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Anforderungen an die Baulogistik – Ver - SVG

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Ausgabe 21 April 2008<br />

In Kürze<br />

IMPRESSUM<br />

<strong>Anforderungen</strong> <strong>an</strong> <strong>die</strong> <strong>Baulogistik</strong> <strong>–</strong><br />

<strong>Ver</strong>- und Entsorgung von Baustellen<br />

In der Baubr<strong>an</strong>che ist es vielfach (noch) nicht<br />

üblich, logistische Aktivitäten rund um <strong>die</strong><br />

Baustelle (so gen<strong>an</strong>nte „<strong>Baulogistik</strong>“) zentral<br />

zu koordinieren. Vielmehr agieren <strong>die</strong> einzelnen<br />

Unternehmen unabhängig vonein<strong>an</strong>der.<br />

Dies hat u. a. zur Konsequenz, dass Materiallieferungen<br />

zeitlich und/oder mengenmäßig<br />

nicht koordiniert erfolgen. Aufgrund von hohen<br />

Sicherheitsbeständen bzw. häufigen Nachbestellungen<br />

können Lagerflächen nicht optimal<br />

ausgenutzt werden. Ferner m<strong>an</strong>gelt es <strong>an</strong> der<br />

Abstimmung und Kommunikation zwischen<br />

verschiedenen Bauunternehmen. Aus <strong>die</strong>sem<br />

Grund wird damit begonnen, etablierte Logistikkonzepte,<br />

z. B. der klassischen Industriebetriebe,<br />

in der Bauwirtschaft <strong>an</strong>zuwenden. Beispiele<br />

hierfür sind <strong>die</strong> Pl<strong>an</strong>ung, Steuerung und<br />

Koordination von <strong>Ver</strong>sorgungsketten („Supply<br />

Chain M<strong>an</strong>agement“) und das Lagerm<strong>an</strong>agement.<br />

Die <strong>Baulogistik</strong> wird unterteilt in <strong>die</strong> Baustellen-<strong>Ver</strong>sorgungslogistik,<br />

<strong>die</strong> Baustellen(-Produktions)logistik<br />

und <strong>die</strong> Baustellen-Entsorgungslogistik.<br />

In das Aufgabenfeld der <strong>Ver</strong>sorgungslogistik<br />

fällt <strong>die</strong> Anlieferung von Baugeräten und Baumaterialien.<br />

Die von den einzelnen Arbeits-<br />

<strong>Ver</strong>fasser: Prof. H<strong>an</strong>s-Helmut Gr<strong>an</strong>djot, Hochschule Heilbronn<br />

J<strong>an</strong>-Christoph Jeske<br />

Herausgeber und ©: Bundesverb<strong>an</strong>d Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) e.V.,<br />

Breitenbachstraße 1, 60487 Fr<strong>an</strong>kfurt am Main<br />

<strong>Ver</strong>wertung und <strong>Ver</strong>vielfältigung nur mit Quellen<strong>an</strong>gabe gestattet.<br />

Ansprechpartnerin: Dipl.-Kauffrau Miriam Schwarze (BGL)<br />

Tel.: 069 / 79 19 <strong>–</strong> 295<br />

FAX: 069 / 79 19 <strong>–</strong> 227<br />

e-mail: bgl@bgl-ev.de<br />

Die <strong>Ver</strong><strong>an</strong>twortung für den Inhalt der BGL-Logistik-Mail liegt beim <strong>Ver</strong>fasser.<br />

bereichen am Bau (den so gen<strong>an</strong>nten Gewerken)<br />

erwarteten Anlieferungen werden aufein<strong>an</strong>der<br />

abgestimmt, geeignete Anliefer- und<br />

Lagerflächen festgelegt und <strong>die</strong> Empfänger<br />

über den Status ihrer Waren informiert. Zu berücksichtigende<br />

Einflussfaktoren sind beispielsweise<br />

<strong>die</strong> Entfernungen zu den Baustoffliefer<strong>an</strong>ten,<br />

<strong>die</strong> <strong>Ver</strong>kehrssituation im Baustellenumfeld<br />

und <strong>die</strong> vorh<strong>an</strong>dene Infrastruktur.<br />

Die Produktionslogistik bzw. Baustellenlogistik<br />

im engeren Sinne umfasst <strong>die</strong> Bereiche<br />

Tr<strong>an</strong>sport und Lagerung auf dem Baustellengelände.<br />

Dazu zählen z. B. der Materialumschlag,<br />

ebenerdige Materialbewegungen sowie<br />

der vertikale Tr<strong>an</strong>sport und <strong>die</strong> Materialverteilung<br />

in einzelne Etagen. Waren und Materialien<br />

müssen aufgrund der auf Baustellen<br />

herrschenden rauen Bedingungen vor Beschädigungen<br />

geschützt gelagert werden<br />

können. Zudem muss der Zug<strong>an</strong>g auf dem<br />

Baustellengelände entsprechend gewährleistet<br />

sein.<br />

Im Rahmen der Entsorgungslogistik erfolgt<br />

<strong>die</strong> Entsorgung bzw. das Recycling des Bauschutts<br />

und Erdaushubs. Speziell in Deutschl<strong>an</strong>d<br />

sind eine Reihe von rechtlichen Vorschriften<br />

beim Umg<strong>an</strong>g mit Gewerbeabfällen<br />

zu beachten.


G L O S S A R<br />

Seite 2 von 8<br />

Ausgabe 21 / 2008<br />

<strong>Baulogistik</strong> Die <strong>Baulogistik</strong> erstreckt sich über alle mit einer Baustelle in <strong>Ver</strong>bindung<br />

stehenden logistischen Aktivitäten. Sie umfasst sowohl sämtliche Materialflüsse<br />

als auch <strong>die</strong> zugehörigen Informationsflüsse <strong>–</strong> von der Materialbeschaffung<br />

(Baustellen-<strong>Ver</strong>sorgungslogistik) über <strong>die</strong> „Produktion“ auf<br />

der Baustelle (Baustellenlogistik im engeren Sinn) bis zur Entsorgung<br />

von Bauabfällen (Baustellen-Entsorgungslogistik).<br />

Baustellen-<br />

(Produktions)logistik<br />

Baustellen-<br />

Entsorgungslogistik<br />

Baustellen-<br />

<strong>Ver</strong>sorgungslogistik<br />

Die Logistik auf dem Baustellengelände lässt sich in <strong>die</strong> Bereiche „Tr<strong>an</strong>sporte“<br />

und „Lagerflächen“ unterteilen. Dazu zählen z. B. der Materialumschlag,<br />

ebenerdige Materialbewegungen, der vertikale Tr<strong>an</strong>sport in <strong>die</strong><br />

einzelnen Etagen sowie das <strong>Ver</strong>teilen von Materialien und Werkstoffen in<br />

den Etagen. Waren und Materialien müssen aufgrund der auf Baustellen<br />

herrschenden rauen Bedingungen vor Beschädigungen geschützt gelagert<br />

werden können. Der Zug<strong>an</strong>g zu den Lagerflächen auf dem Baustellengelände<br />

muss entsprechend gewährleistet sein.<br />

Zur Baustellen-Entsorgungslogistik gehören <strong>die</strong> Entsorgung bzw. das<br />

Recycling des Bauschutts und Erdaushubs. In Deutschl<strong>an</strong>d sind von den<br />

Bauunternehmen eine Reihe von rechtlichen Vorschriften im Hinblick auf<br />

den Umg<strong>an</strong>g mit Gewerbeabfällen zu beachten, u. a. <strong>die</strong> Gewerbeabfallverordnung,<br />

<strong>die</strong> Altholzverordnung, das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz,<br />

<strong>die</strong> Nachweisverordnung, <strong>die</strong> Ablagerungsverordnung und <strong>die</strong><br />

<strong>Ver</strong>packungsverordnung.<br />

Aufgabe der Baustellen-<strong>Ver</strong>sorgungslogistik ist <strong>die</strong> Anlieferung von Baugeräten<br />

und Baumaterialien. Die von den einzelnen Gewerken (siehe<br />

dort) erwarteten Anlieferungen werden aufein<strong>an</strong>der abgestimmt, geeignete<br />

Anliefer- und Lagerflächen festgelegt und <strong>die</strong> Empfänger über den<br />

Sendungsstatus der Waren informiert. Entfernungen zu den Baustoffliefer<strong>an</strong>ten,<br />

<strong>die</strong> <strong>Ver</strong>kehrssituation im Baustellenumfeld und <strong>die</strong> vorh<strong>an</strong>dene<br />

Infrastruktur sind wichtige Einflussfaktoren für <strong>die</strong> Pl<strong>an</strong>ung und Steuerung<br />

der Baustellen-<strong>Ver</strong>sorgungslogistik.<br />

Gewerk Gewerk ist <strong>die</strong> Bezeichnung für unterschiedliche Arbeitsbereiche am<br />

Bau, z. B. Dachdecker-, Zimmerer-, Maurer- und Betonarbeiten. Die verschiedenen<br />

Gewerke werden bei der Ausschreibung eines Bauauftrags<br />

einzeln aufgelistet und vergeben. Die <strong>Ver</strong>gabe- und <strong>Ver</strong>tragsordnung für<br />

Bauleistungen nimmt eine Unterteilung der Gewerke vor und beschreibt<br />

<strong>die</strong> jeweiligen allgemeinen technischen <strong>Ver</strong>tragsbedingungen für Bauleistungen.


<strong>Anforderungen</strong> <strong>an</strong> <strong>die</strong> <strong>Baulogistik</strong> <strong>–</strong><br />

<strong>Ver</strong>- und Entsorgung von Baustellen<br />

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes<br />

beliefen sich <strong>die</strong> Bauinvestitionen in<br />

Deutschl<strong>an</strong>d im Jahr 2006 auf 217,18 Mrd.<br />

Euro, was einem Anteil von 9,35 % am Bruttoinl<strong>an</strong>dsprodukt<br />

entspricht. Damit ist <strong>die</strong><br />

Baubr<strong>an</strong>che einer der bedeutendsten deutschen<br />

Wirtschaftszweige. Die Situation der<br />

deutschen Bauwirtschaft ist dabei geprägt<br />

von einem scharfen Wettbewerb innerhalb<br />

der Europäischen Union. Innovative Bauverfahren<br />

finden in der Regel (bisher) nur bei<br />

spezialisierten Baufirmen Anwendung, der<br />

große Rest der Br<strong>an</strong>che setzt auf „Bewährtes“.<br />

Dabei ist <strong>die</strong> Entwicklung der Baubr<strong>an</strong>che<br />

auch für Tr<strong>an</strong>sportlogistikunternehmen von<br />

großer Bedeutung. Die Gütergruppe „Steine<br />

und Erden, einschließlich Baustoffe“ macht<br />

etwa 46,2 % (!) der beförderten Gütermenge<br />

bzw. 16,9 % der <strong>Ver</strong>kehrsleistung im Straßengüterverkehr<br />

mit deutschen Lkw aus.<br />

2006 waren <strong>die</strong>s 1,35 Mrd. Tonnen bzw.<br />

55,7 Mrd. Tonnenkilometer. Vor allem im<br />

Nahbereich bis 50 km wurde das gesamte<br />

Tr<strong>an</strong>sportaufkommen durch <strong>die</strong> Schw<strong>an</strong>kungen<br />

in der Bauwirtschaft stark beeinflusst.<br />

Rahmenbedingungen der <strong>Baulogistik</strong><br />

In der Baubr<strong>an</strong>che ist es vielfach (noch) nicht<br />

üblich, logistische Aufgaben in Zusammenh<strong>an</strong>g<br />

mit einem Bauvorhaben zentral zu koordinieren.<br />

Vielmehr werden <strong>die</strong>se als Teilfunktionen<br />

<strong>an</strong>derer Aufgabenbereiche betrachtet<br />

und unabhängig vonein<strong>an</strong>der ausgeführt.<br />

Beispielsweise wird <strong>die</strong> <strong>Ver</strong>sorgung der<br />

Baustelle mit Baustoffen und sonstigen Baumaterialien<br />

durch einzelne Baustoffhändler<br />

und Liefer<strong>an</strong>ten durchgeführt. Dabei wird <strong>die</strong><br />

kurzfristige Belieferung auf Abruf in den Fokus<br />

gerückt. Eine optimale Bedarfspl<strong>an</strong>ung<br />

im Sinne einer effizienten und gebündelten<br />

Anlieferung bleibt vielfach (noch) unberücksichtigt.<br />

Im Rahmen eines Bauprozesses können sich<br />

folgende Problemfelder ergeben:<br />

Pl<strong>an</strong>ung und Weitergabe von Pl<strong>an</strong>ungsvorgaben:<br />

Seite 3 von 8<br />

Ausgabe 21 / 2008<br />

Ungenaue Angaben, z. B. durch Bauherrn<br />

und Architekten, können <strong>die</strong> Materialbedarfspl<strong>an</strong>ung<br />

der ausführenden H<strong>an</strong>dwerksbetriebe<br />

erschweren, was wiederum auf <strong>die</strong> Bedarfs-<br />

und Kapazitätspl<strong>an</strong>ung der ausführenden<br />

Tr<strong>an</strong>sportunternehmen durchschlägt.<br />

Bestellverhalten:<br />

Bestellabrufe bei Baustoffindustrie und Baustoffh<strong>an</strong>del<br />

erfolgen häufig kurzfristig, zudem<br />

bestehen starke Mengenschw<strong>an</strong>kungen.<br />

<strong>Ver</strong>bunden mit den typischen konjunkturellen<br />

Schw<strong>an</strong>kungen in der Bauwirtschaft führt <strong>die</strong>s<br />

zu hohen Lagerbeständen und Erschwernissen<br />

bei der Tr<strong>an</strong>sportpl<strong>an</strong>ung. Gegebenenfalls<br />

muss <strong>die</strong> <strong>Ver</strong>sorgung der Baustelle d<strong>an</strong>n<br />

durch zusätzliche Tr<strong>an</strong>sportkapazitäten und<br />

Zusatzpersonal sichergestellt werden.<br />

Org<strong>an</strong>isation der Waren<strong>an</strong>nahme auf der<br />

Baustelle:<br />

Haben Liefer<strong>an</strong>ten z. B. keinen Ansprechpartner<br />

und/oder erfolgt <strong>die</strong> Zuordnung von<br />

Lager- bzw. Abladeplätzen nach dem „Zufallsprinzip“,<br />

so sind unproduktive und l<strong>an</strong>ge<br />

Fahrzeugst<strong>an</strong>dzeiten <strong>die</strong> Folge.<br />

Org<strong>an</strong>isation der Warenlagerung auf der<br />

Baustelle:<br />

Aufgrund von Schw<strong>an</strong>kungen bei der Materialbedarfspl<strong>an</strong>ung<br />

neigen Bauunternehmen<br />

dazu, aus Sicherheitsgründen zu viel und zu<br />

früh zu bestellen. Als Folge können <strong>die</strong> gelieferten<br />

Baustoffe den Produktionsprozess behindern<br />

und müssen gegebenenfalls mehrfach<br />

umgelagert werden. Dabei wächst das<br />

Risiko von Beschädigungen.<br />

Information und Kommunikation:<br />

Obwohl das Beziehungsgeflecht der <strong>an</strong> einem<br />

Bauprojekt Beteiligten zusehends komplexer<br />

wird, erfolgt <strong>die</strong> Abstimmung zwischen<br />

vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsstufen<br />

meist nicht st<strong>an</strong>dardisiert. Zahlreiche Tätigkeiten<br />

verschiedener (Sub-)Unternehmen<br />

und <strong>die</strong> damit verbundenen Materialströme<br />

müssen koordiniert werden.<br />

Prozessflexibilität:<br />

Eine Baustelle unterliegt ständigen <strong>Ver</strong>änderungen.<br />

In den unterschiedlichen Phasen des<br />

Baufortschritts sind unterschiedliche Arbeits-


ereiche (so gen<strong>an</strong>nte Gewerke) auf der<br />

Baustelle tätig, <strong>die</strong> spezifische tr<strong>an</strong>sportlogistische<br />

<strong>Anforderungen</strong> stellen. Beispielsweise<br />

nutzen H<strong>an</strong>dwerker vorwiegend Baustellenfahrzeuge<br />

mit einem zulässigen Gesamtgewicht<br />

bis 2,8 t, in denen sie Werkzeug und<br />

Material mitführen.<br />

Eine Analyse des Lehrstuhls für Baubetrieb<br />

<strong>an</strong> der Universität Dortmund über <strong>die</strong> Ausbauphase<br />

im Hochbau belegt den Bedarf für<br />

eine effiziente, betriebsübergreifende Org<strong>an</strong>isation<br />

der <strong>Baulogistik</strong>: D<strong>an</strong>ach sollen 35 %<br />

der Gesamtarbeitszeit der Bauunternehmen<br />

auf Tr<strong>an</strong>sporte, Auf- und Umräumungsarbeiten,<br />

Materialsuche und störungsbedingte Unterbrechungen<br />

entfallen und <strong>die</strong> eigentliche<br />

Bautätigkeit weniger als ein Drittel (31 %) der<br />

Gesamtarbeitszeit betragen.<br />

Abbildung: Die <strong>Baulogistik</strong> aus prozessorientierter Sichtweise<br />

Baustellen-<strong>Ver</strong>sorgungslogistik<br />

Ziel der <strong>Ver</strong>sorgungslogistik einer Baustelle<br />

ist es, <strong>die</strong> notwendigen Materialien zeitlich<br />

koordiniert <strong>an</strong>zuliefern, so dass sie bis zur<br />

<strong>Ver</strong>bauung auf der Baustelle nicht mehrfach<br />

zwischengelagert werden müssen. Wie bei<br />

der industriellen Fertigung, müssen parallel<br />

laufende Lieferaufträge zeitlich abgestimmt,<br />

Kapazitäten gepl<strong>an</strong>t und tr<strong>an</strong>sportbegleitende<br />

Informationen über <strong>die</strong><br />

Güterströme (z. B. zu Liefermengen und<br />

Lieferstatus) verfügbar sein. Die <strong>Ver</strong>sorgungslogistik<br />

stellt dabei <strong>die</strong> <strong>Ver</strong>bindung zwischen<br />

Baustoffherstellern bzw. Baustoffliefer<strong>an</strong>ten<br />

und der Baustelle dar. Anzustreben<br />

Seite 4 von 8<br />

Ausgabe 21 / 2008<br />

Die <strong>Baulogistik</strong> aus prozessorientierter<br />

Sichtweise<br />

Die <strong>Baulogistik</strong> erstreckt sich über alle mit einer<br />

Baustelle in <strong>Ver</strong>bindung stehenden logistischen<br />

Aktivitäten (siehe Abbildung unten).<br />

Sie umfasst sowohl sämtliche Materialflüsse<br />

als auch <strong>die</strong> zugehörigen Informationsflüsse<br />

betreffenden Leistungen <strong>–</strong> von der Materialbeschaffung<br />

(„<strong>Ver</strong>sorgungslogistik“) über <strong>die</strong><br />

„Produktion“ auf der Baustelle („Baustellenlogistik“)<br />

bis zur Entsorgung von Bauabfällen<br />

(„Entsorgungslogistik“). Im Folgenden werden<br />

<strong>die</strong> einzelnen Prozessfelder der <strong>Baulogistik</strong><br />

dargestellt.<br />

ist, <strong>die</strong> Baustellenversorgung von einer zentralen<br />

Logistikleitstelle aus zu org<strong>an</strong>isieren:<br />

Relev<strong>an</strong>te Informationen, beispielsweise zum<br />

Materialbedarf, werden nach Teilbereichen<br />

gebündelt, <strong>die</strong> erforderlichen Materialmengen<br />

ermittelt und möglichst bedarfsgerecht („Justin-time“)<br />

vom Baustoffproduzenten bzw. Baustoffhändler<br />

abgerufen. Auf <strong>die</strong>sen Lieferinformationen<br />

aufbauend können Materialtr<strong>an</strong>sporte<br />

entsprechend koordiniert und <strong>die</strong><br />

Materialien auf den vorgesehenen Lagerplätzen<br />

abgeliefert oder den Empf<strong>an</strong>gspersonen<br />

direkt übergeben werden. Bei einer hohen<br />

Liefertaktzahl von Fertigteilen sollten <strong>die</strong><br />

Tr<strong>an</strong>sportwege zwischen Produzent und Bauplatz<br />

nach Möglichkeit kurz gehalten werden,<br />

um <strong>Ver</strong>zögerungen zu vermeiden.


Die Pl<strong>an</strong>ung von Baustellentr<strong>an</strong>sporten<br />

sollte so erfolgen, dass Übergabepunkte und<br />

Anlieferflächen ohne Hindernisse zu erreichen<br />

sind und sich <strong>die</strong> Tr<strong>an</strong>sportmittelwahl <strong>an</strong><br />

den Tr<strong>an</strong>sportgeräten der Baustelle orientieren<br />

k<strong>an</strong>n. Die Nutzung von Flächen und <strong>Ver</strong>kehrswegen<br />

sowie Baustellenzufahrtsregelungen<br />

und <strong>Ver</strong>kehrssicherung müssen vorab<br />

genau festgelegt werden. Auch wenn in der<br />

Entladezone wenig Raum zur <strong>Ver</strong>fügung<br />

steht, darf der Baufortschritt nicht beeinträchtigt<br />

werden; „Just-in-time“ <strong>an</strong>gelieferte Materialien<br />

müssen zügig entladen werden können.<br />

Weitere Faktoren für <strong>die</strong> Baustellentr<strong>an</strong>sportpl<strong>an</strong>ung<br />

sind z. B.:<br />

• Art und Aufkommen der zu tr<strong>an</strong>sportierenden<br />

Werkstoffe, z. B. Schüttgut, Stückgut,<br />

Flüssigkeiten etc.<br />

• Größe, Lage und Geländeverhältnisse der<br />

(Zwischen-)Lager<br />

• das Baustellenumfeld, wie z. B. <strong>die</strong> geographische<br />

Lage, Materialbezugsquellen,<br />

vorh<strong>an</strong>dene Infrastrukturen etc.<br />

Über<strong>die</strong>s ist <strong>die</strong> <strong>Ver</strong>kehrssituation im Umfeld<br />

der Baustelle zu berücksichtigen, beispielsweise<br />

in Innenstädten mit hohem <strong>Ver</strong>kehrsaufkommen.<br />

Vor allem bei Großbaustellen<br />

k<strong>an</strong>n es erforderlich werden, ein geeignetes<br />

<strong>Ver</strong>kehrskonzept zu entwickeln, um <strong>die</strong><br />

<strong>Ver</strong>- und Entsorgung der Baustelle zu gewährleisten.<br />

Ein solches Konzept k<strong>an</strong>n u. a.<br />

<strong>die</strong> Neuregelung des <strong>Ver</strong>kehrsflusses über<br />

Einbahnstraßen, den Neubau von (temporären)<br />

Straßen und gesonderte Baustellenzufahrtsregelungen<br />

umfassen.<br />

Durch eine auf den jeweiligen Baubetrieb abgestimmte<br />

zeitliche und mengenmäßige<br />

<strong>Ver</strong>sorgungspl<strong>an</strong>ung können mögliche Materialengpässe<br />

frühzeitig erk<strong>an</strong>nt und entsprechend<br />

korrigiert werden. Zudem wird <strong>die</strong><br />

Gewerke-übergreifende Koordination von Materialtr<strong>an</strong>sporten<br />

erleichtert. Mit Warteplätzen<br />

ausgestattete Baustellenzufahrten, <strong>die</strong> bei<br />

Bedarf als „Puffer“ <strong>die</strong>nen sowie Tr<strong>an</strong>sport<strong>an</strong>meldesysteme<br />

mit Mengen- und Tourenübersichten<br />

können ebenfalls zu einer effizienten<br />

Materialversorgung auf der Baustelle<br />

beitragen.<br />

Seite 5 von 8<br />

Praxisbeispiel<br />

Ausgabe 21 / 2008<br />

Beim Bau der Münchner Alli<strong>an</strong>z Arena ist<br />

ein Einbahnstraßensystem aufgebaut und<br />

eine Betriebsstraße der Münchner U-Bahn<br />

für <strong>die</strong> Dauer des Baus <strong>an</strong>gemietet worden.<br />

Die Herstellung der rund 2.600 Betonfertigteile<br />

für den Tribünenbau hat, um <strong>Ver</strong>zögerungen<br />

beim Tr<strong>an</strong>sport zu vermeiden, ein<br />

Unternehmen aus dem näheren Umkreis<br />

übernommen. Von weiter entfernt <strong>an</strong>gesiedelten<br />

Unternehmen produzierte Spezialteile<br />

sowie Zuschlagstoffe sind zur Entlastung<br />

des örtlichen Straßenverkehrs nachts <strong>an</strong>geliefert<br />

worden. Für <strong>die</strong> Betonherstellung hat<br />

m<strong>an</strong> nur 300 Meter von der Baustelle entfernt<br />

ein Betonmischwerk errichtet.<br />

Baustellenlogistik<br />

Die Logistik auf dem Baustellengelände ist<br />

vergleichbar mit der innerbetrieblichen Produktionslogistik<br />

und umfasst alle logistischen<br />

Prozesse, <strong>die</strong> auf der Baustelle<br />

durchgeführt werden. Zu <strong>die</strong>ser Baustellenlogistik<br />

im engeren Sinn zählen der<br />

Tr<strong>an</strong>sport der Güter vom Anlieferplatz bzw.<br />

Lager zum Ort der <strong>Ver</strong>bauung und umgekehrt<br />

der Tr<strong>an</strong>sport von Erdaushub und Bauschutt<br />

vom Ort der Entstehung bis zur Grenze der<br />

Baustelle.<br />

Grundlage für Tr<strong>an</strong>sport- und Lagervorgänge<br />

auf der Baustelle sind <strong>die</strong> Materialdimensionen.<br />

Liefermengen und Liefereinheiten ergeben<br />

sich aus den <strong>–</strong> nach Gewerken und<br />

Bauausführungsabschnitten getrennt ermittelten<br />

<strong>–</strong> Pl<strong>an</strong>vorgaben. Daraus lassen sich <strong>die</strong><br />

<strong>Anforderungen</strong> <strong>an</strong> <strong>die</strong> Tr<strong>an</strong>sportmittel, <strong>die</strong><br />

Entwicklung von Tr<strong>an</strong>sportketten sowie <strong>an</strong><br />

<strong>die</strong> Anzahl und Dimensionierung von Materiallagern<br />

und Anlieferflächen ableiten. Zur<br />

besseren H<strong>an</strong>dhabung der Ladeeinheiten<br />

und Ermöglichung einer reibungslosen Materialversorgung<br />

der Baustellenarbeitsbereiche<br />

und Lagerplätze ist <strong>die</strong> Nutzung von Barcodes<br />

und mobilen Datenerfassungsgeräten zu<br />

empfehlen. Damit k<strong>an</strong>n auf logistikrelev<strong>an</strong>te<br />

Daten, wie Bestimmungspunkte, Materialinhalte<br />

und -mengen, automatisiert zugegriffen<br />

werden.


Praxisbeispiel<br />

In den 1990er Jahren war der Potsdamer<br />

Platz in Berlin Europas größte innerstädtische<br />

Baustelle, für <strong>die</strong> zum ersten Mal ein<br />

<strong>Baulogistik</strong>-Konzept entwickelt wurde. Zu<br />

<strong>die</strong>sem Zweck wurde eigens für <strong>die</strong> <strong>Baulogistik</strong><br />

eine GmbH gegründet, deren Aufgabe<br />

es war, sämtliche Tr<strong>an</strong>sporte von und zu<br />

den einzelnen Baustellen auf dem Gelände<br />

des Potsdamer Platzes zentral zu koordinieren.<br />

Für <strong>die</strong> Bereiche Entsorgung Erdaushub,<br />

Herstellung Tr<strong>an</strong>sportbeton, Stückgutlogistik<br />

und Abfallentsorgung wurden<br />

von <strong>die</strong>ser GmbH Fachfirmen beauftragt.<br />

Ferner wurde ein zentrales Logistikzentrum<br />

eingerichtet, das zugleich der Zug<strong>an</strong>g zur<br />

Baustelle war. Sämtliche Bauunternehmen<br />

wurden vertraglich zur Nutzung des Logistikzentrums<br />

verpflichtet und unterst<strong>an</strong>den<br />

damit der Koordination durch <strong>die</strong> <strong>Baulogistik</strong>-GmbH.<br />

Die Baustellentr<strong>an</strong>sporte beinhalten den<br />

Materialumschlag, den Tr<strong>an</strong>sport auf dem<br />

Baustellengelände („horizontaler Tr<strong>an</strong>sport“),<br />

den Tr<strong>an</strong>sport in <strong>die</strong> einzelnen Etagen<br />

(„vertikaler Tr<strong>an</strong>sport“) sowie <strong>die</strong> Materialverteilung<br />

in den Geschossen. Anzustreben<br />

ist dabei<br />

• den Materialtr<strong>an</strong>sport auf dem kürzesten<br />

Weg durchzuführen,<br />

• H<strong>an</strong>dtr<strong>an</strong>sporte durch <strong>die</strong> <strong>Ver</strong>wendung<br />

von technischen Hilfsmitteln zu vermeiden,<br />

• kleine, produktionsnahe Materiallager einzurichten,<br />

um Wegstrecken reduzieren<br />

sowie<br />

• „passende“ Tr<strong>an</strong>sporteinheiten auszuwählen.<br />

Die ausreichende <strong>Ver</strong>fügbarkeit geeigneter<br />

Entladegeräte ist eine Grundvoraussetzung<br />

für reibungslose Entladevorgänge auf Baustellen.<br />

In Frage kommen z. B. Selbstentladegeräte<br />

der Lkw, Radlader, Gabelstapler,<br />

Autokräne, Baukräne etc., wobei nach Möglichkeit<br />

ein Direktumschlag in <strong>die</strong> Etagen <strong>an</strong>zustreben<br />

ist. Ferner k<strong>an</strong>n auf Basis einer<br />

GPS-gestützten Tr<strong>an</strong>sportavisierung eine (im<br />

Hinblick auf Entladezeiten und Entladekapazitäten)<br />

effiziente Steuerung der Entladung<br />

erfolgen. Der vertikale Materialtr<strong>an</strong>sport k<strong>an</strong>n<br />

durch Aufzüge wie auch Kräne erfolgen. Dabei<br />

sollten <strong>die</strong> vorh<strong>an</strong>denen Kapazitäten <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d<br />

von Anmeldungen koordiniert und zum<br />

Seite 6 von 8<br />

Ausgabe 21 / 2008<br />

schnellen Be- und Entladen in den Geschossen<br />

Zwischenlagerflächen <strong>an</strong> den Zugängen<br />

eingerichtet werden. Gerade bei Großprojekten,<br />

bei denen mehrere Dutzend Kr<strong>an</strong>e zum<br />

Einsatz kommen können, ist ein effizienter<br />

Kr<strong>an</strong>einsatz entscheidend (beispielsweise<br />

Pl<strong>an</strong>ung der Kr<strong>an</strong>kapazitäten, Überwachung<br />

von An- und Abtr<strong>an</strong>sporten, Montage der Hebezeuge,<br />

Kollisionskontrollen etc.).<br />

Ein Materiallager schafft einen Ausgleich zwischen<br />

unregelmäßigen Material<strong>an</strong>lieferungen<br />

und schw<strong>an</strong>kenden Materialabrufen. Die auf<br />

der Baustelle <strong>an</strong>gelieferten Materialien müssen<br />

ordnungsgemäß gelagert werden, um bei<br />

den herrschenden rauen Bedingungen Beschädigungen<br />

zu vermeiden. Dies erfordert<br />

<strong>die</strong> Auswahl und <strong>Ver</strong>waltung geeigneter<br />

Lagerflächen, sowohl im Wareneing<strong>an</strong>gsbereich<br />

als auch in den einzelnen Bauabschnitten<br />

bzw. Etagen.<br />

Entscheidend für <strong>die</strong> effiziente Bewirtschaftung<br />

der Lagerflächen ist z. B.:<br />

• <strong>die</strong> Konzeption der Lagerflächen unter Berücksichtigung<br />

von Baustellenumfeld und<br />

-infrastruktur,<br />

• <strong>die</strong> Koordination der Zugriffe auf das Lager<br />

zwischen allen beteiligten Unternehmen,<br />

• <strong>die</strong> Gewährleistung von „Just-in-time“-<br />

Belieferungen der Arbeitsstätten (sofern<br />

erforderlich),<br />

• <strong>die</strong> Möglichkeit einer weiteren Unterteilung<br />

der Lagerflächen <strong>–</strong> je nach Bestimmungszweck,<br />

sowie<br />

• möglichst kurze Wegstrecken.<br />

Bei größeren Baustellen k<strong>an</strong>n auch über den<br />

Einsatz eines Lagerverwaltungssystems<br />

nachgedacht werden, um <strong>die</strong> Bestände effizient<br />

zu org<strong>an</strong>isieren. Für Lagerflächen, <strong>die</strong><br />

sich in den einzelnen Etagen befinden, wird<br />

ein Lagerflächenpl<strong>an</strong> erstellt, der <strong>die</strong> jeweilige<br />

Ebene in Arbeitsbereiche, Lagerflächen und<br />

<strong>Ver</strong>kehrswege unterteilt (so gen<strong>an</strong>nte „Etagenlogistik“).<br />

Dieser Pl<strong>an</strong> orientiert sich <strong>an</strong><br />

den Ausbauterminplänen und verändert sich<br />

im Bauablauf entsprechend. Durch <strong>die</strong> Etagenlogistik<br />

sollen Materialumlagerungen und<br />

Behinderungen vermieden und <strong>die</strong> bereits<br />

erbrachten Bauleistungen sowie <strong>die</strong> Baustoffe<br />

wiederum vor Beschädigungen geschützt<br />

werden. Zudem <strong>die</strong>nt sie der Baustellensauberkeit<br />

und der Arbeitssicherheit.


Baustellen-Entsorgungslogistik<br />

Aufgabe der Baustellen-Entsorgungslogistik<br />

ist <strong>die</strong> Entsorgung und gegebenenfalls<br />

Wiederverwertung des auf der Baustelle<br />

<strong>an</strong>fallenden Bauschutts, des Erdaushubs<br />

sowie der Abfallstoffe. Umf<strong>an</strong>greiche rechtliche<br />

Vorschriften (siehe unten) machen <strong>die</strong><br />

Baustellen-Entsorgung zu einer komplexen<br />

Aufgabe. Dementsprechend kommt deren effizienter<br />

logistischer Ausgestaltung nicht nur<br />

unter Kostengesichtspunkten eine wichtige<br />

Rolle zu. Zusammensetzung, Mengen und<br />

Anfallzeitpunkte der Abfälle können je nach<br />

Baustelle unterschiedlich sein.<br />

Über den Tr<strong>an</strong>sport von Abfällen hinaus beinhaltet<br />

<strong>die</strong> Baustellen-Entsorgungslogistik<br />

auch <strong>die</strong> Entwicklung von Konzepten zur Abfallvermeidung<br />

und Abfallverwertung. Diese<br />

betreffen beispielsweise <strong>die</strong> Sammlung und<br />

(gegebenenfalls getrennte) Lagerung der Abfallstoffe<br />

sowie den Einsatz geeigneter Tr<strong>an</strong>sport-<br />

und Behältertechnik. Dabei sind z. B.<br />

folgende Fragestellungen vorab abzuklären:<br />

• Welche Abfallstoffe müssen getrennt<br />

gehalten werden?<br />

• Welche Abfallstoffe müssen separat zum<br />

Lager tr<strong>an</strong>sportiert werden?<br />

• Welche Abfallstoffe können unsortiert zum<br />

Lager befördert und dort getrennt werden?<br />

• Wer ist ver<strong>an</strong>twortlich für <strong>die</strong> Abfallentsorgung<br />

(Bauunternehmen, Materialliefer<strong>an</strong>ten,<br />

eigener Betriebshof etc.)?<br />

Zu den in Deutschl<strong>an</strong>d zu beachtenden<br />

Rechtsvorschriften gehören unter <strong>an</strong>derem<br />

<strong>die</strong> Gewerbeabfallverordnung, <strong>die</strong> Altholzverordnung,<br />

das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz,<br />

<strong>die</strong> Nachweisverordnung, <strong>die</strong> Ablagerungsverordnung<br />

und <strong>die</strong> <strong>Ver</strong>packungsverordnung<br />

(<strong>die</strong> Texte stellt das Bundesministerium<br />

der Justiz kostenlos im Internet bereit;<br />

Link siehe Literatur- und Internethinweise).<br />

Die zu Beginn des Jahres 2003 in Kraft<br />

getretene Gewerbeabfallverordnung schreibt<br />

Bauunternehmen vor, bestimmte Abfallprodukte<br />

bereits am Entstehungsort getrennt zu<br />

halten und dementsprechend auch zu lagern<br />

und zu entsorgen. Nur wenn <strong>die</strong> entstehenden<br />

Kosten für das Bauunternehmen unzumutbar<br />

hoch ausfallen, k<strong>an</strong>n auf <strong>die</strong> Pflicht<br />

zur getrennten Abfallerfassung verzichtet<br />

werden. Dadurch k<strong>an</strong>n sich für mittelständi-<br />

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sche Tr<strong>an</strong>sportlogistikunternehmen ein neues<br />

Geschäftsfeld ergeben.<br />

Die Entsorgungsgebühren bemessen sich<br />

größtenteils nach der Sortenreinheit des Abfalls.<br />

Geringe Entsorgungsgebühren werden<br />

durch einen hohen Trennungsgrad erzielt,<br />

der jedoch einen hohen Sortieraufw<strong>an</strong>d erfordert.<br />

Dementsprechend sollte ein unter<br />

Aufw<strong>an</strong>d-/Nutzenaspekten optimaler Trennungsgrad<br />

erreicht werden, der <strong>die</strong> geringsten<br />

Entsorgungskosten insgesamt verursacht<br />

(z. B. Kosten für <strong>die</strong> Trennung und Abfallgebühren).<br />

In der Praxis können ungeklärte Zuständigkeiten<br />

oder auch eine ablehnende<br />

Haltung der Baubelegschaft dazu führen,<br />

dass <strong>die</strong> unterschiedlichen Abfallarten m<strong>an</strong>gelhaft<br />

getrennt werden und zusätzliche Entsorgungskosten<br />

entstehen.<br />

Fazit<br />

Aufgrund der hohen Individualität von Bauprojekten<br />

werden <strong>die</strong> gen<strong>an</strong>nten Konzepte<br />

der <strong>Baulogistik</strong> in unterschiedlichen Ausprägungen<br />

<strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dt. So k<strong>an</strong>n es durchaus<br />

sinnvoll sein, sich auf einzelne Elemente der<br />

„Prozesskette <strong>Baulogistik</strong>“, wie etwa <strong>die</strong> Baustellen-Entsorgung,<br />

zu spezialisieren. Ein<br />

Geschäftsfeld für mittelständische Tr<strong>an</strong>sportlogistikunternehmen<br />

k<strong>an</strong>n z. B. <strong>die</strong> Beratung<br />

der Baubeteiligten in Bezug auf <strong>die</strong><br />

Pl<strong>an</strong>ung, Koordination und Steuerung der logistischen<br />

Abläufe darstellen. Teilweise werden<br />

<strong>die</strong> <strong>an</strong>fallenden Tr<strong>an</strong>sport-, Umschlag-<br />

und Lagerarbeiten auch im Selbsteintritt<br />

durchgeführt. Weitere Betätigungsfelder für<br />

mittelständische Tr<strong>an</strong>sportlogistikunternehmen<br />

können beispielsweise <strong>die</strong> Übernahme<br />

der Distributionslogistik eines Baustoffherstellers<br />

oder Informations- und Beratungsleistungen<br />

für das Baustellenumfeld sein.<br />

Praxisbeispiel<br />

Im Hinblick auf <strong>die</strong> Auswirkungen einer<br />

Baumaßnahme k<strong>an</strong>n für Anwohner im Baustellenumfeld<br />

ein „Nachbarschaftsm<strong>an</strong>agement“<br />

entwickelt werden. Z. B. können<br />

Messungen von Staub- und Lärmbelastungen<br />

durchgeführt und bei Grenzwertüberschreitungen<br />

entsprechende Gegenmaßnahmen<br />

ergriffen werden. Die Anwohner<br />

können im direkten Dialog rechtzeitig über<br />

mögliche Beeinträchtigungen und entsprechende<br />

Gegenmaßnahmen informiert werden.


Inzwischen werden auch in der Baubr<strong>an</strong>che<br />

logistische Konzepte <strong>an</strong>gewendet, <strong>die</strong> mit<br />

denen der klassischen Industriebetriebe vergleichbar<br />

sind. Beispiele hierfür sind <strong>die</strong> Pl<strong>an</strong>ung,<br />

Steuerung und Koordination von <strong>Ver</strong>sorgungsketten<br />

im Rahmen des „Supply<br />

Chain M<strong>an</strong>agements“ und das Lagerm<strong>an</strong>agement.<br />

Gleichzeitig muss der hohen Individualität<br />

der einzelnen Bauvorhaben und der<br />

Checkliste: Erfolgsfaktoren in der <strong>Baulogistik</strong><br />

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Interaktion zwischen Tr<strong>an</strong>sportlogistikunternehmen<br />

und Bauunternehmen Rechnung getragen<br />

werden. Es ist daher durchaus zulässig,<br />

<strong>die</strong> <strong>Baulogistik</strong> als innovatives Geschäftsfeld<br />

zu charakterisieren. Die nachfolgende<br />

Checkliste gibt abschließend einen Überblick<br />

über <strong>die</strong> Erfolgsfaktoren in der „<strong>Baulogistik</strong>“.<br />

� Fun<strong>die</strong>rte Kenntnisse über Rahmenbedingungen im Baugewerbe und Abläufe auf Baustellen<br />

sind Vorraussetzung für Aktivitäten in der <strong>Baulogistik</strong>.<br />

� Im Hinblick auf Leistungsumf<strong>an</strong>g und Leistungstiefe von baulogistischen Leistungen<br />

sollte <strong>die</strong> Konzentration auf einzelne Teilbereiche (wie etwa <strong>die</strong> Baustellen-<strong>Ver</strong>sorgungslogistik)<br />

der Abdeckung der gesamten Prozesskette „<strong>Baulogistik</strong>“ gegenübergestellt<br />

und unter Kosten- und Ertragsgesichtspunkten abgewogen werden.<br />

� In der Fuhrparkkalkulation muss z. B. berücksichtigt werden, dass ein Spezialfuhrpark<br />

für Baustellen in den Wintermonaten gegebenenfalls nicht bzw. nicht in dem Maße wie<br />

in den Sommermonaten eingesetzt werden k<strong>an</strong>n.<br />

� Für KMU besteht nicht zw<strong>an</strong>gsläufig eine Beschränkung hinsichtlich der Größe des<br />

Bauvorhabens.<br />

� Die <strong>Baulogistik</strong> ist nicht <strong>an</strong> ein flächendeckendes Netz von Niederlassungen gebunden.<br />

� Bei einem Bauvorhaben sollte <strong>die</strong> (Grob-)Pl<strong>an</strong>ung für <strong>die</strong> <strong>Baulogistik</strong> vor dem Baustart<br />

abgeschlossen sein. Die ver<strong>an</strong>twortlichen Fachpl<strong>an</strong>er der einzelnen Baustellenbereiche<br />

sollten frühzeitig eingebunden werden.<br />

� Art und Umf<strong>an</strong>g der übernommenen Logistikleistungen sollten auftragsbezogen in einem<br />

Pflichtenheft festgelegt werden. Spezifische Weisungsbefugnisse und Zuständigkeiten<br />

sollten vertraglich festgelegt werden. Kontaktpersonen auf der Baustelle sollten<br />

frühzeitig bek<strong>an</strong>nt sein.<br />

Weiterführende Literatur<br />

Boenert, Lothar: Wege für den besten Weg,<br />

in: Deutsches Ingenieurblatt, Berlin, Oktober<br />

2002, S. 28-32<br />

Bundesverb<strong>an</strong>d Güterkraftverkehr Logistik<br />

und Entsorgung (BGL) e.V.: Das deutsche<br />

Abfallrecht 2007, Fr<strong>an</strong>kfurt am Main 2007<br />

Clausen, Uwe (Hrsg.): <strong>Baulogistik</strong>: Konzept<br />

für eine bessere <strong>Ver</strong>- und Entsorgung im<br />

Bauwesen, Dortmund 2006<br />

Krauß, Siri: Die <strong>Baulogistik</strong> in der schlüsselfertigen<br />

Ausführung, Ein Modell für <strong>die</strong> systematische<br />

Entwicklung projekt- und fertigungsspezifischer<br />

Logistikprozesse, Berlin<br />

2005<br />

Schmidt, Norbert: Wettbewerbsfaktor <strong>Baulogistik</strong>,<br />

Neue Wertschöpfungspotenziale in der<br />

Baustoffversorgung, Hamburg 2003<br />

Internet:<br />

• http://www.iml.fraunhofer.de/1576.html<br />

• http://www.bundesrecht.juris.de/index.html

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