitglied<br />
der legendären „Staffel“, die in <strong>Malteser</strong>-Uniform im<br />
Rahmen des Roten Kreuzes <strong>Die</strong>nst gemacht hat. Felix<br />
Selden war lange unser Bundesseelsorger, bevor er Delegat<br />
des Apostolischen Stuhles für die Konföderation<br />
der Oratorien des heiligen Philipp Neri wurde, und der<br />
emeritierte Nationaldirektor von Missio Österreich,<br />
P. Leo Maasburg, ist auf dem Gründungsphoto des<br />
MHDA Tirol deutlich in unserer Uniform zu erkennen.<br />
Drei Priester habe ich gebeten, ihre Gedanken zu<br />
ihrer Berufung zusammenzufassen:<br />
Konstantin (Koni) Spiegelfeld, erst Dipl.Ing. und<br />
Techniker, dann 1990 zum Priester geweiht, ist heute<br />
Bundesseelsorger und steter Begleiter bei unseren Wallfahrten<br />
und Einsätzen. Über seine Berufung sagt<br />
Koni: „Meine Berufung zum Priester hat eine längere<br />
Geschichte. Ich bin mit einer gewissen Selbstverständlichkeit<br />
im katholischen Glauben aufgewachsen. Meine<br />
Eltern und die ganze Familie haben ihn mit mir liebevoll<br />
erfahrbar gelebt und ohne Druck an mich weitergegeben.<br />
Mit 27 Jahren, im Rahmen eines Vorbereitungstreffens<br />
des MHDA für den Papstbesuch von Johannes Paul II.<br />
1983 in Mariazell, habe ich in der dortigen Basilika beim<br />
abschließenden Gebet am Gnadenaltar der Muttergottes<br />
eine sehr prägende Gotteserfahrung gemacht. <strong>Die</strong> Bitte<br />
und Frage „Willst Du nicht Priester werden?“ war für<br />
mich ganz plötzlich präsent. Nie zuvor hatte ich eine so<br />
26<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7
XXXX<br />
starke Inspiration und einen geistlichen Impuls für diesen<br />
<strong>Die</strong>nst.“<br />
Und was bedeutet heute <strong>Malteser</strong>-Sein für Koni?<br />
„Gebet und Tätigkeit sind eng miteinander verbunden<br />
und beleben einander gegenseitig.“, „Ich werde konkret<br />
mit meinen Fähigkeiten gebraucht.“, „Wir sind eine frohe<br />
kirchliche Gemeinschaft.“, „Junge Mädchen und Burschen<br />
haben ein gutes Herz und finden in ihrer Fantasie<br />
oft neue Wege zu und mit den Menschen.“, „Ich helfe<br />
Menschen, lerne ihr Schicksal, sehr oft ihren Glauben<br />
kennen, höre ihnen zu, merke, wie sie ihr Leben bewältigen,<br />
was ihnen Freude und Zuversicht schenkt, wie sie<br />
mit Enttäuschungen umgehen und weiß mich dadurch<br />
oft selber beschenkt und ermutigt.“, „Ich lerne, was es<br />
bedeutet, Verantwortung für einen anderen Menschen<br />
zu übernehmen.“, „Jesus liebt jeden von unseren Betreuten<br />
mit einer „zärtlichen“ Liebe, als Priester darf ich ihnen<br />
die Sakramente schenken. <strong>Die</strong> Krankensalbung ist in<br />
diesem Zusammenhang besonders berührend und stärkend!“,<br />
„Im Sanitätsbereich lernt man ganz unterschiedliche<br />
Menschen kennen, die für eine persönliche Zuneigung<br />
und tatkräftige, kompetente Hilfe dankbar sind.“<br />
Auch Konstantin Reymair war eifriger <strong>Malteser</strong>, bevor<br />
er sich entschlossen hat, Priester zu werden, wenn er<br />
auch schon früh begonnen hatte, darüber nachzudenken:<br />
Konstantin über seine Berufung: „Einen genauen<br />
Zeitpunkt für meine Berufung kann ich nicht angeben.<br />
In Bewegung kam die Frage erstmals im Kontext meiner<br />
Vorbereitung auf die Erstkommunion. <strong>Die</strong>se wurde<br />
vom damaligen Domprediger und Konventualkaplan ad<br />
Honorem, Adolf Zimmermann, geleitet. Er war eine faszinierende<br />
Persönlichkeit, die es verstand, auch Kinder<br />
(oder zumindest mich) für die Gegenwart und den Ruf<br />
Gottes zu öffnen. Neben ihm erlebte ich eine Reihe von<br />
anderen, sehr beeindruckenden Priesterpersönlichkeiten:<br />
unseren Familiengeistlichen, den damaligen Dompfarrer<br />
Karl Hugel oder unseren alten, sehr einfachen und<br />
bescheidenen Pfarrer Josef Hochnegger im südsteirischen<br />
Spielfeld.“<br />
Konstantin hat sichtlich einen langen Reifeprozess hinter<br />
sich, bevor er sich entschieden hat, ins Priesterseminar<br />
einzutreten. <strong>Die</strong> Tätigkeit bei den <strong>Malteser</strong>n<br />
hat ihn beim Nachdenken begleitet: „<strong>Die</strong> Frage, den<br />
geistlichen Weg einzuschlagen, hat sich bei mir immer<br />
wieder verdeckt und lange hinausgezögert. Nach einem<br />
ersten, zweijährigen Versuch im Kloster absolvierte ich<br />
mein Musikstudium und betrieb die Theologie gewissermaßen<br />
hobbyartig nebenbei. <strong>Die</strong> Tätigkeiten im MHDA<br />
waren stark pastoraler Natur. Sie waren nicht nur gelebte<br />
Nächstenliebe, sondern regelmäßig kamen Fragen nach<br />
Sinn und Bewältigung des Leides in Gesprächen auf, in<br />
denen geistlicher Trost erhofft wurde. Der damalige Bereichsseelsorger<br />
Toni Berger sprach mich wiederholt auf<br />
eine mögliche Berufung an, aber der Zeitpunkt war noch<br />
nicht reif. Einerseits war das Verlangen nach einer Karriere<br />
in der Welt sehr groß, andererseits suchte ich nach<br />
einem Kompromiss zwischen Theologie und Musik. Musikalisch<br />
war ich recht erfolgreich in Oxford und Cambridge<br />
tätig. <strong>Die</strong> Zeit meiner Professur an der Kunstuniversität<br />
Graz zeigte mir allerdings die Notwendigkeit<br />
einer klaren Entscheidung. Im Herbst 2005 übersiedelte<br />
ich nach Wien ins Priesterseminar und wurde 2009 geweiht.<br />
Während meines ersten Kaplansjahres in Hernals<br />
wurde ich zum Leiter des Referats für Kirchenmusik ernannt<br />
und zum Domkurat an St. Stephan bestellt.“<br />
Heute ist Konstantin eifriger Wallfahrer und begleitet<br />
uns bei zahlreichen Gelegenheiten: „Meiner Erfahrung<br />
nach gehören im Bereich des Glaubens Empfangen<br />
und Weitergeben zusammen; sie sind die zwei Seiten der<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7 27
XXXXX<br />
gleichen Medaille. Jedes geistliche Gespräch, jede geistliche<br />
Handlung, jedes Sakrament trägt deshalb zu einer<br />
Vertiefung meines Glaubens bei. Besonders dicht erlebe<br />
ich das in Lourdes: Der Ort scheint den geistlichen Austausch<br />
nicht bloß zu begünstigen, er motiviert regelrecht<br />
dazu. Insofern ist die jährliche Wallfahrt dorthin für<br />
mich nicht nur der Höhepunkt meines <strong>Malteser</strong>-Jahres,<br />
sondern eine wichtige Quelle der Kraft für alle verschiedenen<br />
Aufgaben, die mir als Priester von meinem Bischof<br />
zugedacht wurden.“<br />
Ein dritter Priester, der aus unseren Reihen kommt,<br />
ist heute Präpositus (Ordensoberer) im Oratorium St.<br />
Rochus und Seelsorger des Bereiches Wien. P. Rudolf<br />
Schaffgotsch CO war aktiver Gruppenleiter in Wien<br />
und erfolgreicher Student der Forstwirtschaft. Dann<br />
kam die Berufung: „Den Moment meiner Berufung<br />
zum Priester gibt es aus meiner Sicht nicht. Zwei besonders<br />
markante „Meilensteine“ des Weges – es fallen mir<br />
noch mehr ein – nenne ich hier: Als Bub habe ich zusammen<br />
mit meinem (um zwei Jahre älteren) Bruder ministriert;<br />
oft hatten wir dann abends noch den Herrn Pfarrer<br />
zu Gast. Ich erinnere mich, dass ich manchmal vor Freude<br />
fast zerspringen konnte – eine große Liebe zu Christus<br />
in der Eucharistie, die sich damals ganz unmittelbar in<br />
Hilfsbereitschaft „Bahn gebrochen“ hat, und mir immer<br />
geblieben ist. Der zweite Punkt hat mit dem Hospitaldienst<br />
zu tun und war auf der Romreise 1995. <strong>Die</strong> Freundschaft<br />
und das persönliche Gebet mit anderen <strong>Malteser</strong>n<br />
und von ihnen für mich haben mir wesentlich geholfen,<br />
ja sagen zu können. Das waren Momente, die ich heute<br />
noch voll freudiger Dankbarkeit empfinde (und ich hoffe,<br />
die damals Beteiligten lesen das – danke Euch!).“<br />
Was bedeutet P. Rudolf das <strong>Malteser</strong>-Sein? „In meinem<br />
Leben habe ich nur zwei Entscheidungen schnell<br />
getroffen und beide waren gut. Eine davon war, zu den<br />
<strong>Malteser</strong>n zu gehen. Der Einfluss des <strong>Malteser</strong>-Seins war<br />
positiv und zuerst indirekt. Im Hospitaldienst bin ich<br />
durch die Berührung und Freundschaften mit Menschen<br />
in so unterschiedlichen Lebenssituationen, wie ich sie<br />
in Valletta, bei Krankentransporten, Ärztefunkdienst,<br />
Wallfahrten und unter den <strong>Malteser</strong>n selber gefunden<br />
habe, glaube ich, sehr gewachsen und habe viel Schüchternheit<br />
überwunden. Und dann kam eben dazu, dass es<br />
da Freunde gibt, denen ich das zarte Pflänzchen meiner<br />
recht zaghaft angenommenen Berufung zeigen konnte,<br />
und die mir Mut gemacht und für mich gebetet haben.“<br />
P. Rudolf ist Seelsorger für ganz junge Mitglieder und für<br />
uns ältere. Er findet immer die richtigen Worte, die einem<br />
Mut machen, den oft steinigen Weg unseres Lebens freudig<br />
zu gehen. Hilft das <strong>Malteser</strong>-Sein? „Das ist schwer<br />
zu beantworten. Es gibt so viele Wege zu Gott wie es Menschen<br />
gibt, hat Papst Benedikt XVI. gesagt. Tatsächlich<br />
liegt es auch bei den Einzelnen, wie sehr jeder aus seinem<br />
<strong>Malteser</strong>-Leben geistlichen Gewinn zieht bzw. den Hospitaldienst<br />
zu einem Gewächshaus macht, in dem alle in<br />
ihrer Freundschaft mit Gott wachsen. Das Potenzial ist<br />
jedenfalls da und groß, und ich beobachte eine sehr schöne<br />
Entwicklung. Mir scheint, dass immer mehr von uns<br />
die Verwurzelung in Christus suchen und lieben und die<br />
schöne Erfahrung machen, dass mit ihr auch die Freundschaften<br />
untereinander tiefer und reicher werden.“<br />
Drei Priester mit unterschiedlichen Aufgaben, die mitten<br />
im Leben stehen – ihre Berufung leben und uns mit<br />
ihrem Wirken helfen und unterstützen. Es ist wohl kein<br />
Zufall, dass alle hier gezeigten Photos in Lourdes entstanden<br />
sind. Allen unseren Priestern sei an dieser<br />
Stelle besonderer Dank für ihren <strong>Die</strong>nst für uns<br />
und unsere Herren Kranken gesagt.<br />
28<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7
MEDIZINAKTUELL<br />
HEILUNG<br />
DURCH FASTEN<br />
Fasten ist ein alterprobtes Reinigungsverfahren, um sich auf neue Herausforderungen oder Zeiten vorzubereiten. Und<br />
das nicht nur im Frühling! Doch gerade diese Jahreszeit ist besonders beliebt für Fastenkuren – sei es, um den Körper zu<br />
regenerieren, oder aus spiritueller Sicht, weil die Osterzeit näher rückt.<br />
Von Katharina Stögner<br />
Fasten ist so alt wie die Menschheit selbst. Kulturhistorisch<br />
gab es das Fasten schon immer, und es spielt in der<br />
Spiritualität und den großen Religionen der Welt eine<br />
wichtige Rolle. Mohammed fastete, bevor ihm der Koran<br />
offenbart wurde. Moses stieg auf den Berg Sinai und<br />
fastete 40 Tage, bevor er Gottes Wort empfing. Jesus zog<br />
sich vor seinem öffentlichen Wirken 40 Tage zum Fasten<br />
in die Wüste zurück. Aber was ist Fasten eigentlich?<br />
„Unter Fasten versteht man den freiwilligen, vorübergehenden<br />
Verzicht, insbesondere beim Essen und Trinken“,<br />
erklärt Dr. Ulrike Göschl, Ärztliche Leiterin des Kurhauses<br />
Marienkron im Burgenland. „Im Hinblick auf die österliche<br />
Fastenzeit geht es um den zeitlich begrenzten<br />
Verzicht auf einzelne Nahrungs- und Genussmittel wie<br />
Fleisch, Zucker, Süßspeisen oder Alkohol. Beim therapeutischen<br />
Heilfasten dagegen, einer medizinisch betreuten<br />
Form des Fastens, steht vor allem die Kalorienreduktion<br />
im Vordergrund. <strong>Die</strong> Tagesenergiezufuhr beläuft sich auf<br />
maximal 600 Kilokalorien“, so Göschl.<br />
Damit soll das Fasten eine Verbesserung des Gesundheitszustandes<br />
bewirken. <strong>Die</strong>se heilende Wirkung ist bereits<br />
aus der Antike bekannt. So hat der griechische Arzt<br />
Hippokrates das Fasten als erste Wahl vor jede Arznei<br />
gestellt. Daneben führt Fasten zu einer geistig-seelischen<br />
Sensibilisierung. Es kann längerfristige Verhaltensänderungen<br />
anregen und den Einstieg in eine – nicht nur auf<br />
das Essen und Trinken bezogene – gesündere Lebensweise<br />
im Alltag ermöglichen.<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7 29
MEDIZINAKTUELL<br />
FASTEN UND<br />
ABNEHMEN IST<br />
NICHT DASSELBE<br />
Im Alltag hört man immer wieder: „Ich muss fasten.“<br />
Dahinter steckt meistens der Wunsch, ein paar Kilo<br />
abzuspecken. Aber Achtung: Fasten zum Abnehmen<br />
ist nicht der richtige Weg. Warum das so ist, erklärt<br />
Dr. Ulrike Göschl, Ärztin für physikalische und psychosomatische<br />
Medizin.<br />
Was ist der Unterschied zwischen Fasten und<br />
Abnehmen?<br />
Fasten ist immer nur für kurze Zeit gedacht. Es geht<br />
darum, den Körper zwischendurch zu entlasten.<br />
Wer sein Gewicht dauerhaft über Fasten regulieren<br />
möchte, tut sich nichts Gutes. Beim Fasten wird die<br />
Energiezufuhr vorübergehend stark reduziert und<br />
das ist keinesfalls als generelle Ernährungsform geeignet.<br />
Zur nachhaltigen Gewichtsregulierung muss<br />
man seine Lebensgewohnheiten umstellen und regelmäßig<br />
Bewegung – am besten in Kombination mit<br />
Krafttraining – machen.<br />
Das klingt nach Dauerverzicht auf alles, was<br />
schmeckt und Spaß macht<br />
So eine Veränderung kann am Anfang schwer fallen.<br />
Sie heißt aber nicht, dass man nicht mehr genießen<br />
darf. Im Gegenteil! Süßes oder gelegentlich<br />
ein Gläschen Wein komplett zu streichen, wäre der<br />
falsche Weg. Diäten, die auf Verboten basieren, funktionieren<br />
bekanntlich nicht. Vielmehr muss man<br />
schauen, wie man das gelegentliche Stück Schokolade<br />
oder das Genuss-Achterl ab und zu weiterhin in<br />
seinen Lebensalltag integrieren kann.<br />
Zurück zum Fasten: Was ist dabei besonders<br />
zu beachten?<br />
Man muss sich bewusst sein, dass der Körper durch<br />
die kurzfristig stark reduzierte Energiezufuhr nicht<br />
zu körperlichen Höchstleistungen bereit ist. Ein intensives<br />
Trainingsprogramm ist also während der<br />
Fasttage nicht zu empfehlen. Das würde den Organismus<br />
zu sehr belasten. Bei Schwangerschaft, allgemeiner<br />
Schwäche und bestimmten Erkrankungen<br />
wird Fasten nicht empfohlen. Daher werden im Kurhaus<br />
bei allen Fastern ärztliche Eingangsuntersuchungen<br />
durchgeführt.<br />
Kann man bei Ihnen in Marienkron fasten?<br />
Sehr gut sogar! Das Marienkroner Fasten wurden,<br />
ausgehend vom Buchinger-Saftfasten, der Mayr-<br />
Kur und dem von-Bingen-Fasten, zu einem eigenständigen<br />
Fastenangebot weiterentwickelt. Dabei<br />
stehen Suppen-und Saftfasten beziehungsweise<br />
zwei Entschlackungsdiäten zur Auswahl. <strong>Die</strong> Kurärzte<br />
stimmen die Fastenform auch mit den persönlichen<br />
Vorlieben der Fastengäste ab. Der eine<br />
will eher klare Gemüse- oder Kartoffelsuppen essen,<br />
der andere greift lieber zu frisch gepressten<br />
Obst- und Gemüsesäften. Beim Entschlacken halten<br />
unsere Getreideschleimsuppen den Blutzuckerspiegel<br />
stabil, das gekochte Gemüse und Getreide<br />
sättigt zusätzlich bei der milden Basendiät. In jedem<br />
Fall wird der Marienkroner Fastengast medizinisch<br />
begleitet. Therapeutische Anwendungen wie<br />
Kneipp-Güsse, Massagen und Wickel unterstützen<br />
das Entgiften beim Fasten und bewirken eine Regeneration<br />
des Körpers.<br />
30<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7
MALTESERÖSTERREICH<br />
Marilda und Mimi – ziemlich beste Freundinnen<br />
KLEIN, ABER SCHON EIN GANZER THERAPIEHUND<br />
DACKEL MIMI IM EINSATZ<br />
Hunde sind treue, gelehrige und lehrende Begleiter. Sie können die Beziehungsfähigkeit von Menschen verbessern, neue<br />
Lebensfreude vermitteln und sind lustige Spielgefährten – nicht nur für Kinder.<br />
Von Isabella Hartmann<br />
Lange hatten die Kinder um einen Hund gebettelt und<br />
immer wieder betont, dass sie noch nie ein Haustier gehabt<br />
hätten. Vor drei Jahren entschlossen wir uns, die<br />
sechsköpfige Familie um einen Vierbeiner zu erweitern.<br />
Eigenschaften und Bedürfnisse verschiedener Hunderassen<br />
wurden abgewogen, bis wir uns auf einen Langhaardackel<br />
einigten. Dackel hatten das Familienleben<br />
schon in unserer Kindheit bereichert. Sie sind klein, lustig<br />
und unkompliziert.<br />
Und dann kam Mimi<br />
Mimi, der kleine Dackelwelpe aus Bayern, für den wir uns<br />
entschieden hatten, war gerade einmal zwölf Wochen alt,<br />
als wir ihn – pardon, sie – abholten. Nach ein paar Monaten<br />
ging es zum ersten „Junghundekurs“ in die Hundeschule,<br />
wo sich Mimi als sehr gelehrig und folgsam<br />
erwies. Sie zeigte große Freude am Kontakt zu Kindern,<br />
ließ sich im Schulhof geduldig streicheln und zauberte<br />
den Betreuten bei <strong>Malteser</strong>diensten, zu denen wir sie<br />
mitnahmen, ein Lächeln ins Gesicht.<br />
Mimi wurde wie viele andere Hunde auch als geeignet<br />
zur Ausbildung bei Humanis et Canis zugelassen (Verein<br />
zur Aus- und Weiterbildung von Mensch/Hund Therapieteams)<br />
bei der Aufnahme in die Ausbildung zum Therapiehund.<br />
Dort starteten wir im Frühjahr 2<strong>01</strong>4 mit einem<br />
Kurs, der in mehreren Modulen rund ein Jahr dauerte.<br />
Meist war Mimi in diesem Kurs die Kleinste neben vielen<br />
Labradors, Retrievern, Border Collies und diversen<br />
Mischlingen, die alle lernten, nebeneinander zu arbeiten<br />
und sich zu respektieren. Oft begleiteten wir in diesem<br />
Jahr auch andere Therapiehundeteams bei ihren Besuchen<br />
in Jugend- und Behinderteneinrichtungen, um<br />
praktische Erfahrung zu sammeln.<br />
„Nichts an uns Menschen auszusetzen“<br />
Fertig ausgebildet, schlossen wir uns dem Verein „Kibello“<br />
(Verein für Begegnungen von Kindern und Hunden)<br />
in Salzburg an und besuchen seit Herbst jede Woche<br />
die Kinder- und Jugendpsychiatrie der Christian-Doppler-Klinik.<br />
Dort warten jeden Freitag um zehn Uhr zwei<br />
bis drei Kibello-Teams auf die jungen Patienten, die sich<br />
jeweils eine halbe Stunde lang mit einem Hund beschäftigen<br />
dürfen. Der weitläufige Park der Klinik lädt zum<br />
Spazierengehen ein, die Hunde werden gebürstet, über<br />
kleine Hindernisse geführt, ausgiebig gestreichelt und<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7 31
MALTESERÖSTERREICH<br />
immer wieder mit Hundekeksen von den Kindern belohnt.<br />
Gerne zeigen die Vierbeiner auch ihre individuellen<br />
„Kunststücke“, suchen versteckte Spielzeuge, jagen Frisbees<br />
nach oder geben die Pfote. Mimi macht besonders<br />
gerne die „Rolle“, tanzt auf den Hinterbeinen um ein<br />
Hundekeks oder läuft einen von den Kindern gelegten<br />
„Hundekeks-Parcours“. Nach einer halben Stunde gibt<br />
es einen Wechsel und andere Kinder dürfen sich mit den<br />
Hunden beschäftigen. Da viele junge Patienten mehrere<br />
Wochen oder Monate bleiben, können sie die Hunde<br />
gut kennenlernen und manche kommen jedesmal auf<br />
neue Ideen, wie sie den Hund beschäftigen können.<br />
Andere freuen sich auf eine ruhige halbe Stunde mit einem<br />
freundlichen Begleiter an der Leine, denn „Was uns<br />
so fest mit Hunden verbindet, ist nicht ihre Treue, ihr<br />
Charme oder was es sonst noch so sein mag, sondern die<br />
Tatsache, dass sie nichts an uns Menschen auszusetzen<br />
haben“, wie es treffend auf der Homepage von Humanis<br />
et Canis heißt.<br />
wartet. Trotz der kurvigen Autofahrt zu Marilda erkennt<br />
Mimi genau das Ziel und stimmt jedes Mal schon im Auto<br />
lautes Freudengeheul an. Sobald sich die Haustür öffnet,<br />
gibt es eine große Begrüßung und dann wird gestreichelt<br />
und gefüttert.<br />
Elegante russische Windhunde<br />
<strong>Die</strong> Idee, Therapiehunde ins <strong>Malteser</strong>leben zu integrieren,<br />
wurde vor einigen Jahren von unserem lieben verstorbenen<br />
Josef Mayer angestoßen, der eine Gruppe Therapiehunde<br />
zu einer Begegnung mit unseren Betreuten<br />
in die <strong>Malteser</strong>zentrale eingeladen hatte. <strong>Die</strong>ser Initiative<br />
folgend, wurden nicht nur Dackel Mimi, sondern auch<br />
elegante russische Windhunde – Barsois – kürzlich in<br />
Salzburg zu Therapiehunden ausgebildet. Ab dem Frühjahr<br />
verbringen sie regelmäßig Nachmittage mit unseren<br />
Betreuten. Wir werden gerne davon berichten!<br />
Fellnasen als Lehrer<br />
Kibello Hundeteams besuchen nicht nur kranke Kinder,<br />
sondern gestalten auch gerne eine Stunde im Kindergarten<br />
oder in der Schule, um den Kindern mit Hilfe<br />
der vierbeinigen Lehrer das richtige Verhalten gegenüber<br />
fremden und eigenen Hunden beizubringen und<br />
Verständnis für die „Sprache“ der Hunde zu entwickeln.<br />
Manch langjähriger Kibello-Hund hat durch diese Besuche<br />
schon einen richtigen „Fanclub“, der sich einmal<br />
jährlich zur Segnung der Kinder und Hunde am Festtag<br />
des Hl. Franziskus, dem 4. Oktober, in der Salzburger<br />
Franziskanerkirche zu einem Kindergottesdienst trifft.<br />
Mimi hat inzwischen viele Freunde – nicht nur unter den<br />
Kindern. Einer ihrer größten Fans ist Marilda Thun-Hohenstein,<br />
eine der engagiertesten und längst dienenden<br />
<strong>Malteser</strong>-Damen, die für Mimis Besuche, seit sie ein<br />
Welpe ist, immer mit den allerbesten Hunde-Leckerlis<br />
32<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7<br />
Razim ist als staatlich geprüfter Therapie-<br />
Begleithund in Salzburg im Einsatz
MALTESERÖSTERREICH<br />
<strong>Die</strong> Ziele der Tiergestützten Therapie (TT) sind<br />
vielfältig, der Nutzen groß. TT hilft Menschen in<br />
Therapie dabei,<br />
• die Beziehungsfähigkeit durch Beobachten der Reaktionen<br />
des Tieres auf menschlichen Ausdruck<br />
zu verbessern. <strong>Die</strong> Reaktionen erfolgen unmittelbar<br />
und sind völlig wertfrei. Über diese tierische<br />
„Rückmeldung“ kann das Kinder/der Jugendliche<br />
sein Verhalten anpassen, klarere Anforderungen<br />
stellen, Belohnungen richtig einsetzen und emotionale<br />
Äußerungen richtig bewerten lernen.<br />
• (wieder) Lebensfreude durch das Tollen und Spielen<br />
mit einem aktiven Spielpartner zu gewinnen.<br />
• die Übernahme von Verantwortung in der Führung<br />
und Pflege des Tieres zu trainieren. <strong>Die</strong> TT<br />
führt insgesamt zu einer beruhigenden und leicht<br />
antidepressiven Wirkung, verbessert – vor allem<br />
bei alten Menschen – die geistigen Fähigkeiten,<br />
verbessert die Kontaktfähigkeit und erhöht nachgewiesenermaßen<br />
die Agilität. Hunde im Klassenzimmer<br />
erhöhen die Lernfreudigkeit und verbessern<br />
das soziale Klima einer Klassengemeinschaft.<br />
Antidepressive Wirkung: „Tiergestützte Therapie<br />
ist mittlerweile ein fester<br />
Bestandteil der therapeutischen<br />
Möglichkeiten in der<br />
Arbeit mit psychisch kranken<br />
Kindern und Jugendlichen“,<br />
so Univ.-Prof. Dr. Leonhard<br />
Thun-Hohenstein, Vorstand<br />
der Universitätsklinik für<br />
Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />
am Universitätsklinikum<br />
Salzburg (www.salk.at).<br />
SCHLEUDERN<br />
ERLAUBT<br />
Von Matthias Lammerhuber<br />
<strong>Die</strong> Anforderungen an die Lenker der Einsatzfahrzeuge<br />
im <strong>Malteser</strong>-Rettungsdienst sind enorm. Schließlich gilt<br />
es, so schnell und sicher wie möglich das Ziel zu erreichen,<br />
dabei den Verkehr im Auge zu behalten, mögliche<br />
Gefahrensituationen rechtzeitig zu erkennen und entsprechend<br />
zu reagieren. Um diese Fähigkeiten zu perfektionieren,<br />
absolvierten zwölf Einsatzfahrer der <strong>Malteser</strong><br />
Ende Jänner ein Training im ÖAMTC-Fahrtechnikzentrum<br />
Teesdorf/NÖ. <strong>Die</strong>ses findet zwei mal pro Jahr statt<br />
und garantiert, neben den sonstigen, sehr umfassenden<br />
Teilen einer kompetenten Fahrerausbildung, die sichere<br />
Teilnahme am Straßenverkehr.<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7 33
DAS GEBET<br />
IN DIE FAMILIE HOLEN<br />
Der Alltag mit Beruf und Familie macht es oft schwer, gemeinsam zu beten. <strong>Die</strong> Johannesgemeinschaft hat einen Weg gefunden,<br />
alles gut „unter einen Hut“ zu bringen.<br />
Von Jan Ledochowski<br />
Der heilige Franz von Sales schreibt in seiner Philothea,<br />
dass jeder Christ berufen ist, die Frömmigkeit gemäß seinem<br />
Stand zu leben. Damit ist die Einsicht gemeint, dass<br />
jeder nach seinen Möglichkeiten, die durch berufliche<br />
und familiäre Verpflichtungen definiert sind, berufen ist,<br />
Gott in Liebe zu dienen.<br />
<strong>Die</strong>ser Gedanke war vielen von uns in der Johannesgemeinschaft<br />
sehr hilfreich, als wir feststellten, dass wir<br />
uns plötzlich in einem anderen „Stand“ befanden als zum<br />
Zeitpunkt unseres Beitritts zur Gemeinschaft. Aus Studenten<br />
waren Berufstätige geworden, es wurde geheiratet,<br />
die ersten Kinder kamen zur Welt. Damit war es für<br />
die Ehepaare häufig nicht mehr möglich, gemeinsam am<br />
wöchentlichen Gebetsabend teilzunehmen. Hinzu kam<br />
ein Aspekt, auf den uns unser geistlicher Leiter, Pater Florian<br />
Calice, hingewiesen hat: Mit der Ehe geht man einen<br />
Bund vor Gott und den Menschen ein und beschreitet von<br />
da an auch den Weg des Glaubens gemeinsam. Wie sollten<br />
wir nun unser Gemeinschaftsleben gestalten, damit<br />
sich Ehepaare, jüngere und nicht verheiratete Mitglieder<br />
zu 100 Prozent einbringen konnten? Unseren Weg<br />
könnte man unter den Titel stellen: „Das Gebet in die<br />
Familien holen“. <strong>Die</strong> Gebete finden jetzt in Hauskreisen<br />
in unseren Wohnungen statt – für die jüngeren und unverheirateten<br />
Mitglieder jede Woche und für die Ehepaare<br />
alle drei Wochen. So lässt sich auch ein Babysitter<br />
gut organisieren. In den Hauskreisen beten wir unser<br />
Gemeinschaftsgebet, den Rosenkranz und die Komplet<br />
oder beschäftigen uns mit einem Text aus den Evangelien.<br />
Drei- bis viermal im Jahr feiern wir einen Gemeinschaftsnachmittag,<br />
an dem auch die Kinder teilnehmen.<br />
SPASS BEIM SCHWIMMEN<br />
Von Lukas Krupitza<br />
Therapieschwimmen ist ein Grundpfeiler des Betreuungsangebots der Tiroler<br />
<strong>Malteser</strong> und findet schon sehr lange statt. Übungen im warmen Wasser<br />
entlasten die angespannte Muskulatur und den beeinträchtigten Bewegungsapparat.<br />
Je nach Personalbesetzung sind wir zumindest zu zweit, maximal<br />
zu viert und idealerweise Mann/Frau gemischt, damit sowohl männliche als<br />
auch weibliche Betreute mitkommen können. Donnerstags um 18 Uhr holen<br />
wir unsere Schützlinge ab, gegen 19 Uhr kommen wir im Becken an. Beim<br />
Schwimmen hat jeder seine persönlichen Vorlieben: Manche der Betreuten<br />
wollen lieber ins Kinderbecken, andere drehen ihre Runden im „großen“ Becken.<br />
Um 20:30 Uhr haben wir seit Jahren einen fixen Platz in der Schwimmbadkantine,<br />
wo wir den Abend bei Toast und Pommes ausklingen lassen.<br />
34<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7
HILFE FÜR DIE UKRAINE<br />
Von Pavlo Titko<br />
Drei Jahre dauern nun schon die bewaffneten Auseinandersetzungen<br />
zwischen russischen Rebellen u. der<br />
Ukraine an. Erschütternde Bilanz im ostukrainischen<br />
Krisengebiet: 10.000 Tote, 22.000 Verwundete, 3,8<br />
Millionen Menschen, die humanitärer Hilfe bedürfen.<br />
Wer konnte, ist längst geflüchtet. <strong>Die</strong>se Möglichkeit<br />
steht jedoch nicht allen offen. Zurückgeblieben<br />
sind Familien, die es sich finanziell oder aus anderen<br />
Gründen nicht leisten konnten, den Kriegswirren zu<br />
entkommen. Besonders hart getroffen hat es Familien,<br />
in denen Kinder mit Behinderungen leben und für die<br />
es nun keine Therapiemöglichkeiten mehr gibt. Es fehlen<br />
staatliche Strukturen, die diese Aufgaben erfüllen<br />
könnten, es fehlen private Initiativen und die nötigen<br />
Geldmittel, die dafür erforderlich wären.<br />
Seit April 2<strong>01</strong>6 haben nun wenigstens einige der<br />
schwer traumatisierten bzw. behinderten Kinder die<br />
Chance, im Rahmen eines Projekts der <strong>Malteser</strong> physische<br />
und psychische Linderung zu erfahren. Mit Hilfe<br />
von Hippotherapie, also der Arbeit mit Pferden aus<br />
dem ehemaligen Reitstall von Oksana Lesna, wird ihnen<br />
kostenlos vor Ort geholfen.<br />
Unsere Bilanz<br />
nach neun Monaten:<br />
700 Therapieeinheiten<br />
oder 350 Stunden für<br />
insgesamt 32 bedürftige<br />
Menschen, darunter<br />
17 Kinder mit<br />
Kinderlähmung und 15 Jugendliche,<br />
die dringend psychologische Hilfe brauchten.<br />
Wir, die Johannesgemeinschaft, freuen uns,<br />
wenn Sie uns helfen, das Projekt der MALTESER<br />
in der Ukraine mit Spenden oder fachlicher Hilfe<br />
vor Ort zu unterstützen. Nähere Informationen<br />
erhalten Sie unter Tel. 0664 82 43 738 oder per<br />
E-Mail: charlotte.kraus@malteser.at<br />
Konto: Johannesgemeinschaft<br />
IBAN: AT92 1953 0007 0002 6260 BIC: SPAEAT25<br />
Bankhaus Carl Spängler & Co. AG<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7 35
MALTESERÖSTERREICH<br />
Besuch in<br />
Laxenburg<br />
HAUS MALTA<br />
GEBORGENHEIT<br />
Am Punschstand<br />
36<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7
MALTESERÖSTERREICH<br />
Ausstellung Sixtinische Kapelle<br />
in der Votivkirche<br />
AM LEBENSABEND<br />
1987 als Verein gegründet, betreibt das „Haus Malta“ in der Wiener Bürgerspitalgasse eine<br />
Seniorenresidenz für die <strong>Malteser</strong>.<br />
Von Henriette Blanckenstein<br />
Bewohner und Mitarbeiter bilden eine Hausgemeinschaft und sind in einer Atmosphäre gegenseitigen<br />
Vertrauens, Rücksichtnahme und stets aufmerksamer Hilfsbereitschaft um ein<br />
Zusammenleben in christlicher Nächstenliebe bemüht. <strong>Die</strong> individuelle Persönlichkeit und die<br />
Bedürfnisse jedes Bewohners stehen bei der Pflege und Betreuung an oberster Stelle. Neben<br />
einem professionellen Team für die medizinische, therapeutische und psychologische Versorgung<br />
und Begleitung engagieren sich ehrenamtliche Helfer, die vor allem durch ihre Besuche<br />
und Ausflüge mit den Heimbewohnern für Abwechslung im Tagesablauf sorgen.<br />
Ein Haus mit Seele<br />
Das Haus Malta verfügt über 30 Wohneinheiten für insgesamt 35 Bewohner und ein Gästeappartement.<br />
<strong>Die</strong> Ein- bzw. Eineinhalb-Zimmer-Appartements (mit Dusche, WC, Kochnische)<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7 37
MALTESERÖSTERREICH<br />
Malgruppe<br />
können nach eigenen Wünschen und je nach Pflegebedarf ausgestattet<br />
werden, nur die Betten werden vom Haus gestellt. Im<br />
Speisesaal mit Cafeteria wird täglich zu Mittag ein Drei-Gänge-Menü<br />
serviert, das in der hauseigenen Küche frisch zubereitet<br />
wird. Für die Freizeitgestaltung bieten ein Gartensalon,<br />
ein Bridge-Zimmer, ein Veranstaltungs- und Fitnessraum im<br />
Kellergeschoß sowie ein Innenhofgarten ein anregendes und<br />
gemütliches Ambiente. Für spirituelle Bedürfnisse steht eine<br />
Kapelle zur Verfügung.<br />
Regelmäßiger Besuch eines<br />
38<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7
MALTESERÖSTERREICH<br />
Eisessen nach Museumsbesuch<br />
Sie interessieren sich für „Wohnen im Haus Malta“? Dann<br />
freuen wir uns auf Ihren Anruf oder Ihre Nachricht per<br />
E-Mail. Gerne vereinbaren wir einen individuellen Besichtigungstermin<br />
und nehmen Vormerkungen entgegen.<br />
Kontakt:<br />
Haus Malta, Bürgerspitalgasse 1, 1060 Wien<br />
T: +43 1 597 59 91<br />
E: hausmalta@malteser.at, I: www.hausmalta.at<br />
Kindergartens im Haus<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7 39
MALTESERÖSTERREICH<br />
Dr. Walburga Litschauer, Else Paschke und Georg Wagner-Wagenried.<br />
DREI „NEULINGE“<br />
IM MALTESER BETREUUNGSDIENST<br />
Ein herzliches Willkommen drei besonderen Menschen, die sich nun im Namen der <strong>Malteser</strong> mit viel Freude, Energie und<br />
Dankbarkeit engagieren: Dr. Walburga Litschauer, Else Paschke und Georg Wagner-Wagenried.<br />
Von Angela Thierry<br />
<strong>Die</strong> Kinder sind aus dem Haus, das Pensionsalter ist erreicht.<br />
„Was tun?“, fragt sich da so mancher der Betroffenen,<br />
die sich plötzlich in einer neuen Lebensphase<br />
wiederfinden. <strong>Die</strong> eigene Existenz ist mehr oder weniger<br />
gesichert, plötzlich ist der Wunsch da, auch einmal „etwas<br />
für andere zu tun“. Gottlob gibt es heutzutage eine große<br />
Vielfalt von Möglichkeiten, sich helfend für andere Menschen<br />
einzusetzen. Warum es gerade ein Engagement bei<br />
den <strong>Malteser</strong>n geworden ist und welche Motivationen bei<br />
dieser Wahl eine Rolle gespielt haben, wurde von der Leiterin<br />
des <strong>Malteser</strong> Betreuungsdienstes, Angela Thierry, im<br />
Gespräch mit den drei „Neuen“ auf den Punkt gebracht.<br />
Wie hast Du von den <strong>Malteser</strong>n erfahren?<br />
Georg: Mein Vater wurde mit einem UNESCO-Vertrag im<br />
Jahr 1950 nach Aleppo versetzt. Unsere ganze Familie ist<br />
dorthin ausgewandert und ich wurde dort geboren. Von<br />
Kindheit an habe ich mich für Geschichte interessiert<br />
und da besonders für soziale Hilfswerke in der ganzen<br />
Welt. Als wir nach Österreich zurückkehrten, stellte ich<br />
fest, dass viele unserer Verwandten bei den <strong>Malteser</strong>n tätig<br />
waren, sodass ich mich weiterhin im Bereich der vielfältigen<br />
Sozialengagements informieren konnte. Durch<br />
persönliche Betroffenheit – meine Mutter starb im Jahr<br />
2004 mit 88 Jahren an Alzheimer – war ich persönlich<br />
selbstverständlich an vorderster Front gefordert, und<br />
mein soziales Engagement wurde in der Praxis auf eine<br />
harte Probe gestellt.<br />
Else: Auch ich bin nicht in Österreich, sondern in New<br />
York geboren. Mein Vater wurde als Elektrotechniker<br />
1955 in die USA berufen und wir lebten bis 1968 in New<br />
Jersey. Beide Eltern hatten eine stark ausgepräge soziale<br />
Ader, d. h. Helfen hatte bei uns in der Familie stets einen<br />
hohen Stellenwert. Ich habe bis heute viele internationale<br />
Kontakte, in Wien lernte ich auch etliche <strong>Malteser</strong><br />
kennen, u. a. Therese Backhausen vom MHDA, die mich<br />
an den Betreuungsdienst weiter vermittelte. Ich habe<br />
keinerlei Berührungsängste mit Menschen aus Randgruppen<br />
wie Obdachlosen, Alkoholikern oder psychisch<br />
kranken Menschen. Auch bei mir steht heute die Fürsorge<br />
für meine Mutter an erster Stelle; trotzdem habe ich<br />
Zeitkapazitäten frei, um eine Patientin des MBD regelmäßig<br />
zu besuchen, was ich mit großer Begeisterung tue.<br />
Walburga: Den ersten Kontakt zu den <strong>Malteser</strong>n bekam<br />
ich in Kärnten durch die uns benachbarte Familie Mayerhofer-Grünbühel.<br />
Mein Vater führte mit großem Engagement<br />
die Firma Leitgeb, meine Mutter kam durch Dr.<br />
Felix Mayerhofer-Grünbühel ins Haus Malta, in dem sie<br />
sich sehr wohl gefühlt und viele interessante Menschen<br />
kennengelernt hat.<br />
40<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7
MALTESERÖSTERREICH<br />
Welche Beweggründe hattest Du, um Dich aktiv bei<br />
den <strong>Malteser</strong>n einzubringen und Mitglied in einem<br />
Hilfswerk zu werden?<br />
Georg: Ich möchte mich in meiner neu gewonnenen Pensionszeit<br />
mit anderen Menschen beschäftigen, neue Vertrauensverhältnisse<br />
aufbauen, um auf dieser Basis helfen<br />
zu können. Dabei lerne ich vieles im Bereich der sozialen<br />
Netzwerke kennen – die Geschichte des <strong>Malteser</strong>-Ordens<br />
hat mich da schon immer ganz besonders interessiert.<br />
Else: Mir ist in letzter Zeit klar geworden, wie alleine<br />
und unverstanden viele Menschen sind. Menschen<br />
wollen Gespräche führen und Zuwendung erfahren. Ich<br />
wurde bei meinem ersten Besuch im Haus Malta von<br />
Direktor Bercal begleitet, wo ich meine erste Patientin<br />
kennenlernte, und es war „Liebe auf den ersten Blick“.<br />
Seither weiß ich, dass ich die richtige Entscheidung getroffen<br />
habe und freue mich darauf, bald mehr über die<br />
Geschichte des <strong>Malteser</strong>-Ordens zu erfahren.<br />
Walburga: Ich wollte schon als Kind immer gerne anderen<br />
helfen, später tat ich das während meiner Studienzeit<br />
und während meiner Tätigkeit an der Universität.<br />
Man konnte sich immer auf mich verlassen, wenn „Not<br />
am Mann/an der Frau“ war. Ich bin bis heute in vielfacher<br />
Hinsicht beruflich gefordert. Neben der Betreuung meiner<br />
Mutter, die nahtlos in die Betreuung meines an Parkinson<br />
erkrankten Vaters überging, managte ich die Führung des<br />
elterlichen Betriebs und führte unser Haus in Klagenfurt.<br />
Ich bin also Vielseitigkeit gewöhnt und lerne bei meinen<br />
Besuchsdiensten immer noch viel Neues dazu.<br />
Welches waren die bisher schönsten Momente im<br />
Zuge Deiner Tätigkeit im MBD?<br />
Georg: Das war ganz eindeutig meine erste Teilnahme<br />
an der von Angela organisierten Weihnachtssitzung, an<br />
der ich als „Neuling“ teilnahm. Ich wurde so herzlich<br />
aufgenommen und fühlte mich vom ersten Moment an<br />
in dieser Gruppe so wohl. Es war, als ob ich die anderen<br />
schon längst kennen würde. Keinen Moment lang hatte<br />
ich das Gefühl „neu“ zu sein.<br />
Else: Ich fand Direktor Bercal so besonders sympathisch<br />
und hilfreich, er hat mir bei meinem ersten Besuch<br />
großartig geholfen. Außerdem freue ich mich jedes Mal,<br />
wenn ich feststelle, wie viele meiner österreichischen Bekannten<br />
bei den <strong>Malteser</strong>n mitarbeiten. Das festigt das<br />
Freundschaftsband um vieles mehr und gibt mir ein ganz<br />
besonderes Zugehörigkeitsgefühl.<br />
Walburga: Für mich war es schön, anlässlich unserer<br />
ersten Sitzung diesmal von einer ganz anderen Seite<br />
ins Haus Malta zurückzukehren. Auch die herzliche und<br />
fröhliche Aufnahme durch unsere Leiterin hat mir gut<br />
gefallen. Meine Betreute lebt ja nicht im Haus Malta,<br />
sondern in einem Pflegeheim. Da finde ich es ganz besonders<br />
wichtig, ihr die nicht vorhandene Familie wenigstens<br />
einmal in der Woche für kurze Zeit zu ersetzen und<br />
nebenbei ihre wirklich spannende Biografie schrittweise<br />
kennenzulernen. Ich betrachte es als ein Geschenk, wenn<br />
sich jemand wie meine Betreute mir gegenüber öffnet,<br />
und ich bin für diese unerwartete Bereicherung meines<br />
Lebens zutiefst dankbar.<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7 41
MALTESERÖSTERREICH<br />
SOZIALMINISTER STÖGER<br />
BESUCHT DAS HILDE UMDASCH HAUS<br />
1. Reihe v. l. n. r.: Dr. Jörg Jakobljevich (Stiftungsvorstand H.U. Privatstiftung), Norbert Salburg-Falkenstein<br />
(Prokurator des Großpriorats von Österreich), KR Hilde Umdasch (Stifterin des Hauses), Sozialminister Alois<br />
Stöger, Olivier Loudon (GF <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe), NRAbg. Ulrike Königsberger-Ludwig.<br />
2. Reihe v. l. n. r.: Johannes Hauser (stv. Bereichsleiter Pflege), Mag. Sabine Grünstäudl (Bereichsleiterin Pädagogik),<br />
GR Regina Öllinger, Veronika Karner (Haus- und Pflegedienstleiterin Hilde Umdasch Haus), LAbg. Bgm.<br />
Helmut Schagerl, SR Mag. Gerhard Riegler, Siegfried Köhsler (Bezirksgeschäftsführer SPÖ Amstetten), Helmut<br />
Lutz (GF <strong>Malteser</strong> Care)<br />
Nach einer kurzen Begrüßung durch den Geschäftsführer<br />
der MALTESER Kinderhilfe, Olivier Loudon,<br />
und die Hausleiterin Veronika Karner sowie einer<br />
Vorstellungsrunde, im Besonderen der Stifterin des<br />
Hauses Frau KR Hilde Umdasch und des Prokurators<br />
des Großpriorates von Österreich Norbert Salburg-<br />
Falkenstein, gab es eine eingehende Besichtigung des<br />
Hauses und eine Erklärung der Philosophie, die nicht<br />
das medizinische, sondern das Menschliche, das Familiäre<br />
und die Individualität ganz gezielt in den Vordergrund<br />
stellt, um den Kindern ein echtes „Zuhause“ zu<br />
bieten.<br />
CAFÉ MALTA IN TIROL<br />
Von Markus Leopold Huber<br />
Mehr oder weniger koffeinhaltige Heißgetränke, selbstgemachte<br />
süße und salzige Köstlichkeiten, angeregte<br />
Gespräche: Allmonatlich weht für einen Freitagnachmittag<br />
ein Hauch Kaffeehausatmosphäre durch die<br />
Leopoldstraße 41 in Innsbruck. Unser „Café Malta“ ist<br />
zu einer netten Tradition geworden, die Betreuten und<br />
<strong>Malteser</strong>n gleichermaßen eine kleine Pause vom Alltag<br />
und Zeit für ein gemütliches Beisammensein beschert.<br />
42<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7
MALTESERÖSTERREICH<br />
EINE SCHILDKRÖTE<br />
NAMENS „PUPPI“<br />
Von Anne Schlumprecht<br />
Unser Ausflug gemeinsam mit unseren Betreuten und Freunden, begann<br />
direkt vor dem Eingang des Haus des Meeres in Wien 6. Sobald alle vor Ort<br />
waren, ging es auch schon in die spannende Welt der Unterwassertiere. Im<br />
ersten Stock begegneten wir riesigen Schlangen, Echsen und vielen kleinen<br />
Ameisen, die über eine mehr als 70 Meter lange Ameisenstraße durch<br />
zwei Stockwerke unterwegs waren. Einige Räume weiter bestaunen wir<br />
Aquarien mit leuchtenden Fischen und beobachteten kleine Seepferdchen<br />
von der Größe einer Stecknadel. Besonders hatten es uns die Weißbüscheläffchen<br />
im Tropenhaus angetan, die sich mutig den Besuchern näherten<br />
und frech vor unserer Kamera posierten.<br />
Im vierten Stock kamen wir gerade noch rechtzeitig an, um bei der berüchtigten<br />
Haifischfütterung dabei zu sein. Im großen Becken tummelten sich<br />
aber nicht nur Haie, sondern auch allerhand kleinere Fische und eine 100<br />
Kilo schwere Schildkröte namens „Puppi“. Vor vielen Jahren war Puppi<br />
von einer Touristin aus Wien auf den Malediven vor dem Verzehr gerettet<br />
worden. <strong>Die</strong> damals zehn Zentimeter kleine Schildkröte war auf einem<br />
Markt als Frühstückssnack angeboten worden.<br />
In der Zwischenzeit hatten auch wir mächtig Hunger bekommen und verzehrten<br />
unsere selbstbelegten Weckerln auf der Terrasse des Haus des<br />
Meeres, während wir über die Dächer von Wien blicken. Was für ein gelungener<br />
Ausflug!<br />
Am 27. Jänner unterstützte uns dabei eine Gruppe<br />
Firmlinge der Pfarre Rum. <strong>Die</strong> Jugendlichen beschäftigen<br />
sich im Rahmen ihrer Firmvorbereitung unter<br />
anderem mit den Themen „Behinderung“ und „selbstbestimmt<br />
leben“ und diskutierten eifrig darüber mit<br />
unseren Gästen. – Wir freuen uns schon auf das nächste<br />
Café Malta!<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7 43
MALTESERÖSTERREICH<br />
MUSIK IM HAUS MALTA<br />
Musizieren im Alter kann einen wichtigen Beitrag zum psychischen und physischen Wohlbefinden leisten. Im Haus Malta<br />
weiß man deshalb die Musikgeragogik – eine Fachdisziplin an der Schnittstelle von Musik- und Alterspädagogik – überaus<br />
zu schätzen.<br />
Von Thomas Braun<br />
<strong>Die</strong> Musikgeragogik als Wissenschaft steckt zwar noch in<br />
den Kinderschuhen, aber in der Praxis zeigt sich schnell,<br />
dass Musik biografische Erinnerungen wecken kann und<br />
ältere Menschen damit besondere Erlebnisse in Verbindung<br />
bringen können. Für unsere Seniorenbetreuerin<br />
Sonja Katzberger ist Musik gerade bei der Betreuung von<br />
an Demenz erkrankten Menschen ein wichtiges Instrument,<br />
da „Musik, wenn sie den Bewohnern gefällt, beruhigen<br />
oder beleben, Aggressionen abbauen sowie Aufmerksamkeit<br />
fördern kann.“<br />
In gemütlicher Atmosphäre gemeinsam singen<br />
Nicht nur für an Demenz erkrankte Menschen spielt Musik<br />
im Seniorenheim eine wichtige Rolle. Schon seit 19<br />
Jahren wird mit Frau Mag. Johanna Malfèr einmal wöchentlich<br />
im Gartensalon – in gemütlicher Atmosphäre<br />
und mit Gitarrenbegleitung – gemeinsam gesungen. Auf<br />
diesem Wege lässt sich zusammen eine gute Zeit verbringen,<br />
und bei bekannten Volksliedern, Schlagern und Operetten<br />
kann so mancher Bewohner sich sicherlich schöne<br />
Erinnerungen ins Gedächtnis rufen.<br />
Bewohner spielen Klavierkonzerte<br />
Dass Musik im Seniorenheim nicht wegzudenken ist,<br />
beweisen uns auch zwei unserer Bewohner. Clothilde<br />
Prinzessin Auersperg und DDipl. Ing. Hans Rumpf nehmen<br />
nun schon seit einigen Jahren Klavierunterricht im<br />
Haus Malta. Mit harter Arbeit, viel Spaß und Liebe zur<br />
klassischen Musik sowie herausragendem Talent haben es<br />
die beiden sogar geschafft, ein Klavierkonzert für unsere<br />
Bewohner und deren Verwandte und Bekannte zu spielen.<br />
Reaktions- und Gedächtnistraining in einem<br />
Unterrichtet werden sie von Frau Klara Nowak, die neben<br />
ihrem Studium der Instrumental- und Gesangspädagogik<br />
an der Universität für Musik und darstellende Kunst auch<br />
zwei Jahre Psychologie an der Universität Wien studiert<br />
hat. Seit 2<strong>01</strong>3 ist sie Lehrbeauftragte der Pädagogischen<br />
Hochschule Wien und betreut erfolgreich eine Privatklasse<br />
(http://www.klanghorizont.at). „Klavierunterricht –<br />
das heißt Gehörschulung, Technik, das Auswendiglernen<br />
der Noten und verschiedene Koordinationsübungen –<br />
fördert die Funktion des Gehörs, des Gehirns, ist Reaktionstraining<br />
und Gedächtnistraining in einem“, berichtet<br />
Frau Nowak, „mit Musik sind diese Übungen lustiger und<br />
bringen Spaß, bei dem man auch noch viel trainiert.“<br />
44<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7
MALTESERÖSTERREICH<br />
„DEN TOD ALS FREUND<br />
BETRACHTEN“<br />
Der einfühlende Umgang mit Sterben und Trauer ist lernbar und ungemein bereichernd. Wie Kurse für die Hospizbegleitung<br />
ablaufen und was Absolventen darüber berichten, lesen Sie hier.<br />
Von Sr. Karin Weiler<br />
Bereits zum 80. Mal fand der Einführungskurs für Lebens-,<br />
Sterbe- und Trauerbegleitung im Kardinal-König-Haus,<br />
dem Bildungszentrum der Jesuiten und der<br />
Caritas in Wien, statt. <strong>Die</strong>ser Kurs qualifiziert für die<br />
Begleitung von Menschen am Lebensende und deren<br />
An- und Zugehörigen. Begründet wurde das Kursangebot<br />
von Hospizpionierin Sr. Hildegard Teuschl CS. Im<br />
Bereich Hospiz, Palliative Care und Demenz ist derzeit<br />
Sr. Karin Weiler CS für die Kurse verantwortlich. Sie hat<br />
nachfolgend Antworten auf die wichtigsten Fragen zusammengestellt.<br />
An wen richtet sich das Kursangebot?<br />
Es steht allen am Thema „Sterben, Tod und Trauer“ Interessierten<br />
und zukünftigen Ehrenamtlichen des <strong>Malteser</strong><br />
Palliativdienstes offen. Viele der TeilnehmerInnen<br />
besuchen den Kurs, weil sie schon als Kind mit dem<br />
Sterben eines Angehörigen konfrontiert waren oder<br />
dazu beitragen wollen, dass das Bewusstsein für die<br />
Bedürfnisse von Menschen in der letzten Lebensphase<br />
wächst.<br />
Was sind die Inhalte des Kurses?<br />
Inhalte sind sowohl die Selbstreflexion in Bezug auf<br />
Krankheit, Sterben, Tod und Trauer, die Auseinandersetzung<br />
mit der ehrenamtlichen Rolle im Kontext der<br />
Hospizbegleitung und Sensibilität in Kommunikation<br />
und Begleitung am Lebensende. Grundkenntnisse zu<br />
den Themen Schmerz, Trauer, Demenz, zu ethischen,<br />
rechtlichen und spirituellen Aspekten der Begleitung<br />
werden erarbeitet. Im Anschluss an den Kurs ist ein<br />
Praktikum in der Begleitung vorgesehen, um im mobilen<br />
oder stationären Bereich, auf der Palliativstation,<br />
im Pflegeheim oder auch in anderen Bereichen mit<br />
schwerkranken Menschen und ihren Angehörigen ehrenamtlich<br />
tätig zu werden. Der Kurs entspricht den<br />
Standards zur Befähigung von ehrenamtlichen HospizbegleiterInnen<br />
des Dachverbands Hospiz Österreich.<br />
Wie wird in diesem Kurs gelehrt und gelernt?<br />
<strong>Die</strong> Gruppe bildet einen Lernraum für den Umgang mit<br />
ganz unterschiedlichen Bedürfnissen von Menschen.<br />
<strong>Die</strong> KursbegleiterInnen setzen Methoden der Erwachsenenbildung<br />
ein und bringen Erfahrung aus der Praxis<br />
der Hospizarbeit mit. Dazu die Stimmen von zwei KursteilnehmerInnen:<br />
„Ich hätte mir nicht gedacht, dass es<br />
bei diesem Thema auch so humorvoll zugehen kann.“<br />
und „Ich wollte etwas für die Begleitung von Menschen<br />
am Lebensende lernen. Darüber hinaus habe ich ganz<br />
viel für mein eigenes Leben gelernt.“<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7 45
MALTESERÖSTERREICH<br />
WAS SAGEN BISHERIGE MALTESER<br />
ABSOLVENTINNEN ÜBER DEN KURS?<br />
Hier einige Auszüge aus den Rückmeldungen in Stichworten:<br />
• Wichtige Informationen, tatsächliches „Werkzeug“, Impulse, die eigene<br />
Haltung zu finden, tiefe Erkenntnisse über Respekt, Selbstbestimmung,<br />
Begleitung<br />
• Sehr gut konzipiertes Heranführen an das Thema Tod und Sterben<br />
• Persönliche Bereicherung, sehr geeignet für Selbstreflexion, Überdenken<br />
der eigenen Haltung, Horizonterweiterung<br />
• Persönliche Reflexion und fachliche Information<br />
• Klarheit über ein angstbesetztes Thema – Mut!<br />
• Sehr gutes Rüstzeug für ehrenamtliche Arbeit<br />
• Vorbereitung auf dem Umgang mit Sterbenden, chronisch Kranken und<br />
deren Angehörigen<br />
Der langjährige <strong>Malteser</strong> Christoph Cornaro, Botschafter im Ruhestand, und <strong>Malteser</strong>-Dame Tita Andras berichten über<br />
ihre Erfahrungen und machen Mut, es ihnen gleichzutun.<br />
Warum hast du dich entschlossen, die Ausbildung<br />
zur Befähigung für Hospiz- und Demenzbegleitung<br />
zu absolvieren?<br />
Tita Andras: Mein lieber Mann hat mir einen Internet-Link<br />
geschickt: Da stand, dass bei den <strong>Malteser</strong>n<br />
eine neue Idee entstanden war: die Gründung des <strong>Malteser</strong><br />
Palliativdienstes. Das hat meine Aufmerksamkeit geweckt,<br />
da ich mich schon seit einiger Zeit gefragt hatte:<br />
Was hat der liebe Gott für mich vor, wenn unsere Kinder<br />
aus dem Haus ausziehen?<br />
Was war besonders spannend und vielleicht unerwartet<br />
im Zuge der Ausbildung?<br />
Christoph Cornaro: Der vier Monate dauernde Ausbildungskurs<br />
für zwischen 40 und 50 Leute aller Altersklassen<br />
hat mir viele neue Aspekte gezeigt. Unerwartet war<br />
einerseits die zwischenmenschlich positive Wirkung<br />
unter den Teilnehmern und andererseits das deutliche<br />
Bemühen von Sr. Karin Weiler, keinerlei religiöse Aspekte<br />
aufzuzeigen: strikte Neutralität im Kardinal-König-Haus!<br />
Tita Andras: <strong>Die</strong>se Wochen, die der Kurs in Anspruch<br />
genommen hat, haben mich sehr bereichert: <strong>Die</strong> Gruppe<br />
aus unterschiedlichen Personen und verschiedenen<br />
Altersgruppen hatte großes Interesse an der noch unbekannten<br />
Aufgabe Palliativbereich, und es ergab sich, total<br />
spontan, eine sehr nette und freundliche Atmosphäre.<br />
Ich gewann mehr und mehr Vertrauen in die Gruppe und<br />
konnte meine Ängste und Hemmungen bezüglich Palliativarbeit<br />
mit anderen teilen. Das tat mir sehr gut.<br />
Was war für dich die größte persönliche Erfahrung<br />
im Zuge deiner ehrenamtlichen Tätigkeit nach der<br />
Ausbildung?<br />
Christoph Cornaro: <strong>Die</strong> ehrenamtliche Tätigkeit im<br />
Wilhelminenspital war interessant und lehrreich, wenn<br />
auch nicht immer ganz einfach. Im Wilhelminenspital<br />
gab es ausreichend Ehrenamtliche und durch den Häu-<br />
46<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7
MALTESERÖSTERREICH<br />
Werden weiterführende Kurse angeboten?<br />
<strong>Die</strong> Kurse für „Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung“ haben langjährige Tradition.<br />
Seit einigen Jahren gibt es auch eine gezielte Weiterbildung für „Demenzbegleitung“<br />
und die weiterführende Fortbildung für „Trauerbegleitung“. <strong>Die</strong><br />
nächsten Kurse starten im Herbst und wenden sich an alle, die sich informieren,<br />
austauschen, vorbereiten wollen – egal, ob für eine konkrete Aufgabe oder für das<br />
Leben „an sich“.<br />
Der nächste Kursstart<br />
Kurstitel: Einführung in die Lebens-, Sterbe-, und Trauerbegleitung<br />
Wann: 18.9.2<strong>01</strong>7 um 17:30 Uhr, sowie 15 weitere Abende und drei ganze Samstage bis Jänner 2<strong>01</strong>8<br />
Information und Anmeldung: Mag. Martina Schürz, Tel.: <strong>01</strong>-804 75 93-629,<br />
E-Mail: schuerz@kardinal-koenig-haus.at, www.kardinal-koenig-haus.at<br />
<strong>Malteser</strong> Palliativdienst: Dr. Johannes Mlczoch, palliativdienst@malteser.at<br />
figen Wechsel der Betreuten konnte ich dort in meinem<br />
Zeitbudget keine echte Beziehung und sohin durch meine<br />
Besuche, nach meinem Empfinden, nicht genug Hilfestellung<br />
geben. Daher habe ich gerne ins Haus Malta<br />
gewechselt, wo längerfristige Besuchsdienste möglich<br />
waren. Ich hatte dadurch das Gefühl, den Leuten irgend<br />
etwas Angenehmes durch die Besuche geben zu können.<br />
Ich hatte dadurch das Gefühl, den Leuten irgend etwas<br />
Angenehmes oder für sie Brauchbares durch die Besuche<br />
geben zu können. Ich konnte dann ins Haus Malta wechseln,<br />
wo längerfristige Besuchsdienste möglich waren.<br />
Tita Andras: Ich begann meine <strong>Die</strong>nste ziemlich schnell<br />
nach Beendigung des Kurses im Wilhelminenspital. Alle<br />
Ehrenamtlichen wurden dort von den Krankenschwestern,<br />
dem Pflegepersonal und der Sozialarbeiterin sehr<br />
herzlich willkommen geheißen. Meine <strong>Die</strong>nste waren jeweils<br />
samtags am Vormittag. Ich erinnere mich an eine<br />
Patientin namens Gaby, die mir durch ihre innere Freude<br />
besonders ans Herz gewachsen war. Ich habe sie auch unter<br />
der Woche besucht und durfte ihre Tochter kennenlernen.<br />
Sie zeigte mir, was es bedeutet, sich auf den Tod<br />
vorzubereiten und ihn als „Freund“ zu betrachten.<br />
Wie kannst du dein erworbenes Wissen bei den<br />
<strong>Malteser</strong>n einbringen?<br />
Christoph Cornaro: Ich kann mich selbst von Zeit zu<br />
Zeit, vor allem bei dementen Personen im Haus Malta, einbringen.<br />
Ich habe dort zum Beispiel angeregt, zu meinem<br />
Klaviervortrag vor kurzem auch demente Patienten hinzubringen<br />
und hatte das sichere Gefühl, dass diese die Musik<br />
besonders erlebt und für sich „mitgenommen“ haben.<br />
Tita Andras: Was ich in der Ausbildung und bei den<br />
praktischen <strong>Die</strong>nsten im Wilhelminenspital gelernt habe,<br />
kann ich auf jeden Fall ehrenamtlich bei den <strong>Malteser</strong>n<br />
einbringen. Als <strong>Malteser</strong>dame bete ich: „… dem Nächsten<br />
will ich in Liebe begegnen, besonders den Armen und unseren<br />
Herren Kranken …“ In der Palliativarbeit darf ich<br />
dieses Gebet der <strong>Malteser</strong> verwirklichen und konkret darf<br />
ich im Haus Malta meine <strong>Die</strong>nste zur Verfügung stellen.<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7 47
WENN AUS FREMDEN<br />
FREUNDE WERDEN ...<br />
Im Oktober 2<strong>01</strong>5 lernte ich bei einem der wöchentlich stattfindenden<br />
Friedensgebete Tony S. kennen. Tony war aus Syrien geflüchtet und hatte in<br />
Tirol eine neue Heimat gefunden. Für „<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong>“ gab er mir ein Interview.<br />
Danke, Tony!<br />
Von Hemma Zingerle<br />
Tony, was hast du in Syrien gemacht?<br />
Ich wurde 1975 in Homs geboren und habe nach dem Gymnasium<br />
in Damaskus Pharmazie studiert. Später habe ich in<br />
meiner Heimatstadt meine eigene Apotheke geführt.<br />
Warum hast du Syrien verlassen?<br />
Ich wurde unter Druck gesetzt und bedroht. Ich wollte<br />
zunächst mit meiner Frau und meinen Kindern zu meiner<br />
Schwester und deren Familie nach Australien fliegen.<br />
Ein Anwalt in Sydney hatte uns dabei beraten und geholfen.<br />
Dafür musste man aber in Beirut registriert werden.<br />
Als wir dort waren, hatte sich die Lage im Libanon<br />
derart verändert, dass es nicht mehr möglich war, nach<br />
Australien auszureisen. Viel Geld war weg. Im Libanon<br />
wollten und konnten wir nicht bleiben. So ging es zurück<br />
nach Syrien. Dort musste ich mich verstecken und wollte<br />
schließlich nur noch weg. Im Internet liest man über<br />
mögliche „Reiseziele“. Für mich war schnell klar, dass ich<br />
nach Österreich, Belgien oder Norwegen möchte.<br />
Wie ist es dir auf der Flucht ergangen?<br />
Am 13. Juli 2<strong>01</strong>5 habe ich meine Familie verlassen, bin<br />
mit einem Kleinbus nach Beirut und auf legalem Weg<br />
nach Izmir geflogen. Von dort ging es nach Marmaris<br />
und mit Hilfe eines Schleppers auf einem viel zu kleinem<br />
Boot nach Rhodos. Dort wurde ich registriert und<br />
konnte legal nach Saloniki fliegen. Weiter ging es nach<br />
Athen, wo ich elf Tage bleiben musste, da es Schwierigkeiten<br />
gab. Ein Schlepper versprach uns – inzwischen<br />
waren wir zu einer Gruppe von sieben syrischen Christen<br />
angewachsen –, uns für 2.300 Euro pro Person bis nach<br />
Wien zu bringen. Über Mazedonien, Serbien und Ungarn<br />
ging es abwechselnd in Kleinbussen und PKWs bis an die<br />
österreichische Grenze. Dort ließ uns der Schlepper am<br />
13. August mit den Worten aussteigen: „Gleich hier ist<br />
Wien.“ Wenige Meter weiter wurden wir von einem österreichischen<br />
Polizisten aufgeschnappt, in eine Polizeistation<br />
gebracht und mit einem Bus ins steirische Vordernberg<br />
gebracht. Zu Maria Himmelfahrt, diesem für mich<br />
so besonderen Tag, stellte ich den Antrag, in Österreich<br />
bleiben zu dürfen, und wurde nach Traiskirchen überstellt.<br />
Und dann hatte ich großes Glück. Eigentlich sollte<br />
ich nach Graz kommen. Da aber meine inzwischen neu<br />
gewonnenen Freunde alle nach Tirol sollten, durfte ich<br />
bei ihnen bleiben.<br />
Deine ersten Eindrücke von Österreich?<br />
<strong>Die</strong> wunderbare Natur! Ich habe als einziger im Bus von<br />
Traiskirchen bis Innsbruck nicht geschlafen, sondern nur<br />
geschaut und geschaut. Und dann die Ernüchterung in<br />
meinem neuen Quartier. Ich habe nur noch geweint: „Da<br />
besitzt du daheim zwei Wohnungen, eine Apotheke und<br />
hast Zukunftspläne, und jetzt ist alles dahin!“, dachte<br />
ich. Aber ich weiß, dass ich viel Glück gehabt habe. Im<br />
November nahm uns eine Familie in einer kleinen Wohnung<br />
auf, im März 2<strong>01</strong>6 folgte der positive Asylbescheid<br />
und ich bekam sofort Arbeit, ab Juli sogar wieder in einer<br />
Apotheke.<br />
Dann kam mit<br />
5. Jänner 2<strong>01</strong>7<br />
der wunderbare<br />
Tag, als ich<br />
meine Familie in<br />
Schwechat wieder<br />
in die Arme<br />
schließen durfte.<br />
48<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7
DER TURMKOLOSS<br />
VON KOLÓSSI<br />
Eine Reise nach Zypern lohnt sich – nicht nur für <strong>Malteser</strong>. <strong>Die</strong> Insel hat aufgrund ihrer wechselvollen Geschichte eindrucksvolle<br />
Zeugnisse mittelalterlicher Baukultur zu bieten.<br />
Von Georg Reichlin-Meldegg<br />
Nach dem Verlust von Akkon im Jahr 1291, der letzten<br />
Bastion der Christenheit im Heiligen Land, zog sich der<br />
Johanniter-Orden mit seiner Ordensregierung zunächst<br />
nach Limassol auf Zypern und folgend, im Jahre 1309,<br />
unter dem Kommando des Großmeisters Fra’ Foulques de<br />
Villaret, auf die Insel Rhodos zurück. <strong>Die</strong>ses heute eher als<br />
kürzeres „Zwischenspiel“ deklarierte Ereignis in der mehr<br />
als 900-jährigen Geschichte des Ordens hat auf dieser seit<br />
1974 in einen türkischen Nordteil und einen griechischen<br />
Südwestteil (Republik Zypern) geteilten Insel mehrere<br />
historisch bedeutende steinerne Zeugen hinterlassen.<br />
Beeindruckende Militärarchitektur<br />
Reisender aus Austria, kommst Du nach Zypern, so liegt<br />
westlich von Limassol, im Zentrum eines üppig überwucherten<br />
Tales im Süden, eines der bedeutendsten Monumente<br />
der mittelalterlichen Militärarchitektur vor dem<br />
Linsenauge deiner Kamera: der Turmkoloss von Kolóssi.<br />
Schon am Beginn des 11. Jahrhunderts wird dieses<br />
fruchtbare Tal an der Mündung des Kouris-Flusses wegen<br />
seiner reichen Zuckerrohr und Baumwoll-Plantagen,<br />
seiner Weinberge und Olivenhaine in Dokumenten<br />
jener Zeit erwähnt. Weit vor dem Fall Akkons hatte der<br />
über Zypern herrschende König, Hugo I. von Lusignan,<br />
um 1210 dem Johanniter-Orden dieses Gebiet samt der<br />
Burg Kolossi zu Lehen gegeben, welches sich zuvor im<br />
Besitz des Feudalherren Garinus de Colos befunden hatte.<br />
Sein Name war zur Benennung der Gegend auf die zu<br />
jener frühen Zeit wesentlich kleinere Burganlage übergegangen.<br />
Päpstliches Edikt und Intrigen<br />
Nachdem sich der Tempelritter-Orden nach Zypern zurückgezogen<br />
hatte, kam 1306 die Burg für kurze Zeit in<br />
den Besitz dieses Ordens. Der Templerorden war insoweit<br />
unter Zugzwang geraten, als ein Edikt von Papst<br />
Clemens V. und Intrigen in Frankreich diesen veranlassten,<br />
einen Teil seines Vermögens in Zypern anzulegen.<br />
<strong>Die</strong> Burg Kolóssi ging jedoch schon 1309, nach gewaltsamer<br />
Auflösung des Templerordens, wieder in den Besitz<br />
der Johanniter über, die zu diesem Zeitpunkt die<br />
Ordensregierung nach Rhodos verlegt hatten. <strong>Die</strong> Kommende<br />
Kolóssi wurde erst 1488, etwa zeitgleich mit den<br />
Besitzungen auf den Inseln Kos und Nisyros verkauft, als<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7 49
„... WIEDER ZURÜCK<br />
die Erträge aus der Landwirtschaft<br />
deutlich im Sinken begriffen waren.<br />
Zuvor konnten sich diese Erträge<br />
durchwegs sehen lassen: Auf den<br />
Besitzungen der Kommende, zu<br />
der auch rund 60 Dörfer gehörten,<br />
wurden Getreide, Wolle, Olivenöl,<br />
Zucker und der traditionell süße<br />
Rotwein Zyperns produziert. <strong>Die</strong>ser<br />
Wein wird noch heute zur Erinnerung<br />
an den Johanniter-Orden<br />
„Commandaria“ genannt.<br />
Süße Handelsware<br />
Verheerende Angriffe der Genuesen<br />
im Jahre 1373 und der Mameluken<br />
in den Jahren 1413, 1425 und 1426<br />
sowie eine Reihe katastrophaler<br />
Erdbeben bewirkten, dass die einst<br />
stattliche Burg zur Ruine verkam.<br />
1454 errichtete der Großkomtur,<br />
Louis de Magnac, eine neue, weitaus<br />
mächtigere Burg, somit die<br />
heute noch gut erhaltene Burg von<br />
Kolóssi. An der Ostseite der Burg<br />
sind Reste einer Zuckerraffinerie zu<br />
besichtigen: ein großer überwölbter<br />
Raum, in dem eine Brennerei sowie<br />
eine Zuckermühle untergebracht<br />
waren. <strong>Die</strong>se „süße Handelsware“<br />
erzielte über 200 Jahre schmackhafte<br />
Einnahmen für den Comun<br />
Tesoro, das Schatzamt des Johanniter-Ordens.<br />
Genau vor einem Jahr berichteten wir in der Ausgabe 1/2<strong>01</strong>6 vom Fall einer<br />
jungen Mutter von drei kleinen Kindern mit der Diagnose Krebs. Damals hat<br />
unsere Mitarbeiterin von <strong>Malteser</strong> Care die Betreuung der Familie organisiert<br />
und sie während des gesamten Behandlungszeitraums begleitet und unterstützt.<br />
Vor Kurzem haben wir Frau Edletzberger zum Interview getroffen.<br />
Von Susanne Wick<br />
Liebe Frau Edletzberger, als wir Sie vor einem Jahr besuchen durften,<br />
waren Sie noch mitten in Ihrem Behandlungszyklus mit Chemotherapie<br />
und Bestrahlungen. Im Juni 2<strong>01</strong>6 schlossen Sie diese mit<br />
einer onkologischen Rehabilitation ab. Wie geht es Ihnen heute?<br />
Soweit geht es mir gut, danke. Mein Körper hat sich zum Glück schnell von<br />
den Strapazen erholt.<br />
Sowohl physisch als auch psychisch?<br />
Körperlich bin ich noch nicht so fit wie vorher, aber ich versuche wieder regelmäßiger<br />
Sport zu machen. Ich bin mittlerweile zu 95 Prozent schmerzfrei.<br />
Seit zwei Wochen habe ich keine Physiotherapie mehr, weil sie nicht mehr<br />
nötig war. Psychisch geht es mir auch gut. Meine drei Kinder halten mich auf<br />
Trab. Natürlich steigt meine Angst vor Untersuchungen und vor Befundbesprechungen<br />
immer extrem. Ich denke mir dann oft: „Was ist, wenn ...?“ Aber<br />
man muss positiv sein und das Beste daraus machen.<br />
Können Sie uns kurz beschreiben, wie die letzten Monate für Sie waren?<br />
Sie liefen gut, der letzte Sommer mit den Kindern war wirklich schön. Wir<br />
haben die Sonne unbeschwert genießen können. Wir setzten uns immer wieder<br />
kleine Highlights, an denen wir etwas gemeinsam als Familie unternehmen<br />
konnten. Man vergisst so schnell, wie gut man es hat. Alle sind gesund<br />
– was will man mehr? Ich gehe seit Oktober wieder arbeiten und fühle mich<br />
sehr wohl dabei. Der Schritt zurück ins Arbeitsleben war mir sehr wichtig,<br />
ich fühle mich dadurch auch lebendiger. Ich arbeite jetzt 20 Stunden pro Woche.<br />
Weniger wäre mir lieber, weil ich durch die Krankheit doch noch schnell<br />
müde werde. Aber mit weniger Stunden geht es sich finanziell nicht aus.<br />
Gab es für Sie ganz besondere Highlights?<br />
<strong>Die</strong> beste Nachricht erhielt ich letztes Jahr am 8. April. Da erfuhr ich endlich,<br />
50<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7
MALTESERÖSTERREICH<br />
IM LEBEN...“<br />
„Alle wissen wieder, dass ich<br />
für sie da sein kann, und wir<br />
halten zusammen.“<br />
dass sich die Bestrahlungen und die Chemotherapie ausgezahlt<br />
haben und ich in Vollremission bin. Und vor zwei<br />
Wochen hatte ich erst wieder eine Blutuntersuchung –<br />
alles bestens, zum Glück!<br />
Was waren in letzter Zeit besondere familiäre Ereignisse?<br />
Mein großer Sohn, Leon, kam im September in die Schule.<br />
Es geht ihm mittlerweile gut und er kommt sehr gut<br />
zurecht. Er hat viele Freunde und Spaß in der Schule. Anfangs<br />
gab es einige Konzentrationsschwierigkeiten und<br />
verständnislose Lehrer. Im letzten Kindergartenjahr lag<br />
der Fokus von meinem Sohn wahrscheinlich nicht auf<br />
der Vorschularbeit, sondern eher darauf, ob seine Mama<br />
wieder gesund wird. Mithilfe einer Kinderpsychologin,<br />
die wir über <strong>Malteser</strong> Care bekamen, und einer Ergotherapeutin<br />
konnten wir aber daran arbeiten und auch Unklarheiten<br />
in der Schule klären.<br />
Wie geht es Ihrem Mann und Ihren Kindern heute?<br />
Können Sie sagen, dass für sie wieder eine stabile<br />
Familiensituation eingetreten ist?<br />
Ja. Alle wissen wieder, dass ich für sie da sein kann und<br />
wir halten zusammen. Natürlich gab es ein paar Änderungen.<br />
Ich liebe meinen Mann und meine Kinder, aber<br />
man muss auch mal Prioritäten setzen und sich für sich<br />
selbst ein wenig Zeit nehmen, das ist sehr wichtig.<br />
Seit September 2<strong>01</strong>6 werden Sie nicht mehr von<br />
uns betreut, bekommen Sie derzeit noch externe<br />
Hilfe oder bewältigen Sie Ihren familiären Alltag<br />
wieder ganz alleine?<br />
Ich bewältige alles allein. Ich teile mir die Hausarbeit gut<br />
ein und mein Mann unterstützt mich sehr.<br />
Inwieweit haben die Unterstützung und Begleitung<br />
durch unsere Case Managerin, Frau Gruber-Polak,<br />
zur Verbesserung Ihres Gesundheitszustandes und<br />
zur Stabilisierung Ihrer Familiensituation beigetragen?<br />
<strong>Die</strong> für uns zuständige Case Mangerin von MALTESER<br />
CARE ist ein Engel. Sie war immer für uns da. Sie wusste<br />
immer, was zu tun ist und hat uns unterstützt, wo es nur<br />
ging. Egal, ob Kinderbetreuung, Mut zusprechen, medizinische<br />
Unterstützung – sie war immer da. Ich weiß<br />
nicht, ob das alles ohne sie genauso gut verlaufen wäre.<br />
Mit der 24-Stunden-Betreuung war uns sehr geholfen.<br />
Ich hätte das ohne diese Unterstützung nicht schaffen<br />
können. Sehr positiv in Erinnerung habe ich noch die<br />
Palliativstation in Lilienfeld. Ein so nettes Team von<br />
Schwestern und Ärzten habe ich selten erlebt. Besonders<br />
zu schaffen haben mir immer wieder die Fragen meines<br />
großen Sohnes gemacht: „Tut das weh?“ und „Wirst du<br />
sterben?“ Kinder brauchen eine Mama. Seine Ängste waren<br />
begründet.<br />
Liebe Frau Edletzberger, vielen herzlichen Dank,<br />
dass Sie unsere Fragen beantwortet haben. Wir<br />
wünschen Ihnen und Ihrer Familie weiterhin viel<br />
Kraft, Glück und Gesundheit.<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7 51
MALTESERÖSTERREICH<br />
UND PLÖTZLICH IST MAN<br />
„OHNE GEIST“<br />
Demenz kann jeden treffen. Umso wichtiger ist zu wissen, wie man „im Fall des Falles“ damit umgeht, wo es Hilfe für<br />
Betroffene und Angehörige gibt, und wie man den Krankheitsverlauf zwar nicht stoppen, aber günstig beeinflussen kann.<br />
Von Susanne Wick<br />
Laut der Österreichischen Alzheimer Gesellschaft leiden<br />
etwa 100.000 Österreicher/innen an einer dementiellen<br />
Erkrankung. Bis zum Jahr 2050 soll die Zahl auf etwa<br />
230.000 Personen steigen. <strong>Die</strong> am häufigsten auftretende<br />
Form ist die Alzheimer-Erkrankung, die für 60 bis 80<br />
Prozent der Demenzen verantwortlich ist, gefolgt von<br />
der Vaskulären Demenz, der Frontaltemporalen Demenz<br />
und der Lewy-Körperchen-Demenz. Demenzerkrankungen<br />
betreffen mehrheitlich Menschen im dritten Lebensabschnitt,<br />
bestimmte Formen der Demenz können allerdings<br />
bereits wesentlich früher auftreten.<br />
So liest sich die trockene Statistik. Dahinter stecken<br />
Einzelschicksale von Menschen, die – hört man ihre Geschichten<br />
– zutiefst betroffen machen. Nehmen wir zum<br />
Beispiel Frau F., 79 Jahre alt. Sie erklärt ihrem Mann,<br />
sie müsse jetzt nach Hause, denn ihre Mutter warte mit<br />
dem Essen auf sie. <strong>Die</strong> Mutter ist bereits vor 30 Jahren<br />
verstorben. Oder Herr B., 82 Jahre alt. Er steht immer<br />
häufiger in der Nacht auf, zieht sich verschiedene Kleidungsstücke<br />
an, steckt Gläser und andere Gegenstände<br />
in seine Taschen und erklärt seiner Frau, er müsse jetzt<br />
auf die Universität. Oder Frau W., 77 Jahre alt. Sie verlässt<br />
ohne adäquate Bekleidung zu Fuß ihr Haus und wird<br />
zehn Kilometer davon entfernt auf der Landstraße von<br />
einem aufmerksamen Autofahrer angesprochen. Sie war<br />
auf dem Weg zum Bauern, um Milch zu holen. Den Hof<br />
gibt es seit 20 Jahren nicht mehr.<br />
Verlust bereits erworbener Fähigkeiten<br />
<strong>Die</strong> Demenz ist ein Zustand, bei dem allmählich immer<br />
mehr Nervenzellen und Nervenkontakte zugrunde gehen.<br />
Es kommt zum Abbau der kognitiven, emotionalen<br />
und sozialen Fähigkeiten, was zu einer Beeinträchtigung<br />
der sozialen und beruflichen Kompetenzen führt. Betroffen<br />
sind vor allem das Kurzzeitgedächtnis, das Denkvermögen,<br />
die Sprache, die Motorik und schließlich die<br />
ganze Persönlichkeit. Das Entscheidende bei dementiellen<br />
Erkrankungen ist der Verlust von bereits erworbenen<br />
Fähigkeiten.<br />
Erstes Anzeichen von Demenz ist Vergesslichkeit. Zwar<br />
ist es zunächst normal, dass die körperliche und geistige<br />
Leistungsfähigkeit im Alter abnehmen. Das Gehör wird<br />
DIAGNOSE UND UNTERSTÜTZENDE MASSNAHMEN<br />
<strong>Die</strong> Abklärung einer Demenzerkrankung basiert auf<br />
klinisch-neurologischen Befunden, Zusatzuntersuchungen<br />
der Blut- und Liquor-Analysen sowie CT/<br />
MRT- und PET-Untersuchungen.<br />
Es gibt bis heute kein Medikament, das präventiv eingesetzt<br />
werden kann, und keine Therapie, die die Alzheimer-Erkrankung<br />
heilen kann. Bei Früherkennung kann<br />
jedoch ein rechtzeitiger Therapiebeginn die Prognose<br />
günstig beeinflussen. So gibt es Arzneimittel, die den<br />
Krankheitsverlauf verzögern und die geistige Leistungsfähigkeit<br />
für eine begrenzte Zeit stabilisieren. Außerdem<br />
können unterstützende Maßnahmen wie Physiotherapie,<br />
Logopädie und Ergotherapie dabei helfen, die<br />
Selbstständigkeit und Alltagsfähigkeiten zu erhalten.<br />
Musiktherapie, Kunsttherapie, Erinnerungsarbeit, tiergestützte<br />
Therapie, Sport und eine gesunde Ernährung<br />
mit viel Obst und Gemüse wirken sich ebenfalls positiv<br />
auf den Allgemeinzustand aus.<br />
52<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7
schwächer, die Augen lassen nach, die Bewegungen werden<br />
langsamer und das Gehirn altert. Es wird schwerer,<br />
neue Dinge zu lernen oder sich etwas zu merken. Immer<br />
häufiger auftretende Vergesslichkeit – vor allem das<br />
Kurzzeitgedächtnis betreffend –, ist jedoch ein ernst zu<br />
nehmendes Warnsignal.<br />
<strong>Die</strong> „Fassade“ aufrecht erhalten<br />
Am Beginn der Erkrankung erkennen die Betroffenen<br />
meist selbst, dass etwas mit ihnen nicht stimmt. Sie<br />
schaffen es aber noch, für ihr Umfeld die „Fassade“ aufrecht<br />
zu erhalten. Mit fortschreitender Erkrankung lässt<br />
sich dieser Zustand nicht mehr verbergen. <strong>Die</strong> selbstständige<br />
Lebensführung im Alltag wird beeinträchtigt, ein unabhängiges<br />
Leben mit fallweiser Hilfestellung von außen<br />
ist aber möglich. Bei fortgeschrittener Demenz können<br />
nur noch einfache Tätigkeiten selbstständig ausgeführt<br />
werden. Ein unabhängiges Leben ist hingegen nicht mehr<br />
möglich, externe Anleitung und Hilfe sind erforderlich.<br />
Im schweren Stadium der Demenz bedarf es schließlich<br />
einer dauerhaften Betreuung und Beaufsichtigung.<br />
Ein Schock für alle<br />
Partner, Angehörige und Freunde sind in solchen Fällen<br />
vor große Herausforderungen gestellt. <strong>Die</strong> Diagnose „Demenz“<br />
ist ein Schock für alle. Ihnen wird klar: <strong>Die</strong> geliebte<br />
Person wird irgendwann nicht mehr so sein, wie sie einmal<br />
war! Viele Angehörige wissen anfangs nicht, wie sie<br />
sich dem Betroffenen und den Reaktionen des äußeren<br />
Umfelds gegenüber verhalten sollen. Man möchte den<br />
Patienten zu Hause in seiner gewohnten Umgebung pflegen<br />
und betreuen, doch mit fortschreitender Erkrankung<br />
werden die täglichen Herausforderungen, die eine professionelle<br />
und würdevolle Pflege eines Demenzpatienten zu<br />
Hause mit sich bringen, zu einer enormen physischen,<br />
psychischen und gesundheitlichen Belastung. Parallel<br />
zum Krankheitsverlauf des Betroffenen kann das Risiko<br />
steigen, als Pflegender selbst zu erkranken. Erschöpfung<br />
und Burnout sind bei Personen mit Doppelbelastung,<br />
Beruf und pflegebedürftiger Angehöriger, sehr hoch. In<br />
Deutschland beispielsweise werden rund 70 Prozent der<br />
2,5 Millionen Pflegebedürftigen zuhause gepflegt - größtenteils<br />
von Frauen.<br />
Hilfe zur Selbsthilfe<br />
Hilfe bieten Einrichtungen wie <strong>Malteser</strong> Care GmbH<br />
(MC), die sowohl Betroffene als auch Angehörige berät<br />
und durch verschiedene Formen der Pflege und spezielle<br />
<strong>Die</strong>nstleistungen entlastet. Aktuell leiden rund zwei<br />
Drittel der Klientinnen und Klienten, die MC betreut, an<br />
unterschiedlichen Formen dementieller Erkrankungen.<br />
Über ein individuell ausgerichtetes Case Management<br />
wird für sie nach eingehender Beratung und Fallanalyse<br />
die optimale Pflege- und Betreuungsform gefunden.<br />
HILFE für pflegende, berufstätige Angehörige<br />
Rund 80 Prozent der demenzkranken Menschen in<br />
Österreich werden zu Hause von ihren Angehörigen<br />
betreut und gepflegt. Viele dieser Angehörigen sind<br />
nebenbei voll berufstätig oder zumindest in Teilzeit<br />
beschäftigt. <strong>Die</strong>s führt zu Doppelbelastungen, die<br />
nicht selten im Burnout enden. Wie kann man solchen<br />
Situationen vorbeugen? Wie kann ein Pflegender<br />
gut für sich selbst sorgen?<br />
Für eine Beratung zu Unternehmens-Informationsveranstaltung<br />
oder bei persönlichen Anfragen<br />
kontaktieren Sie Bitte: Herrn Helmut<br />
Lutz (GF <strong>Malteser</strong> Care) per Mail lutz@mcr.or.at<br />
oder Frau Ilse Hummer (Pflegedienstleiteitung)<br />
per E-Mail: hummer@mcr.or.at und telefonisch<br />
unter +43 1 361 97 88 - 10.<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7 53
MALTESERÖSTERREICH<br />
EINE REISE DURCH<br />
DIE GESCHICHTE TIROLS<br />
Kaum eine Familie hat das Land Tirol so nachhaltig über Generationen geprägt wie die Familie Wolkenstein. Sie versammelt in<br />
ihrer einzigartigen Historie Künstler, Politiker und Bischöfe und hatte von jeher ein offenes Ohr für soziale Belange.<br />
Von Fra‘ Gottfried Kühnelt-Leddihn<br />
„In Ratzes am Schlern“<br />
Der bekannteste Vertreter der Familie Wolkenstein und direkter Vorfahre unseres verstorbenen Delegaten Leonhard<br />
Wolkenstein-Rodenegg ist der Dichter, Sänger und Politiker Oswald von Wolkenstein (1377 bis 1445). Im Alter<br />
von zehn Jahren machte er sich auf den Weg, um als Knappe die Welt kennenzulernen. Seine rege Reisetätigkeit,<br />
teilweise als Berater des Landesfürsten Herzog Friedrich IV. von Tirol („Friedl mit der leeren Tasche“) und des deutschen<br />
Kaisers Sigismund, beschreibt er im „Hauensteinlied“:<br />
Durch Barbarei, Arabia,<br />
durch Hermani in Persia,<br />
durch Tartari in Suria,<br />
durch Romani in Türggia,<br />
Ibernia,<br />
der sprüng han ich vergessen.<br />
Durch Reussen, Preussen, Eiffenlant,<br />
gen Litto, Liffen, übern strant,<br />
gen Tennmarkh, Sweden, in Prabant,<br />
durch Flandern, Frankreich, Engelant<br />
und Schottenland<br />
hab ich lang nicht gemessen,<br />
Durch Arragon, Kastilie,<br />
Granaten und Afferen,<br />
auss Portugal, Ispanie<br />
bis gen dem vinstern steren,<br />
von Profenz gen Marsilie –<br />
In Races vor Saleren,<br />
daselbs beleib ich an der e,<br />
mein ellend da zu meren<br />
vast ungeren.<br />
Auff einem runden kofel smal,<br />
mit dickem wald umbfangen,<br />
vil hoher berg und tieffe tal,<br />
stain, stauden, stöck, sneestangen<br />
der sich ich teglich ane zal.<br />
noch aines tuet mich pangen,<br />
das mir der klainen kindlin schal<br />
mein oren dick bedrangen<br />
hand durchgangen<br />
Durch die Berberei, Arabien,<br />
durch Armenien nach Persien,<br />
durch die Tartarei (= Krim?) nach Syrien,<br />
durch das Land der „Römer“ (= Byzanz) in die Türkei,<br />
nach Georgien:<br />
diese Reisen habe ich vergessen.<br />
Durch Russland, Preussen, Estland,<br />
nach Litauen, Livland, an die Nehrung,<br />
nach Dänemark, Schweden, nach Brabant,<br />
durch Flandern, Frankreich, England<br />
und Schottland<br />
bin ich lange nicht mehr gefahren.<br />
(Ebensowenig) durch Aragon, Kastilien,<br />
Granada und Navarra,<br />
aus Portugal und Spanien<br />
bis zum Kap Finisterrae (dem Ende der Welt),<br />
von der Provence nach Marseille.<br />
In Ratzes am Schlern<br />
da steck ich in der Ehe,<br />
um dort mein Elend zu vermehren,<br />
und zwar ganz unfreiwillig.<br />
Auf einem runden kleinen Berghügel,<br />
der umschlossen ist von dichtem Wald.<br />
Hohe Berge und tiefe Täler,<br />
Felsen, Buschwerk, Baumstöcke und Schneestangen,<br />
die sehe ich jeden Tag in großer Menge.<br />
Noch etwas macht mir Angst:<br />
Nämlich dass mir das Geschrei der kleinen Kinder<br />
die Ohren bedrängt<br />
und sie durchbohrt<br />
54<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7
Ein Nachruf im letzten Heft war dem ehemaligen Delegaten<br />
von Tirol und Vorarlberg, Leonhard Wolkenstein-<br />
Rodenegg, gewidmet. Der Name dieser Tiroler Familie<br />
weckt unweigerlich Erinnerungen an den Deutschunterricht:<br />
Es gibt wohl kaum einen Österreicher, der noch nie<br />
etwas vom Dichter und Sänger Oswald von Wolkenstein<br />
gehört hat. Was aber ist mit den anderen Mitgliedern<br />
dieser uralten, immer noch bestehenden Tiroler Familie?<br />
Ich lade Sie zu einem kleinen Streifzug durch die Geschichte<br />
ein. Begonnen hat sie 1293, als die Herren<br />
von Vilanders, eine seit dem 12. Jahrhundert nachweisbare<br />
Familie, die fortan namengebende Burg und<br />
Herrschaft Wolkenstein im Grödental im Fürstbistum<br />
Brixen erwarben. Von dieser Burg steht heute zwar nur<br />
noch ein kleiner Teil als Ruine, doch der Eingang vom<br />
Eisacktal ins Grödental bei Waidbruck wird nach wie<br />
vor von der eindrucksvollen Trostburg beherrscht. Sie<br />
befindet sich seit 1981 im Besitz des Südtiroler Burgeninstituts.<br />
<strong>Die</strong>se markante Festung war Namensgeber<br />
für einen Zweig der Familie, ein anderer nannte<br />
sich nach der Burg Rodenegg am Eingang des Pustertales<br />
oberhalb von Brixen.<br />
Zwischen 1594 und 1632 wurde die Trostburg von Engelhard<br />
<strong>Die</strong>trich von Wolkenstein im Renaissance-Stil<br />
ausgebaut, die teilweise dekorativen Befestigungsanlagen<br />
hatten sich aber nie zu bewähren. Der Ausbau von<br />
Rodenegg im 16. Jahrhundert erfolgte schlossähnlich.<br />
Besonders erwähnenswert sind die Wandmalereien zur<br />
Iwein-Sage aus den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts.<br />
Sie gelten als die ältesten profanen Wandmalereien<br />
in Tirol. Beide Burgen sind für Besichtigungen<br />
geöffnet und sollten bei einem Tirol-Besuch unbedingt<br />
auf der Liste Ihrer Ausflugsziele stehen!<br />
Nähere Informationen:<br />
burgeninstitut.com, burgenwelt.org, pustertal.org<br />
Mein herzlicher Dank gilt Oswald Wolkenstein-Rodenegg und<br />
Alexander Hohenbühel für die Durchsicht dieses Artikels und für<br />
die Fotos.<br />
PROMINENTE<br />
Als weitere bedeutsame Vertreter der Familie Wolkenstein,<br />
unter denen sich Bischöfe, Gewerken (Betreiber von Bergbauen),<br />
Offiziere und Gesandte befanden, seien beispielhaft<br />
erwähnt:<br />
• Christoph Freiherr von Wolkenstein-Rodenegg Er<br />
war ab 1568 Alleingewerke des Prettauer Kupferbergwerks,<br />
das die Familie seiner Mutter, Susanna von Welsperg,<br />
seit etwa 1500 betrieben hatte. Er brachte das von<br />
Raubbau gezeichnete Werk durch bedeutende Investitionen<br />
wieder in die Höhe. Den Handel mit dem Kupfer zog<br />
er an sich und baute in Lienz eine Messinghütte (1564).<br />
<strong>Die</strong> Wirtschaftskrise zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges,<br />
Inflation und Raubbau führten 1643 zur Zwangsverwaltung<br />
und 1654 zum Verkauf.<br />
• Nikolaus Freiherr von Wolkenstein Er lebte von 1587<br />
bis 1624 und war Bischof von Chiemsee. <strong>Die</strong>ses Suffraganbistum<br />
von Salzburg umfasste u. a. den heutigen Tiroler<br />
Teil des Erzbistums Salzburg.<br />
• Michael Freiherr von Wolkenstein Als Landhofmeister<br />
Maximilians I. war er auch im Besitz der Hohen<br />
Herrschaft von Lienz gewesen. Durch den finanziellen<br />
Schaden, der im Jahre 1609 beim Stadtbrand in Lienz<br />
entstand, sahen sich die Freiherren von Wolkenstein<br />
1647 gezwungen, die Herrschaft an die Tiroler Landesfürsten<br />
zurückzugeben, die sie an das Damenstift in Hall<br />
in Tirol verkauften.<br />
• Sigmund Ignaz Graf von Wolkenstein-Trostburg<br />
<strong>Die</strong>ser Vertreter der Familie Wolkenstein lebte von 1644<br />
bis 1697 und wirkt u. a. als Bischof von Chiemsee.<br />
• Theodor Graf von Wolkenstein-Rodenegg Als kaiserlicher<br />
Generalmajor und Landoberst von Tirol starb er am<br />
29. Oktober 1795 bei Mainz im ersten Koalitionskrieg.<br />
• Leopold von Wolkenstein-Trostburg lebte von 1800<br />
bis 1862 und war Tiroler Landeshauptmann.<br />
• Anton Graf von Wolkenstein-Trostburg Geboren<br />
1832 und kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges 1913<br />
gestorben, wirkte der österreichische Diplomat als Botschafter<br />
zu St. Petersburg.<br />
• Arthur Graf Wolkenstein-Rodenegg Auch unter dem<br />
Pseudonym Arthur von Rodank bekannt, lebte der 1837<br />
in Silz geborene Schriftsteller und Politiker bis 1907. Er<br />
starb in Innsbruck.<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7 55
KLOSTERKÜCHE<br />
VORÖSTERLICHE GRÜSSE<br />
AUS DER KLOSTERKÜCHE<br />
von Sr. Dr. Margareta An der Lan<br />
Mit großer Freude sehen wir dem Osterfest entgegen, aber bevor wir dieses hohe<br />
Fest feiern dürfen, kommt für uns Katholiken noch die Zeit des Fastens und des<br />
in sich Kehrens. Aber wozu fasten wir und warum 40 Tage? Fasten ist seit Jahrhunderten<br />
ein fester Bestandteil aller Weltreligionen. Der Verzicht soll Körper und<br />
Seele reinigen und so Raum für Gebet, Besinnung, Nachdenken und Bewusstsein<br />
schaffen.<br />
Von Susanne Wick<br />
Mit großer Freude sehen wir dem Osterfest entgegen,<br />
aber bevor wir dieses hohe Fest feiern dürfen, kommt<br />
für uns Katholiken noch die Zeit des Fastens und des in<br />
sich Kehrens. Aber wozu fasten wir und warum 40 Tage?<br />
Fasten ist seit Jahrhunderten ein fester Bestandteil aller<br />
Weltreligionen. Der Verzicht soll Körper und Seele reinigen<br />
und so Raum für Gebet, Besinnung, Nachdenken<br />
und Bewusstsein schaffen.<br />
Von Aschermittwoch bis Karsamstag<br />
<strong>Die</strong> Fastenzeit als Vorbereitungszeit auf das Osterfest<br />
wurde erstmals in einem Hirtenbrief des Athanasius von<br />
Alexandrien um 334 erwähnt; mit Ende des vierten Jahrhunderts<br />
war die Quadragesima (lat. 40) allgemein eingeführt.<br />
<strong>Die</strong> Zahl 40 hat in der Bibel einen hohen symbolischen<br />
Stellenwert, denn 40 Tage fastete der Prophet<br />
Elija in der Wüste, das Volk Israel wanderte 40 Tage nach<br />
dem Auszug aus Ägypten durch die Wüste, und Moses<br />
verbrachte 40 Tage auf dem Berg Sinai.<br />
40 Tage hat Jesus der Überlieferung nach in der Wüste<br />
gefastet und gebetet, davon leitet sich auch die Dauer der<br />
Sättigende Grießsuppe<br />
Zutaten:<br />
100 g Weizengrieß<br />
50 g Butter<br />
1,5 l Gemüsesuppe (Würfel)<br />
Schnittlauch<br />
Zubereitung:<br />
Wasser kochen und Gemüsesuppenwürfel darin<br />
auflösen. <strong>Die</strong> Butter in einem Topf erhitzen und<br />
leicht anbräunen, den Grieß einrühren, die Suppe<br />
dazugießen und unter ständigem Rühren eindicken.<br />
Vorsicht, dass sich keine Klumpen bilden!<br />
Sollte die Suppe zu dick werden, noch Wasser dazugeben<br />
und köcheln, bis der Grieß weich ist. Mit<br />
Salz abschmecken und mit Schnittlauch bestreuen,<br />
ev. geröstete Schwarzbrot-Croutons dazureichen.<br />
56<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7
KLOSTERKÜCHE<br />
Fastenzeit ab, die am Aschermittwoch beginnt und am<br />
Karsamstag endet. <strong>Die</strong> Sonntage („kleine Auferstehungstage“)<br />
sind vom Fasten während dieser Zeit ausgenommen.<br />
„Szegediner Kraut“<br />
mit gekochten Kartoffeln<br />
Reinigende Kohlsuppe<br />
Zutaten:<br />
1 Weißkohl<br />
2 Stangen Lauch<br />
6 Karotten<br />
1 Dose geschälte Tomaten<br />
1 Stangensellerie<br />
1-2 Würfel Gemüsesuppe<br />
Ev. 1 TL Kümmel<br />
Zubereitung:<br />
Ca. 4 l Wasser in einem Topf zum Kochen bringen<br />
und die Suppenwürfel darin auflösen. Den Weißkohl<br />
teilen, den Strunk entfernen und die Blätter<br />
in Streifen schneiden. Den Lauch der Länge nach<br />
durchschneiden, waschen und ev. vom Sand befreien,<br />
ebenfalls in Streifen schneiden. Karotten<br />
und Stangensellerie schälen und würfelig schneiden.<br />
Das Gemüse, die geschälten Tomaten und<br />
den Kümmel in die kochende Suppe geben und<br />
solange kochen, bis da Gemüse bissfest ist. Bei<br />
Bedarf noch mit Salz und Pfeffer abschmecken<br />
und mit frisch gehackter Petersilie bestreuen.<br />
Zutaten:<br />
600 g Sauerkraut aus der Packung<br />
1 große Zwiebel<br />
250 ml Sauerrahm mit 1-2 TL Maizena verrühren<br />
1 EL Butter<br />
Salz<br />
1 EL Zucker<br />
Salz, Kümmel, Paprikapulver, Tomatenmark<br />
8 mittelgroße festkochende Kartoffeln<br />
Zubereitung:<br />
Kartoffeln schälen, vierteln und in Salzwasser<br />
kochen. <strong>Die</strong> Zwiebel würfelig schneiden und<br />
in der Butter andünsten. Das Kraut mit dem<br />
Saft dazugeben, mit Paprikapulver stäuben,<br />
Salz, Zucker, Kümmel, Sauerrahm mit Maizena<br />
glattrühren, Tomatenmark beifügen und bei<br />
niedriger Hitze köcheln, bis das Kraut bissfest<br />
ist; sollte es zu dick werden, mit Wasser aufgießen.<br />
Mit Salz und Pfeffer abschmecken und mit<br />
den Kartoffeln in Suppentellern servieren.<br />
Sich neu ausrichten<br />
Beim traditionellen Fasten geht es nicht darum schlank<br />
zu werden, sondern um eine innere Reinigung durch die<br />
bewusstere Aufnahme von einfacheren, leichteren Speisen.<br />
Eine gewisse Zeit auf kulinarische Genüsse zu verzichten,<br />
soll den Geist freier machen und dabei helfen,<br />
sein Leben zu überdenken und sich neu auszurichten.<br />
Vorreiter beim Fasten sind seit jeher wie so oft die Klöster,<br />
und daher freue ich mich sehr, Ihnen einige unserer<br />
altbewährten Rezepte vorstellen zu dürfen. Alle Rezepte<br />
gelten für vier Personen.<br />
Viel Freude beim Nachkochen, Ihre Schwester Margareta<br />
DIE MALTESER 3-4/2<strong>01</strong>6 57
GELESENEMPFOHLEN<br />
„... UNGLÄUBIG ZU SEIN<br />
WIDERSPRICHT DEM NATÜRLICHEN<br />
GEFÜHL DES MENSCHEN ...“<br />
Von Georg Male<br />
Woran kann man in einer Welt, in der religiöse Themen<br />
für viele an den Rand des Alltags gerückt sind, noch glauben?<br />
Auf diese Frage gibt Rudolf Taschner, 1953 geborener<br />
österreichischer Mathematiker und Autor, Initiator<br />
des Projekts math.space im Wiener MuseumsQuartier<br />
und Wissenschafter des Jahres 2004, in seinem Buch<br />
vielerlei Antworten. Oder zumindest Hinweise für die<br />
Suche danach. Aber nicht, wie man angesichts des Titels<br />
annehmen könnte, in Form einer Glaubensanleitung,<br />
sondern in Form eines Essays, der die verschiedensten<br />
Ansatzpunkte und „Betätigungsgebiete“ von Glauben<br />
auslotet. Leichtfüßig, vergnüglich und kenntnisreich<br />
tut er das, ohne zu belehren, sondern indem er Gedankenrichtungen<br />
aufzeigt, Themen anreißt, Türen zu neuen,<br />
vielleicht unerwarteten Pfaden aufstößt. Sich selbst<br />
bezeichnet Rudolf Taschner dabei übrigens als „frommen<br />
Agnostiker“ – also einen, der „nicht weiß“ (griech.<br />
„agnoein“), aber dennoch betet.<br />
Nach einem Prolog, in dessen Mittelpunkt er den mathematischen<br />
Gottesbeweis des berühmten Logikers<br />
Kurt Gödel stellt, der seinerseits auf der Argumentation<br />
des Scholastikers Anselm von Canterbury aufsetzt,<br />
nimmt Rudolf Taschner den Leser mit auf eine Reise<br />
durch zehn verschiedene „Glaubenslandschaften“: Mit<br />
dem Glauben „an 313“ (seine eigene Lieblingszahl, gemeint<br />
ist jedoch Aberglaube), „an die Natur“, „an die<br />
Geschichte“, „an den Genuss“, „an die Zukunft“, „an die<br />
Kirche“, „an die Kunst“, „an Gott“, „an das Ich“ und „an<br />
Dich“ beschäftigt er sich. Auf den ersten Blick mag der<br />
eine oder andere Ansatz unerwartet, ungewohnt sein –<br />
was hat zum Beispiel „Genuss“ mit Glauben zu tun? Und<br />
doch versteht es Taschner, in jedem der zehn Abschnitte<br />
glaubwürdig den Bogen zum Transzendenten zu schlagen.<br />
Im Fall des „Genusses“ kommt er etwa von Hedonismus<br />
und Sucht über die (auf den himmlischen Genuss<br />
hin ausgerichtete, aber häufig überzogene) Askese<br />
schließlich zur Eleganz und Leichtigkeit der wirklich frei<br />
genießenden Epikureer, zu denen er auch Thomas von<br />
Aquin zählt. („Sie wissen sowohl die Verblendung der<br />
Süchtigen als auch die Unduldsamkeit der Asketen zu<br />
meiden.“) Im Abschnitt „Der Glaube an Dich“ wiederum<br />
gelangt er über die Ausrichtung des Menschen auf ein<br />
„Du“ zum wirklichen Menschsein, das sich auch in der<br />
Entwicklung von Gewissen und Moral äußert.<br />
Rudolf Taschner streift in seinem Buch viele zentrale<br />
Lebensthemen, leuchtet geistes- und ideengeschichtliche<br />
Hintergründe aus und stellt sie in Beziehung zu<br />
unserer Welt, die mit klassischem Glauben immer weniger<br />
anzufangen weiß. Auch Bibelzitate und theologische<br />
Bezüge ziehen sich durch den Text, der dennoch frei von<br />
Dogmatik und festen Glaubenssätzen ist. Ein spannendes,<br />
kurzweilig zu lesendes Buch – für sich selbst genommen,<br />
aber ebenso als Anregung, die Lektüre da und<br />
dort weiter zu vertiefen. Das wird dem Leser im Vorwort<br />
auch explizit nahegelegt. Den Abschluss bildet ein<br />
Epilog (unter dem Titel „Der unbeweisbare Glaube“), in<br />
dem Taschner Karl Jaspers’ Schrift „Der philosophische<br />
Glaube“ zitiert, die sich anhand der Schicksale Giordano<br />
58<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7
GELESENEMPFOHLEN<br />
Brunos und Galileo Galileis mit dem Unterschied zwischen<br />
Glauben und Wissen auseinandersetzt. Während<br />
Bruno – vom Glauben angetrieben – auf seinen Thesen<br />
beharrt und auf dem Scheiterhaufen endet, widerruft<br />
Galilei und überlebt. Denn es wäre, so Jaspers, „ungemäß,<br />
für eine Richtigkeit, die beweisbar ist, sterben zu<br />
wollen“. Anders sieht es für Giordano Bruno aus, wie<br />
Rudolf Taschner ausführt: Auch wenn der Glaube „keinen<br />
unerschütterlichen Beweis seiner Gültigkeit kennt,<br />
knüpft der von seinem Glauben Überzeugte daran Haut<br />
und Haar, seine Existenz.“ Und, wie er gleich im Vorwort<br />
schreibt, „jeder Mensch hat, wie seinen Fingerabdruck,<br />
einen Glauben, woran auch immer.“ Und zitiert Alexis de<br />
Tocqueville: „... absolut ungläubig zu sein widerspricht<br />
dem natürlichen Gefühl des Menschen und versetzt seine<br />
Seele in einen trostlosen Zustand.“ Ein gutes Fazit<br />
für das ganze Buch.<br />
Rudolf Taschner, Woran glauben – 10 Angebote für aufgeklärte<br />
Menschen, Christian Brandstätter Verlag, Wien 2<strong>01</strong>6, 271 Seiten,<br />
ISBN 978-3-7106-0063-0, 24,90 EUR<br />
Wer ist<br />
DER<br />
MANN<br />
auf dem Tuch?<br />
Eine Spurensuche<br />
AUSSTELLUNG<br />
8. Juni bis 16. Juli 2<strong>01</strong>7<br />
Erzbischöfl. Palais Wien<br />
Eingang in der Wollzeile 2<br />
www.turinergrabtuch.at<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7 59<br />
MALTESER
TAGEBUCH<br />
PRO MERITO MELITENS<br />
Im Rahmen eines Festaktes in den Salons der Spanischen<br />
Hofreitschule in Wien überreichte kürzlich der Leiter der<br />
diplomatischen Vertretung des Souveränen <strong>Malteser</strong>ordens<br />
bei den Vereinten Nationen in Wien, Botschafter<br />
Prof. Günther A. Granser, dem Vorstandsvorsitzenden der<br />
AGRANA Beteiligungs-AG, DI Johann Marihart, die vom<br />
Fürsten und Großmeister des Ordens verliehene höchste<br />
Auszeichnung, das Großkreuz „Pro Merito Melitensi“.<br />
Johann Marihart, der in Eggenburg in Niederösterreich<br />
geboren wurde, besuchte das Bundesgymnasium Horn, wo<br />
er 1969 maturierte. Danach begann er sein Studium der<br />
Technischen Chemie, Fachrichtung Biotechnologie an der<br />
TU Wien, welches er 1975 mit dem akademischen Grad<br />
Diplom-Ingenieur abschloss. Seine berufliche Karriere in<br />
der Zuckerindustrie begann Marihart 1975 in der AGRA-<br />
NA Zuckerfabrik in Leopoldsdorf im Marchfelde. 1976<br />
wechselte er ins Werk nach Gmünd, wo er über Labortätigkeiten<br />
und konsequenter Mitarbeit in der Forschung<br />
und Entwicklung bis zum Werksleiter aufstieg. Seit 1988<br />
ist Marihart Mitglied des Vorstandes der AGRANA Beteiligungs-AG<br />
und seit 1992 dessen Vorsitzender.<br />
Seit nunmehr 25 Jahren führt Diplom-Ingenieur Marihart<br />
die AGRANA als Vorstandsvorsitzender mit<br />
nachhaltigen Strategien und hat aus dem nationalen österreichischen<br />
Unternehmen einen global tätigen Vorzeigekonzern<br />
geformt. So ist AGRANA heute im Segment<br />
Frucht Weltmarktführer bei Fruchtzubereitungen und<br />
einer der führenden Produzenten von Fruchtsaftkonzentraten<br />
in Europa, im Segment Stärke ein führender Anbieter<br />
von Spezialprodukten und Bioethanol sowie einer<br />
der größten Anbieter von Zucker und Isoglukose in Zentral-,<br />
Ost- und Südosteuropa. Des Weiteren engagiert sich<br />
der Niederösterreicher auch als Präsident der Spanischen<br />
Hofreitschule, Präsident des TÜV Austria, sowie als Vorsitzender<br />
und Mitglied des Präsidiums in internationalen<br />
Organisationen und Verbänden, wie der Vereinigung der<br />
europäischen Zuckerfabrikanten (CEFS), deren langjähriger<br />
Präsident er ist.<br />
V. l. n. r. Botschafter Prof. Dr. Günther A. Granser bei der Überreichung<br />
des Großkreuzes „Pro Merito Melitensi“ an Herrn Gen.Dir.<br />
DI Johann Marihart.<br />
V. l. n. r. Norbert Salburg-Falkenstein, Prokurator des Großpriorates<br />
Österreich; Gen.Dir. DI Johann Marihart; Botschafter Prof. Günther A.<br />
Granser; Präsident Brigadier Mag. Erwin Hameseder<br />
60<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7
TAGEBUCH<br />
SCHECKÜBERREICHUNG<br />
Am 14. Jänner konnte unser Ordenskanzler wieder einen Scheck über € 12.223,92 für das Spital unseres Ordens<br />
zur Heiligen Familie in Bethlehem übernehmen und bei dieser Gelegenheit der langjährigen Organisatorin des<br />
Weihnachtsbasars der Klosterneuburger Stiftspfarre, Mag. Andrea Stimpfl-Abele, herzlich danken.<br />
EIN HOCH AUF UNSEREN ARCHIVAR!<br />
Von Richard Mischak<br />
Am 17. Februar 2<strong>01</strong>7 gratulierten der Prokurator, der<br />
Kanzler und die Mitarbeiter des SMRO Med.-Rat Dr.<br />
Gerhart Feucht zu seinem 95. Geburtstag sowie zu seinem<br />
40-jährigen Jubiläum beim <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst. Der<br />
Jubilar hatte in jungen Jahren in Wien Medizin studiert<br />
und nach dem zweiten Weltkrieg gemeinsam mit seiner<br />
Frau eine Ordination eröffnet. Im Jahr 1977 wurde er in<br />
den SMRO aufgenommen. Zusätzlich übernahm Dr. Feucht<br />
das Archiv des Ordens in der Wiener Johannesgasse. Dort<br />
wird er heute von Dr. Mischak unterstützt, der die Digitalisierung<br />
der umfangreichen Bestände vornimmt. <strong>Die</strong><br />
<strong>Malteser</strong> gratulieren dem Jubilar sehr herzlich!<br />
62<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7
16. Dezember 2<strong>01</strong>6<br />
Maria Caroline von<br />
Watteck<br />
Ehren- und Devotionsdame<br />
Am 16.12.2<strong>01</strong>6 ist Maria Caroline von Watteck, geb.<br />
Gräfin von und zu Clam-Martinic, im 75. Lebensjahr ihrer<br />
mit Gelassenheit ertragenen Krankheit erlegen. Sie<br />
war seit 1996 Ordensmitglied in der Delegation Salzburg,<br />
in der Betreuung von physisch Kranken tätig und<br />
Mitarbeiterin der Heimatmission. Im Sinne von „tuitio<br />
fidei“ war es ihr immer ein Anliegen, den Willen Gottes<br />
durch öffentliche Bezeugung des Glaubens zu verwirklichen.<br />
Das heilige Requiem und die anschließende<br />
Beisetzung fanden am 23. Dezember 2<strong>01</strong>6 in der Stiftskirche<br />
von St. Peter in Salzburg statt. <strong>Die</strong> Delegation<br />
Salzburg und unser Orden verlieren mit ihr eine liebenswürdige<br />
Persönlichkeit und danken für ihr starkes Glaubenszeugnis.<br />
17. Dezember 2<strong>01</strong>6<br />
Apostolischer Nuntius<br />
Msgr. Dr. Edmond Farhat<br />
Konventualkaplan-Großkreuz<br />
„ad honorem“<br />
Von 2005 bis 2009 vertrat unser Ordensbruder den<br />
Heiligen Stuhl bei der Republik Österreich. Am 17.<br />
Dezember 2<strong>01</strong>6 hat unser Herrgott Erzbischof Edmond<br />
Farhat, nach längerer Krankheit im Alter von 83<br />
Jahren, zu sich gerufen. Edmond Farhat wurde am 20.<br />
Mai 1933 in Ain Kfaa in der maronitisch-katholischen<br />
Eparchie Dschubail im Libanon geboren. Er studierte<br />
Theologie, Philosophie und kanonisches Recht, promovierte<br />
über die Qumran-Schriften und wurde 1959<br />
vom damaligen maronitischen Patriarchen von Antiochien<br />
zum Priester geweiht. In Rom war er ab 1962<br />
u.a. als Leiter der arabischen Abteilung von Radio<br />
Vatikan und an der Glaubenskongregation tätig. 1989<br />
wurde er von Papst Johannes Paul II. in den diplomatischen<br />
<strong>Die</strong>nst des Heiligen Stuhls berufen und zum<br />
Titularerzbischof von Dschubail (Biblos) ernannt. In<br />
der Folge repräsentierte der Erzbischof den Heiligen<br />
Stuhl in Algerien, Tunesien, Slowenien und Mazedonien<br />
und dann in der Türkei und in Turkmenistan.<br />
Erzbischof Fahrat wurde 11. März 2000 in der <strong>Malteser</strong>kirche<br />
in Wien als Konventualkaplan ad honorem<br />
in den Orden aufgenommen und 2007 zum Großkreuz<br />
rangerhöht. Er sprach neben italienisch, französisch,<br />
englisch, deutsch auch arabisch, verfasste zahlreiche<br />
wissenschaftliche Arbeiten und Bücher und war ein<br />
äußerst profunder Kenner des Islam. Immer wieder<br />
warnte er vor den Gefahren des muslimischen Extremismus<br />
und des Krieges. „<strong>Die</strong> Christen und alle Menschen<br />
brauchen Freiheit, Rechte und Verantwortung,<br />
um ihren Glauben in aller Freiheit zu leben. Was heute<br />
im Nahen Osten passiert, interessiert die ganze Welt.<br />
Wir dürfen es nicht nur sehen, wir müssen es auch kennen<br />
und davon reden und suchen, wie man das „Gute<br />
ermutigen und das Böse“ verhindern kann.“ Erzbischof<br />
Msgr. Dr. Edmond Farhat war ein Bischof der Ökumene,<br />
des Gebetes und des Friedens.<br />
R.I.P.<br />
64<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7
WIR TRAUERN UM<br />
=<br />
XXXX<br />
22. Jänner 2<strong>01</strong>7<br />
Clemens Graf und<br />
Herr zu Brandis<br />
Ehren- und Devotions-Ritter<br />
Ein weit gespanntes Leben<br />
fand am 22. Jänner dieses<br />
Jahres sein Ziel, als Ehren- und Devotionsritter Clemens<br />
Graf und Herr zu Brandis, Freiherr zu Leonburg,<br />
Forst und Fahlburg, auf Schloss Brandis im 93. Lebensjahr<br />
verstarb. Er war ein Zeuge der prägenden Entwicklungen,<br />
und gewaltigen und rasanten Veränderungen in<br />
der Welt. Geboren am 27. Februar 1924 in Buchwald in<br />
Niederschlesien, übersiedelte die Familie bald danach<br />
nach Sebes bei Presov - in die heutige Ostslowakei.<br />
Dort prägte ihn eine sehr glückliche Kindheit und dann<br />
der einschneidende Besuch des Jesuiten Internats in<br />
Kalksburg bei Wien. Als der Krieg ausbrach ging Sebes<br />
verloren und die Familie ging nach Gotha. Graf Brandis<br />
wurde eingezogen, besuchte die Offiziersschule der<br />
Luftwaffe und kam im letzten Kriegsjahr an die finnische<br />
Front. Sein älterer Bruder Heinrich fiel in Russland<br />
und er übernahm den Stammsitz Brandis in Südtirol.<br />
Nach dem Jus-Studium in Innsbruck und Wien heiratete<br />
er und wurde glücklicher Vater von fünf Kindern.<br />
1971 in den Orden aufgenommen, blieb er ihm immer<br />
verbunden. Nach einer misslungen Operation wurde<br />
Graf Brandis an den Rollstuhl gefesselt, verzagte aber<br />
nicht. Allen Widrigkeiten des Lebens trotzend, hörte<br />
man von ihm immer wieder den Satz: „Lei nit lugg<br />
lossn.“ Seine Tage wurden ihm durch seine Großfamilie,<br />
seine liebe Frau, die siebzig Jahre an seiner Seite stand,<br />
16 Enkelkinder und 18 Urenkel verschönert. 25 Jahre<br />
im Deutschen Adelsrechtsausschuss in Marburg tätig,<br />
war er bis zuletzt in der Tiroler Matrikelstiftung engagiert.<br />
Eine ehrenvolle Verpflichtung mit historischem<br />
Hintergrund, waren doch die Grafen Brandis Oberst-Erblandsilberkämmerer<br />
in Tirol.<br />
05. Februar 2<strong>01</strong>7<br />
Dr. <strong>Die</strong>ter Usner<br />
Magistral-Ritter<br />
Geboren 1940 in Pressburg<br />
geboren, stieg nach Schule,<br />
Jus-Studium und verschiedenen<br />
Praktika im Ausland als Mitgesellschafter in die<br />
familieneigene Firma ein. 1985 wurde er, nach langjähriger<br />
Unterstützung des MHDA und aktives Mitglied<br />
in seinem Pfarrgemeinderat als Magistralritter in den<br />
Orden aufgenommen. Nach dem frühen Tod seiner<br />
ersten Frau Gabriele kümmerte er sich besonders um<br />
seine 5 Kinder. Vor 20 Jahren fand er in seiner 2. Frau<br />
Madeleine, geb. von Oswald, erneut sein Glück und<br />
hatte mit ihr nochmals eine Tochter. Dr. Usner war<br />
Honorarkonsul des Großherzogtums Luxemburg und<br />
ehrenamtlich auch Präsident von Live Music Now in<br />
Wien. Seine christliche Lebenseinstellung und seine<br />
Hilfsbereitschaft waren sprichwörtlich und sein sonniger<br />
Humor ließen ihn auch die späteren Leiden leichter<br />
ertragen. Am 5. Februar 2<strong>01</strong>7 hat ihn unser himmlischer<br />
Vater zu sich in die Ewigkeit gerufen. Das feierliche<br />
Requiem mit anschließender Beisetzung fand am<br />
11. Februar in seiner Stadtpfarrkirche zum Hl. Vitus in<br />
Salzburg- Morzg statt.<br />
R.I.P.<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7 65
TERMINE<br />
Termine 2<strong>01</strong>7<br />
APRIL 2<strong>01</strong>7<br />
06 – 09 Straßensammlung Salzburg MHDA<br />
10 - 13 <strong>Malteser</strong> Reitcamp im Lavanttal<br />
SMRO/MHDA<br />
28 Treffen der Professen Rom SMRO<br />
29 Großer Staatsrat Rom SMRO<br />
MAI 2<strong>01</strong>7<br />
04 – 08 Wallfahrt Lourdes SMRO/MHDA<br />
25 – 28 Straßensammlung Tirol MHDA<br />
JUNI 2<strong>01</strong>7<br />
<strong>01</strong>/06 – 16/07 Sonderausstellung Turiner Grabtuch<br />
(Erzbischöfliches Palais Wien)<br />
SMRO<br />
<strong>01</strong> Lastkrafttheater Schlosshotel Mailberg SMRO<br />
05 Familienwallfahrt nach<br />
Hemmaberg Slowenien<br />
SMRO<br />
09 Lange Nacht der Kirchen –<br />
Wien/<strong>Malteser</strong>kirchen, Graz, Salzburg SMRO<br />
15 Fronleichnamsprozession SMRO/MHDA<br />
24 Hochfest, Aufnahme und 50-Jahr-Feier<br />
MHDA Bereich Salzburg<br />
SMRO/MHDA<br />
JULI 2<strong>01</strong>7<br />
22 – 29 IMS 2<strong>01</strong>7 – Internationales <strong>Malteser</strong> Camp<br />
in Salzburg<br />
SMRO/MHDA<br />
AUGUST 2<strong>01</strong>7<br />
15 Pfarrfest Maria Pulst SMRO<br />
SEPTEMBER 2<strong>01</strong>7<br />
28/09 – 02/10 Wallfahrt zu unserer Lieben Frau<br />
von Philermos nach Montenegro<br />
SMRO<br />
Wiederkehrende Termine<br />
<strong>Malteser</strong>kirche, Kärntner Straße 37, 1<strong>01</strong>0 Wien<br />
„Montag bei den <strong>Malteser</strong>n“ 12.00 Uhr Hl. Messe, Predigt, Musik, Stille im Zentrum der Stadt<br />
Hl. Messe mit Orgelmusik und Predigt Jeden ersten Sonntag im Monat, 10.00 Uhr<br />
Feierliche Vesper mit Eucharistischem Segen Jeden Sonntag, 16.00 Uhr<br />
Hl. Messe mit der Johannesgemeinschaft Jeden ersten Montag im Monat, 19.30 Uhr<br />
KONTAKT<br />
Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />
Großpriorat von Österreich<br />
Dipl.-Ing. Richard Steeb<br />
T: +43 1 512 72 44<br />
E: smom@malteser.at<br />
I: www.malteser.or.at<br />
AIDS-<strong>Die</strong>nst <strong>Malteser</strong><br />
Teresa Grill<br />
T: +43 650 41 61 958<br />
E: adm@malteser.at<br />
I: www.aids-dienst-malteser.at<br />
Haus Malta<br />
Dir. Bogdan Norbert Bercal<br />
T: +43 1 597 59 91<br />
E: hausmalta@malteser.at<br />
I: www.hausmalta.at<br />
Johannesgemeinschaft<br />
Mag. Jan Ledóchowski<br />
T: +43 1 512 72 44<br />
E: info@jg-online.at<br />
I: www.jg-online.at<br />
<strong>Malteser</strong> Alten- und Krankendienst<br />
Dr. Anna Schlanitz-Bolldorf<br />
T: +43 676 311 00 32<br />
E: ordination@schlanitz.at<br />
I: www.malteser.or.at/werke/makd<br />
<strong>Malteser</strong> Betreuungsdienst<br />
Angela Thierry<br />
T: +43 1 405 13 49<br />
F: +43 1 402 95 66<br />
E: mbd@malteser.at<br />
I: www.malteser.or.at/werke/mbd<br />
<strong>Malteser</strong> Care<br />
Helmut Lutz<br />
T: +43 1 361 97 88 Fax 50<br />
Kostenlose Pflegehotline: 0800 2<strong>01</strong> 800<br />
(Mo – So 8.00 – 20.00 Uhr)<br />
E: office@mcr.or.at<br />
I: www.malteser.care<br />
<strong>Malteser</strong> Hospitaldienst Austria<br />
Bundeszentrale<br />
Mag. Manuel Weinberger<br />
T: +43 1 512 53 95<br />
E: mhda@malteser.at<br />
I: www.malteser.at<br />
<strong>Malteser</strong> Kinderhilfe<br />
Olivier Loudon<br />
DGKS Veronika Karner<br />
T: +43 7472 982<strong>01</strong><br />
E: office@malteser-kinderhilfe.at<br />
I: www.malteser-kinderhilfe.at<br />
<strong>Malteser</strong> Palliativ-<strong>Die</strong>nst<br />
Univ.-Prof. Dr. Johannes Mlczoch<br />
T: +43 1 512 72 44<br />
E: mpd@malteser.at<br />
I: www.malteser.or.at/werke/mpd<br />
<strong>Malteser</strong> International<br />
Dipl.-Ing. Richard Steeb<br />
T: +43 1 512 72 44<br />
E: smom@malteser.at<br />
I: www.malteser-international.org<br />
66<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7
TERMINE<br />
HOSPITALDIENSTSCHLUSS<br />
... IRGENDWANN DARF<br />
EINMAL PAUSE SEIN.<br />
GEFÜHLE<br />
EINSCHALTEN<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7 67
XXXXX<br />
Ein Körper<br />
im Gleichgewicht<br />
kennt keine Krankheiten.<br />
Kurhaus Marienkron.<br />
Fasten, Regeneration, Natur, Spiritualität.<br />
Kompetenz-Zentrum für Ernährung.<br />
Kurhaus Marienkron GmbH<br />
7123 Mönchhof, Birkenallee 2<br />
T +43 (2173) 80205 - 0, F +43 (2173) 80205 - 40<br />
info@marienkron.at, www.marienkron.at<br />
Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />
Großpriorat von Österreich<br />
Johannesgasse 2, 1<strong>01</strong>0 Wien<br />
Katharina Stögner<br />
T: +43 1 512 72 44, F: +43 1 513 92 90<br />
presse@malteser.at<br />
www.malteser.or.at<br />
MALTESER Hospitaldienst Austria<br />
Bundeszentrale<br />
Johannesgasse 2, 1<strong>01</strong>0 Wien<br />
Mag. Manuel Weinberger<br />
T: +43 1 512 53 95, F: +43 1 512 84 78<br />
office@malteser.at<br />
www.malteser.at<br />
Österreichische Post AG<br />
MZ 11Z038858M<br />
Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />
Johannesgasse 2, 1<strong>01</strong>0 Wien<br />
68<br />
DIE MALTESER 1/2<strong>01</strong>7