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30 Jahre für die Kunst boesner feiert Jubiläum

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Der <strong>Kunst</strong>skandal schlug hohe Wellen – kaum<br />

ein Pressemedium, das das Geschehen nicht<br />

genüsslich vor einem ungläubigen Publikum<br />

ausbreitete. Die Stadt Wuppertal als Leihnehmer<br />

wurde zur Zahlung eines Schadensersatzes<br />

in Höhe von 40.000 DM verurteilt. Beuys<br />

bekam durch das Gericht <strong>die</strong> Badewanne<br />

zugesprochen und bearbeitete sie schließlich<br />

neu. Ein ähnliches Schicksal widerfuhr 1986<br />

einer Fettecke in der Düsseldorfer <strong>Kunst</strong>akademie,<br />

<strong>die</strong> von einer Reinigungskraft der<br />

Akademie entfernt wurde.<br />

Was man sich damals noch nicht vorstellen<br />

konnte: Joseph Beuys, <strong>die</strong>ser Spezialist <strong>für</strong><br />

Fettecken, Filz und Kaninchenblut, sollte<br />

derjenige werden, der den damals gültigen<br />

<strong>Kunst</strong>begriff vollkommen aus den Angeln<br />

hob und revolutionierte. Er sollte auch <strong>die</strong><br />

Möglichkeiten der Gegenwartskunst wie kein<br />

anderer beeinflussen und erweitern.<br />

Im Mittelpunkt seiner Ideen und Konzepte<br />

steht <strong>die</strong> Forderung nach der Entwicklung<br />

der kreativen Fähigkeiten jedes einzelnen<br />

Menschen. Viel diskutiert wird bis heute sein<br />

Begriff der „Sozialen Plastik“: Joseph Beuys<br />

sah <strong>die</strong> Gesamtheit der Gesellschaft als<br />

eine Art kollektive Skulptur, <strong>die</strong> durch individuelles,<br />

soziales und politisches Engagement<br />

von jedem mitgestaltet werden könne<br />

und solle.<br />

Bis heute viel zitiert wird auch immer wieder<br />

seine These „Jeder Mensch ist ein Künstler“.<br />

Diese These mag im ersten Augenblick eher<br />

befremdlich und realitätsfern wirken. Doch sie<br />

ist nicht ganz wörtlich zu nehmen – es handelt<br />

sich vielmehr um eine bewusste rhetorische<br />

Zuspitzung. Die Aufmerksamkeit des Publikums<br />

war Beuys dadurch sicher. In zahlreichen Vorträgen<br />

und Interviews hat Joseph Beuys seine<br />

These erläutert und erklärt: „Jeder Mensch<br />

ist ein Künstler. Damit sage ich nichts über <strong>die</strong><br />

Qualität. Ich sage nur etwas über <strong>die</strong> prinzipielle<br />

Möglichkeit, <strong>die</strong> in jedem Menschen steckt …<br />

Das Schöpferische erkläre ich als das Künstlerische,<br />

und das ist mein <strong>Kunst</strong>begriff.“<br />

Jeder Mensch soll also ein potenzieller Künstler<br />

sein? Das hört sich schon wesentlich besser<br />

an, leichter verständlich, darin steckt Musik,<br />

darin könnte ein Stück Wahrheit stecken, ein<br />

Stück Realität. Was verbinden wir im Allgemeinen<br />

mit dem Begriff „Künstler“? Weshalb<br />

schmeichelt es uns in der Regel, wenn wir<br />

von unserer Umgebung als „Künstler“ oder<br />

„Künstlerin“, als Lebenskünstler, als Lebenskünstlerin<br />

gesehen werden?<br />

Ein kleines 2-jähriges Mädchen macht seine<br />

ersten Malversuche mit Buntstiften. Was da<br />

entsteht, ist mehr als ungelenk, hat viel Zufälliges.<br />

Kein Plan und keine Idee stehen<br />

Pate. Und doch ruft irgendein fasziniert dreinschauender<br />

Erwachsener aus: „Oh, eine<br />

Künstlerin!“ Das Kind blickt auf und denkt<br />

sich: „Oh, Künstlerin – das muss etwas Beson<br />

deres sein!“ Später, das Mädchen ist<br />

jetzt vielleicht 15 oder 16 <strong>Jahre</strong> alt, formuliert<br />

es seinen Traumberuf: Künstlerin will sie<br />

werden, Schlagersängerin oder Schauspielerin,

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