01.08.2019 Aufrufe

Magazin GARCON - Essen, Trinken, Lebensart Nr. 52

Diesmal haben wir unsere Liebe für Neuzelle entdeckt, waren im Pop-up Buya, haben hinter die Kulissen vom POTS geschaut, freuten uns endlich über die Eröffnung der Käserei in Blankenfelde,schauten bei der Friedrichshagener Hofküche vorbei, beleuchteten die 'Neuen' Kebap wit Attitude und Gazzo Pizza, fuhren nach Kremmen zu den Kulturheidelbeeren, staunten über Eisqueens Kreationen, Nazunas Baumkuchen und die Müsli-Mama, feierten 10 Jahre Wünsch Dir Mahl, Anais empfiehlt Mira Arinto, Herbert spricht über sein Abschied vom Aigner, haben Entdeckungen in Graubünden und der Toskana gemacht, waren mit Fuhrmann im Vox und haben Holger Joost beim Jackfruit-Verarbeiten zugesehen, und natürlich in alten Kochbüchern gestöbert... also unbedingt lesenswert!!!

Diesmal haben wir unsere Liebe für Neuzelle entdeckt, waren im Pop-up Buya, haben hinter die Kulissen vom POTS geschaut, freuten uns endlich über die Eröffnung der Käserei in Blankenfelde,schauten bei der Friedrichshagener Hofküche vorbei, beleuchteten die 'Neuen' Kebap wit Attitude und Gazzo Pizza, fuhren nach Kremmen zu den Kulturheidelbeeren, staunten über Eisqueens Kreationen, Nazunas Baumkuchen und die Müsli-Mama, feierten 10 Jahre Wünsch Dir Mahl, Anais empfiehlt Mira Arinto, Herbert spricht über sein Abschied vom Aigner, haben Entdeckungen in Graubünden und der Toskana gemacht, waren mit Fuhrmann im Vox und haben Holger Joost beim Jackfruit-Verarbeiten zugesehen, und natürlich in alten Kochbüchern gestöbert... also unbedingt lesenswert!!!

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AUSGABE NR. <strong>52</strong> | 2019 | 6 €<br />

ESSEN, TRINKEN & LEBENSART<br />

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DAS MAGAZIN FÜR ENTDECKER UND GENIEßER<br />

AUSGABE NR. <strong>52</strong> | 2019<br />

BUYA | POTS | KÄSEREI BLANKENFELDE | FRIEDRICHSHAGENER HOFKÜCHE<br />

KULTURHEIDELBEERE | EISQUEEN | NAZUNA | HERBERT BELTLE | ANNA STIEGEMANN


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Liebe Freunde,<br />

als ich im Verlag meine Kolumne für dieses Heft vorstellte, reagierten die meisten Mitarbeiter verwundert:<br />

„Wieso schon wieder Sebastian Frank? Hast du nicht gerade erst über das Horváth geschrieben?“ Ja, habe<br />

ich, siehe Garçon Nummer 48. Aber da ist dieses Buch, das seit ein paar Wochen auf meinem Schreibtisch<br />

liegt und an dem mich so vieles fasziniert…<br />

www.schwechower.de<br />

Lust zu schwecheln<br />

Sternekoch und Autor Sebastian Frank.<br />

Es ist ein schwergewichtiger Band, der nach verkohltem Sellerie riecht und nach Blunzenkrapferl schmeckt<br />

und durch den ein Mann streift, der sich nicht schnöselig dicke macht wie in seiner eitlen Branche oft<br />

üblich, sondern erdnah geblieben ist, sympathisch und empathisch. Eben jener Sebastian Frank, mit zwei<br />

Michelin-Sternen ausgezeichneter Küchenchef und Inhaber des gemütlichen Horváth-Gasthauses am<br />

Paul-Lincke-Ufer in Kreuzberg.<br />

Was mich am meisten an Franks Kochbuch-Erstling fasziniert, sind übrigens nicht seine Rezepte, mit<br />

denen er Schwarzwurzel und Schweineblut in den Rang von Edelviktualien erhebt, nicht seine Anmerkungen,<br />

warum er so tickt wie er tickt und auch nicht die kongenialen Menschen- und Tellerfotos von René<br />

Riis. Nein, das Beeindruckendste für mich sind die Sätze, die Sebastian Frank an den Anfang des Buches<br />

stellt und mit denen er es seiner Frau Jeannine Kessler widmet: „Sie stellt sich und ihre Karriere hintan,<br />

um mir die Möglichkeit zu geben, mich in meiner Leidenschaft, dem Kochen, zu verwirklichen. Gleichzeitig<br />

ist sie die Organisatorin unseres Unternehmens … erzieht unsere Kinder … und managt die ganze Familie.<br />

Diese Leistung wird viel zu selten gewürdigt.“ Gut, dass das mal einer sagt. Danke, Sebastian Frank.<br />

(kuk, Matthaes Verlag Stuttgart, 2019, ISBN: 978-3-87515-432-0)<br />

Ihre Yvonne Weinlich<br />

info@bildart-verlag.de<br />

Am Park 5 · 19230 Schwechow/Pritzier<br />

Telefon 03 88 56/3 78-20 · Fax 03 88 56/3 78-21<br />

info@schwechower.de


INHALT<br />

MISE EN PLACE<br />

TITEL<br />

Fromme Sprüche - Wilde Küche<br />

Aufbruch in Neuzelle<br />

Friedrichshagener Hofküche:<br />

46 Gute Schule für Hobbyköche.<br />

LOKALTERMIN<br />

BUYA 29<br />

Pop-up-Restaurant in Kreuzberg<br />

POTS 32<br />

Eine Lanze für Klops, Kohl und Co.<br />

Käserei Blankenfelde 40<br />

Bestes aus Jersey-Milch<br />

Friedrichshagener Hofküche 46<br />

Gute Schule für Hobbyköche<br />

Neue Restaurants 53<br />

Kebap with Attitude<br />

Gazzo Pizza<br />

GESCHMACKSSACHEN<br />

Kremmener Kultfrucht 55<br />

Plädoyer für die Kulturheidelbeere<br />

06<br />

Fromme Sprüche – Wilde Küche:<br />

Aufbruch in Neuzelle.<br />

POTS:<br />

32 Eine Lanze für Klops, Kohl und Co.<br />

Indian Summer 58<br />

Eiskreation für Erwachsene<br />

Müncheberger Suppenschmiede 64<br />

10 Jahre Wünsch Dir Mahl<br />

Anaїs Causse empfiehlt 68<br />

Mira Arinto de Bucelas 2016<br />

Kostproben 70<br />

KOPFSALAT<br />

Herbert Beltle 72<br />

Servus, Aigner!<br />

Tsuki Hasegawa & Sven Schumacher 76<br />

Japanische Schokolade made in Berlin<br />

Anna Stiegemann 81<br />

Die Müsli-Mama<br />

Wie geht's eigentlich…? 84<br />

Thomas Neeser<br />

6 GARÇON


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Indian Summer:<br />

58 Eiskreation für Erwachsene.<br />

KULINARISCHE EXKURSION<br />

Kochgruppen, Herde, Kombidämpfer,<br />

Bratplatten, Kochkessel, Fritteusen u.v.m.<br />

Gewerbe-Geschirrspülmaschinen<br />

Tiefkühl- und Kühlanlagen<br />

Arbeits- und Spültische<br />

Schweiz | Graubünden 86<br />

Swiss Lachs aus dem Misox<br />

Schweiz | Graubünden 92<br />

Casa Caminada in Fürstenau<br />

Italien | Toskana 95<br />

Cacciucco alla Livornese<br />

64<br />

Müncheberger Suppenschmiede:<br />

10 Jahre Wünsch Dir Mahl.<br />

RUBRIKEN<br />

Fuhrmanns Früchtekorb 100<br />

Jackfruit<br />

Berliner Marktnischen 104<br />

Algarve-Spezialitäten<br />

Kulinarische Nachlese 106<br />

In alten Kochbüchern geblättert<br />

BOUQUET GARNI<br />

Nachrichten und Neuigkeiten 108<br />

Personalien 110<br />

Garcon-Guide 111<br />

Garcon-Quiz | Impressum 114<br />

Fuhrmanns Früchtekorb:<br />

100 Jackfruit.<br />

GTS Großküchentechnik & Service GmbH<br />

Schwedter Str. 45-46<br />

10435 Berlin<br />

Tel.: 030 - 440 540 48<br />

www.gts-grosskuechentechnik.de


Dichter, Denker, dicke Bäuche.<br />

Brandenburger Kulturvielfalt erleben!<br />

Das Jahresthema<br />

Jedes Jahr stellt pro agro die Angebote,<br />

die Produkte und die dahinter stehenden<br />

Menschen des ländlichen Raumes in<br />

einen wechselnden Fokus. 2019 heißt<br />

es »Dichter, Denker, dicke Bäuche.<br />

Brandenburger Kulturvielfalt erleben!«<br />

Die Leitidee<br />

Im Mittelpunkt steht die Kulturvielfalt<br />

in unserer Region: <strong>Essen</strong> und<br />

<strong>Trinken</strong>, Genuss und Land(er)leben<br />

im Spiegel der Denker, Literaten,<br />

Musiker und weiterer Künstler einschließlich<br />

der gastronomischen<br />

Kunsthandwerker.<br />

Entdecken Sie Brandenburg<br />

kulturell, erleben Sie die Vielfalt –<br />

im Geschriebenen, beim<br />

Erforschen, beim Genuss!<br />

Unsere Botschafter<br />

René Klinkmüller –<br />

Konditormeister & Patissier<br />

in der Konditorei Klinkmüller<br />

Kena Hüsers –<br />

Freie Redakteurin,<br />

Journalistin & Autorin<br />

Jens Beiler – Koch, Brauer & Vordenker<br />

im Wohnstuben restaurant Zickengang<br />

gefördert durch<br />

8 GARÇON<br />

EUROPÄISCHE UNION<br />

Europäischer Landwirtschaftsfonds<br />

für die Entwicklung des<br />

ländlichen Raums<br />

EUROPÄISCHE UNION<br />

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Für Brandenburgentdecker:<br />

www.proagro.de • www.brandenburger-landpartie.de


Klosterhotel und Wilde Klosterküche Neuzelle TITEL<br />

Anne Hensel, Mi. und Manuel Bunke im Gespräch mit der<br />

Brandenburger Marmeladenkönigin Cathrin Kluge…<br />

Es war im Februar während einer dieser spontanen Gesprächsrunden,<br />

die entstehen, wenn ein paar Journalisten gleicher Couleur<br />

sich zufällig treffen. Wie wir auf das Thema Brandenburger Gastronomie<br />

kamen, weiß ich nicht mehr – vielleicht, weil es ein Thema<br />

des kleinsten gemeinsamen Nenners ist. Jeder kann ein bisschen<br />

Senf dazugeben, jeder kennt ein anderes Beispiel altbackener<br />

Landhausküche, mit der so wenig Staat zu machen ist. Und jeder<br />

hat natürlich die Namen der Fixsterne auf der Pfanne, die da zwischen<br />

Potsdam, Burg und Finsterwalde leuchten und als einsame<br />

kulinarische Gipfel die vielen Maulwurfshügel überragen.<br />

Eine junge Frau, die bisher geschwiegen hatte, mischte sich<br />

ein: „Waren Sie schon mal in Neuzelle?“ Weil es wie eine Einladung<br />

klang, nahmen wir an. Anne Hensel und ihr Partner Manuel Bunke<br />

führen in Neuzelle das Klosterhotel und die Wilde Klosterküche.<br />

Erster Treffpunkt: eine Messe regionaler Lebensmittelproduzenten<br />

von der später noch die Rede sein wird. Also dann: Neuzelle.<br />

…und bei der Verkostung von Drehnower Hofkäse.<br />

GARÇON<br />

9


TITEL Klosterhotel und Wilde Klosterküche Neuzelle<br />

Frankfurt/Oder<br />

Słubice<br />

Eisenhüttenstadt<br />

Neuzelle<br />

Berlin<br />

130 km<br />

Guben<br />

Guben<br />

Gubin<br />

Gubin<br />

10 GARÇON


Klosterhotel und Wilde Klosterküche Neuzelle TITEL<br />

Fromme<br />

Sprüche<br />

Pater Konrad, Pater Prior Simeon, Pater Isaak Maria, v. li.<br />

Wilde<br />

Küche<br />

AUFBRUCH IN NEUZELLE<br />

VON JÖRG TEUSCHER<br />

Küchenchef Manuel Bunke.<br />

GARÇON<br />

11


TITEL Klosterhotel und Wilde Klosterküche Neuzelle<br />

Neuzelle: Seit 2003 „Staatlich<br />

anerkannter Erholungsort“.<br />

Neuzelle liegt im Brandenburger Landkreis Oder-Spree inmitten<br />

einer Patchwork-Landschaft: Kiefernwälder, Getreidefelder,<br />

im Westen der Naturpark Schlaubetal, im Osten<br />

der Oder-Neiße-Zusammenfluss.<br />

Das Kürzel des Landkreises Oder-Spree, LOS, übersetzten<br />

Anfang der 1990er die Einheimischen mit „Land ohne<br />

Sonne“ und meinten damit nicht die Zahl der jährlichen<br />

Regentage, sondern freudLOS, hoffnungsLOS, zukunfts-<br />

LOS. Blühende Landschaften, möglicherweise, aber nicht<br />

hier. Wer jung war und die Möglichkeit hatte, zog weg…<br />

Heute lebt Neuzelle vor allem vom Tourismus – Hotellerie,<br />

Gastronomie, Handel tragen dem Rechnung. „130.000<br />

Gäste hatten wir im vorigen Jahr“, so Gabriele Werner von<br />

der örtlichen Besucherinformation, „und wenn Sie wissen<br />

wollen, woher sie kamen, dann kann ich Ihnen nur sagen,<br />

dass praktisch die ganze Welt bei uns zu Gast war.“<br />

12 GARÇON


Klosterhotel und Wilde Klosterküche Neuzelle TITEL<br />

Zisterzienserkloster Neuzelle: Stitftskirche St. Marien im Stil des böhmischen Barocks.<br />

Das Ziel der internationalen Globetrotter-Gemeinde ist<br />

das Zisterzienserkloster Neuzelle, Brandenburgs Barockwunder.<br />

Seine Gründung 1268 verdankt das Kloster einer<br />

Stiftung des Markgrafen Heinrich von Meißen, Mönche aus<br />

Böhmen veranlassten im 17. und 18. Jahrhundert die barocke<br />

Umgestaltung der Anlage. 1817 wurde es mit Kabinettsorder<br />

des preußischen Königs aufgelöst.<br />

Anfang September 2018 hieß es dann in Neuzelle: Patres<br />

ante portas. Sechs Zisterziensermönche aus dem Stift<br />

Heiligenkreuz in Niederösterreich hatten sich auf den Weg<br />

gemacht, um das Priorat Neuzelle zu gründen. „Die Wiederansiedlung<br />

bereichert Neuzelle als Ort der Kultur und<br />

Bildung um eine religiöse und spirituelle Komponente und<br />

wird weitere Besucherinnen und Besucher anziehen“, so<br />

Brandenburgs Kulturministerin Martina Münch über die<br />

Entscheidung der Zisterzienser.<br />

Museum „Himmlisches Theater“ mit den Neuzeller Passionsdarstellungen<br />

vom Heiligen Grab aus dem Jahr 1750.<br />

GARÇON<br />

13


TITEL Klosterhotel und Wilde Klosterküche Neuzelle<br />

Corinna und Jörg Hensel.<br />

Das konnten Corinna und Jörg Hensel natürlich nicht im Blick haben,<br />

als sie 2010 das Haus in der Neuzeller Bahnhofstraße 18 kauften<br />

und es binnen zweier Jahre zu einem Hotel umbauten. „Sicher<br />

war ein gewisses Risiko dabei“, sagt Jörg Hensel heute, „aber dass<br />

Neuzelle sich touristisch entwickeln würde, das war vor neun Jahren<br />

schon keine Frage mehr.“<br />

Der 57-jährige Unternehmer und seine Frau stammen aus Guben<br />

und hatten bis zur Wende typische DDR-Biografien. Jörg Hensel,<br />

Lehre als Elektromonteur im Tagebau Jänschwalde Ost, Maschinenbaustudium<br />

an der Leipziger TH.<br />

Corinna Hensel, Berufsausbildung mit Abitur zur Instandhaltungsmechanikerin,<br />

Ingenieurpädagogik-Studium in Karl-Marx-<br />

Stadt, Arbeit im Chemiefaserwerk Guben.<br />

Nach dem Ende der DDR wurde Corinna Hensel arbeitslos. Ihr<br />

Mann brachte zwar sein Studium zu Ende, konnte sich aber dann<br />

für sein Einser-Diplom nichts kaufen. Er zog nach Berlin und jobbte<br />

als Verkäufer für Saunageräte, sie ging kellnern.<br />

„Wir merkten schnell, dass die Wessis auch nur mit Wasser<br />

kochten“, erinnert sich Jörg Hensel, „und dass wir nicht blöder waren,<br />

nur nicht immer tough genug.“ Deshalb machten sich beide<br />

1991 in Guben selbstständig – Corinna Hensel mit einem Sonnenstudio,<br />

Jörg Hensel mit einer Spezialbaufirma – Elements of Spa.<br />

Sanum per aqua: Bäder, Pools, Wellnessanlagen. „Damals eine Nische,<br />

allemal im Osten.“<br />

Der erste Großauftrag kam aus dem Spreewald. „Da ging es nicht<br />

um eine Heimsauna oder ein Planschbecken, sondern um eine<br />

komplette Badelandschaft.“ Auftraggeber war das Resort und Spa-<br />

Hotel Zur Bleiche in Burg. „Der Bleiche-Inhaber Heinrich Michael<br />

Clausing war übrigens nicht nur ein kritischer Bauherr, sondern<br />

auch ein freundschaftlicher Lehrmeister“, sagt Hensel, „er hat mir<br />

beigebracht, als Unternehmer zu denken.“<br />

Es folgten weitere Projekte in Deutschland und Österreich,<br />

eins davon im Tiroler Wintersportort Kuhtai in über 2.000 Meter<br />

Höhe. „Es ging aber nicht immer nur bergauf…“, hören wir noch,<br />

während Hensels Handy zum wiederholten Mal klingelt: „Das Hotel<br />

Bei Schumann in Kirschau, wir bauen dort den ersten Flying Pool<br />

Deutschlands.“ Noch ein Wort zum Klosterhotel, Herr Hensel?<br />

Jörg Hensel, schon im neuen Modus, weist auf seine Tochter Anne<br />

und deren Partner Manuel Bunke. Ein knapper Gruß, dann quietschen<br />

Reifen. „Plauderstündchen kommen in seinem Zeitplan eigentlich<br />

nicht vor“, grinst Anne Hensel.<br />

KLOSTERHOTEL NEUZELLE<br />

Bahnhofstraße 18<br />

15898 Neuzelle<br />

Tel. 0336<strong>52</strong> – 82 39 91<br />

www.hotel-neuzelle.de<br />

14 GARÇON


Klosterhotel und Wilde Klosterküche Neuzelle TITEL<br />

Klosterhotel Neuzelle mit dem Restaurant Wilde Klosterküche.<br />

Anne Hensel und Manuel Bunke.<br />

GARÇON<br />

15


TITEL Klosterhotel und Wilde Klosterküche Neuzelle<br />

„Reden wir also über das Klosterhotel.“ Anne Hensel erzählt<br />

die Geschichte zu Ende. „Nachdem meine Eltern das Haus<br />

gekauft und es zum Hotel umgebaut hatten, verpachteten<br />

sie es. Fünf Jahre lief der Laden dann mehr schlecht als<br />

recht, so dass wir Ende 2017 im Familienrat entschieden:<br />

Wir nehmen die Dinge selbst in die Hand.“<br />

Die 31-Jährige – nach Studien in Deutschland, England<br />

und Spanien Bachelor of Arts und Master of Business Administration<br />

– hatte sich kurz zuvor mit einer Projektmanagement-<br />

und Designagentur in Berlin selbstständig gemacht,<br />

übernahm die Neugestaltung des Hauses und kümmerte<br />

sich ums Marketing. Und fand bei der Suche nach einem geeigneten<br />

Chef für die Klosterküche nicht nur einen Freund<br />

aus Kindertagen, sondern auch die Liebe fürs Leben…<br />

Das Klosterhotel im weitesten Sinn in eine Kategorie zu<br />

stecken, führt zwar nahe an das Bild des gemütlichen Do-<br />

16 GARÇON


Klosterhotel und Wilde Klosterküche Neuzelle TITEL<br />

Hochzeits„kutsche“: Austin Healey 3000, Baujahr 1967.<br />

mizils auf dem Lande, aber klar zu umgrenzen ist dieses<br />

Bild ja auch nicht wirklich. Auf jeden Fall ist das Haus geschmackssicher<br />

eingerichtet (3 Einzelzimmer, 10 Doppelzimmer,<br />

3 Suiten) und fair im Preis. Jetzt heißt es also nur<br />

noch: Ankommen, auspacken, wohlfühlen.<br />

Das gilt für Fahrradwanderer ebenso wie für vielreisende<br />

Geschäftsleute und – möglicherweise noch etwas mehr<br />

– für Menschen, die einen besonderen Ort zum Feiern suchen.<br />

„Derzeit sind es um die zehn Hochzeiten im Jahr, die<br />

wir ausrichten“, so Anne Hensel, „Tendenz steigend, was<br />

wohl daran liegt, dass die Klosterkirche ein ganz besonderer<br />

Ort für eine Trauung ist.“<br />

„Auch die Hotel-Liebe geht erst einmal durch den Magen“,<br />

das ist ein Satz aus dem Schatzkästchen des legendären<br />

Münchner Küchenkünstlers Alfred Walterspiel, der<br />

uns nun unweigerlich zur Wilden Klosterküche führt.<br />

GARÇON<br />

17


TITEL Klosterhotel und Wilde Klosterküche Neuzelle<br />

Küchenchef Manuel Bunke.<br />

Uns hat es einigermaßen erstaunt, wie wenige der zahlreichen<br />

Brandenburger Reise-, Wander-, Einkehr- und Genussführer die Wilde<br />

Klosterküche in Neuzelle zumindest für erwähnenswert halten.<br />

Manuel Bunke kommentiert die Tatsche gelassen, kann sich aber<br />

einen Hauch Ironie nicht verkneifen: „Ich vermute mal, das wäre<br />

anders, würden wir in Potsdam kochen, aber wir sind nun mal in<br />

Randbrandenburg, und das ist wahrscheinlich zu weit draußen.“<br />

Bunke, 33, stammt aus Guben und absolvierte seine Kochlehre<br />

in einem Garmisch-Partenkirchener Sporthotel. Dann zog es den<br />

jungen Brandenburger nach Österreich. Im Hauben-Restaurant<br />

Hohe Munde des Interalpen-Hotels Tyrol in Telfs machte er erste<br />

Erfahrungen mit der feinen Gesellschaft und Menüs, die locker die<br />

100-Euro-Schallmauer durchbrachen – was damals nicht mal Österreichs<br />

kulinarische Elite wie das Steirereck im Wiener Stadtpark<br />

oder der Taubenkobel im burgenländischen Schützen am Gebirge<br />

schaffte.<br />

Es folgten vier Jahre Australien, ein Kontinent mit neuen Produkten,<br />

anderen Gewürzen, und einer Küche, die stark von der Nähe zu<br />

Asien inspiriert ist. Bunke lernte Kängurubratwurst und Kakteengemüse<br />

zuzubereiten und erinnert sich noch heute an sein erstes<br />

Kobe-Steak, für das der Gast stolze 300 Dollar hinlegen musste.<br />

2016 Rückkehr nach Deutschland, gastronomischer Berater und<br />

Küchenchef im Szeneladen Klunkerkranich auf dem Dach der Neukölln-Arcaden,<br />

ein Jahr später Aufbruch in den Südpazifik – Ziel:<br />

die Fidschi-Inseln. Viel Exotik und gutes Geld als Executive Chef<br />

einer luxuriösen Hotelcompany. „Eigentlich ein Traumjob“, erzählt<br />

er, „wären da nicht die sozialen Probleme gewesen – ungeschultes<br />

Personal, das unter miserablen Bedingungen schuften musste,<br />

dementsprechend viele Wechsel und Qualitätsmängel.“<br />

Nach anderthalb Jahren quittierte er den Dienst, kehrte zurück<br />

nach Berlin und lernte kurz darauf Anne Hensel kennen. „Eigentlich<br />

kannten wir uns schon aus Buddelkastenzeiten, sie wohnte damals<br />

in Guben im Nachbarhaus“. Die junge Frau suchte einen Küchenchef<br />

für das Klosterhotel, Bunke sagte zu, und das Projekt „Wilde<br />

Klosterküche“ ging an den Start.<br />

Mit im Boot: der 45-jährige Oliver Schulz, Bäcker, Konditor und<br />

Koch, ein Mann mit großer Ruhe und noch größerer Berufserfahrung,<br />

gesammelt vor allem in Hotelküchen Deutschlands, Frankreichs<br />

und Österreichs und das „Küken“, Judith Rüger, 20, Köchin<br />

mit Hang zu allem Süßen und deshalb für die Klosterküchen-Pâtisserie<br />

und alles Eisige, Kuchige und Tortige zuständig.<br />

WILDE KLOSTERKÜCHE<br />

Bahnhofstraße 18<br />

15898 Neuzelle<br />

Tel. 0336<strong>52</strong> – 82 39 91<br />

www.wildeklosterkueche.de<br />

18 GARÇON


Klosterhotel und Wilde Klosterküche Neuzelle TITEL<br />

Köchin und Patissière Judith Rüger.<br />

Souschef Oliver Schulz.<br />

GARÇON<br />

19


TITEL Klosterhotel und Wilde Klosterküche Neuzelle<br />

Wilde Klosterküche, ein bisschen irreführend ist der Name<br />

schon. Mit dem Ton in der Küche hat das Attribut jedenfalls<br />

nichts zu tun, zwischen Herd und Pass geht es eher andante<br />

moderato zu als allegro furioso. Selbst wenn es stressig<br />

wird, ist brüllen verboten.<br />

Auch die brachiale Kreativität junger Wilder taugt nicht<br />

als Erklärung. Karierte Maiglöckchen, hochkant frittiert,<br />

kommen in der Klosterküche nicht auf die Teller, weil solcher<br />

Firlefanz die Gäste von weiter weg vergraulen würde<br />

und die von näher dran gar nicht erst kämen.<br />

„Als wir uns für den Namen entschieden, wollten wir<br />

schon ein bisschen provozieren“, erklärt Anne Hensel, zuständig<br />

für die Werbung und das Marketing, „früher nannte<br />

20 GARÇON


Klosterhotel und Wilde Klosterküche Neuzelle TITEL<br />

sich das Restaurant Le Couvent und servierte Brandenburger<br />

Üblichkeiten. Heute heißt es Klosterküche und verzichtet<br />

auf Hähnchenbruststreifen, Schweinemedaillons, und<br />

Zanderfilet Karo einfach. Den Zusatz ‚wild‘ wollten wir als<br />

Gegenteil von ‚brav‘ verstanden wissen, als Hinweis darauf,<br />

dass wir die artigen Dauerbrenner vieler Küchen der<br />

Gegend von der Speisekarte verbannt haben.“<br />

Die Einheimischen waren am Anfang entsetzt, die Fremden<br />

sprachlos. Das Entsetzen hat sich gelegt, die Sprachlosigkeit<br />

ist geblieben und wohl das schönste Kompliment<br />

für das Restaurant und eine Küche, die von einem klaren<br />

Konzept, aus dem Effeff beherrschtem Handwerk und großer<br />

Liebe zum Detail zeugt.<br />

GARÇON<br />

21


TITEL Klosterhotel und Wilde Klosterküche Neuzelle<br />

Service-Perlen: Nicole Kuhring und Katarzyna Lisiecka, v. li.<br />

Restaurantleiter Max Giesa, re.<br />

Noch ein Wort zum Service, Frau Hensel. „Aushilfen findet<br />

man schon“, sagt die Unternehmerin, im Klosterhotel auch<br />

für das Personal zuständig, „aber Servicemitarbeiter, die<br />

ihr Handwerk gelernt und Freude daran haben, Gastgeber<br />

zu sein, die muss man hier mit der Lupe suchen.“<br />

Mit Nicole Kuhring, Max Giesa und Katarzyna Lisiecka<br />

hat sie solche Mitarbeiter. Sie strahlen eine Freundlichkeit<br />

aus, die nicht antrainiert, sondern ehrlich wirkt, sie kennen<br />

die Trennlinie zwischen aufmerksam und aufdringlich und<br />

– unbezahlbarer Vorteil – sie kommen aus der Gegend.<br />

Eine Tour mit dem Fahrrad, ein Museumsbesuch oder ein<br />

Trip nach Polen? Nicole, Max und Katarzyna wissen meist<br />

mehr als in den einschlägigen Reiseführern steht.<br />

Hotelfach-Azubis: Niklas Klähn und Ashan Ali Jutt, v. li.<br />

22 GARÇON


Klosterhotel und Wilde Klosterküche Neuzelle TITEL<br />

GARÇON<br />

23


TITEL Klosterhotel und Wilde Klosterküche Neuzelle<br />

Zum Service in der Klosterküche gehört auch, dass sich Chef<br />

Bunke immer mal wieder im Restaurant sehen lässt – nicht<br />

um die vorhersehbare Antwort auf die Banalfrage „Hat’s<br />

denn geschmeckt?“ abzuholen – nein, Bunke hat gelernt, seine<br />

Gäste zu lesen.<br />

Da ist das junge Paar, das nun schon minutenlang über<br />

der Speisekarte brütet; die Familie, deren Kinder partout kein<br />

Menü wollen und der einzelne Herr, der dem Dinkelrisotto zugeneigt<br />

ist, aber bitte ohne Speckschaum…<br />

Die Karte ist klein und hat feste Größen: Vorneweg, Zwischendurch,<br />

Hauptsache, Hinterher. Akribisch inszenierte<br />

Teller zumeist, lediglich das Würzfleisch à la Mama fällt aus<br />

der Reihe, aber dafür ist es mit Verve abgeschmeckt und<br />

herrlich altmodisch.<br />

24 GARÇON


Klosterhotel und Wilde Klosterküche Neuzelle TITEL<br />

Ein üppiger Brotsalat mit tatsächlich vier verschiedenen<br />

Tomatensorten, die sich nicht nur farblich, sondern auch geschmacklich<br />

unterscheiden.<br />

Ein überaus respektables Duo vom Wildschwein, Rücken<br />

und Filet à la minute gebraten, mit Topinamburpüree, einer<br />

dichten Wildsauce und entbehrlichem Trüffelschaum.<br />

Und eine Komposition mit sagenhaft aromatischen Rinderbäckchen,<br />

Polenta, Edamame und geräuchertem Erbsenmousse.<br />

Das alles ist gut geerdet, perfekt zubereitet, geschmacklich<br />

fein abgestimmt. Es gibt viel Gegendtypisches,<br />

aber nichts Radikal-Regionales. „Damit würden wir lediglich<br />

unsere Stammgäste vergraulen“, so Bunke, der uns noch zu<br />

einer kleinen Lieferanten-Tour einlädt. „Damit Sie sehen, was<br />

die Region so zu bieten hat.“<br />

GARÇON<br />

25


TITEL Klosterhotel und Wilde Klosterküche Neuzelle<br />

Manuel Bunke und Fleischermeister Rainer Baum.<br />

Fleischerei Baum in Neuzelle.<br />

Baum-Schinken: zart mamoriert, schonend gereift, resch geräuchert.<br />

Die erste Station liegt gleich gegenüber dem Hotel. Der<br />

Handwerksbetrieb von Rainer Baum ist eine typische Landfleischerei,<br />

eine der besten, aber auch eine der letzten in<br />

dieser Region. Baum, 50 und Meister in dritter Generation<br />

weiß, wenn nicht irgendwann ein Wunder geschieht und ein<br />

Nachfolger im Laden steht, wird er der Letzte der Mohikaner<br />

sein, Tradition hin, Tradition her.<br />

„So weit ist es, Gott sei Dank, noch lange nicht“, sagt<br />

Manuel Bunke. Für den Koch ist der Metzger vor der Tür ein<br />

Glücksfall, zumal Baum die beste Blutwurst weit und breit<br />

macht. „Ohne seine Boudin noir könnte ich unseren Klassiker<br />

Tote Oma 2.0 beerdigen, das Gericht lebt nun mal von einer<br />

exzellenten Blutwurst“, so Bunke. Der Küchenchef weiß, wovon<br />

er spricht, schließlich hat er mal in Neukölln gearbeitet…<br />

Schneidewurst: Eine regionale Spezialität.<br />

26 GARÇON


Klosterhotel und Wilde Klosterküche Neuzelle TITEL<br />

Manuel Bunke und Dipl.-Forstingenieur Dirk Jankowski.<br />

Forst- und Jagdbetrieb Jankowski in Staakow.<br />

Für die zweite Station brauchen wir das Auto. Gut 20 Kilometer<br />

sind es bis Staakow im Landkreis Spree-Neiße. Manuel<br />

Bunke nutzt die Zeit für ein Statement: „Immer wieder bieten<br />

mir Lieferanten Hirschfleisch aus Neuseeland an. Ich kenne<br />

die Farmen dort, weiß, dass die Züchter einen tollen Job<br />

machen und dass das Fleisch von hervorragender Qualität<br />

ist, zart, mager, geschmacklich zurückhaltender, als das von<br />

wild lebenden heimischen Tieren und sogar das ganze Jahr<br />

verfügbar. Aber soll ich deswegen einen Transportweg von<br />

18.000 Kilometern akzeptieren?“<br />

Der Küchenchef kauft sein Wild in Staakow bei Dirk Jankowski.<br />

Der 50-jährige Diplom-Forstingenieur betreibt seit<br />

17 Jahren einen Forst- und Jagdbetrieb (www.wild-forst.de)<br />

und offeriert sowohl frisches Wildfleisch aus heimischer<br />

Jagd (kein Treibjagd- und kein Nachsuchwild, darauf legt er<br />

Wert) als auch erstklassige Veredlungsprodukte – Wildsülze<br />

etwa oder Wildschinken. „Wir können damit kulinarisch hervorragend<br />

leben“, so der Klosterküchen-Chef, „und ein gutes<br />

Gewissen haben wir auch.“<br />

GARÇON<br />

27


TITEL Klosterhotel und Wilde Klosterküche Neuzelle<br />

Manuel Bunke und Landwirt Ulrich Schulz.<br />

Bauernhof Schulz in Atterwasch.<br />

Auch Atterwasch liegt abseits der großen Straßen.<br />

Das 250-Einwohner-Dörfchen südwestlich von Guben<br />

ist die letzte Station unserer Produzenten-Stippvisite<br />

mit dem Küchenchef Manuel Bunke und seiner Partnerin<br />

Anne Hensel.<br />

Ein Schild weist den Weg zu einem stattlichen<br />

Gehöft direkt an der Dorfstraße: Bauernhof Schulz.<br />

Der Hof ist gepflastert, die Gebäude rechts und links<br />

saniert, der Hofladen eine Augenweide. Erstaunlich,<br />

dass die Schulzsche Familienwirtschaft weder im<br />

Brandenburger Adressverzeichnis von Hofläden und<br />

Direktvermarktern auftaucht noch einen eigenen Internetauftritt<br />

hat.<br />

„Online-Handel?“, Ulrich Schulz schüttelt den Kopf.<br />

„Wir sind zwar ein bisschen altmodisch, aber nicht von<br />

gestern.“ „Wie meinen Sie das?“ „Sowas macht jede<br />

Menge Arbeit, und davon haben wir genug auf dem<br />

Hof, so meine ich das.“<br />

Anne Hensel und Manuel Bunke mit Landwirt Christoph Schulz.<br />

28 GARÇON


Klosterhotel und Wilde Klosterküche Neuzelle TITEL<br />

Mehr Tierwohl: Fair-Mast-Projekt auf dem Bauernhof Schulz.<br />

Der 60-jährige Landwirt steht in seinem Schlachthaus,<br />

am Haken eine Färse, rund 400 Kilo Fleisch, das er<br />

gemeinsam mit einem Helfer zerlegt. „Verstehen Sie<br />

jetzt?“, fragt der kräftige Mann noch einmal, bevor wir<br />

uns verabschieden, um seinen Sohn Christoph zu suchen.<br />

Christoph Schulz, 33, Landwirt wie sein Vater,<br />

ist bei den Hühnern.<br />

330 Legehennen sind auf einer großen Wiese unterwegs,<br />

man sieht den Tieren an, dass es ihnen gut<br />

geht. „Logisch, dass wir unsere Eier nur hier kaufen“,<br />

sagt Manuel Bunke. Solche Sätze machen den Bauern<br />

stolz. Einmal in Stimmung, zeigt er uns noch einen<br />

fußballfeldgroßen Stall mit einigen Hundertschaften<br />

Küken. Es gibt viel Tageslicht, Strohballen, Sitzstangen<br />

und Picksteine, nicht eben übliche Accessoires<br />

moderner Hähnchenaufzucht. „Stimmt“, sagt Schulz,<br />

„aber inzwischen sind wir schon sechs Landwirte in<br />

Brandenburg, die mit dem Fair-Mast-Projekt neue Wege<br />

hin zu einer tiergerechteren Hähnchenmast gehen.“<br />

GARÇON<br />

29


TITEL Klosterhotel und Wilde Klosterküche Neuzelle<br />

HANDwerk trifft Kultur: Neuzeller Klostermarkt 2019.<br />

Ende Mai fuhren wir noch einmal nach Neuzelle – zum Vatertagsfrühschoppen.<br />

Auf dem Stiftsplatz fand der Klostermarkt statt, ein<br />

Fest mit Stil für die ganze Familie. Altes Handwerk traf auf junge<br />

Kunst, der Klostergarten lud zum Spaziergang, die Klostermuseen<br />

zum Bildungserlebnis. Genusshandwerker der Region boten regionale<br />

Spezialitäten feil, und die kulinarischen Offerten waren weit<br />

weg von Bockwurstkessel- und Chinapfannenseligkeit.<br />

Summa summarum – wir haben beschlossen, Neuzelle in die<br />

Liste unserer happy places aufzunehmen. Im Herbst werden wir<br />

mal nicht nach Mallorca fliegen, sondern wiederkommen – für ein<br />

Wochenende im Klosterhotel, eine Exkursion ins Schlaubetal und<br />

ein Chorkonzert in der Stiftskirche St. Marien.<br />

Übrigens: Wir werden wieder mit dem Zug nach Neuzelle fahren<br />

und unter den Artikel, der dann entstehen soll, die CO2 -Bilanz dieser<br />

Reise schreiben…<br />

www.neuzelle.de<br />

30 GARÇON


BUYA LOKALTERMIN<br />

AUßERGEWÖHNLICHES POP-UP-RESTAURANT IN KREUZBERG<br />

VON UWE AHRENS<br />

GARÇON<br />

31


LOKALTERMIN BUYA<br />

Buya-Gründer Michael Sponaugle.<br />

Wenn gewisse Facebooker und Foodblogger zu diesem oder jenem<br />

Ort neuen gastronomischen Geschehens ihren Jubel aussenden,<br />

reagiere ich mit Besuchen stante pede zurückhaltend.<br />

Zu oft schon haben sich die großen Arien als allzu belanglose<br />

Liedchen erwiesen. Bestenfalls ordentliches <strong>Essen</strong> wird zur gourmandisen<br />

Offenbarung hochgejazzt, das ganze Register der bekannten<br />

Superlative inklusive. Meist schmeckt alles megalecker<br />

– was soll man auch schreiben, wenn der Mitteilungsdrang groß<br />

ist, die kulinarische Kompetenz aber nicht mithalten kann.<br />

Im Fall des Pop-up-Restaurants Buya habe ich mich allerdings<br />

geirrt. Das Netz war voll von überschwänglichen Lobeshymnen,<br />

also entschied ich, erstmal abzuwarten – und hatte dann Probleme,<br />

noch einen Platz zu ergattern.<br />

Die Pop-up-Örtlichkeit befindet sich in Downtown Kreuzberg,<br />

Reichenberger Straße, in einem jener Bröckelputz-Häuser, die Location-Scouts<br />

neuerdings gern als Filmkulisse empfehlen.<br />

Doch der erste Blick sagt nicht die ganze Wahrheit. Auf dem Hof<br />

hat ein supercool designtes Café Platz gefunden, das man sich<br />

merken sollte. Die Roastery Kitchen Arabica – Logo: ein Prozentzeichen<br />

– gehört zu einer der trendigsten japanischen Coffeeshop-<br />

Ketten, die sich anschickt, von Kyōto aus die Welt zu erobern. Filialen<br />

in Hongkong, Singapur und Dubai gibt es bereits, jetzt haben<br />

die Japaner Europa im Visier.<br />

Für Michael Sponaugle war der hippe Ort mit seiner minimalistischen<br />

Dieter-Rams-Ästhetik, den stylishen Papier-Möbeln und eyecatchenden<br />

Fotografiken genau der richtige Platz, um in Berlin sein<br />

Buya-Konzept vorzustellen. Als dessen wichtigste Attribute nennt<br />

Sponaugle „culinary, relaxed and social“.<br />

Der 41-jährige Amerikaner stammt aus Houston/Texas, lebt<br />

aber schon viele Jahre in Miami/Florida und entwickelt, solange<br />

er denken kann, gastronomische Konzepte, testet, verwirft oder<br />

etabliert sie, wherever.<br />

32 GARÇON


BUYA LOKALTERMIN<br />

Ganz so zufällig scheint ihm Berlin allerdings nicht auf den Schirm<br />

gekommen zu sein – erstens kennt er die japanischen Arabica-<br />

Betreiber, weiß also um den Japan-Boom in der Stadt und zweitens<br />

hat er auch deutsche Freunde hier.<br />

Was bedeutet Buya eigentlich? „It means a little fun“, sagt Sponaugle<br />

und zeigt, woran die Gäste Spaß haben sollten. Take a seat!<br />

An die großen Tische oder die Bar setzt man sich nicht alleine,<br />

sondern Stuhl an Stuhl mit Fremden, was irgendwie eine eigene<br />

Weltverbundenheit mit sich bringt.<br />

<strong>Essen</strong>smäßig geht es dann komplett japanophil zu. Sponaugle<br />

und sein Koch Paulo George („geboren bin ich in Portugal, zu Hause<br />

auf der ganzen Welt“, Bild S. 29 re.) schicken Ramen – drei Varianten<br />

der japanischen Nudelsuppe mit dem großen Suchtpotential:<br />

Tonkotsu-Brühe mit knuspriger Ente oder Wagyubrust und Shiitake,<br />

Shoyu-Brühe mit gegrilltem Hähnchen und Enoki sowie – vegan –<br />

Miso-Brühe mit gebratenem Tofu und Austernpilzen.<br />

Buya-F&B-Chef Ryan Pines und Barchefin Ramize Silova.<br />

Restaurantleiterin Alexis Freudenberger.<br />

Es folgen Yakitori-Spieße, zubereitet auf originalen Konro-Grills,<br />

die standesgemäß mit Binchotan-Kohle auf Betriebstemperatur<br />

gebracht werden sowie die ebenso angesagten Gyoza-Dumplings,<br />

die in einer Qualität serviert werden, dass die zu Beginn des Abends<br />

ziemlich distinguierten Herren aus Fernost am Nachbartisch vor lauter<br />

„Oishi desu“-Bekundungen kaum noch zum <strong>Essen</strong> kamen. Dazu<br />

gibt es Crafted Cocktails aus dem Rezeptbuch von Ryan Pines, Amerikaner<br />

aus Florida wie Sponaugle und dessen rechte Hand (Bild<br />

S. 29 li.). Und wir sagen: Das Buya kann bleiben. Forever.<br />

BUYA IZAKAYA RAMEN<br />

Reichenberger Straße 36<br />

10999 Berlin-Kreuzberg<br />

Tel. 0162 – 18 77 645<br />

www.buyaberlin.com<br />

GARÇON<br />

33


LOKALTERMIN POTS<br />

Gala-Prominenz: Heike Makatsch mit Clemens Schick...<br />

Bar-Manager Arnd Heißen und Commis Irma Skopljak.<br />

34 GARÇON


POTS LOKALTERMIN<br />

...und Lena Meyer-Landrut.<br />

Berliner Ritz-Carlton-Partys hatten schon immer die Aura des Besonderen.<br />

Das war zu Zeiten der General Manager Walter Junger,<br />

Rainer Bürkle und Thorsten Ries so, und es blieb auch so als Robert<br />

Petrovic 2009 die Leitung der Luxusherberge übernahm.<br />

Jüngstes Beispiel: die Golden Gala zum Abschluss der Renovierung<br />

des Hauses am Vorabend der ITB 2019. 1.000 geladene Gäste<br />

(Dress-Code: Black Tie with a Touch of Golden Age) swingten<br />

mit Andrej Hermlin und seinem Dance Orchestra champagnerselig<br />

durch die laue Märznacht, bestaunten das glamouröse Art-Déco-<br />

Design der Lobby-, Lounge-, und Wellnessbereiche, lobten den<br />

neuen Look der Zimmer und Suiten und deren technische Features<br />

– vom Touchscreen zur Steuerung der Zimmerelektronik bis zur<br />

Steckdose im Schlafsessel, und sie waren dann schier aus dem<br />

Häuschen, als einer der besten Köche Deutschlands ihnen Kostproben<br />

seiner Interpretation einer neuen deutschen Küche servierte<br />

und damit für die Wonnen der Gewöhnlichkeit plädierte.<br />

GARÇON<br />

35


LOKALTERMIN POTS<br />

IM POTS<br />

EINE LANZE FÜR KLOPS, KOHL UND CO.<br />

VON JÖRG TEUSCHER<br />

Der Potsdamer Platz ist – warum auch immer – ein Magnet<br />

für Berlin-Touristen. Täglich drängen sich hier Tausende.<br />

Dem trägt natürlich das Gros der Gastronomie dort Rechnung.<br />

Schnelle Abfütterung, Convenience ohne Ende, die<br />

meisten Gäste kommen eh nur einmal. Balzac Coffee, Pizza<br />

Hut, McDonald’s, Starbucks, Vapiano, die Fastfood-Ketten<br />

lassen grüßen. Dazu ein bisschen Exotik – Australien, Korea,<br />

Mexiko, Vietnam – kulinarisch ebenso belanglos wie<br />

der Rest am Platz, von Alex bis Lindenbräu.<br />

Lediglich die Nobelhotels leisten sich Leuchttürme: das<br />

zweifach besternte FACIL im Mandala, das VOX im Grand<br />

Hyatt, der Midtown Grill im Marriott und endlich auch wieder<br />

das Ritz-Carlton. POTS heißt das neue Restaurant dort,<br />

POTS by Dieter Müller.<br />

36 GARÇON


Küchenchef Frederik Grieb.<br />

„Der Dieter Müller?“, fragen manchmal ältere Gäste. „Genau der“,<br />

lautet dann die Antwort. Dieter Müller, Jahrgang 1948, aufgewachsen<br />

in Auggen im badischen Dreiländereck, Kochlehre im Hotel<br />

Bauer in Müllheim, Stationen in Bern und auf Korfu, gehörte – gemeinsam<br />

mit seinem Bruder Jörg („Die Wunderknaben von Wertheim“)<br />

– Anfang der 1970er Jahre in den Schweizer Stuben im fränkischen<br />

Wertheim-Bettingen zu den Begründern des „deutschen<br />

Küchenwunders“. Später, im Schlosshotel Lerbach in Bergisch<br />

Gladbach, zählte er zu den ersten 3-Sterne-Köchen des Landes.<br />

62-jährig verließ er 2010 das Schlosshotel und heuerte als Chef<br />

des Restaurants Dieter Müller auf der MS Europa an. Im Oktober<br />

2018 kam dann die nicht ganz überraschende Nachricht: „Zum<br />

Ende des Jahres wird der vielfach ausgezeichnete Spitzenkoch<br />

das The Ritz-Carlton Berlin mit seiner Küchenexpertise bereichern<br />

und die Position als impulsgebender Patron im neuen Restaurant<br />

POTS einnehmen.“<br />

Als Küchenchef holte er den 30-jährigen Frederik Grieb an Bord,<br />

knapp zwei Jahre lang Souschef in Müllers Restaurant auf der MS<br />

Europa – und mindestens ebenso bescheiden wie sein Vorbild.<br />

Zuständig für den Service im neuen kulinarischen Treffpunkt am<br />

Potsdamer Platz ist der Österreicher Mathias Brandweiner, 25, der<br />

zuletzt das Restaurant Le Faubourg leitete.<br />

Keine Frage, Grieb am Herd, Brandweiner am Gast und im Hintergrund<br />

Dieter Müller als Impresario – das ist schon ein Dreamteam.<br />

Restaurantleiter Mathias Brandweiner,<br />

nominiert zum Berliner Gastgeber 2019.<br />

GARÇON<br />

37


LOKALTERMIN POTS<br />

POTS-Küchenchef Frederik Grieb und Patron Dieter Müller, v. li.<br />

Natürlich steht Dieter Müller nicht im POTS am Herd, aber der<br />

3-Sterne-Altmeister ist auch keiner, der nur seinen guten Namen<br />

gibt, das Honorar dafür kassiert und dann nicht mehr gesehen<br />

ward. „Mit diesem Patronat habe ich auch eine Verantwortung<br />

übernommen“, sagt er, „und der will ich natürlich gerecht werden.“<br />

Also kommt der noch immer viel beschäftigte Star für zwei, drei<br />

Tage im Monat nach Berlin, um mit der POTS-Brigade an den aktuellen<br />

Gerichten zu feilen und neue zu testen. Küchenchef Frederik<br />

Grieb vielsagend: „Herr Müller ist auch da, wenn er nicht da ist.“ Wir<br />

vermuten, weil sein Geist allgegenwärtig ist.<br />

Das POTS heißt so nach dem Potsdamer Platz und befindet sich<br />

dort, wo früher mal die Brasserie Desbrosses war, der wohl keiner<br />

nachtrauert. Ritz-Carlton-typisch gibt es im POTS einen Guestdesk,<br />

hinter dem eine ausnehmend charmante, mehrsprachige<br />

Lady agiert, erste Fragen beantwortet und kleine Wünsche erfüllt<br />

– ein guter Zug und ebenso comme il faut wie alles, was dann folgt.<br />

38 GARÇON


POTS LOKALTERMIN<br />

Die Inneneinrichtung – gemütliche Sitznischen, bewegliche Raumteiler,<br />

eine offene Showküche – bietet ein gelungenes Wohlfühlprogramm,<br />

wirkt gekonnt harmonisch und im besten Sinne metropolenhaft.<br />

Der Service demonstriert Ritz-Carlton-Klasse („Ladies<br />

and Gentlemen serving Ladies and Gentlemen“) und führt auf erfrischende<br />

Weise leger durch den Abend. Angesagt ist ein zwangloses<br />

„Sharing-Food-Konzept“ – Motto: Genuss im POTS ist entspannt,<br />

gesellig und teilbar – aber wer unbedingt einen Teller für<br />

sich alleine möchte, auch kein Problem.<br />

POTS IM RITZ-CARLTON<br />

Potsdamer Platz 3<br />

10785 Berlin-Tiergarten<br />

Tel. 030 – 33 77 75 402<br />

www.potsrestaurant.com<br />

GARÇON<br />

39


LOKALTERMIN POTS<br />

Ob Lunch oder Dinner, ob Spinatsüppchen<br />

mit Lammspieß, Lila Senfei mit Schnittlauchstampf<br />

oder Blaufelchenmatjes mit<br />

Apfel und Gurke, ob Badisches Schäufele,<br />

Verbrannter Kohl oder Klopse mit Bayerischer<br />

Garnele – was im POTS auf die Teller<br />

kommt, feiert die Heimat. Und zwar in einer<br />

Weise, die Standing ovations verdient.<br />

Frederik Grieb und sein Team überqueren<br />

die von Dieter Müller hoch gelegte<br />

Mess-latte mit jedem Gang locker. „Simple<br />

mais de goût“, notierte ein befreundeter<br />

französischer Kollege, „einfach, aber mit<br />

Geschmack“. Und wir finden außerdem:<br />

Das nicht von jedermann geliebte Sharing-<br />

Konzept hat Charme und sorgt für gute<br />

Stimmung am Tisch.<br />

40 GARÇON


Das famose Erlebnis von Griebs deutscher<br />

2.0-Küche wird durch Mathias Brandweiners<br />

Weinbegleitung vollends zum kulinarischen<br />

Ereignis.<br />

Der diplomierte Sommelier, natürlich<br />

universell à jour, favorisiert im POTS Gewächse<br />

aus Deutschland. „Weil deren Stilistik<br />

am besten mit unserer Küche harmoniert.“<br />

Brandweiners Favorit: der weiße<br />

POTS-Hauswein, ein 2017er Nahe-Riesling<br />

vom Gut Hermannsberg, schlank, trocken,<br />

mit angenehmer Säure ausgestattet.<br />

Das traditionsreiche Weingut übrigens<br />

passt, was seine Geschichte betrifft, perfekt<br />

zu Berlin und zum POTS, denn es<br />

wurde einst, im Jahr 1902, als Königlich-<br />

Preußische Weinbaudomäne gegründet…<br />

GARÇON<br />

41


LOKALTERMIN Käserei Blankenfelde<br />

Runde<br />

Sache<br />

NEUE ADRESSE AN DER BRANDENBURGER MILCH- UND KÄSESTRAßE – TEIL 3<br />

VON JÖRG TEUSCHER<br />

42 GARÇON


Käserei Blankenfelde LOKALTERMIN<br />

„Beim Käse tut sich was in deutschen Landen! Immer mehr Käsemacher<br />

arbeiten auf handwerkliche Weise, mit Milch von eigenen<br />

Tieren oder aus der unmittelbaren Nachbarschaft … und es sind<br />

häufig junge Leute oder Quereinsteiger, die … ihre eigenen Ideen<br />

verwirklichen.“ Dieses Resümee schrieb die Autorin und Käseexpertin<br />

Ursula Heinzelmann vor zehn Jahren, nachdem sie fast<br />

13.000 Kilometer kreuz und quer durch Deutschland gereist war,<br />

um den besten Käse zu finden.<br />

Damals war die Brandenburger Milch- und Käsestraße noch Zukunftsmusik.<br />

Der Zusammenschluss von Molkereien und Käsereien<br />

mit dem Ziel, ihre Betriebe und deren Produkte bekannter zu<br />

machen, kam erst 2014 zustande. 28 Mitglieder zählt der Verbund<br />

inzwischen, darunter landesweit bekannte kulinarische Orte wie<br />

der Capriolenhof in Bredereiche oder der Milchschafhof Pimpinelle<br />

in Quappendorf. Jüngstes Mitglied ist die Käserei Blankenfelde,<br />

die Ende April 2019 Eröffnung feierte.<br />

Im Gespräch: Käserei-Gründerin Sabina Lischka, Mi., mit Eröffnungsgästen.<br />

GARÇON<br />

43


LOKALTERMIN Käserei Blankenfelde<br />

In den Garçon-Ausgaben 50 und 51 berichteten wir über die Berlinerin<br />

Sabina Lischka und ihr Vorhaben, in Brandenburg eine Käserei<br />

zu gründen.<br />

Dem Wunsch, sich selbstständig zu machen, folgte die Suche<br />

nach einem geeigneten Ort (Landesunterstützung – Fehlanzeige)<br />

und die mehr zufällige Landung auf dem Bio-Bauernhof von Udo<br />

und Volker in Blankenfelde – der guten Ordnung halber: Prof. Dr.<br />

Udo Pursche und Dr. Volker Woltersdorff.<br />

Die 38-jährige Architektin stemmte den Umbau der früheren<br />

Stallungen in regelgerechte Produktions- und Reiferäume mit privatem<br />

Geld (Fördermittel – Fehlanzeige), kaufte gebrauchtes, aber<br />

funktionstüchtiges Gerät (Investitionszuschüsse – Fehlanzeige)<br />

und hatte nur noch einen Wunsch: die möglichst zügige Bearbeitung<br />

ihrer Anträge durch die Ämter des zuständigen Landkreises.<br />

Doch man ahnt es schon – auch das – Fehlanzeige.<br />

Hofführung mit Dr. Volker Woltersdorff.<br />

44 GARÇON


Käserei Blankenfelde LOKALTERMIN<br />

Gastspiel in Blankenfelde: Die Querplattler aus Berlin.<br />

Partnerin und Helferin Nina Restemeier.<br />

Weihnachten 2018 wollte Sabina Lischka eigentlich den ersten<br />

Käse machen, nun wurde es der 27. April 2019.<br />

Frühester Gast am Eröffnungstag war dann immerhin eine Amtsträgerin<br />

aus Teltow – allerdings kam die gute Frau nicht zum Gratulieren,<br />

sondern zum Kontrollieren. Ordnung muss schließlich sein,<br />

wo kämen wir sonst hin! Bürgermeisterliche oder andere offizielle<br />

Glückwünsche für die erfolgreiche Gründerin blieben dagegen –<br />

richtig vermutet – Fehlanzeige.<br />

Dafür strömten rund 500 erwartungsfroh gestimmte Gäste, es<br />

gab Käse-Kostproben, Hof-Führungen, Stall-Besichtigungen und<br />

viel Beifall für die Querplattler, Berlins erste schwule Schuhplattlergruppe,<br />

deren Knalleffekte im munteren Dreivierteltakt für Staunen<br />

und Stimmung sorgten. Und der winzige Hofladen erlebte einen Ansturm,<br />

den Sabina Lischka, ihre Partnerin Nina Restemeier und die<br />

vielen Helfer nie und nimmer erwartet hätten.<br />

Im Hofladen: Sabine Lischka und Prof. Dr. Udo Pursche.<br />

GARÇON<br />

45


LOKALTERMIN Käserei Blankenfelde<br />

Aus der Blankenfelder Bio-Käserei: Stichfester Joghurt…<br />

…und Blankenfelder Butter aus pasteurisierter Jersey-Milch…<br />

Inzwischen herrscht wieder der bäuerliche Alltag auf dem Blankenfelder<br />

Bauernhof und in Sabina Lischkas Käserei. Vor dem Hofladen<br />

(geöffnet ist freitags von 11.00-12.00 Uhr und von 16.00-<br />

18.00 Uhr sowie samstags von 10.00-13.00 Uhr) bilden sich zwar<br />

keine Staus mehr, dafür kommen einige Dutzend Stammkunden<br />

regelmäßig.<br />

Die Käserin informiert per Facebook, was es gibt: 23. Mai – Wieder<br />

da: Unsere Käsespezialität bayerischer Art, die wir nicht Obatzda<br />

nennen dürfen. 6. Juni – Endlich wieder da: Der Blaue Blankenfelder.<br />

12. Juni – Nur für kurze Zeit: Frischkäsebällchen aus<br />

Jerseymilch mit Mohn, Sesam, Paprika oder geröstetem Buchweizen.<br />

18. Juli – Jetzt gibt es wieder schönen weichen Camembert…<br />

Der kleine Weißschimmelkäse von Sabina Lischka hat offenbar<br />

besonders viele Freunde – selbst im Netz jubelt die Käse-Community:<br />

„Wow, was für ein Geschmacksevent, der absolute Burner.“<br />

Tatsächlich ist der Camembert aus Blankenfelde (der Name ist<br />

übrigens nicht gesetzlich geschützt) ein Käse von einsamer Klasse<br />

– unglaublich cremig, komplex-aromatisch und klar im Geschmack.<br />

Kein Vergleich zu den gummiartigen, fad und salzig schmeckenden<br />

Industriekäsen diverser Supermärkte – und durchaus auf gleicher<br />

Höhe mit dem Original, dem AOC-Camembert du Normandie der<br />

Kategorie „Fermier“ (d. h. Milchviehhaltung und damit verbundene<br />

Käseherstellung auf einem Hof).<br />

Was bleibt da noch zu sagen? – Auf nach Blankenfelde, das Gute<br />

ist so nah!<br />

BAUERNHOF & KÄSEREI BLANKENFELDE<br />

Blankenfelder Dorfstraße 20<br />

15827 Blankenfelde-Mahlow<br />

Tel. 0172 – 78 84 469<br />

www.kaeserei-blankenfelde.de<br />

…Jersey-Käse in Öl mit Knoblauch und Kräutern der Provence…<br />

…und Blankenfelder Blauer.<br />

46 GARÇON


Öko-Brotzeit ist Genusszeit!<br />

Nutzen Sie unseren Bauernbrot-Versand<br />

Bestellen Sie bequem online<br />

unter www.hofpfisterei.de/shop<br />

oder telefonisch Mo –Do: 8.00 –15.30 Uhr<br />

Fr: 8.00 –15.00 Uhr<br />

kostenlos unter: 0800-10 10 135<br />

Verbunden mit einer fast 700-jährigen Geschichte schlägt<br />

die heutige Hofpfisterei eine Brücke zwischen Tradition<br />

und Zukunft. Sie beruft sich mit ihren Bauernbroten auf<br />

alte bayerische Tradition.<br />

Mit ihrer rein ökologischen Herstellungsweise zeigt sie<br />

gleichzeitig ihr zukunftsorientiertes Engagement für einen<br />

sorgsamen Umgang mit der Natur und deren Ressourcen.<br />

Erfahrung und Tradition haben gezeigt, dass Qualität und<br />

Geschmack um so besser sind, je natürlicher die Herstellungsweise<br />

ist. Das bedeutet, was heute selten ist, sich Zeit<br />

zu nehmen – für den natürlichen Verlauf des Sauerteigs<br />

und für den langsamen, aufwändigen Backvorgang.<br />

Aus diesem Grund verzichtet die Hofpfisterei beim Brotbacken<br />

auf künstliche oder chemische Lebensmittelzusatzstoffe<br />

jeglicher Art.<br />

Der Dreistufen-Sauerteig der Hofpfisterei wird nach alter<br />

handwerklicher Tradition hergestellt und mit langer Reifezeit<br />

geführt. Es dauert 24 Stunden bis der Teig fertig ist. Dieser<br />

lange Vorgang harmonisiert die natürliche Entwicklung der<br />

Hefen und der Milch- und Essigsäuren zu dem typischen<br />

feinen Geschmack und garantiert Genuss und Natürlichkeit.<br />

Besuchen Sie unsere Filialen in Bayern, Baden-Württemberg<br />

Berlin und Hessen und entdecken Sie eine große Auswahl<br />

an bayerischen Bauernbrot-Spezialitäten.<br />

IHRE HOFPFISTEREI-FILIALEN IN BERLIN:<br />

Charlottenburg: Goethestraße 39/40, Reichsstraße 105, Mitte: Rosenthaler Straße 31, Prenzlauer Berg: Schönhauser Allee 118 a,<br />

Schöneberg: Ansbacher Straße 21, Nollendorfstraße 8, Spandau: Carl-Schurz-Straße 33, Steglitz: Schloßstraße 107,<br />

Tempelhof: Manfred-von-Richthofen-Straße 10, Rheinstraße 12, Wilmersdorf: Westfälische Straße 55, Zehlendorf: Teltower Damm 25,<br />

Drakestraße 46<br />

GARÇON 47<br />

www.hofpfisterei.de<br />

Ludwig Stocker Hofpfisterei GmbH | Kreittmayrstr. 5 | 80335 München


LOKALTERMIN Friedrichshagener Hofküche<br />

Kochschule<br />

Die Gesellschaft für integrierte Konsumforschung in München<br />

veröffentlichte vor knapp einem Jahr eine Studie zum Essverhalten<br />

der Deutschen. „Ein großer Teil der Deutschen genießt gerne<br />

und bewusst“, heißt es da, „dazu gehört auch, dass etwas mehr<br />

als die Hälfte selbst zum Kochlöffel greift: 53 Prozent geben an,<br />

gerne zu kochen.“ Das war nicht immer so – noch vor zehn Jahren<br />

lag die Zahl bei unter 50 Prozent.<br />

Den gestiegenen Spaß am Kochen bestätigen auch die Betreiber<br />

der meisten Berliner Kochschulen. Myrna Oehlke beispielsweise,<br />

Inhaberin der Friedrichshagener Hofküche, nennt<br />

als wichtigste Gründe, an einem Kochkurs teilzunehmen, das<br />

gemeinsame Erlebnis, die ungezwungene Kommunikation, die<br />

Möglichkeit, kreativ zu sein.<br />

Anke Meiswinkel, Chefin der Cookeria in Charlottenburg, verweist<br />

zudem darauf, dass vor allem Firmen – vom kleinen Handwerksbetrieb<br />

bis zur großen Softwareschmiede – Kochevents<br />

buchen, um Teamentwicklung und Kundenbindung zu fördern.<br />

Und Ulrike Ludwig – sie betreibt die Kochschule In a la Munde<br />

in Kreuzberg – spricht zuerst von Geselligkeit, durchaus manchmal<br />

mit Romantikfaktor und fügt hinzu: „Es gibt natürlich auch<br />

die Herausforderungssucher.“<br />

Ein gutes Dutzend Kochschulen sind in Berlin am Start, die<br />

älteste ist die 2002 eröffnete und 2006 als Berliner Gründer-<br />

Champion ausgezeichnete Cookeria. In dieser und den folgenden<br />

Garçon-Ausgaben wollen wir einige dieser kulinarischen<br />

Orte vorstellen, deren Angebote von Ayurveda bis Viva Mexico<br />

reichen und die unbedingt dazugehören, wenn von der Feinschmecker-Metropole<br />

Berlin die Rede ist.<br />

48 GARÇON


Friedrichshagener Hofküche LOKALTERMIN<br />

Die Hofköche<br />

ZU GAST IN DER FRIEDRICHSHAGENER KOCHSCHULE<br />

VON JÖRG TEUSCHER<br />

Kochschulgründer Manfred Baltzer, Mi. und die heutigen Inhaber Myrna Oehlke und Matthias Genzen.<br />

GARÇON<br />

49


LOKALTERMIN Friedrichshagener Hofküche<br />

Die Köchin:<br />

Myrna Oehlke 2004 in der Küchenbrigade<br />

des Sterne-Restaurants Facil, 1. v. li.<br />

Myrna Oehlke ist eine Frohnatur, die jeder irgendwo im Rheinland<br />

verorten würde. Aber weit gefehlt, die 48-Jährige kommt von der<br />

Küste, Geburtsort: Kiel. Und wir machen die Erfahrung, dass auch<br />

Nordlichter Humor haben und zum Lachen nicht in den Keller gehen.<br />

Ihren Traumberuf lernte Myrna Oehlke im Restaurant im Schloss,<br />

einer Kieler Institution mit ähnlichem Bekanntheitsgrad wie HDW<br />

und KYC – Howaldtswerke und Kieler Yachtclub.<br />

Es folgten Stationen in Strande, 15 Kilometer vor den Toren der<br />

schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt und in Hamburg, hier<br />

allerdings tauschte sie ihren Arbeitsplatz in der Küche mit einem<br />

Lernplatz im Hörsaal der Hotelfachschule. Abschluss als Hotelbetriebswirtin<br />

und Wechsel nach Berlin.<br />

Köchin im VAU am Gendarmenmarkt, im Viehhauser im Presseclub<br />

und schließlich im Facil am Potsdamer Platz. Hier wehte ein<br />

anderer Wind als im Kieler Schlossrestaurant, wo ein Lachsfilet<br />

„Louis Roederer“ schon das kulinarische Nonplusultra bedeutete.<br />

Myrna Oehlke nahm die Herausforderung an, doch nach zehn Jahren<br />

Sterne-Stress beschloss sie, ihr eigenes Ding zu machen. Das<br />

hatte auch schon einen Namen: Friedrichshagener Hofküche.<br />

50 GARÇON


Friedrichshagener Hofküche LOKALTERMIN<br />

Der Koch:<br />

Matthias Genzen 2006 in der Küchen-<br />

brigade des Schwarzenraben, 8. v. re.<br />

Manfred Baltzer, der Mann auf unserem Foto auf Seite 47 in der<br />

Mitte, ein Elektro-Ingenieur mit Hang zu allem Kulinarischen, eröffnete<br />

die Hofküche in der Friedrichshagener Scharnweberstraße<br />

bereits 2001, gemeinsam mit einer Wein- und Feinkosthandlung.<br />

Irgendwann wurde ihm das Ganze zu viel, Baltzer konzentrierte<br />

sich auf das Geschäft mit Weinen und Delikatessen (www.derweinladen-baltzer.de),<br />

Myrna Oehlke stieg in die Hofküche ein.<br />

Als Geschäftspartner kurze Zeit später mit an Bord: Matthias<br />

Genzen. Der 38-Jährige kommt auch von der Küste, Genzen ist<br />

gebürtiger Stralsunder. Zimmererlehre in seiner Heimatstadt, anschließend<br />

Kochlehre in Berlin – im 2008 verblichenen In-Restaurant<br />

Schwarzenraben, das mit gehobener Italo-Küche aufwartete<br />

und 360 verschiedene Pastagerichte im Repertoire hatte. Nach seiner<br />

Ausbildung blieb Genzen in der Hauptstadt und stand u. a. im<br />

Schoenbrunn im Volkspark Friedrichshain am Herd, das jahrelang<br />

als Wiener-Schnitzel-Geheimtipp gehandelt wurde.<br />

Die Frau mit dem Haute-Cuisine-Background und der Mann mit<br />

seinen Erfahrungen in der alpenländischen und italienischen Küche,<br />

das passte und brachte die Hofküche auf Erfolgskurs.<br />

GARÇON<br />

51


LOKALTERMIN Friedrichshagener Hofküche<br />

Dass Kochschulen keine Art zweitklassiger Restaurants sind, weiß<br />

auch der Gault&Millau. Seit 2006 zeichnet der Guide die „Kochschule<br />

des Jahres“ aus. Die Titelträger hatten zumeist große Namen:<br />

Hans Haas, Alexander Hermann, Ingo Holland, Otto Koch,<br />

Alfons Schuhbeck – um nur einige zu nennen.<br />

In dieser Liga lehren Myrna Oehlke und Matthias Genzen zwar<br />

nicht, aber in Berlin dürften die beiden Hofköche durchaus vorn<br />

dabei sein. Sechs bis neun Kurse bieten sie im Monat an: Asiatische<br />

Küche, französische Küche, mediterrane Küche, orientalische<br />

Küche, das sind mehr Überblicksveranstaltungen. Dazu spezielle<br />

Workshops, beispielsweise Sous-vide-Garen.<br />

Die Teilnehmer sind so verschieden wie ihre Motive. Der pensionierte<br />

Beamte mit Gattin („weil das Theater heute keine Vorstellung<br />

hat“), das junge Akademikerpaar („weil wir mal was gemeinsam<br />

machen wollten“), zwei Freundinnen („weil man Gutscheine nicht<br />

verfallen lässt“) – wirklich kochen lernen wollen die Wenigsten. Es<br />

<strong>52</strong> GARÇON


Friedrichshagener Hofküche LOKALTERMIN<br />

geht um Geselligkeit und Kommunikation. Allerdings: Wer einen<br />

Kochkurs in der Hofküche bucht, krempelt am besten gleich die<br />

Ärmel hoch. Hier wird man nämlich gefordert. „Bei uns ist es nicht<br />

so, dass man permanent ein Glas Champagner in der Hand hält<br />

und wenn’s hoch kommt mal ’ne Zwiebel schneidet“, klärt Matthias<br />

Genzen auf. Das entspricht auch dem Credo der Hofköche: „Kreativität<br />

fördern statt Vorkochen“. Und wie sie das machen, das beeindruckt<br />

schon. Es gibt Warenkunde, sie vermitteln Küchenkniffe,<br />

vor allem aber fördern sie die Freude am Genuss.<br />

FRIEDRICHSHAGENER HOFKÜCHE<br />

Scharnweberstraße 2<br />

12587 Berlin-Friedrichshagen<br />

Tel. 030 – 65 49 92 70<br />

www.hofkueche-berlin.de<br />

So jung kemma<br />

nimma zam!<br />

Den Sommer genießen bei frisch gezapftem Bier<br />

und bayerischen Spezialitäten mitten in Berlin.<br />

Friedrichstr. 185–190<br />

U-Bahnhof Stadtmitte<br />

www.maximilians-berlin.de<br />

GARÇON<br />

53


LOKALTERMIN Neue Restaurants<br />

Die K.W.A.-Gründer: Jannis Nowinski,<br />

Deniz Buchholz, Daniel Herbert, v. li.<br />

neu new nouveau<br />

Darüber, wann der Döner Kebap nach Berlin<br />

kam und wo sich der erste Spieß drehte,<br />

streiten sich die Food-Gelehrten. 1969 in<br />

der Potsdamer oder 1971 in der Adalbertstraße?<br />

Oder doch erst 1973 am Görlitzer<br />

Park?<br />

Tatsache ist, sein Siegeszug seitdem<br />

war unaufhaltsam. Berlin avancierte zur<br />

Döner-Kebap-Metropole Nummer eins, etwa<br />

30 Tonnen des Fastfoods werden hier täglich<br />

verzehrt, Tendenz steigend.<br />

Kein Wunder, dass die Branche von kulinarischen<br />

Neuerungen nicht viel hält. O.K.,<br />

es gibt inzwischen eine vegetarische Variante,<br />

aber das war’s dann auch schon. Fladenbrot,<br />

Fleisch, Rotkohl, Weißkohl, Zwiebeln,<br />

Eisbergsalat, die unvermeidliche Tomatenscheibe<br />

und Sauce von der Stange<br />

– fertig und basta.<br />

Drei junge Berliner mit gehobenen Gastronomieerfahrungen<br />

sind nun angetreten,<br />

dem Döner Kebap ein Update zu verpassen.<br />

Nach umfangreichen Feldversuchen<br />

starteten Deniz Buchholz, Daniel Herbert<br />

und Jannis Nowinski im Mai 2019 das Projekt<br />

K.W.A. – Kebap with Attitude. Dabei<br />

lag ihr Fokus auf hochwertigen regionalen<br />

Zutaten, selbst gesteckten Spießen und<br />

hausgemachten Saucen. Der Döner wird<br />

appetitlich angerichtet und in einem modernen<br />

Restaurant serviert.<br />

„Für uns war es wichtig, dass wir hinter<br />

jedem Produkt, das wir verkaufen, auch<br />

stehen können. Wir haben nichts zu verbergen,<br />

wir haben gute Partner, und wir wollen<br />

halt einfach nur verdammt geile Döner<br />

anbieten und das in Berlin Mitte“, so Deniz<br />

Buchholz, der 35-jährige K.W.A.-Sprecher.<br />

Daraus wurde in der Presse dann schnell<br />

der Döner de Luxe, aber das trifft es nicht<br />

wirklich. Beste Zutaten, wofür auch immer,<br />

sollten der Normalfall sein, auch im vertikalen<br />

Grillgewerbe.<br />

KEBAP WITH ATTITUDE<br />

Gipsstraße 2<br />

10119 Berlin-Mitte<br />

E-Mail: berlin1@eatkwa.de<br />

www.eatkwa.de<br />

54 GARÇON


Neue Restaurants LOKALTERMIN<br />

Co-Gründer Robert Szabo und<br />

Mitarbeiterin Katharina Heim.<br />

nuovo nuevo yeni<br />

Die Eröffnung des Gazzo liegt bereits ein<br />

gutes dreiviertel Jahr zurück – brandneu<br />

ist das Neuköllner Pizza-Restaurant also<br />

nicht. Weshalb wir es dennoch vorstellen?<br />

Weil es neuerdings zu den fünfzig besten<br />

Pizzerien Europas zählt – Ende Mai 2019<br />

gekürt und auf Platz acht gesetzt vom italienischen<br />

Gastro-Guide 50 Top Pizza.<br />

Das ist vor allem deswegen bemerkenswert,<br />

weil das Gazzo nicht allzu italienisch<br />

daher kommt. Die Inhaber stammen aus<br />

Regensburg und Oslo, die Bäcker und Kellner<br />

aus dem Rest der Welt. Man spricht<br />

englisch, das Ambiente ist eher neuköllnisch<br />

als neapolitanisch, und auch die Objekte<br />

der Gäste-Begierde lassen Pizza-Traditionalisten<br />

verwundert die Augen reiben:<br />

Sauer- statt Hefeteig, gebacken bei 400<br />

statt 200 Grad, Mozzarella von Brandenburger<br />

Büffeln, Schinken von schwäbischhällischen<br />

Schweinen, Salami von Simon<br />

Ellery, dem Sausage Man Never Sleeps,<br />

dazu (ganz ohne Italia geht’s eben doch<br />

nicht) Pomodori pelati, Parmigiano reggiano<br />

und Olio di oliva extra vergine.<br />

Daraus entsteht – Pizza geniale! Boden und<br />

Rand sind außen knusprig, innen weich und<br />

saftig, die Porung stimmt auf den Punkt,<br />

und der Belag besticht geschmacklich<br />

durch die hochwertigen Zutaten und deren<br />

perfekte Würzung. Kein Wunder, dass die<br />

Tester dafür Höchstnoten zückten.<br />

Und ein bisschen italienisches Flair für<br />

Augen und Ohren gibt’s dann übrigens<br />

doch noch – zwar nur auf den Toiletten,<br />

aber immerhin. Luciano Pavarottis Tenor<br />

begleitet die Geschäfte vor dem tapezierten<br />

Hintergrund von Vernazza, dem malerischsten<br />

Örtchen der Cinque terre. Bella<br />

Italia auf’m Klo.<br />

Mehr über die Gazzo-Inhaber, deren<br />

Konzept und das engagierte Team in der<br />

nächsten Garçon-Ausgabe.<br />

GAZZO PIZZA<br />

Hobrechtstraße 57<br />

12047 Berlin-Neukölln<br />

Tel. 030 — 98 37 01 03<br />

www.gazzopizza.com<br />

GARÇON<br />

55


ADVERTORIAL<br />

Bernd Norkeweit wuchs in der Uckermark<br />

auf, lebt heute in Fürstenwalde und arbeitet<br />

als Brauer in der dortigen Rathausbrauerei,<br />

einer Braustätte mit fast 570-jähriger Tradition.<br />

2018 wurde er Mitglied der Brandenburger<br />

Kochfamilie und deren Sprecher.<br />

Wann wurde diese Familie gegründet, Herr<br />

Norkeweit?<br />

Ein Gründungsdatum hat die Brandenburger<br />

Kochfamilie nicht. Vor vier Jahren verabredeten<br />

der Werbener Spreewaldkoch<br />

Peter Franke und seine Kollegen Frank<br />

Busch aus Guben, Torsten Kleinschmidt<br />

aus Eisenhüttenstadt und Wolfgang Schalow<br />

aus Marxdorf einen kulinarischen<br />

Erfahrungsaustausch. Ich habe davon im<br />

vorigen Jahr erfahren. Nun bin ich zwar<br />

kein Koch, aber als Brauer auch Genusshandwerker,<br />

deshalb interessierten mich<br />

die Themen und ich war mit im Boot.<br />

Die Familie ist also ein Quintett.<br />

Nein, inzwischen ist sie weiter gewachsen.<br />

Die Küchenchefs Frank Bansner aus<br />

Finsterwalde, Jens Beiler aus Golzow und<br />

Christian Reuner aus Glashütte sind dabei,<br />

der Konditormeister René Klinkmüller aus<br />

Luckau, der Ölmüller Martin Lubisch aus<br />

Diedersdorf, mein Brauer-Kollege Oliver<br />

Wittkopf und einige andere.<br />

Ihr Ziel?<br />

Ganz einfach: Die Schaffung eines regionalen<br />

Netzwerkes von Köchen und Produzenten.<br />

Wir wollen die handwerklichen<br />

Lebensmittelproduzenten in Brandenburg<br />

unterstützen, indem wir sie näher zu den<br />

Köchen bringen, die sich der Brandenburger<br />

Regionalküche verschrieben haben.<br />

Wir sehen es als lohnenswerte Aufgabe an,<br />

die kulinarischen Traditionen unserer Heimat<br />

zu pflegen und, wo sie zu verschwinden<br />

drohen, sie zu erhalten.<br />

Bisher blieb das der kulinarisch interessierten<br />

Öffentlichkeit aber verborgen.<br />

Das mag sein, allerdings sind wir ja auch<br />

gerade erst gestartet, unsere Website ist<br />

noch im Entstehen. Künftig werden wir<br />

über unsere Arbeit regelmäßig informieren<br />

und Rezepte publizieren – etwa das der<br />

‚Unkraut-Bowle‘ von Peter Franke oder das<br />

für den ‚Kürbis-Burger‘ von Jacob Tracy.<br />

Was steht demnächst auf dem Programm?<br />

Ein Familientreffen im August zum Thema<br />

‚Karpfen und Bier‘, früher ein klassisches<br />

Duo der Brandenburger Küche.<br />

www.brandenburger-kochfamilie.de<br />

gefördert durch<br />

56 GARÇON


Kulturheidelbeere GESCHMACKSSACHEN<br />

Kremmener Kultfrucht<br />

PLÄDOYER FÜR DIE KULTURHEIDELBEERE<br />

EIN GESPRÄCH MIT MALTE VOIGTS VOM SPARGELHOF KREMMEN<br />

GARÇON<br />

57


GESCHMACKSSACHEN Kulturheidelbeere<br />

Malte Voigts, ein sympathischer Zwei-Meter Mann, ist der Chef<br />

auf dem Hof. Personalbürokratisch korrekt heißt sein Job Geschäftsführer<br />

der Spargelhof Kremmen GmbH & Co. KG. Gemeinsam<br />

mit Ernst-August Winkelmann aus Klaistow, dem Platzhirsch<br />

im Beelitzer Spargelrevier, ist er auch Gesellschafter des Unternehmens<br />

zwischen Oranienburg und Neuruppin.<br />

Voigts, Jahrgang 1977, stammt aus einer niedersächsischen<br />

Bauernfamilie, die seit Generationen in Holthusen in der Lüneburger<br />

Heide ansässig ist. Er studierte Agrarökonomie in Göttingen<br />

und kam 2007 als Produktionsleiter Ackerbau nach Kremmen<br />

– auf Betreiben von Ernst-August Winkelmann übrigens.<br />

Seit 2010 führt der 41-Jährige die Geschäfte des Spargelhofes<br />

nordwestlich von Berlin. Dort hat gerade die zweite Jahreszeit<br />

begonnen – die der Kulturheidelbeere. „Spargel ade, Heidelbeere<br />

olé sozusagen.“<br />

Jetzt dreht sich in Kremmen also alles um die Heidelbeere?<br />

Ja, wir haben den Start in die Kulturheidelbeer-Saison am 13. Juli<br />

auf unserem Bauernhof nördlich von Berlin gebührend gefeiert, der<br />

Erntebeginn erfolgte schon ein paar Tage früher, die Selbstpflücke<br />

läuft und unser Hofladen sowie unser Heidelbeercafé und das Hofrestaurant<br />

sind voll im Heidelbeermodus.<br />

Ziemlich viel Wirbel um das blaue Früchtchen.<br />

Ich finde, dass die Kulturheidelbeere eine weit größere Aufmerksamkeit<br />

verdient hat als sie derzeit hierzulande bekommt.<br />

Weshalb?<br />

Da ist zum einen ihr hervorragender Geschmack und zum anderen<br />

hat sie auch in puncto Nährstoffe weit mehr zu bieten als beispielsweise<br />

die allerorts gehypte Gojibeere.<br />

Einheimisches Obst erscheint vermutlich vielen Verbrauchern als<br />

weniger sexy als solches aus weit entfernten Ländern.<br />

Das sehe ich genau so. Und ich sage auch: Exotik kann doch nicht<br />

alles sein. Um auf die Kulturheidelbeere zurückzukommen: Wenn<br />

schon der Prophet im eigenen Land nichts gilt, in den USA etwa<br />

liegt sie als sogenanntes Superfood absolut im Trend.<br />

Kein Wunder, dort wird sie ja auch schon seit 100 Jahren kultiviert.<br />

Das ist aber kein besonders gutes Argument. Auch in Deutschland<br />

gibt es seit Anfang der 1920er Jahre Kulturheidelbeerplantagen.<br />

Oder es fehlt ihr die Lobby. Wenn ein Supermodel wie Miranda<br />

Kerr Kulturheidelbeeren in ihren Smoothie mixt oder über ihren<br />

Salat streut, dann ist ganz Amerika eben aus dem Häuschen.<br />

Mir würde es ja schon reichen, wenn sich mehr deutsche Spitzenköche<br />

der Kulturheidelbeere annähmen, um ihr kulinarisches Potential<br />

stärker auszuschöpfen oder wenn in einer der vielen Fernsehkochsendungen<br />

mal über den ernährungsphysiologischen Wert<br />

der Kulturheidelbeere gesprochen würde.<br />

Worin besteht er denn?<br />

Da kommt eine ziemliche Latte zusammen. Kulturheidelbeeren<br />

Aus eigener Produktion: Kremmener Heidelbeerspezialitäten.<br />

58 GARÇON


Kulturheidelbeere GESCHMACKSSACHEN<br />

Roland Bläsche: Forstwirt, Imker und Kulturheidelbeerspezialist.<br />

Kremmener Credo: Gute Bedingungen für Hummeln, Wildbienen & Co.<br />

sind kalorienarm, reich an den Vitaminen A, B1, B2 und C, sie enthalten<br />

erhebliche Mengen an Calcium, Kalium, Magnesium und<br />

Eisen, mehr übrigens als die Waldheidelbeere. Hinzu kommt, dass<br />

ihr hoher Gehalt an Anthozyanen sie schädliche Radikale im Körper<br />

entschärfen lässt. Kulturheidelbeeren stärken das Immunsystem,<br />

wirken stressmindernd, können die Wände der Blutgefäße festigen<br />

und den Alterungsprozess von Körperzellen verzögern. Und das ist<br />

noch längst nicht alles.<br />

Wie groß sind Ihre Heidelbeerplantagen?<br />

Wir haben vor fünf Jahren mit einer Fläche von 6,5 Hektar begonnen,<br />

liegen jetzt bei über 15 Hektar und wollen in den nächsten fünf<br />

bis zehn Jahren weiter zulegen – 35 bis 50 Hektar, das ist unser<br />

Ziel. Wir machen das Schritt für Schritt, weil der Anbau der Kulturheidelbeere<br />

eine kostenintensive Angelegenheit ist. Wir rechnen<br />

von der Bodenvorbereitung und Pflanzung bis zur ersten Ernte mit<br />

rund 60.000 Euro. Das Pflücken ist übrigens reine Handarbeit.<br />

Für welche Sorten haben Sie sich in Kremmen entschieden?<br />

Wir setzen auf Sorten, die uns geschmacklich überzeugt haben,<br />

insgesamt vier: die frühe Sorte ‚Duke‘, die etwas spätere Sorte<br />

‚Bluecrop‘ und die Sorten ‚Liberty‘ und ‚Draper‘.<br />

Wie sichern Sie eigentlich die derzeit viel diskutierte Bestäubung<br />

der Heidelbeerblüten im Mai?<br />

Auch dabei betreiben wir enorm viel Aufwand, denn das Insektensterben<br />

macht nicht Halt vor den Toren von Kremmen. So finden<br />

Sie zum Beispiel rund um unsere Kulturheidelbeerflächen viele<br />

Blühstreifen mit Wildblumen, um deren Erhalt wir uns intensiv<br />

kümmern. Wir bieten Hummeln und Wildbienen sogenannte Insektenhotels<br />

und verzichten in unseren Anlagen auf den Einsatz von<br />

Pflanzenschutzmitteln während der Blüte. Die Besucher unseres<br />

Hofes in Kremmen können sich von der Nachhaltigkeit unserer Anbaumethoden<br />

jederzeit überzeugen.<br />

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Voigts.<br />

SPARGELHOF KREMMEN<br />

Groß-Ziethener Weg 2<br />

16766 Kremmen<br />

Tel. 033055 – 20 80<br />

www.spargelhof-kremmen.de<br />

GARÇON<br />

59


GESCHMACKSSACHEN Indian Summer<br />

Cool und exotisch<br />

INDIAN SUMMER: EINE EISKREATION FÜR ERWACHSENE<br />

VON JÖRG TEUSCHER<br />

60 GARÇON


Indian Summer GESCHMACKSSACHEN<br />

Eis-Queen und Pearls-Königin: Karolina Stich und Dr. Yana Steudel.<br />

Die Bilder auf dieser Seite entstanden am<br />

28. Mai 2019, wenige Tage vor dem diesjährigen<br />

Finale des coolsten Wettbewerbs<br />

hierzulande, der Deutschen Meisterschaften<br />

der Speiseeishersteller.<br />

16 Eismacher aus sieben Bundesländern<br />

hatten sich für die Endrunde qualifiziert<br />

– unter ihnen die Berlinerin Karolina<br />

Stich, deren Firma EisQueen in Marienfelde<br />

seit Jahren zur Créme de la Créme der kalten<br />

Branche gehört.<br />

Mit ihrer Kreation „Indian Summer“ –<br />

Weißes Schokoladeneis mit exotischen<br />

Currynoten und Mango-Chutney – rechnete<br />

sich die 30-Jährige gute Chancen auf<br />

einen Podestplatz aus, zumal sie bereits<br />

den regionalen Vorausscheid der norddeutschen<br />

Bundesländer locker für sich<br />

entschieden und für das Finale noch einen<br />

Überraschungspfeil im Köcher hatte: Mangoessig-Pearls<br />

on top!<br />

Produziert werden die kleinen kaviarähnlichen<br />

Geschmacksgranaten von Yana<br />

Steudel, einer promovierten Chemikerin,<br />

die sich mit ihrem Start-up Turn Food To<br />

Event der Herstellung von Aroma-Perlen<br />

widmet. (Ein Porträt der Perlenmacherin<br />

gibt es in der nächsten Garçon-Ausgabe.)<br />

Indian Summer also. Für uns übrigens<br />

eher ein geschmacklich anspruchsvolles<br />

Dessert als eine schlichte Sommererfrischung.<br />

Eine Eiskreation für Erwachsene.<br />

GARÇON<br />

61


Am ersten Juni-Wochenende war dann<br />

Eis-Zeit auf dem Alexanderplatz. Die besten<br />

16 von rund 3.000 professionellen Eismachern<br />

in Deutschland wetteiferten mit<br />

mehr oder weniger köstlichen kalten Versuchungen<br />

um die Gunst des Publikums<br />

und einer sechsköpfigen Jury.<br />

Die Foodaktivistinnen Cathrin Brandes<br />

und Veronica Veneziano, die Konditormeisterin<br />

Noni Piecha, die Fernsehköchin Felicitas<br />

Then, die Journalistin Stefanie Hofeditz<br />

und Augusto de Pellegrin, Eiskonditor<br />

im fränkischen Kulmbach und Vorstand bei<br />

Uniteis e.V., dem Verband der italienischen<br />

Speiseeishersteller in Deutschland, bewerteten<br />

Geschmack, Struktur, Kreativität und<br />

Präsentation der 16 Proben.<br />

Organisatorin Dr. Annalisa Carnio und<br />

Sponsor Domenico Sposito / Carpigiani.<br />

In der Jury: Noni Piecha und Veronika Veneziano, v.li.<br />

62 GARÇON


Indian Summer GESCHMACKSSACHEN<br />

Nur mal am Rande gefragt: Weshalb eigentlich<br />

war keiner aus der Riege der Berliner<br />

Sterneköche oder Spitzenpâtissiers<br />

– René Frank etwa – Jurymitglied?<br />

Das Ergebnis: Platz eins und damit Teilnehmerin<br />

an der World Masters 2021 in<br />

Florenz für Claudia Trotta, in Wernigerode<br />

lebende Schweizerin, und ihre Kreation<br />

„Edelweiß Ziegenjoghurt“.<br />

Auf dem zweiten Platz: „Almduft“ von<br />

Federico Sacchet aus Hameln, Dritte wurde<br />

Anne Werner mit ihrem Mango-Kokos-<br />

Chili-Eis „Scharfe Königin“.<br />

Und Karolina Stich, Yana Steudel und ihr<br />

„Indian Summer“? „Diesmal hat es nicht<br />

gereicht“, so die Berliner Eis-Queen. Es<br />

klang kämpferisch.<br />

And the winner is – Claudia Trotta aus Wernigerode.<br />

GARÇON<br />

63


GESCHMACKSSACHEN Indian Summer<br />

Eis-Queen Karolina Stich.<br />

Ein Gewerbegebiet im Berlin Süden, nahe der Stadtgrenze. Hier<br />

haben sich Künstler, Handwerker und Händler angesiedelt, die für<br />

ihren Job Platz brauchen. Man grüßt sich, man kennt sich. Die Eis-<br />

Queen? Tor A 2 Punkt 3!<br />

Besonders königlich wirkt ihr Büro allerdings nicht. Schreibtische,<br />

Laptops, Telefone, ein paar Stühle, ein Tresen, eingezwängt in<br />

eine Ecke der riesigen Halle, das erscheint bestenfalls zweckmäßig.<br />

„Königliche Büros hatte ich in meinem Leben schon zur Genüge“,<br />

kommentiert Karolina Stich unseren Na-ja-Blick.<br />

Die 30-Jährige lächelt wieder, das Ergebnis des Gelato Festivals<br />

auf dem Alexanderplatz am Wochenende zuvor nennt sie sportlich.<br />

„Juryurteile sind wie Schiedsrichterentscheidungen“, sagt Karolina<br />

Stich, „subjektiv, aber unumstößlich.“<br />

Beim nächsten Festival wird sie wieder antreten. Jetzt drückt sie<br />

ihrer Kollegin Claudia Trotta aus Wernigerode für die Weltmeisterschaften<br />

erstmal beide Daumen.<br />

Wie viele in ihrer Branche kam auch Karolina Stich auf Umwegen zur<br />

Eismacherei. Die gebürtige Rheinländerin studierte in Bad Honnef<br />

Internationales Management und startete ihre berufliche Karriere<br />

in der Finance- und Controllingwelt eines internationalen Konzerns.<br />

Trotz der äußerlichen Annehmlichkeiten (königliche Büros!) und<br />

der finanziellen Sicherheiten merkte sie bald, dass diese Welt nicht<br />

ihre Welt war.<br />

Karolina Stich beschloss, sich selbstständig zu machen. Sie hatte<br />

eine Idee, deren Basis eine Leidenschaft war, die sie schon in der<br />

Kindheit infiziert hatte, die dann lange im Verborgenen schlummerte<br />

und wieder ausbrach, als sie während ihres Studiums in einem<br />

Eiscafé jobbte. Richtig gutes Eis, ohne industrielle Vorprodukte<br />

handwerklich hergestellt, Eis das Schmelz, Dichte und Körper hat<br />

und geschmacklich off mainstream ist. Kein Durchschnittseis also.<br />

Sie startete ihr Unternehmen Selbstständigkeit mit einem Masterstudium<br />

in Entrepreneurship, machte einige Zeit in Soft-Eis und<br />

64 GARÇON


Indian Summer GESCHMACKSSACHEN<br />

lernte das nicht eben einfache Eismacher-Handwerk. „Für richtig<br />

gutes Eis“, sagt sie, „braucht es eine perfekte Mischung aus Kreativität,<br />

chemischer Expertise und handwerklicher Kunst.“ Als sie<br />

glaubte, der nahe genug zu sein, gründete sie ihre EisQueen GmbH.<br />

Das war vor vier Jahren.<br />

Inzwischen hat sich Karolina Stich in ihrer kleinen Welt der kalten<br />

Perfektion eingerichtet. Sie gehört zu jener Gruppe „echter Handwerker“,<br />

die ausschließlich mit hochwertigen, natürlichen Zutaten<br />

arbeiten – Haselnüsse beispielsweise bezieht sie aus dem Piemont,<br />

Zitronen von einer mallorquinischen Bio-Farm, Erdbeeren und Sanddorn<br />

aus Brandenburg – und auf künstliche Aromen völlig verzichten.<br />

Pflanzenfett statt Butter und Sahne wie beim Industrieeis gang<br />

und gäbe – für die Eis-Queen ein absolutes No-Go.<br />

„Und auch die Eismaschine spielt eine wichtige Rolle“, fügt sie<br />

hinzu. Ihre kommt von TELME aus Italien, auf die schwört sie. Die<br />

Frage nach dem Preis des edelstählernen Aggregats beantwortet<br />

Karolina Stich ausweichend: „Gute Geräte sind teuer.“ Später erfahren<br />

wir, dass ihre Eismaschine 27.000 Euro gekostet hat.<br />

Über 60 Sorten Milch- und Fruchteis hat sie im Programm – nicht<br />

immer alle, auch Eis hat Saison. Sie fertigt elf verschiedene Cocktails<br />

am Stiel, zwei davon sind alkoholfrei, offeriert Eistorten und Eis-<br />

pralinen, beliefert Hotels und Restaurants und bietet Eis-Caterings<br />

an. Und montags und mittwochs von 10.00 bis 18.00 Uhr gibt es<br />

auch einen Werksverkauf – kein Wunder, dass die leidenschaftliche<br />

Golferin ihr 54er Handicap bisher nicht verbessern konnte.<br />

EISQUEEN<br />

Schichauweg <strong>52</strong><br />

12304 Berlin-Marienfelde<br />

Tel. 0172 – 96 51 140<br />

www.eisqueen.com<br />

Köchin und Eismacherin Denise Tenchio.<br />

GARÇON<br />

65


GESCHMACKSSACHEN Wünsch Dir Mahl<br />

Moritz Timm, 38, Geschäftsführer,<br />

Gründer von Wünsch Dir Mahl.<br />

Caroline Paul, 36, Assistentin der Geschäftsführung,<br />

seit zwei Jahren bei Wünsch Dir Mahl.<br />

Die Suppenschmiede<br />

von Müncheberg<br />

ZEHN JAHRE WÜNSCH DIR MAHL<br />

VON JÖRG TEUSCHER<br />

Matthias Eichhorn, 36, Küchenmitarbeiter,<br />

seit zwei Jahren bei Wünsch Dir Mahl.<br />

Frank Ebert, 56, Küchenmitarbeiter,<br />

seit zwei Jahren bei Wünsch Dir Mahl.<br />

66 GARÇON


Wünsch Dir Mahl GESCHMACKSSACHEN<br />

Dietmar-Michael Stockmann, 58, Lagermitarbeiter,<br />

seit einem Jahr bei Wünsch Dir Mahl.<br />

Andreas Schwarz, 54, Lagermitarbeiter,<br />

seit zwei Jahren bei Wünsch Dir Mahl.<br />

Unsere veganen Bio-Premium Suppen und Eintöpfe werden<br />

nach einzigartigen authentischen Rezepturen in unserer Manufaktur<br />

von Hand gemacht. Besser geht es auch am eigenen<br />

Herd nicht. Wir verwenden vorwiegend heimische Rohstoffe<br />

und verfeinern mit exotischen Zutaten und Gewürzen.<br />

Alle unsere Produkte sind frei von raffiniertem Zucker, Geschmacksverstärkern<br />

und Konservierungsstoffen.<br />

Wünsch Dir Mahl, WDM Bio & Fertigprodukte GmbH<br />

Denny Schulze, 34, Lagermitarbeiter,<br />

seit fünf Jahren bei Wünsch Dir Mahl.<br />

Marcel Bähr, 36, Lagermitarbeiter,<br />

seit vier Jahren bei Wünsch Dir Mahl.<br />

GARÇON<br />

67


GESCHMACKSSACHEN Wünsch Dir Mahl<br />

„Die Suppe lügt“, nannte der Stuttgarter Autor Hans-Ulrich Grimm<br />

sein 1997 erschienenes und inzwischen zum Klassiker der modernen<br />

Nahrungskritik avanciertes Buch über den ganz normalen Wahnsinn<br />

der Lebensmittelchemie. Dass die Suppe lügt, daran hat sich bis<br />

heute nichts geändert – vielleicht in einigen Fällen nicht mehr ganz<br />

so dreist wie damals, aber auf keinen Fall weniger.<br />

Nun gibt es aber auch Suppen, die lügen nicht. Da ist zum Beispiel<br />

ein Bohneneintopf Brandenburger Art. Er enthält grüne Bohnen, Kartoffeln,<br />

Möhren, Zwiebeln, passierte Tomaten, Tomatenmark, Gemüsebrühe,<br />

Bohnenkraut, Knoblauch, Majoran, Salz und Pfeffer. Kein<br />

Milligramm Labor-Aroma – Leitsubstanz der modernen Lebensmittelproduktion<br />

– ist darin zu finden, kein Hefeextrakt, keine Konservierungsstoffe,<br />

nichts.<br />

Diese Suppe ist aus regionalen Zutaten einfach nur mitreißend<br />

bodenständig gekocht – allerdings nicht an einem heimischen Herd,<br />

wie man vermuten müsste, sondern in einer Produktionsstätte der<br />

Müncheberg im Brandenburger Landkreis Märkisch-Oderland.<br />

2009 2010 2012<br />

Produkttest: Gründer und Geschäftsführer Moritz Timm<br />

und Mitarbeiterin Therese Gerlach.<br />

WDM Bio & Fertigprodukte GmbH in der Brandenburger Kleinstadt<br />

Müncheberg. Das Kürzel WDM steht für Wünsch Dir Mahl und für<br />

eine inzwischen zehnjährige Erfolgsgeschichte.<br />

Sie beginnt damit, dass Moritz Timm und André Riediger, zwei<br />

Bremer Jungs, beide 38, Schul- und Studienfreunde, nach Abschluss<br />

ihres Agrarwissenschaftsstudiums „irgendwas im Biobereich“<br />

machen wollten, „Anbau von Bio-Gemüse vielleicht.“ Doch als Absolventen<br />

mit nur geringen finanziellen Mitteln fanden sie kein erschwingliches<br />

Ackerland, von einer eigenen Bauernwirtschaft gar<br />

nicht zu reden.<br />

„Wenn nicht Anbau, dann Verarbeitung“, sagten sie sich und starteten<br />

eine Kooperation mit dem Eggersdorfer Demeter-Hof „Apfeltraum“,<br />

einem seit Anfang der 1990er Jahre biologisch-dynamisch<br />

wirtschaftenden Betrieb mit Feldbau, Tierhaltung, Gärtnerei und<br />

Imkerei. Timm erinnert sich noch gut daran, wie sie Suppenrezepte<br />

auskramten – „Suppen erschienen uns am einfachsten“ – Abend<br />

68 GARÇON


Wünsch Dir Mahl GESCHMACKSSACHEN<br />

Müncheberger Suppenküche.<br />

für Abend in der Apfeltraum-Küche Gemüse schnippelten, kochten,<br />

würzten, abschmeckten, einweckten. Und tatsächlich für ihre veganen<br />

Kreationen – „an Fleisch haben wir uns nicht rangetraut“ – sogar<br />

Kunden fanden. „Dazu gehört mit Sicherheit eine ganz besondere<br />

Art von Euphorie, die manche wohl auch Unternehmergeist nennen“,<br />

sagt Moritz Timm heute.<br />

Sie gründeten Wünsch Dir Mahl, zogen 2013 in eine leerstehende<br />

Kneipe im nahen Müncheberg, stellten die ersten Mitarbeiter ein und<br />

stemmten die ersten großen Investitionen – einen Industrieautoklaven<br />

zum Einkochen und eine Etikettiermaschine.<br />

Bekannte, selbst Freunde, die am Anfang über die „Suppenschmiede<br />

von Müncheberg“ nur müde gelächelt hatten, zogen inzwischen<br />

den Hut. „Schlüssel des Erfolges sind für mich die Kreativität<br />

unseres Teams und unsere Qualitätsbesessenheit“, sagte schon vor<br />

einigen Jahren André Riediger, der seit dem Frühjahr nicht mehr im<br />

Unternehmen tätig ist, in einem Interview. Moritz Timm, nun allein an<br />

2015 2016 2019<br />

der Spitze von Wünsch Dir Mahl, bringt die Firmenphilosophie so auf<br />

den Punkt: „Lieber ein wirklich exzellentes Produkt als drei neue.“<br />

Zwölf Mitarbeiter produzieren derzeit in der Müncheberger Manufaktur<br />

rund 5.000 Gläser täglich und auf einem hohen Geschmackslevel<br />

– neben Klassikern wie einer roten Linsensuppe auch neue<br />

Kreationen, etwa eine vegane Soljanka.<br />

„Und jetzt kommt die Süßkartoffel dran“, weist Wünsch-Dir-Mahl-<br />

Chef Moritz Timm in die lichte Suppen-Zukunft. Also dann, auf die<br />

nächsten zehn Jahre! Vive la soupe!<br />

WDM BIO-FERTIGPRODUKTE<br />

Wasserstraße 10<br />

15374 Müncheberg<br />

Tel. 033432 – 99 97 27<br />

www.wdm.bio<br />

Produktentwicklung: Die Köchinnen<br />

Carmen Ebert und Jeannine Wagner, v. re.<br />

GARÇON<br />

69


GESCHMACKSSACHEN Mira Arinto 2016<br />

Anaïs Causse, 40, ist gebürtige Berlinerin. Nach dem Abitur an der<br />

Goethe-Oberschule in Steglitz studierte sie Arabistik und Islamwissenschaften,<br />

merkte aber zunehmend, dass das nicht ihr Ding<br />

ist. Sie verabschiedete sich von der Freien Universität und einer<br />

möglichen akademischen Laufbahn, heuerte bei Feinkost-Lindner<br />

an und absolvierte eine Ausbildung zur Fachfrau für Systemgastronomie.<br />

2003 stieg sie in das Feinkostgeschäfts ihres Vaters ein. 2014<br />

folgte ihre jüngere Schwester Noémie und übernahm den Onlineshop,<br />

aus „Maître Philippe“ wurde „Maître Philippe & Filles“ – ein<br />

Spezialitätenhandel, der beste Beziehungen vor allem nach Frankreich<br />

pflegt und kulinarisch wie atmosphärisch zu den ersten Adressen<br />

der Branche in Berlin zählt.<br />

Für Garcon schreibt Anaïs Causse regelmäßig über ihre exquisiten<br />

Spezereien und deren Produzenten.<br />

MIRA ARINTO 2016,<br />

POR FAVOR<br />

VON ANAÏS CAUSSE<br />

Es ist mir ein Bedürfnis, mich an dieser Stelle und natürlich auch<br />

im Namen meines Vaters, meiner Schwester Noémie und aller<br />

Mitarbeiter von Maître Philippe et Filles für die Nominierung zum<br />

Berliner Kiezmeister 2019 zu bedanken. Danke der Jury der Berliner<br />

Meisterköche, danke aber vor allem unseren Kunden, deren<br />

Vertrauen einen solchen Erfolg letztlich erst möglich gemacht hat.<br />

So, das musste mal öffentlich gesagt werden.<br />

Und nun zu einem Wein, der super zu diesem Sommer passt:<br />

dem Mira Arinto 2016.<br />

Als der junge portugiesische Winzer Nuno Mira do Ó im Frühjahr<br />

2017 auf einer Messe in Porto diesen Wein zum ersten Mal öffentlich<br />

präsentierte, waren sich die Kenner einig: So muss ein Arinto<br />

de Bucelas schmecken!<br />

Arinto ist übrigens eine autochthone Rebsorte, sozusagen das<br />

Aushängeschild des kleinen Weinbaugebietes nordöstlich von Lissabon<br />

namens Bucelas. Ich war damals gemeinsam mit meinem<br />

Vater in Porto – der Maître lobte die mineralische Frische, die fantastische<br />

Säure und die Komplexität des Weines, ich habe in meinen<br />

Verkostungsnotizen um den Namen Mira Arinto einfach ein Herz<br />

70 GARÇON


Mira Arinto 2016 GESCHMACKSSACHEN<br />

AnaÏs Causse und Winzer Nuno Mira do Ó.<br />

gemalt. Keine großen Worte: Von der Zunge direkt ins Herz. Nuno<br />

hat das gesehen, gelächelt und mir dann gesagt: „Ich wollte mit meinem<br />

Arinto vor allem das Terroir dieses Anbaugebietes herausstellen,<br />

den Lehm, den Kalkstein, den Atlantik – alles das macht einen<br />

Arinto de Bucelas aus.“<br />

Nuno Mira do Ó gehört zu den jungen portugiesischen Winzern,<br />

die seit einigen Jahren immer nachdrücklicher auf sich aufmerksam<br />

machen. Nach seiner Ausbildung – Winzerlehre und Önologiestudium<br />

– und einigen Wanderjahren, arbeitete er in großen<br />

Weingütern seiner Heimat, sogenannten Quintas. Seit 2009 macht<br />

er eigene Weine, besitzt allerdings keine eigene Quinta, sondern<br />

lediglich einige Weinberge in verschiedenen Regionen Portugals,<br />

so eben auch im Bucelas-Gebiet.<br />

Hier ist fast alles Handarbeit, eine typische „Garage-Winery“. Kein<br />

Wunder, dass Nuno von seinem fantastischen Mira Arinto 2016 lediglich<br />

3.500 Flaschen produziert hat.<br />

Der Winzer empfiehlt seinen Mira besonders zu gegrilltem Fisch,<br />

zu Krustentieren, Muscheln und Austern. Auch zu gereiften Berg-<br />

oder kräftigen Weichkäsen passt er wunderbar.<br />

MAÎTRE PHILIPPE ET FILLES<br />

Emser Straße 42<br />

10719 Berlin-Wilmersdorf<br />

Tel. 030 — 88 68 36 10<br />

www.maitrephilippe.de<br />

Bucelas: Einer von Nunos beiden Weinbergen in der DOC-Region.<br />

Winzernachwuchs: Nunos Töchter Maria und Francisca, v. li.<br />

GARÇON<br />

71


GESCHMACKSSACHEN Kostproben<br />

KANN<br />

STUNDENLANG<br />

MAHLEN!<br />

Motor 360 W<br />

100 g feinstes Mehl pro Minute<br />

NEXT ORGANIC 2019.<br />

KOSTPROBEN<br />

Fünf Supermarkt- und Discounterketten beherrschen 90 Prozent des Lebensmittelhandels<br />

in Deutschland. In den Regalen aromaverstärkte Fertiglebensmittel,<br />

plastikverschweißter Billigkäse, geschmacksuniforme Industrieware.<br />

Nicht nur, aber größtenteils.<br />

Die verbleibende Zehn-Prozent-Nische haben engagierte Genusshandwerker,<br />

kenntnisreiche Feinkosthändler und Onlineverkäufer mit ihrem Gegenentwurf<br />

zur Mas senware der Lebensmittelindustrie be setzt: manufakturell<br />

399,-<br />

UVP* hergestellte Aufstriche; Würste, die nicht aus der Schlachtfabrik kommen;<br />

*unverbindliche<br />

handgefertigte Schokoladen, haus gemachte Liköre, Konser ven ohne E-Zusätze,<br />

vieles in Bioqualität. Das meiste ist teurer als Supermarktware<br />

Preisempfehlung<br />

gleichen<br />

Namens, aber eben auch gesünder, natürlicher und geschmackvoller.<br />

Einige Kostproben dessen, was wir Mitte Mai auf der NEXT ORGANIC<br />

2019 entdeckten, probierten und als kulinarisch bemerkenswert empfanden,<br />

servieren wir Ihnen auf der folgenden Seite.<br />

TOP QUALITÄT ZUM BESTEN PREIS.<br />

40 Jahre Erfahrung im Mühlenbau stecken in<br />

der neuen Steinmühle von Wolfgang Mock:<br />

„So leise, so einfach bedienbar, so feines Mehl<br />

und noch dazu kann sie stundenlang mahlen.<br />

Das ist in dieser Preisklasse echt der Hammer!“<br />

Quality made in Germany.<br />

mockmill.com<br />

WOLFGANG MOCK GMBH<br />

Habitzheimer Straße 14 · 64853 Otzberg, Germany<br />

info@mockmill.com · Tel. +49 6162-50 99 6-60


Die niederösterreichische Gemeinde Gerasdorf<br />

nördlich von Wien macht seit einiger Zeit Schlagzeilen.<br />

Der Grund: Hier liegt das nördlichste Reisanbaugebiet<br />

der Welt, mit 20 Hektar allerdings<br />

auch das kleinste. Der junge Bauer Gregor Neumeyer<br />

hat sich für den sogenannten Trockenanbau<br />

entschieden – er flutet seine Felder also nicht<br />

und verhindert so das Entstehen des klimaschädlichen<br />

Treibhausgases Methan. Das Ergebnis:<br />

Österreis, ein Mittelkornreis, der leicht cremig<br />

kocht und für Risotto bestens geeignet ist.<br />

Preis: 6,30 Euro / 450g<br />

LW-Betrieb Gregor Neumeyer<br />

Peter-Paul-Straße 42<br />

A-2201 Gerasdorf<br />

Tel. +43 65 03 3003 01<br />

Online-Bestellung: www.oesterreis.at<br />

Ajvar, als Würzmittel oder Brotaufstrich verwendbar,<br />

besteht traditionell lediglich aus roten Paprikaschoten,<br />

die solange sanft köcheln, bis eine<br />

homogene Masse entstanden ist, die dann nur<br />

noch mit Salz und Pfeffer gewürzt wird. In den<br />

Balkanländern, vor allem denen des ehemaligen<br />

Jugoslawiens, gilt Ajvar als nationale Delikatesse.<br />

Das Wiener Projekt BioBalkan importiert<br />

Ajvar aus Serbien und unterstützt damit Kleinbetriebe<br />

bei der Schaffung von Arbeitsplätzen und<br />

bei der Umstellung auf Bio-Landbau.<br />

Preis: 35,00 Euro / 6 Gläser à 200g<br />

Balkan Express Handels GmbH<br />

Lindengasse 56<br />

A-1070 Wien<br />

Tel. +43 68 03 22 59 <strong>52</strong><br />

Online-Bestellung: www.biobalkan.info<br />

Bohne zum Ersten. Seit 2015 bietet das Schweizer<br />

Start-up Edamama Nudeln aus Bio-Bohnen<br />

an. Die Gründer des jungen Smartfood-Unternehmens<br />

verweisen sowohl auf den ausgezeichneten<br />

Geschmack als auch auf das besondere<br />

Nährwertprofil ihrer Pasta-Sorten: Sie enthalten<br />

dreimal so viele Ballaststoffe wie Vollkornbrot<br />

und fünfmal weniger Kohlenhydrate als Weizenpasta.<br />

Derzeit plant Edamama eine Berliner<br />

Dependance, in der an Lösungen für den Ernährungsalltag<br />

der Zukunft gearbeitet werden soll.<br />

Preis: 3,95 Euro / 200g<br />

Edamama GmbH<br />

Birkenstraße 22<br />

10559 Berlin-Tiergarten<br />

Tel. 030 – 209 69 00<br />

Online-Bestellung: www.edamama.de<br />

Bohne zum Zweiten. Geröstete Ackerbohnen –<br />

ein fantastisch crunchiger Snack, fettarm und<br />

glutenfrei – hatte auf der NEXT ORGANIC Premiere.<br />

Cecilia Antoni, Kulturwirtin, Autorin und<br />

Bohnen-Bloggerin und die Köchin Anna Elsäßer,<br />

früher im Margaux tätig und inzwischen angehende<br />

Lebensmitteltechnikerin, arbeiten nun an<br />

seiner Markteinführung. Die beiden Frauen haben<br />

sich mit ihrem Start-up Bohnikat das Ziel gesetzt,<br />

heimischen Hülsenfrüchten mehr kulinarisches<br />

Renommee zu verschaffen. Wir sind gespannt.<br />

Bohnikat<br />

Gipsstraße 7<br />

10119 Berlin<br />

Tel. 0176 – 23 33 26 23<br />

www.bohnikat.de<br />

Blog: www.beanbeat.de


KOPFSALAT Herbert Beltle<br />

Herbert Beltle mit seiner Frau Gergana und Tochter Marina.<br />

Servus, Aigner!<br />

HERBERT BELTLES GENUSSWELTEN – EIN GESPRÄCH<br />

Kürzlich veröffentlichte GQ Germany, ein Hochglanzmagazin für<br />

Männer, die auf Savile-Row-Anzüge, Turnbull-&-Asser-Hemden<br />

und John-Lobb-Schuhe stehen, eine ultimative Bestenliste: Die<br />

coolsten Gastronomen Deutschlands. Das Attribut definierten die<br />

Münchner Ranking-Redakteure gleich vorab: „Cool sind jene Gastgeber,<br />

bei denen man sich einfach immer wohlfühlt.“<br />

Unter den dann folgenden 50 sind immerhin zwölf Berliner: Ivan<br />

Arzou, Ludwig Cramer-Klett, Moritz Estermann, Heinz Gindullis,<br />

Stephan Landwehr, Roland Mary, Dieter Meier, Boris Radczun, Tim<br />

Raue, Willi Schlögl, The Duc Ngo, Michael Würthle. Congrats, sagt<br />

man wohl bei GQ.<br />

Wir würden zwar nie und nimmer auf die Idee kommen, eine<br />

solche Liste aufzustellen (weil wir mit Kategorien wie Coolnessfaktor<br />

oder Promiquote nicht viel anfangen können) – aber wären<br />

wir gefragt worden – wir hätten auf jeden Fall den Namen Herbert<br />

Beltles genannt. Erstens, weil in seinen Restaurants – um mal bei<br />

den GQ- Kriterien zu bleiben – schon Stars und Sternchen aus aller<br />

Welt und jeder Profession dinierten als etwa das Grill Royal noch<br />

ein Plattenbau-Keller war und zweitens, weil er ein Mann ist, der in<br />

sich alle gastfreundlichen Tugenden seines Metiers vereint: unaufdringlicher<br />

Charme, weltläufige Gelassenheit, souveräne Flexibilität.<br />

Einer, der jedem Gast ein VIP-Gefühl verleiht.<br />

Beltle, Kochlehre in Obersdorf, Stationen in London, Genf,<br />

Cannes und St. Moritz, Absolvent der Hotelfachschule in Heidelberg,<br />

Souschef im Kempinski Berlin und Küchenchef im Arabella<br />

München, eröffnete 1988 das Alte Zollhaus, 1999 das Aigner am<br />

Gendarmenmarkt und zehn Jahre später – aller guten Dinge sind<br />

bei ihm drei – die Rôtisserie Weingrün an der Gertraudenbrücke.<br />

Seit 2004 ist er zudem Besitzer des Weinguts Horcher im pfälzischen<br />

Kallstadt an der Deutschen Weinstraße.<br />

Wir sprachen mit dem erfolgreichen Gastronomen über Neuigkeiten,<br />

die nun im Hause Beltle anstehen.<br />

74 GARÇON


Herbert Beltle KOPFSALAT<br />

Das Aigner am Gendarmenmarkt.<br />

Herr Beltle, man hört und konnte es auch schon lesen, dass Sie<br />

das Aigner schließen. Weshalb?<br />

Sorry, aber da sind schon zwei Fakenews in Ihrer Frage. Ich verlasse<br />

das Aigner, aber ich schließe es nicht. Das Restaurant bleibt<br />

auch nach meinem Ausscheiden geöffnet, mit gleichem Namen,<br />

gleichem Interieur, gleichem Team. Auch der langjährige Küchenchef<br />

Andreas Klitsch bleibt im Haus.<br />

Also – lediglich der Inhaber wechselt. Die Hotelcompany, die das<br />

jetzige Sofitel Berlin am Gendarmenmarkt übernimmt, wird ab<br />

September 2019 auch das Aigner betreiben. Der Vertrag ist unterschrieben,<br />

am 15. 8. ist definitiv Schluss mit dem Kapitel Aigner by<br />

Herbert Beltle.<br />

Eine Entscheidung, die Ihnen sicher nicht leicht gefallen ist.<br />

Natürlich nicht. Seit der Eröffnung 1999 war das Aigner eine Erfolgsgeschichte,<br />

die vor allem von unseren Gästen geschrieben<br />

wurde. Zu dieser Story gehören unendlich viele Promis aus Politik<br />

und Showbiz ebenso wie ganz normale Berliner, die einmal im Monat<br />

etwa zum Tafelspitz-<strong>Essen</strong> ins Aigner kamen.<br />

Dazu gehören Hochzeitsfeiern, Firmenfeste, Geburtstagspartys und<br />

natürlich auch das legendäre Silvester-Karpfenessen mit Freunden<br />

und Kollegen. Es waren jedenfalls ereignisreiche zwanzig Jahre.<br />

Natürlich wird jetzt von vielen die Frage nach dem Grund Ihres<br />

Ausscheidens gestellt.<br />

Das ist ja auch verständlich nach zwanzig Jahren. Ich kann nur<br />

immer wieder sagen: Einen besonderen Grund oder gar äußeren<br />

Zwang gab es jedenfalls nicht.<br />

Sondern?<br />

Eine ziemlich lange Phase des Nachdenkens. Übrigens: Kennen Sie<br />

Anselm Grün?<br />

Meinen Sie den Benediktinerpater aus der Abtei Münsterschwarzach<br />

in Unterfranken? Ja, ich habe sein Buch ‚Das Glück<br />

der Gelassenheit‘ gelesen.<br />

Genau den. Und ich habe ein Zitat von Pater Anselm gefunden, in<br />

dem er über das Alter spricht. Darf ich es Ihnen vorlesen?<br />

Gerne.<br />

Also, er sagt: ‚Altwerden bedeutet, milder zu werden, die Früchte<br />

des Lebens zu genießen. Aber Altwerden bedeutet auch loszulassen.<br />

Man darf nicht krampfhaft versuchen, im Mittelpunkt zu stehen.<br />

Das ist krankhaft. Man hat im Alter eine andere Qualität von<br />

Kraft, man muss sich nicht unter Druck setzen.‘ Seine Sicht auf<br />

die Tatsachen des Lebens hat mir jedenfalls geholfen, die, wie ich<br />

finde, richtige Entscheidung zu treffen. Und außerdem bleibe ich ja<br />

dem Aigner freundschaftlich und geschäftlich verbunden.<br />

Inwiefern?<br />

Die neuen Inhaber und ich haben vereinbart, dass auch in Zukunft<br />

im Aigner die Horcher-Weine ausgeschenkt werden.<br />

Darf ich fragen, wie alt Sie sind, Herr Beltle?<br />

Dürfen Sie, ist ja kein Geheimnis. Ich bin Jahrgang 1957 und habe<br />

am 25. Juli meinen 62. Geburtstag gefeiert.<br />

1988 sind Sie mit dem Alten Zollhaus in die Selbstständigkeit<br />

gestartet. Der FEINSCHMECKER spricht vom Gastro-Klassiker<br />

am Landwehrkanal und der Slow-Food-Genussführer lobt die<br />

verlässliche Qualität der kulinarischen Offerten und das schöne<br />

Ambiente. Dabei bleibt’s?<br />

Was die Qualität unseres kulinarischen Angebots betrifft, auf jeden<br />

Fall. Ansonsten gibt es schon einige Änderungen. Wir werden das<br />

Zollhaus im Januar und Februar 2020 schließen, um einen umfangreichen<br />

Umbau vorzunehmen. Die Küche, die nun schon dreißig<br />

Jahre auf dem Buckel hat, wird komplett neu gestaltet, ebenso der<br />

Buffetbereich und die Toiletten. Im vorderen Teil des Gasthauses<br />

werden wir eine kleine Weinbar einrichten, lediglich die Schmugglerscheune<br />

als Veranstaltungsort in der ersten Etage bleibt so, wie<br />

sie ist, sie braucht ein bisschen Patina. Ab 1. März 2020 gibt es<br />

dann ein neues Altes Zollhaus.<br />

GARÇON<br />

75


KOPFSALAT Herbert Beltle<br />

Das Alte Zollhaus am Carl-Herz-Ufer in Kreuzberg.<br />

Restaurantleiterin Christiane Dutschmann und Küchenchef Günter Beyer.<br />

Auch mit neuem Kulinarik-Konzept?<br />

Nein, wir setzen auch in Zukunft auf unser bewährtes Gasthauskonzept,<br />

in dessen Mittelpunkt die Berlin-Brandenburgische Küche<br />

steht. Sie gehört zu unserer DNA. Außerdem wissen wir, dass es<br />

viele Gäste gibt, die mit der stilisierten Kunstkost, die derzeit so<br />

überaus trendig ist, nicht viel anfangen können.<br />

Wir halten uns an die traditionellen heimischen Ressourcen und<br />

verwandeln sie in moderne Kreationen. Die Brandenburger Bauernente<br />

aus dem Rohr und die Katalanische Creme sind gesetzt,<br />

ebenso Aal grün, Königsberger Klopse, Hechtklößchen, Berliner<br />

Leber und Berliner Eisbein, das wir natürlich ausgelöst servieren,<br />

mit grünem Erbspüree, Sauerkraut und Senfschaum. Vorstellen<br />

kann ich mir auch die Wiederbelebung solcher alten Rezepte wie<br />

Gurken im Schlafrock, Karpfen in Bier oder den Gardestern – alle<br />

übrigens einst von Charles Tugend kreiert – Ende der 1920er Küchendirektor<br />

des Berliner Kempinski-Restaurants.<br />

Und: Ein Gläschen Wein muss sein…?<br />

Korrekt. Sowohl in der Rôtisserie Weingrün in Mitte als auch im<br />

Alten Zollhaus schenken wir die umfangreiche Kollektion von Horcher-Weinen<br />

aus unseren Lagen Kreidkeller, Steinacker, Kobnert<br />

und Saumagen aus, vom hochwertigen Hauswein bis zum Premiumgewächs<br />

aus den besten Lagen. Und nach dem Zollhaus-Umbau<br />

wollen wir 2020 endlich das verwirklichen, was ein Schild schon<br />

lange verspricht – es wird also im nächsten Jahr am Carl-Herz-<br />

Ufer einen Weingarten geben, der den Namen wirklich verdient.<br />

Da liegt viel Arbeit vor Ihnen.<br />

Schon, aber ich bin ganz stressfrei. Wenn ich noch einen geeigneten<br />

1. Souschef für das Zollhaus finde, bin ich total zufrieden.<br />

Ist das ein Stellenangebot?<br />

Durchaus. Ich hoffe, Sie drucken es.<br />

Keine Frage, wir werden es sogar hervorheben. Vielen Dank für<br />

das Gespräch, Herr Beltle.<br />

Küche à la Altes Zollhaus: Aal grün…<br />

… und Leipziger Allerlei.<br />

76 GARÇON


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KOPFSALAT Nazuna Berlin<br />

NAZUNA なずな<br />

JAPANISCHE SCHOKOLADE MADE IN BERLIN<br />

VON JÖRG TEUSCHER<br />

78 GARÇON


Nazuna Berlin KOPFSALAT<br />

Tsuki Hasegawa und Sven Schumacher.<br />

Am ersten Septemberwochenende (7. und 8. 9. 2019)<br />

findet in der Urania Berlins 1. JapanFoodFestival<br />

statt (www.japanfoodfestvial.berlin).<br />

Tsuki Hasegawa und Sven Schumacher werden<br />

allerdings nicht teilnehmen („Das Risiko, dass es<br />

an diesen Tagen noch zu warm ist und unsere Produkte<br />

dann leiden, ist uns zu groß.“). Schade, denn<br />

die beiden repräsentieren seit Jahren Japans süße<br />

Seite in der deutschen Hauptstadt und sind eine<br />

feste Größe in der lebensmittelproduzierenden japanischen<br />

Community.<br />

Bereits 2011 eröffneten sie ein Feinkostgeschäft<br />

in Prenzlauer Berg, boten handgemachte Schokoladen,<br />

selbst produziertes Backwerk und andere<br />

Leckereien an, fertigten Onigiri-Snacks und bestückten<br />

Bento-Boxen.<br />

Drei Jahre später beschlossen sie, sich auf ihre<br />

manufakturell gefertigten Schokoladenspezialitäten<br />

zu konzentrieren. Sie gaben den Laden auf,<br />

mieteten Produktions- und Lagerräume in Tempelhof<br />

und offerierten fortan ihre Spezereien nur noch<br />

im eigenen Online-Shop.<br />

Der Name ihrer Unternehmung gibt Rätsel auf:<br />

Nazuna, zu deutsch Hirtentäschelkraut, ein fast<br />

auf jeder Wiese wachsender Kreuzblütler mit dreieckigen<br />

Samenkapseln, die eine Hirtentasche assoziieren.<br />

Wieso ausgerechnet diese Pflanze als<br />

Namensgeber?<br />

GARÇON<br />

79


KOPFSALAT Nazuna Berlin<br />

Japan-Spezialität aus Berlin: Nazuna-Baumkuchen.<br />

„Von Weitem betrachtet, wirkt sie unscheinbar, aber aus der Nähe<br />

offenbart sie ihre ganze Schönheit“, erklärt Tsuki Hasegawa, „zudem<br />

ist sie widerstandsfähig und lässt sich nicht unterkriegen.“<br />

Die 43-Jährige, die aus Kyōto stammt, dort Kunst studiert und<br />

Köchin gelernt hat, liebt diese Eigenschaften ebenso wie ihr alles<br />

Aufdringliche, Krawallige, Laute zuwider ist. Nazuna eben.<br />

Entsprechend schlicht ist das Design ihrer Verpackungen und<br />

entsprechend subtil der Geschmack der Schokoladenkreationen<br />

darin. Dafür ist Tsukis Partner Sven Schumacher zuständig, Jahrgang<br />

1983, gebürtiger Randberliner aus Staaken, gelernter Koch<br />

und Konditor. „Wir produzieren drei Schokoladensorten mit typisch<br />

japanischen Geschmackbildern“, sagt er, „alle aus ausgesuchten<br />

Rohstoffen, ohne Sojalecithin und die in der Industrie bevorzugten<br />

Farb- und Geschmacksverstärker.“ Auch schräge Kombinationen,<br />

etwa mit Speck oder Sellerie sind nicht sein Ding. „Das sollen<br />

andere machen“, erklärt Schumacher, der einst als Pâtissier in<br />

Tim Raues Restaurant 44 tätig war und für seine Desserts viel Lob<br />

einheimste. „Damals haben wir zum Beispiel schon Basilikumschokolade<br />

hergestellt“, erinnert er sich und verweist damit so ganz<br />

nebenbei auf seine Erfahrungen mit der Aromatisierung von Kakao.<br />

Heute benutzt er dafür Matcha, Sesam und Yuzu. Den sündhaft<br />

teuren Saft der Zitrusfrucht beispielsweise bekommt er gefriergetrocknet<br />

aus Japan, kombiniert ihn mit feinster belgischer Vollmilchschokolade<br />

und gießt die Masse in mehreren Schichten bis<br />

zur Höhe einer Schokoladentafel in eine Form. „Nur so kann sich<br />

das Yuzu-Aroma am Gaumen bestmöglich entfalten, während die<br />

Schokolade auf der Zunge zergeht“, begründet der Chocolatier die<br />

aufwändige Handarbeit, bei der Sorgfalt das A und O ist.<br />

„Ganz besonders gilt das für die Arbeit mit Matcha“, fügt Sven<br />

Schumacher hinzu. Nazuna importiert die fein gemahlenen Blätter<br />

der ersten Pflückung der Grüntee-Pflanzen aus Uji. „Woher sonst?“,<br />

fragt Tsuki Hasegawa.<br />

80 GARÇON


Nazuna Berlin KOPFSALAT<br />

Die 200.000-Einwohner-Stadt in der Präfektur Kyōto ist berühmt<br />

für Ihre Teekultur. Vor Jahrhunderten legten Zen-Mönche hier die<br />

ersten Teeplantagen Japans an, von denen es einige heute noch<br />

gibt. Es ist also kein Zufall, dass die besten Teehäuser des Landes<br />

den Grundstoff für das japanische Nationalgetränk am liebsten<br />

aus Uji beziehen.<br />

„Matcha ist ein Sensibelchen“, erläutert Sven Schumacher, „äußerst<br />

licht- und luftempfindlich. Man darf sich also bei der Verarbeitung<br />

keine Fehler erlauben, sonst sind die jadegrüne Farbe und<br />

der feine, süßlich-herbe Geschmack futsch.“ „Bei einem Einkaufspreis<br />

von 140 Euro pro Kilo wäre das ein Desaster“, fügt er dann<br />

noch hinzu.<br />

Den berühmten Uji-Matcha verwenden Tsuki Hasegawa und<br />

Sven Schumacher auch für eine zweite Nazuna-Spezialität – japanischen<br />

Baumkuchen. Baumkuchen? Tsuki Hasegawa lächelt,<br />

sie kennt diese Frage. „Ja“, erklärt sie, „er hat Japan schon vor<br />

100 Jahren im Sturm erobert und gilt heute in meiner Heimat als<br />

eins der beliebtesten Konditoreiprodukte.“<br />

Die Nazuna-Variante ist nicht rund, wie die meisten Baumkuchen,<br />

sondern rechteckig. „Unsere Version besteht aus zwölf<br />

Schichten“, erläutert Sven Schumacher, „die einzeln von Hand<br />

aufgetragen und im Salamander gebacken werden.“ Zum Schluss<br />

bekommen die akkurat geschnittenen Stücke einen Überzug aus<br />

Matcha-Kuvertüre und ein Branding: Nazuna. Das steht für edel,<br />

geschmackvoll, gut.<br />

NAZUNA<br />

Tempelhofer Damm 209<br />

12099 Berlin-Tempelhof<br />

Tel. 0176 – 34 05 02 09<br />

www.nazuna-berlin.com<br />

GARÇON<br />

81


KOPFSALAT Nazuna Berlin<br />

Karl Juchheim (1886–1945) Elise Juchheim (1892–1971)<br />

PS: Wie der Baumkuchen nach Japan kam…<br />

Tatsächlich ist Baumkuchen in Japan allgegenwärtig. Es gibt ihn<br />

in Wakkanai im hohen Norden ebenso wie in der Hauptstadt Tokio<br />

und im südlichen Kagoshima. Und wenn Japaner über ihr Lieblingsbackwerk<br />

reden, dann hört sich das etwa so an: „Baumukuhhen“.<br />

Seine japanische Geschichte begann – genau genommen – im<br />

März 1903. Der 22-jährige Konditor Karl Juchheim aus Kaub am<br />

Rhein bestieg in Hamburg einen Überseedampfer mit dem Ziel<br />

Tsingtau, damals Hauptstadt des sogenannten „Deutschen Schutzgebietes<br />

Kiautschou“, um dort zu arbeiten. Im Café eines Kaufhauses<br />

war der junge Zuckerbäcker für die Herstellung von Baumkuchen<br />

zuständig, deren Güte sich in Ostchina schnell herumsprach.<br />

Juchheim beschloss, sich selbstständig zu machen.<br />

Er heiratete im Juli 1914 Elise Ahrendorf und eröffnete wenige<br />

Tage später in Tsingtau die Konditorei Juchheim. Doch das Glück<br />

des jungen Paares währte nur kurz, im August brach der Erste<br />

Weltkrieg aus. Japanische Truppen belagerten das deutsche Kolonialgebiet,<br />

das am 7. November 1914 kapitulierte. Juchheim und<br />

seine Frau wurden als Kriegsgefangene nach Japan gebracht und<br />

interniert.<br />

Fünf Jahre später, im März 1919, präsentierte Karl Juchheim<br />

auf einer Ausstellung in Hiroshima, auf der Handwerksarbeit aus<br />

Gefangenenlagern gezeigt wurde, seinen Baumkuchen. Zeitungen<br />

berichteten, das Backwerk fand Anerkennung.<br />

Juchheim entschloss sich, nach seiner Entlassung in Japan zu<br />

bleiben. Er gründete 1921 in Yokohama eine Bäckerei, die jedoch<br />

zwei Jahre später, während des Kantō-Erdbebens zerstört wurde.<br />

Die Familie zog nach Kobe und baute dort einen neuen Betrieb<br />

auf. Von hier aus trat der Baumkuchen dann seinen endgültigen<br />

Siegeszug durch Japan an. Das blieb auch nach dem Tod des Konditors<br />

am 15. August 1945 so.<br />

Juchheims Frau übernahm 1953 die Funktion einer Generaldirektorin<br />

des inzwischen rein japanischen Unternehmens. Heute ist<br />

die Juchheim Co. Ltd. eine im ganzen Land bekannte Großbäckerei.<br />

20,87 Meter! Rekord! Der längste Baumkuchen der Welt, gebacken am 17. März 2019 in Hiroshima.<br />

82 GARÇON


Die Müsli-Mama KOPFSALAT<br />

Die Müsli-Mama<br />

ANNA STIEGEMANN UND IHR GROßSTADTGRANOLA<br />

VON JÖRG TEUSCHER<br />

GARÇON<br />

83


KOPFSALAT Die Müsli-Mama<br />

Anna Stiegemann ist die „Müsli-Mama“ – der Titel stammt von ihrer<br />

vierjährigen Tochter Matilda.<br />

Sie selbst sieht sich eher als Müslisommelière. „Bevor ich mit<br />

meinen eigenen Kreationen an den Start gegangen bin, habe ich<br />

mich systematisch durch die europäische Müsliwelt probiert“, begründet<br />

die 38-Jährige, „und mich intensiv mit Zutaten und Zubereitungen<br />

beschäftigt. Kurze Pause, man merkt, sie hat Spaß bei<br />

dem Gedanken, eine neue Berufsbezeichnung zu kreieren. „Warum<br />

eigentlich nicht“, fährt sie fort, „schließlich gibt es Biersommeliers,<br />

Brotsommeliers, Fleischsommeliers, sogar Wassersommeliers,<br />

weshalb also keine Müslisommeliers?“<br />

Anna Stiegemann stammt aus dem Hessischen. Geboren in Gießen,<br />

aufgewachsen in Großen-Linden. Studium in Mainz, Kunstgeschichte,<br />

Theaterwissenschaften. Der Liebe wegen zog sie 2009<br />

nach Berlin und begann während der Elternzeit ihre Müsliexperimente.<br />

„Mir war von Anfang an klar, dass ich ausschließlich Bio-Zutaten<br />

verwenden werde, die – wenn irgend möglich – aus der Region<br />

kommen sollten, dass ich auf Zucker, Palmöl, geschwefelte Trockenfrüchte<br />

und behandelte Nüsse ebenso verzichten werde wie<br />

auf alle exotischen Superfoods von Chia bis Quinoa, gar nicht zu<br />

reden von den diversen Aroma- und Konservierungsstoffen.“<br />

Als die Geschmackstests sie zufrieden stellten, entschied Anna<br />

Stiegemann, dass das Müslimacherdasein ein erstrebenswertes<br />

Lebensmodell sein könnte. 2018 gründete sie ihre Manufaktur (die<br />

Bio-Zertifizierung folgte kurze Zeit später) und brachte unter dem<br />

Markennamen „HaferZeit“ vier Müslisorten auf den Markt: Apfel-<br />

Hanf, Ingwer-Chili, Masala-Curry und Mohn-Blaubeer.<br />

Basis aller Kreationen sind Hafervollkornflocken, die sie aus der<br />

Lüneburger Heide bezieht. „Hafer übrigens“, doziert sie, „ist in meinen<br />

Augen ein absolut unterschätztes Getreide, relativ glutenarm,<br />

ballaststoffreich und mit hoher Nährstoffdichte ausgestattet.“<br />

84 GARÇON


Die Müsli-Mama KOPFSALAT<br />

Je nach Sorte enthalten ihre Mischungen 55 bis 60 Prozent der<br />

ernährungsphysiologisch so wertvollen Hafervollkornflocken – der<br />

Rest, also 40 bis 45 Prozent, sind Nüsse, Saaten, Trockenfrüchte.<br />

Im Falle ihres Masala-Curry-Müslis beispielsweise Cashew-,<br />

Kürbis- und Sonnenblumenkerne, Bockshornklee- und Goldleinsamen,<br />

Buchweizen, getrocknete Aprikosen sowie Kokosraspeln und<br />

Kokoschips. Dazu kommen Gewürze und als Süßungsmittel Agavendicksaft.<br />

„Rund 800 Gramm davon auf 10 Kilogramm Müsli“, so<br />

Anna Stiegemann.<br />

Das Ergebnis sind Müslis, die Biss haben, spannend auf der Zunge<br />

und nicht pappsüß sind, sondern schön feinherb. Und die nicht<br />

nur den ultimativen Morgenkick liefern, sondern sich auch als Zwischenmahlzeit<br />

irgendwann am Tag gut machen.<br />

„Wir reden zwar immer von Müsli“, sagt die Jungunternehmerin<br />

am Ende unseres Gesprächs, „aber vielleicht schreiben Sie doch<br />

besser Granola.“<br />

„Weil das auf Ihren Verpackungen steht?“ „Nein, weil gebackenes<br />

Müsli so genannt wird, Granola oder Knuspermüsli.“<br />

Und einmal im Fluss, spricht sie noch über den amerikanischen<br />

Gesundheitsapostel und späteren Erfinder der Corn Flakes, John<br />

Harvey Kellogg, der 1878 aus doppelt gebackenen Weizenkörnern<br />

ein Produkt herstellte, das er „Granola“ nannte – nachdem fünfzehn<br />

Jahre zuvor James Caleb Jackson gebackenes und zerbröseltes<br />

Vollkornmehl als „Granula“ auf den Markt gebracht hatte.<br />

Ja, Anna Stiegemann hat das Zeug zur Müslisommelière…<br />

HAFERZEIT<br />

Bölschestraße 25<br />

12587 Berlin-Friedrichshagen<br />

Tel. 0172 – 98 34 624<br />

www.haferzeit.de<br />

Freunde helfen: Tamara Berlin und Jörn Jörg Jaschke.<br />

GARÇON<br />

85


KOPFSALAT Wie geht's eigentlich..?<br />

Wie geht's eigentlich..?<br />

THOMAS NEESER<br />

Die Einladung ins „Lorenz Adlon“ kündigte<br />

ein „Festival der Genüsse“ an. Die Küchenparty<br />

anlässlich des 10. Geburtstages des<br />

Gourmetrestaurants am 26. Februar 2010,<br />

auf der auch unser Foto auf dieser Seite<br />

entstand, hielt dieses Versprechen.<br />

Am Herd Marc Haeberlin, Karlheinz Hauser<br />

und Lorenz-Adlon-Küchenchef Thomas<br />

Neeser mit seiner Brigade; in der Patisserie<br />

Stephan Franz; im Service Boris Häbel und<br />

sein Team. 150 geladene Gäste waren sich<br />

einig: ein Abend der kulinarischen Superlative.<br />

Gleichzeitig – aber das spielte in den<br />

Gesprächen kaum eine Rolle – war es der<br />

Abschiedsabend des Gastgebers, der letzte<br />

Arbeitstag von Thomas Neeser.<br />

GEBOREN<br />

12.April 1973 in Ochsenfurt/Unterfranken<br />

AUSBILDUNG<br />

Kochlehre im Maritim Hotel Würzburg<br />

BERUFLICHE STATIONEN<br />

Ente vom Lehel, Wiesbaden (Herbert Langendorf)<br />

Pfeffer und Salz, Viernheim (Peter Liebold)<br />

Michel Chabran, Pont de l´lsère (Michel Chabran)<br />

La Palme d´Or, Cannes (Christian Willier)<br />

Auberge d l´Ill, Illhaeusern (Marc Haeberlin)<br />

Lorenz Adlon, Berlin<br />

2000 - 2002 Souschef (Karlheinz Hauser)<br />

2002 - 2010 Chef de Cuisine<br />

HEUTE TÄTIG<br />

Chef de Cuisine,<br />

Les Saisons im Grand Hôtel du Lac, Vevey<br />

1 Stern Michelin, 16 Punkte Gault&Millau<br />

Hotelkoch des Jahres 2015 in der Schweiz<br />

Der damals 36-Jährige hatte im Juni 2002<br />

die Nachfolge von Karlheinz Hauser als Küchenchef<br />

angetreten, den von seinem Vorgänger<br />

errungenen Michelin-Stern Jahr für<br />

Jahr verteidigt und das Restaurant in der<br />

Berliner Spitzengruppe etabliert.<br />

Dennoch taten sich die meisten Hauptstadtmedien<br />

schwer mit Neeser. Der gebürtige<br />

Unterfranke, aufgewachsen im<br />

70-Einwohner-Dörfchen Burgerroth in der<br />

Nähe von Würzburg, galt als schüchterner<br />

Perfektionist, seine kulinarischen Kreationen<br />

trugen den Stempel „Traditionsküche“<br />

– kein Wunder, dass es für ihn nie zum „Berliner<br />

Aufsteiger“, geschweige denn zum<br />

„Berliner Meisterkoch“ reichte.<br />

86 GARÇON


Wie geht's eigentlich..? KOPFSALAT<br />

Vor gut neun Jahren wechselte Thomas Neeser in die Schweiz und<br />

übernahm die Küchenleitung des Gourmetrestaurants Les Saisons<br />

im Grand Hôtel du Lac in Vevey. Die 20.000-Einwohner-Stadt, in<br />

der übrigens 1866 Henri Nestlé den gleichnamigen und heute weltgrößten<br />

Lebensmittelkonzern gründete, liegt im Kanton Waadt, direkt<br />

am Ufer des Genfer Sees.<br />

Hier fühlte sich Thomas Neeser schnell zu Hause, zumal er die<br />

französische Sprache, in der Westschweiz Amts- und Umgangssprache,<br />

schon damals perfekt beherrschte.<br />

2011 erkochte er einen Michelin-Stern und 2015 – bisheriger Höhepunkt<br />

seiner Karriere – wurde er zum „Schweizer Hotelkoch des<br />

Jahres“ gewählt. „Der junge Deutsche konzipiert festlich-großzügige<br />

Menüs, in denen er mit Vorliebe Ungewöhnliches kombiniert und<br />

die er komplex zubereitet“, so das Urteil der Kritiker, deren besonderes<br />

Lob Neesers Taubenzubereitung in einer mit Kakao aromatisierten<br />

Salzkruste sowie seiner Variation von Jakobsmuscheln und<br />

Périgordtrüffeln galt.<br />

Die Schweiz scheint für Ex-Berliner Küchenkünstler offenbar<br />

ein gutes Pflaster zu sein. Auch Heiko Nieder, einst Souschef in<br />

Kolja Kleebergs VAU und heute Küchenchef in der Zürcher Luxusherberge<br />

The Dolder Grand, wurde in diesem Jahr vom Schweizer<br />

Gault&Millau zum Koch des Jahres gewählt.<br />

Nieder und Neeser haben übrigens zweierlei gemeinsam: Erstens<br />

sind sie exzellente Köche und zweitens ausgesprochene<br />

Familienmenschen. Das zählt in der Schweiz viel – die Eidgenossenschaft<br />

ist nicht nur ein leistungsorientiertes, sondern auch ein<br />

familienfreundliches Land. Und so beschäftigen sich die meisten<br />

Berichte, die in der Schweiz über Nieder und Neeser geschrieben<br />

werden, auch mit dem Familienleben der Spitzenköche.<br />

„Haute gastronomie et vie de famille“, so überschrieb beispielsweise<br />

ein regionales <strong>Magazin</strong>, das in Thomas Neesers neuem Heimatort<br />

Blonay erscheint, ein Porträt des Sternekochs. Er könne es<br />

sich nicht vorstellen, noch einmal woanders zu leben, sagte er dem<br />

Reporter, seine Frau und seine drei Kinder fühlten sich hier wohl,<br />

Blonay sei ihr Zuhause. Auf die Frage, ob er Berlin vermisse, antwortete<br />

er: „Berlin war eine Station in meiner Karriere, die ich nicht<br />

missen möchte, aber vermissen, nein.“<br />

GRAND HÔTEL DU LAC<br />

Rue d'Italie 1<br />

1800 Vevey / Waadt<br />

Tel. +41– 21 92 50 616<br />

www.grandhoteldulac.ch<br />

Sternerestaurant Les Saisons im Grand Hôtel du Lac.<br />

GARÇON<br />

87


KULINARISCHE EXKURSION Schweiz<br />

SWISS<br />

LACHS<br />

SUPERFARM IM MISOX<br />

VON JÖRG TEUSCHER<br />

88 GARÇON


Schweiz KULINARISCHE EXKURSION<br />

Diese Wahl war längst überfällig. Seit 1984 wird hierzulande vom Deutschen<br />

Angelfischverband (DAFV) dem Bundesamt für Naturschutz (BfN)<br />

und dem Verband Deutscher Sporttaucher (VDST) der „Fisch des Jahres“<br />

gekürt. Mit diesem Akt weisen die organisierten Angler, Naturschützer und<br />

Sporttaucher auf die negativen Einflüsse etwa durch Abwasserbelastung<br />

oder Gewässerausbau für die jeweilige Fischart hin.<br />

Zum Fisch des Jahres 2019 wurde – wie gesagt längst überfällig – der<br />

Atlantische Lachs – zoologisch korrekte Bezeichnung Salmo salar – gewählt,<br />

der zwar zu den in Deutschland bekanntesten Fischarten zählt, dennoch<br />

aber vom Aussterben bedroht ist, weil menschliche Aktivitäten seine<br />

Lebensräume weitgehend zerstört haben.<br />

„Der Lachs ist ein anspruchsvoller Wanderfisch, der unverbaute und saubere<br />

Flüsse und Bäche braucht, um vom Meer, seinem Hauptlebensraum,<br />

in seine Laichgebiete zu kommen und sich dort erfolgreich fortpflanzen zu<br />

können. Damit der Fisch des Jahres bald wieder in größerer Anzahl durch<br />

Flüsse wie den Rhein schwimmen kann, müssen wir die Anzahl der Barrieren<br />

deutlich verringern und wirksame Auf- und Abstiegsanlagen errichten“,<br />

so Prof. Beate Jessel.<br />

Diese Forderung der BfN-Präsidentin hat natürlich nichts mit der Gier auf<br />

Lachs deutscher Verbraucher zu tun – die könnte auch bei sofortiger Wiederherstellung<br />

der aquatischen Lebensräume des Fisches nicht befriedigt<br />

werden. Seit der Jahrtausendwende hat sich der Lachskonsum in Deutschland<br />

verdreifacht und beträgt derzeit drei Kilogramm pro Kopf und Jahr.<br />

Gedeckt wird der gigantische Bedarf vor allem aus internationalen Aquakulturen,<br />

die allerdings noch viel zu oft als Massentierhaltung unter Wasser<br />

zu einem ökologischen Desaster führen. „Aquakulturen sind gerade in ihrem<br />

industriellen Ausmaß eine ethisch, ökologisch und meist auch sozial<br />

höchst zweifelhafte Antwort auf Überfischung und Ernährungssicherung“,<br />

heißt es beispielsweise im Meeresatlas 2017, einem Kooperationsprojekt<br />

der Heinrich-Böll-Stiftung und des Kieler Exzellenzclusters „Ozean der Zukunft“.<br />

Die Wissenschaftler verweisen dabei auf den Einsatz von Antibiotika<br />

und anderer chemischer Keulen – vom sogenannten Hygienebad bis<br />

zu diversen Pestiziden – die das Wasser verunreinigen sowie auf dessen<br />

„Überdüngung“ durch Exkremente, Nahrungsreste und Kadaver und plädieren<br />

deshalb für einen ökologischen Betrieb von Aquakulturen.<br />

Ein Beispiel dafür, wie so etwas funktioniert, fanden wir im Schweizer Misox,<br />

einem Tal im Kanton Graubünden nördlich des San-Bernardino-Passes.<br />

GARÇON<br />

89


KULINARISCHE EXKURSION Schweiz<br />

Fast alle Autofahrer, die vor drei Jahren regelmäßig auf der A13<br />

in der Ostschweiz unterwegs waren, spekulierten heftig darüber,<br />

was es wohl mit dieser riesigen Halle auf sich haben könnte, die da<br />

direkt neben der Autobahn in Höhe des Örtchens Lostallo gebaut<br />

wurde. Eishockey? Fußball? Reiten? Weit gefehlt.<br />

Erst als die mannshohen Schriftzüge SWISS LACHS an der Holzverkleidung<br />

der Hallenwände montiert wurden, ahnten die meisten:<br />

da passiert irgendetwas mit Fischen. Damit lagen sie richtig.<br />

Hier im Misox, einem Tal im südlichsten Zipfel des Kantons<br />

Graubünden, mitten in den Alpen also, war keine neue Sportstätte<br />

entstanden, sondern die erste Indoor-Lachsfarm der Schweiz.<br />

Sportlich war nur die Investitionssumme: rund 14 Millionen Schweizer<br />

Franken.<br />

„Preiswerter ist diese Art Aquakultur nicht zu haben“, so Roland<br />

Herculeijns, „denn unser Anspruch war es, eine Anlage zu bauen,<br />

die so ökologisch und nachhaltig wie nur irgend möglich arbeitet.“<br />

90 GARÇON


Schweiz KULINARISCHE EXKURSION<br />

Vertriebsdirektor Ronald Herculeijns<br />

und Farmmanager Thomas Hofmann, v.li.<br />

Herculeijns, 50, ist Holländer, studierte in St. Gallen Betriebswirtschaftslehre<br />

und war sein halbes Leben in der Lebensmittelbranche<br />

tätig, zuletzt als Verkaufsleiter der Moët Hennessy Suisse SA.<br />

Wie kommt man nun vom Champagner ausgerechnet zum Lachs?<br />

„Irgendwann vor sechs Jahren erzählte mir mein Freund Julian<br />

Connor von einer BBC-Reportage, die über das konventionelle<br />

Fischfarming in Norwegen, Chile und anderen Ländern und die dort<br />

zum Teil herrschenden Zustände berichtete – vom Antibiotikaeinsatz<br />

bis zu den vielen Umweltproblemen, die eine Haltung in Netzkäfigen<br />

im offenen Meer mit sich bringt. Und er konfrontierte mich<br />

mit seiner Idee einer modernen, umweltgerechten Aquakultur, also<br />

einer geschlossenen Kreislaufanlage. Das überzeugte mich.“<br />

Connor, ein in Zürich lebender Engländer, der sein Geld viele<br />

Jahre lang als Stahlhändler verdient hatte, gründete im Mai 2013<br />

die Swiss Alpine Fish AG, und Herculeijns stieg als Geschäftspartner<br />

mit ein.<br />

Die beiden Unternehmer fanden in Lostallo einen geeigneten<br />

Standort, stemmten mit Hilfe einer großen Bank die Finanzierung,<br />

die lokale Bürgerversammlung gab ein Jahr später grünes Licht –<br />

das Projekt konnte starten.<br />

Wenn Roland Herculeijns heute durch die Lachsfarm führt und<br />

erläutert, was hier geschieht, kommt der Aha-Effekt schnell. Das<br />

ringförmige Zuchtbecken beispielsweise, Herzstück der Anlage, ist<br />

32 Meter breit und fasst rund 4.500 Kubikmeter Wasser, das – so<br />

der Manager – direkt aus der Moësa kommt, einem Bergflüsschen<br />

in der Nähe, und von herausragender Güte ist.<br />

Übrigens: Welchen Einfluss die Wasserqualität auf das Zuchtergebnis<br />

hat, zeigt sich am einprägsamsten beim Ora King Lachs, der<br />

im kristallklaren Wasser der Marlborough Sounds im nördlichsten<br />

Teil der Südinsel Neuseelands gezüchtet wird und dessen kräftiges,<br />

stark marmoriertes Fleisch unter Spitzenköchen und Feinschmeckern<br />

als Nonplusultra der Lachszucht gilt.<br />

GARÇON<br />

91


KULINARISCHE EXKURSION Schweiz<br />

Neugierige Feinkosthändler: Christian Pfeifer und<br />

Julia Plangger aus St. Moritz (www.puralps.ch).<br />

Erfahrener Praktikant: Rainer Stroppa, Saiblings- und Forellenzüchter<br />

aus dem Fürstentum Liechtenstein (www.forelle.li).<br />

„Dem wollen wir nahekommen“, sagt Herkuleijns und zeigt ein Bild,<br />

das den Weg der Lachse in seiner Aquakultur veranschaulicht.<br />

Die Fischeier beziehen die Schweizer Züchter aus Island, „aller<br />

zwei Monate werden rund 50.000 Stück geliefert.“ In speziellen<br />

Bruthäusern schlüpfen die Larven, aus denen binnen eines Jahres<br />

etwa 150 Gramm schwere Jungfische heranwachsen, die dann in<br />

die Hightec-Anlage umgesetzt werden.<br />

Eine künstliche Strömung sorgt dort dafür, dass die Fische in<br />

Bewegung kommen und nur langsam Fett ansetzen. Außerdem<br />

gibt es – State of the Art in Sachen Nachhaltigkeit – eine Filter- und<br />

Wasseraufbereitungsanlage, darunter einen Bio-Filter mit Bakterienkulturen,<br />

die dafür sorgt, dass Fischkot und Futterreste effektiv<br />

ausgefiltert werden. Sie belasten dann die Umwelt nicht und werden<br />

zu Biogas verarbeitet. Und damit sich die Fische wie im Atlantik<br />

wähnen, simuliert eine speziell konstruierte Lichtanlage sowohl<br />

den hellen nordischen Sommer als auch den dunklen Winter.<br />

Nach zehn bis zwölf Monaten sind die Lachse ausgewachsen, also<br />

rund 80 Zentimeter lang und vier Kilogramm schwer und können<br />

„geerntet“ werden, wie das in der Fachsprache heißt. Rund 600<br />

Tonnen jährlich.<br />

„John, bitte übernehmen Sie“, ruft Herkuleijns und plötzlich<br />

steht er neben uns: John Flett, 55, Schotte, der Räuchermeister des<br />

Unternehmens und eine Berühmtheit seiner Branche. Er spricht<br />

dann lange über seine „Smokehouses“ und über die Kunst des Räucherns.<br />

Aber das ist schon wieder ein anderes Thema…<br />

SWISS ALPINE FISH AG<br />

Camp di Polac 1363<br />

CH-6558 Lostallo<br />

Tel. +41 – 79 20 79 788<br />

www.swisslachs.ch<br />

Berühmter Lachsspezialist: John Flett,<br />

Räuchermeister aus Schottland.<br />

Swiss Lachs, geschmacklich eine Offenbarung.<br />

92 GARÇON


®<br />

NEU<br />

TRULY GIN L VE<br />

UNSER KLASSIKER IST FRISCH VERLIEBT!<br />

Tanqueray London Dry Gin, vereint mit der bittersüßen Sevilla-Orange:<br />

Flor de Sevilla. Außergewöhnlich harmonisch.<br />

Inspiriert durch ein Originalrezept von Charles Tanqueray.<br />

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2 3<br />

• Tanqueray ist<br />

Top 2 Marke in<br />

der Gastronomie 1<br />

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• Zum 6. Mal in Folge<br />

beliebteste Gin-Marke<br />

der Barkeeper weltweit. 2<br />

TANQUERAY FLOR<br />

DE SEVILLA NEGRONI<br />

1 Teil (4cl) Tanqueray Flor de Sevilla<br />

1 Teil (4 cl) Bitter Aperitif<br />

1 Teil (4 cl) roter Vermouth (Belsazar)<br />

Ein Spritzer frisch gepresste Orange<br />

Garnieren Sie mit einer frischen Orangenzeste<br />

TANQUERAY FLOR<br />

DE SEVILLA SPRIZZ<br />

1 Teil (4 cl) Tanqueray Flor de Sevilla<br />

1 Teil (4 cl) Soda Wasser<br />

2 Teile (8 cl) Prosecco<br />

Ein Spritzer frisch gepresste Orange<br />

Garnieren Sie mit einer frischen Orangenspalte<br />

1 Umsatz, unabhängiges Gastronomie-Panel, Deutschland, 2017<br />

2 Drinks International Bartender´s Choice 2018<br />

Bitte trinken Sie verantwortungsvoll.<br />

Besuchen Sie


KULINARISCHE EXKURSION Schweiz<br />

Andreas Caminada.<br />

Casa Caminada<br />

STIPPVISITE IM GRAUBÜNDENER FÜRSTENAU<br />

VON JÖRG TEUSCHER<br />

Das in Zürich erscheinende und jeglicher journalistischer Jubel-<br />

Orgien unverdächtige Gastronomie-<strong>Magazin</strong> „Salz und Pfeffer“<br />

titelte in seiner 2019er Mai-Ausgabe ungewohnt überschwänglich:<br />

„Andreas Caminada – Vorbild der Nation“.<br />

Jede Wette, kein deutscher Food-Schreiber käme auf die Idee,<br />

sagen wir mal – um in Berlin zu bleiben – Tim Raue oder Billy Wagner<br />

verbal derart in den Himmel zu heben. Ist den Schweizer Kollegen<br />

bei allem Stolz auf ihren dienstältesten und höchstdekorierten<br />

Küchenkünstler da ein bisschen viel Lobestinte aus der Feder<br />

geflossen? Deren Antwort: ein mildes Lächeln über eine offenbar<br />

saublöde Frage.<br />

Sicher, der 42-jährige Bündner ist einer der weltbesten Köche –<br />

was in der Schweiz mindestens genauso viel, wenn nicht noch mehr<br />

zählt, ist allerdings die Tatsache, dass er weit über den Tellerrand<br />

hinaus denkt und handelt. (Eine Eigenschaft, die bei deutschen<br />

Spitzenköchen nur in wenigen Fällen so stark ausgeprägt ist.)<br />

Wichtigster Beleg dafür ist Caminadas Stiftung Fundaciun Uccelin,<br />

die er vor vier Jahren ins Leben rief und hinter der sich ein einzigartiges<br />

Förderprogramm für Koch- und Servicetalente verbirgt, das<br />

nicht nur in der Schweizer Gastronomie Spuren hinterlässt.<br />

Auch die Casa Caminada ist ein Beispiel dafür, wie weit der Horizont<br />

des Spitzenkochs reicht. Die Anfang Oktober 2018 eröffnete<br />

Dependance auf dem Schlossgelände entstand aus zwei alten<br />

Ställen, beherbergt zehn preiswerte Doppel- und Familienzimmer,<br />

eine Dorfbeiz, in der Bündner Klassiker serviert werden, einen Kulinarikkeller,<br />

der zu einem „Archiv regionaler Spezialitäten“ wachsen<br />

soll sowie – Herzstück der Casa – eine Holzofenbäckerei mit<br />

angeschlossenem „Lädali“, in dem gegendtypische Lebensmittel<br />

und natürlich frisches Brot angeboten werden. „Die Casa ist ein<br />

Treffpunkt für jedermann“, definiert Andreas Caminada, „ein kulinarischer<br />

Ort des Aufbruchs ohne Hemmschwellen.“<br />

www.casacaminada.com<br />

94 GARÇON


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Das Stammhaus: Schloss Schauenstein…<br />

… und gleich nebenan: Die Casa Caminada.<br />

Bäcker Jan Gehr aus Tübingen…<br />

… und seine Steinofen-Brote.<br />

Bündner Klassiker in der „Dorfbeiz“…<br />

… und die Gewürzsammlung im Kulinarik-Keller.<br />

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Reiseführer für die norditalienische Region.<br />

Sie preisen die landschaftliche Vielfalt<br />

des Landstrichs zwischen Apennin<br />

und Tyrrhenischem Meer, heben die hochprozentige<br />

Sonnengarantie hervor und<br />

die allgegenwärtigen Spuren vergangener<br />

Kulturen. Kein Wunder, dass es Tausende<br />

jedes Jahr in die Toskana zieht und dass<br />

sie vielen Deutschen vertrauter ist als das<br />

Allgäu oder der Spreewald.<br />

Weil Natur und Kultur allein aber nicht<br />

satt machen, sind wir losgezogen, die traditionelle<br />

Küche der Toskana zu erkunden,<br />

zu der aromatische Kräuter und knackiges<br />

Gemüse gehören, die aber vor allem eine<br />

Fleisch- und Fischküche ist und ohne das<br />

Olio extra vergine di oliva nicht auskommt,<br />

das zur Toskana gehört wie die Uffizien zu<br />

Florenz.<br />

Wir waren in Panzano und berichteten<br />

über die Bistecca alla fiorentina, das Monstersteak<br />

vom Chianinarind (Garçon <strong>Nr</strong>. 46),<br />

besuchten in Gombitelli die Produzenten<br />

des Prosciutto penitente, der monatelang<br />

im Kastanienmehl reift und widmeten uns<br />

in Viareggio dem Cacciucco – nicht ohne<br />

den Hinweis darauf, dass die legendäre<br />

Fischsuppe Dutzende Zubereitungsarten<br />

kennt (Garçon <strong>Nr</strong>. 51). In unserer Serie „Il<br />

gusto toscano“ heute also noch einmal Cacciucco<br />

– Cacciucco alla Livornese.<br />

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97<br />

32


KULINARISCHE EXKURSION Toskana<br />

Region Toskana<br />

Provinz Livorno<br />

57100 LIVORNO<br />

160.000 Einwohner<br />

Die am Tyrrhenischen Meer gelegene Hafenstadt ist geprägt<br />

vom größten Seehafen Italiens, in dem vor allem Container<br />

und Mineralöl umgeschlagen werden. Der historische Porto<br />

Medico ist heute Fährhafen und Ankerplatz von Kreuzfahrtschiffen.<br />

Der alte Stadtkern wurde im II. Weltkrieg zerstört<br />

und in den 1950ern modern wieder aufgebaut.<br />

Nun denn, Livorno also. Erinnerungen an die längst vergangene<br />

Schulzeit und einen Deutschlehrer, der Hermann Hesse vergötterte<br />

und dessen Gedicht „Hafen von Livorno“ aufsagen ließ:<br />

„Die Sonne sank und war voll müder Glut,<br />

der fernen Inselberge Linie schwand<br />

in Duft und Himmel. Und die schwere Flut<br />

des Meeres schlug in wunderlichen Takten<br />

an meines dunklen Fischerbootes Rand.“<br />

Poesie dieser Art lag uns damals nicht sonderlich, die Noten für<br />

das Pennäler-Gestammel dürften entsprechend gewesen sein.<br />

Die mit 160.000 Einwohner nach Florenz zweitgrößte Stadt der<br />

Toskana war einst ein römischer Warenumschlagplatz. Im 16.<br />

Jahrhundert ließen die Medici den Hafen und eine mächtige Festung<br />

errichten, die Sümpfe in der Umgebung trockenlegen und<br />

zwischen Livorno und Pisa einen schiffbaren Kanal ausheben. 200<br />

Jahre lang erlebte die Stadt eine wirtschaftliche Blüte sondersglei-<br />

98 GARÇON


Toskana KULINARISCHE EXKURSION<br />

Der historische Porto Medico von Livorno.<br />

chen, die erst 1865 zu welken begann, als Livorno das Freihafen-<br />

Privileg verlor.<br />

Die Bombenangriffe der US-Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg taten<br />

ein Übriges: Teile der Hafenanlagen und ganze Straßenzüge<br />

lagen 1945 in Schutt und Asche. Obwohl das Stadtzentrum in den<br />

1950ern wieder aufgebaut wurde, die alte Pracht war dahin. Viele<br />

der schweren Schäden wurden nie ganz behoben.<br />

Heute gehört Livorno zu den wichtigsten Industriezentren in<br />

Italien – Erdölverarbeitung, Autoteile, Schiffbau. Und obwohl das<br />

Gros der historischen Bausubstanz und damit viel alter Charme<br />

verloren ging, entwickelte sich auch der Tourismus zu einem wichtigen<br />

Wirtschaftsfaktor.<br />

Fast alle Gäste der Stadt begeben sich in Livorno auf die Suche<br />

nach der viel gerühmten Fischküche. Wer auf Seeigel-Tortellini und<br />

andere Gourmet-Pretiosen verzichten kann und „nur“ guten Cacciucco<br />

sucht, kommt zum Beispiel im Gran Duca auf seine Kosten.<br />

Das Monimento ai Quattro Mori.<br />

GARÇON<br />

99


KULINARISCHE EXKURSION Toskana<br />

Das Ristorante Gran Duca ist, ebenso wie das gleichnamige Hotel,<br />

in die historischen Livorneser Befestigungsanlagen hineingebaut.<br />

Der alte Fischereihafen liegt in Blickweite, und direkt vor dem Eingang<br />

steht eins der wichtigsten Wahrzeichen der Stadt, das Monimento<br />

ai Quattro Mori. Das im 16. Jahrhundert geschaffene Denkmal<br />

der Vier Mohren zeigt den Gründer von Livorno, Großherzog<br />

Ferdinand I., und zu dessen Füßen vier Bronzefiguren, die gefangene<br />

Piraten in Ketten darstellen (siehe Bild S. 97 Mitte).<br />

„Das Monument dokumentiert den Sieg der Flotte des Stephansordens<br />

über die der Korsaren vor 400 Jahren“, weiß Küchenchef<br />

Daniele Contini, ein gebürtiger Livorneser und dementsprechend<br />

stolz auf die Geschichte seiner Heimatstadt.<br />

Der <strong>52</strong>-Jährige ist allerdings nicht nur mit deren Historie vertraut,<br />

sondern beherrscht natürlich auch die Zubereitung des Cacciucco<br />

alla Livornese aus dem EffEff. „Caratteristico, Classico, Cucinato<br />

con Cura e Competenza“, heißt es auf einer Urkunde in seinem Re-<br />

100 GARÇON


Toskana KULINARISCHE EXKURSION<br />

staurant, die bestätigt, dass im Gran Duca der Cacciucco nicht nur<br />

aus fünf verschiedenen Fischsorten (entsprechend der fünf „C“ im<br />

Namen) gekocht wird, sondern dass die fünf „C“ hier auch für eine<br />

dem Wissen um das klassische Rezept verpflichtete sorgfältige<br />

Zubereitung stehen.<br />

Zur gedruckten Expertise gibt es noch eine verbale Ergänzung.<br />

Der wahre Cacciucco stamme natürlich aus Livorno, erfahren wir,<br />

nicht aus Viareggio oder irgendeinem anderen Ort am Meer.<br />

Continis Version des Traditionsgerichtes ist eher eine Art Ragout,<br />

reichlicher mit Knoblauch und Peperoncini gewürzt als beispielsweise<br />

der Cacciucco auf Viareggio-Art (s. Garcon <strong>Nr</strong>. 51).<br />

Außerdem schwört der Gran-Duca-Küchenchef auf das feste,<br />

schmackhafte Fleisch des im Mittelmeer recht häufig vorkommenden<br />

Gefleckten Katzenhais und auf einige würzig-aromatische<br />

Salbeiblätter. Dennoch, sorry Seniore Contini, wir bevorzugen den<br />

suppigeren Cacciucco viareggino.<br />

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Piazza G. Micheli 18<br />

57125 Livorno<br />

Tel. +39 0586 — 89 13 25<br />

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GARÇON 101


RUBRIKEN Fuhrmanns Früchtekorb<br />

Dieter und Marcus Fuhrmann.<br />

Wenn in Berlin oder Brandenburg die weißen<br />

7,5-Tonnen- Kühltransporter mit dem<br />

Zeichen der Kirsche Hotels, Krankenhäuser,<br />

Kantinen oder Res taurants ansteuern,<br />

heißt es bei den Küchenchefs dort<br />

meist kurz und knapp: Fuhrmann kommt.<br />

Dieter Fuhrmann, Chef des gleichnamigen<br />

Fruchtgroßhandels und der Grand<br />

Old Man seines Berufsstandes in Berlin,<br />

gehört zu den kenntnisreichsten Männern<br />

seiner Branche. Lieber klein, dafür fein —<br />

mit diesem Motto startete er 1977 auf einem<br />

Charlottenburger Hinterhof ins Obstund<br />

Gemüsegeschäft.<br />

1980 Umzug auf den Fruchthof an der<br />

Beusselstraße, 1996 Eintritt seines Sohnes<br />

Marcus in die Firma, 2007 Übernahme<br />

einer neuen Kühlhalle.<br />

Inzwischen beschäftigen die Fuhrmänner<br />

28 Mitarbeiter, die mit 18 Kühltransportern<br />

rund 500 Obst-, Gemüse- und<br />

Kräutersorten ausliefern, pünktlich, zuverlässig<br />

und in hoher Qualität. Von A wie<br />

Artischocke bis Z wie Zitronengras.<br />

Für unser <strong>Magazin</strong> Garcon stellen die<br />

beiden Großhändler Dieter und Marcus<br />

Fuhrmann im Wechsel ihre Produkte vor.<br />

Heute: Jackfruit.<br />

FUHRMANNS FRÜCHTEKORB<br />

SUPERFOOD AUS FERNOST<br />

VON MARCUS FUHRMANN (WWW.DIETER-FUHRMANN.DE)<br />

Noch Mitte der 1980er Jahren erlebten<br />

Gäste, die vegetarisch essen wollten, in<br />

den meisten deutschen Restaurants ihr<br />

blaues Wunder.<br />

Wer Glück hatte, bekam Pommes mit<br />

Erbsen oder ein Omelett mit Pilzen. Für die<br />

meisten Vegetarier – in der Küchensprache<br />

„Foodkrüppel“ – hieß es allerdings:<br />

Beilagen essen und Sprüche ertragen.<br />

„Was ist das beste an einem vegetarischen<br />

Menü? Die Currywurst danach.“ Hahaha.<br />

Heute lacht über sowas keiner mehr. Die<br />

Zahl der Vegetarier in Deutschland hat sich<br />

seitdem verfünfzehnfacht und selbst die<br />

meisten Steakhäuser bieten vegetarische<br />

Gerichte an.<br />

Über acht Millionen Deutsche ernähren<br />

sich derzeit vegetarisch, hinzu kommen<br />

900.000 Veganer und – so Schätzungen<br />

des Vegetarierbundes – eine riesige Gruppe<br />

von 42 Millionen Flexitariern, Teilzeitvegetariern<br />

also, die an drei oder mehr Tagen<br />

102 GARÇON


Fuhrmanns Früchtekorb RUBRIKEN<br />

in der Woche auf Fleisch verzichten. Diese Entwicklung beeinflusste nicht nur<br />

den Obst- und Gemüsemarkt positiv, sie verlangte auch nach immer neuen sogenannten<br />

Fleischersatzprodukten. Und hier kommt die Jackfruit ins Spiel.<br />

Sie stammt ursprünglich aus dem südlichen Indien, ist aber inzwischen in<br />

ganz Südostasien zu Hause, wächst an bis zu 25 Meter hohen, immergrünen Riesenbäumen,<br />

die zur Familie der Maulbeergewächse gehören, kann – je nach Sorte<br />

– bis zu einem Meter lang und 20 Kilogramm schwer werden (die schwerste<br />

jemals geerntete Jackfruit wog übrigens 42 Kilo) und gilt als größte Baumfrucht<br />

der Welt.<br />

Jackfruits enthalten besonders viel Stärke und einen hohen Anteil an Kalium,<br />

die Kerne sind reich an B-Vitaminen, Magnesium und Eisen – kein Wunder, dass<br />

die Früchte in ihren Herkunftsländern zu den Grundnahrungsmitteln gehören.<br />

Für die vegetarische Küche zählt besonders, dass das Fruchtfleisch noch<br />

unreifer Jackfruits – wird es gekocht – seinen süßlichen Geschmack verliert<br />

und eine faserige Konsistenz bekommt – fast wie Hähnchenfleisch. Genau das<br />

macht die Tropenfrucht zum einfachen und zudem gesunden Fleischersatz.<br />

Während Otto Normalverbraucher auf die inzwischen reichlich angebotenen<br />

Jackfruit-Konserven setzt, ordern Profiköche bei uns meist ganze Früchte.<br />

Knapp 2.000 kulinarische Titel erscheinen derzeit<br />

jährlich in Deutschland – Kochbücher, Backbücher,<br />

Weinbücher, Genussbücher, Diätbücher. Kein Wunder,<br />

dass sich bei dieser Fülle Groß- und Kleinverlage<br />

häufig im selben Mainstream prügeln, etwa beim<br />

Trendthema <strong>Essen</strong> und Gesundheit.<br />

Deren lukrative Symbiose für den Kochbuchmarkt<br />

begann vor fünf, sechs Jahren – hunderte Orientierungs-<br />

und Lifestyle-Kompendien überschwemmen<br />

seitdem den Markt, eigentlich scheint alles gedruckt,<br />

was es zu sagen gibt.<br />

Dennoch entdecken umtriebige Autoren wie die<br />

Frankfurterin Sabrina Sue Daniels immer wieder<br />

Nischen. Die 39-Jährige, die nach dem Studium der<br />

Klassischen Archäologie und einer Ausbildung zur<br />

Fotografin sich dem Foodjournalismus zuwandte, hat<br />

sich beispielsweise mit einigem Erfolg der produktbezogenen<br />

Rezeptbücher angenommen.<br />

Die Ergebnisse dieser Arbeit im letzten Jahr:<br />

Kochen mit Quorn und Kochen mit Jackfruit, beides<br />

80-Seiten-Heftchen mit übersichtlicher Gliederung,<br />

klarer Sprache und hohem Gebrauchswert.<br />

Während solche schwergewichtigen Bände wie<br />

„Täglich vegetarisch“ (Hugh Fearnley-Whittingstall)<br />

oder „Vegan Streetfood“ (Nadine Horn & Jörg Mayer)<br />

im Falle der Jackfruit nur jeweils ein Rezept bieten,<br />

bringt es Sabrina Sue Daniels gleich auf deren 35<br />

– darunter solche Kreationen wie Spinat-Jackfruit-<br />

Smoothie und Avocado-Jackfruit-Salat, unsere beiden<br />

Favoriten. Sie sind übrigens auch ein Beweis<br />

dafür, dass die gesunde Baumfrucht nicht nur als<br />

Fleischersatz für Vegetarier herhalten muss, sondern,<br />

dass man sie zu so ziemlich allem verarbeiten<br />

kann – selbst die Kerne lassen sich mahlen, um aus<br />

dem Mehl Brot zu backen.<br />

Für Neulinge in der exotischen Welt des tropischen<br />

Maulbeergewächses liefert die Autorin knappe<br />

Erläuterungen: „Der Geschmack von reifer Jackfruit<br />

erinnert an einen Mix aus Ananas und Banane, daher<br />

eignet sie sich auch ganz hervorragend für andere<br />

Frucht-Gemüse-Kombinationen.“<br />

Sabrina Sue Daniels<br />

Kochen mit Jackfruit<br />

35 vegetarische und vegane Rezepte<br />

1. Auflage 2018<br />

riva Verlag München<br />

www.rivaverlag.de<br />

ISBN: 978-3-7423-0702-6<br />

GARÇON 103


RUBRIKEN Fuhrmanns Früchtekorb<br />

Grand Hyatt Head Chef Holger Joost<br />

und VOX-Patissière Marie Gräbner.<br />

Holger Joost, seit November 2017 Head Chef, also Küchendirektor<br />

des Grand Hyatt Berlin, ist einer unserer besten Jackfruit-Kunden.<br />

Das liegt vor allem daran, dass in der Fünf-Sterne-Luxusherberge<br />

am Potsdamer Platz viele internationale Gäste absteigen, die – so<br />

Joost – „weit gereist sind, Jackfruitgerichte kennen und natürlich<br />

auch bei uns danach fragen.“<br />

Andererseits ist Holger Joost auch selbst ziemlich viel auf der<br />

Welt herumgekommen – Dubai, Sri Lanka, die Malediven – und hat<br />

in diesen Ländern beruflich mit der Jackfruit seine Erfahrungen<br />

gemacht.<br />

Während eines Großmarkt-Besuches – eine ganze Reihe Berliner<br />

Küchenchefs kommen regelmäßig auf den Fruchthof, um sich über<br />

Neuheiten zu informieren – berichtete er über seine erste „Begegnung“<br />

mit einer Jackfruit. Das war, ich erinnere mich noch gut an<br />

die Erzählung des Grand-Hyatt-Head-Chefs, in Sri Lanka, wo Joost<br />

zwei Jahre lang für die kulinarischen Belange von fünf Häusern der<br />

Uga-Escapes-Company zuständig war, einer einheimischen Betreiberin<br />

von Luxushotels.<br />

In diesem Gespräch erwähnte er die so genannte Honey Jackfruit,<br />

die „geschmacklich beste Sorte“, die ihm jemals untergekommen<br />

sei. Trotz vieler Anfragen bei verschiedenen Lieferanten ist<br />

es uns allerdings nicht gelungen, diese, offenbar auch in ihren Herkunftsregionen<br />

seltene Sorte, nach Berlin zu holen.<br />

In diesem Zusammenhang sind sicher noch einige Bemerkungen<br />

über die derzeit viel diskutierte ökologische Sinnhaftigkeit solcher<br />

Importe wie der Jackfruit nötig.<br />

Kürzlich las ich in der Hamburger ZEIT einen sehr interessanten<br />

Artikel von Francesco Giammarco, der zu diesem Problem schrieb:<br />

104 GARÇON


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for Chefs!<br />

Jackfruit-Kreationen à la Grand Hyatt: Jackfruit-Burger…<br />

„Einerseits hat es positive Auswirkungen auf den eigenen ökologischen Fußabdruck (und<br />

das eigene Gewissen), seinen Fleischkonsum zu reduzieren. Andererseits muss die Jackfrucht<br />

… eine relativ lange Reise antreten, bevor sie in Deutschland in den Regalen landet …<br />

entsprechend hoch ist die CO2-Belastung.“<br />

Wiederum für die Jackfruit spricht, dass der Baum äußerst robust und leicht zu kultivieren<br />

ist und zudem wenig Wasser benötigt – im Gegensatz etwa zur Avocado, einer anderen<br />

Trendfrucht. So gesehen ist die Jackfruit durchaus eine klimaresistente Alternative.<br />

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RUBRIKEN Marktnischen<br />

Berlin-Wedding 1926: Der Toppmarkt.<br />

Wochenmärkte haben in Berlin eine lange<br />

Tradition. Der erste urkundlich erwähnte<br />

Markt ist der Spandauer, bereits im Stadtgründungsdokument<br />

vom 7. März 1232 wird<br />

er genannt. Im benachbarten Berlin sind<br />

der Molkenmarkt und der 1728 von Friedrich<br />

Wilhelm I. per Kabinettsbeschluss<br />

ge schaffene Gendarmenmarkt die wichtigsten<br />

öffentlichen Verkaufsplätze für<br />

Butter, Eier, Honig, Käse, Korn und Wolle.<br />

Deren Zahl stieg mit der Zeit zunehmend,<br />

so gab es 1882 innerhalb der Stadtgrenzen<br />

19 Wochenmärkte mit rund 10.500<br />

Marktständen, die jedoch mit dem Bau<br />

der Markthallen wieder verschwanden.<br />

19<strong>52</strong>, die meisten Markthallen waren<br />

zerstört, forderte der Regierende Bürgermeister<br />

Ernst Reuter: „Vor's Rathaus gehört<br />

ein Markt!“ Er meinte das Rathaus<br />

Schöneberg und beendete mit seinem<br />

Machtwort eine jahrelange Diskussion um<br />

den wichtigsten Wochenmarkt Berlins.<br />

Heute gibt es wieder rund 120 Wochenmärkte<br />

in Berlin – nicht nur vor Rathäusern<br />

– die sich wachsender Beliebtheit erfreuen.<br />

Unter der Rubrik „Marktnischen“<br />

stellt Garcon Händler vor, deren Offerten<br />

auch eine weite Anreise wert sind.<br />

BERLINER MARKTNISCHEN<br />

ENTDECKUNGEN ZWISCHEN ARMINIUSHALLE UND MAYBACHUFER<br />

Obstbrände streben, anders als etwa der komplexe<br />

Whisky, nach möglichst reintönigen<br />

Aromen. Das gilt für den deutschen Kirsch<br />

ebenso wie für den portugiesischen Aguardente<br />

de Medronho, einen Algarve-Klassiker,<br />

der aus den wild wachsenden und in mühsamer<br />

Handarbeit gesammelten Früchten des Erdbeerbaums<br />

destilliert wird. Selten genug ist<br />

dieser feine Brand zu haben – lediglich einige<br />

Manufakturen der Serra algarviana und wenige<br />

Bauern mit der Lizenz zu seiner Herstellung<br />

bieten ihn an – für den Genuss zum Schluss.<br />

Hugo Estrela gehört zu den Neuen in der<br />

Kreuzberger Markthalle Neun. Seit Januar<br />

2019 bietet der 36-jährige Portugiese<br />

hier jeden Samstag Delikatessen seiner<br />

Heimat an – keine Massenware aus den<br />

Lebensmittelfabriken von Lissabon oder<br />

Porto, sondern ausschließlich manufakturell<br />

hergestellte Spezialitäten der Algarve.<br />

Hier, in der südlichsten Region des Landes,<br />

wuchs Estrela auf, „hier wurde ich sozusagen<br />

kulinarisch sozialisiert“, sagt er.<br />

Vor neun Jahren kam der junge Mann<br />

nach Berlin, um an der Humboldt-Uni Europäische<br />

Ethnologie zu studieren – und<br />

merkte schnell, dass sowohl Portugal im<br />

Allgemeinen als auch die Algarve im Besonderen<br />

in der deutschen Hauptstadt kulinarisch<br />

kaum stattfinden.<br />

Und weil Hugo Estrela nicht zur Kategorie<br />

der Lamentierer, sondern zu der der<br />

Anpacker gehört, gründete er sein – wie<br />

er es nennt – Projekt „Sabores de Portu-<br />

106 GARÇON


Marktnischen RUBRIKEN<br />

Algarve-Spezialitäten in der Markthalle Neun in Kreuzberg.<br />

Kulinarischer Algarve-Botschaftler: Hugo Estrela.<br />

gal“ und begann, besondere Spezereien der Algarve nach Berlin zu<br />

holen: den Presunto de Porco Preto, einen aromatischen, luftgetrockneten<br />

Schinken; die ebenfalls aus dem Fleisch von Pata-Negra-Schweinen<br />

hergestellte würzige Chouriço Presunto; den intensiven,<br />

wilden Oregano aus der Serra de Monchique; das Flor de Sal<br />

aus dem Marschland von Castro Marim; den fantastischen Schafskäse<br />

Queijo de Ovelha; einige respektable Liköre und Craftbiere,<br />

Fischkonserven mit und ohne Gemüse, Olivenöl – und natürlich den<br />

berühmten Aguardente de Medronho (s. S. 104). „Das alkoholische<br />

Gesicht der Algarve“, nennt Hugo Estrela diesen Brand.<br />

Er erzählt dessen Geschichte, kennt seine Produzenten und<br />

sagt, dass er mit seinem Projekt zwar auch Geld verdienen möchte,<br />

vor allem aber die Lebensmittelmanufakturen seiner Region unterstützen<br />

will. Deshalb erscheint es durchaus angemessen, Hugo<br />

Estrela, den Neuen in der Kreuzberger Markthalle Neun, einen kulinarischen<br />

Algarve-Botschafter zu nennen.<br />

www.marafado.berlin<br />

Queijo de Ovelha, ein kräftiger Schafskäse.<br />

Chouriço Presunto, die berühmte Wurst vom schwarzen Schwein.<br />

GARÇON 107


RUBRIKEN Kulinarische Nachlese<br />

Johannes Mohr und Swen Kernemann-Mohr, v.re.<br />

„Trotz Internet und Fernsehküche – Kochbücher<br />

werden immer ein Kulturgut blei-<br />

aus dem Ruhrpott nach Berlin und be-<br />

Die beiden Männer zogen im Januar 2010<br />

ben“, davon sind Johannes Mohr und Swen treiben seitdem in einem restaurierten<br />

Kernemann-Mohr überzeugt.<br />

Altbau-Souterrain in Berlin-Mitte, in der<br />

Nähe des Rosenthaler Platzes, Deutschlands<br />

vermutlich größtes, auf jeden Fall<br />

aber Berlins einziges Kochbuchantiquariat.<br />

Rund 60.000 Titel aus zweieinhalb<br />

Jahrhunderten umfasst ihre Bibliotheca<br />

Culinaria. Neben bibliophilen Ausgaben,<br />

etwa von Auguste Escoffier, stehen büttengedruckte<br />

Originale, handgeschriebene<br />

Unikate, kulinarische Enzyklopädien,<br />

<strong>Magazin</strong>e und Zeitschriften, Promikochbücher<br />

von Sophia Loren bis Vico Torriani,<br />

Kriegs- und Nachkriegskochbücher.<br />

„Das Stöbern in diesem Fundus ist<br />

immer auch eine Art besonderer Geschichtsstunde“,<br />

sagen die Antiquare.<br />

Nun stöbern Johannes Mohr und Swen<br />

Kernemann-Mohr sozusagen auch öffentlich.<br />

Für Garcon blättern sie in Kochbüchern<br />

aus vergangenen Zeiten und notieren,<br />

was sie dabei bewegt.<br />

KULINARISCHE NACHLESE<br />

IN ALTEN KOCHBÜCHERN GEBLÄTTERT<br />

VON JOHANNES MOHR UND SWEN KERNEMANN-MOHR<br />

Berliner Küche<br />

Ein prosaisches Kapitel, poetisch verbrämt<br />

zusammengestellt von Felix Henseleit<br />

Verlag Ullstein, Berlin, 1959<br />

Sonderdruck für Freunde des Hauses Ullstein<br />

Mit 41 Abbildungen, fünf Speisekarten und<br />

zwei Umschlagbildern<br />

Gesamtherstellung Ullsteinhaus, Tempelhof<br />

Preis (antiquarisch): 10,00 Euro<br />

108 GARÇON


Kulinarische Nachlese RUBRIKEN<br />

Auf die Frage nach typischen Gerichten der<br />

Berliner Küche käme kein Mensch unseres<br />

Alters auf die Idee, irgendein aktuelles<br />

Trendfood zu nennen – im Gegensatz zur<br />

Generation Youtube, die (wie eine kürzlich<br />

veröffentlichte Umfrage bewies) Kimchi<br />

und Co. für weit berlintypischer hält als<br />

Aal grün, Berliner Leber, Falschen Hasen,<br />

Strammen Max oder ähnliche Instagramuntaugliche<br />

Zubereitungen.<br />

„Wer will sowas denn heute noch?“,<br />

kommentierte der Sohn einer Freundin –<br />

immerhin Kochlehrling – unsere Aufzählung<br />

von Berlin-Klassikern. „Fettreich und<br />

fleischlastig, das ist eben out.“ Sicher ist<br />

da was dran, aber wir meinen auch, dass<br />

Traditionsgerichte durchaus als Basislager<br />

für kulinarische Abenteuer dienen könnten<br />

– doch das nur am Rande.<br />

Dass es in der meist arg verteufelten<br />

Berliner Küche nicht nur fettreich und<br />

fleischlastig zuging, beweisen die von Felix<br />

Henseleit für den Sonderdruck des Ullstein-Verlages<br />

zusammengetragenen Rezepte.<br />

Da gibt es gefüllten Hecht, Gurken<br />

im Schlafrock, Halbgefrorenes vom Sellerie<br />

und – ein Gericht, das uns besonders<br />

interessierte – die Kräutersuppe Alexander<br />

von Humboldts. Überliefert wurde es<br />

William Heinrich Adolf Tatter<br />

(1823–1897)<br />

von William Heinrich Adolf Tatter, Königlicher<br />

Oberhofgärtner am Großen Garten<br />

in Hannover-Herrenhausen: „Als ich Anno<br />

1846 im Treib- und Gemüserevier in Sanssouci<br />

die erste Gehülfenstelle bekleidete,<br />

war ich angewiesen, während vier Wochen<br />

im Mai nachfolgende Kräuter zu gleichen<br />

Teilen täglich zu sammeln und in die Königliche<br />

Küche abzuliefern, welche für Alexander<br />

von Humboldt zu einer Kräutersuppe<br />

dienen sollten: Gundermann, Schafgarbe,<br />

Pimpinelle, Tripmadame, Brunnenkresse,<br />

Gartenkresse, Gänseblümchen, Waldmeister,<br />

Sauerampfer, Portulack, Kärbel.“<br />

Schade eigentlich, dass der Versuch,<br />

Humboldts Kräutersuppe heute nachzukochen<br />

– etwa aus Anlass des 250. Geburtstages<br />

des großen Naturforschers – meist<br />

zum Scheitern verurteilt sein dürfte, weil<br />

die Beschaffung der verschiedenen Kräuter<br />

schlicht zur Odyssee gerät.<br />

Supermärkte führen eh nur ein standardisiertes<br />

Angebot, aber auch auf Berliner<br />

Wochenmärkten folgt der Frage etwa nach<br />

dem säuerlichen Dickblattgewächs Tripmadam<br />

oder nach der vitaminreichen Pimpinelle<br />

lediglich ein Kopfschütteln. Was<br />

Alexander von Humboldt wohl dazu sagen<br />

würde? Vielleicht: „Kräuterarmes Deutschland“.<br />

Alexander von Humboldt<br />

(1769–1859)<br />

www.biblioteca-culinaria.de<br />

GARÇON 109


BOUQUET GARNI Nachrichten und Neuigkeiten<br />

eat!berlin-Chef Bernhard Moser, li. und<br />

Julien Diaz, Sternekoch aus Marseille.<br />

GASTSPIEL<br />

„Soliless und eat!berlin bringen französische Sterneköche nach<br />

Berlin“, hieß es Anfang Mai 2019 in einer Presseaussendung. Angekündigt<br />

wurden für die kommenden Monate die Spitzencuisiniers<br />

Julien Diaz aus Marseille, Indra Carrillo aus Paris und Jérémy<br />

Czaplicki aus Bandol an der Côte d’Azur. „Alle drei stehen für eine<br />

neue Generation von Sterneköchen in Frankreich, die weniger in<br />

der Tradition verhaftet, sondern mehr dem Experiment verpflichtet<br />

ist“, erklärte Olivier Lacourt.<br />

Der seit vier Jahren in Berlin lebende Franzose betreibt die kulinarische<br />

Eventagentur Soliless (www.soliless.de) und hat das Projekt<br />

gemeinsam mit seiner Pariser Kollegin Deborah Rudetzki, dort<br />

ebenfalls Inhaberin einer Gastronomie-Agentur, organisiert.<br />

Erster Berlin-Gast war der 38-jährige Küchenchef Julien Diaz<br />

aus Marseille, der in seiner Heimatstadt das Restaurant Saisons<br />

betreibt. Diaz wurde 2018 vom Gault&Millau Frankreich mit der<br />

„Trophée Jeunes Talents“ als Hoffnungsträger der französischen<br />

Küche ausgezeichnet. Ende Januar 2019 folgte der erste Michelin-<br />

Stern.<br />

In der Kreuzberger Barkin’Kitchen servierte Diaz respektable<br />

sechs Gänge – vom gegrillten Spargel, der mit getrocknetem<br />

Brocciu (ein würziger korsischer Frischkäse) und Pinienasche<br />

vermählt wurde über ein Risotto Acquerello mit Safran, Brandenburger<br />

Honig und Zypressenöl bis zum Adlerfisch, einem Liebling<br />

der französischen Fischesser, der subtil mariniert und lediglich mit<br />

Cedrat-Zitronen-Abrieb, Bottarga und ein paar Spritzern Olivenöl<br />

auf die Teller kam. Das war summa summarum eine formidable<br />

Mittelmeerküche, ohne Pomp, dafür mit Stil und da und dort auch<br />

mit einem Hauch von Avantgarde.<br />

Die Weinbegleitung übrigens besorgte eat!berlin-Chef Bernhard<br />

Moser, der dann auch ein nachdenkenswertes Resümee zog: „Wir<br />

wissen viel zu wenig über diese junge Garde in Frankreich.“<br />

Eventorganisator Olivier Lacourt und Küchenchef Julien Diaz.<br />

110 GARÇON


On the road: Der Holycrab-Foodtruck.<br />

STARTSCHUSS<br />

„Holycrab! – würde das Ausrufezeichen<br />

nicht schon zum Namen gehören, man<br />

müsste es permanent hinzufügen“, so der<br />

Schauspieler Michael Kind (Bild unten,<br />

2. v. re.) über die kulinarische Offerte des<br />

Berliner Start-ups beim ersten „Crabfeast“<br />

des jungen Unternehmens Anfang Mai am<br />

Sage Beach in Kreuzberg.<br />

„Nun haben wir endlich die Konzeptionsphase<br />

verlassen und sind in der Realisierungsphase<br />

angekommen“, freute sich Lukas<br />

Bosch, gemeinsam mit Juliane Bublitz<br />

und Andreas Michelus Gründer von Holycrab!<br />

Das Trio ist angetreten, sogenannte<br />

invasive Tier- und Pflanzenarten einer<br />

kulinarischen Nutzung zuzuführen oder<br />

– weniger sperrig formuliert – aus dem<br />

Amerikanischen Sumpfkrebs und der Chinesischen<br />

Wollhandkrabbe geschmacksstarkes<br />

Gourmet-Street-Food zuzubereiten<br />

und es bei möglichst vielen Gelegenheiten<br />

anzubieten.<br />

Motto: From plague to plate. Dafür sind<br />

die drei Jungunternehmer nun mit ihrem<br />

Crab-Truck in Berlin und Brandenburg<br />

unterwegs – der Premierenerfolg ihrer<br />

Louisiana Crawfish Boils oder der Krabben-Dumplings<br />

beim Start-Event am Sage<br />

Beach dürfte den Gründern von Holycrab!<br />

Mut gemacht haben.<br />

www.holycrab.berlin<br />

Die SPARGELZEIT<br />

steht vor der Tür...<br />

Trebbiner Str. 69f<br />

14547 Beelitz<br />

OT Zauchwitz<br />

Tel. 033204-63800<br />

Email. info@syringhof.de<br />

www.syringhof.de<br />

Unter den Eröffnungsgästen: Prominenz aus Kultur und Politik.


BOUQUET GARNI Nachrichten und Neuigkeiten<br />

PERSONALIEN<br />

► Titulierungen wie „Altmeister“ oder gar<br />

„gastronomisches Urgestein“ findet Harry<br />

Wolleschak – zumindest was seine Person<br />

betrifft – absolut unpassend. Erstens sei er<br />

erst 53 und zweitens klinge das eben ziemlich<br />

angestaubt. Also sagen wir: Harry Wolleschak<br />

ist ein erfahrener Gastronom und<br />

ein gestandener Gastgeber.<br />

Harry, re. und Ernesto Wolleschak.<br />

Von 1998 an machte der gebürtige Berliner<br />

und gelernte Hotelfachmann mit seiner Eselin<br />

von A. zehn Jahre lang in Wilmersdorf Furore,<br />

schaffte es sogar in den Gault&Millau<br />

(2004-2006 mit 13 Punkten), zog später in<br />

die Zehlendorfer Königstraße weiter und<br />

brachte es auch da mit bodenhaftenden Küchenkoordinaten<br />

zu einigen Ehren.<br />

Nach einem mehrjährigen Intermezzo in<br />

der geschlossenen Gesellschaft des feinen<br />

Wannsee-Yachtclubs, lässt Wolleschak die<br />

Eselin von A. nun wieder auferstehen.<br />

Diesmal in der Schlossstraße 61 in Charlottenburg,<br />

dort, wo einst das Restaurant<br />

Lietzenburg und später Heinrichs Schlossheuriger<br />

ansässig waren (Eröffnung am<br />

1. August).<br />

Mit im Boot – Wolleschaks jüngerer Bruder<br />

Enrico und Küchenchef Lorenz Becker,<br />

den wir zuletzt in Walter Schubers längst<br />

verblichener Austeria Brasserie am Kurfürstendamm<br />

auf dem Schirm hatten.<br />

www.dieeselin.de<br />

► Günther Jauch, 63, Journalist, Moderator,<br />

Produzent, Weingutsbesitzer und Winzer,<br />

ist nun auch unter die Gastronomen<br />

gegangen.<br />

Bereits vor drei Jahren kaufte der TV-<br />

Star die legendäre, 1914 erbaute und 1951<br />

nach dem Schriftsteller Bernhard Kellermann<br />

benannte Villa am Heiligen See in<br />

Potsdam.<br />

Im April 2019 outete sich Jauch dann als<br />

Eigentümer des Anwesens im noblen Ortsteil<br />

Berliner Vorstadt und tat kund, dass<br />

nach Beendigung der denkmalgerechten<br />

Sanierung des Gebäudes im Haus auch<br />

wieder eine Gastronomie stattfinden wird,<br />

die im Herbst eröffnen soll und vom Berliner<br />

Sternekoch Tim Raue kuratiert wird –<br />

was auch immer das Mode-Verb in diesem<br />

Zusammenhang bedeuten mag. Am Herd<br />

Günther Jauch.<br />

stehen wird Raue jedenfalls nicht, dafür hat<br />

der umtriebige Gastro-Unternehmer seinen<br />

langjährigen Souschef Christopher Wecker,<br />

26, auserkoren.<br />

Der soll mit seiner Brigade dem Vernehmen<br />

nach das La-Soupe-Populaire-Konzept<br />

wiederbeleben, mit dem Raue einst in der<br />

Berliner Bötzow-Brauerei Erfolge feierte.<br />

Wie auch immer – „es wird gut, es wird<br />

casual und es wird ein großartiger Ort für<br />

kulinarischen Genuss mit einer familiären<br />

Note und mit Herzlichkeit“, so Raue.<br />

www.villakellermann.de<br />

Mauro Colagreco.<br />

► Am letzten Junimontag wurde das Geheimnis<br />

gelüftet. „Best in world – Restaurant<br />

Mirazur – and – Mauro Colagreco“,<br />

verkündete ein logorrhoischer Moderator<br />

von der Bühne des Marina Bay Sands<br />

in Singapur. Beifallsstürme, Jubelorgien,<br />

Glitzerregen.<br />

Die bis zum Abwinken gesponserte<br />

und unter Branchenprofis heftig umstrittene<br />

Weltrangliste der The World’s 50 Best<br />

Restaurants Academy hatte einen neuen<br />

Anführer, dessen ohnehin nicht an Gästemangel<br />

leidendes Restaurant an der Côte<br />

d’Azur mit seinem atemberaubenden Blick<br />

auf das Mittelmeer nun auf viele Monate<br />

ausgebucht sein dürfte. Das garantiert ein<br />

Platz im Worldʼs-Best-Ranking auf jeden<br />

Fall, nicht nur der Nummer eins übrigens.<br />

Colagreco, 42, geboren in Argentinien –<br />

seine Eltern stammen aus Spanien und Italien<br />

– kam nach seiner Ausbildung in Buenos<br />

Aires 2001 nach Frankreich, arbeitete<br />

bei Bernard Loiseau, Alain Passard, Alain<br />

Ducasse und Guy Martin und eröffnete<br />

2006 mit dem Mirazur in Menton nahe der<br />

italienischen Grenze sein eigenes Restaurant.<br />

2019 war das bisher erfolgreichste<br />

Jahr für den Spitzenkoch. Der Guide Michelin<br />

verlieh ihm im Januar den dritten<br />

Stern, nun folgte das Siegertreppchen bei<br />

den 50 Best. Was kann da noch kommen?<br />

www.mirazur.fr<br />

112 GARÇON


Guide <strong>GARCON</strong><br />

WEGWEISER FÜR ESSEN, TRINKEN & LEBENSART<br />

Den Garcon-Guide gibt es ab sofort auch online unter: guide.garcon24.de<br />

BLEICHE RESORT & SPA<br />

Hotel im Biossphärenreservat,<br />

prämiertes Spa-Konzept,<br />

Gourmetrestaurant 17fuffzig<br />

Bleichestraße 16<br />

03096 Burg im Spreewald<br />

Tel. 03 56 03 – 620<br />

www.bleiche.de<br />

POPCORN BAKERY BERLIN<br />

Handgemachtes, leckeres<br />

Gourmet Popcorn<br />

MANUFAKTUR:<br />

Freimuthstr. 22<br />

14612 Falkensee (ab 01.05.2018)<br />

Tel. 030 – 58 58 209 58<br />

HOFLADEN:<br />

Hackesche Höfe, Hof VIII<br />

Rosenthaler Str. 40-41<br />

10178 Berlin-Mitte<br />

Mo-Do 11.00-18.00 Uhr<br />

Fr-Sa 11.00-19.00 Uhr<br />

So 13.00-17.00 Uhr<br />

www.popcornbakery.de<br />

info@popcornbakery.de<br />

www.facebook.com/popcornbakery<br />

AS-GASTRO GMBH<br />

Partner der Gastronomie!<br />

Restaurant-, Großküchenund<br />

Imbisseinrichtungen<br />

Planung, Lieferung und Montage, Service<br />

Berlin – Elsterwerda – München<br />

SB-Märkte in Berlin & Elsterwerda<br />

(auch Second Hand)<br />

von Aufschnittmaschine<br />

bis Zitruspresse<br />

Holzmarktstraße 34<br />

10243 Berlin-Friedrichshain<br />

Tel. 030 – 76 10 94 95<br />

Mo-Do 9.00-17.00 Uhr<br />

Fr 9.00-15.00 Uhr<br />

www.as-gastro.de<br />

info@as-gastro.de<br />

BEUMER & LUTUM<br />

Bio-Handwerksbäckerei & Stehcafé,<br />

wochentags mittags leckere Suppen<br />

Winsstraße 34<br />

10405 Berlin-Prenzlauer Berg<br />

Tel. 030 – 441 20 54<br />

Mo-Fr 7.00-19.00 Uhr<br />

Sa 7.00-14.00 Uhr<br />

www.beumer-lutum.de<br />

facebook.com/beumer.lutum<br />

SWEMA LEBENSMITTEL<br />

Gemüsebrühe als Paste nur aus<br />

Gemüse, Salz, Gewürzen<br />

Wochenmarkt Kollwitzplatz<br />

10435 Berlin-Prenzlauer Berg<br />

Sa 10.00-16.30 Uhr<br />

...in weiteren Bio-Läden in Berlin<br />

oder im Online-Shop unter<br />

www.swema-lebensmittel.de<br />

info@swema-lebensmittel.de<br />

Tel. 0176 – 61 09 60 73<br />

DUBENKROPP<br />

Schokolade & Salziges<br />

Pranlinenentwicklung,<br />

Firmengeschenke,<br />

feierliche Anlässe<br />

Kurse für Pralinenfreunde,<br />

Ambitionierte und Business<br />

Grolmanstraße 20<br />

10623 Berlin-Charlottenburg<br />

Tel. 030 – 31 38 33 0<br />

Mo-Fr 10.00-18.00 Uhr<br />

Sa 10.00-14.00 Uh<br />

www.dubenkropp.com<br />

HANABIRA<br />

Japanische Lebensmittel & Feinkost<br />

Colbestraße 5<br />

10247 Berlin-Friedrichshain<br />

Tel. 030 – 57 79 12 22<br />

Mo-Do 11.00-18.00 Uhr<br />

Fr-Sa 11.00-19.00 Uhr<br />

www.hanabira.eu<br />

BEUMER & LUTUM<br />

Bio-Handwerksbäckerei & Café,<br />

wochentags Mittagstisch.<br />

Sa + So „Offene Backstube“<br />

Hufelandstraße 9<br />

10407 Berlin-Prenzlauer Berg<br />

Tel. 030 – 425 45 25<br />

Mo-Fr 7.00-19.00 Uhr<br />

Sa 7.00-16.00 Uhr<br />

So 8.00-16.00 Uhr<br />

www.beumer-lutum.de<br />

facebook.com/beumer.lutum<br />

BLOMEYER'S KÄSE<br />

Beeindruckende Auswahl<br />

an handgemachten,<br />

deutschen Käsespezialitäten<br />

Pestalozzistraße 54 A<br />

10627 Berlin-Charlottenburg<br />

Tel. 030 – 23 92 64 40<br />

Di-Fr 12.00-19.00 Uhr<br />

Sa 10.00-17.00 Uhr<br />

www.facebook.com/blomeyers.kaese<br />

GARÇON 113


<strong>GARCON</strong> Guide<br />

CHRISTA LUTUM<br />

BÄCKERMEISTERIN<br />

Backwaren aus Roggen und<br />

Dinkel in Bio-Qualität, alle Brote<br />

und Gebäcke – weizenfrei<br />

und ohne Zusätze<br />

Giesebrechtstraße 22<br />

10629 Berlin-Charlottenburg<br />

Tel. 030 – 23 39 67 23<br />

Di-So 8.00-18.30 Uhr<br />

www.christa-lutum.de<br />

SARDINEN.BAR<br />

Feinkostbistro speziell für<br />

Fischkonserven, französische<br />

Käsespezialitäten, ausgewählte<br />

Weine aus Portugal und Frankreich<br />

Grunewaldstraße 79<br />

10823 Berlin-Schöneberg<br />

Tel. 030 – 58 84 41 70<br />

Mo-Fr 16.00-23.30 Uhr<br />

Sa 12.00-23.30 Uhr<br />

www.sardinen.bar<br />

BRASSERIE LE BON MORI<br />

„Paris an der Spree“<br />

Restaurant, Weinhandel und Feinkost<br />

Stresemannstraße 21<br />

10963 Berlin-Kreuzberg<br />

Tel. 030 – 25 29 12 46<br />

Di-Fr 11.00-23.00 Uhr<br />

Sa 17.30-23.30 Uhr<br />

www.lebonmori.de<br />

MAÎTRE PHILIPPE & FILLES<br />

Berlins erste Adresse für traditionellen<br />

Käse, Fischkonserven, Feinkost und<br />

Wein aus Frankreich und Portugal –<br />

ein Paradies für Gourmets<br />

Emser Straße 42<br />

10719 Berlin-Charlottenburg<br />

Tel. 030 – 88 68 36 10<br />

Mi-Fr 10.00-19.00 Uhr<br />

Sa 10.00-14.00 Uhr<br />

www.maitrephilippe.de<br />

BEUMER & LUTUM<br />

Bio-Handwerksbäckerei & Stehcafé,<br />

Kaffee- und Teespezialitäten,<br />

wochentags Mittagstisch<br />

Zossener Straße 34<br />

10961 Berlin-Kreuzberg<br />

Tel. 030 – 61 20 94 72<br />

Mo-Fr 7.00-19.00 Uhr<br />

Sa 8.00-15.00 Uhr<br />

So 9.00-16.00 Uhr<br />

www.beumer-lutum.de<br />

facebook.com/beumer.lutum<br />

BEUMER & LUTUM<br />

Bio-Handwerksbäckerei & Café,<br />

wochentags Mittagstisch,<br />

schöner Außenbereich<br />

Südstern, Körtestraße 36<br />

10967 Berlin-Kreuzberg<br />

Tel. 030 – 69 17 264<br />

Mo-Fr 7.00-19.00 Uhr<br />

Sa 7.00-17.00 Uhr<br />

So 8.00-17.00 Uhr<br />

www.beumer-lutum.de<br />

facebook.com/beumer.lutum<br />

ELLINGTON HOTEL<br />

Lässige Eleganz mitten in Berlin<br />

Nürnberger Straße 50-55<br />

10789 Berlin-Schöneberg<br />

Tel. 030 – 68 315 - 0<br />

ÖLMÜHLE AN DER HAVEL<br />

Regionale Bio-Öle, eigene<br />

Tee- und Gewürzmischungen,<br />

Naturkosmetik<br />

Bergmannstraße 104<br />

10961 Berlin-Kreuzberg<br />

Tel. 030 – 50 56 71 15<br />

Mo-Sa 10.15-19.00 Uhr<br />

www.oelgenuss.de<br />

auch in Potsdam,<br />

Friedrich-Ebert-Straße 28<br />

BEUMER & LUTUM<br />

Bio-Handwerksbäckerei, Konditorei & Café,<br />

wochentags Mittagstisch<br />

Cuvrystraße 22<br />

10997 Berlin-Kreuzberg<br />

Tel. 030 – 61 23 119<br />

Mo-Fr 7.00-18.30 Uhr<br />

Sa 7.00-13.30 Uhr<br />

So 8.00-13.30 Uhr<br />

www.beumer-lutum.de<br />

facebook.com/beumer.lutum<br />

114 GARÇON


Guide <strong>GARCON</strong><br />

STRANDHOTEL<br />

FISCHLAND<br />

Hotel im privaten Küstenwald<br />

mit SPA, Yoga und<br />

Sternerestaurant OSTSEELOUNGE<br />

Angebote für Kids & Teens<br />

Ernst-Moritz-Arndt-Straße 6<br />

18347 Ostseebad Dierhagen Strand<br />

Tel. 03 82 26 – <strong>52</strong>0<br />

www.strandhotel-fischland.de<br />

MY DRAMS<br />

Entdecken Sie neue und außergewöhnliche<br />

Whisk(e)ys mit uns.<br />

Wochenmarkt Kollwitzplatz<br />

10435 Berlin-Prenzlauer Berg<br />

Sa 10.00-16.30 Uhr<br />

oder online unter<br />

www.mydrams.de<br />

Tel. 0176 – 83 00 25 62<br />

hello@mydrams.com<br />

GÄRTNEREI SCHNELLES<br />

GRÜNZEUG<br />

Fermentierte Gemüseraritäten, roh,<br />

probiotisch, köstlich, Anbau und<br />

Verarbeitung aus einer Hand!<br />

Dorow 9<br />

18513 Grammendorf<br />

Tel. 03 83 34 – 28 30 60<br />

www.schnelles-gruenzeug.de<br />

erhältlich unter<br />

shop.schnelles-gruenzeug.de<br />

JUNGBLUTH<br />

Frische, regionale, kreative Küche<br />

überzeugend in Geschmack und Preis<br />

Lepsius Straße 63<br />

12163 Berlin-Steglitz<br />

Tel. 030 – 79 78 96 05<br />

Di-So 12.00-0.00 Uhr<br />

www.jungbluth-restaurant.de<br />

FORELLENHOF<br />

ROTTSTOCK<br />

Fisch... kaufen, angeln,<br />

räuchern, essen!<br />

Hofladen und Bistro<br />

Dorfstraße 26 A<br />

14793 Gräben OT Rottstock<br />

Tel. 03 38 47 – 402 41<br />

Di-So 10.00-18.00 Uhr<br />

www.forellenhof-rottstock.de<br />

Mehr Informationen auf<br />

guide.garcon24.de<br />

KNUSPERMÜSLIMANUFAKTUR<br />

GOLDKÖRNER<br />

Gesund aber mit Genuss, frisch<br />

geröstetes Bio Granola mit<br />

Chia-Samen und Kokosöl in außergewöhnlichen<br />

Geschmacksrichtungen<br />

Finckensteinallee 1<br />

12205 Berlin-Lichterfelde<br />

Mo, Di, Fr 10.00-18.00 Uhr<br />

Do 12.00-18.00 Uhr<br />

Sa 10.00-14.00 Uhr<br />

info@goldkoerner-berlin.de<br />

www.goldkoerner-berlin.de<br />

STRANDHOTEL<br />

DÜNENMEER<br />

Der Wohlfühlort für Erwachsene,<br />

bestes SPA in Meckl.-Vorpommern,<br />

Yoga, indiv. Ferienhäuser<br />

Birkenallee 20<br />

18347 Ostseebad Dierhagen OT Neuhaus<br />

Tel. 03 82 26 – 501 0<br />

www.duenenmeer.com<br />

GARÇON 115


<strong>GARCON</strong>-QUIZ<br />

Vor 150 Jahren, am 15. Juli 1869, meldete<br />

der französische Chemiker und pharmazeutische<br />

Assistent Hippolyte Mège Mourès<br />

(Bild oben) ein butterähnliches Speisefett<br />

aus geschmolzenem Rindertalg, Milch,<br />

Wasser und zerkleinertem Kuheuter zum<br />

Patent an. Er nannte sein neues Produkt<br />

„beurre artificiel“.<br />

In Deutschland kam die Kunstbutter<br />

1874 unter dem Namen „Margarine“ an den<br />

Markt (nach dem griechischen Wort „margaros“<br />

= Perlmutt).<br />

Nach jahrelangem Kampf der Agrar- und<br />

Butterlobby gegen die Margarinefabrikanten<br />

(„Berliner Butterkrieg“) trat im September<br />

1897 ein Gesetz in Kraft, das den<br />

Handel mit dem Surrogat regeln sollte.<br />

Wir wollen wissen, was der Reichstag damals<br />

zur Kennzeichnung von Margarine<br />

beschloss:<br />

A die Lilafärbung mit Rotkohl<br />

B die Verpackung in blauem Papier<br />

C den Verkauf in Würfelform<br />

Ihre Antwort bitte an:<br />

Bildart Media Verlag<br />

Redaktion GARÇON<br />

Marzahner Promenade 26<br />

12679 Berlin<br />

E-Mail: info@bildart-verlag.de<br />

Die Gewinne, drei wertvolle Kochbücher, werden<br />

unter den Teilnehmern verlost, die die Frage richtig<br />

beantwortet haben.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Einsendeschluss: 26. September 2019.<br />

Die Gewinne werden per Post zugesandt.<br />

VERLAG UND REDAKTION<br />

Bild Art Media Verlag<br />

Inh. Yvonne Weinlich<br />

Marzahner Promenade 26<br />

12679 Berlin<br />

Fon 030 - 28 86 79 70<br />

Fax 030 - 28 86 79 69<br />

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HERAUSGEBER<br />

Yvonne Weinlich (V.i.S.d.P.)<br />

REDAKTION<br />

Petra Leonhardt (Leitung)<br />

Hans-Jürgen Bergs, Heiko Gralki, Marc Steyer,<br />

Wolf-Dietrich Strobel<br />

Jessica Fiedler, Robert Holeschovsky, Pascal<br />

Wendt (Praktikanten).<br />

AUTOREN UND KOLUMNISTEN<br />

Uwe Ahrens, Anaïs Causse, Hans Diener,<br />

Stephan Falke, Dieter Fuhrmann, Marcus<br />

Fuhrmann, Swen Kernemann-Mohr, Shoko<br />

Kono, Johannes Mohr, Rafael Neitzsch,<br />

Jörg Teuscher, Thorsten Tonski.<br />

GRAFIK, ILLUSTRATIONEN UND LAYOUT<br />

Alexandra Kreft<br />

www.alexandrakreft.jimdo.com<br />

TITELBILD<br />

Marie Geißler<br />

www.mariegeissler.de<br />

FOTOS<br />

Heiko Gralki, Jörg Teuscher, Archiv Garçon,<br />

The Ritz-Carlton Berlin / Ricarda Spiegel (2/S. 32<br />

und S. 33 Mitte), The Ritz-Carlton Berlin / Jule<br />

Frommelt (1/S. 4 u., 8/S. 38 und S. 39), Myrna<br />

Oehlke privat (1/S. 48 o.), Matthias Genzen privat<br />

(1/S. 49 o.), AnaÏs Causse privat (1/S. 69 o.), Nuno<br />

Mira do Ó privat (2/S. 69 u.) Juchheim Group Kobe<br />

(1/S. 80 u.), Grand Hôtel du Lac, Vevey (2/S. 85 u.),<br />

Somedia AG / Südostschweiz (1/S. 92 o. re.), Rajesh<br />

Balouria (1/S. 101 o.), odisha360.com (1/S. 101 u.),<br />

Hannoversche Garten- und Obstbau-Zeitung 89,<br />

1897 (1/S. 107 u. li.)<br />

FOTOS GUIDE<br />

www.bleiche.de (1/S. 111), Popcorn Bakery<br />

Berlin (1/S. 111), Hanabira (1/S. 111),<br />

AS-GASTRO GmbH/Lars Reßler Fotografie<br />

(1/S. 111), Beumer&Lutum/Magali Fuhs-Balster<br />

(5/S. 111-112), Maître Philippe/PWB Philipp<br />

Weber-Bertram (1/S. 112), Hotel Ellington/<br />

Amin Akhtar (1/S. 112), 25 Teiche/BVLH/<br />

Rosendahl (1/S. 113), Goldkörner/Patricja<br />

Zienterski (1/S. 113), Strandhotel Fischland<br />

(1/S. 113), Strandhotel Dünenmeer (1/S. 113),<br />

Olaf Schnelle (1/S. 113).<br />

ANZEIGEN<br />

Yvonne Weinlich, Heiko Gralki, Henriette Jüngel<br />

anzeigen@bildart-verlag.de<br />

DRUCK<br />

www.pingoprint.de<br />

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Zu beziehen im Zeitschriftenhandel oder im Abonnement.<br />

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Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Jede Verwertung bedarf der Zustimmung<br />

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116 GARÇON


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