Der Osten kommt Zukunfts-Werkstatt Maler 2010 in Fulda
Der Osten kommt Zukunfts-Werkstatt Maler 2010 in Fulda
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<strong>Der</strong> <strong>Osten</strong> <strong>kommt</strong><br />
Am Vorabend der Tagung begrüßte<br />
Michael Brendel, Vorsitzender des<br />
Institutbeirats, zur Institutsversammlung,<br />
Institutsleiter Mart<strong>in</strong> Germroth<br />
spiegelte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Vortrag die Tätigkeit<br />
des vergangenen Jahres. So<br />
begleite das Institut beispielsweise<br />
beim Generationswechsel. E<strong>in</strong>e Ermittlung<br />
des Firmenwertes mittels<br />
<strong>Zukunfts</strong>-<strong>Werkstatt</strong> <strong>Maler</strong> <strong>2010</strong> <strong>in</strong> <strong>Fulda</strong><br />
Unter dem Titel „Grenzen e<strong>in</strong>reißen – Grenzen (auf)bauen – Grenzen verb<strong>in</strong>den?“<br />
hat das Institut für Unternehmensführung (www.maler<strong>in</strong>stitut.de) die vergangene <strong>Zukunfts</strong>-<br />
<strong>Werkstatt</strong> <strong>Maler</strong> gestellt. Dieses Motto ist nicht von ungefähr gewählt, heißt es doch ab Mai 2011:<br />
„Völlige Freizügigkeit für Arbeitnehmer aus EU-Osteuropa“. Viele Unternehmer aus dem <strong>Maler</strong>-<br />
und Lackiererhandwerk befürchten erhöhten Preiskampf und Wettbewerbsdruck<br />
durch Billiglohnersatz und geänderte Betriebsstrukturen. Doch ist das wirklich der Fall?<br />
Die <strong>Zukunfts</strong>-<strong>Werkstatt</strong> ist <strong>in</strong> vieler H<strong>in</strong>sicht – und der gute Besuch und die positiven Resonanzen<br />
zur letzten Veranstaltung Mitte November <strong>2010</strong> <strong>in</strong> <strong>Fulda</strong> bestätigten dies – aus dem jährlichen<br />
Veranstaltungsreigen nicht wegzudenken und glänzte wieder mit fundiertem Wissen<br />
und Referenten, die die Basis erreichen.<br />
Erläutert (nicht nur) die Instituts -<br />
tätigkeiten des abgelaufenen Jahres:<br />
Institutsleiter Mart<strong>in</strong> Germroth.<br />
re<strong>in</strong>er mathematischer und standardi<br />
sierter Werte genüge, so Mart<strong>in</strong><br />
Germroth, dabei nicht, weil die Prägung<br />
durch den Inhaber teils sehr<br />
groß sei.<br />
Außer Begehungen vor Ort haben die<br />
Betriebe die Möglichkeit, das Benchmark<br />
schriftlich erstellen zu lassen.<br />
22 · DER MALER UND LACKIERERMEISTER 4/2011<br />
Begrüßte zur Institutsversammlung:<br />
Vorsitzender des Institutsbeirats<br />
Michael Brendel.<br />
Dies empfehle sich aber nur bei<br />
Betrieben, die im Bereich Rechnungswesen/Buchhaltung<br />
schon relativ gut<br />
organisiert seien. Andernfalls zeige<br />
die Praxis sonst häufig Enttäuschung<br />
bei Betrieben und Steuerberatern,<br />
wenn es um die Abgrenzung der<br />
Kostenarten geht – bis am Ende dann<br />
doch e<strong>in</strong>e Begehung vor Ort erfolgt.<br />
„Sorgenk<strong>in</strong>d bleiben bei re<strong>in</strong>er Betrach<br />
tung der betriebswirtschaftlichen<br />
Ergebnisse immer noch die Kle<strong>in</strong> -<br />
betriebe, was vor allem mit dem<br />
unproduktiven Unternehmerlohn zusammenhängt,<br />
der im Verhältnis zum<br />
produktiven Lohn sehr hoch ist“, so<br />
Mart<strong>in</strong> Germroth.<br />
Weiterentwickelt wurde auch der<br />
Betriebs vergleich. Die absolute Wirtschaftlichkeit<br />
bei den Best-of-Betrieben<br />
liege bei rund 15 Prozent. Schwer -<br />
punkte hier s<strong>in</strong>d <strong>Maler</strong>-/Tapezierarbeiten<br />
sowie WDVS. Privat kunden<br />
stehen dabei ganz oben, was auch<br />
die Deckungsbeitragsrechnung bestätigt.<br />
<strong>Der</strong> Privatkunde sei zwar<br />
beratungs<strong>in</strong>tensiver und erfordere<br />
e<strong>in</strong>e höhere Mitarbeiter<strong>in</strong>teraktionsqualität,<br />
er erbr<strong>in</strong>ge aber auch höhere<br />
Deckungsbeiträge. Es lasse sich<br />
sogar feststellen, dass die Geme<strong>in</strong>kosten<br />
als auch der Lohn pro Stunde<br />
bei den Top-Betrieben über dem<br />
Durchschnitt liegen.<br />
Isabel Birk (übrigens seit 20 Jahren<br />
beim Institut) erläuterte den Soll-Ist-<br />
Vergleich sowie die Jahresrechnung<br />
2009. Jahres- und Vermögensrechnung<br />
wurden e<strong>in</strong>stimmig beschlossen.<br />
Wahl des Institutbeirates<br />
Nach 30 Jahren Engagement im<br />
Insti tutsbeirat verabschiedete die<br />
Versammlung OM Uli Faßnacht, der<br />
sich mit lobenden Worten an das<br />
Audi torium wandte: „Es gibt ke<strong>in</strong>e<br />
Beratungs<strong>in</strong>stitution für das <strong>Maler</strong>und<br />
Lackiererhandwerk, die e<strong>in</strong>en<br />
Betrieb so effizient unterstützen kann.“<br />
Gerade auch durch den großen<br />
Praxisbezug der Tagungen habe, so<br />
Faßnacht, das Institut den Betrieben<br />
immer e<strong>in</strong>en realen Vorteil verschafft.<br />
Unter der Leitung von Präsident Karl-<br />
August Siepelmeyer wurde die Wahl<br />
der Beiratsmitglieder durchgeführt.
Beiratsvorsitzender wurde erneut<br />
Michael Brendel. Dem aktuellen Beirat<br />
gehören an (<strong>in</strong> Klammer jeweils die<br />
Zugehörigkeit):<br />
Hans Th. Bick<strong>in</strong>g, Ennepetal (seit<br />
1995), Franz Fischer, Arenshausen<br />
(seit 1998), Stefan Moseler, Zelt<strong>in</strong>gen<br />
(seit 2004), Werner Rauch, Bäumenheim<br />
(seit 2001), Ra<strong>in</strong>er Stromberg,<br />
Duisburg (seit <strong>2010</strong>), Michael Brendel,<br />
Berl<strong>in</strong> (seit 2001), Guido Gormanns,<br />
Nordrhe<strong>in</strong> (seit 2007), Ingeborg Totzke,<br />
Hessen (seit 2007), Uwe Walter,<br />
Westfalen (seit 2004) und Andreas<br />
Romanow, München (seit <strong>2010</strong>).<br />
Razzia<br />
auf der Baustelle<br />
Mit lebendigen Statements zum<br />
Thema „Leiharbeitnehmere<strong>in</strong>satz und<br />
Sche<strong>in</strong>selbstständigkeit“ wurde die<br />
Tagung eröffnet. Dabei spielten sich<br />
die Rechtsanwälte Michael Frikell<br />
(Geschäftsführer der Bau<strong>in</strong>nung<br />
München), Wolfgang Re<strong>in</strong>ders und<br />
Werner Loch, Hauptgeschäftsführer<br />
des Bundesverbandes Farbe Gestaltung<br />
Bautenschutz, geschickt die<br />
Themen-Bälle zu und erläuterten unter<br />
der Überschrift „Razzia auf der Baustelle:<br />
Das habe ich nicht gewusst“<br />
Inhalte der ab Mai 2011 gültigen<br />
EU-Arbeitnehmerfreizügigkeit. Somit<br />
gebe es im EU-Markt ke<strong>in</strong>e Grenzen<br />
der Beschäftigung mehr (Ausnahmen<br />
s<strong>in</strong>d noch Bulgarien und Rumänien).<br />
Die Referenten erläuterten am Beispiel<br />
Polen die entsprechenden Tarif- und<br />
Sozialbed<strong>in</strong>gungen. Fakt ist: Bei<br />
<strong>Maler</strong>arbeiten <strong>in</strong> Deutschland gilt der<br />
<strong>Maler</strong>- und Lackierer-M<strong>in</strong>destlohn.<br />
E<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressantes Zitat wurde <strong>in</strong><br />
diesem Zusammenhang von Tomaz<br />
Major (Geschäftsführer für polnische<br />
Zeitarbeitsfirmen) vorgestellt: „Wer<br />
e<strong>in</strong>en guten Job <strong>in</strong> Polen hat, der<br />
bleibt. Die Deutschen erwarten,<br />
dass junge, qualifizierte, gut Deutsch<br />
sprechende Polen auf den deutschen<br />
Arbeitsmarkt drängen. Dies wird so<br />
nicht kommen. Nach dem 1. Mai<br />
werden diejenigen <strong>in</strong> Deutschland<br />
ihr Glück versuchen wollen, die auf<br />
dem polnischen Arbeitsmarkt ihre<br />
Schwierigkeiten haben: Arbeitslose<br />
mit schlechter Ausbildung. Die gut<br />
ausgebildeten Handwerker s<strong>in</strong>d längst<br />
als Sche<strong>in</strong>selbstständige da.“<br />
Zur Risikom<strong>in</strong>imierung sollten <strong>in</strong> jedem<br />
Fall die M<strong>in</strong>destlohnbesche<strong>in</strong>igungen<br />
der e<strong>in</strong>gesetzten Arbeitnehmer über<br />
den ausgezahlten Lohn <strong>in</strong> der Landessprache<br />
des Arbeitnehmers vorgehalten<br />
werden.<br />
Von Bedeutung ist auch e<strong>in</strong>e Abgrenzung<br />
von Subunternehmer-Vertrag,<br />
Leiharbeit und Sche<strong>in</strong>selbstständigen,<br />
denn e<strong>in</strong>e Leiharbeit beispielsweise<br />
ist nicht immer erlaubt (Bauhaupt -<br />
gewerbe) und Sche<strong>in</strong>selbstständige<br />
s<strong>in</strong>d wie eigene Mitarbeiter zu behandeln<br />
(M<strong>in</strong>destlohn, Urlaubskasse,<br />
Sozialversicherung, usw.). E<strong>in</strong>e Arbeit -<br />
nehmerüberlassung ist im <strong>Maler</strong>handwerk<br />
grundsätzlich <strong>in</strong>nerhalb<br />
Deutschlands erlaubt, nicht aber mit<br />
ausländischen Verleihfirmen möglich.<br />
<strong>Der</strong> Zoll auf der Baustelle<br />
Immer wieder tauchen Fahnder der<br />
F<strong>in</strong>anzkontrolle Schwarzarbeit (FKS)<br />
auf Baustellen auf, um die E<strong>in</strong>haltung<br />
des Arbeitnehmerentsendegesetzes<br />
und des Schwarzarbeiterbekämpfungs<br />
gesetzes zu kontrollieren. Wer<br />
die Arbeitszeiten se<strong>in</strong>er Mitarbeiter
Fachliche Erläuterungen zum Thema<br />
„Leiharbeitnehmere<strong>in</strong>satz und Sche<strong>in</strong>selbstständigkeit“<br />
durch RA Werner<br />
Loch (l<strong>in</strong>ks) und RA Michael Frikell.<br />
nicht richtig notiert, muss sich bei<br />
solchen Kontrollen auf e<strong>in</strong>iges gefasst<br />
machen. Kontrolliert werden alle<br />
Branchen des Bauhaupt- und Baunebengewerbes,<br />
<strong>in</strong> denen M<strong>in</strong>destlohn-Tarifverträge<br />
existieren. Dazu<br />
zählen das Elektrohandwerk, das<br />
Baugewerbe, das <strong>Maler</strong>- und Lackiererhandwerk<br />
und Gebäudere<strong>in</strong>iger.<br />
RA Wolfgang Re<strong>in</strong>ders moderierte<br />
die Diskussions-Info-Runde mit der<br />
Überschrift „Razzia auf der Baustelle“.<br />
Guter Besuch und große Aufmerksamkeit bei der <strong>Zukunfts</strong>-<strong>Werkstatt</strong> <strong>Maler</strong> <strong>in</strong> <strong>Fulda</strong>.<br />
24 · DER MALER UND LACKIERERMEISTER 4/2011<br />
Es wird kontrolliert, ob das Arbeitnehmerentsendegesetz<br />
und das<br />
Schwarzarbeiterbekämpfungsgesetz<br />
e<strong>in</strong>gehalten werden. Dazu gehört<br />
auch die Aufzeichnung der täglichen<br />
Arbeitszeit der Arbeitsnehmer (§19,<br />
Abs. 2 AEntG).<br />
Verantwortlich für die korrekten Nach -<br />
weise ist der Arbeitgeber. Auch wenn<br />
er die Aufzeichnung selbst an se<strong>in</strong>e<br />
Mitarbeiter delegieren kann, steht er<br />
bei Versäumnissen letztlich <strong>in</strong> der<br />
Verantwortung. Die Aufzeichnungspflicht<br />
gilt für alle gewerblichen Mitarbeiter<br />
e<strong>in</strong>es Betriebes. Dazu zählen<br />
auch evtl. vorhandene Leiharbeit -<br />
nehmer.<br />
Aus der Arbeitszeitaufzeichnung müssen<br />
e<strong>in</strong>deutig der Name des Mit -<br />
arbeiter, für jeden Arbeitstag das<br />
genaue Datum, der Anfang und das<br />
Ende der Arbeitszeit sowie die Zeit<br />
und Dauer der Pause e<strong>in</strong>deutig hervorgehen.<br />
Es ist dabei nicht erforderlich, dass<br />
die Stunden tatsächlich auf Zetteln<br />
mitgeschrieben werden; auch e<strong>in</strong>e<br />
Speicherung mittels Software ist<br />
möglich. Dabei sollten die geleisteten<br />
Arbeitsstunden aber immer<br />
lückenlos und plausibel nachvollziehbar<br />
se<strong>in</strong>.<br />
Die Arbeitszeitaufzeichnung kann ent -<br />
weder abgeheftet (Papierform) oder<br />
elektronisch gespeichert werden, auf<br />
jeden Fall gilt für den Betrieb e<strong>in</strong>e<br />
Aufbewahrungsfrist von zwei Jahren.<br />
Wer se<strong>in</strong>er Aufbewahrungsfrist nicht<br />
nach<strong>kommt</strong> und damit gegen das<br />
Arbeitnehmerentsendegesetz verstößt,<br />
kann mit e<strong>in</strong>em Bußgeld von<br />
bis zu 30 000 Euro belegt werden.<br />
Zudem drohen e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>trag <strong>in</strong>s<br />
Gewerbezentralregister und e<strong>in</strong> Ausschluss<br />
von öffentlichen Aufträgen.<br />
Das Thema der <strong>Zukunfts</strong>-<strong>Werkstatt</strong><br />
„Billige Arbeitskräfte – Gefahr, Risiko,<br />
Chance?“ wird sicher, so der e<strong>in</strong>stimmige<br />
Tenor, e<strong>in</strong>e Fortsetzung f<strong>in</strong>den.<br />
Dr. Ralf Murjahn, Caparol,<br />
skizzierte das Zusammenwirken<br />
von <strong>Maler</strong>betrieb und Industrie.<br />
„E<strong>in</strong> Sp<strong>in</strong>ner steckt <strong>in</strong> jedem von uns!“<br />
Klare Aussage von der Innovations -<br />
berater<strong>in</strong> Anke Meyer-Grashorn.<br />
(Fotos: P. Schmid)<br />
Die Kunst<br />
des Querdenkens<br />
„E<strong>in</strong> Sp<strong>in</strong>ner steckt <strong>in</strong> jedem von uns.<br />
Sp<strong>in</strong>nen ist Pflicht!“ – so begrüßte<br />
Innovationsberater<strong>in</strong> Anke Meyer-<br />
Grashorn zum Abschlussvortrag und<br />
forderte e<strong>in</strong>e Innovationskultur im<br />
Unternehmen und e<strong>in</strong>e systematische<br />
Ideenproduktion. Und e<strong>in</strong> Ideen -<br />
produzent brauche Zeit und Raum,<br />
Mitsp<strong>in</strong>ner und Verbündete, gutes<br />
Handwerkszeug, Mut und e<strong>in</strong>e<br />
gesunde E<strong>in</strong>stellung zu Fehlern.<br />
<strong>Der</strong> Vortrag mündete <strong>in</strong> den Aufruf,<br />
Kunden mit neuen Ideen zu b<strong>in</strong>den<br />
und zu begeistern. Wenn das nur<br />
alles so e<strong>in</strong>fach wäre. Oder stimmt<br />
das vorgestellte Zitat doch: „Wer<br />
über Nacht berühmt wird, hat am Tag<br />
hart gearbeitet.“<br />
Vormerken: Die nächste Institutsversammlung<br />
f<strong>in</strong>det am 10. November<br />
2011 <strong>in</strong> Lübeck statt. (ps) �