Vorstadtsalat - Klaus Bädicker
Vorstadtsalat - Klaus Bädicker
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zu anderslautenden Zeitungsmeldungen stand),<br />
tröstend zu erläutern. Der die Erfüllung der Wohnungsfrage<br />
in der DDR vermeldende XXII.Parteitag<br />
nahte bedrohlich.<br />
Der Abriß von siebenhundert Wohnungen (Krieg<br />
den Hütten) und die Neuerrichtung von 1200 Neubauwohnungen,<br />
Typ Platte (Friede den Hütten), sieben(!)geschossig<br />
und ohne Aufzug, bildete die<br />
Grundlage dieser Planung.<br />
Derjenige von hier, der sein Außenklo nicht mehr so<br />
richtig leiden konnte, empfand diesen Schritt als<br />
den größten baulichen Wertzuwachs von Null auf<br />
Eins. Endlich ein Bad und möglicherweise einen Balkon.<br />
Mit dem Blick aus dem Beton auf den Beton<br />
wollte man sich schon arrangieren. Gegensätze brachen<br />
auf. Erste Aktivisten der Neuzeit verhinderten<br />
erst einmal die inzwischen geplanten Sprengversuche.<br />
Doch bereits ein Jahr zuvor waren an der Ecke<br />
Stein-/Alte Schönhauser Straße Altbauten einem<br />
Heizhausneubau gewichen. Dessen unvollendete<br />
Fundamente blieben sogar bis 1998 in der Erde.<br />
Gebaut wurde hier nicht ein einziger Plattenbau<br />
mehr, auch wenn es die Geraer Bauleute bis ins<br />
Frühjahr 1990 und darüber hinaus darauf hofften.<br />
In dieser Zeit nach dem Oktober 89 setzten immense<br />
Geschichtsrecherchen ein natürlich über die<br />
Spandauer Vorstadt, denn da wohnte unsereins<br />
oder wollte es mindestens bald tun. Alle guten<br />
Kreuzberger Ratschläge und Modelle standen ab<br />
sofort bereit. Helfer, Wisser, Besserwisser, vor allem<br />
Spekulanten und auch Vorstadtberichterstatter kamen<br />
und gingen, die Klinke blieb warm. Juristisch<br />
faßbare Initiativen, Vereine, Genossenschaften,<br />
Runde Tische und Einwohnerversammlungen ob<br />
des Für und Wider bildeten sich. Die Bürgerinitiative<br />
„Spandauer Vorstadt” beriet über Statut, Logo, Mitgliedsbeiträge<br />
und wer überhaupt mitmachte. Gute<br />
Leute wie Uschka gingen alsbald in die Bezirksverordnetenversammlung,<br />
nur Motte war später spurlos<br />
verschwunden. Seit 1992 stand die Spandauer<br />
Vorstadt unter Denkmalschutz, wenn auch manchmal<br />
ausgrenzend nur auf der einen Straßenseite.<br />
Und so trug man die Kunde von der alten Spandauer<br />
Vorstadt mit dem Tacheles und dem Gegenpol<br />
„Hackesche Höfe” in die Welt. Der Rosenthaler<br />
Vorstadt ist diese Aufmerksamkeit in solcher Größenordnung<br />
bis heute versagt geblieben.<br />
Auguststraße 62, Hof<br />
Joachimstraße 5<br />
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