Programmheft Extra 2017
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Lectures Pre-Conference<br />
Faszien als Sinnesorgane: Zwischen Rückenschmerz und<br />
Faszienkater<br />
Dr. Robert Schleip<br />
Die sensorische Wahrnehmung beruht entgegen früherer Annahmen bei weitem nicht nur auf<br />
den peripheren Rückmeldungen von Muskeln, Sehnen, Bändern und Kapseln. Auch die<br />
Muskelfaszie ist reich mit diversen Rezeptoren durchsetzt und trägt zu einer präziseren<br />
posturalen Kontrolle und Bewegungssteuerung bei. Neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen<br />
zufolge spielen Faszien unter Umständen darüber hinaus auch eine Rolle bei der<br />
Schmerzentstehung. Der Vortrag thematisiert die potenzielle Rolle von Faszien – etwa im<br />
Lumbalbereich – im Kontext der muskuloskelettalen Beschwerdebilder.<br />
Dr. Robert Schleip gilt als einer der Pioniere der modernen Faszienforschung. Seine Arbeit zur<br />
Kontraktilität von Faszien wurde im Jahr 2005 mit dem rennommierten Vladimir-Janda-Preis für<br />
Muskuloskelettale Medizin ausgezeichnet. Der Leiter der Fascia Research Group an der<br />
Universität Ulm (Abteilung Neurophysiologie) hat zahlreiche Bücher und Publikationen zum<br />
menschlichen Bindegewebe verfasst. Er war Mitinitiator des ersten Internationalen „Fascia<br />
Research Congress“ 2007 in Harvard sowie mehrerer Folgekongresse und der Konferenz<br />
„Connective Tissues in Sports Medicine“. Der Psychologe und Humanbiologe ist zudem<br />
Forschungsdirektor der European Rolfing Association.<br />
Nicht nur passive Muskelhüllen? Die mechanische Bedeutung von<br />
Faszien für das Bewegungssystem<br />
Dr. Jan Wilke<br />
Lange Zeit galten Faszien als eher unbedeutendes Verpackungsmaterial ohne nachhaltige<br />
Funktion für den Bewegungsapparat. Die in Lehr- und Anatomiebüchern oft vermittelte<br />
Vorstellung von den passiven Muskelhüllen muss jedoch revidiert werden: Faszien sind in der<br />
Lage, ihre mechanischen Eigenschaften mittels unterschiedlicher Mechanismen zu verändern<br />
und u.a. die Beweglichkeit zu beeinflussen. Da sie die zahlreichen Muskeln des Körpers zudem<br />
morphologisch direkt verbindet, könnten lokale Behandlungen und Trainingsinterventionen auch<br />
an entfernten Stellen Wirkung zeigen.