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Magazin GARCON - Essen, Trinken, Lebensart Nr. 44

GARCON, das Magazin für Essen, Trinken, Lebensart diesmal mit einer Exkursion nach Graubünden, ins IGNIV zu Andreas Caminada, an die Ostsee, Dierhagen, zu Pierre Nippkow, zu Besuch im Café im Literaturhaus, im DUKE Ellington bei Florian Glauert und, und, und

GARCON, das Magazin für Essen, Trinken, Lebensart diesmal mit einer Exkursion nach Graubünden, ins IGNIV zu Andreas Caminada, an die Ostsee, Dierhagen, zu Pierre Nippkow, zu Besuch im Café im Literaturhaus, im DUKE Ellington bei Florian Glauert und, und, und

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AUSGABE NR. <strong>44</strong> | 2017 | 6 €<br />

ESSEN, TRINKEN & LEBENSART<br />

SCHWAMMERL | CAFÉ BOTANICO | ALOIS OBERBACHER | OSTSEELOUNGE | IGNIV<br />

SWEMA | NICOLA PASCALE | FLORIAN GLAUERT | UNTERWEGS IN GRAUBÜNDEN


Ein Klassiker<br />

immer etwas Besonderes<br />

Bergbauern-Käsekuchen<br />

Topfen, der<br />

bayerische Speisequark<br />

Mit dem Topfen der Molkerei<br />

Berchtesgadener Land zaubern<br />

Sie ganz einfach kulinarische<br />

Köstlichkeiten.<br />

• Ideal zum Backen:<br />

die säuerliche Frische sowie<br />

die feste, trockene Konsistenz<br />

garantieren hervorragende<br />

Backeigenschaften<br />

• Sehr gesund:<br />

enthält viel wertvolles Protein<br />

• Da steckt viel Gutes drin:<br />

in einem 500 g Becher vereinen<br />

sich die Inhaltsstoffe von über<br />

2 Litern Milch aus der Berg- und<br />

Alpenregion<br />

Zutaten für 12 Stück<br />

Teig<br />

250 g Mehl<br />

1 TL Backpulver<br />

60 g geschälte und<br />

gemahlene Mandeln<br />

1 Ei<br />

2 EL Milch<br />

80 g Puderzucker<br />

1 Päck. Vanillezucker<br />

1 Prise Salz<br />

1 TL geriebene<br />

Bio-Zitronenschale<br />

120 g Butter<br />

Topfenmasse<br />

4 Eier<br />

750 g Topfen (mager)<br />

125 g Zucker<br />

1 Päck. Vanillezucker<br />

1 Päck. Vanillepudding<br />

2 EL Weichweizengrieß<br />

1 TL geriebene<br />

Bio-Zitronenschale<br />

80 g flüssige Butter<br />

2 EL Rum<br />

200 g Schlagrahm<br />

Und so einfach geht‘s:<br />

Zubereitung: 50 Min.<br />

Backzeit: 60-70 Min.<br />

1. Mehl und Backpulver mischen, in eine Schüssel sieben und die gemahlenen<br />

Mandeln dazugeben. In die Mitte eine Vertiefung drücken<br />

und das Ei, Milch, Puderzucker, Vanillezucker, Salz und Zitronenschale<br />

hineingeben. Die Butter in Flocken darauf verteilen.<br />

Zutaten von außen nach innen zu einem geschmeidigen Teig kneten,<br />

in Folie wickeln und 30 Minuten im Kühlschrank ruhen lassen.<br />

2. Den Backofen auf 170 °C vorheizen.<br />

3. Den Teig auf einer bemehlten Arbeitsfläche ausrollen. Eine Springform<br />

(eingefettet, Durchmesser 28 cm) damit auslegen, dabei einen<br />

etwa 5 cm hohen Rand andrücken. Boden mit einer Gabel mehrmals<br />

einstechen.<br />

4. Für die Topfenmasse die Eier trennen. Das Eigelb mit dem Topfen<br />

in einer Schüssel verrühren. Zucker, Vanillezucker, Puddingpulver,<br />

Grieß und Zitronenschale untermischen. Die Butter und den Rum<br />

dazugeben. Eiweiß zu Schnee schlagen und vorsichtig unterheben.<br />

Den Schlagrahm steif schlagen und ebenfalls vorsichtig unterziehen.<br />

Die Masse auf den vorbereiteten Boden geben, glatt streichen<br />

und im vorgeheizten Backofen etwa 60 bis 70 Minuten im unteren<br />

Drittel backen.<br />

5. Nach dem Backen den Kuchen etwa 20 Minuten in der Form abkühlen<br />

lassen, dann mit einem Messer vom Springformrand ablösen<br />

und auf einem Kuchengitter auskühlen lassen.<br />

Appetit auf Käsekuchen?<br />

Auch in Berlin gibt es<br />

die Produkte der Molkerei<br />

Berchtesgadener Land<br />

zu kaufen.<br />

Hamberger Großmarkt Berlin-Moabit<br />

Erna-Samuel-Straße 13, 10551 Berlin<br />

Mo – Fr 6 – 20 Uhr, Sa 6 – 18 Uhr<br />

www.hamberger-cc.de/berlin<br />

Kaufhaus des Westens<br />

Tauentzienstraße 21-24, 10789 Berlin<br />

Galeria Kaufhof<br />

Alexanderplatz 9, 10178 Berlin<br />

Hit Ullrich<br />

Mohrenstraße 69, 10117 Berlin<br />

Hardenbergstraße 25, 10623 Berlin<br />

Wilmersdorfer Str. 26-28, 10585 Berlin<br />

www.bergbauernmilch.de


MISE EN PLACE<br />

Liebe Freunde,<br />

was fangen eigentlich Sterneköche mit ihrer Berühmtheit an? Einige – und dagegen ist ja<br />

nichts zu sagen – versilbern sie mit Kochbüchern und Beraterverträgen. Andere – auch<br />

das ist legitim – gehen gleich ins Fernsehen, da wird sie vergoldet, vorausgesetzt, es<br />

ist der richtige Sender und sie haben ein bisschen Showtalent. Die meisten, so mein<br />

Eindruck, kochen allerdings wohl einfach weiter und versuchen, den kulinarischen Fortschritt<br />

voranzubringen.<br />

Und dann gibt es noch solche wie Andreas Caminada, den Schweizer 3-Sterne-Koch,<br />

vielfach geehrt, zuletzt mit dem „Eckart 2016 für große Kochkunst“.<br />

Der Schweizer Spitzenkoch Andreas Caminada.<br />

Er gründet eine Stiftung, die sich um den Nachwuchs kümmert (s. Seiten 108 u. 109).<br />

„Wir ermöglichen es jungen Köchen und Servicemitarbeitern, Erfahrungen zu sammeln –<br />

auch im Ausland und bei namhaften Berufskollegen – damit sie lernen, über den eigenen<br />

Tellerrand hinauszublicken“, sagt er und verweist auf eine ähnliche Talenteförderung beispielsweise<br />

in der Musik. Gesellschaftliches Engagement nennt man sowas wohl.<br />

Ich jedenfalls wünschte mir, wir könnten über solche Beispiele häufiger berichten, vielleicht<br />

auch mal aus Berlin oder Brandenburg.<br />

Ihre Yvonne Weinlich<br />

info@bildart-verlag.de<br />

MÜRITZ GIN IST EINE ECHTE RARITÄT.<br />

Dieser regionale Gin wird von der Natur limitiert,<br />

denn die wilden Wacholderbeeren stammen aus<br />

dem Müritz-Nationalpark und werden exklusiv<br />

nur von unserem Destillateurmeister in bester<br />

Manufakturqualität mazeriert.<br />

Mit handverlesenen Wacholderbeeren und 20<br />

weiteren Botanicals wie beispielsweise Sanddornbeeren,<br />

Koriandersamen, Zitronenschalen, Zimtrinde,<br />

Veilchenwurzeln, römischen Kamillenblüten,<br />

Paradieskörner, Angelikawurzeln, Lavendelblüten<br />

komponiert unser Ginmeister einen wunderbar<br />

ausbalancierten MÜRITZ GIN.<br />

Erlebe einen neuen destillierten Gin, der mit dem<br />

Anspruch entstand, einer der Besten zu sein. Wild,<br />

würzig, elegant, fruchtig und am Ende so komplex.<br />

www.mueritz-gin.de


INHALT<br />

MISE EN PLACE<br />

TITEL<br />

Le Monde mit Linsensuppe<br />

Das Café im Literaturhaus<br />

SweMa-Gemüsepaste:<br />

52 Suppengrün im Glas.<br />

Le Monde mit Linsensuppe:<br />

06 Das Café im Literaturhaus.<br />

LOKALTERMIN<br />

Nochmal Neukölln 17<br />

Restaurant Schwammerl<br />

Café Botanico<br />

Restaurant Alois Oberbacher<br />

Neue Restaurants 30<br />

Glutanada<br />

Golvet<br />

Ostseelounge 33<br />

Sunset-Dinner in Dierhagen<br />

IGNIV 41<br />

Die Botschaft heißt teilen<br />

GESCHMACKSSACHEN<br />

Bigos, Kascha & mehr 48<br />

10 Jahre Feinkost Bogocz<br />

SweMa-Gemüsepaste 52<br />

Suppengrün im Glas<br />

Nochmal Neukölln:<br />

17 Kulinarische Nachlese.<br />

Bestes Fleischerhandwerk 60<br />

Das feuerrote Wurstmobil<br />

KOPFSALAT<br />

Nicola Pascale 63<br />

Mehr Italien geht nicht<br />

Felix Kosel 68<br />

Marktplatz für Manufakturen<br />

Florian Glauert 70<br />

Durchschnitt ist kein Maß<br />

BOUQUET GARNI<br />

Nachrichten und Neuigkeiten 76<br />

30 Jahre Paris-Moskau<br />

10 Jahre Alpenstueck<br />

Personalien:<br />

Sebastian Radtke und Linda Stößer,<br />

Michael Frenzel, Daniel Behrendt,<br />

Vedad Habziabdic<br />

4 GARÇON


IGNIV:<br />

41 Die Botschaft heißt teilen.<br />

KULINARISCHE EXKURSION<br />

Unterwegs in Graubünden 79<br />

Eine kulinarische Reise von Splügen<br />

über Parpan, die Hauptstadt Chur,<br />

Vals und Fläsch nach Grüsch<br />

RUBRIKEN<br />

Fuhrmanns Früchtekorb 110<br />

Wilder Spargel<br />

Berliner Marktnischen 112<br />

Porchetta di Ariccia<br />

Garcon-Quiz 114<br />

Impressum 115<br />

Nicola Pascale:<br />

63 Mehr Italien geht nicht.<br />

Mavericks finests<br />

Surf ‘n‘ Turf<br />

Delicious veal fillet and a half lobster<br />

perfectly served with raw marinated<br />

spinach and sauce hollandaise.<br />

Fuhrmanns Früchtekorb:<br />

110 Wilder Spargel.<br />

www.mavericks.berlin


TITEL Café im Literaturhaus<br />

LE MONDE MIT<br />

LINSENSUPPE<br />

DAS CAFÉ IM LITERATURHAUS*<br />

VON JÖRG TEUSCHER<br />

*Die Tuschzeichnung auf dieser Seite entstand 2013 und stammt von dem Berliner Fotografen und<br />

Maler Efraim Habermann, seit vielen Jahren Stammgast im Café im Literaturhaus.<br />

6 GARÇON


Café im Literaturhaus TITEL<br />

Unvermittelt unterbricht Ida Warych unser Gespräch. „Entschuldigung,<br />

um sechs kommt Efraim.“ Die Inhaberin des Cafés im Literaturhaus<br />

will ihren Stammgast persönlich begrüßen. Tatsächlich,<br />

Efraim ist auf die Minute pünktlich. „Wie jeden Abend“, bemerkt Ida<br />

Warych, „nur wenn es regnet, bleibt er zu Hause.“<br />

Efraim Habermann, ein soignierter älterer Herr, sorgfältig frisiertes<br />

Grauhaar, akkurat konturierter Oberlippenbart. Ein Anzug, der<br />

sicher nicht von der Stange stammt und wenn doch, dann von einer<br />

sehr teuren. Designerbrille, Seidenkrawatte, Einstecktuch.<br />

Habermann ist Fotograf, Fotokünstler, ein Grandseigneur seines<br />

Berufsstandes in Berlin. Einige der Bilder des 84-Jährigen hängen<br />

im Wintergarten des Cafés, grobkörnige Schwarzweiß-Aufnahmen<br />

von großer formaler Strenge. Bei Ida Warych kann man auch ein<br />

ansonsten längst vergriffenes Buch kaufen: „Efraim Habermann.<br />

Berliner Stilleben – Fotografien 1975-2000“. Darin 63 Stadtansichten<br />

und Menschenbilder, 63 Berliner Geschichten.<br />

Efraim Habermann und Café-im-Literaturhaus-Inhaberin Ida Warych.<br />

GARÇON<br />

7


TITEL Café im Literaturhaus<br />

Für mich ist das Café im Literaturhaus einer der entspannendsten<br />

Orte in der Stadt. Zum immensen Wohlfühlfaktor<br />

kommt die Erkenntnis, dass man auch ohne<br />

Sternesegen Sterneküche servieren kann.<br />

Dr. Thomas Oberender, Intendant<br />

Berliner Festspiele<br />

Ihr Erzähler wurde 1933 als einziger Sohn jüdisch-liberaler Eltern<br />

in Berlin geboren. Sechs Jahre später flüchtete seine Familie nach<br />

Palästina. Schulbesuch, Ausbildung zum Technischen Zeichner,<br />

Militärdienst, Arbeit als Bauzeichner im 1948 gegründeten Staat<br />

Israel. Rückkehr nach Deutschland 1957, Tätigkeit im Öffentlichen<br />

Dienst. Fotograf für den „Tagesspiegel“, die „Berliner Morgenpost“,<br />

die „Welt“, das „Spandauer Volksblatt“, Ausstellungen in den Berliner<br />

Galerien Pohl, Hübsch und Raab, der Neuen Nationalgalerie,<br />

dem Haus der Jüdischen Gemeinde, dem Maison de France. Reportagereisen<br />

nach Frankreich, in die USA, und nach Italien. Und immer<br />

wieder ist Habermann mit seiner Leica auch in Berlin unterwegs –<br />

Charlottenburg, Wilmersdorf, Fasanenstraße, Fehrbelliner Platz.<br />

„Ihn interessiert nicht das dokumentarische Abbild, sondern die<br />

ästhetische Komposition von Stadt und Mensch“, schreibt der Galerist<br />

Manfred Carpentier über den Altmeister der Berliner Stadtfotografie.<br />

8 GARÇON


Café im Literaturhaus TITEL<br />

Bei allen meinen Berlin-Besuchen gibt es liebgewordene<br />

Konstanten. Dazu gehören das Quartier in der Pension<br />

Funk und die abendlichen Besuche im Literaturhaus-<br />

Café gleich gegenüber. Weshalb ich dieses Restaurant<br />

fa vorisiere? Weil man hier willkommen ist.<br />

Dr. Sabine Rewald, Kuratorin<br />

The Metropolitan Museum of Art, New York<br />

„Das Literaturhaus Berlin ist eine öffentliche Institution der Kulturförderung<br />

des Landes Berlin und bietet dem Publikum Informations-<br />

und Austauschmöglichkeiten durch Lesungen, Bücherpräsentationen,<br />

Symposien, Diskussionen, Vorträge, Tagungen,<br />

Aufführungen und Ausstellungen“, eine zwar spröde, aber treffende<br />

Definition. Das Literaturhaus ist kein Museum, sondern ein Ort des<br />

Meinungsaustauschs und ein schöner dazu.<br />

Die großbürgerliche Stadtvilla aus dem 19. Jahrhundert kam<br />

nach wechselvoller Geschichte – eine Bürgerinitiative verhinderte<br />

beispielsweise in den 1970ern den geplanten Abriss zugunsten eines<br />

Stadtautobahnzubringers – in den Besitz des Landes Berlin,<br />

wurde instand gesetzt, unter Denkmalschutz gestellt und 1986 das<br />

erste einer Reihe von Literaturhäusern in Deutschland. Im Souterrain<br />

wurde die kleine, aber feine Buchhandlung „Kohlhaas & Company“<br />

eröffnet, die Räume darüber und den Wintergarten bezog das<br />

Café im Literaturhaus.<br />

GARÇON<br />

9


TITEL Café im Literaturhaus<br />

Es stimmt, wir haben viele prominente Stammgäste<br />

aus Kunst und Kultur, auch bekannte Medienleute besuchen<br />

uns regelmäßig. Aber gegen die Schubladen Promirestaurant<br />

oder Szenelokal wehre ich mich vehement.<br />

Ida Warych, Inhaberin<br />

Café im Literaturhaus, Berlin<br />

Wir sind mit Ida Warych und ihrem Partner Jaroslaw Kostowski<br />

verabredet, den Inhabern des Cafés im Literaturhaus. Es herrscht<br />

das hier übliche Gewusel, Gäste kommen, Gäste gehen, Gäste suchen<br />

– freie Plätze an einem Gartentisch, ihre Verabredungen, die<br />

aktuelle Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen, der Süddeutschen<br />

oder der New York Times. Tatsächlich, hier wird noch öffentlich<br />

gelesen.<br />

Mensch – Zeitung – Kaffee: ein Bild, das selten geworden ist,<br />

man sollte es fotografieren. Die Le-Monde-Dame gestattet es (s. Seite<br />

8). Neben ihr ein Mann mit Rucksack, Wanderstiefeln und Weste,<br />

darauf ein Spruch: „Nur wo Du zu Fuß warst, warst du wirklich.“<br />

Er gestattet kein Foto. Die griesgrämige ZDF-Größe im Business-<br />

Outfit einen Tisch weiter fragen wir erst gar nicht. Dafür fragen<br />

uns zwei junge Japanerinnen. Sie wollen wissen, ob Nürnberger<br />

Rostbratwürste „original German food“ seien. Sehen wir so aus,<br />

als ob wir das wüssten?<br />

10 GARÇON


Café im Literaturhaus TITEL<br />

Wir geben uns jede Mühe, ein gästefreundliches Haus<br />

zu sein. Und damit meine ich freundlich gegenüber jedermann<br />

– ob es sich um Berliner oder Touristen handelt,<br />

um Menschen, die uns einmal im Jahr besuchen oder<br />

dreimal in der Woche. Und noch etwas zu Ihrem Thema<br />

Promilokal: Wer in unser Café kommt, tut das nicht, um<br />

gesehen zu werden, sondern um sich davor zu verstecken.<br />

Jaroslaw Kostowski, Inhaber<br />

Café im Literaturhaus, Berlin<br />

Ida Warych übernimmt die Erklärung, eine junge Frau, die im Café<br />

Karriere gemacht hat. Die 34-Jährige stammt aus Polen, aus Pyrzyce<br />

– wir üben nochmal gemeinsam die Aussprache – aus Pyr-zy-ce<br />

also, einer Kleinstadt in Westpommern, in der Nähe von Stettin.<br />

2003 kam sie zum Studium nach Berlin – Germanistik, Linguistik,<br />

Polonistik, Humboldt-Universität. Um Stadt und Studium zu<br />

finanzieren, kellnerte sie. Aushilfe im Literaturhaus-Café.<br />

„Und jetzt machen wir einen großen Sprung“, sagt Ida Warych,<br />

„im August 2016 habe ich das Café dann übernommen.“ Mit im Boot<br />

ist ihr Partner Jaroslaw „Jarek“ Kostowski. Der 39-Jährige, gebürtiger<br />

Pole aus Zabrze, lebt seit 1983 in Berlin und ging nach dem<br />

Abitur in die Gastronomie. Learning by doing und bei seiner Mutter,<br />

einer stadtbekannten Konditormeisterin und Cafébetreiberin. „Hier<br />

kümmere ich mich jetzt um die Details, die keiner sieht“, erklärt er.<br />

Das Spirituosenangebot beispielsweise...“, Jaroslaw Kostowski ist<br />

ein Mann des gepflegten Understatements.<br />

GARÇON<br />

11


TITEL Café im Literaturhaus<br />

Sicher kennen Sie das Uralt-Service-Bonmot, wonach<br />

kein Gast schlechter behandelt wird, weil er unprominent<br />

ist, aber jeder besser, wenn er prominent ist. Mancherorts<br />

mag das so sein, bei uns werden Sie das nicht<br />

erleben, mein Wort.<br />

Stefanie Scheit, Restaurantleiterin<br />

Café im Literaturhaus, Berlin<br />

„Reden wir über Kunst?“, fragt Stefanie Scheit, die Restaurantleiterin<br />

und eine gute alte Bekannte. Die gebürtige Freiburgerin kam vor<br />

knapp 20 Jahren nach Berlin, um die Servicebrigade des Portalis<br />

anzuführen. Sie erlebte den blitzartigen Aufstieg des Restaurants<br />

in der Kronenstraße, die Lobeshymnen, den Michelinstern – und<br />

das schleichende Ende.<br />

Seit 2003 ist Stefanie Scheit im Literaturhaus-Café. „Reden wir<br />

also lieber über Kunst.“ Sie liebt die blickfangenden Bilder des Berliner<br />

Streetart- und Graffiti-Künstlers El Bocho, die seit Jahren hier<br />

hängen und nach denen immer wieder Gäste fragen. Sie liebt aber<br />

auch die Fotografien von Ré Soupoult am Eingang, ihren durch das<br />

Bauhaus und den Avantgarde-Film geschulten Blick. „Kunst, die zu<br />

uns passt“, sagt sie.<br />

Was passt denn nicht zu Euch? „Im Service alles Laute, Kumplige,<br />

Anbiedernde.“ Für Stefanie Scheit ist ein Kellner dann perfekt,<br />

wenn die Mischung aus Aufmerksamkeit und Takt stimmt.<br />

12 GARÇON


Café im Literaturhaus TITEL<br />

Mit der Art und Weise, wie wir unseren Gästen begegnen,<br />

wie aufmerksam, freundlich, korrekt und kompetent<br />

wir auftreten, geben wir auch eine Visitenkarte der<br />

Stadt ab – allemal an diesem privilegierten Standort –<br />

der Kudamm um die Ecke, das Kollwitz-Museum, die tollen<br />

Galerien und Geschäfte gleich nebenan.<br />

Emi Altundas, Oberkellner<br />

Café im Literaturhaus, Berlin<br />

35 Mitarbeiter gehören zur Caféhausmannschaft von Ida Warych<br />

und Jaroslaw Kostowski. Die meisten kennen sich schon seit Jahren.<br />

Der stete Wechsel, die einzige Konstante in der Berliner Gastronomie,<br />

scheint hier außer Kraft gesetzt.<br />

Oberkellner Emi Altundas, den alle nur Giorgio nennen, ist seit<br />

15 Jahren im Haus und kann sich nichts anderes vorstellen. „Weißt<br />

Du“, sagt er, „das ist nicht nur ein Arbeitsplatz, das ist auch ein<br />

bisschen Heimat.“ Für Jan Kaufmann und Patrick Trettin, die beiden<br />

Küchenchefs, die ebenfalls schon ein Jahrzehnt Caféhaus auf<br />

dem Buckel haben, sind auch die „weichen Bleibefaktoren“ wichtig<br />

– „eine angenehme Atmosphäre, sympathische Gäste, eben das<br />

ganze Drum und Dran.“<br />

„Feste Größen braucht der Mensch“, sagt Patrick Trettin noch,<br />

bevor er das nächste Dutzent Bio-Eier in die Pfanne haut. Deshalb<br />

wird es hier immer Rühreier geben und keine Shakshuka und auch<br />

kein German Comfort Food.<br />

GARÇON<br />

13


TITEL Café im Literaturhaus<br />

Wir Köche stehen hier zwar meistens mächtig unter<br />

Dampf – vor allem, wenn nicht nur das Restaurant, der<br />

Wintergarten und die Terrasse voll besetzt sind, sondern<br />

auch im Garten kein Platz mehr zu kriegen ist –<br />

trotzdem kochen wir zu 100 Prozent frisch. Das für uns<br />

Entscheidende sind die tadellose Produktqualität und<br />

ein solides Handwerk.<br />

Patrick Trettin, Küchenchef<br />

Café im Literaturhaus, Berlin<br />

Mit populären Gerichten sorgt die Küchencrew für viel und deutlichen<br />

Geschmack – mehr als in manchem sogenannten feinen<br />

Restaurant. Und das kommt bei den Gästen an, weil sie die Freude<br />

der Köche und Köchinnen an erstklassigen Produkten und ihrer<br />

makellosen Zubereitung spüren.<br />

Der marinierte Tafelspitz wird mit lila Möhren und Kartoffelmuffin<br />

serviert; die Maishähnchenbrust erhält eine Kräuterkruste, dazu<br />

gibt es Perlgraupen und Rhabarberchutney, und das irische Flanksteak,<br />

dry aged natürlich, kommt mit Süßkartoffelsticks, Maispüree<br />

und einem hausgemachten BBQ-Tomatendip auf die Teller.<br />

Wer lieber die Heiterkeit des Südens mag, wird einen farbenfrohen<br />

Salat, Bresaola-Carpaccio mit jungem Spinat, Feigen und Parmesan<br />

oder eben Büffelmozzarella mit Kirschtomaten und Basilikumpesto<br />

vorziehen. Und natürlich gibt es auch Vegetarisches: Bravo<br />

bravissimo für die Varianten vom Sellerie – Püree, Piccata, Suppe,<br />

Täschchen.<br />

14 GARÇON


Café im Literaturhaus TITEL<br />

Die meisten unserer Gäste kennen sich, was gute Gastronomie<br />

betrifft, bestens aus, nicht nur in Berlin. Denen<br />

können wir nicht mit Dosenravioli kommen, um nur mal<br />

ein Beispiel zu nennen. Außerdem haben wir alle hier<br />

Spaß an unserem Beruf und stellen deshalb das Handwerkliche<br />

in unserer Arbeit besonders heraus.<br />

Jan Kaufmann, Küchenchef<br />

Café im Literaturhaus, Berlin<br />

CAFÉ IM LITERATURHAUS<br />

Fasanenstraße 23<br />

10719 Berlin-Charlottenburg<br />

Tel. 030 — 882 54 14<br />

www.literaturhaus-berlin.de<br />

GARÇON<br />

15


TRADITION | HANDWERK | ÖKOLOGIE<br />

Beste<br />

ökologische<br />

Rohstoffe<br />

Bester<br />

bayerischer<br />

Brotgenuss<br />

Einzigartiger<br />

Geschmack<br />

Eigene Mühle<br />

Tradition & Moderne<br />

Handwerkliche<br />

Herstellung<br />

Zeit zum Reifen<br />

Frei von<br />

Zusatzstoffen<br />

Lange<br />

Frischhaltung<br />

Himmlische Kruste<br />

Frei von<br />

Gentechnik<br />

Bayerische Brotkultur seit 1331<br />

Die Hofpfisterei ist eine bayerische Institution für ökologische Natursauerteigbrote.<br />

Lernen Sie die Münchner Hofpfisterei kennen und entdecken Sie eine große Auswahl<br />

an bayerischen Bauernbrot-Spezialitäten –Ein Genuss bis zum letzten Scherzl!<br />

Ihre Hofpfisterei-Filialen in Berlin:<br />

Charlottenburg: Goethestraße 39/40 | Reichsstraße 105 | Wilmersdorfer Straße 32<br />

Lichterfelde West: Drakestraße 46 • Mitte: Rosenthaler Straße 31 • Prenzlauer Berg:<br />

Schönhauser Allee 118 a • Schöneberg: Ansbacher Straße 21 | Nollendorfstraße 8<br />

Spandau: Carl-Schurz-Straße 33 • Steglitz: Schloßstraße 107/108 • Steglitz-Friedenau:<br />

Rheinstraße 12 (Eröffnung in 2017) • Tempelhof: Manfred von Richthofen Straße 10<br />

Wilmersdorf: Westfälische Straße 55 • Zehlendorf: Teltower Damm 3<br />

www.hofpfisterei.de<br />

Ludwig Stocker Hofpfisterei GmbH • Kreittmayrstr. 5 • 80335 München


Nochmal Neukölln LOKALTERMIN<br />

Nochmal Neukölln<br />

WEIL WIR NICHT NUR ÜBER DIE SCHREIBEN, ÜBER DIE ALLE SCHREIBEN<br />

VON JÖRG TEUSCHER<br />

„Sie schreiben auch nur über die, über die alle schreiben“, so die Kritik<br />

einer Leserin aus Neukölln zu unserem Bericht in der letzten Garcon-<br />

Ausgabe über den gastronomischen Aufschwung vor allem in den<br />

Quartieren rund um den Hermann-, Herrfurth- und Hertzbergplatz des<br />

328.000-Einwohner-Bezirkes. „Selbst die New York Times weiß da<br />

mehr als Sie“, schrieb uns Frau Dubiel noch, „und die sitzt immerhin<br />

eine paar tausend Kilometer weiter westlich.“ Puh, das war eine<br />

Breitseite. Wir gelobten also Besserung und damit das nicht nur eine<br />

Mailbekenntnis bleibt, machten wir uns nochmal auf die Suche.<br />

Das Ergebnis zusammengefasst: Neukölln gilt wohl als heißester<br />

Tipp für Foodis aus aller Welt, aber selbst die hippste Location<br />

ist eben noch kein kulinarischer Hotspot, nur weil den Betreibern<br />

ein crazy Name eingefallen ist, der Service besser englisch als<br />

deutsch spricht und verkohlte Lauchstangen serviert. The latest<br />

fad, ja – aber ein gutes <strong>Essen</strong>?<br />

Abseits der großen Straßen entdeckten wir allerdings auch einige<br />

unprätentiöse Nachbarschaftsrestaurants, von denen wir drei<br />

auf den folgenden Seiten vorstellen.<br />

GARÇON<br />

17


LOKALTERMIN Nochmal Neukölln<br />

Ich bin durch ,Mein Lokal, Dein Lokal‘ auf das Restaurant<br />

aufmerksam geworden. Heute Abend war ich mit<br />

meiner Freundin dort, und es war richtig gut. Als Hauptgericht<br />

Schnitzel – ich sage nur: MEGA!!!<br />

Marius Esehka am 14. April 2017 um 13:56 Uhr auf Facebook.<br />

Roy Branig, Restaurantleiter: „Frische Blumen machen gute Laune.“<br />

18 GARÇON


Nochmal Neukölln LOKALTERMIN<br />

„Mein Lokal – Dein Lokal“ heißt ein Kabel-1-Fernsehformat, bei dem<br />

fünf Gastronomen um die Wette gastronomisieren. Je nach Grad<br />

des Vorhandenseins von Küchenwissen und dementsprechendem<br />

Urteilsvermögen bewerten sie sich mehr oder weniger realistisch<br />

gegenseitig. Wer am Ende die meisten Punkte bekommen hat, gewinnt<br />

das Preisgeld von 3.000 Euro, und alle spekulieren natürlich<br />

auch auf ein bisschen Werbung für den eigenen Laden.<br />

In der Sendung am 16. Januar 2017 traten die bescheidene Seiteneinsteigerin<br />

Cathleen Potter, eigentlich Wirtschaftsgeografin<br />

von Beruf (Lesendro, Berlin-Prenzlauer Berg), der freundliche Iraner<br />

Soroush Efati (Olivengarten, Berlin-Wilmersdorf), der ebenso<br />

selbstverliebte wie kenntnisfreie Geschäftsführer Alexander, dessen<br />

Nachname im Dunkel der Sendung blieb (Bison, Berlin-Charlottenburg)<br />

und die beiden Profiköche Lisa Meyer (Rosa Lisbert, Berlin-Moabit)<br />

und Fabian Zweimüller (Schwammerl, Berlin-Neukölln)<br />

gegeneinander an.<br />

Der weiße Geist: Fränkischer Hochmoorgeist, Milch, Orange.<br />

Uns gefielen die sympathische Art des Schwammerl-Chefs, sein<br />

bescheidenes Auftreten und die Fairness bei der Beurteilung der<br />

Konkurrenz. Gute Gründe, sich das Schwammerl im Weichselstraßen-Kiez<br />

einmal genauer anzusehen.<br />

Rein äußerlich wirkt das Restaurant mit dem altväterlichen<br />

Namen, der in noch altväterlicheren Fraktur-Lettern über Tür und<br />

Fenster prangt, wie aus der Zeit gefallen. Oder ist genau das etwa<br />

schon wieder cool? Fabian Zweimüller grinst vielsagend: „Kann sein.“<br />

Normalerweise hätte der 28-Jährige seinen Laden auch „Fabian<br />

und Friends“ nennen können – soviel Unterstützung bekam er von<br />

Freunden bei der Umgestaltung der leerstehenden Büroräume, dem<br />

Einbau der Küche, der Einrichtung des Gastraumes. „Jakob Diezinger,<br />

ein Designer aus meiner Heimat, hat hier nächtelang durchgearbeitet“,<br />

erzählt er. Entstanden ist ein gemütliches Stüberl mit viel<br />

hellem Holz, einer blickfangenden Wandbemalung und einem blanken<br />

Messingtresen, schlicht und schön und kein bisschen überkan-<br />

GARÇON<br />

19


LOKALTERMIN Nochmal Neukölln<br />

Fabian Zweimüller, Inhaber und Küchenchef.<br />

didelt. Der Charme des Schwammerl erschließt sich jedoch nicht<br />

nur durch das Ambiente. Es ist vielmehr die starke Individualität,<br />

die das kleine Kiezrestaurant auszeichnet.<br />

Sie drückt sich im herzlichen und unkomplizierten Service des<br />

28-jährigen Restaurantleiters Roy Branig ebenso aus wie in der beherzten<br />

Art der Küche von Fabian Zweimüller. Hier ist kein Wichtigtuer<br />

am Werk, sondern ein Richtigtuer, der mit einem unbeschwerten<br />

Kochstil aufwartet, der einfach Freude macht.<br />

Zweimüller kam in Ingolstadt zur Welt – Vater Österreicher, Mutter<br />

Australierin – deshalb die Staatsbürgerschaft der Alpenrepublik.<br />

Er wollte Tontechniker werden und schrieb sich an der Berliner<br />

Beuth-Hochschule ein – Fachrichtung Elektronik und Kommunikationssysteme.<br />

Nach vier Semestern warf er das Handtuch – „irgendwie<br />

passte es nicht“ – und entschied, sein Hobby zum Beruf<br />

zu machen. Der Kochlehre im Adlon bei Hendrik Otto folgten das<br />

Brechts am Schiffbauerdamm, die Neuköllner Beuster-Bar und<br />

schließlich die Entscheidung, sich selbstständig zu machen. Im<br />

Oktober 2015 eröffnete er das Schwammerl.<br />

Mit im Boot von Anfang an: Roy Branig, gelernter Hotelfachmann,<br />

auch einer aus Zweimüllers Bavaria-Connection. Er ist für<br />

die Drinks, die kleine Offerte offener Weine, das süffige Hefeweizen<br />

und das Augustiner vom Hahn zuständig. Und natürlich dafür,<br />

dass sich die Gäste wohlfühlen, inklusive frischer Blumen auf den<br />

Tischen und freundlicher Gespräche bei Bedarf.<br />

Und die Küche? Sie liefert Bodenständiges. Motto: Tradition<br />

trotzt Trendfood. Fabian Zweimüller gibt hier nicht den schöpfungswütigen<br />

Cuisinier, sondern kocht eine zwar unspektakuläre,<br />

aber grundehrliche Karte. Himmlisch das Backhendl mit tadellosem<br />

Spargel-Kartoffelsalat. Fast schon ein Muss ist der Hausklassiker<br />

– das Brauhausschnitzel, natürlich vom Kalb. Dazu eine<br />

kleine Veggie-Offerte – das alles schmeckt nach Heimat und nach<br />

mehr – wenn die Portionen etwas weniger reichlich wären.<br />

20 GARÇON


Nochmal Neukölln LOKALTERMIN<br />

Fabian Zweimüllers gut gefüllte Teller wirken ziemlich konträr<br />

zum immer aufgeregteren kulinarischen Zeitgeist. Das Brauhausschnitzel<br />

– in süßem Senf mariniertes und mit Breznbröseln<br />

paniertes Kalbfleisch – wird mit einem schon kanonischen Kartoffelsalat<br />

serviert, dem ein feines Kürbiskernöl seinen Kick gibt.<br />

Die vegetarische Schwammerl-Offerte wird angeführt von Kaspressknödeln,<br />

dazu ein leichtes Karotten-Ingwer-Püree und lediglich<br />

mit Olivenöl und Salz angemachter Feldsalat.<br />

SCHWAMMERL<br />

Weichselstraße 55<br />

12045 Berlin-Neukölln<br />

Tel. 030 — 54 61 24 58<br />

www.schwammerl-berlin.de<br />

GARÇON<br />

21


LOKALTERMIN Nochmal Neukölln<br />

Permakultur ist das Schaffen von kleinen Paradiesen<br />

auf der Erde. Als Ethik nachhaltiger Landnutzung fordert<br />

sie Kreativität und gleichzeitig die Gabe, die Natur<br />

geduldig zu beobachten und von ihr zu lernen.<br />

Bill Mollison (1928-2016).<br />

Der Wissenschaftler erhielt 1981 für seine Arbeiten zur Permakultur und als<br />

Förderer dieses nachhaltigen organischen Anbausystems den Alter nativen<br />

Nobelpreis.<br />

22 GARÇON


Nochmal Neukölln LOKALTERMIN<br />

Alle Zeitgenossen, die aus ihren Gärten und Gärtchen freudlose<br />

Grünflächen machen, indem sie den Rasen auf Golfplatz-Gardemaß<br />

halten und auch noch das letzte Gänseblümchen daraus verbannen,<br />

muss der Permagarten von Martin Höfft wie die Inkarnation<br />

des Anti-Gartens vorkommen, wie ein grünes Chaos.<br />

Höfft spricht dann von der „Verwahrlosung als Naturierungsprinzip“,<br />

von der „Verbesserung der Bodengesundheit durch Biomaterial“<br />

und vom „Erhalt der Biodiversität“ und erklärt geduldig das<br />

Prinzip Permakultur (permanent agriculture). „Es bedeutet“, so der<br />

<strong>44</strong>-Jährige, „dass man das Land nach dem Vorbild der Natur bebaut,<br />

indem man die natürlichen Kreisläufe und Ökosysteme nutzt.“<br />

Die meisten Besucher des grünen 1.000-Quadratmeter-Areals,<br />

dass sich da eingeklemmt zwischen hohen Häuserwänden, nur ein<br />

paar Minuten Fußweg von der U-Bahnstation Karl-Marx-Straße entfernt<br />

ausbreitet, empfinden zwar die Magie des Ortes, verstehen<br />

aber nur „Bahnhof“.<br />

Martin Höfft, Permakultur-Gärtner und Café-Betreiber.<br />

Wenn Höfft allerdings das Prinzip „Vielfalt statt Einfalt“ beschwört,<br />

da ein Blättchen Pfefferkraut und dort ein Stängelchen Pimpinelle<br />

zupft und zur Verkostung reicht, wird auch die Petersilie-Schnittlauch-Fraktion<br />

wach. „Das alles kann man essen?“<br />

Das und noch viel mehr. Echter Kerbel, Krause Minze, Wilde<br />

Möhre, Sibirisches Tellerkraut und Türkischer Drachenkopf, Gemüseampfer<br />

und Gewürzfenchel, Kantenlauch, Lungenkraut, Muskatgarbe,<br />

Parakresse, Senfrauke, Süßdolde, Venuskamm, Wasserminze<br />

– 62 wilde Kräuter und alte Gemüsesorten stehen derzeit auf<br />

einer Liste, die in Höffts Café Botanico die Speisekarte ergänzt.<br />

„Insgesamt wachsen in unserem bio-zertifizierten Permagarten<br />

rund 200 essbare Arten“, erklärt er, „die wir saisonal ernten und<br />

verarbeiten.“<br />

Höfft, spätestens jetzt muss das mal gesagt werden, ist kein<br />

gelernter Gärtner. Der Mann stammt aus Wiesbaden, hat Geografie<br />

studiert und arbeitet als Manager in der Call-Center-Branche. Als<br />

GARÇON<br />

23


LOKALTERMIN Nochmal Neukölln<br />

seine Firma 2010 von Den Haag nach Berlin zog, ging er mit, suchte<br />

für seine Familie eine Wohnung mit Garten und fand eine Wohnung<br />

mit Garten – in Neukölln. Er machte die vermüllte Parzelle urbar<br />

und begann mit der Permagärtnerei.<br />

„2014 haben wir dann das Café Botanico eröffnet, sozusagen als<br />

Vermarktungsort für die Erträge des Gartens“, erzählt er. Dass es<br />

dort ziemlich italienisch zugeht, liegt daran, dass Höffts Schwiegervater<br />

Italiener ist – Römer – und dazu noch Koch von Beruf.<br />

Dementsprechend heißen die Frühstücksangebote Napoletano,<br />

Botanico oder Botanico Vegetariano, die Nudeln sind hausgemacht<br />

und werden mit einem Wildkräutersalat, der den Namen wirklich<br />

verdient oder mit Wildschweinragout serviert.<br />

Wer auf kräftige sardische Bio-Weine steht, bitte schön, die Tenuta<br />

Olianas lässt grüßen. Noch besser allerdings fanden zumindest<br />

wir die Botanico-Limonade, natürlich mit Kräutern aus dem<br />

eigenen Garten.<br />

Stefano Emili, Italiener, Koch und Höffts Schwiegervater.<br />

Kochen mit wilden Kräutern – das<br />

zum Thema passende Buch. Marion<br />

Reinhardt, Kunsthistorikerin, Journalistin<br />

und Kräuterpädagogin, stammt<br />

aus Coburg und lebt in Fürth – kein<br />

Wunder, dass sie ihren Wildkräuterrezepten<br />

das Attribut „fränkisch“ voranstellte.<br />

Nötig gewesen wäre das nicht,<br />

Kräuter wachsen überall und die Zubereitungen<br />

funktionieren auch anderswo.<br />

Marion Reinhardt hat sich <strong>44</strong> Wildpflanzen<br />

vorgenommen, die Porträts<br />

von Engelwurz bis Mädesüß sind Paradebeispiele<br />

dafür, wie man aus einer<br />

überbordenden Informationsfülle<br />

das Wesentliche auswählt und es verständlich<br />

aufschreibt. Diese Kunst beweist<br />

die Kompetenz der Autorin.<br />

Dazu leicht nachkochbare Rezepte,<br />

aussagekräftige Fotos und ein übersichtlicher<br />

Erntekalender, so stellen wir<br />

uns ein gutes Kochbuch vor.<br />

ars vivendi Verlag Cadolzburg<br />

1. Auflage Mai 2017<br />

ISBN 978-3-86913-761-2<br />

24 GARÇON


Nochmal Neukölln LOKALTERMIN<br />

So funktioniert Selbstversorgungsphilosophie: Was in Höffts<br />

Naturgarten wächst, kommt im Café auf die Teller. Barbarakraut,<br />

Beinwell, Brennnessel, Dost, Giersch, Gundermann, Hellerkraut,<br />

Scharfgarbe, Wegwarte – da dürften selbst die Brutal-regional-<br />

Köche staunen. Die Botanico-Gäste staunen auch und veranstalten<br />

regelmäßig heitere Wildkräuterraterunden. So schlicht wie gut:<br />

Strozzapreti (ähnlich wie Gnocchi zubereitete, gedrehte Nudeln)<br />

mit Wildkräutern, Olivenöl und Parmesan und natürlich der Große<br />

Botanico-Gartenteller.<br />

CAFÉ BOTANICO<br />

Richardstraße 100<br />

12043 Berlin-Neukölln<br />

Tel. 0175 — 11 12 055<br />

www.cafe-botanico.de<br />

GARÇON<br />

25


LOKALTERMIN Nochmal Neukölln<br />

Ich heiße das Oberbacher herzlich willkommen im<br />

Neuköllner Kiez – alpenländische Speisen sind auf der<br />

Sonnenallee bisher einmalig und bereichern definitiv das<br />

vielfältige Restaurantangebot hier. Als Schnitzelfan freue<br />

ich mich besonders über das tolle Angebot mit den unterschiedlichen<br />

Panaden – so wird Schnitzel nie langweilig.<br />

Christina Schwarzer.<br />

Die Politikerin ist seit 2013 Abgeordnete (Wahlkreis Berlin-Neukölln) des<br />

Deutschen Bundestages und gehört der CDU/CSU-Fraktion an.<br />

Alle Gipfel fest im Blick: Die Alois-Oberbacher-Inhaber Roy Müller und Erwin Leitner, v.li.<br />

26 GARÇON


Nochmal Neukölln LOKALTERMIN<br />

Ein Bild für die Ewigkeit soll es werden: zwei Männer, den Gipfel<br />

des wilden Berges fest im Blick. „Hinter ihnen liegen die Mühen der<br />

Ebenen, vor ihnen eine rosige gastronomische Zukunft“, der Frau,<br />

die das sagt, sollte man glauben, immerhin ist sie Bundestagsabgeordnete.<br />

„Ich glaube, dass diesem Teil Neuköllns eine weitere respektable<br />

Gastronomie guttut“, fügt Christina Schwarzer noch hinzu.<br />

Die beiden Männer glauben das auch: Roy Müller, 52, Thüringer,<br />

Bankbetriebswirt und heute in der Beratungsbranche tätig, lebt seit<br />

20 Jahren in Berlin.<br />

Erwin Leitner, Jahrgang 1970, gebürtiger Oberbayer vom Schliersee<br />

und gelernter Koch, kam vor 27 Jahren in die Hauptstadt – als<br />

einer der ersten bayerischen Gastronomen überhaupt.<br />

Hier eröffnete er im Auftrag der gleichnamigen Traditionsbrauerei<br />

das Weihenstephaner, die bayerische Bastion am Hackeschen<br />

Markt. Die weiß-blaue Botschaft nördlich des Weißwurst-Äquators<br />

lief und lief und lief, und Erwin Leitner entschied sich irgendwann<br />

Zur Eröffnung Swing: Steve Horn Experience.<br />

dafür, etwas Eigenes, Neues, Besonderes in der boomenden Hauptstadt<br />

anzupacken. Er entdeckte einen Laden in der Elisabethkirchstraße<br />

in Mitte und startete Ende Oktober 2012 mit einem kulinarischen<br />

Konzept fernab des Reichlich-und-billig-Angebots der<br />

meisten Bier- und Hax'npaläste in Berlin. Als der Vermieter nicht<br />

mehr mitspielte, zog Leitner weiter und landete nun eben in Neukölln.<br />

Sein kulinarisches Thema bleibt auch hier die heimatliche Bergküche.<br />

„Darauf stehen die Leute“, weiß der mit allen gastronomischen<br />

Weihwassern gewaschene Profi.<br />

Und so kocht er vom Südtiroler Spinatknödel über österreichischen<br />

Kaiserschmarrn mit Zwetschgenröster bis zum bayerischen<br />

Krustenbraten mit Kartoffelknödeln und Krautsalat alles, was die<br />

alpenländische Küche an Bodenständigem zu bieten hat und beweist,<br />

dass traditionell nicht gleich bieder heißen muss.<br />

Und so wurden schon bei der Eröffnungsparty ein paar Vor schusslorbeeren<br />

verteilt. „Die Küche auf hohem Niveau, die gemütliche<br />

Schnitzel-Connection: Erwin Leitner und Christina Schwarzer, MdB.<br />

GARÇON<br />

27


LOKALTERMIN Nochmal Neukölln<br />

Atmosphäre und die gewisse Gelassenheit der Inhaber machen<br />

dieses Lokal zu einem lohnenswerten Ziel“, schrieb ein junger<br />

Mann aus Ermangelung eines Gästebuches auf eine Speisekarte.<br />

„Na bitte, ist doch schon mal eine Ansage“, so der Kommentar der<br />

Frau Abgeordneten.<br />

Besonders studierten die Partygäste Leitners Schnitzelofferte.<br />

Man kann aus drei Fleischsorten, fünf Panaden und vier Beilagen<br />

wählen – wir entschieden uns für Kalb, Dinkelbrotbrösel und Kartoffel-Gurken-Salat<br />

– sicher kein kühnes kulinarisches Experiment,<br />

aber ein ordentliches <strong>Essen</strong>, bodenständig gekocht.<br />

Auch die in Salbeibutter gebratene Kalbsleber, die der Küchenchef<br />

mit Kartoffelstampf und Birnen auf die Teller bringt, war dann<br />

nicht von schlechten Eltern. Sicher, keine erregende Kochkunst,<br />

aber fein, originell, solides Handwerk eben.<br />

Und genau das will Erwin Leitner seinen Gästen bieten – das<br />

angenehme Gefühl, dass sein Restaurant Alois Oberbacher eine<br />

Bastion jener Art Gastronomie ist, die das Gegenteil von überkandidelt<br />

oder gekünstelt darstellt und auf eine mit Können und Fantasie<br />

zubereitete gutbürgerliche Küche für günstiges Geld setzt.<br />

Übrigens: Alois Oberbacher, Namensgeber des Restaurants, war<br />

Leitners Großvater, Senner am Soinsee im tiefsten Oberbayern. Ein<br />

Bild eines kernigen Mannes schmückt auch eine Restaurantwand.<br />

„Diese Reverenz an meinen Großvater ist für mich authentischer<br />

und bayerischer, als irgendwelcher Alpentrödel vom Flohmarkt“,<br />

sagt Leitner.<br />

Und das andere Bild, das große hinter dem Tresen? Leitner: „Wer<br />

es erkennt, bekommt ein Bier frei.“ Es wusste aber keiner. Also<br />

klärte Erwin Leitner auf: „Hier handelt es sich um den Großen<br />

Ahornboden am Ende des Rißtales und im Hintergrund sehen Sie<br />

das Karwendelgebirge!“ Sehnsuchtslandschaft – so schön können<br />

Alpen sein. Ein bisschen davon liefert auch Leitner mit seinem kulinarischen<br />

Angebot im Alois Oberbacher.<br />

28 GARÇON


Nochmal Neukölln LOKALTERMIN<br />

Erwin Leitner ist ein begnadeter Schnitzelbrater, aber darauf will<br />

er seine Kochkünste natürlich nicht reduziert wissen. Also serviert<br />

er marinierte Ziegenkäsebällchen mit buntem Salat und Rinderlendenbraten<br />

mit Spargel und neuen Kartoffeln. Zwei Belege<br />

für eine den klassischen Tugenden treue Küche und für Leitners<br />

Vermögen, beste Viktualien – vieles bezieht er aus seiner bayerischen<br />

Heimat – abgeklärt und schnörkellos zu verarbeiten. Wer<br />

also für einen gelungenen Abend keine exotischen Experimente<br />

benötigt, ist im Alois Oberbacher bestens versorgt.<br />

ALOIS OBERBACHER<br />

Sonnenallee 127<br />

12059 Berlin-Neukölln<br />

Tel. 030 — 63 22 66 06<br />

www.alois-oberbacher.de<br />

GARÇON<br />

29


LOKALTERMIN Neue Restaurants<br />

Inhaberin Lara Ramm und F&B-Manager Nikias Tölcke.<br />

neu new nouveau<br />

„Wir freuen uns sehr über deinen Besuch“,<br />

heißt es in der Speisekarte des kürzlich eröffneten<br />

Restaurants Glutanada in Kreuzberg,<br />

„bei uns kannst du gemeinsam mit<br />

jedem/r Freund/in genüsslich schlemmen,<br />

ohne dass du dir Gedanken über deine Ernährung<br />

oder die deiner Begleiter machen<br />

musst. Denn Glutanada ermöglicht es dir,<br />

gemeinsam mit allen an einem Tisch zu<br />

essen. Egal, ob du unter Lebensmittelal -<br />

lergien und/oder Lebensmittelintoleranzen<br />

lei dest, du dich vegetarisch oder vegan er -<br />

nährst, du dich gesund, abwechslungsreich<br />

oder LowCarb ernähren möchtest oder andere<br />

Ernährungseinstellungen verfolgst, bei<br />

uns findet jeder etwas Leckeres zu essen.“<br />

Der Zuspruch zeigt es. Mit ihrer Idee, ein<br />

allergiegerechtes Restaurant zu eröffnen,<br />

lag Lara Ramm goldrichtig.<br />

Ein Zufalls tref fer allerdings war das<br />

Glutanada nicht. Die 26-jährige Berlinerin<br />

hatte sich bereits während ihres Studiums<br />

an der Uni Potsdam – Fachrichtung Innovationsmanagement<br />

– intensiv mit den<br />

Chancen und Risiken beschäftigt. Das Konzept<br />

für das Restaurant mit allem Drum<br />

und Dran – Name, Logo, Einrichtung, Speisekarte,<br />

Marketing – wurde schließlich ihre<br />

Masterarbeit. Im Vorwort heißt es: „Durch<br />

meine Lebensmittelallergie weiß ich, wie<br />

schwer es ist, ein Restaurant zu finden, in<br />

dem man ohne Angst vor Kontamination<br />

essen gehen kann.“<br />

Das Glutanada ist völlig glutenfrei und<br />

geht zudem auf jede andere Ernährungsweise<br />

ein. Eine Übersicht der wichtigsten<br />

Allergieauslöser in der Speisekarte hilft, damit<br />

sich die Gäste orientieren können.<br />

Das betrifft dann sowohl das Frühstück,<br />

die Tagesgerichte und Suppen als auch die<br />

Kuchen und Desserts.<br />

Wer bei der Glutanada-Offerte an Klinikfood<br />

oder Krankenhauskost denkt, liegt<br />

völlig falsch. „Auch bei uns steht der Geschmack<br />

im Mittelpunkt“, so Lara Ramm.<br />

RESTAURANT GLUTANADA<br />

Nostitzstraße 33<br />

10965 Berlin-Kreuzberg<br />

Tel. 030 — 22 32 96 50<br />

www.glutanada.com<br />

30 GARÇON


Neue Restaurants LOKALTERMIN<br />

Betriebsleiter Björn Swanson.<br />

nuovo nuevo yeni<br />

„GOLVET“ ist schwedisch und heißt „Boden“.<br />

Trotzdem muss man, um ins gleichnamige<br />

Restaurant zu kommen, erstmal Fahrstuhl<br />

fahren.<br />

In der achten Etage gibt’s festen Boden<br />

und einen atemberaubenden Blick: Berlin<br />

wie es ist und wird.<br />

Der zweite Blick gilt dem stylishen Ambiente.<br />

Hier ist nix von dem berlintypischen<br />

Mix, der zwischen Art déco und Flohmarkt<br />

pendelt, hier geht’s designmäßig zur Sache:<br />

It-chairs, Echtleder, handgenäht von<br />

ClassiCon, Barhocker von Cassina, Messing,<br />

Mooreiche, Naturstein. Digestif- und<br />

Käsewagen dürften ein kleines Vermögen<br />

gekostet haben und selbst die Visitenkarten<br />

können es mit den Edelpappen englischer<br />

oder französischer Nobelrestaurants<br />

locker aufnehmen.<br />

„Mit dem GOLVET zelebrieren wir Design,<br />

moderne Kunst und eine unangestrengte<br />

Spitzenküche und setzen neue Maßstäbe“,<br />

ließ der Unternehmer Thorsten Schermall<br />

zur Eröffnung am 11. Mai 2017 verlauten.<br />

Seine 40seconds Group (u.a. West hafen<br />

Event und Convetion Center und 40seconds<br />

Catering) steckt hinter dem GOLVET-Konzept<br />

und hat wohl auch das schwere Investitions-Geschütz<br />

aufgefahren. Motto: Nicht<br />

kleckern, sondern klotzen.<br />

Entsprechend hochkarätig ist die Crew.<br />

Angeführt wird sie von Björn Swanson, der<br />

hier den überaus schlichten Titel „Betriebsleiter“<br />

trägt.<br />

Der 33-jährige Berliner – 2015 im Gutshaus<br />

Stolpe in Vorpommern mit einem Michelin-Stern<br />

geehrt – nennt die Attribute<br />

der GOLVET-Küche: „Konsequent, nachhaltig,<br />

produktbezogen, schörkellos“ und dürfte<br />

auch am neuen Arbeitsplatz den Stern<br />

fest im Blick haben.<br />

An seiner Seite Michael Schulz als Chef<br />

de Cuisine, Benjamin Becker als Restaurantleiter<br />

und – last but not least – Andreas<br />

Andricopoulos, der Star hinter der Bar.<br />

RESTAURANT GOLVET<br />

Potsdamer Straße 58<br />

10785 Berlin-Tiergarten<br />

Tel. 030 — 89 06 42 22<br />

www.golvet.de<br />

GARÇON<br />

31


Perfekt, scharf, langlebig.<br />

Perfekte Ergonomie und Funktionalität. Die spezielle Kropfform<br />

sorgt für die optimale Balance und ermöglicht das Nutzen und<br />

Nachschärfen der gesamten Klinge. Geschmiedet aus einem<br />

Stück hochlegiertem Chrom-Molybdän-Vanadium Stahl und<br />

auf ideale 58° Rockwell gehärtet. Höchste Schärfe durch das<br />

lasergestützte PEtec Schärfverfahren.<br />

Werkzeug fürs Leben.<br />

wuesthof.com<br />

Empfohlen vom Verband<br />

der Köche Deutschlands e.V.


Ostseelounge LOKALTERMIN<br />

Sunset-Dinner<br />

EIN ABEND IN DER OSTSEELOUNGE<br />

VON YVONNE WEINLICH<br />

Eine Terrasse hoch über den Dünen der idyllischen Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. Die Luft<br />

erfüllt von Kiefernduft, gemischt mit dem salzigen Geruch des Meeres. Und dann dieser Blick.<br />

Schönheit ohne Photoshop.<br />

Wir sind im Ostseebad Dierhagen, im Strandhotel Fischland. Im vierten Stock der Vier-Sterne-<br />

Superior-Herberge befindet sich das Restaurant Ostseelounge, ein Michelin-Stern, 16 Gault-Millau-Punkte.<br />

„Wer hier während eines malerischen Sonnenuntergangs diniert und zuvor die kulinarische<br />

Tristesse der Region auslöffeln durfte, kann leicht ins Schwelgen geraten“, heißt es in<br />

der aktuellen Ausgabe des Gault Millau. Ein bisschen klingt das nach dem Einäugigen, der unter<br />

den Blinden König ist. Wir finden, dass solche Einschätzung der Leistung der Ostseelounge-<br />

Crew nicht gerecht wird.<br />

GARÇON<br />

33


LOKALTERMIN Ostseelounge<br />

Küchenchef Pierre Nippkow und Restaurantleiter Christian Freier.<br />

Ende der 1960er Jahre entdeckten die DDR-Oberen das waldreiche<br />

Areal mit dem stillen Strand, ließen 100.000 Quadratmeter einzäunen,<br />

eine Herberge errichten und es sich gut gehen. Bis 1990 blieb<br />

das Refugium ein Bonzenparadies, dann wurde es abgewickelt.<br />

Der <strong>Essen</strong>er Bauunternehmer Eckehard Adams übernahm das<br />

Haus, modernisierte und erweiterte es und eröffnete 1995 das<br />

Strandhotel Fischland, das gemeinsam mit dem benachbarten Hotel<br />

Dünenmeer eine familienfreundliche Urlaubswelt bildet.<br />

Großartige Gourmetambitionen gab es damals noch nicht, Küchenchef<br />

René Christ machte seine Sache ganz ordentlich, aber<br />

für die höheren Weihen reichte es nicht.<br />

Das änderte sich schnell, als 2011 Pierre Nippkow als Chef de<br />

cuisine und Daniel Specht als Sous Chef die kulinarische Verantwortung<br />

im Restaurant Ostseelounge übernahmen – zwei Mecklenburger<br />

Jungs, die zeigen wollten, dass Nordlichter nicht nur<br />

Heringe braten können.<br />

34 GARÇON


Ostseelounge LOKALTERMIN<br />

GEFLÄMMTER LACHS, GURKENSUD, SOJA, BUCHEN -<br />

PILZE, MARÄNENKAVIAR.<br />

GARÇON<br />

35


LOKALTERMIN Ostseelounge<br />

CARBONARA? INTERPRETATION DES KLASSI-<br />

KERS: SEPIA, PARMESAN, GEBEIZTES EIGELB.<br />

36 GARÇON


Ostseelounge LOKALTERMIN<br />

Nippkow, Jahrgang 1983 und Specht, vier Jahre jünger, überzeugten<br />

mit handwerklichem Können und faszinierten mit ihrer Kreativität.<br />

Das war dem Michelin bereits zwei Jahre später einen Stern<br />

wert, den die Küchencrew bis heute verteidigt. Auch wenn es auf<br />

Nippkows Tellern zuweilen etwas verspielt zugeht, seine Gerichte<br />

bestechen und begeistern.<br />

Deshalb: Gönnen Sie sich das 9-Gänge-Gourmetmenü! Ein geflämmter<br />

Lachs, zuvor in Soja mariniert, dazu ein intensiver Gurkensud,<br />

gepickelte Gurke, marinierte Buchenpilze und Maränenkaviar aus<br />

der Müritz führt erfreulich in diese Küche der Sinne ein (s. Seite 35).<br />

Die Interpretation eines Italoklassikers mit Sepia-Spaghetti, wachsweichem<br />

Eigelb, gepoppter Schweineschwarte und Parmesansud<br />

spielt virtuos mit Temperaturen und Texturen. (s. Seite 36).<br />

Und das gebratene Entenherz mit Kerbel in allen Varianten sowie<br />

Roter und Gelber Bete brilliert mit wunderbarer Würze (s. Seite 39).<br />

Und so weiter.<br />

GARÇON<br />

37


LOKALTERMIN Ostseelounge<br />

Pierre Nippkow, Küchenchef.<br />

Noch ein zweiter Vorschlag: Verzichten Sie mal auf die übliche<br />

Weinbegleitung und lassen Sie sich von Christian Freier, seit einem<br />

Jahr Maître und Sommelier in der Ostseelounge und ein souveräner<br />

Fachmann, zu einer Tour de Jus überreden.<br />

„Noch ist unsere alkoholfreie Getränkereise in einem Anfangsstadium“,<br />

so Freier bescheiden. Dennoch serviert er einige Kostproben:<br />

Zur gebratenen Jakobsmuschel kommt ein Saft aus gelber<br />

Karotte, Ingwer und Granny Smith ins Glas.<br />

Die Krustentiersoljanka mit Sauerrahm wird von einem chininfreien<br />

Bio-Tonic Water mit Fieberklee und Enzian begleitet, das die<br />

Ostseelounge-Köche mit Rosmarin, Thymian und gelber Paprika<br />

verfeinert haben.<br />

Es gibt eine französische Passionsfruchtlimonade, einen Traubensaft<br />

aus der Scheurebe vom Weingut Wageck aus der Pfalz,<br />

eine Cuvée aus weißem Pfirsich und Williams-Christ-Birne von van<br />

Nahmen, die ausgefallenen Priseccos von Jörg Geiger...<br />

RESTAURANT OSTSEELOUNGE<br />

Daniel Specht, Sous Chef.<br />

Ernst-Moritz-Arndt-Straße 6<br />

18347 Ostseebad Dierhagen<br />

Tel. 038226 — 520<br />

www.strandhotel-ostsee.de<br />

38 GARÇON


Ostseelounge LOKALTERMIN<br />

ENTENHERZ, GELBE UND ROTE BETE, KERBEL<br />

UND KERBELWURZEL.<br />

GARÇON<br />

39


IGNIV LOKALTERMIN<br />

IM IGNIV<br />

DIE BOTSCHAFT HEISST TEILEN<br />

VON JÖRG TEUSCHER<br />

Vom Meer in die Berge, von Deutschland in die Schweiz, vom Seebad<br />

Dierhagen ins 1.000 Kilometer entfernte Thermalbad Ragaz,<br />

von der Ostseelounge ins IGNIV.<br />

Eigentlich war der Bericht über das Schweizer Sternerestaurant<br />

kürzer geplant und normalerweise wäre sein Platz unter der Rubrik<br />

„Kulinarische Exkursion“ am Ende des Heftes gewesen (s.Seiten<br />

79-109). Wenn wir uns dennoch für diese Variante entschieden haben,<br />

so liegt das an einem kulinarischen Konzept, dass zumindest<br />

uns einigermaßen in Erstaunen versetzte.<br />

Bad Ragaz also, knapp 6.000 Einwohner, weltberühmter Kurort<br />

im Kanton St. Gallen. „Hiersein ist herrlich“, schrieb Rainer Maria<br />

Rilke 1925 – nicht nur der Dichter liebte die Ragazer Grand-Hotel-<br />

Pracht, auch Kinogrößen und Wirtschaftsbosse kamen regelmäßig<br />

in die Ostschweizer Ferienregion.<br />

Kulinarischer Hotspot ist heute das Mitte Dezember 2015 im<br />

Grand Resort Bad Ragaz eröffnete Restaurant IGNIV by Andreas<br />

Caminada. Der heimatverbundene Schweizer 3-Sterne-Koch wählte<br />

einen Namen rätoromanischen Ursprungs für sein neues Lokal.<br />

IGNIV, zu deutsch „Nest“. Ein solches stellt auch das Logo des Restaurants<br />

dar, das Remo Caminada, Grafiker und Cousin des Spitzenkochs,<br />

gestaltete. Das Entscheidende jedoch ist ein Konzept, das<br />

Caminada so beschreibt: „Das IGNIV ist ein Ort, an dem das Teilen<br />

von Genuss und Zeit die zentrale Rolle spielt.“<br />

GARÇON<br />

41


LOKALTERMIN IGNIV<br />

Eine klassische Menüfolge, wie sie die meisten Gäste<br />

wahrscheinlich gewohnt sind, suchen Sie bei uns<br />

vergeblich. Im IGNIV dreht sich alles ums Teilen. Die<br />

Gäste an einem Tisch einigen sich auf ein Drei- oder<br />

Vier-Gänge-Sharing-Menü und bedienen sich dann<br />

selbst mit den verschiedenen Gerichtskomponenten,<br />

die wir ihnen auf Platten oder in Schalen servieren.<br />

Francesco Benvenuto, Restaurantleiter<br />

IGNIV by Andreas Caminada im Grand Resort Bad Ragaz<br />

42 GARÇON


IGNIV LOKALTERMIN<br />

Charmanter Service: Francis Kuhlmey aus Potsdam.<br />

Im IGNIV ist alles anders. Gut, die Pop-up-Confiserie, die wie ein<br />

Eye-Catcher gleich hinter der Tür aufgebaut ist, könnten wir uns<br />

auch anderswo vorstellen; dass wir mit vollem Namen begrüßt<br />

werden und Restaurantleiter Francesco Benvenuto offenbar noch<br />

einiges andere über uns weiß, das haben wir auch schon erlebt –<br />

googeln gehört ja heute zur täglichen Routine; dass wir uns selbst<br />

oder gegenseitig bedienen müssen, das jedoch ist uns – zumindest<br />

in einem Sternerestaurant – noch nicht untergekommen.<br />

Das Ganze ist Konzept: „Zusammen essen, zusammen trinken,<br />

teilen und genießen“, bringt es Benvenuto, 34 und gebürtiger Düsseldorfer,<br />

auf eine kurze Formel. Weil im Alltag das gemeinsame<br />

<strong>Essen</strong> oft der Hektik zum Opfer fällt, sollen sich im IGNIV die Gäste<br />

Zeit dafür nehmen.<br />

Sogar die Kritiker sind sich einig: Mit dieser unkomplizierten und<br />

ungemein geselligen Interpretation von Fine Dining hat Andreas<br />

Caminadas Idee den Nerv der Zeit getroffen.<br />

GARÇON<br />

43


LOKALTERMIN IGNIV<br />

Florina Maissen, Sous Chefin aus Disentis in Graubünden.<br />

Chef am IGNIV-Herd ist der 27-jährige Silvio Germann. „So jung und<br />

schon so gut“, heißt es am Nachbartisch anerkennend. Tatsächlich<br />

regnete es bereits im Jahr nach der Eröffnung des Restaurants Ehrungen:<br />

ein Michelin-Stern, 16 Gault-Millau-Punkte und obendrauf<br />

den Titel „Entdeckung des Jahres“.<br />

Als Andreas Caminada ihm anbot, Küchenchef im IGNIV zu werden,<br />

bat sich Silvio Germann zwei Tage Bedenkzeit aus: „Ich hatte<br />

Angst vor der Aufgabe, aber ich wollte sie unbedingt haben.“<br />

Germann stammt aus Luzern, wollte mal Fußballprofi werden,<br />

vielleicht auch Fahrradmechaniker oder Landschaftsgärtner und<br />

entschied sich dann doch für den Kochberuf. Nach der Lehre und<br />

einer ersten Station in einem Spitzenrestaurant ergatterte er sich<br />

eine Stelle in Caminadas Brigade auf Schloss Schauenstein, zog<br />

nach dreieinhalb Jahren nach São Paulo, kam zurück und hätte bei<br />

Joachim Wissler in Bergisch Gladbach anfangen können – aber da<br />

erreichte ihn Caminadas Angebot...<br />

<strong>44</strong> GARÇON


IGNIV LOKALTERMIN<br />

Ich kann hier kochen, was ich cool finde, bin mir<br />

aber natürlich immer bewusst, dass ich Andreas Caminada<br />

und seine Philosophie vertrete. Am Anfang<br />

haben wir die IGNIV-Kompositionen deshalb auch<br />

regelmäßig besprochen, mittlerweile haben mein Team<br />

und ich allerdings ziemlich freie Hand.<br />

Silvio Germann, Küchenchef<br />

IGNIV by Andreas Caminada im Grand Resort Bad Ragaz<br />

GARÇON<br />

45


LOKALTERMIN IGNIV<br />

Und da ist noch etwas: Am Sonntagmittag bietet das IGNIV ein<br />

Sharing-Kindermenü an, eine Idee von Restaurantleiter Francesco<br />

Benvenuto und Küchenchef Silvio Germann. „Auch das gehört zu<br />

unserem Konzept“, so die beiden Gastronomen, „weshalb sollten<br />

wir die Familien außen vorlassen – nur weil wir gehobene Gastronomie<br />

machen? Nein, das ist kein Grund.“<br />

Häufig haben wir den Satz gehört, dass in der Schweiz die Uhren<br />

anders ticken als in Deutschland. Wir sind uns nach dem IGNIV-<br />

Erlebnis sicher, dass das auch für die Gastronomie gilt.<br />

IGNIV BY ANDREAS CAMINADA<br />

Bernhard-Simon-Straße 2<br />

CH-7310 Bad Ragaz<br />

Tel. +41 (0)81 — 303 30 30<br />

www.igniv.com<br />

46 GARÇON


ItaliaFestival<br />

BerlinKunst |<br />

Kultur | <strong>Lebensart</strong> | Design<br />

09.-10. September 2017<br />

URANIA Berlin<br />

Sa., 09.09.: 10.00 - 20.00 Uhr<br />

So., 10.09.: 10.00 - 18.00 Uhr<br />

»La dolce vita«<br />

▲<br />

▲<br />

Venue: URANIA Berlin, An der Urania 17, 10787 Berlin-Schöneberg<br />

www.italiafestival.de


GESCHMACKSSACHEN Bigos, Kascha & mehr<br />

Smak<br />

BIGOS, KASCHA & MEHR<br />

VON MARC STEYER<br />

Polskie<br />

48 GARÇON


Bigos, Kascha & mehr GESCHMACKSSACHEN<br />

Feinkosthändlerin Ania Bogocz mit Sohn Patrick.<br />

Ania Bogocz' kleiner Laden ist mit roten und weißen Luftballons<br />

geschmückt, sie selbst trägt chices Türkis und ist glücklich.<br />

Als sie vor zehn Jahren im Neuköllner Stadtteil Buckow und dann<br />

auch noch in einer kleinen Seitenstraße ihren polnischen Spezialitätenladen<br />

eröffnete, prophezeiten ihr selbst gute Freunde bestenfalls<br />

ein Jahr. Zehn sind es inzwischen geworden – Ende April<br />

feierte die Feinkosthändlerin den runden Geburtstag.<br />

In diesen zehn Jahren hat Ania Bogocz, die aus einem kleinen<br />

Ort in der Nähe von Poznán stammt und 1989 nach Berlin kam, viele<br />

Stammkunden gewonnen – längst nicht mehr nur hier lebende<br />

Polen, sondern auch Deutsche, die das Lebensmittelangebot, das<br />

die 49-Jährige direkt von polnischen Produzenten bezieht, ebenso<br />

schätzen wie ihre Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft.<br />

Ania Bogocz, das ist draußen im Buckower Kiez längst ein Synonym<br />

für Tante Emma auf polnisch. Brot und Gemüse kommen<br />

zweimal die Woche frisch, ebenso die berühmten polnischen<br />

Wurstsorten und der Eichen-Rauchschinken. In den Regalen stehen<br />

Gläser mit Biogurken, süß-saurem Spargel, Roten Beten und<br />

feinem Sauerampfer-Mus – ein kulinarischer Geheimtipp.<br />

Es gibt polnischen Wodka, polnische Torten, Käse, Konfekt, Marmeladen,<br />

Piroggen und die unvermeidliche Smetana – Schmand<br />

mit dem sagenhaftem Fettgehalt von 18 Prozent.<br />

Polskie delikatesy eben. Allen, die der polnischen Sprache nicht<br />

mächtig sind, gibt Ania Bogocz Tipps für die Zubereitung – natürlich<br />

auf deutsch.<br />

FEINKOST BOGOCZ<br />

Schlierbacher Weg 7-9<br />

12349 Berlin-Buckow<br />

Tel. 030 — 80 61 77 09<br />

www.polnische-feinkost-spezialitaeten.de<br />

GARÇON<br />

49


RAFFINIERT | HOCHWERTIG | LEGER | BERLIN<br />

NICHT NUR FÜR GOURMETS<br />

SCHLEMMEN... Vom BUSINESS LUNCH über eine ideenreiche DINNERKARTE und ein schlichtes MEHRGÄNGE-MENÜ bis<br />

hin zum beschwingten JAZZ-BRUNCH am Sonntag - das Restaurant DUKE verwöhnt seine Gäste auf hohem Niveau, aber leger und<br />

unkompliziert.<br />

10 JAHRE RESTAURANT DUKE<br />

Genießen Sie vom 01. bis 30. Juni ab 18:00 Uhr ein Zehn-Gänge-Menü unseres Küchenchefs Florian Glauert<br />

inklusive Weinbegleitung, Wasser und Kaffee für EUR 139,00 pro Person.<br />

RESTAURANT DUKE IM ELLINGTON HOTEL BERLIN<br />

GEÖFFNET: MONTAG BIS SAMSTAG 12:00 BIS 23:00 UHR<br />

+49 (0)30 68 315-4000 | CONTACT@DUKE-RESTAURANT.COM<br />

NÜRNBERGER STRASSE 50-55 | 10789 BERLIN<br />

WWW.DUKE-RESTAURANT.COM


SweMa-Gemüsepaste GESCHMACKSSACHEN<br />

Zuerst das Positive: Über 20 junge Unternehmensgründer<br />

präsentierten auf dem 1. Berliner<br />

Start-up Food Market Anfang April 2017<br />

ihre Produkte. Über 20 Ideen also, über<br />

zwanzigmal Fantasie, Kreativität und der<br />

Ehrgeiz, erfolgreich zu sein.<br />

Nun das Bedenkliche: „Neun von zehn<br />

Geschäftsideen scheitern“, weiß Professor<br />

Jens Vogelgesang von der Universität Hohenheim<br />

(s. auch Seite 58). Das gelte für<br />

alle Branchen, so der Kommunikationswissenschaftler,<br />

also auch für den Bereich<br />

Food und Beverage.<br />

Mit diesem Wissen testeten wir uns<br />

durch die Offerten des Start-up-Marktes,<br />

probierten Energieriegel, Proteinshakes,<br />

gedörrte Snacks und getrocknetes Fleisch<br />

und ließen uns über Limai-Limonade und<br />

O´Donnell Moonshine aufklären, einen Likör<br />

im Einweckglas. Wir schmunzelten über<br />

Lusty Ice und sein veganes Eis am Stil in<br />

erotischen Formen und staunten über die<br />

stetig wachsende Zahl von Gründern, die<br />

am ohnehin schon hart umkämpften Markt<br />

für Food-Delivery mitmischen wollen.<br />

Das Erfreuliche: Es gibt nur wenige Copy<br />

Cats, Unternehmen also, die lediglich die<br />

Ideen anderer kopieren.<br />

Und das Problematische: Die <strong>Essen</strong>-und-<br />

<strong>Trinken</strong>-Gründerszene in Berlin will vor allem<br />

hip sein. Wie relevant das eigentlich ist, was<br />

viele Start-ups tun, darüber wird noch zu<br />

wenig nachgedacht.<br />

GARÇON<br />

51


GESCHMACKSSACHEN SweMa-Gemüsepaste<br />

SUPPENGRÜN IM GLAS<br />

KNORR & CO. SOLLTEN SICH WARM ANZIEHEN<br />

VON JÖRG TEUSCHER<br />

Diese Gemüsepaste des Berliner Start-ups SweMa hat die Chance,<br />

das bestehende Sortiment ähnlicher Produkte kräftig aufzumischen.<br />

Das von Swen Straßberger und Maja Linda Gérard entwickelte<br />

Suppengrün im Glas ist frei von jeglichen künstlichen<br />

Konservierungsstoffen und Geschmacksverstärkern, enthält dafür<br />

aber einen Anteil an rohem Gemüse von 73 Prozent – bei vergleichbaren<br />

Wettbewerbern sind es nur Bruchteile dessen. In einer Alnatura<br />

Gemüsebouillon beispielsweise sind 20 Prozent Gemüse, in<br />

einer Delikatessbrühe feinkörnig von Rapunzel Naturkost 16 und in<br />

einer Klaren Gemüsebrühe von Maggi sogar nur 4,8 Prozent.<br />

52 GARÇON


SweMa-Gemüsepaste GESCHMACKSSACHEN<br />

Master-Studenten und Jungunternehmer: Maja Linda Gérard und Swen Straßberger samstags auf dem Kollwitzmarkt.<br />

Swen Straßberger beherrscht das Wochenmarktgeschäft. Kaum<br />

einer kommt an dem Mann vorbei, ohne nicht wenigstens ein<br />

Schlückchen von seiner Gemüsebrühe probiert zu haben. Maja Linda<br />

Gérard, Straßbergers Partnerin, bleibt da lieber im Hintergrund<br />

und gibt die Assistentin.<br />

Dennnoch – die beiden sind ein Team. Swen Straßberger, 27,<br />

stammt aus Thüringen und hat Koch gelernt, Maja Linda Gérard,<br />

26, ist in Freiburg zu Hause. Beide studieren Lebensmitteltechnologie<br />

an der Beuth-Hochschule für Technik in Berlin und stehen<br />

kurz vor ihrem Masterabschluss. Und beide haben eine Gemüsepaste<br />

entwickelt, die all das, was an Würfeln und Pulvern für die<br />

schnelle Herstellung einer Gemüsebrühe am Markt ist, locker in<br />

den Schatten stellt. Vor allem geschmacklich, das hören sie an ihrem<br />

Marktstand häufig.<br />

GARÇON<br />

53


GESCHMACKSSACHEN SweMa-Gemüsepaste<br />

5.00 Uhr morgens auf dem Berliner Großmarkt an der Moabiter<br />

Beusselstraße. Sommerliches Sonnenauferstehen. Seit Swen Straßberger<br />

und Maja Linda Gérard – kurz SweMa – sich entschieden<br />

hatten, aus einer fixen Idee ein ernsthaftes Projekt zu machen, gehören<br />

solche Termine zu ihrem Alltag. „Sicher, andere Studenten<br />

feiern jetzt wahrscheinlich noch Party“, so Swen Straßberger, „aber<br />

entweder Du willst es oder Du lässt es.“<br />

Das ist seine Form der Umschreibung einer Erkenntnis, die deutsche<br />

Wirtschaftsforscher so formulieren: „In vielen in den letzten<br />

Jahren entstandenen Start-ups“, so heißt es in einer Analyse der<br />

deutschen Gründerszene, „fehlt vor allem die Leidenschaft, jeden<br />

Tag besser werden zu wollen. Sie nimmt bis zu einem bestimmten<br />

Punkt zu und hört dann einfach auf, sich weiterzuentwickeln.“ Wer<br />

Swen Straßberger und Maja Linda Gérard kennenlernt, hat dieses<br />

Im Gespräch mit dem Großhändler Marcus Fuhrmann.<br />

54 GARÇON


SweMa-Gemüsepaste GESCHMACKSSACHEN<br />

Gefühl allerdings nicht. „Dass Erfolg Leidenschaft braucht, das<br />

wissen wir“, so Straßberger im Brustton der Überzeugung und fast<br />

ein wenig trotzig.<br />

Die Entwicklung ihres jungen Unternehmens von der ersten Idee<br />

im September 2014 bis jetzt bestätigt seine Aussage. Was mit dem<br />

Versuch begann, ein paar Gemüsewürfel zu konservieren, mauserte<br />

sich in knapp zweieinhalb Jahren zu einem respektablen jungen<br />

Unternehmen, dessen Gemüsepaste übrigens auch hier auf dem<br />

Großmarkt an der Beusselstraße viel Interesse findet.<br />

Für den Großhändler und erfahrenen Branchenkenner Olaf Gerd<br />

Weiss ist es ein, wie er sagt, „durchaus spannendes Produkt“.<br />

Weiss bietet den beiden Unternehmensgründern beste Ware für ihre<br />

Paste und macht ihnen einen guten Preis. Seine knappe Begründung<br />

dafür: „Wenn du an etwas glaubst, musst du es unterstützen.“<br />

Großhändler Olaf Gerd Weiss: „Ein Projekt, das wir gern unterstützen.“<br />

GARÇON<br />

55


GESCHMACKSSACHEN SweMa-Gemüsepaste<br />

Angela Rolla-Eilers, Schulleiterin des Oberstufenzentrums Ernährung und Lebensmitteltechnik (Emil-Fischer-Schule)<br />

und Lebensmitteltechniker Martin Merten, 2. und 3. v.li.: „Ein interessantes Start-up, das jede Hilfe verdient“.<br />

Genauso sehen das auch Angela Rolla-Eilers, Schulleiterin des<br />

Oberstufenzentrums Ernährung und Lebensmitteltechnik in der<br />

Wittenauer Cyclopstraße und ihre Mitarbeiter: „Wir haben alles,<br />

was die beiden Existenzgründer zur Herstellung ihrer Gemüsepaste<br />

brauchen, ein Technikum, entsprechende Räume, kleine, aber<br />

hochmoderne Maschinen, die wir natürlich nicht 24 Stunden am<br />

Tag nutzen. Da brauchte die Entscheidung, Swen Straßberger und<br />

Maja Linda Gérard zu unterstützen und dieses Start-up auf seinem<br />

Weg zu begleiten, doch keine lange Diskussion.“<br />

Die erfahrene Pädagogin und ausgebildete Lebensmittelchemikerin<br />

hat sich natürlich auch mit der SweMa-Gemüsepaste selbst<br />

beschäftigt und sieht für das neue Produkt durchaus gute Chancen<br />

an einem zwar satten, aber fast ausschließlich von geschmacksindifferenten<br />

„Wettbewerbern“ mit geringem Gemüseanteil bestimm-<br />

56 GARÇON


SweMa-Gemüsepaste GESCHMACKSSACHEN<br />

ten Markt. „Das, was die beiden jungen Leute entwickelt haben,<br />

enthält nicht nur fast drei Viertel Gemüse und ist frei von jeglichen<br />

Zusatzstoffen, sondern begeistert eben auch mit seinem unverwechselbar<br />

ursprünglichen Geschmack.“<br />

Noch ist die Herstellung der SweMa-Gemüsepaste aufwändige<br />

Handarbeit: Gemüse putzen, Gemüse waschen, Gemüse schälen.<br />

Dann erst, beim Zerkleinern, Mischen und Abfüllen, kommen Maschinen<br />

zum Einsatz. „Unsere erste Investition in unserem jungen<br />

Unternehmen war erst vor kurzem der Kauf eines Universalzerkleinerers,<br />

gebraucht, für 1.500 Euro“, erzählt Maja Linda Gérard.<br />

Es soll aber nicht die letzte bleiben: „Einige Berliner Kindertagesstätten,<br />

die großen Wert auf eine gesunde Ernährung der Kleinen<br />

le gen, interessieren sich bereits für unsere Gemüsepaste.“<br />

www.swema-lebensmittel.de<br />

GARÇON<br />

57


GESCHMACKSSACHEN SweMa-Gemüsepaste<br />

Dr. Jens Vogelgesang ist Professor für Kommunikationswissenschaft<br />

und leitet seit 2015 das Fachgebiet Medien- und Nutzungsforschung<br />

am Institut für Kommunikationswissenschaft der Uni versität<br />

Hohenheim. Der 42-Jährige studierte an der Freien Uni ve r si t ä t<br />

Berlin Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, Betriebswirtschaftslehre<br />

und Psychologie, schloss seine Promotion im<br />

Jahr 2010 ab und war vor seiner akademischen Laufbahn als Projektleiter<br />

beim Markt- und Meinungsforschungsinstitut forsa tätig.<br />

Prof. Dr. Jens Vogelgesang, Universität Hohenheim.<br />

Die SweMa-Gemüsepaste als Gegenstand einer studentischen<br />

Übung an der Uni Hohenheim – wie kam's dazu, Herr Professor?<br />

Ein Bekannter aus Berlin hat mir ein Glas mit der Paste geschenkt und<br />

die Geschichte hinter dem Produkt erzählt. Schnell war klar, dass<br />

es alle Voraussetzungen erfüllt, die wir für diese Übung brauchen.<br />

Worum geht es denn bei der Übung?<br />

Um die Erarbeitung eines Kommunikationskonzepts.<br />

Wozu braucht man ein solches Konzept?<br />

Kurz gesagt, um die eigene Zielgruppe zu erreichen und um sein<br />

Produkt erfolgreich zu verkaufen.<br />

Im Umkehrschluss würde das heißen, dass ohne Kommunikationskonzept<br />

neue Produkte keine Chance am Markt haben.<br />

Richtig, so sehen wir das. Um mal bei der SweMa-Gemüsepaste zu<br />

bleiben – wenn die Produzenten jeden Samstag auf einem Berliner<br />

Wochenmarkt 20, 30 Gläser verkaufen wollen, ist ein solches Konzept<br />

natürlich nicht nötig, aber wenn sie wachsen wollen, brauchen sie es.<br />

Und Sie üben mit Ihren Studenten, solche Konzepte auszuarbeiten.<br />

Genau. Im dritten Semester gibt es für alle Kommunikationswissenschafts-Studenten<br />

an unserer Universität ein sogenanntes Modul<br />

„Grundlagen der Werbung“, das aus einer Vorlesung und eben der<br />

genannten Übung besteht, die von zwei externen Lehrbeauftragten<br />

geleitet wird, dem Inhaber einer bekannten Esslinger Werbeagentur<br />

und dem Kommunikationschef eines Industrieunternehmens vor<br />

den Toren Stuttgarts.<br />

Welche Bausteine hat denn ein Kommunikationskonzept?<br />

Zu Beginn müssen Kommunikations- und Werbeziele festgelegt<br />

werden. Dann kommt die SWOT-Analyse. Dabei geht es darum, die<br />

Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken des Produkts am Markt<br />

herauszufinden. Auf dieser Basis muss dann eine Kommunikationsstrategie<br />

erarbeitet werden, welche die eigene Stärke – am besten<br />

ein Alleinstellungsmerkmal – in den Mittelpunkt stellt. Im Fall der<br />

SweMa-Gemüsepaste ist etwa der hohe Gemüseanteil von 73 Prozent<br />

ein Alleinstellungsmerkmal im Markt. Das Marketing könnte<br />

also dort ansetzen.<br />

Das, was Sie da gerade skizziert haben, können Produktentwickler<br />

und Unternehmensgründer aber doch nur in Ausnahmefällen<br />

selbst leisten.<br />

Das sehe ich auch so, dafür benötigen Start-up-Firmen professionelle<br />

Unterstützung.<br />

Und die kostet Geld.<br />

Sicher, klappern gehört zum Handwerk, muss aber auch bezahlt werden.<br />

Ein bestimmtes Budget für Kommunikation und Marketing gehört<br />

in jeden Business-Plan. Die SweMa-Gründer haben das verstanden.<br />

Genau dort wollen aber die meisten Start-up-Unternehmungen<br />

sparen, das ist jedenfalls unsere Beobachtung.<br />

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass der Erfolg eines jungen Unternehmens<br />

oder einer neuen Marke in direktem Zusammenhang<br />

mit dem Vorhandensein eines Kommunikationskonzeptes und dessen<br />

professioneller Umsetzung steht.<br />

Ganz andere Frage, Herr Professor. Haben Sie die SweMa-Gemüsepaste<br />

mal selbst probiert?<br />

Selbstverständlich, mehrfach.<br />

Mit welchem Resultat?<br />

Die Zutaten und der Geschmack haben mich überzeugt, vor allem,<br />

wenn ich die Paste vor der weiteren Verarbeitung – wie von den<br />

Produzenten empfohlen – in der Pfanne kurz ansröste. Übrigens<br />

auch ein Punkt, der im Marketing eine Rolle spielen könnte.<br />

Vielen Dank für das Gespräch.<br />

58 GARÇON


Müritz Gin,<br />

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GESCHMACKSSACHEN Wurst aus Franken und dem Vogtland<br />

Die Würzung macht<br />

den Unterschied.<br />

DAS FEUERROTE<br />

WURSTMOBIL<br />

WIE VIKTOR IKS DEN BERLINER MARKT EROBERT<br />

VON MARC STEYER<br />

Schmeckt voll nach Heimat.<br />

Eben kein Fabrikkram.<br />

Bestes Fleischerhandwerk.<br />

Fragen Sie nicht so viel,<br />

probieren Sie lieber.<br />

Wurst vom anderen Stern.<br />

60 GARÇON


Wurst aus Franken und dem Vogtland GESCHMACKSSACHEN<br />

Vor rund zwanzig Jahren hatte Joachim Fischer aus dem vogtländischen<br />

Plauen eine Idee. Wie wäre es, sagte sich Meister Fischer, 52,<br />

wenn ich versuchen würde, regionale Wurstspezialitäten in Berlin<br />

zu verkaufen? Gesagt, getan, Fischer charterte einen Kühltransporter<br />

mit Verkaufstheke, fuhr in die Hauptstadt und bot seine Würste<br />

an, hergestellt nach traditionellen Rezepturen, abgeschmeckt mit<br />

eigenen Gewürzmischungen und zumeist in Naturdärme abgefüllt.<br />

Das Angebot traf den Geschmack vieler Berliner, deftig, kräftig,<br />

von bester Handwerksqualität, das kam an und Fischer kam wieder,<br />

diesmal mit seinem Mitarbeiter Victor Iks.<br />

Vor einem Jahr machte sich Iks, <strong>44</strong>, selbstständig und nun kommen<br />

sie beide nach Berlin: Joachim Fischer mit einem schneeweißen,<br />

Victor Iks mit einem feuerroten Fiat Ducato, beide mit fränkischen<br />

und vogtländischen Wurstspezialitäten und dem Wissen,<br />

dass „hausgemacht“ bei ihnen nicht nur so dahergeredet wird. „Auf<br />

unserer Wurst steht zwar nichts drauf“, so Fischer im unüberhörbaren<br />

Vogtland-Dialekt, „dafür aber ist das Richtige drin. Leber in der<br />

Leberwurst zum Beispiel. Und Majoran aus Thüringen.“<br />

Einziges Problem: Um an Gelbwurst, Land- oder Hüttenspeck<br />

zu kommen, muss man ziemlich weit fahren. „Uns gibt es nur im<br />

tiefen Osten“, grinst Iks, Russlanddeutscher, der vor 21 Jahren aus<br />

Kasachstan nach Bayern kam und heute im oberfränkischen Hof lebt.<br />

„Weshalb gastieren Sie denn nicht mal auf Wochenmärkten in<br />

Charlottenburg oder Schöneberg“, eine logische Frage und eine<br />

Antwort wie aus der Pistole geschossen, weil Iks sie wohl schon<br />

oft gegeben hat: „Wir haben es ja versucht, aber dort ist unsere<br />

Wurst nicht fein genug.“ Und das meint er wohl in mehrfacher Hinsicht.<br />

Deshalb also: „Wurst vom anderen Stern“, immer mittwochs<br />

auf den Wochenmärkten am S-Bahnhof Friedrichsfelde Ost und<br />

Am Springpfuhl in Berlin-Marzahn. „Oder Sie rufen an“, so Fischer.<br />

Fa. Joachim Fischer: 0172 — 90 00 785<br />

Fa. Viktor Iks: 0160 — 36 15 567<br />

GARÇON<br />

61


Ostseeurlaub – Zeit zum Genießen<br />

In der Yachthafenresidenz Hohe Düne erwartet Sie eine Hotelanlage der<br />

Extraklasse mit liebevoll eingerichteten Zimmern und Suiten, der paradiesischen<br />

Wohlfühlwelt Hohe Düne SPA, einer stilvollen Shopping-Passage<br />

und insgesamt zwölf Restaurants und Bars. Mit dem Gourmet-Restaurant<br />

Der Butt steht sogar eine mit dem Michelin-Stern ausgezeichnete Haute<br />

Cuisine zur Verfügung. Genießen Sie den traumhaften Blick auf den exklusiven<br />

Yachthafen und das offene Meer.<br />

Erleben Sie erstklassige Kulinarik mit unserem Arrangement<br />

„Gourmet-Traum Hohe Düne“ ab 365 € p. P. (2 Übernachtungen im DZ)<br />

Wir freuen uns auf Sie!<br />

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Yachthafenresidenz Hohe Düne GmbH Am Yachthafen 1 18119 Rostock-Warnemünde Tel. 0381 / 50 400 Fax 0381 / 50 40 - 60 99 E-Mail info@yhd.de


Nicola Pascale KOPFSALAT<br />

Pascales Prodotti<br />

MEHR ITALIEN GEHT NICHT<br />

VON JÖRG TEUSCHER<br />

Die Fresco GmbH ist ein Kompetenzzentrum für italienische Lebensmittel.<br />

In den Hochregalen und Kühlräumen des Unternehmens<br />

mit Sitz auf dem Berliner Großmarkt an der Beusselstraße lagern<br />

über 2.000 prodotti, 100 percento Italiani – sowohl in Deutschland<br />

bereits bekannte Marken wie MUTTI aus Montechiarugolo als auch<br />

hierzulande noch weitgehend unbekannte wie AURICCHIO aus San<br />

Giuseppe Vesuviano oder PALMIROTTA aus Castellana Grotte.<br />

Chef dieses kulinarischen Imperiums ist Nicola Pascale, ein Bilderbuch-Italiener,<br />

den alle nur Pascale nennen.<br />

GARÇON<br />

63


KOPFSALAT Nicola Pascale<br />

Lebensmittel sind Nicola Pascales Leben. Ihnen gilt seine Liebe,<br />

nicht die ganze – da sind noch seine Frau Katrin, die Kinder Patricia<br />

und Gianluca, die Kunst im Allgemeinen und die Malerei im<br />

Besonderen – aber ein großer Teil schon.<br />

Man muss dem 65-Jährigen nur in die Augen schauen, wenn er<br />

beispielsweise über das Olivenöl aus der Ölmühle des Freundes<br />

Michele Sgobba in Castellana Grotte spricht, Pascales Heimatort.<br />

Hier, in der Nähe der apulischen Hauptstadt Bari, wuchs er auf,<br />

hier absolvierte er eine Kochlehre – „bei Maestro Angelo Consoli,<br />

einem bekannten Küchenmeister, dem sogar der Titel Cavaliere<br />

verliehen wurde“ – hier startete er ins Berufsleben.<br />

1977 zog es ihn nach Deutschland; er war Tellerwäscher in<br />

Heidelberg und Gastronom in Berlin. 1998 schließlich wechselte<br />

Pascale die Seiten und begann, italienische Spezialitäten zu importieren.<br />

Inzwischen kommt in Berlin keiner mehr an der Fresco<br />

GmbH vorbei, wenn es um Spezialità Italiane geht.<br />

64 GARÇON


Nicola Pascale KOPFSALAT<br />

PECORINO STAGIONATO IN FOSSA:<br />

Eine spezielle Variante des in Italien allgegenwärtigen<br />

Schafmilchkäses. Der Pecorino aus der Käserei von<br />

Walter Facchini in Umbrien bekommt seinen besonderen<br />

Geschmack durch die Reifung in Erdhöhlen.<br />

Großmärkte haben ihren eigenen Rhythmus.<br />

Auch an der Moabiter Beusselstraße ticken<br />

die Uhren irgendwie anders.<br />

Während zwischen Mitternacht und Morgengrauen<br />

auf dem über 81.000 Quadratmeter<br />

großen Fruchthof-Areal mit seinen<br />

rund 1.000 Mitarbeitern der Teufel los zu<br />

sein scheint, ist vormittags hier tote Hose,<br />

erst recht am Samstagvormittag.<br />

Die Kühltransporterflotten der Großhändler<br />

parken in Reih und Glied, die Laderampen<br />

und Hallengänge sind verwaist, die<br />

Rollgitter geschlossen. Da und dort mal ein<br />

einsamer Gabelstapler und ein paar Männer<br />

mit Reinigungsgerät – das war’s dann<br />

auch schon.<br />

Lediglich bei Fresco ist Betrieb. Deutschitalienisches<br />

Stimmengewirr. Zwei Männer<br />

diskutieren sich gestikulierend durch eine<br />

meterlange Schinkenofferte im Hochregallager,<br />

eine junge Frau kauft Dosentomaten,<br />

eine zweite fragt nach Pesto con Basilico<br />

Genovese, eine dritte nach den berühmten<br />

Filetti di Acciughe.<br />

Chef Pascale, Nicola Pascale, ist im Gespräch<br />

mit dem Gastro-Urgestein Emido<br />

Lepore, es geht um eine Pasta- und Weinlieferung<br />

für dessen Cantina La Vecchia in<br />

Alt-Rudow. Der Samstag ist verkaufsoffen<br />

bei Fresco, nicht nur für Gastronomen, sondern<br />

auch für Ottilie- und Otto-Normalverbraucher<br />

mit Hang zu Italo-Feinkost.<br />

FRIARIELLI NAPOLETANI SOTT´OLIO:<br />

Friarielli nennen die Neapolitaner die Blütenknospen<br />

des in Kampanien besonders schmackhaften Brokkolis.<br />

Eingelegt in Olivenöl, sind sie eine ausgesprochen<br />

aromenstarke Spezialität.<br />

Kenner unter sich: Nicola Pascale, Food-Scout Marco D'Urso und Gastronom Emidio Lepore, v.li.<br />

ACQUERELLO IL RISO:<br />

Ein Risotto-Reis der Sorte Carnaroli aus dem Piemont,<br />

der nach der Ernte ein Jahr gelagert und dann erst geschält<br />

wird. Ergebnis: Proteine und Vitamine sind weniger<br />

wasserlöslich, die Klebrigkeit nimmt ab.<br />

GARÇON<br />

65


KOPFSALAT Nicola Pascale<br />

FILETTI DI ACCIUGHE:<br />

Sardellenfilets, fest, fleischig und aromatisch. Die<br />

kleinen Heringsfische kommen aus dem Golf von Neapel,<br />

werden noch am Fangtag filetiert und in Salz und<br />

Sonnenblumenöl eingelegt.<br />

Geregelte Nachfolge: Gianluca und Patricia Pascale mit ihrem Vater.<br />

CARCIOFI DELLA NONNA:<br />

Feine Artischocken, mariniert nach Art der apulischen<br />

Großmütter, d. h. eingelegt in Essig und Öl, gewürzt<br />

mit Knoblauch, Paprika und Petersilie. Eine Spezialität<br />

aus der Provinz Foggia.<br />

Wir treffen einen Mann, der jünger wirkt als<br />

er ist, Marco D´Urso, 43. „Trüffelschwein“,<br />

steht auf seiner Visitenkarte und „Prodotti<br />

d´Eccellenza dall´ Umbria“.<br />

D´Urso stammt aus dem umbrischen Assisi,<br />

hat in Perugia, der Hauptstadt der Region,<br />

Literaturwissenschaften studiert und<br />

über „Das Tragische im modernen italienischen<br />

Roman“ promoviert.<br />

Vor zehn Jahren kam er nach Berlin – „der<br />

Liebe wegen“ – machte sich selbstständig<br />

und begann, als Food-Scout zu ar beiten,<br />

auch für Fresco. Seine Spezialstrecke: Delikatessen<br />

aus Umbrien.<br />

Marco D´Ursos Spürnase ist es zu verdanken,<br />

dass Nicola Pascale heute beispielsweise<br />

den einmaligen, bis zu 18 Monate<br />

in Erdhöhlen gereiften Pecorino aus<br />

der Käserei von Walter Facchini aus dem<br />

umbrischen Sigillo im Angebot hat. Oder<br />

die Speck- und Wurstspezialitäten aus Norcia,<br />

deren Hersteller dermaßen bekannt<br />

sind, dass der Begriff „Norcini“ in ganz Italien<br />

als Synonym für „Superfleischer“ gilt.<br />

Neben solchen Leckerbissen aus Umbrien<br />

gibt es bei Fresco natürlich auch<br />

Pro dukte aus den anderen Landesteilen:<br />

vom norditalienischen Veneto über das Piemont,<br />

Ligurien, die Toskana, Kampanien,<br />

Kalabrien, Sardinien bis zur Limoneninsel<br />

Sizilien. Und natürlich aus Pascales Heimat<br />

Apulien.<br />

´NDUJA DI SPILINGA:<br />

Die Antwort Italiens auf die gute alte deutsche Teewurst<br />

kommt aus dem kalabresischen Dorf Spilinga.<br />

Der gekutterte Mix besteht aus Schweinefleisch,<br />

Salz und satter Peperoncini-Würze.<br />

66 GARÇON


Nicola Pascale KOPFSALAT<br />

GUANCIALE DI NORCIA:<br />

Fester, geräucherter und gewürzter Backenspeck aus<br />

dem umbrischen Norcia, einer Stadt mit jahrhundertealter<br />

Tradition der Schweinefleischverarbeitung.<br />

Wichtige Zutat für Pasta alla carbonara.<br />

Plötzlich steht er hinter uns und zeigt eine<br />

Urkunde: International Award Puglia my<br />

love, datiert auf den 9. März 2017 und ausgestellt<br />

auf seinen Namen.<br />

„Signore Nicola Pascale ist ein würdiger<br />

Botschafter Apuliens in der Fremde“, zitiert<br />

er und man sieht ihm an, wie stolz er<br />

auf diese Ehrung ist.<br />

„Da hat man das gute Gefühl, dass sich<br />

die jahrelange Arbeit gelohnt hat“, das<br />

sagt der 65-Jährige auch mit dem Blick auf<br />

seine beiden Kinder: Tochter Patricia, 24,<br />

studiert an der Freien Universität Betriebswirtschaftslehre,<br />

Sohn Gianluca, 21, hat<br />

eine Großhandelsausbildung absolviert –<br />

beide werden, das ist so besprochen, einmal<br />

den Fresco- Familienbetrieb weiterführen.<br />

„Überleben kann in unserer Branche<br />

nur, wer hohe Qualität und einen starken<br />

Service bietet und wer jeden Tag mit ganz<br />

viel Leidenschaft bei der Sache ist“, das<br />

sagt Nicola Pascale uns zum Abschied,<br />

das wissen seine 22 Mitarbeiter auf dem<br />

Berliner Großmarkt und das hat er auch<br />

seinen Kindern mit auf den Weg gegeben.<br />

FRESCO GMBH<br />

Beusselstraße <strong>44</strong> N-Q<br />

10553 Berlin-Moabit<br />

Tel. 030 — 20 09 71 40<br />

www.fresco-berlin.de<br />

SCAMORZA PUGLIESE:<br />

Gebrühter und geräucherter Kuhmilch-Knetkäse aus<br />

der Manufaktur von Angelo Palmirotta im apulischen<br />

Castellana Grotte, der Heimatstadt von Nicola Pascale<br />

in der Nähe von Bari.<br />

SALAME CON CINGHIALE:<br />

Die angenehm würzige Spezialität stammt aus einer<br />

Manufaktur in Diano d´Alba im Piemont, besteht zu<br />

zwei Dritteln aus „normalem“ und zu einem Drittel<br />

aus Wildschweinfleisch.<br />

GARÇON<br />

67


KOPFSALAT Felix Kosel<br />

Felix Kosel, 36-jähriger Berliner, gründete bereits mit 18 einen<br />

Zeitschriftenverlag. Später war er in der Musikbranche tätig,<br />

leitete den Aufbau der Kulturabteilung im Deutsch-Russischen<br />

Haus in Moskau und das Marketingressort von twotickets.de, eines<br />

Freikarten-Online-Portals in Berlin. Gemeinsam mit seinem<br />

Partner Markus Kosel brachte er in Friedrichshain das Café Sellberg<br />

an den Start, ein Frühstückslokal jenseits von Brunch-Boom<br />

und To-go-Tick. Eine neunmonatige Reise durch Südostasien<br />

nutz ten die beiden nicht nur, um „in die Faszination der dortigen<br />

Kultur einzutauchen“, wie es Kosel nennt, sondern auch, um ein<br />

neues Projekt vorzubereiten. Am 2. Mai 2017 hatte es Premiere:<br />

www.bei-mir-um-die-ecke.de.<br />

AUF EINEN KLICK<br />

MARKTPLATZ FÜR MANUFAKTUREN: BEI-MIR-UM-DIE-ECKE.DE<br />

Was gibt ’s denn bei Ihnen um die Ecke, Herr Kosel?<br />

Wie meinen Sie das?<br />

Manufakturmäßig.<br />

Da müsste ich jetzt erstmal in unser Portal schauen.<br />

Und dann wissen Sie es?<br />

Mit Sicherheit. Unser Verzeichnis regionaler Lebensmittelproduzenten<br />

und Manufakturen hat inzwischen rund 1.550 Einträge, Sie<br />

finden also unter bei-mir-um-die-Ecke.de rund 1.550 Manufakturen<br />

aus der Lebensmittelbranche.<br />

Deutschlandweit?<br />

Von Flensburg bis Garmisch-Partenkirchen. Es geht aber immer um<br />

Lebensmittel-Handwerker, wer zu groß ist und nicht mehr manufakturell<br />

arbeitet, passt bei uns nicht rein.<br />

Wie sind Sie denn auf die Idee gekommen?<br />

Ich habe mit meinem Partner ein Kaffee betrieben, wir haben Leckereien<br />

aus der Region gesucht, nicht viel gefunden, also nur die<br />

üblichen Verdächtigen und uns gefragt, weshalb es eigentlich keine<br />

Aufstellung gibt, so mit den wichtigsten Fakten.<br />

Und dann ging ´s los?<br />

Dann haben wir ein Jahr lang projektiert und recherchiert und am<br />

2. Mai 2017 sind wir an den Start gegangen.<br />

Die ersten Reaktionen...<br />

...waren absolut positiv. Einige Ihrer Kollegen haben sich sogar dafür<br />

bedankt, dass sie endlich ein Instrument hätten, das ihnen einen<br />

schnellen Überblick über die verschiedenen Branchen im Lebensmittelhandwerk<br />

ermöglicht.<br />

1.550 Einträge, das ist ja schon mal 'ne Hausnummer. Wo wollen<br />

Sie denn am Jahresende liegen, Herr Kosel?<br />

Wir werden sicher etwas weiter sein, aber auf eine Zahl möchte<br />

ich mich dann doch nicht festlegen. Sehen Sie, wir haben zum<br />

Beispiel rund 4.000 Imker in Deutschland, von denen bisher nur<br />

ein Bruchteil in unserem Portal vertreten ist. Alle werden wir nie<br />

haben. Wichtiger erscheint mir, dass die Manufaktur-Profile, also<br />

knappe Beschreibungen der Unternehmung und ihrer Produkte, in<br />

den nächsten Wochen gefüllt werden.<br />

Und wenn das alles erledigt ist, was kommt dann?<br />

Wir haben natürlich eine Vision.<br />

Und die wollen Sie noch nicht öffentlich machen.<br />

Doch, doch. Unsere Vision ist ein Online-Marktplatz in unserem<br />

Portal, auf dem die Manufakturen ihre Produkte dann auch verkaufen<br />

können. Insgesamt geht es uns darum, wenn ich das noch<br />

sagen darf, das Lebensmittelhandwerk in Deutschland zu stärken.<br />

Vielen Dank für das Gespräch.<br />

68 GARÇON


Lebensmittelmanufakturen in Berlin: Deli Cacao...<br />

...Bols & Hansen Bio-Marmeladen...<br />

...Popcorn Bakery.


KOPFSALAT Florian Glauert<br />

DURCHSCHNITT<br />

IST KEIN MASS<br />

DER KÜCHENCHEF FLORIAN GLAUERT<br />

VON PETRA LEONHARDT<br />

70 GARÇON


Florian Glauert KOPFSALAT<br />

FLORIAN GLAUERT<br />

geboren am 28. Februar 1977 in Berlin<br />

1994-1997<br />

Kochlehre Hotel Esplanade Berlin<br />

1997-1999<br />

Commis und Demi Chef de Partie<br />

Restaurant Zum Hugenotten<br />

Hotel InterContinental Berlin<br />

(Thomas Kammeier)<br />

1999-2000<br />

Knowles-Restaurants,<br />

West Orange, New Jersey/USA<br />

Culinary Institute of America, New York<br />

2000-2004<br />

Chef de Partie und Sous Chef<br />

Restaurant Vivaldi<br />

Schlosshotel im Grunewald<br />

(Paul Urchs und Christian Lohse)<br />

2004<br />

Restaurant El Raco de can Fabes,<br />

Sant Celoni/Spanien<br />

(Santi Santamaria)<br />

2004-2007<br />

Küchenchef<br />

Felix ClubRestaurant, Berlin<br />

2007<br />

Küchenchef<br />

Grill Royal<br />

2007-2010<br />

Gastronomieberatung/Kochevents<br />

u.a. Kochhaus Berlin<br />

Einstein Stammhaus Berlin<br />

Landhaus Stricker, Sylt<br />

2011-2012<br />

Küchenchef Bankett und Catering<br />

Hotel Palace Berlin<br />

seit 2012<br />

Küchenchef Ellington Hotel Berlin<br />

2013<br />

Berliner Aufsteiger des Jahres<br />

GARÇON<br />

71


KOPFSALAT Florian Glauert<br />

Küchengespräch: Hoteldirektorin Tina Brack und Küchenchef Florian Glauert.<br />

Es wurde schon viel über Florian Glauert geschrieben, über den<br />

kulinarischen Globetrotter, den leidenschaftlichen Hummerkoch,<br />

einmal sogar darüber, dass er der künftige Berliner Superstar sei.<br />

Der Beinahe-Zwei-Meter-Mann mit dem offenen, freundlichen<br />

Gesicht, Küchenchef im Restaurant DUKE im Berliner Ellington<br />

Hotel, lächelt milde: „Muss alles schon lange her sein, bis auf den<br />

Hummer vielleicht.“<br />

Das rote Krustentier gehört zu seiner kulinarischen Welt. „Deshalb<br />

wird es im August dieses Jahres in unserem Restaurant DUKE<br />

auch wieder ein Hummermenü geben“, erzählt er, „mit Hummerbisque,<br />

Hummerceviche und natürlich mit dem Klassiker schlechthin,<br />

Hummer Thermidor.“<br />

Nach einer kurzen Denkpause dann der Satz: „Der Hummer verzeiht<br />

keinen handwerklichen Fehler.“<br />

Saisonstart: Ellington Sommergarten.<br />

72 GARÇON


Florian Glauert KOPFSALAT<br />

Am Pass: Florian Glauert und Sous Chef Marco Müggenburg.<br />

Handwerk und Klassik, das sind zwei der Lieblingsthemen des Küchenchefs,<br />

nicht nur verbal, sondern auch ganz praktisch. Die Sicherheit,<br />

mit der Glauert Produktaromen und Gewürze zu frappantem<br />

Wohlgeschmack addiert, weist ihn als Großen der Zunft aus.<br />

Den letzten Beweis dafür lieferte ein Geburtstagsmenü, dass<br />

Florian Glauert mit seinem Team anlässlich des zehnjährigen<br />

DUKE-Jubiläums zusammenstellte.<br />

Es hatte dieser Tage Premiere und wird nun bis Ende Juni 2017 auf<br />

der DUKE-Karte im Ellington Hotel stehen.<br />

Dazu der 40-jährige Küchenchef: „Wir haben drei Gerichte mit<br />

dem Attribut ‚vergangen‘ gekennzeichnet, vier mit ‚gegenwärtig‘<br />

und drei weitere mit ‚zukünftig‘, damit jeder Gast sehen kann,<br />

wo wir kulinarisch herkommen, wo wir stehen und wie wir hier im<br />

DUKE die kulinarische Zukunft sehen.“<br />

Duke-Gegenwart: Rottstocker Forelle, Adretta-Kartoffeln,<br />

Fromage blanc, Gartenkräuter, Leinöl-Emulsion.<br />

Duke-Zukunft: Lauwarmes Tatar vom Hummer „Chanel No.5“.<br />

GARÇON<br />

73


KOPFSALAT Florian Glauert<br />

Im Tresor: Florian Glauert und Andrea Sinner, stellvertretende Restaurantleiterin Duke.<br />

Wir jedenfalls können über diese phantasievolle, kreative und doch<br />

auch irgendwie bodenständige Küche nur angemessen schwärmen.<br />

Glauert und seine Männer versuchen, klassische Rezepturen mit nouveller<br />

Leichtigkeit zu verbinden, und genau das gelingt ihnen.<br />

Dafür stehen sowohl die geschäumte Velouté von Fine de Claire-<br />

Austern, die mit Artischocke, Nori und Steinpilz-Crumble serviert<br />

wird und die DUKE-Gegenwart beschreibt als auch ein Dessert, das<br />

die Zukunft kennzeichnet: Pimm´s Royale – Champagnersorbet<br />

mit Mandarinen-Verjus, Kräutern, Erdbeeren, Gin und Gurke.<br />

„Kontinuität birgt Qualität“, so formuliert Florian Glauert das<br />

Motto seiner Arbeit im Restaraunt DUKE, aus dem in den letzten<br />

Jahren immer mehr ein genussreiches, feinschmeckerisches Zuhause<br />

geworden ist. Happy birthday, DUKE.<br />

www.ellington-hotel.com<br />

Casual Fine Dining: Restaurant Duke.<br />

74 GARÇON


FATTORIA DEL ROVO<br />

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LEBEN. FREUDE. ITALIEN.<br />

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BOUQUET GARNI Nachrichten und Neuigkeiten<br />

Geburtstagstorte für den Jubilar: Altmeister Karl Wannemacher und Wolfram Ritschl.<br />

JUBILÄUM I<br />

Das kleine Schwarzweißfoto entstand wenige<br />

Jahre nach Eröffnung des Paris-Moskau.<br />

Wolfram Ritschl, Jahrgang 1960, gebürtiger<br />

Hamburger, hatte 1984 das alte<br />

Fach werkhaus gekauft, komplett saniert<br />

und als Restaurant drei Jahre später an<br />

den Start gebracht.<br />

Gehobene Regionalküche mit Ausflügen<br />

nach Frankreich und Italien – das Konzept<br />

funktionierte, selbst in diesem Niemandslandwinkel<br />

der eingemauerten Stadt West-<br />

Berlin.<br />

Nach dem Mauerfall war das Häuschen<br />

nahe der Moltkebrücke dann plötzlich mittendrin,<br />

ringsum wuchsen die Machtzentren<br />

der wiedervereinigten Republik. Deren<br />

Repräsentanten entdeckten das Paris-Moskau<br />

und lernten schnell die Diskretion seines<br />

Gastgebers schätzen. Nur Ritschl weiß,<br />

wie viele mehr oder weniger staatstragen de<br />

Treffen es in den Jahren in seinem Hause<br />

gab. Darüber reden will er jedenfalls auch<br />

am 30. Paris-Moskau-Geburts tag nicht.<br />

Zur Jubiläumsfeier am letzten Aprilsonntag<br />

kam keine Politprominenz, dafür aber<br />

gratulierten viele Weggefährten aus den<br />

letzten dreißig Jahren. Altmeister Karl Wannemacher<br />

und seine Frau Ingrid beispielsweise,<br />

die im Spätherbst mit ihrem Restaurant<br />

Alt Luxemburg auch Geburtstag<br />

feiern, den 35. sogar.<br />

Kein Wunder also, wenn da viele Weißt-dunoch-Geschichten<br />

die Runde machten.<br />

Und dann waren da noch zwei Männer,<br />

die mitreden konnten: Dominique Marneau<br />

und Christian Thomasow, Bamberger-Reiter-Institution<br />

und Le-cochon-bourgeois-<br />

Gründer der eine, Bocuse-Schüler und Trio-<br />

Legende der andere.<br />

Nun haben die Jungen wieder was zum<br />

Lächeln – Bamberger wer?, Trio was? –<br />

aber Marneau und Thomasow haben, wie<br />

Wannemacher und Ritschl, ein Kapitel Berliner<br />

Gastrogeschichte mitgeschrieben. Ob<br />

man das über die aktuellen Start-ups auch<br />

mal sagen wird, bleibt abzuwarten.<br />

www.paris-moskau.de<br />

Christian Thomasow.<br />

76 GARÇON


Nachrichten und Neuigkeiten BOUQUET GARNI<br />

Alpenstueck-Inhaberin Iris Schmied, 3.v.li, und ihr Team mit Restaurantleiter Olaf Rode, 2.v.re., und Küchenchef Florian Groß, re., an der Spitze.<br />

JUBILÄUM II<br />

Das war mal wieder typisch Iris Schmied.<br />

Der zehnte Alpenstueck-Geburtstag, aber<br />

weder Pauken noch Trompeten und schon<br />

gar keine Alphörner, nichts von all dem,<br />

was man sich zu solchem Jubiläum an alpinem<br />

Krawall so vorstellen könnte.<br />

Nicht mal ein Dirndl. Iris Schmied kam<br />

in schlichtem Schwarz, begrüßte die Gäste,<br />

dankte ihren Mitarbeitern und legte den<br />

Fortgang der Geburtstagsfeier in die Hände<br />

ihres Teams.<br />

So ist sie eben, die 48-jährige Unternehmerin,<br />

die aus Baden-Württemberg stammt,<br />

seit 1992 in Berlin lebt und ein kleines Gastro-Imperium<br />

aufgebaut hat – eine Frau<br />

ohne Allüren, der jegliches Bohei um ihre<br />

Person ebenso fremd ist wie die mediale<br />

Omnipräsenz mancher ihrer Kollegen.<br />

Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen<br />

wäre sie eine würdige Trägerin des<br />

Berlin-Partner-Titels „Gastronomischer Innovator“...<br />

2007 eröffnete sie das Restaurant Alpenstueck<br />

nicht weit entfernt von der<br />

boo menden Torstraße, das 2009 durch die<br />

Alpenstueck-Bäckerei mit Café gegen über<br />

und wiederum zwei Jahre später durch<br />

eine respektable Feinkost-Manufaktur gleich<br />

nebenan ergänzt wurde.<br />

Inzwischen gehören zur Schmiedschen<br />

Sammlung noch ein Weinstueble und in<br />

Berlin-Wilmersdorf das Alpen stueckle, die<br />

Westberliner Außenstelle der Gastro-Unternehmung<br />

von Iris Schmied, die immerhin bereits<br />

45 Mitarbeiter beschäftigt.<br />

Auf die Frage in einem Garcon-Interview,<br />

welche unternehmerischen Eigenschaften<br />

sie besonders schätze, antwortete die diplomierte<br />

Betriebswirtin vor zwei Jahren:<br />

„Herzblut und Kreativität, Fleiß und Disziplin<br />

und einen klaren Blick für die Realitäten.“<br />

Und fügte hinzu: „Mir ist wichtig, dass<br />

ich mit Menschen zusammenarbeite, mir<br />

ist strukturiertes Denken wichtig, kluges<br />

Rechnen und Sparsamkeit an den richtigen<br />

Stellen.“<br />

www.alpenstueck.de<br />

GARÇON<br />

77


BOUQUET GARNI Nachrichten und Neuigkeiten<br />

PERSONALIEN<br />

Nomen est omen – in der Torstraße, Ecke<br />

Gartenstraße, eröffnete am 10. Mai 2017<br />

die „gartnerei“, eine grüne Dependance der<br />

„fleischerei“ in der Schönhauser Allee.<br />

Verantwortlich für Küche, Keller, Gästeund<br />

Mitarbeiterwohl sind zwei junge und in<br />

in das man nicht trotz, sondern wegen des<br />

<strong>Essen</strong>s ging (und geht, denn auch Radtkes<br />

ehemaliger Mitarbeiter und Nachfolger Tim<br />

Tanneberger kocht saugut).<br />

In der „gärtnerei“ rockt Radtke natürlich<br />

das Gemüsethema, und das klingt dann so:<br />

Topinambur, Sonnenblumenkerne, Brunnenkresse<br />

oder – kombiniert mit Fisch – Zander,<br />

Mais, Spargel. Oder – mit Geflügel –<br />

Freilandhuhn, Gerste, Karotte.<br />

Viel Vegetarisches also, aber nicht ausschließlich.<br />

Ob Gemüse pur oder Gemüse<br />

mit Fleisch oder Fisch – die passenden<br />

Weine hat Linda Stößer in jedem Fall.<br />

Mehr über die „gärtnerei“ lesen Sie in<br />

der kommenden <strong>GARCON</strong>-Ausgabe.<br />

Daniel Behrendt, Executive Chef<br />

Waldorf Astoria Berlin.<br />

Sebastian Radtke, Küchenchef<br />

Restaurant gärtnerei.<br />

Berlin nicht ganz unbekannte Leute. Restaurantleiterin<br />

Linda Stößer, 32, stammt<br />

aus Frankfurt am Main und war einst als<br />

Servicechefin und als Sommeliere im besternten<br />

Restaurant Hartmanns tätig.<br />

Küchenchef Sebastian Radtke, Berliner<br />

und ebenfalls 32, stand zuletzt im Neuköllner<br />

Szenerestaurant Eins<strong>44</strong> am Herd,<br />

Michael Frenzel, General Manager<br />

Hotel Palace.<br />

Die Küche im Gourmet-Restaurant des Waldorf<br />

Astoria bleibt zwar weiter kalt, aber<br />

immerhin hat die Nobelherberge jetzt wieder<br />

einen Executive Chef. Seit März 2017<br />

ist der Berliner Daniel Behrendt, 33, zuletzt<br />

auf großer Fahrt mit MS Deutschland, für<br />

das kulinarische Management im Haus an<br />

der Hardenbergstraße verantwortlich.<br />

Wieder in Berlin ist auch ein alter Bekannter.<br />

Vedad Habziabdic, früher Serviceleiter<br />

im Brandenburger Hof und dann im<br />

Waldorf Astoria, ausgezeichnet als Berliner<br />

Maître 2009, heuerte nach einem Auslandsjahr<br />

in Basel als Restaurantmanager<br />

im Sternerestaurant Fischers Fritz des Regent<br />

Hotels am Gendarmenmarkt an.<br />

Linda Stößer, Restaurantleiterin<br />

Restaurant gärtnerei.<br />

So fröhlich und entspannt wie auf unserem<br />

Foto dürfte Michael Frenzel, 45, General<br />

Manager des Palace Hotels, nicht gewesen<br />

sein, als er das Unausweichliche verkündete:<br />

Das Vorhaben, noch in diesem<br />

Frühjahr, spätestens aber im Sommer, ein<br />

First-Floor-Nachfolgerestaurant im Haus<br />

an der Budapester Straße zu eröffnen und<br />

wieder nach den Sternen zu greifen, wird<br />

zu den Akten gelegt.<br />

Als Begründung nannte Frenzel unwägbare<br />

Denkmalschutz-Auflagen und neue<br />

Kalkulationen. „Wir konzentrieren uns nun<br />

auf die Zimmervermietung, den Konferenzbereich<br />

und das Palace-Catering“, so der<br />

Hotel-Chef.<br />

Vedad Habziabdic, Restaurantmanager<br />

Restaurant Fischers Fritz.<br />

78 GARÇON


Graubünden KULINARISCHE EXKURSION<br />

Sin viadi el Grischun*<br />

EINE KULINARISCHE FRÜHLINGSREISE<br />

VON JÖRG TEUSCHER<br />

* In Graubünden, dem mit über 7.100 Quadratkilometern flächenmäßig größten<br />

Schweizer Kanton (das entspricht etwa der achtfachen Fläche von Berlin), gelegen<br />

im Südosten der Eidgenossenschaft, gibt es drei offizielle Amtssprachen:<br />

Deutsch, Italienisch und Rätoromanisch. Das ist selbst in der Schweiz einmalig.<br />

Wenn man sich begrüßt, sagt man entweder „Grüezi!“, „Buongiorno!“ oder eben<br />

„Allegra!“ – je nachdem, in welchem Winkel Graubündens man sich gerade befindet<br />

und mit wem man spricht. Den Titel unserer folgenden kulinarischen Exkursion<br />

lasen wir auf einem kantonalen Reiseführer und übernahmen ihn. Also: „Unterwegs<br />

in Graubünden“, „In viaggio a Grigioni“ oder eben „Sin viadi el Grischun“,<br />

letzteres ist, wie gesagt, rätoromanisch.<br />

GARÇON<br />

79


KULINARISCHE EXKURSION Graubünden<br />

Basel<br />

Zürich<br />

Bern<br />

Chur<br />

Was mir spontan zum Thema ‚<strong>Essen</strong> und <strong>Trinken</strong><br />

in Graubünden‘ einfällt? Zuallererst zwei Begriffe<br />

– Qualität und Vielfalt. Sie treffen sowohl<br />

auf die Erzeugung von Lebensmitteln zu als auch<br />

auf deren Verarbeitung in der Bündner Gastronomie<br />

– gleich, ob es sich dabei um einen der vielen<br />

Landgasthöfe oder eins der 16 Sternerestaurants<br />

handelt. Ja, und dann fallen mir noch zwei<br />

Zahlen ein, weil wir gerade darüber berichtet haben:<br />

In Graubünden produzieren 60 Prozent aller<br />

2.188 landwirtschaftlichen Betriebe biologisch –<br />

das dürfte europäische Spitze sein.<br />

Der 60-jährige Churer Journalist Andrea Masüger ist Chef der Somedia AG,<br />

mit 900 Mitarbeitern eines der größten Medienhäuser der Schweiz.<br />

80 GARÇON


Graubünden KULINARISCHE EXKURSION<br />

GARÇON<br />

81


KULINARISCHE EXKURSION Graubünden<br />

Bilderbuchidylle im Süden Graubündens nahe<br />

der italienischen Grenze. Ein träge da hinplätscherndes<br />

Flüsschen und ein winziges<br />

Dorf an dessen Ufern.<br />

Das Flüsschen, hier heißt es Hinterrhein,<br />

wird rund 30 Kilometer weiter nördlich in<br />

der Nähe von Reichenau mit dem Vorderrhein<br />

zusammenfließen, dann nur noch<br />

Rhein genannt werden und zu einem der<br />

größten Ströme Europas anwachsen.<br />

Splügen, das ist der Name des Ortes, liegt<br />

auf 1.450 Meter Höhe, zählt rund 450 Einwohner<br />

und gilt, wie es in den Reiseführern<br />

heißt, „als eines der ältesten, schönsten und<br />

typischsten Passdörfer Graubündens“. Tatsächlich<br />

waren Splügen- und San-Bernardino-Pass<br />

bereits in römischer Zeit wichtige<br />

Verbindungsrouten von und nach Italien.<br />

Der Warenverkehr über die Pässe begründete<br />

auch den frühen Reichtum Splügens –<br />

bis nach dem Bau der Gotthard-Bahnlinie<br />

1882 die Kaufleute diese weit westlichere<br />

Route nutzten.<br />

Heute lebt das Dorf von der Landwirtschaft<br />

und vor allem vom Tourismus. Besonders<br />

stolz sind die Einwohner auf die<br />

Via Spluga. Das ist ein rund 65 Kilometer<br />

langer Kulturwanderweg über den Splügenpass<br />

in das oberitalienische Chia venna.<br />

Splügen also, die erste Station unserer<br />

kulinarischen Reise durch Graubünden.<br />

www.viamala.ch<br />

82 GARÇON


Graubünden KULINARISCHE EXKURSION<br />

Berg- und Alpkäse sind gewissermaßen die Felsen in<br />

der Brandung des Meeres aus pasteurisierten Einheits-<br />

Molkereiprodukten auch in der Schweiz. Sie haben Geschichte<br />

und Identität und sind nach unserem Dafürhalten<br />

die wichtigsten Vertreter der traditionsreichen<br />

Schweizer Käsekultur.<br />

Marianne und Jürg Flükiger, Inhaber<br />

Sennerei Splügen<br />

GARÇON<br />

83


KULINARISCHE EXKURSION Graubünden<br />

Johann Belz, ehemaliger Bergsenner.<br />

Andreas Kaufmann, Käsemeister.<br />

Die Bio-Sennerei Splügen, eine von neun traditionellen Dorfsennereien<br />

in Graubünden, liegt direkt neben der Rheinbrücke an der<br />

Splügenpassstraße und ist ein zwar kleiner, aber moderner Molkereibetrieb<br />

mit einem Lädali, wie es hier treffend heißt, denn auch<br />

das Geschäft ist eher winzig.<br />

Hier verkauft Marianne Flükiger die Spezialitäten der Käserei:<br />

den aromatischen Splügener Passkäse zum Beispiel, den mittelalten<br />

Splügener Urli, den alten Bündner Felsenkeller, Splügener<br />

Mutschli, Splügener Kräuterzauber und viele andere Käse-Delikatessen<br />

– man sollte sich auskennen oder viel Zeit mitbringen. Die<br />

48-Jährige, die vor knapp 25 Jahren mit ihrem Mann aus Bern nach<br />

Graubünden kam, kennt sich aus und kann erzählen. Käse, zumal<br />

in der Schweiz, ist eine Welt für sich.<br />

Wir interessieren uns für den Bündner Bergkäse, der nur dann<br />

so heißen darf, wenn die Sennerei in über 1.000 Meter Höhe liegt.<br />

Im Fall von Splügen sind es 1.420 Meter, alles im grünen Bereich.<br />

Monika Brand, Milchtechnologie-Lehrling.<br />

84 GARÇON


Graubünden KULINARISCHE EXKURSION<br />

Jürg Flükiger, Käsemeister und Sennereibetreiber.<br />

Die Rohmilch für den Käse wird täglich von acht Bergbauern geliefert,<br />

die nach den Richtlinien von Bio Suisse produzieren.<br />

Johann Belz, 80, früher selbst Bergsenner, schaut heute immer<br />

mal wieder in der Splügener Sennerei vorbei. Er spricht über den<br />

Strukturwandel und darüber, dass die Zahl der Milchlieferanten<br />

drastisch zurückgegangen sei. „Früher waren es mal 21 Bergbauern,<br />

jetzt sind es nur noch acht.“<br />

Ihre 120 Kühe weiden auf Hochwiesen, deren Bergblumen und<br />

-kräuter den Geschmack der Splügener Milch prägen und für einen<br />

hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren sorgen.<br />

Rund 800.000 Liter Milch bekommt die Splügener Bio-Sennerei<br />

jährlich, gemessen an dem, was Großmolkereien verarbeiten, ist<br />

das bestenfalls eine Pfütze.<br />

Die Käsemeister Jürg Flükiger und Andreas Kaufmann, Milchtechnologie-Lehrling<br />

Monika Brand und einige Helfer aus dem Dorf<br />

setzen deshalb auf Qualität und auf Bio.<br />

„Drei Kriterien sind es“, so der 54-jährige Flükiger, die aus einem<br />

Bergkäse einen guten Bergkäse machen – die Fütterung der Kühe,<br />

nämlich ohne Silage, die Sorgfalt bei der Verarbeitung der Milch<br />

und die Reifung des Käses.“<br />

Dass die Splügener Bergbauern und die Käsemeister in der<br />

Sennerei ihr Handwerk beherrschen, belegen die vielen Urkunden<br />

in Flükigers Büro, die letzte errang er beim World Championship<br />

Cheese Contest 2016 für seinen gereiften Bergkäse und es dürfte<br />

wohl nicht die allerletzte gewesen sein.<br />

SENNEREI SPLÜGEN<br />

Splügenpassstraße 102<br />

CH-7435 Splügen GR<br />

Tel. +41 (0)81 — 664 13 33<br />

www.spluga.ch<br />

GARÇON<br />

85


KULINARISCHE EXKURSION Graubünden<br />

Weiter geht es auf der Autobahn A13 in<br />

Richtung Norden, rechts und links grüßen<br />

Zwei- und Dreitausender. Alperschällihorn,<br />

Bruschghorn, Muttnerhorn, Piz Beverin, Piz<br />

Curvér, Piz Toissa – eine grandiose Naturkulisse,<br />

für Flachländler allemal.<br />

Ausfahrt Thusis-Sils, die Hauptstraße 3,<br />

noch rund 25 Kilometer bis Parpan. Wikipedia<br />

kennt die wichtigsten Fakten: 1.493<br />

Meter Höhenlage, 265 Einwohner, 26 pro<br />

Quadratkilometer. Früher lebten die Leute<br />

hier von der Landwirtschaft und dem Erzbergbau<br />

am Parpaner Rothorn, heute ist<br />

der Tourismus ihre Haupteinnahmequelle.<br />

Es war der Sog des benachbarten Sportund<br />

Freizeitortes Lenzerheide, der Parpan<br />

seit den 1950ern einen stürmischen Aufschwung<br />

nehmen ließ. Skigebiete entstanden,<br />

sogar eine Weltcuppiste gibt es.<br />

An diesem regnerischen Frühlingstag<br />

allerdings wirkt der Ort nicht sonderlich<br />

einladend. Zwei Dutzend Häuser entlang<br />

der Straße, die Dorfkirche, der unvermeidliche<br />

Volg-Supermarkt, die Haltestelle der<br />

Postautolinie, der hölzerne Wegweiser zu<br />

einem Schlös sli – nichts, was einen Stop<br />

wirklich lohnte. Wenn sich dennoch Menschen<br />

von weither nach Parpan auf den<br />

Weg machen, so liegt das vor allem an einem<br />

winzigen Lädali in einem stattlichen<br />

Bauernhaus am Ortsausgang.<br />

www.parpan.ch<br />

86 GARÇON


Graubünden KULINARISCHE EXKURSION<br />

Schon vor Jahrhunderten konservierten Bündner<br />

Bergbauern ihr Fleisch, indem sie es an der Luft trockneten.<br />

Wir setzen diese Tradition der Naturtrocknerei<br />

fort, gehören aber damit zu den Exoten der Branche.<br />

Industrielle Trocknereien, die mit ihren Klimaanlagen<br />

in hermetisch abgeschlossenen Hallen das Fleisch<br />

in einem Bruchteil der Zeit verarbeiten, beherrschen<br />

längst den Markt.<br />

Jörg Brügger, Fleischtrockner<br />

Naturtrocknerei Brügger, Parpan<br />

GARÇON<br />

87


KULINARISCHE EXKURSION Graubünden<br />

„Bündnerfleisch aus einheimischem Rindfleisch gilt als rare Delikatesse.“<br />

Der Satz stammt aus der 2014 erschienenen „Enzyklopädie<br />

der alpinen Delikatessen“ (Dominik Flammer/Sylvan Müller,<br />

AT Verlag Aarau und München) und er machte uns stutzig. Woraus<br />

sonst soll Bündnerfleisch gemacht werden?<br />

Jörg Brügger, ein ebenso kompetenter wie eloquenter Gesprächspartner,<br />

wenn es um die wahrscheinlich weltweit bekannteste Spezialität<br />

Graubündens geht, klärt auf: „Das meiste Fleisch dafür wird<br />

aus Übersee importiert – hauptsächlich aus Argentinien und Brasilien<br />

– und in Graubünden verarbeitet.“<br />

Eine Aussage, die ebenso Ernüchterung erzeugt wie Brüggers<br />

Hinweis darauf, dass die Trocknung des Großteils dieses Fleisches<br />

längst ein von Computern gesteuerter Prozess ist, der in riesigen,<br />

hermetisch abgeschlossenen, klimatisierten Hallen stattfindet,<br />

große Mengen Bündnerfleisch in kurzer Zeit erzeugt und dementsprechend<br />

gewinnbringend ist.<br />

88 GARÇON


Graubünden KULINARISCHE EXKURSION<br />

Dennoch hält Brügger an seiner archaischen Form der Naturtrocknerei<br />

fest. „Weil ich dieses Handwerk liebe, weil solche lokalen Terroirprodukte,<br />

wie wir sie erzeugen, durchaus wieder gefragt sind<br />

und weil Tradition verpflichtet.“<br />

Der 53-Jährige zeigt zwei abgegriffene Fotografien. Engelhard<br />

Brügger, sein Urgroßvater, begründete 1892 hier im Churwaldnertal<br />

die professionelle Fleischtrocknerei. „So wie er arbeiten wir noch<br />

heute“, sagt Brügger, der ausschließlich Rindfleisch einheimischer<br />

Provenienz verwendet – „weil es mehr Aroma hat als die Importware.“<br />

Oberschale, Unterschale, Nuss und Falsches Filet werden,<br />

nachdem Fett und Sehnen sorgfältig entfernt sind, mit Salz, Salpeter<br />

und verschiedenen Bio-Gewürzen in großen Behältern eingelegt,<br />

eine komplette Oberschale beispielsweise 22 bis 25 Tage.<br />

Nach dem Antrocknen wird gepresst – Brügger benutzt dafür<br />

eine museale Spindelpresse und erklärt: „Das mehrfache Pressen<br />

bewirkt eine gleichmäßige Verteilung der im Fleisch vorhandenen<br />

Flüssigkeit und verleiht dem Bündnerfleisch außerdem seine charakteristische<br />

Form.“ In den folgenden rund 10 bis 20 Wochen Trocknungszeit<br />

muss er jedes Fleischstück etwa sechzig- bis siebzigmal<br />

in die Hand nehmen, kontrollieren und bearbeiten – ein arbeitsaufwändiger<br />

Prozess, den Brügger „körperlich gnadenlos“ nennt.<br />

„Den Rest erledigt die reine, ozonreiche Luft hier im Tal“, erklärt<br />

Jörg Brügger dann noch. „Das Bündnerfleisch braucht die Temperaturschwankungen<br />

und die Windströmungen, und es braucht die<br />

Bündner Bergwälder, die die frische Bergluft spenden.“<br />

NATURLUFTTROCKNEREI BRÜGGER<br />

Hauptstraße 6<br />

CH-7076 Parpan<br />

Tel. +41 (0)81 — 382 11 36<br />

www.bruegger-parpan.ch<br />

GARÇON<br />

89


KULINARISCHE EXKURSION Graubünden<br />

Wir fahren weiter auf der asphaltglatten<br />

Hauptstraße Num mer 3 in Richtung Norden.<br />

Nach einer knappen halben Stunde grüßt<br />

Chur, die Hauptstadt Graubündens. Mit gerade<br />

mal etwas über 37.000 Ein wohnern<br />

eine eher win zige Metropole, dafür aber<br />

die älteste Stadt der Schweiz.<br />

Tatsächlich kann Chur auf eine mehr als<br />

5.000-jährige Geschichte zurückblicken. Im<br />

3. Jahrhundert n. Chr., so weiß es der Reiseführer,<br />

erhielt „Curia“ die römischen Stadtrechte.<br />

Bereits im 4. Jahrhundert wurde das Bistum<br />

Chur gegründet; eine gewaltige Ka thedrale<br />

und eine bischöfliche Burg entstanden.<br />

1523 schloss sich die Stadt der Reformation<br />

an, vier Jahre später wurde in den großen<br />

Churer Kirchen die katholische Messe<br />

abgeschafft und erstmals das evangelische<br />

Abendmahl gefeiert.<br />

Deshalb trägt Chur – gemeinsam mit<br />

neun weiteren Schweizer Städten – seit<br />

einigen Monaten auch den vom evangelischen<br />

Kirchenbund verliehenen Titel „Reformationsstadt“.<br />

Das Churer Stadtmarketing traut jedoch<br />

offensichtlich dem Tourismus-Faktor Historie<br />

nicht alles zu und wirbt deshalb mit<br />

dem Slogan: „Wir sind jünger als du denkst“.<br />

Gemeint ist damit wohl, dass Chur auch<br />

ein Ort für modernes Leben, moderne Ar-<br />

90 GARÇON


Graubünden KULINARISCHE EXKURSION<br />

chitektur und moderne Kunst ist. Dementsprechend verweisen die<br />

Stadterklärer gern auf die schweizweite Bekanntheit der Churer<br />

Bar-, Disco- und Restaurantdichte: „Da machen wir selbst Zürich<br />

Konkurrenz.“ Na ja, wir kennen Zürich und haben da so unsere Zweifel,<br />

aber sei's drum.<br />

Ohne Zweifel gibt es nirgendwo so viele Brunnen wie in der Churer<br />

Altstadt, deren intimer, aber dennoch lebendiger Charakter übrigens<br />

schon die Reise hierher wert ist. Die Welt der Churer Brunnen<br />

also: Arcasbrunnen, Hegisbrunnen, Hofbrunnen, Martinsbrunnen,<br />

Ochsenbrunnen, Pfisterbrunnen, Steinbockbrunnen, überall tröpfelt<br />

und plätschert es, und wenn alle Brunnlein fließen, ist die ganze<br />

Altstadt von einem ungemein beruhigenden Geräusch erfüllt. Natürlich<br />

wissen auch die Chur-Touristiker um die Anziehungskraft<br />

ihrer Wasserspiele und bieten zweistündige Brunnenführungen an.<br />

Wir entscheiden uns aber doch lieber für die Churinarik...<br />

www.churtourismus.ch<br />

„Viele Zubereitungen der traditionellen Bündner<br />

Küche kenne ich von meiner Großmutter.<br />

Meist handelt es sich um Mehlspeisen oder Kartoffelgerichte<br />

– etwa Capuns, Maluns oder Pizokels.<br />

Capuns zum Beispiel sind in Mangoldblätter<br />

gewickelte Päckchen aus Spätzleteig, der mit<br />

gewürfeltem Bündner Fleisch angereichert wird.<br />

Die für mich besten Capuns serviert übrigens<br />

das Ristorante Ticino in Chur, obwohl weder der<br />

Koch noch die Inhaber Schweizer sind.“<br />

Die Hotelkauffrau und Hobbyköchin Vanida Kulmala stammt aus Igis und arbeitet<br />

als Kundenberaterin bei der Coca-Cola HBC Schweiz AG.<br />

GARÇON<br />

91


KULINARISCHE EXKURSION Graubünden<br />

Vielen Dank für die Blumen, aber weder wir beiden<br />

Deutschen noch unser österreichischer Küchenchef<br />

könnten die Capuns zur Zufriedenheit der einheimischen<br />

Gäste zubereiten. Wir haben deshalb dafür<br />

eine waschechte Graubündnerin engagiert – Marianne<br />

Rehli aus Felsberg, deren Capuns nach einem alten<br />

Familienrezept einfach eine Klasse für sich sind.<br />

Stefan und Thorsten Glinka, Inhaber<br />

Ristorante Ticino, Chur<br />

92 GARÇON


Graubünden KULINARISCHE EXKURSION<br />

Markus Thaler, Küchenchef aus Tirol.<br />

Wichtigstes Wahrzeichen Churs ist die Martinskirche. Ihr spitzer<br />

Turm überragt alle anderen Gebäude ringsum und unterstreicht<br />

so die historische Bedeutung des spätgotischen Sakralbaus, von<br />

dessen Kanzel Johannes Comander 1523 die Reformation predigte.<br />

Die heimlichen Highlights jedoch sind die kleinen, verwinkelten<br />

Gassen und Plätze mit den prächtigen Bürgerhäusern, in denen gemütliche<br />

Cafés und Restaurants ihr Domizil haben.<br />

Eine dieser gastlichen Stätten ist das Ristorante Ticino am Mühleplatz,<br />

kein Sterne- oder Haubenrestaurant, sondern ein kulinarischer<br />

Ort, der die unaufgeregte Regionalküche pflegt, ganz ohne<br />

Chichi und Tamtam.<br />

Capuns etwa, die Bündner Nationalspeise. Unsere Premiere.<br />

Serviert werden drei Krautwickel, drei pro Person wohlgemerkt, die<br />

in einer dicken, cremigen Béchamelsauce liegen und mit Parmesan<br />

gratiniert sind. Schon beim bloßen Anblick des Gerichts ist uns<br />

klar - Kalorienzähler sollten lieber darauf verzichten.<br />

Graubünden-Spezialität <strong>Nr</strong>.1: Capuns.<br />

Graubünden-Spezialität <strong>Nr</strong>. 2: Maluns.<br />

Winson Kathiran, Küchenhilfe aus Sri Lanka.<br />

GARÇON<br />

93


KULINARISCHE EXKURSION Graubünden<br />

Im Innern der Wickel – Capuns sind eine Mehlspeise – befindet<br />

sich ein fluffiger Spätzleteig, angereichert mit Kräutern sowie<br />

Wurst- und Schinkenstückchen. Wir erfahren, dass es zahllose Varianten<br />

und Untervarianten der Zubereitung gibt, dass die einen auf<br />

„blutte“, wie es hier heißt, also „nackte“ Capuns stehen, die anderen<br />

auf eingepackte, also in Mangold (und nur Mangold!) gewickelte.<br />

Wieder andere schwören auf Capuns, in deren Inneren sich Schattenmorellen<br />

oder Weinbeeren befinden, usw. usf. – „Capuns, eine<br />

halbe Religion eben.“<br />

Markus Thaler sagt das, Küchenchef im Ristorante Ticino, ein<br />

Tiroler, der seit 30 Jahren in der Schweiz lebt und seit 15 Jahren<br />

am Ticino-Herd steht. „Es ist mit den Capuns wie mit dem Wiener<br />

Schnitzel, ein paar Basics, aber die allein selig machende Zubereitung<br />

gibt es nicht.“<br />

Die Inhaber des Traditionsrestaurants Ticino – das gastliche Haus<br />

in der Churer Altstadt gibt es seit über 60 Jahren – sind übrigens<br />

zwei Deutsche. Thorsten Glinka, 51, Bäcker und Konditor von Beruf,<br />

stammt aus Hamburg; Stefan Glinka, 47, ausgebildeter Hotelfachmann,<br />

aus Tuttlingen, einer Kleinstadt im südlichen Baden-<br />

Württemberg.<br />

Nach einigen Saison-Arbeitsstellen in der Schweiz entschieden<br />

sie sich Anfang 2007, das Ristorante Ticino zu übernehmen. „Ein<br />

Entschluss, den wir noch nie bereut haben“, so Thorsten Glinka.<br />

Und Stefan ergänzt: „Die Bündner sind gesellige Menschen, schätzen<br />

ordentliche Gastronomie und lieben gutes <strong>Essen</strong>."<br />

RISTORANTE TICINO<br />

Mühleplatz 3<br />

CH-7002 Chur<br />

Tel. +41 (0)81 — 253 03 01<br />

www.ristorante-ticino.ch<br />

94 GARÇON


Graubünden KULINARISCHE EXKURSION<br />

Chur ist die älteste Stadt der Schweiz, dafür gibt es<br />

historische Belege. Dass sie auch die süßeste sei, wie<br />

wir häufig hören, das lässt sich nicht so einfach beweisen.<br />

Wie auch immer, Cafés und Confiserien gibt<br />

es jedenfalls reichlich in Chur und dass ihre Kreationen<br />

zum Besten gehören, was Schweizer Konditoren zu<br />

bieten haben, ist keine lokalpatriotische Behauptung,<br />

sondern süße Tatsache.<br />

Arthur Bühler und seine Frau Beatrice Buess, Inhaber<br />

Bühler's Zuckerbäckerei Chur<br />

GARÇON<br />

95


KULINARISCHE EXKURSION Graubünden<br />

Drei Konditor-Generationen Hürsch: Otto Hürsch-Müller,<br />

re. erfand die Pfirsichsteine.<br />

Wir sind auf der Suche nach dem Röteli, einer Churer Spezialität,<br />

von der uns Berliner Graubünden-Kenner mit wahrer Begeisterung<br />

erzählt hatten. In der kleinen, kompakten Churer Altstadt dürfte<br />

es ja kein Problem sein, die Drogerie von Hans Ullius und seinem<br />

Sohn Andrea zu finden, dachten wir. Falsch gedacht, denn die Ullius-Drogerie<br />

existiert nicht mehr.<br />

„Röteli gibt es aber auch im Supermarkt“, erfahren wir. Aber einfach<br />

nur einkaufen und probieren, so ganz ohne Story, das wollten<br />

wir nicht. Also fragten wir weiter, und weil die Graubündner im Allgemeinen<br />

wie die Churer im Speziellen ein auskunftsfreudiges und<br />

hilfsbereites Völkchen sind, bekommen wir letztlich doch noch<br />

einen heißen Tipp: „Versuchen Sie es mal in der Zuckerbäckerei<br />

am Obertor.“<br />

Tatsächlich, hier gibt es ihn, den Original Churer Röteli, der allerdings<br />

erst im Winter seine Zeit hat. „Er besteht aus kleinen, gedörrten<br />

Bergkirschen, einer geheimen Gewürzmischung, in der auf<br />

Noch heute in Gebrauch: Die über 100 Jahre alten Formen.<br />

96 GARÇON


Graubünden KULINARISCHE EXKURSION<br />

jeden Fall Zimt, Nelken und Vanille vorhanden sein müssen, aus Zuckersirup<br />

und Reinalkohol“, berichtet Arthur Bühler, Konditormeister<br />

und Inhaber der Zuckerbäckerei.<br />

Die Pointe der Erzählung: Der Drogist Hans Ullius, inzwischen 78<br />

und längst pensioniert, stellt den Röteli-Likör nach einem uralten<br />

Familienrezept inzwischen in einer Werkstatt der Zuckerbäckerei<br />

her. Können wir uns mit ihm verabreden? Arthur Bühler telefoniert.<br />

„Ja, nächste Woche.“ Schade, aber da sind wir schon nicht mehr<br />

in Chur.<br />

Bühler sieht unsere Enttäuschung und macht einen Vorschlag:<br />

„Schreiben Sie doch über die Bündner Pfirsichsteine“, empfiehlt<br />

er, „auch eine lokale Churer Spezialität nach einem alten Traditionsrezept.“<br />

Zum Beweis kramt der 59-jährige Meister sogleich ein<br />

vergilbtes Foto hervor – darauf drei Männer in weißen Koch- oder<br />

Konditorjacken – und erklärt: „Er hier, der mit dem Bart, das ist Otto<br />

Hürsch-Müller, er hat die Pfirsichsteine 1887 erfunden.“<br />

Zwei Generationen blieb das Rezept in der Hürsch-Familie, dann<br />

wurde es verkauft. Bühler erwarb es 2006. Seitdem ist das feine,<br />

handgefertigte Marzipan-Konfekt mit der besonderen Gewürzmischung<br />

und in Form eines Pfirsichsteins – mit oder ohne Schokoladenmantel<br />

– das Markenzeichen der Zuckerbäckerei von Arthur<br />

Bühler am Churer Obertor. „Hergestellt wird es immer noch nach<br />

dem 130 Jahre alten Originalrezept, sogar die alten Formen sind<br />

noch im Einsatz“, so der Konditormeister, der auch eine ganze<br />

Menge von Marketing versteht.<br />

BÜHLER'S ZUCKERBÄCKEREI<br />

Am Obertor<br />

CH-7000 Chur<br />

Tel. +41 (0)81 — 252 72 72<br />

info@zbot.ch<br />

Verkäuferin Ursi Ambühl, vorn und Beatrice Buess.<br />

GARÇON<br />

97


KULINARISCHE EXKURSION Graubünden<br />

Die Fahrt von Chur nach Vals, unserem<br />

nächsten Etappenziel, ist nichts für Sonntagsautomobilisten.<br />

Die Schönheit der Gipfel-und-Schluchten-Landschaft<br />

entschä digt<br />

jedoch für die Schwierigkeit der schmalen<br />

Serpentinenstraße.<br />

Vals also, die Einheimischen übrigens<br />

sagen „Falsch“. Eine Willkommensbroschüre<br />

der örtlichen Tourismusorganisation informiert:<br />

„Vals ist ein Bergdorf zuhinterst<br />

in den Bündner Bergen. Es hat 1.000 Einwohner<br />

und etwa gleich viele Gästebetten.<br />

Dieses Verhältnis gefällt uns, denn wir wollen<br />

nicht immer weiter bauen, bis es bei<br />

uns aussieht wie in irgendeinem Vorstadtquartier.“<br />

Rund um den malerischen Dorfplatz besteht<br />

diese Gefahr wohl nicht. Hier machen<br />

sich alte Walserhäuser von eigenwilliger<br />

Schönheit breit, deren Dächer – dem<br />

Valser Baugesetz entsprechend – ebenso<br />

quarzitplattengedeckt sind wie die der<br />

meisten anderen Gebäude im Ort.<br />

Eher wie sozialer Wohnungsbau wirkt dagegen<br />

der Komplex des 7132 Hotels, das<br />

betuchte Gäste in seine 180 Betten und<br />

die nahe Therme locken will. Der, wie wir<br />

finden, sperrige Wellnesstempel entstand<br />

übrigens nach Plänen des Schweizer Stararchitekten<br />

Peter Zumthor, dessen Entwürfe<br />

auch anderswo polarisieren.<br />

www.vals.ch<br />

98 GARÇON


Graubünden KULINARISCHE EXKURSION<br />

Graubünden ist nicht nur das Land der hundertfünfzig<br />

Täler, sondern wohl auch ebensovieler Mineralquellen.<br />

Deren mineralhaltiges Wasser, das früher fast<br />

ausschließlich für Heilzwecke genutzt wurde, hat in<br />

den letzten Jahrzehnten einen wahren Siegeszug als<br />

Getränk angetreten. Ganz besonders gilt das für das<br />

Valserwasser.<br />

Erwin Berni, Leiter<br />

Besucherzentrum Valser Wasserwelten, Vals<br />

GARÇON<br />

99


KULINARISCHE EXKURSION Graubünden<br />

Die schmale Straße ins Valsertal ist auch deshalb eine fahrerische<br />

Herausforderung, weil hinter jeder Kurve ein „Wasser-Auto“ auftaucht.<br />

Lichthupe, Fahrergrüße, weiter.<br />

Die 20-Tonner, die das Valserwasser in Richtung Autobahn transportieren,<br />

weisen den Weg. Nötig wäre es nicht, die Fabrikge bäude<br />

der Valser Mineralquellen GmbH, die seit 2002 zum Coca-Cola Konzern<br />

gehört, sind nicht zu übersehen. Das Unternehmen beschäftigt<br />

übrigens rund 80 Mitarbeiter, produzierte im vergangenen Jahr<br />

fast 97 Millionen Liter Mineralwasser und ist Marktführer in der<br />

Eidgenossenschaft.<br />

Uns empfängt Erwin Berni, ein freundlicher Endvierziger, gelernter<br />

Automechaniker, Technischer Kaufmann, seit 1995 bei Valser,<br />

zuständig für Human Resources, Public Affairs & Communications<br />

und Leiter des Besucherzentrums. Am wichtigsten ist ihm jedoch,<br />

dass er ein waschechter Valser ist, das kommt zuerst. Und ein<br />

bisschen Stolz muss sein.<br />

100 GARÇON


Graubünden KULINARISCHE EXKURSION<br />

Berni erklärt: „Die warme Quelle im Gebiet des Bergkamms des<br />

Piz Auls war schon in der Bronzezeit bekannt. Über Jahrhunderte<br />

machte man sich die heilende Wirkung zunutze, indem man darin<br />

badete. Im 19. Jahrhundert begann die Blüte der Kurbäder, erst<br />

dann setzte der Siegeszug des Mineralwassers als Getränk ein.“<br />

1961 wurde zum ersten Mal das Wasser der St. Petersquelle in<br />

Flaschen abgefüllt, der unaufhaltsame Aufstieg des Valserwassers<br />

begann.<br />

Inzwischen sprudelt auch noch die St. Paulsquelle, die sich auf<br />

1.815 Meter Höhe befindet und damit zu den höchstgelegenen Quellen<br />

in den Schweizer Alpen gehört. Ihr Mineralwasser ist im Gegensatz<br />

zu dem aus der St. Petersquelle kalt – knapp 5 Grad Celsius.<br />

Erwin Berni bringt Flaschen und Gläser: „Hier die hoch mineralisierten<br />

Valser Classic und Valser Naturelle aus der St. Petersquelle<br />

und hier das Valser Silence aus der St. Paulsquelle mit einem geringeren<br />

Mineraliengehalt.“<br />

Wir probieren, unser Favorit ist klar das Valser Classic. Erwin Berni<br />

gefällt das. Er hat Degustationsnotizen eines Berliner Wasserprofis<br />

bei der Hand. Arno Steguweit, erster Wassersommeliers Europas<br />

(www.wasser-sommelier.de), schreibt zum Valser Classic:<br />

„Ich empfehle es zu kräftigen Speisen und intensiven Weinen. Es<br />

erfrischt mit einem angenehm geringen Gehalt an Kohlensäure, ist<br />

bekömmlich und vitalisiert von Natur aus. Ein ausgewogen mineralisiertes,<br />

charakterstarkes und ausgeprägtes Mineralwasser.“ Bei<br />

soviel Kompetenz ist dem eigentlich nichts hinzuzufügen.<br />

VALSER MINERALQUELLEN<br />

Camp 519<br />

CH-7132 Vals<br />

Tel. +41 (0)81 — 920 77 70<br />

www.valser.ch<br />

GARÇON<br />

101


KULINARISCHE EXKURSION Graubünden<br />

Die nächste Etappe unseres Graubünden-<br />

Trips führt von Vals nach Fläsch und damit<br />

vom Wasser zum Wein. Fläsch, 600 Einwohner,<br />

ist das nördlichste Dorf Graubündens,<br />

ein paar Kilometer weiter beginnt Liechtenstein.<br />

Rings um den Ort erstreckt sich eine<br />

Landschaft, deren Reiz kaum in Worte zu<br />

fassen ist, die aber auch in vielerlei Hinsicht<br />

nahrhaft ist: Spargelfelder, Streuobstwiesen,<br />

Weideflächen, Weinberge.<br />

Letztere gehören zur sogenannten Bünd -<br />

ner Herrschaft, der – wie es hier heißt –<br />

„kleinen Region der großen Weine“ mit den<br />

Orten Jenins, Malans, Maienfeld und eben<br />

Fläsch.<br />

„Noch um 1970 war Fläsch ein Bauerndorf,<br />

dass sich große Sorge um die Zukunft<br />

machen musste. Erst die großflächige Erweiterung<br />

der Rebberge schuf die Grundlage<br />

für spezialisierte Weinbaubetriebe. Das<br />

Weinbaudorf Fläsch wurde gegründet“, so<br />

skizziert ein Papier des Schweizer Heimatschutzes<br />

die Dorfentwicklung der letzten<br />

50 Jahre.<br />

Die Organisation kümmert sich schweizweit<br />

um gefährdete Baudenkmäler, um den<br />

Erhalt historischer Zentren und vergibt jährlich<br />

den mit 20.000 Franken dotierten und<br />

in der Eidgenossenschaft äußerst renommierten<br />

Wakkerpreis für eine vorbildliche<br />

Ortsgestaltung.<br />

102 GARÇON


Graubünden KULINARISCHE EXKURSION<br />

Im Jahr 2010 erhielt Fläsch diesen Preis. Die Jury anerkannte damit<br />

eine Ortsplanung, durch die Rebflächen und Obstgärten, die sich<br />

bis in den Dorfkern erstrecken, erhalten und nicht von Wohnhäusern<br />

verdrängt werden.<br />

14 Winzerfamilien schreiben heute die Erfolgsgeschichte des<br />

Weinbaus in Fläsch. Ihre Rebfläche beträgt knapp 66 Hektar, auf<br />

75 Prozent davon reifen Pinot-noir-Trauben.<br />

Die Gewächse von Daniel und Martha Gantenbein, die rund ein<br />

Drittel ihrer Produktion von 25.000 bis 30.000 Flaschen im Jahr<br />

exportieren, genießen auch bei Weinliebhabern in Deutschalnd<br />

höchstes Ansehen. Ob der Superlativ wirklich zutreffend ist, vermögen<br />

wir nicht zu sagen, auf jeden Fall sind Gantenbein-Weine<br />

legendär, rar und teuer, und es gibt sogar Wartelisten.<br />

Zum Warten haben wir zu wenig Zeit, also besuchen wir die neue<br />

Vinothek des Weingutes der Familie Adank.<br />

www.wein-flaesch.ch<br />

Graubünden hat zwar nur 410 Hektar Rebfläche,<br />

dennoch gelten die Weine aus den Lagen<br />

Bündner Herrschaft und Bündner Rheintal als<br />

außergewöhnlich. Berühmt ist der Pinot Noir,<br />

der hierzulande Blauburgunder heißt, und auch<br />

die gut balancierten Weißweine bieten viel Trinkgenuss.<br />

Wer das Außergewöhnliche mag, dem<br />

empfehle ich den Completer, einen aromen- und<br />

alkoholstarken Dessertwein, der aus der autochthonen<br />

Rebsorte gleichen Namens gekeltert wird.<br />

Beatrix Pichler, 76, ebenso erfahrene wie kenntnisreiche Sommeliere, betreibt<br />

mit ihrem Mann in Chur eine Feinkost- und Weinhandlung.<br />

GARÇON<br />

103


KULINARISCHE EXKURSION Graubünden<br />

Besonders stolz sind wir auf unseren ersten Lagenwein,<br />

den wir im September 2016 ohne Filtration auf<br />

die Flasche gezogen haben. Der 18 Monate im Barrique<br />

gereifte, puristische Pinot noir trägt den Namen<br />

SPONDIS – benannt nach einem kargen Weinberg am<br />

Fläscher Berg, auf dem die Reben um jeden Zentimeter<br />

kämpfen müssen, um in der Tiefe des Felsens Wasser<br />

zu finden.<br />

Rezia und Hansruedi Adank, Winzer<br />

Weingut Adank, Fläsch<br />

104 GARÇON


Graubünden KULINARISCHE EXKURSION<br />

„Wir sind ein für die Gegend typischer Familienbetrieb“, sagt Rezia<br />

Adank, ruft ihren Mann Hansruedi und bemerkt dann aber, dass sie<br />

für ein richtiges Familienfoto nicht vollständig seien. Sohn Patrick<br />

fehle. „Wenn wir über unser Weingut, über dessen Gegenwart und Zukunft<br />

sprechen, gehört er unbedingt dazu“, so die fröhliche Winzerin.<br />

Patrick Adank, 26, hat an der Fachhochschule für Weinbau im<br />

hessischen Geisenheim studiert und absolviert derzeit ein Praktikum<br />

im Burgund, in der Nähe von Dijon.<br />

Das Weingut der Familie Adank – 6,5 Hektar Rebfläche – hat eine<br />

für die Region übliche Struktur: knapp drei Viertel Pinot noir, etwas<br />

Syrah, der Rest sind weiße Rebsorten: Chardonnay, Riesling, Silvaner,<br />

Sauvignon blanc, Pinot gris und Pinot blanc.<br />

„Die Hälfte der Reben bewirtschaften wir nach biologischen<br />

Grundsätzen“, fügt Hansruedi Adank mit ein bisschen Stolz in der<br />

Stimme hinzu. Das fällt im „Bio-Kanton“ Graubünden, wo rund 60<br />

Prozent aller Landwirtschaftsbetriebe Bio-Betriebe sind, vor allem<br />

deswegen besonders ins Gewicht, weil ausgerechnet der Bio-Weinbau<br />

Nachholebedarf hat. „Insgesamt liegt er erst bei einem Anteil<br />

von 10 Prozent, aber die Branche erwacht langsam“, so Adank.<br />

Schade, dass seine Spitzengewächse, etwa der Fläscher Pinot<br />

noir Barrique, der Fläscher Syrah, der Pinot Rhein oder der Lagenwein<br />

SPONDIS in Deutschland kaum jemand kennt.<br />

Hierzulande sind die Adank-Weine bisher lediglich im Keller des<br />

Schwarzen Adlers im badischen Oberbergen vertreten. „Aber wir<br />

sind in Verhandlungen“, sagt Hansruedi Adank.<br />

WEINGUT ADANK<br />

St. Luzi 3<br />

CH-7306 Fläsch<br />

Tel. +41 (0)81 — 302 65 56<br />

www.adank-weine.ch<br />

GARÇON<br />

105


KULINARISCHE EXKURSION Graubünden<br />

Grüsch ist die letzte Station unserer Graubünden-Reise<br />

im Frühjahr 2017. „Sie müssen<br />

im Winter kommen“, sagt man uns im<br />

Ort, „Grüsch hat ein traumhaftes, schneesicheres<br />

und vielseitiges Skigebiet, dass<br />

Sie begeistert sein werden.“<br />

Ob unsere Gesprächspartner es verstehen,<br />

dass Grüsch uns auch ohne Schnee<br />

begeistert? Die 1.900-Einwohner-Gemeinde<br />

ist ein Paradebeispiel für ein offenbar<br />

bestens funktionierendes Gemeinwesen.<br />

Es gibt hier viel Geschichte, eine Gegenwart<br />

mit allem, was Menschen zum Leben<br />

brauchen und eine rosige Zukunft scheint<br />

in Grüsch auch in Sicht – weshalb sonst<br />

sollten rund um den Ort so viele junge Familien<br />

Häuser bauen? Da können wir es sogar<br />

verschmerzen, dass die Krone – ein bekanntes<br />

Graubündner Feinschmeckerziel<br />

mit einer begnadeten Köchin am Herd –<br />

seit ein paar Jahren geschlossen ist.<br />

„Auch in der Schweiz ist die Gastronomie<br />

nicht auf Rosen gebettet“, sagt Vanida<br />

Kulmala, Coca-Cola-Kundenberaterin, die<br />

in Grüsch zu Hause ist und uns mit vielen<br />

Reisetipps unterstützt hat.<br />

Knapp 30.000 gastronomische Betriebe<br />

rangeln um die Gunst der Gäste, erfahren<br />

wir. „Ein ruinöses Überangebot“, so die Branchenkennerin.<br />

„Wer überleben will, muss<br />

schon einiges aufbieten. Und selbst dann ist<br />

es schwer – siehe die Krone in Grüsch.“<br />

106 GARÇON


Graubünden KULINARISCHE EXKURSION<br />

Wenn Sie mich nach den gastronomischen<br />

Leuchttürmen Graubündens fragen, so muss ich<br />

natürlich zuerst unsere Sterne-Restaurants nennen.<br />

Aktuell sind das 16 mit 21 Michelin-Sternen.<br />

Damit liegt der Kanton unangefochten an der<br />

Spitze in der Schweiz. Die bekannteste kulinarische<br />

Adresse befindet sich in Fürstenau. Hier, in<br />

ländlicher Abgeschiedenheit, kocht auf Schloß<br />

Schauenstein mit Andreas Caminada einer der<br />

kreativsten Cusiniers weltweit.<br />

Der 60-jährige Churer Journalist Andrea Masüger ist Chef der Somedia AG,<br />

mit 900 Mitarbeitern eines der größten Medienhäuser der Schweiz.<br />

GARÇON<br />

107


KULINARISCHE EXKURSION Graubünden<br />

Andreas Caminada.<br />

„Von ihm werden wir noch hören“, prophezeiten vor dreizehn<br />

Jahren Schweizer Kollegen. Andreas Caminada, der junge Mann,<br />

der damals als Geheimtipp gehandelt wurde, hatte in Fürstenau,<br />

weit weg von den urbanen Zentren des Landes, ein Schlösschen<br />

gepachtet, stand mit einem Michelin-Stern und 17 Gault-Millau-<br />

Punkten zu Buche und war gerade zum „Aufsteiger des Jahres<br />

in der Deutschschweiz“ gewählt worden. Kommentar: „Andreas<br />

Caminada, eines der größten Talente in der Schweiz.“<br />

Inzwischen ist aus dem Talent ein Meister geworden, aus dem<br />

Aufsteiger eine Nummer eins. Andreas Caminada aus Sagogn im<br />

Kanton Graubünden, 40, Schlossherr auf Schauenstein, drei Michelin-Sterne,<br />

19 Gault-Millau-Punkte, der beste Koch der Schweiz,<br />

in Europa in einem Atemzug genannt mit dem Italiener Massimo<br />

Bottura, den Dänen René Redzepi und Rasmus Kofoed, dem Österreicher<br />

Heinz Reitbauer, dem Deutschen Joachim Wissler und<br />

einer, der immer öfter über den Tellerrand hinausblickt.<br />

Bestes Beispiel dafür ist eine von Andreas Caminada im November<br />

2015 gegründete Stiftung. Die Fundaziun Uccelin (zu Deutsch<br />

„Vögelchen“) hat es sich zur Aufgabe gemacht, talentierte Nachwuchsköche<br />

und Servicemitarbeiter individuell zu fördern, indem<br />

sie Praktika anbietet und Stipendien dafür vergibt.<br />

Neben einer Reihe von Schweizer Produzenten unterstützen<br />

über 40 Spitzenköche weltweit das Projekt, darunter auch acht<br />

aus Deutschland.<br />

Die Idee von Andreas Caminada sollte von<br />

allen Spitzenköchen getragen werden, weil wir<br />

damit letztlich die Zukunft unseres Berufsstandes<br />

sichern.<br />

Bobby Bräuer, Küchendirektor<br />

Restaurant EssZimmer<br />

Käfer Autowelt GmbH, München<br />

Durch die ‚Fundaziun Uccelin‘, die mein<br />

langjähriger Freund Andreas Caminada gegründet<br />

hat, können wir endlich einzelne<br />

Talente auf höchstem Niveau fördern.<br />

Sven Elverfeld, Küchenchef<br />

Restaurant Aqua<br />

The Ritz-Carlton Wolfsburg<br />

108 GARÇON


Graubünden KULINARISCHE EXKURSION<br />

Sarah Caminada ist die Ehefrau des Drei-Sterne-Kochs und Mutter<br />

der Söhne Finn (3) und Cla (1). Die 40-Jährige wuchs in Zürich<br />

auf und war, bevor sie mit ihrem Mann nach Fürstenau kam,<br />

für verschiedene Unternehmen u.a. in Amsterdam, Brüssel und<br />

London tätig. Seit Gründung der Fundaziun Uccelin führt sie die<br />

Geschäfte der Stiftung.<br />

Sarah Caminada.<br />

Wie waren denn die ersten Reaktionen auf die Stiftungsgründung?<br />

Ich bin kein Freund von Superlativen, aber der Zuspruch aus allen<br />

Richtungen war schon sehr gut.<br />

Die Stiftung vergibt Stipendien. Welche Voraussetzungen müssen<br />

die Bewerber erfüllen?<br />

Unser Angebot gliedert sich in drei Programme – das erste ist<br />

Schweizer Kochtalenten vorbehalten, das zweite haben wir für<br />

ausländische Kochtalente aufgelegt und das dritte für talentiertes<br />

Servicepersonal.<br />

Diese Programme basieren auf einer Art Baukastensystem, Details<br />

dazu gibt es auf unserer Webseite www.uccelin.com. Die Ausbildungszeit<br />

beträgt 20 Wochen, in denen der Stipendiat in Restaurants<br />

und bei Produzenten seiner Wahl Praktika absolvieren kann.<br />

Eine Liste, welche Restaurants und Produzenten in Frage kommen,<br />

ist ebenfalls auf auf unserer Webseite ersichtlich.<br />

In Deutschland zum Beispiel sind derzeit fünf 3-Sterne- und drei<br />

2-Sterne-Köche mit im Boot. Das erstmal vorab. Nun zu den Bewerbern.<br />

Sie dürfen nicht älter als 35 Jahre sein und müssen – wenn<br />

sie eine entsprechende Ausbildung absolviert haben – über mindestens<br />

drei Jahre Erfahrung als Koch oder Köchin bzw. im Service<br />

verfügen. Bei Seiteneinsteigern verlangen wir eine fünfjährige Berufserfahrung.<br />

Die Kosten für diese Programme übernimmt dann die Stiftung?<br />

Genau. Für die Bewerber, die wir für eins der Programme ausgewählt<br />

haben, organisieren wir die Praktika und übernehmen die Reise-<br />

sowie Unterkunftskosten; ein kleines Taschengeld sowie sämtliche<br />

Kosten für Visa, Bewilligungen, Versicherungen usw. wer den<br />

ebenfalls von der Stiftung getragen.<br />

Das Bewerbungsportal ist jeweils im März und September eines<br />

Jahres für einen Monat geöffnet. Wieviele Bewerber hatten Sie<br />

denn bisher?<br />

Im Herbst des vorigen Jahres hatten wir beispielsweise 120 Bewerbungen,<br />

davon waren rund zwei Drittel Nicht-Schweizer. Vier davon<br />

hat die Stiftung für ein Stipendium ausgewählt, eine Österreicherin,<br />

einen Portugiesen und zwei Schweizer.<br />

Wo haben sie ihre Praktika absolviert?<br />

Die Praktika bei den Produzenten haben alle in der Schweiz absolviert,<br />

bei verschiedenen Produzenten. Für die Kochpraktika in der<br />

Schweiz wurden Tanja Grandits und Nenad Mlinarevic ausgesucht.<br />

Was das Ausland betrifft, wollten alle nach New York, entweder zu<br />

Daniel Humm ins Eleven Madison Park oder zu Thomas Keller ins<br />

Per Se, beide weltbekannte 3-Sterne-Köche. Wir sind stolz, dass<br />

die Stiftung diese Wünsche erfüllen konnte.<br />

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Caminada.<br />

GARÇON<br />

109


RUBRIKEN Fuhrmanns Früchtekorb<br />

Dieter und Marcus Fuhrmann.<br />

Wenn in Berlin oder Brandenburg die weißen<br />

7,5-Tonnen- Kühltransporter mit dem<br />

Zeichen der Kirsche Hotels, Krankenhäuser,<br />

Kantinen oder Res taurants ansteuern,<br />

heißt es bei den Küchenchefs dort<br />

meist kurz und knapp: Fuhrmann kommt.<br />

Dieter Fuhrmann, Chef des gleichnamigen<br />

Fruchtgroßhandels und der Grand<br />

Old Man seines Berufsstandes in Berlin,<br />

gehört zu den kenntnisreichsten Männern<br />

seiner Branche. Lieber klein, dafür fein —<br />

mit diesem Motto startete er 1977 auf einem<br />

Charlottenburger Hinterhof ins Obstund<br />

Gemüsegeschäft.<br />

1980 Umzug auf den Fruchthof an der<br />

Beusselstraße, 1996 Eintritt seines Sohnes<br />

Marcus in die Firma, 2007 Übernahme<br />

einer neuen Kühlhalle.<br />

Inzwischen beschäftigen die Fuhrmänner<br />

28 Mitarbeiter, die mit 18 Kühltransportern<br />

rund 500 Produkte ausliefern,<br />

pünktlich, zuverlässig und in hoher Qualität.<br />

Von A wie Artischocke bis Z wie Zitronengras.<br />

Für unser <strong>Magazin</strong> Garcon stellen die<br />

beiden Großhändler Dieter und Marcus<br />

Fuhrmann im Wechsel ihre Früchte vor.<br />

Heute: Wilder Spargel<br />

FUHRMANNS FRÜCHTEKORB<br />

WEDER WILD NOCH SPARGEL<br />

VON MARCUS FUHRMANN<br />

Garten- und andere Naturfreunde werden<br />

mir Recht geben: Auf den ersten Blick ähnelt<br />

dieses Gemüse, vor allem wegen seiner<br />

ährigen Blütensprossen, dem guten alten<br />

Spitzwegerich.<br />

Der zweite Blick schafft jedoch Klarheit:<br />

Spitzwegerich (der übrigens auch in der<br />

Küche verwendet werden kann und einen<br />

champignonartigen Geschmack hat) ist es<br />

nicht, und es ist auch kein wilder Spargel,<br />

selbst wenn der Name sich bei vielen Küchenchefs<br />

eingebürgert hat.<br />

Was wie Weizenhalme in sattem Grün<br />

aussieht, sind die Sprosse des sogenannten<br />

Pyre näen-Milchsterns (Ornithogalum pyrenaicum),<br />

eines mediterranen Hyazinthengewächses,<br />

das vor allem in Frankreich<br />

an gebaut und als „Asperge des bois“ vermarktet<br />

wird.<br />

In den letzten Jahren haben nicht zuletzt<br />

Berliner und Brandenburger Spitzenköche<br />

dieses Gemüse entdeckt, das wir in<br />

110 GARÇON


Fuhrmanns Früchtekorb RUBRIKEN<br />

Neuer Mann im Waldorf Astoria. Daniel Behrendt empfiehlt:<br />

Weißer und Wilder Spargel, Kartoffeln, Nussbutter...<br />

der Spargelzeit, also im Mai/Juni, aus Saint-Alyre-d´Arlanc, einem<br />

Dorf rund 350 Kilometer südlich von Paris in der Provinz Auvergne-<br />

Rhône-Alpes beziehen.<br />

Auf den Böden der dortigen Vulkanlandschaft inmitten des sogenannten<br />

französischen Zentralmassivs, so habe ich es mir sagen<br />

lassen, gedeiht Asperge des bois besonders gut.<br />

Sein Geschmack übrigens ist relativ kräftig, getreideähnlich bis<br />

nussig und harmoniert ausgezeichnet sowohl mit weißem Spargel<br />

als auch mit Feigen. Das Waldorf Astoria Berlin in der Hardenbergstraße,<br />

einer unserer wichtigen Kunden, hat – wie ich finde – einige<br />

bemerkenswerte Gerichte mit dem sogenannten „Wilden Spargel“<br />

auf der Speisekarte.<br />

Ich möchte an dieser Stelle unbedingt noch darauf verweisen,<br />

dass im Volksmund auch etliche andere Pflanzen als wilder Spargel<br />

bezeichnet werden.<br />

Das gilt beispielsweise für die Triebspitzen des wilden Hopfens<br />

(Hopfenspargel) ebenso wie für den Wiesenbärenklau, dessen Blattstiele<br />

in der traditionellen Wildkräuterküche wie Spargelstangen<br />

verarbeitet werden.<br />

www.dieter-fuhrmann.de<br />

...oder gegrillter Spargel, Feigen, Halloumi, Wilder Spargel, Wildkräuter, Za'tar Sauce.<br />

GARÇON<br />

111


RUBRIKEN Marktnischen<br />

Berlin-Wedding 1926: Der Toppmarkt.<br />

Wochenmärkte haben in Berlin eine lange<br />

Tradition. Der erste urkundlich erwähnte<br />

Markt ist der Spandauer, bereits im Stadtgründungsdokument<br />

vom 7. März 1232 wird<br />

er genannt. Im benachbarten Berlin sind<br />

der Molkenmarkt und der 1728 von Friedrich<br />

Wilhelm I. per Kabinettsbeschluss<br />

ge schaffene Gendarmenmarkt die wichtigsten<br />

öffentlichen Verkaufsplätze für<br />

Butter, Eier, Honig, Käse, Korn und Wolle.<br />

Deren Zahl stieg mit der Zeit zunehmend,<br />

so gab es 1882 innerhalb der Stadtgrenzen<br />

19 Wochenmärkte mit rund 10.500<br />

Marktständen, die jedoch mit dem Bau<br />

der Markthallen wieder verschwanden.<br />

1952, die meisten Markthallen waren<br />

zerstört, forderte der Regierende Bürgermeister<br />

Ernst Reuter: „Vor's Rathaus gehört<br />

ein Markt!“ Er meinte das Rathaus<br />

Schöneberg und beendete mit seinem<br />

Machtwort eine jahrelange Diskussion um<br />

den wichtigsten Wochenmarkt Berlins.<br />

Heute gibt es wieder rund 120 Wochenmärkte<br />

in Berlin – nicht nur vor Rathäusern<br />

– die sich wachsender Beliebtheit erfreuen.<br />

Unter der Rubrik „Marktnischen“<br />

stellt Garcon Händler vor, deren Offerten<br />

auch eine weite Anreise wert sind.<br />

BERLINER MARKTNISCHEN<br />

ENTDECKUNGEN ZWISCHEN ARMINIUSHALLE UND MAYBACHUFER<br />

ANGEBOT AUF DEM WOCHENMARKT AM<br />

KOLLWITZPLATZ IN PRENZLAUER BERG:<br />

Original italienische Porchetta. „Tipico dell' Italia“,<br />

heißt es am Stand von Leonardo Tamos und<br />

seinem Helfer Roberto Martillotti im Brust ton<br />

der Überzeugung. Die beiden Männer servieren<br />

die Variante des gegrillten Schwei ne rollbratens<br />

mit der typischen Würze im knusprigen<br />

Focaccia-Fladen und mit Rucola. Dazu ein<br />

Gläschen Landwein.<br />

Das Gros der fleischigen Angebote auf<br />

Berliner Straßenfesten und Wochenmärkten<br />

rührt eher zu Tränen als es Genuss verspricht.<br />

Fetttriefende Nackensteaks, fade Maultaschen,<br />

die wie Wasserleichen in einer<br />

Würfelbrühe schwimmen, Bock-, Brat- und<br />

Currywürste, schwabblig, wabblig und von<br />

vermutet identischer Provenienz – da bleibt<br />

der kleine Hunger zwischendurch schnell<br />

auf der Strecke.<br />

Zu den Ausnahmen zählt die Offerte<br />

von Leonardo Tamos auf dem Kollwitzmarkt<br />

in Prenzlauer Berg: Porchetta di<br />

Aric cia, benannt nach dem Städtchen Ariccia,<br />

gelegen in der Provinz Lazio, südöstlich<br />

der italienischen Hauptstadt.<br />

Die regionale Spezialität unterscheidet<br />

sich von Zubereitungsarten in anderen<br />

Gegenden Italiens dadurch, dass man das<br />

kom plett entbeinte Spanferkel in Ariccia<br />

außer mit Knoblauch und Zitronenschale<br />

112 GARÇON


SO TICKT BERLIN ...<br />

auch mit gewaltigen Rosmarin-Mengen<br />

würzt wird (im Gegensatz etwa zu Porcetta<br />

di Norcia, einer Stadt in Umbrien, wo<br />

sie wilden Fenchel benutzen), bevor es<br />

gerollt, mit einer festen Schnur umwickelt<br />

und gegrillt wird.<br />

Leonardo Tamos garniert die Porchetta<br />

mit solcherart Story-Telling und serviert<br />

den Imbiss seinen Wochenmarkt-Kunden<br />

mit einer Grandezza, die sie glauben macht,<br />

dass es sich eher um ein Luxus-Gericht<br />

denn um eine Streetfood-Offerte handelt.<br />

Tamos, 55, stammt aus Friaul, der nordöstlichsten<br />

Region Italiens, zwischen Alpen<br />

und Adria gelegen. „Aus Casarsa del la<br />

Delizia“, sagt er, „das musst Du kennen,<br />

dort hat der Regisseur und Schriftsteller<br />

Pier Paolo Pasolini gelebt und dort<br />

ist er auch begraben.“<br />

Vor 23 Jahren kam Leonardo Tamos<br />

nach Berlin, war Barmann und Kellner und<br />

entschloss sich vor drei Jahren, auf dem<br />

Kollwitzmarkt eine Porchetta-Revolution<br />

anzuzetteln. Der Coup ge lang – wohl<br />

auch deshalb, weil Leonardo Tamos, der<br />

Friulaner in Berlin, so viele schöne Geschichten<br />

erzählen kann.<br />

PORCHETTA REVOLUTION<br />

Wochenmarkt am Kollwitzplatz<br />

Berlin-Prenzlauer Berg<br />

Samstag, 10.00 – 16.00 Uhr<br />

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Leandro Tamos: „Ein bisschen Wein muss sein!“<br />

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<strong>GARCON</strong>-QUIZ<br />

Hermann Fürst von Pückler-Muskau und die nach ihm benannte Eisbombe.<br />

Seit dem 29. April wird in Schloss und<br />

Park Babelsberg eine spektakuläre Ausstellung<br />

gezeigt: „Pückler. Babelsberg.<br />

Der grüne Fürst und die Kaiserin“. Sie<br />

würdigt den ebenso genialen wie exzentrischen<br />

Gartengestalter Hermann Fürst<br />

von Pückler-Muskau (1785 – 1871).<br />

Ein Kapitel der Exposition ist der Eisbereitung<br />

gewidmet, schließlich war Pückler<br />

auch Namenspatron einer 1839 zum<br />

ersten Mal zubereiteten und bis heute<br />

beliebten Eiskreation.<br />

Das Halbgefrorene aus Schokolade,<br />

Erdbeere oder Himbeere und Vanille wurde<br />

allerdings nicht von dem erfindungsreichen<br />

Fürsten erdacht, sondern von einem<br />

preußischen Hofkoch. Hieß er:<br />

A<br />

B<br />

C<br />

Emil Bernard<br />

Ferdinand Jungius<br />

Rudolf Karg<br />

Ihre Antwort bitte an:<br />

Bildart Media Verlag<br />

Redaktion GARÇON<br />

Marzahner Promenade 26<br />

12679 Berlin<br />

E-Mail: info@bildart-verlag.de<br />

Die Gewinne, drei wertvolle Kochbücher, werden<br />

unter den Teilnehmern verlost, die die Frage richtig<br />

beantwortet haben.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Einsendeschluss: 16. Juli 2017.<br />

Die Gewinne werden per Post zugesandt.<br />

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Hier steht die Bildunterschrift. Risimus est fuga. Ga. Nem quo debis et que volut vellacea esti quibus andi dolupti alignihit<br />

eatem venessi est, sitae suntio dis dolessitatus nonsed ma sincipis dolluptatem inullabo.<br />

Risimus est fuga. Nem quo debis et que volut vellacea esti quibus andi dolupti alignihit eatem venessi est, sitae suntiodis.<br />

Dolluptatem inullabo. Cabore soluptiument enderchilit pore poruptam arum sinctiis non pora nam voluptatus.<br />

VERLAG UND REDAKTION<br />

Bild Art Media Verlag<br />

Inh. Yvonne Weinlich<br />

Marzahner Promenade 26, 12679 Berlin<br />

Fon 0 30 - 28 86 79 70<br />

Fax 0 30 - 28 86 79 69<br />

info@bildart-verlag.de<br />

www.garcon24.de | facebook.de/garcon24<br />

HERAUSGEBER<br />

Yvonne Weinlich (V.i.S.d.P.)<br />

REDAKTION<br />

Petra Leonhardt (Leitung)<br />

Hans-Jürgen Bergs, Heiko Gralki, Corinna Hägele, Marc Steyer,<br />

Wolf-Dietrich Strobel<br />

Mieke Willaert, Malte Knickrehm, Lars Ulfert (Praktikanten)<br />

AUTOREN UND KOLUMNISTEN<br />

Uwe Ahrens, Philipp Besinger, Hans Diener, Stephan Falke,<br />

Peter Frühsammer, Dieter Fuhrmann, Marcus Fuhrmann, Shoko Kono,<br />

Renate Peiler, Ulrike Piecha, Jörg Teuscher, Marion Wiese<br />

GRAFIK, ILLUSTRATIONEN UND LAYOUT<br />

Melanie Budinger<br />

mail@melanie-budinger.de<br />

www.melanie-budinger.de<br />

TITELBILD<br />

Marie Geißler<br />

mail@mariegeissler.de<br />

www.mariegeissler.de<br />

FOTOS<br />

Heiko Gralki, Jörg Teuscher, Archiv Garcon, Somedia AG/Südostschweiz/Yanik<br />

Bürkli (2/S.3 Mitte, S.108 li. oben), Golvet (1/S.31), Universität Hohen heim/Jan<br />

Winkler (1/S.58), Florian Glauert privat (4/S.71), Regent Hotel Berlin (1/S.78 re. u.),<br />

Naturlufttrocknerei Brügger, Parpan (2/S.88, unten), Zuckerbäckerei Bühler, Chur<br />

(1/S.96, li. Mitte), Käfer Autowelt GmbH, München (1/S.108 li.u.), Fundaziun Uccelin,<br />

Fürstenau (1/S.109).<br />

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BEZUGSHINWEISE<br />

Zu beziehen im Zeitschriftenhandel oder im Abonnement. Einzelheftbestellung:<br />

Jedes Heft kostet 6,00 Euro, zuzüglich 1,45 Euro Versandkosten pro Sendung.<br />

Bezahlung nach Erhalt der Rechnung oder im Lastschrifteinzugsverfahren. Alle<br />

Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung<br />

bedarf der Zustimmung des Verlages. Aufnahme in Online-Dienste, Internet und<br />

Vervielfältigung auf Datenträgern nur nach schriftlicher Bestätigung des Verlages.<br />

Änderungen vorbehalten/limitiertes Kontingent.<br />

Termine:<br />

27./28. Juni 2017<br />

24./25. August 2017<br />

24./25. November 2017<br />

SCHLOSS Fleesensee<br />

12.18. Fleesensee Schlosshotel GmbH • Schlossstraße 1 • 17213 Göhren-Lebbin


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