CB.e WORKS 1/17
CB.e WORKS 1/17 CB.e AG
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PROZESSDESIGN<br />
Die größte Transformation<br />
ist jedoch<br />
nicht nur digital.<br />
Wenn Technologie<br />
alles entzaubert,<br />
müssen Marken neue<br />
Identitäten schaffen.<br />
Es geht um eine neue<br />
Unternehmenskultur.<br />
primär aus regulativen und technologischen Gründen. Heute<br />
kann jeder Bürger mit einer Solaranlage auf dem Dach<br />
nicht nur Strom für sich selbst erzeugen – sondern auch in<br />
das Netz einspeisen und daran verdienen. Das Geschäftsmodell<br />
hat sich eindeutig dezentral verlagert. Und die<br />
Digitalisierung erlaubt es, dies auch profitabel zu gestalten.<br />
Sie sagen, der Druck sei hoch, aber es fehle an<br />
Strategien. Wie verbreitet ist denn überhaupt<br />
das Wissen über digitale Themen?<br />
Clausecker: Das Wissen ist durchaus vorhanden, wird aber<br />
nicht hinreichend genutzt. In vielen klassischen deutschen<br />
Unternehmen, gerade im Mittelstand, fehlt es noch an<br />
Affinität zum Thema. Für viele heißt Digitalisierung immer<br />
noch, dass alle ein Smartphone haben. Digitalisierung ist<br />
aber viel mehr, die Digitalisierung ändert Geschäftsmodelle,<br />
Organisationsstrukturen und Prozesse. Damit das<br />
erfolgreich gelingt, muss eine Veränderungskultur in den<br />
Unternehmen geschaffen werden.<br />
Dr. Bühler: Im Maschinenbau gibt es heute schon positive<br />
Signale in Richtung Digitalisierung. Das Verständnis ist mittlerweile<br />
breiter gestreut und man geht es auch schon praktisch<br />
an. Das gilt vor allem für das Thema Wartung. Sensoren<br />
übermitteln den Zustand von Maschinen, man kann aus der<br />
Ferne frühzeitig Verschleiß erkennen und rechtzeitig eingreifen.<br />
Das spart Wartungskosten und erhöht die Produktivität.<br />
Letztlich kann daraus ein tragendes Business-Modell<br />
entwickelt werden. Das haben bereits einige erkannt.<br />
Wenn die Vorteile doch nachvollziehbar sind,<br />
woran liegt es, dass viele deutsche Firmen noch<br />
zögerlich agieren?<br />
Clausecker: Vermutlich setzen viele noch auf die alten<br />
Tugenden; wir sind ja das Land der Ingenieure. Vielleicht<br />
macht uns das etwas zu selbstsicher. Tatsächlich befinden<br />
wir uns mitten in der vierten industriellen Revolution – und<br />
laufen Gefahr, den Anschluss zu verlieren. Ich glaube, dass<br />
es in ein paar Jahren einige DAX-30-Unternehmen in der<br />
jetzigen Form nicht mehr geben wird, wenn nicht gegengesteuert<br />
wird.<br />
Worin liegen die Gründe für diese drohende Gefahr?<br />
Dr. Bühler: Viele Unternehmen haben aus organisatorischen,<br />
aber auch aus kulturellen Gründen Mühe, mit vorhandenen<br />
Daten zu arbeiten, und sie erkennen nicht, dass<br />
datenbasierte Geschäftsmodelle und die sogenannte<br />
„Plattform-Ökonomie“ ein wichtiger Teil der Zukunft sind.<br />
Viele sind auch nicht in der Lage, wichtige Daten aus verschiedenen<br />
Unternehmensbereichen zusammenzuführen.<br />
Clausecker: Das gilt auch und vor allem für Kundendaten.<br />
Kundendaten sind das neue Gold. Es gibt aber immer noch<br />
viele Unternehmen, die haben nicht einmal die E-Mail-<br />
Adresse ihrer Kunden. Solche Daten sind aber die Mindestvoraussetzung<br />
für eine Kundenorientierung und vor allem<br />
Voraussetzung, um Kunden frühzeitig in Entwicklungsprozesse<br />
einzubinden.<br />
Kundenorientierung ist doch keine Erfindung des<br />
digitalen Zeitalters?!<br />
Clausecker: In gewisser Weise schon. Das Produkt ist heute<br />
weniger wichtig als der Service am Kunden. Wir sehen das<br />
an vielen Beispielen. Wer beschäftigt sich schon zu Hause<br />
mit der Qualität seines WLAN-Routers? Wichtig ist, dass<br />
der Telekommunikationsanbieter einen perfekten Service<br />
bietet. Die Annäherung an die Kundenbedürfnisse ist entscheidend,<br />
es muss heute gelingen, sich in den Kunden<br />
hineinzuversetzen.<br />
Dr. Bühler: Es gibt das schöne Beispiel vom Flughafen-Bus<br />
in Berlin. Ein Berliner Start-up hat mithilfe der verfügbaren<br />
Handydaten geschaut, aus welchen Teilen der Stadt<br />
die Menschen zum Flughafen Tegel fahren und welche<br />
Strecke sie zurücklegen. Dabei hat man festgestellt, dass<br />
die meisten Menschen nicht in der Nähe der Route der<br />
Flughafen-Busse ihren Weg anfangen, der Bus also sozusagen<br />
„falsch“ fährt. Warum ist das so? Bei der Planung der<br />
Bustrecke hat man damals geschaut, auf welchen Straßen<br />
sich Busspuren einrichten lassen. Der tatsächliche Bedarf<br />
der Kunden ist aber ein anderer.<br />
Wir helfen Ihnen gerne<br />
bei Ihrer digitalen Transformation.<br />
sabine.clausecker@cbe.de<br />
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