Anforderungen an die Baulogistik – Ver - SVG
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Praxisbeispiel<br />
In den 1990er Jahren war der Potsdamer<br />
Platz in Berlin Europas größte innerstädtische<br />
Baustelle, für <strong>die</strong> zum ersten Mal ein<br />
<strong>Baulogistik</strong>-Konzept entwickelt wurde. Zu<br />
<strong>die</strong>sem Zweck wurde eigens für <strong>die</strong> <strong>Baulogistik</strong><br />
eine GmbH gegründet, deren Aufgabe<br />
es war, sämtliche Tr<strong>an</strong>sporte von und zu<br />
den einzelnen Baustellen auf dem Gelände<br />
des Potsdamer Platzes zentral zu koordinieren.<br />
Für <strong>die</strong> Bereiche Entsorgung Erdaushub,<br />
Herstellung Tr<strong>an</strong>sportbeton, Stückgutlogistik<br />
und Abfallentsorgung wurden<br />
von <strong>die</strong>ser GmbH Fachfirmen beauftragt.<br />
Ferner wurde ein zentrales Logistikzentrum<br />
eingerichtet, das zugleich der Zug<strong>an</strong>g zur<br />
Baustelle war. Sämtliche Bauunternehmen<br />
wurden vertraglich zur Nutzung des Logistikzentrums<br />
verpflichtet und unterst<strong>an</strong>den<br />
damit der Koordination durch <strong>die</strong> <strong>Baulogistik</strong>-GmbH.<br />
Die Baustellentr<strong>an</strong>sporte beinhalten den<br />
Materialumschlag, den Tr<strong>an</strong>sport auf dem<br />
Baustellengelände („horizontaler Tr<strong>an</strong>sport“),<br />
den Tr<strong>an</strong>sport in <strong>die</strong> einzelnen Etagen<br />
(„vertikaler Tr<strong>an</strong>sport“) sowie <strong>die</strong> Materialverteilung<br />
in den Geschossen. Anzustreben<br />
ist dabei<br />
• den Materialtr<strong>an</strong>sport auf dem kürzesten<br />
Weg durchzuführen,<br />
• H<strong>an</strong>dtr<strong>an</strong>sporte durch <strong>die</strong> <strong>Ver</strong>wendung<br />
von technischen Hilfsmitteln zu vermeiden,<br />
• kleine, produktionsnahe Materiallager einzurichten,<br />
um Wegstrecken reduzieren<br />
sowie<br />
• „passende“ Tr<strong>an</strong>sporteinheiten auszuwählen.<br />
Die ausreichende <strong>Ver</strong>fügbarkeit geeigneter<br />
Entladegeräte ist eine Grundvoraussetzung<br />
für reibungslose Entladevorgänge auf Baustellen.<br />
In Frage kommen z. B. Selbstentladegeräte<br />
der Lkw, Radlader, Gabelstapler,<br />
Autokräne, Baukräne etc., wobei nach Möglichkeit<br />
ein Direktumschlag in <strong>die</strong> Etagen <strong>an</strong>zustreben<br />
ist. Ferner k<strong>an</strong>n auf Basis einer<br />
GPS-gestützten Tr<strong>an</strong>sportavisierung eine (im<br />
Hinblick auf Entladezeiten und Entladekapazitäten)<br />
effiziente Steuerung der Entladung<br />
erfolgen. Der vertikale Materialtr<strong>an</strong>sport k<strong>an</strong>n<br />
durch Aufzüge wie auch Kräne erfolgen. Dabei<br />
sollten <strong>die</strong> vorh<strong>an</strong>denen Kapazitäten <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d<br />
von Anmeldungen koordiniert und zum<br />
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Ausgabe 21 / 2008<br />
schnellen Be- und Entladen in den Geschossen<br />
Zwischenlagerflächen <strong>an</strong> den Zugängen<br />
eingerichtet werden. Gerade bei Großprojekten,<br />
bei denen mehrere Dutzend Kr<strong>an</strong>e zum<br />
Einsatz kommen können, ist ein effizienter<br />
Kr<strong>an</strong>einsatz entscheidend (beispielsweise<br />
Pl<strong>an</strong>ung der Kr<strong>an</strong>kapazitäten, Überwachung<br />
von An- und Abtr<strong>an</strong>sporten, Montage der Hebezeuge,<br />
Kollisionskontrollen etc.).<br />
Ein Materiallager schafft einen Ausgleich zwischen<br />
unregelmäßigen Material<strong>an</strong>lieferungen<br />
und schw<strong>an</strong>kenden Materialabrufen. Die auf<br />
der Baustelle <strong>an</strong>gelieferten Materialien müssen<br />
ordnungsgemäß gelagert werden, um bei<br />
den herrschenden rauen Bedingungen Beschädigungen<br />
zu vermeiden. Dies erfordert<br />
<strong>die</strong> Auswahl und <strong>Ver</strong>waltung geeigneter<br />
Lagerflächen, sowohl im Wareneing<strong>an</strong>gsbereich<br />
als auch in den einzelnen Bauabschnitten<br />
bzw. Etagen.<br />
Entscheidend für <strong>die</strong> effiziente Bewirtschaftung<br />
der Lagerflächen ist z. B.:<br />
• <strong>die</strong> Konzeption der Lagerflächen unter Berücksichtigung<br />
von Baustellenumfeld und<br />
-infrastruktur,<br />
• <strong>die</strong> Koordination der Zugriffe auf das Lager<br />
zwischen allen beteiligten Unternehmen,<br />
• <strong>die</strong> Gewährleistung von „Just-in-time“-<br />
Belieferungen der Arbeitsstätten (sofern<br />
erforderlich),<br />
• <strong>die</strong> Möglichkeit einer weiteren Unterteilung<br />
der Lagerflächen <strong>–</strong> je nach Bestimmungszweck,<br />
sowie<br />
• möglichst kurze Wegstrecken.<br />
Bei größeren Baustellen k<strong>an</strong>n auch über den<br />
Einsatz eines Lagerverwaltungssystems<br />
nachgedacht werden, um <strong>die</strong> Bestände effizient<br />
zu org<strong>an</strong>isieren. Für Lagerflächen, <strong>die</strong><br />
sich in den einzelnen Etagen befinden, wird<br />
ein Lagerflächenpl<strong>an</strong> erstellt, der <strong>die</strong> jeweilige<br />
Ebene in Arbeitsbereiche, Lagerflächen und<br />
<strong>Ver</strong>kehrswege unterteilt (so gen<strong>an</strong>nte „Etagenlogistik“).<br />
Dieser Pl<strong>an</strong> orientiert sich <strong>an</strong><br />
den Ausbauterminplänen und verändert sich<br />
im Bauablauf entsprechend. Durch <strong>die</strong> Etagenlogistik<br />
sollen Materialumlagerungen und<br />
Behinderungen vermieden und <strong>die</strong> bereits<br />
erbrachten Bauleistungen sowie <strong>die</strong> Baustoffe<br />
wiederum vor Beschädigungen geschützt<br />
werden. Zudem <strong>die</strong>nt sie der Baustellensauberkeit<br />
und der Arbeitssicherheit.