Magazin GARCON - Essen, Trinken, Lebensart Nr. 53
Zum Inhalt GARCON Nr. 53: Diesmal feierten wir großes kulinarisches Kino - 15 Jahre Biolüske, sprachen über das neue Otto-Restaurant, waren im DingsDums Dumplings und Vale un peccato, haben in der neuen Filiale von Beumer & Lutum und im ELLA Restaurant vorbeigeschaut, besuchten Heinz Horrmanns Lieblingsrestaurant Chez Belmondo, ließen uns die 'Perlen-Story' von Yana Steudel erzählen, beleuchteten das kulinarische Dreieck - Fleischerei Zimmermann, Rottstocker Fischzucht und Hilton Berlin, Anais empfiehlt besonderen Knoblauch, wir fuhren nach Potsdam zu Gudes, probierten in der Antojitos-Bäckerei und im Nihon Mono, fragten Doris Burneleit "Wie geht´s...?", reisten in die Schweiz zu Rebecca Clopath, waren mit Fuhrmann in der Rotisserie Weingrün und haben mit Johannes Mohr in alten Kochbüchern gestöbert… also unbedingt lesenswert!!!
Zum Inhalt GARCON Nr. 53:
Diesmal feierten wir großes kulinarisches Kino - 15 Jahre Biolüske, sprachen über das neue Otto-Restaurant, waren im DingsDums Dumplings und Vale un peccato, haben in der neuen Filiale von Beumer & Lutum und im ELLA Restaurant vorbeigeschaut, besuchten Heinz Horrmanns Lieblingsrestaurant Chez Belmondo, ließen uns die 'Perlen-Story' von Yana Steudel erzählen, beleuchteten das kulinarische Dreieck - Fleischerei Zimmermann, Rottstocker Fischzucht und Hilton Berlin, Anais empfiehlt besonderen Knoblauch, wir fuhren nach Potsdam zu Gudes, probierten in der Antojitos-Bäckerei und im Nihon Mono, fragten Doris Burneleit "Wie geht´s...?", reisten in die Schweiz zu Rebecca Clopath, waren mit Fuhrmann in der Rotisserie Weingrün und haben mit Johannes Mohr in alten Kochbüchern gestöbert… also unbedingt lesenswert!!!
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AUSGABE NR. 53 | 2019 | 6 €
ESSEN, TRINKEN & LEBENSART
OTTO | DINGSDUMS DUMPLINGS | VALE UN PECCATO | CHEZ BELMONDO
GUDE | PAULINA NEGRETE | DAGMAR MAAS | PIMIENTOS DE PADRÓN
Dichter, Denker, dicke Bäuche.
Brandenburger Kulturvielfalt erleben!
Das Jahresthema
Jedes Jahr stellt pro agro die Angebote,
die Produkte und die dahinter stehenden
Menschen des ländlichen Raumes in
einen wechselnden Fokus. 2019 heißt
es »Dichter, Denker, dicke Bäuche.
Brandenburger Kulturvielfalt erleben!«
Die Leitidee
Im Mittelpunkt steht die Kulturvielfalt
in unserer Region: Essen und
Trinken, Genuss und Land(er)leben
im Spiegel der Denker, Literaten,
Musiker und weiterer Künstler einschließlich
der gastronomischen
Kunsthandwerker.
Entdecken Sie Brandenburg
kulturell, erleben Sie die Vielfalt –
im Geschriebenen, beim
Erforschen, beim Genuss!
René Klinkmüller –
Konditormeister & Patissier
in der Konditorei Klinkmüller
Kena Hüsers –
Freie Redakteurin,
Journalistin & Autorin
Jens Beiler – Koch, Brauer & Vordenker
im Wohnstuben restaurant Zickengang
EUROPÄISCHE UNION
Europäischer Landwirtschaftsfonds
für die Entwicklung des
ländlichen Raums
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Europäischer Landwirtschaftsfonds
Für Brandenburgentdecker:
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MISE EN PLACE
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Liebe Freunde,
es gibt in unserer Branche Leistungen, denen mein ganz besonderer Respekt gilt. Unbedingt dazu gehört
der jüngst erschienene Guide „Die besten Metzger Deutschlands“. 25 Mitarbeiter des Hamburger Gourmet-Magazins
DER FEINSCHMECKER waren dafür monatelang unterwegs, inspizierten hunderte Metzgerläden,
absolvierten ebenso viele anonyme Testkäufe und probierten sich schließlich durch wahre Berge
hausgemachter Wurst- und Fleischspezialitäten. Ein immenser Aufwand für 210 Seiten im Handtaschen-
Metzgerei Zimmermann, Filiale in Brück.
Format, von den Kosten eines solchen Projekts gar nicht zu reden. Bei aller Hochachtung sollte allerdings
auch für diesen Guide gelten: Was drauf steht, muss auch drin sein. Konkret: Wenn „500 ERSTE ADRESSEN
FÜR GENIESSER“ angekündigt werden, dann erwartet der geneigte Leser eben auch 500 erste Adressen
und nicht 489 wie im vorliegenden Fall. So richtig seriös, finde ich, ist das nicht, oder?
Ich will aber nicht nur kritteln, sondern habe auch einige Tipps parat. Die Metzgerei Sonnenschein in
Wuppertal beispielsweise überzeugt vor allem mit erstklassigem Fleisch aus der Region (Wagyu aus dem
Wuppertal, Duroc aus Mettmann) und der Tatsache, dass 95 Prozent aller Wurstspezialitäten aus eigener
Herstellung stammen. Die Metzgerei Kopfmann in Titisee-Neustadt punktet mit eigener Schlachtung und
Schwarzwälder Spezialitäten, die nach meinem Geschmack weit und breit ihresgleichen suchen.
Und auch in Berlin und Brandenburg – die Bundesländer erscheinen mir mit 14 aufgeführten Metzgerhandwerksbetrieben
ohnehin unterbewertet – gibt es eine Reihe weiterer Adressen, deren Besuch sich für
feinschmeckende Karnivoren durchaus lohnen dürfte. In Berlin sind das die Metzgereien Katerbow in Heiligensee
(s. Seiten 62/63) und Görs in Hermsdorf, die zwar ein bisschen abseits der Mainstream-Routen
liegen, aber durchaus Meisterliches bieten und in Brandenburg die Metzgerei Lehmann in Trebbin und
– mein persönlicher Favorit – die Metzgerei Zimmermann in Görzke (s. Seiten 68/69), beide mit eigener
Schlachtung, anschließender Warmfleischverarbeitung und dementsprechender Wurstqualität.
6. November –
22. Dezember
Jeden Mittwoch ganztägig
Entenbuffet
Jeden Donnerstag, 17–21 Uhr
„Gans.Schön.Wild“-Buffet
Freilandgänse & -enten
aus eigener Aufzucht
frisch geschlachtet
oder tiefgefroren im Hofladen
Im Restaurant LandWirt
kross gebraten am offenen
Kamin serviert
Gans.Fix.Fertig für zu Hause
mit Rotkohl, Grünkohl, Kartoffelklößen
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INHALT
MISE EN PLACE
TITEL
Das kulinarische Kino
15 Jahre Biolüske – und nun?
Aufbruch zur neuen Ufern!
DingsDums Dumplings:
32 Resteessen à la carte.
LOKALTERMIN
07
Das kulinarische Kino:
15 Jahre Biolüske – und nun?
GESCHMACKSSACHEN
Die Perlen-Story 51
Otto – Das Restaurant 28
Yana Steudels Spicy caviar
Vadim Otto Ursus Henselder:
Nach Pop-up-Karriere nun sesshaft
Gutes von Gude 58
Potsdamer Feinkosthändler im Trend
DingsDums Dumplings 32
Resteessen à la carte
Das kulinarische Dreieck 64
Geschichte einer Kooperation
Vale un peccato 37
Lieblingstrattoria in Wilmersdorf
Anaїs Causse empfiehlt: 72
Ail rose de Lautrec
Maître Philippe et Filles 42
Eine Institution wird 25
Kostproben 70
Neue Restaurants 44
Beumer & Lutum im Metropolenhaus
KOPFSALAT
Paulina Negrete 76
Ella im Steigenberger am Kanzleramt
Die Alfajores-Bäckerin
Chez Belmondo 46
Auf Heinz Horrmanns Spuren
Otto – Das Restaurant:
28 In Prenzlauer Berg am Start.
Dagmar Maas 81
Die Genusswerkstatt Nihon Mono
6 GARÇON
Die Perlen-Story:
51 Yana Steudels Spicy caviar.
Wie geht's eigentlich…? 84
Doris Burneleit
KULINARISCHE EXKURSION
Schweiz | Graubünden 86
Ein Besuch bei Rebecca Clopath in Lohn
RUBRIKEN
Fuhrmanns Früchtekorb 98
Pimientos de Padrón
Berliner Marktnischen 102
Anaveda am Mexikoplatz
Kulinarische Nachlese 104
In alten Kochbüchern geblättert
BOUQUET GARNI
Nachrichten und Neuigkeiten 106
Meisterköche 2019 | Käsemesse
Garcon-Quiz 110
Impressum 110
58
81
Gutes von Gude:
Potsdamer Feinkosthändler im Trend.
Dagmar Maas:
Die Genusswerkstatt Nihon Mono.
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Das kulinarische Kino TITEL
Das Filmtheater „Der Spiegel“ in der Lichterfelder Drakestraße im Jahr 1955.
Welcher Streifen damals gezeigt wurde, das weiß sie nicht mehr,
aber dass Paul Hörbiger Ehrengast der Eröffnungsveranstaltung
des Filmtheaters „Der Spiegel“ im Herbst 1952 war, daran kann sie
sich erinnern. „Möglicherweise war es ‚Das Land des Lächelns‘,
sinniert sie, „vielleicht aber auch ‚Schwarzwaldmädel‘.“ „Im Alter
lässt das Gedächtnis leider nach“, fügt sie entschuldigend hinzu.
Die 80-Jährige mit dem gepflegten Grauhaar, der sicher sündhaft
teuren Designerbrille und dem Hightech-Rollator ist eine Zufallsbekanntschaft
an der Bushaltestelle Drakestraße/Ringstraße
in Berlin-Lichterfelde. Sie wirft einen Blick auf unser vergilbtes
Schwarzweißfoto. „Natürlich, hier fuhr auch mal eine Straßenbahn“,
sagt sie, „die Linie 78, ich glaube vom Bahnhof Zoo über
Hindenburgdamm bis zur Lindenstraße, das Ticket kostete damals
15 Pfennige.“
Als der 188er in Sicht ist, verabschiedet sie sich, lächelnd über
unser Staunen: „Einen guten Tag Ihnen, und die Tram fuhr übrigens
noch bis 1961.“ Damit lag sie allerdings nicht ganz richtig – die
Straßenbahnlinien in West-Berlin wurden erst Anfang Mai 1963
stillgelegt. Dennoch Dank für den Geschichtsexkurs.
Ein bisschen sehen wir jetzt die Drakestraße und das ehemalige
Kino, das einst im Stil der reduzierten Ästhetik der 1950er Jahre erbaut
wurde und dessentwegen wir hier sind, in einem neuen Licht.
GARÇON
9
Rund 200 Filmtheater gab es Anfang der 1950er in West-Berlin.
Eins der größten und bestausgestatteten, der Steglitzer Titania-
Palast, erlebte am 6. Juni 1951 ein Ereignis von großem Glanz und
besonderer Tragweite: Nach einer mitreißenden Rede des damaligen
Regierenden Bürgermeisters Ernst Reuter und der Vorführung
von Alfred Hitchcocks „Rebecca“ eröffnete Alfred Bauer, Berliner
Rechtsanwalt und Filmsachverständiger bei der britischen Militärregierung,
die erste Berlinale.
In den Folgejahren wechselten die Aufführungsorte – vom Titania-Palast
zog das Festival ins Delphi an der Kantstraße und ins
Capitol am Lehniner Platz. Später kamen der Gloria-Palast und die
Filmbühne Wien, beide am Kurfürstendamm, der Zoo Palast sowie
das Corso im Wedding zu Ehren, ein Grenzkino, in dem Ost-Berliner
Karten für Berlinale-Filme zum Kurs 1:1 kaufen konnten.
Kurt Rilk, Bauherr des Filmtheaters „Der Spiegel“ in der Drakestraße,
hätte sein 625-Plätze-Haus, das bereits im Eröffnungsjahr
1952 für seine Architektur und Ausstattung mit Superlativen bedacht
wurde, nur allzu gern in dieser Gruppe der cineastischen
Branchen-Primusse etabliert. Doch die Festival-Leitung entschied
sich gegen Lichterfelde als Berlinale-Ort.
„Der Spiegel“ blieb ein Kiez-Kino und wurde 1973 Opfer des
Kino-Sterbens in West-Berlin. Das Haus schloss und entging nur
deshalb dem Abriss, weil ein Discounter es ausreichend geeignet
fand, einen Lebensmittelmarkt einzurichten. Die real-Zeit dauerte
25 Jahre, denen ein sechsjähriger Leerstand folgte.
2004 schließlich übernahm der Unternehmer Frank Lüske das
heruntergekommene Gebäude, beauftragte das Architekturbüro
Kleyer & Koblitz mit der Sanierung und eröffnete noch im gleichen
Jahr einen Biosupermarkt. 500 Quadratmeter Verkaufsfläche und
ein Kochstudio auf der alten Zuschauertribüne setzten Maßstäbe.
Fachleute lobten, „dass die Geschichte des Hauses nicht negiert
wurde und das ehemalige Kino erkennbar erhalten blieb bzw. wieder
zum Vorschein kam.“
15 Jahre sind seitdem vergangen, erfolgreiche Jahre, in denen
Biolüske zu einer Institution im Berliner Südwesten wurde. Eigentlich
ein Grund zum Feiern. Lüske, ohnehin kein Mann für Big Partys,
verzichtete darauf, Jubiläum hin, Jubiläum her. Er verpasste seinem
Supermarkt dafür ein neues Konzept. Äußeres Zeichen ist ein
frischer Schriftzug über dem Eingang, aus Biolüske wurde Lüske.
Bio adé oder was hat es damit auf sich? Garcon besuchte den Supermarktbetreiber
und sein Team in Berlin-Lichterfelde.
Das kulinarische Kino TITEL
Das kulinarische Kino
15 JAHRE BIOLÜSKE – UND NUN? AUFBRUCH ZU NEUEN UFERN!
VON JÖRG TEUSCHER
GARÇON
11
TITEL Das kulinarische Kino
Obwohl schon jenseits der 50, wirkt er immer ein bisschen wie ein
großer Junge. Typ Ryan Reynolds. Frank Lüske, leidenschaftlicher
Fahrradfahrer und ebensolcher Familienmensch, Gründer und Inhaber
des Lebensmittelmarktes in der Drakestraße, ganz in der
Nähe der S-Bahnstation Lichterfelde West. Die in seiner Branche
übliche exaltierte Freundlichkeit ist ebenso wenig sein Ding wie der
verbreitete Hang zur Selbstdarstellung. Lüske ist als Gesprächspartner
ungewöhnlich aufmerksam, kann gut zuhören und gibt sich
viel Mühe, phrasenfreie Auskünfte zu geben.
Der 51-Jährige stammt aus Lengerich im niedersächsischen
Landkreis Emsland. Nach Abitur und Gärtnerlehre ging er für drei
Jahre nach Irland, jobbte auf einer Ziegenfarm und zog einen florierenden
Versandhandel für gewachste Wetterjacken auf. 1994 bis
1998 Gartenbaustudium in Geisenheim, 2001 Umzug nach Berlin,
Arbeit in einem Bio-Markt in Prenzlauer Berg. Seit 2004 ist Frank
Lüske selbstständig.
ELKE BRIEGER MATTHIAS ROHDE GÜNTHER SCHRÖDER
Marktleiter / Sommelier
Der 39-jährige Brandenburger kam nach Soziologieund
Sozialarbeitsstudium in Potsdam und Berlin sowie
einer Hotelfach-Ausbildung vor 15 Jahren zu Lüske.
Marktleiterin / Produktscout
Bevor die 61-jährige Westfälin ihre Lebensmittelleidenschaft
zum Beruf machte, absolvierte sie eine
Ausbildung zur Drogistin. Seit 14 Jahren bei Lüske.
Ernährungswissenschaftler / Chef Molkereiprodukte
Der Zwei-Meter-Mann, 57, gebürtiger Niedersachse,
studierte Oecotrophologie in Mönchengladbach und
ist, wie Rohde, Lüske-Mitarbeiter der ersten Stunde.
DENNIS HORSTICK CHRISTIAN RATH OLIVER HARRIS
Einzelhandelskaufmann / Chef Obst und Gemüse
Der 38-Jährige stammt aus Potsdam, kam vor neun
Jahren zu Lüske und kümmert sich in erster Linie um
das umfangreiche Obst- und Gemüseangebot.
Koch / Chef Fleisch und Wurst
Fröhlich und fleischaffin – das ist Dennis Horstick,
23-jähriger Münsterländer aus Borken. Seit drei Jahren
bei Lüske und Chef der Fleisch- und Wursttheke.
Koch / Chef Käse
Der Engländer aus Hereford, 30, lebt seit acht Jahren
in Berlin, heuerte im Januar 2019 bei Lüske an und ist
für die 150-Positionen-Käseofferte zuständig.
12 GARÇON
Das kulinarische Kino TITEL
ROBERT PNIOWER MARTIN SIEGEL DAVID LUDWIG
Koch
Der 38-Jährige absolvierte seine Lehre im Restaurant
Aigner am Gendarmenmarkt, kam im März 2018 zu
Lüske und gilt als ausgewiesener Fischfachmann.
Koch
Der gebürtige Berliner, 36, arbeitet seit fünf Jahren bei
Lüske und ist aufgrund seiner Ausbildung im Fischund
Fleischverkauf sowie im Kochstudio eine Bank.
Koch
Der Brandenburger, 36, Kochlehre in Baden-Württemberg
und seit 2019 bei Lüske, wechselt zwischen
Küchenherd im Café und Fleischtheke im Markt.
Linda Rohrer
Minijobberin
Die 19-jährige Berlinerin arbeitet seit dem Abi als
Aushilfe bei Lüske. Das will sie natürlich nicht ewig
bleiben – ihr Nahziel: ein Schauspielstudium.
SASCHA KLAWOHN
Einzelhandelskaufmann / Chef Bistro
Der Berliner, 29, Einzelhandelskaufmann, ist seit 2012
bei Lüske. Zuständig für Backwaren und Bistro-Offerten,
aber auch mal hinter der Fleischtheke anzutreffen.
ANNE-KATRIN STAPF
Marketingchefin
Die 34-jährige Niedersächsin studierte Medienmanagement,
kam 2018 zu Lüske und rockt seitdem sowohl
die sozialen als auch die guten alten Analogmedien.
GERT MAZUREL WAIS ROKHANI ILDIKO GALANDER
Auszubildender zum Einzelhandelskaufmann
Der 23-jährige Afghanistan-Flüchtling kam 2016 nach
Berlin, lernte Deutsch, absolvierte die Hauptschule,
war Aushilfe und bekam nun die ersehnte Lehrstelle.
„Der fliegende Holländer“
Gert Mazurel, 60, stammt aus Amsterdam, lebt seit
2008 in Berlin, betreibt eine kleine Kneipe und erledigt
bei Lüske seit drei Jahren die meisten Transporte.
Eventmanagerin
Ob Kindergeburtstag oder Firmenfete – bei der 29-jährigen
diplomierten Eventmanagerin ist jede Feier in
den richtigen Händen. Seit zwei Jahren bei Lüske.
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TITEL Das kulinarische Kino
14 GARÇON
Es muss am Alter liegen. Während der Busfahrt durch die nächtlichen
Randbezirke – Rudow-Buckow-Marienfelde-Lichterfelde –
kramen meine grauen Zellen einen 70er-Jahre-Song hervor. „Berlin
erwacht um fünf Uhr morgens“ wollte Bob Telden uns damals weismachen.
Das traf vielleicht auf Oberschöneweide und Siemensstadt
zu, nie und nimmer aber auf den gutbürgerlichen Südwesten.
Und das ist heute noch genauso. Die tagsüber nicht eben verkehrsarme
Drakestraße wirkt selbst kurz vor sechs wie ausgestorben,
das Leben beginnt hier zu einer christlicheren Zeit.
Lediglich bei Lüske brennt schon Licht. Sascha Klawohn ist an
diesem Tag die Nummer eins, also der erste im Haus. Der Chef des
Bistros empfängt die Brot- und Backwarenlieferanten und ich frage
mich, wie man so früh am Morgen schon so gut drauf sein kann.
Die coolen Krusten kommen aus Bäckereien, in denen Sauerteig
noch das Nonplusultra des Brotbackens ist, künstliche Triebmittel
und Zusatzstoffe tabu sind und keine Kompromisse gemacht
werden, was die Qualität betrifft: Beumer&Lutum, Fahland, Sironi,
Tillmann, Vollkern, Wiener Brot, Zeit für Brot. Und für die Güte der
Kuchen und Torten bürgen die Konditoreien Rabien in Steglitz,
Wunderkuchen in Prenzlauer Berg und Suess Speisen in Kreuzberg.
Während Sascha Klawohn die Backwarenregale bestückt – was
heißt bestückt, während er Brot für Brot und Brötchen für Brötchen
akkurat platziert – kommen weitere Lüske-Leute: Oliver Harris
macht die Fleisch- und Käsetheke fit, Günther Schröder kümmert
sich um die meterlangen Regale mit Milchprodukten. Man merkt,
die Männer haben Spaß an ihrer Arbeit. „Ohne“, so Schröder,
„brauchst du hier gar nicht erst anfangen.“
Später diktiert er mir noch den Satz in den Block, dass die klassischen
Supermarktprinzipien – optimiertes Angebot, höchste Effizienz
und niedrigste Kosten – schon bei der Gründung des Marktes
vor 15 Jahren auf den Prüfstand und in Frage gestellt wurden. Worum
geht es dann?, frage ich mich. Am Ende meines Besuches in
der Drakestraße glaube ich, es zu wissen: um Kundenorientierung,
Qualitätsbewusstsein, Servicementalität und Arbeitsfreude.
Freitags und samstags ist Fischtag bei Lüske. Robert Pniower
und Martin Siegel bilden die Stammbesatzung des Fischwagens
draußen vor der Tür. Beide Männer sind Köche – Pniower hat sein
Handwerk bei Holger Zurbrüggen im Parkrestaurant des Steigenberger
Hotels am Los-Angeles-Platz gelernt, Siegel stand bei Andreas
Klitsch im Aigner am Gendarmenmarkt am Herd. „Da war
noch Küchenhandwerk gefragt“, sagt Siegel und Pniower ergänzt:
„Braten, dünsten, schmoren, pochieren, sautieren, Fonds kochen
und Saucen ziehen, das hast du so lange gemacht, bis du´s drauf
hattest.“ Auch wenn sie die Branche gewechselt haben, die Kunden
profitieren natürlich von ihrem Wissen um Kochtechniken, Garzeiten
und Würzmethoden. „Neben der Qualität der Ware ist die Kompetenz
des Verkaufspersonals der beste Köder, damit die Kunden
anbeißen“, notiere ich.
Gut eine Stunde brauchen Robert Pniower und Martin Siegel,
um die Fischtheke zu bestücken: Müritzzander, Ostseesteinbutt,
Bachsaibling aus Mecklenburg-Vorpommern, Steinbeißer, Wildlachs,
Wittling, Krusten- und Schalentiere, hausgebeizter Lachs in
vier verschiedenen Geschmacksrichtungen, Räucherware. Frisch,
frischer, am frischesten.
Martin Siegel bringt Afrikanischen Wels, der in einer Berliner
Aquakultur aufwuchs und erklärt: „Das Unternehmen heißt TopFarmers
GmbH, hat seinen Sitz im Landschaftspark Herzberge und
betreibt dort sogenannte Aqua-Terra-Ponik-Anlagen, in denen
Gemüse, Tropenfrüchte und eben diese Fische gezüchtet werden,
ohne Antibiotika- und Hormoneinsatz übrigens.“
Solche Bezugsquellen liegen Frank Lüske und seinen Leuten
besonders am Herzen. Das Unternehmen verzichtet auf den Kauf
überfischter und solcher Arten wie den Nilbarsch, dessen Ansiedlung
im ostafrikanischen Viktoriasee für eine ökologische Katastrophe
sorgte und dessen Geschmack in Köchekreisen als „schnittfestes
Wasser“ beschrieben wird.
Während Martin Siegel mir seinen Rote-Bete-gebeizten Lachs
aufschneidet, erläutert Robert Pniower einer jungen Frau die Zubereitung
von Zanderbäckchen...
Das kulinarische Kino TITEL
GARÇON
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TITEL Das kulinarische Kino
18 GARÇON
Wann ein Gespräch mit ihm möglich sei, wollen wir wissen und
machen die Bitte dringend. Er überhört es. Was viele Uhren erst
zum Laufen bringt, vermeidet Frank Lüske, wo er nur kann: Unruhe.
„Übermorgen, 11.15 Uhr“, sagt er schließlich, „bei Frau Lüske.“ Und
fügt hinzu: „Am Karlplatz, gleich um die Ecke.“
Wir sind lange vor dem Termin am Treffpunkt. Der Karlplatz ist
das Zentrum von Lichterfelde West. Ein Stadtteil von stiller Schönheit,
Noblesse auf den ersten und den zweiten Blick. Großbürgerliche
Stadtvillen, gepflegte Vorgärten, Namensschilder, die nicht aus
dem Baumarkt stammen: F. R., S. W., Dr. K., vornehme Anonymität.
In dieser feinen, an gastronomischen Ereignissen allerdings
eher öden Gegend tut es gut, ein modernes, kulinarisch ambitioniertes
Lokal vorzufinden. Als Frank Lüske und seine Frau Andrea
(Bild S. 16 unten) vor fast fünf Jahren den Laden übernahmen, hatten
sie eine Idee im Kopf, die sie konsequent umsetzten. So entstand
eine Melange aus Kaffee- und Speisehaus, ein familien- und
kinderfreundliches, chichifreies Nachbarschaftsrestaurant, das
auf künstliche Patina und Disney-World-Accessoires verzichtet
und auch sonst den Nerv der Leute trifft.
Das Personal ist freundlich und adrett, die Karte liest sich
spannend (Zanderfilet mit Oliven-Paprika-Kartoffelstampf, Lammhackbällchen
mit Mangold, Reis und Kräuterjoghurt, Avocado-
Ciabatta, Lachs-Bagel, Wildschweinburger) und die Gerichte sind
geschmacklich fein abgestimmt und perfekt zubereitet, vieles
spontan kreativ, je nachdem, was grad‘ Schönes angeliefert wurde.
Herrn Lüskes Markt lässt grüßen.
Kein Wunder also, dass „Frau Lüske“ schnell zum beliebten
Allzeit-Treffpunkt avancierte – geöffnet ist montags bis samstags
von 9.00 – 23.00 Uhr und sonntags von 9.00 bis 18.00 Uhr.
Frank Lüske kommt pünktlich: „Lassen Sie uns reden.“
FRAU LÜSKE
Baseler Straße 46
12205 Berlin-Lichterfelde
Tel. 030 – 86 20 04 80
www.fraulueske.de
TITEL Das kulinarische Kino
Ein neuer Name nach 15 Jahren, Herr Lüske, weshalb schließen
sie das Bio-Kapitel?
Dass aus Biolüske der Markenname Lüske wurde ist richtig, dass
wir das Kapitel Bio schließen, nicht.
Sondern?
Wir bieten auch in Zukunft Bio-Lebensmittel an, nur eben nicht
mehr ausschließlich.
Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?
Da muss ich aber ein bisschen ausholen.
Gerne.
Als wir vor 15 Jahren Biolüske hier in der Drakestraße eröffneten,
existierte weit und breit kein anderer Bio-Supermarkt. Auch Reichelt
& Co., also die klassischen Märkte, führten noch keine Bio-
Produkte, bei denen gab es damals nicht mal Bio-Milch.
Das änderte sich allerdings mit den Jahren. Die großen Bio-Ketten
eröffneten hunderte Filialen in Berlin und selbst jeder Discounter
bekam sein eigenes Bio-Regal. Das belegt einerseits, dass Bio eine
großartige Erfolgsgeschichte ist, zeigt aber andererseits auch, wie
mit wachsender Größe Bio zu einer Industrie wurde, in der sich die
individuellen Werte von einst nicht mehr wiederfinden.
Nun bin ich weit davon entfernt, irgendeiner Bio-Romantik nachzuhängen,
sondern sage nur, dass wir nicht als einer dieser filialisierten
neuen Bio-Supermärkte wahrgenommen werden wollen und
auch nicht als Teil einer groß gewordenen Industrie. Wir stehen
nicht für ‚Hauptsache Bio-Siegel, der Rest ist egal‘.
Wofür stehen sie dann?
Ganz einfach, für Esskultur und Lebensfreude.
Was heißt das nun in Bezug auf Ihr Angebot, Herr Lüske?
Lassen Sie mich das bitte noch einmal sagen: Wir verzichten nicht
auf Bio-Produkte in unseren Regalen, sondern wir schaffen Platz
für Produkte die kein Bio-Siegel tragen. Das machen wir immer
dann, wenn wir sie aus irgendeinem Grund besser finden – sei es,
weil sie kulinarisch wertvoll sind, weil es sich um Spezialitäten
handelt oder weil sie einfach hervorragend schmecken. Natürlich
müssen die Haltungsbedingungen der Tiere stimmen, der Umgang
mit den natürlichen Ressourcen, die Art und Weise der Produktion.
Qualität, Nachhaltigkeit und ein schmeckbarer Mehrwert, das sind
die wichtigsten Parameter unserer Suchmaschinerie.
Haben Sie dafür ein paar Beispiele parat?
Sicher. Nehmen Sie etwa die Privatkelterei van Nahmen in Hamminkeln
am Niederrhein, deren Inhaber Mitte der 1990er beschlos-
20 GARÇON
Das kulinarische Kino TITEL
sen, Fruchtsäfte aus alten, regionalen Obstsorten zu keltern, wenn
irgend möglich sortenrein. Von manchen der geschmacksstarken
Säfte, etwa der Roten Sternrenette oder der Wilden Pflaume, gibt
es jährlich nur ein paar Tausend Flaschen.
Oder – ein Beispiel aus Italien – nehmen Sie die Pastasorten der
Martelli-Manufaktur in Lari in der Toskana. Nominell ist bei denen
das Gleiche drin wie in einer Industriepasta – Hartweizengrieß und
Wasser – dennoch ist der Geschmacksunterschied erheblich. Das
liegt zum einen daran, dass sie bei Martelli in der Produktion dem
Prinzip der Langsamkeit huldigen, dem Teig also keinen Stress
machen und zum anderen an der Bronzepressung aller Sorten, die
zwar mühsamer und langwieriger ist als die durch Teflondüsen, dafür
aber eine feine raue Oberfläche garantiert.
Ist es Ihnen eigentlich leicht gefallen, von dem gut eingeführten
Namen Biolüske Abschied zu nehmen?
Nein, natürlich nicht. Aber jetzt fühlt es sich gut an, frei zu sein und
sich selbst zu entsprechen. Und wir sind natürlich froh darüber,
dass das Gros unserer Kunden die Entscheidung verstanden hat.
Ein Blick in die Zukunft, Herr Lüske?
Gerne. Zuerst möchte ich klarstellen, dass wir keine weiteren
Standorte im Blick haben. Und zweitens wollen wir dort besser
werden, wo die anderen schon lange Feierabend machen.
Welche Bereiche meinen Sie damit?
Alle, die besonders personal- und kompetenzintensiv sind. Also die
Fleisch-, Fisch- und Käsetheken sowie das Obst- und Gemüsesortiment.
Aber auch das Wein- und Brotangebot. Das betrifft sowohl
die Frische unserer Offerten als auch die kulinarische Vielfalt.
Ihr Team sieht das genauso?
Gottseidank. Die Mitarbeiter wissen um die Einzigartigkeit ihres
Arbeitsplatzes, identifizieren sich mit der Unternehmensphilosophie
und stehen voll hinter ‚Lüske – Echte Lebensmittel‘.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Lüske.
GARÇON
21
TITEL Das kulinarische Kino
22 GARÇON
Keine Frage, Obst und Gemüse, das sind die Sensibelchen jedes
Supermarktes. Und wichtige Aushängeschilder. Das wissen natürlich
auch die Lüske-Leute, wobei das Wissen eben nur die eine Seite
des Geschäfts ist. „Man muss es auch anwenden“, sagt Christian
Rath. Und so bringen der gestandene Einzelhandelskaufmann und
sein Azubi Wais Rokhani mit der Akribie von Briefmarkensammlern
die Auslagen mehrmals täglich in Bestform. „Das Auge kauft mit“,
weiß Rath.
In seinen Regalen dominiert Einheimisches – Blatt-, Blüten-,
Frucht- und Wurzelgemüse – Saisonalität und Regionalität sind
gesetzte Größen, beim Obst ist es genauso.
Kein Wunder also, dass die Domäne Dahlem seit Jahren zu
Lüskes Top-Lieferanten gehört. Meist zweimal die Woche steuert
Gert Mazurel, den die Kollegen seiner Herkunft und vielleicht
auch seines Fahrstils wegen den „fliegenden Holländer“ nennen,
den schwarzen Transporter die paar Kilometer zur Königin-Luise-
Straße, um bei den Domäne-Gärtnern frisches Gemüse abzuholen:
Salat, Mangold, Grünkohl, Palmkohl, Rote Bete in verschiedenen
Sorten. Markus Heiermann, Betriebsleiter Gemüsebau auf der Domäne,
nennt die langjährige Beziehung zu Lüske ein Win-win-win-
Verhältnis. „Wir profitieren ebenso wie Lüske“, erklärt Heiermann,
„am meisten haben aber wohl die Kunden davon.“
Und die sind ganz offensichtlich mit dem Angebot mehr als nur
zufrieden „Hier gibt‘s sogar echte Brunnenkresse“, konstatiert
eine Frau mit unüberhörbar hanseatischem Dialekt, „die haben sie
nicht mal auf dem Isemarkt.“ (Zur Erklärung: Der Isemarkt, das ist
Hamburgs wohl berühmtester Wochenmarkt unter dem Viadukt
der U-Bahnlinie 3, auf dem über 200 Händler Produkte anbieten,
die es anderswo in der Hansestadt nicht oder nur selten gibt.) Sie
legt die kräutrige Rarität in ihren Einkaufswagen, dazu Bamberger
Hörnchen und Roscoff-Zwiebeln.
Ihre Begleiterin interessiert sich für Cima di rapa, den hierzulande
noch nicht allzu häufig angebotenen Stängelkohl. „Was macht
man damit?“ Wais Rokhani, der umsichtige Azubi, reicht ihr eine
Rezeptkarte: Orecciette mit Cima di rapa, ein Traditionsgericht
aus Apulien. Die Kundin entscheidet sich für das fremde Gemüse.
„Diese Rezeptkarten sind eins unserer Markenzeichen, nicht nur
am Gemüseregal, sondern auch beim Fleisch und Fisch“, so Christian
Rath. „Unsere Köche entwickeln sie und viele Stammkunden
schwören darauf.“
Dass Lüskes Fleischspezialisten besonderen Wert auf ein gutes
Wildangebot möglichst aus Brandenburger Wäldern legen, liegt natürlich
nicht daran, dass ihr Chef ein passionierter Jäger ist.
„Wild gehört zu den eiweißreichsten Fleischarten, der Fettanteil
ist äußerst gering und es ist komplett bio“, wirbt Thekenchef
Dennis Horstick für eine Rehkeule. „Wild hat immer einen strengen
Eigengeschmack“, entgegnet die Kundin. Horstick erklärt: „Das ist
nur dann der Fall, wenn das erlegte Tier zu lange abgehangen wurde
und sich das Fleischeiweiß bereits zersetzt hat.“ „Gut, dann also
Rehkeule.“ Die junge Frau hat sich entschieden. Dennis Horstick
drückt ihr noch eine Rezeptkarte in die Hand. „Wenn Sie noch Fragen
zur Zubereitung haben, immer gerne.“
Der 23-Jährige ist, wie seine Kollegen im Fischwagen auch,
Koch mit klassischer Ausbildung. Bevor er bei Lüske anheuerte,
stand er bei Käfer im Bundestag am Herd, dem Restaurant mit dem
sensationellsten Ausblick in Berlin.
Duplizität der Ansichten: Wie die Fischtheke und das Gemüseregal
wirkt auch das Fleisch- und Wurstangebot allein schon durch
seine appetitliche Optik. Der zweite Blick: Klasse statt Masse.
Gotsgarten Beef vom Highlandcattle aus dem südlichen Brandenburg,
Rubia Gallega aus Spanien, Luma Beef aus der Schweiz, eine
exklusive Spezialität, zart und fest zugleich sowie kräftig und fein
nussig im Geschmack. Hausgereiftes Dry Aged Beef liegt ebenso
bereit wie Cocoon Aged Beef vom Rupertirind aus Bayern.
Es gibt Schinken- und Wurstspezialitäten, die vielfach preisgekrönten
Bratwurstkreationen von Meister Jens-Uwe Bünger, eine
aromatische, hausgemachte Sülze, die alle Standardkreationen
gleichen Namens meilenweit hinter sich lässt und – ich traue meinen
Augen kaum – die berühmte toskanische Bratsülze Ciccioli
Sambucani. Das ist premium auf ganzer Linie!
Das kulinarische Kino TITEL
GARÇON
25
TITEL Das kulinarische Kino
Im Gespräch: Marktleiterin Elke Brieger und
Havelland express-Manager Dietmar Bartocha.
Wer braucht zehn verschiedene Pfeffersorten, Frau Brieger?
Manche Menschen kommen in ihrer Küche mit gewöhnlichem
schwarzen Pfeffer klar, für andere muss es indischer Tellicherry
sein, weil er intensiver im Geschmack ist, fruchtiger, nussiger. Und
wieder anderen ist das Edelste und Teuerste gerade gut genug –
also Roter Kampot aus Kambodscha.
Sie sprechen jetzt von Kunden, die mit der Sortenvielfalt kein
Problem haben, die wissen, was sie wollen. Aber was ist mit denen,
die sich davon erschlagen fühlen?
Meiner Meinung nach reicht es zu wissen, dass hochwertiger
Pfeffer ganze Gerichte trägt. Je schlichter, desto besser, sage ich
immer. Damit die Kunden herausfinden können, welche Sorte sie
geschmacklich besonders anspricht, gibt es bei uns Schnupperdosen.
Bei einer Geruchsprobe merken sie schnell etwa die intensive
Zitrusnote des Andalimanpfeffers aus Indonesien oder das
süßlich-zimtartige Aroma des Langen Pfeffers. Und wenn sie dann
immer noch unschlüssig sind, können sie mich, meinen Kollegen
Matthias Rohde oder einen unserer Mitarbeiter fragen. Ohnehin
setzen wir ganz stark auf die Kommunikation mit unseren Kunden.
Haben Sie einen persönlichen Pfeffer-Favoriten, Frau Brieger?
Nur mit einer Sorte komme ich zu Hause nicht aus – aber besonders
mag ich den mit Meersalz fermentierten schwarzen Pfeffer
von Ingo Holland.
Wie viele verschiedene Produkte stehen in Ihren Regalen?
So um die 3.500, allerdings gibt es nicht immer alles, und das Angebot
wechselt auch saisonal.
Kennen Sie sich bei allen Lebensmitteln so gut aus wie bei Ihren
Pfeffer-Offerten?
Wenn nicht, dann hätte ich meinen Beruf verfehlt. Abstriche mache
ich beim Wein und bei den Spirituosen, da ist mein Marktleiter-
Kollege Matthias Rohde der Mann für die Details.
Und die übrigen Mitarbeiter?
Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen abgehoben, aber Kompetenz
ist Lüske-Credo.
Gibt es auch Kundenfragen, auf die Sie keine Antwort wissen?
Absolut, natürlich. Ich beschäftige mich zwar intensiv mit unserer
Materie, lese alles, was mir in die Finger kommt – Kochbücher sind
meine Dauerlektüre – aber wenn ein Kunde vor dem Ölregal steht
und wissen will, welches von unseren 15 Olivenölen nicht nach Olive
schmeckt, dann muss ich passen.
Würden Sie mir zum Schluss noch drei Dinge aus Ihrem Sortiment
nennen, auf die Sie ganz persönlich nicht mehr verzichten wollen?
Puh, ich hätte bei dreißig schon meine Probleme. Aber gut. Die
Fonds aus der sächsischen Traditionsfleischerei Heyer in Werdau,
die Eier vom Waldgartenhof, einem Demeter-Betrieb im niedersächsischen
Gartow und – weil jetzt Stollenzeit ist – die wirklich feinen
Christstollen aus der Bio-Konditorei von Thomas Heller in Dresden.
Vielen Dank für das Gespräch, Frau Brieger.
26 GARÇON
Das kulinarische Kino TITEL
Wollen wir über Schampus reden, Herr Rohde?
Gerne, Sylvester ist ja nicht mehr allzu fern.
Also, was empfehlen Sie?
Keine großen Namen – hoffentlich sind Sie jetzt nicht enttäuscht
– sondern die Brut Champagner von AR Lenoble. Das ist ein Familienbetrieb,
der vor knapp 100 Jahren von Armand-Raphael Graser
gegründet wurde und den heute seine Urenkel Anne und Antoine
Malassagne führen. 18 Hektar Rebfläche, 12 Hektar davon Grand
Cru Chardonnay in Chouilly, dazu Pinot Meunier im Vallée de la
Marne und Pinot Noir in Bisseuil, alles begrünt, wodurch der Traubenertrag
stark reduziert ist und weit unter dem Durchschnitt des
Anbaugebiets liegt. Das Ergebnis sind Champagner mit ausgeprägtem
Charakter, fruchtig in der Nase, reich an Aromen, eine echte
Explosion, eine perfekt eingebundene, cremige Perlage...
Sie können ja richtig ins Schwärmen kommen.
Bei diesem Champagner immer. Und falls sie noch einen Beleg für
dessen Qualität brauchen – Lenoble wird übrigens auch im Gourmetrestaurant
Lorenz Adlon Esszimmer ausgeschenkt.
Danke für den Autoritätsbeweis, Herr Rohde, aber wir vertrauen
Ihrer Expertise. Lassen Sie uns mal zum Rotwein kommen, denn
bis zum weihnachtlichen Gänsebraten sind es ja auch nur noch
ein paar Tage.
Ich persönlich bin ja ein Fan von deutschem Spätburgunder, aber
Sie finden bei uns auch gehaltvolle Australier, Chilenen, Südafrikaner,
Italiener, Spanier und Österreicher. Und für Frankreich-Freaks
habe ich erst kürzlich bei Fritz Keller eingekauft...
...Sie meinen den Fritz Keller, der kürzlich zum neuen Präsidenten
des Deutschen Fußball Bundes gewählt wurde...
...genau den, aber er ist eben auch Winzer und Weinhändler und besitzt
einen beeindruckenden Weinkeller. Von ihm stehen jetzt etliche
Raritäten in unseren Regalen, Bordeaux und Burgund vor allem.
Wie viele Gewächse bieten Sie insgesamt an?
Im Mini-Büro: Marktleiter Matthias Rohde.
Rund 350, wobei sich unser Weinregal – das gilt übrigens auch für
alle anderen Offerten – mit unseren Kunden entwickelt. Learning
by drinking sozusagen oder eben learning by eating.
Heißt das – öfter mal was Neues?
Wir sind immer auf der Suche nach neuen Produzenten und Produkten,
erst recht jetzt, wo wir uns neu erfunden haben. Wichtiger
als neu ist aber immer die Qualität eines Lebensmittels, seine
Nachhaltigkeit und, dass Produkt und Produzent zu uns passen.
Vielen Dank, Herr Rohde, und auch an Sie die Frage, auf welche
drei Dinge aus ihrem Angebot Sie persönlich nicht mehr verzichten
wollen...
Ja, und ich habe die gleichen Probleme mit einer Antwort wie meine
Marktleiter-Kollegin, aber gut. Erstens ist das unser Brot- und
Backwarenangebot, zweitens unser hausgebeizter Lachs und drittens
ein bretonisches Sandgebäck mit Karamell aus gesalzener
Butter und Vanille. Diese Gavottes finde ich einfach megalecker.
GARÇON
27
TITEL Das kulinarische Kino
28 GARÇON
Wenn es dunkel wird, die Läden schließen und der Feierabendverkehr
auf der Drakestraße langsam abebbt, beginnt bei Lüske die
Zeit der kulinarisch Kreativen. Dann wird im Kochstudio auf der ehemaligen
Zuschauertribüne des alten Kinos blanchiert, filetiert, pariert,
reduziert und natürlich diskutiert: Brust oder Keule?, Eisen
oder Teflon?, Limette oder Zitrone? Keine Frage – dann ist Kochschulzeit
im Supermarkt.
Allein für November 2019 nennt der regelmäßig herausgegebene
Veranstaltungsplan sieben Events, darunter einen „Workshop
Fleisch“, eine „Skandinavische Winterreise“, einen „Japanischen
Abend“ und das gemeinsame „Martins Gans Essen“. Hinzu kommen
die Kurse des Kids Clubs und jedes Jahr im Dezember ein Familienkurs:
Plätzchen backen.
„Bei uns haben natürlich auch Firmen die Möglichkeit, Businesscookings
zu veranstalten, um Teamentwicklung und Kundenbindung
zu fördern; wir organisieren Weintastings und richten
beispielsweise auch Kindergeburtstage aus“, so Ildiko Galander,
Eventmanagerin im Hause Lüske.
Ich erlebe die besondere Atmosphäre des kulinarischen Ortes
auf dem einstigen Zuschauerrang bei einem Abend, an dem eine
häufig gestellte Frage zur Debatte steht: Welcher Wein zu welchem
Käse? Lüske-Marktleiter und Weinprofi Matthias Rohde und Käse-
Chef Oliver Harris haben sich für das Seminar den Sommelier Lars
Miserre als Unterstützung geholt: „Ausnahmsweise, ansonsten haben
wir selbst genügend kulinarische Kompetenz an Bord.“
Eine pensionierte Lehrerin, die mit ihrer Freundin zum Weinund-Käse-Abend
gekommen ist und offenbar häufiger Kochschulen
besucht, nickt zustimmend: „Hier üben sich wenigstens keine
Promiköche in Selbstdarstellung.“
Rohde schenkt einen Monbazillac aus: „Château Le Thiaut
2016.“ Dazu serviert Harris einen Shropshire Blue aus der Cropwell
Bishop Creamery in Nottinghamshire, vor einigen Jahren immerhin
mit dem Titel Best English Cheese geehrt.
„Das passt“, konstatieren die Gäste der Degustation und ich
habe das Gefühl – bei Lüske passt nicht nur das.
LÜSKE
Drakestraße 50
12205 Berlin-Lichterfelde
Tel. 030 – 80 20 20 160
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LOKALTERMIN Restaurant Otto
Inhaber und Küchenchef Vadim Otto Ursus Henselder.
Otto – Das Restaurant
VADIM OTTO URSUS HENSELDER: NACH POP-UP-KARRIERE NUN SESSHAFT
„Oh, Ihr seid neu hier?“
„Ja, morgen machen wir auf.“
„Was kocht Ihr denn?“
„Regionale Sachen, Eingelegtes, so ganz persönliche Geschichten.“
„Interessant.“
„Hoffentlich.“
„Wird schon klappen, ich schau auf jeden Fall mal rein.“
„Mach das. Otto minus Berlin dot net.“
Dieses Gespräch zwischen einer Passantin und Vadim Otto Ursus
Henselder am Vorabend der Eröffnung seines Restaurants wäre
nicht der Erwähnung wert – wenn wir es dennoch zitieren, so
vor allem deshalb, weil es zeigt, wie dieser junge Mann tickt. Der
27-jährige Berliner ist – im Gegensatz zu etlichen seiner Berufskollegen
– ein Ausbund an Bescheidenheit. So wurde sein Start in
die Selbstständigkeit auch weder von Presseaussendungen noch
Vorab-Interviews begleitet, es gab keine Pre-opening-Party oder
Restaurantleiterin Cate Gowers stammt aus Australien.
30 GARÇON
Restaurant Otto LOKALTERMIN
Köchin Sascha Silberstein absolvierte ihre Ausbildung in Portugal
und arbeitete im Dinner by Heston Blumenthal in London.
anderen Bling-Bling. Einfach Tür auf – in Berlin
zählt das Experiment – Erfolg hat, wer sich was
traut. Und Vadim, wie ihn die meisten nennen,
traut sich was.
Wer den Berliner in eine Schublade stecken
will, nennt ihn einen Radikal-Regionalisten, die
Stationen seiner berufsbildenden Wanderschaft
– Maaemo Oslo, Noma Kopenhagen und Koks
auf den Färöer – unterstützen das natürlich.
Dennoch gehört seine Küche wohl eher in die
Kategorie wahrer Genuss. Was kommt da also?
Ein ungemein frischer, anregender Gang aus
marinierten grünen Paprikaschoten, Petersilienpesto
und Schafsjoghurt; ein sagenhaft gutes
Wildschweintatar, das von gelbem Senf und fermentierten
Tomaten aromatisch assistiert wird;
ein Rottstocker Bachsaibling, der nach einem
Salzlakebad und ein paar Minuten auf dem Hibachi
Grill lediglich mit Wildkräutern aus der
Schorfheide serviert wird. Und als Dessert, ziemlich
off mainstream, ein in Wollschweinschmalz
ausgebackener Zwetschgenkuchen mit schwarzen
Walnüssen (siehe Seite 30). Das alles ist
eine gut geerdete, perfekt zubereitete Küche
ohne Firlefanz.
Die Weinkarte liest sich wie ein Naturwein-
Adressbuch: Kühn, Leiner, Schmitt, Vetter, Warnung
– sieben Gewächse gibt es glasweise.
Wir bleiben bei dem, was wir schon zu Vadims
Pop-up-Zeiten geschrieben haben: Hier
ist ein junger, aufregender Koch unterwegs, von
dem man noch einiges hören wird.
Koch Bjarne Meyer kommt aus der Christian-Lohse-Schule.
Koch-Azubi Simón Quiñones hat einen
Master in Lateinamerikawissenschaften.
GARÇON
31
LOKALTERMIN Restaurant Otto
Leinsamencracker,
Wintergrün,
frischer Käse,
schwarzer Knoblauch.
Wildschweintatar,
fermentierte Tomate,
wilder Gelbsenf.
Bachsaibling,
Garum,
Wildkräuter.
RESTAURANT OTTO
Oderberger Straße 56
10435 Berlin-Prenzlauer Berg
Tel. 030 – 25 97 71 59
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32 GARÇON
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LOKALTERMIN DingsDums Dumplings
Berliner Szenerestaurant 2019: Das Zero-Waste-Lokal Frea.
kes Plädoyer für kulinarische Nachhaltigkeit gehalten. In einigen
Hauptstadt-Restaurants rennt sie damit offene Türen ein, aber
eben längst nicht in allen – und so war es die vielleicht beste Entscheidung
der Berliner Meisterköche-Jury, dem Zero-Waste-Lokal
Frea in der Torstraße den Titel „Berliner Szenerestaurant 2019“
zuzuerkennen. Jasmin Martin und David Suchy sind die Inhaber
des im März 2019 eröffneten Eckladens, Küchenchef ist Halfdan
Kluften, der zuvor im Kopenhagener 3-Sterne-Restaurant Geranium
sowie im Silo in Brighton, dem weltweit ersten Zero-Waste-Restaurant,
tätig war. Das Credo des Trios: „Wir wollen möglichst wenig
Energie und Ressourcen verbrauchen, nachhaltige und faire Produkte
anbieten und dabei so wenig Müll wie möglich hinterlassen.“
Zu den Pionieren der Szene gehört auch das Kreuzberger Bistro
DingsDums Dumplings, das 2018 mit dem Förderpreis „Zu gut für
die Tonne!“ und in diesem Jahr mit dem Zero Waste Award der Next
Organic ausgezeichnet wurde.
Autorin eines Zero-Waste-Kochbuches: Sophia Hoffmann.
Obwohl sie fast täglich in irgendeiner Zeitung steht, schockiert die
Zahl immer wieder: Zwölf Millionen Tonnen Lebensmittel werden
jedes Jahr in Deutschland weggeworfen, der größte Teil davon bereits
in der Produktion und im Vertrieb – rund 7,6 Millionen Tonnen.
Der Rest – 4,4 Millionen Tonnen (manche Studien sprechen sogar
von sechs Millionen Tonnen) – landet in deutschen Haushalten auf
dem Müll. Das sind pro Kopf und Jahr 55 Kilogramm!
Bundesernährungsministerin Julia Klöckner hat deshalb im
Frühjahr 2019 eine „Nationale Strategie“ ins Leben gerufen, um
der Verschwendung Einhalt zu gebieten. Bis 2030, so das Ziel, soll
die Menge der weggeworfenen Lebensmittel zumindest halbiert
werden. Dafür bedarf es vor allem und zuerst eines größeren politischen
Drucks auf Industrie und Handel. In Frankreich beispielsweise
gibt es seit drei Jahren ein Gesetz, das es Supermärkten
untersagt, übrig gebliebene Lebensmittel wegzuwerfen, Italien und
Tschechien haben inzwischen nachgezogen. In Deutschland dagegen
wurden erst kürzlich zwei Münchner Studentinnen für „illegales
Containern“ rechtskräftig verurteilt – wegen Diebstahls. Sie
haben nun Verfassungsbeschwerde eingelegt – Ausgang offen.
Auf der anderen Seite braucht es allerdings auch eine neue
Qualität der gesellschaftlichen Debatte über den Umgang mit Nahrungsmitteln.
Dafür hat Klöckners Ministerium die „Zu gut für die
Tonne!“-App für Smartphones und Tablets eingerichtet, auf der
Sterne- und prominente Hobbyköche Rezepte präsentieren sowie
Tipps zum Einkauf und der richtigen Aufbewahrung von Lebensmitteln
geben. Ob das am Ende reicht, wird man sehen.
Das Trendthema der Stunde jedenfalls heißt Zero Waste (Null
Müll), die Aktivisten der Nachhaltigkeitsbewegung halten es am
Kochen. Die in München geborene Wahlberlinerin Sophia Hoffmann
etwa steht nicht nur im Neuköllner Zero-Waste-Café Isla am
Herd, sondern hat kürzlich mit ihrem im ZS Verlag erschienenen
Band Zero Waste Küche auch ein informations- und meinungsstar-
Gewinner des Zero-Waste-Preises der Next Organic
2019: Das DingsDums-Dumplings-Team.
34 GARÇON
DingsDums Dumplings LOKALTERMIN
Resteessen à la carte
ZU GAST IM DINGSDUMS DUMPLINGS
VON JÖRG TEUSCHER
GARÇON
35
LOKALTERMIN DingsDums Dumplings
Mauritz Schröder.
Jilianne Schröder, 30, stammt aus Köln, studierte On Air Design und
fand danach einen Job als Produktionsleiterin beim Film. Ihr Bruder
Mauritz, 28, machte seinen Abschluss in Medienmanagement
und arbeitete anschließend in der Finanzbranche. Die 31-jährige
Ann-Kathrin Wohlrab schließlich, gebürtige Fränkin aus Fürth und
graduierte Mediendesignerin, entwarf nach dem Studium Apps.
Ein gemeinsamer Kochabend lieferte die Initialzündung, etwas
gegen Lebensmittelverschwendung zu tun. Die Teigtaschen-Idee
wurde geboren und mit der Hartnäckigkeit von Menschen, die
wirklich etwas wollen, in die Tat umgesetzt. „Was uns vor allem zu
Foodsavern macht, ist die Einzigartigkeit unserer Zutatenbeschaffung“,
erklärt Ann-Kathrin, die Sprecherin des Teams.
DingsDums Dumplings kauft vor allem im Reste-Supermarkt
SIRPLUS, aber auch bei verschiedenen, durchaus renommierten
Großhändlern, überschüssige, allerdings qualitativ einwandfreie
Lebensmittel ein, die nicht mehr verwertet werden, weil sie Schönheitsfehler
haben oder kurz vor dem MHD-Ablauf stehen. Daraus
produziert Jilianne Schöder, kulinarischer Kopf des Trios, dann Füllungen
für Teigtaschen, die geschmacklich selbst die mäkeligsten
Feinschmecker sprachlos machen.
„Weil ich spontan das verarbeiten muss, was ich bekomme – und
das sind mal fünf Kilo Maishähnchenbrust, mal eine Kiste Artischocken,
mal zwei Dutzend Kürbisse, mal anderthalb Kilo Kalbsbries –
deshalb sind meiner Kreativität keine Grenzen gesetzt – außer: es
muss schmecken.“ Die fleischigen, fischigen, vegetarischen oder
veganen Dumplings werden dann im DingsDums-Minirestaurant
am Görlitzer Park frisch angeboten, schockgefrostet verkauft bzw.
für diverse Caterings verwendet und demnächst auch online vermarktet.
Neben den Urkunden des Förderpreises „Zu gut für die Tonne!“
und des Next Organic Startup-Awards hängen im DingsDums
Dumplings-Domizil noch weitere Belege dafür, dass die Kreuzber-
Jilianne Schröder und Ann-Kathrin Wohlrab, v.li.
36 GARÇON
Erste Einkaufsadresse für DingsDums Dumplings: Der SIRPLUS-
Rettermarkt in der Steglitzer Schlossstraße 94 (www.sirplus.de).
ger Resteretter auf dem richtigen Weg sind: der WeltverbEsserer Preis 2019 und das
Greentable-Siegel „Nachhaltige Gastronomie“. Und nun müssen sie einen weiteren Nagel
in die Wand schlagen. Jilianne, Mauritz und Ann-Kathrin sind die Gewinner des von
METRO Deutschland erstmals ausgelobten Preises für nachhaltige Gastronomie, der
ihnen Ende November zuerkannt wurde. Wir schicken ein donnerndes „Chapeau!“ an die
Adresse des DingsDums-Dumplings-Teams und fragen uns ganz am Rande, wie es eigentlich
bei den Krösussen der Branche um die Nachhaltigkeit bestellt ist und was die
gastronomischen Big Player beispielsweise gegen die Lebensmittelverschwendung tun.
Wir vermuten mal – nicht allzu viel, oder haben wir da was nicht im Blick?
DINGSDUMS DUMPLINGS
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10999 Berlin-Kreuzberg
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Vale un peccato LOKALTERMIN
VALE UN PECCATO *
LIEBLINGSTRATTORIA IN BERLIN-WILMERSDORF
VON JÖRG TEUSCHER
*„Vale un peccato“ heißt „eine Sünde wert“. Wenn der Italiener
meint, dass beispielsweise ein bestimmter Wein „eine
Sünde wert“ sei, sagt er: „Questo vino val bene un peccato.“
GARÇON
39
Wer wir sind? Echte Italiener. Was wir sind?
Ein Kiezrestaurant mit sympathischer Atmosphäre
und vielen Stammgästen. Wie wir
kochen? Frisch, bodenständig, geschmacklich
harmonisch – italienisch eben.
Ein paar Adressen sollte der Mensch stets griffbereit haben: die
eines menschenfreundlichen Zahnarztes, die einer allroundigen
Autowerkstatt und – allemal im italo-minded Berlin – die einer
Trattoria ohne Ruhetag, wo man weiß, was du brauchst, wenn mal
wieder Ebbe im Kühlschrank ist oder Freunde unangemeldet aufgetaucht
sind. Für Letzteres: Vale un Peccato, eine Trattoria für diese
Fälle – und deshalb meine Lieblingstrattoria.
Inhaber Renato Zorzi.
40 GARÇON
Vale un peccato LOKALTERMIN
Trio divino: Francesco Santore,
Francesco Geraci, Giuseppe Mosca.
Die Lage nah am Heidelberger Platz ist einerseits zentral, es gibt
sowohl eine U- und S-Bahnstation als auch Parkplätze. Und sie ist
andererseits versteckt genug, dass hier weder juvenile Touri-Truppen
einfallen noch Jüngelchen in Slim-Fit-Anzügen ihr Sehen-und-
Gesehen-werden-Schaulaufen veranstalten.
Die Trattoria Vale un Peccato ist kein Szene-Italiener, sondern
ein Stammgastrestaurant, das einem klaren Kodex folgt, dem Atmosphäre,
Einrichtung und vor allem die Speisekarte entsprechen.
Die ersten Gäste kommen bereits zur Aperitivo-Zeit, das sind die
verhinderten Selbstversorger, die eigentlich nur auf einen Teller
Spaghetti alla Matriciana oder eine Pizza Mista hereinschneien,
sich dann aber doch für etliche Antipasti und das Filetto al Barolo
entscheiden. Man gönnt sich ja sonst nichts. Und wenn sie bereits
beim Dolce sind, geht es Schlag auf Schlag. Man kennt sich, man
grüßt sich. „Hallo, herzlich willkommen, wie geht‘s?“, fragen die
italienischen Servicemänner. „Buonasera, tutto bene!“, antworten
Das „Küken“ im Team: Chiara Granaroli.
GARÇON
41
LOKALTERMIN Vale un peccato
Küchenchef Gaetano Bartoluccio.
die deutschen Gäste und testen natürlich auch bei der Bestellung
ihr Urlaubsitalienisch.
Chef des urgemütlichen, unprätentiösen Lokals ist Renato Zorzi.
Der 56-Jährige stammt aus Treviso, einer Stadt im norditalienischen
Veneto nahe Venedig, kam vor 35 Jahren nach Berlin, arbeitete
im legendären Piccolo Mondo in der Reichsstraße und führte
später das Pan degli Angeli am Stuttgarter Platz.
Zorzi weiß also, was seine Gäste wünschen – genauso wie sein
Küchenchef Gaetano Bartoluccio, ein Sizilianer, dessen Pastagerichte
ebenso eine Sünde wert sind wie sein gewaltiges Mare
e Monti, ein gegrilltes Rinderfilet mit Scampi. Dazu einen Planeta
Segreta aus Bartoluccios Heimat, danach einen guten Espresso,
vielleicht noch ein kleines Tiramisu und der beglückende Plan,
einfach bald wiederzukommen. Lieblingstrattoria eben. Und – die
allabendliche Gästeschar zeigt es – nicht nur meine.
„Arrivederci, a presto!“ „Lassen sie sich‘s gut gehen, bis bald!“
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„Ein Einkaufsführer mit den besten Tipps von Insidern der kulinarischen
Szene“, so das Vorwort-Versprechen des Bändchens „Berlin:
Wo Köche einkaufen“, herausgegeben Ende der 1990er vom Hamburger
Companions Verlag. Unter der Rubrik „Käse & Milchprodukte“
neun gute Adressen. Nur vier davon gibt es noch – der Rest:
vergangen, vergessen, in den meisten Fällen dem knochenharten
Wettbewerb in der Lebensmittelbranche zum Opfer gefallen.
Zu denen, die das knappe Vierteljahrhundert seit Erscheinen
des Shopping-Guides nicht nur überlebten, sondern sich zudem
auch bester Gesundheit erfreuen, gehört die Feinkost-Institution
Maître Philippe et Filles, ein frankophiles Einkaufsparadies in Wilmersdorf,
dessen Käseofferten zu den besten der Stadt zählen.
Mit dem Käse begann vor 25 Jahren auch alles, er hat Philippe
Causse bekannt gemacht. Manche sagen auch berühmt, aber
gegen dieses Adjektiv hat der 66-Jährige ganz grundsätzlich etwas.
„Berühmt sind Balzac und Bocuse“, sagt er. Und berühmt
sind sicher auch viele seiner Käse, das will er noch gelten lassen:
Époisses, Fourme d‘Ambert, Reblochon oder Vacherin Mont d‘Or
– Rohmilchkäse allesamt, Außenseiter in der Welt industrieller
Standards, Felsen in der Brandung des Meeres aus pasteurisierten
Molkerei-Einheitsprodukten.
Philippe Causse stammt aus Marseille und kam 1971 für ein Jahr
nach Berlin, um die deutsche Sprache zu lernen. Fünf Jahre später
war er wieder da und blieb, zuerst als Weinhändler bei Viniculture
in der Charlottenburger Grolmanstraße – der renommierte Kulinarik-Autor
Thomas Platt lobte flugs „den großen Sachverstand der
kultivierten Rebherren Causse, Schürenberg und des Jungwinzers
Hammond“ – seit 1994 mit eigenem Geschäft in der Emser Straße
44 GARÇON
Maître Philippe et Filles LOKALTERMIN
in Wilmersdorf. Nachdem seine Töchter Anaïs und Noémie
Anfang der 2000er in das Unternehmen eingetreten waren (s.
Seiten 72/73), fügte der Meister dem stadtweit bekannten,
„Maître Philippe“ ein „et Filles“ hinzu – „und Töchter“.
Damit dokumentierte er öffentlich, dass der Laden auch in
Zukunft ein Familienbetrieb bleiben und das Gründungscredo
beibehalten wird, auch wenn es längst nicht mehr nur um Käse
geht wie vor 25 Jahren. „Ob Butter aus der Deux-Sèvres, Honig
aus dem Languedoc, Marmelade aus der Bretagne, Schinken,
Würste, was auch immer, industrielle Massenware ist ein
Tabu, das wir im Sinne unserer Kunden niemals brechen“, so
Anaïs und Noémie Causse. Ihr Vater lächelt. Der Apfel fällt
eben nicht weit vom Stamm. Tel père, tel fils.
Herzlichen Glückwunsch zum 25. Geburtstag!
Kochender Geburtstagsgast: Moritz Borowski vom Le Bon Mori, re.
GARÇON
45
LOKALTERMIN Neue Restaurants
Verkaufsleiter Falk Wendt und Hans Nübel, v.re.
neu new nouveau
Die Mitte September eröffnete Dependance
der Berliner Bio-Bäckerei Beumer&Lutum
ist die sechste Filiale des Unternehmens
und gleicht den anderen fünf in Kreuzberg
und Prenzlauer Berg, was Angebot und
Service angeht, in vielem.
„Aber es gibt auch Besonderheiten“, weiß
Geschäftsführer Antonius Beumer, „die
vielleicht erst der zweite Blick offenbart.“
Der 63-Jährige lenkt unser Augenmerk auf
die Lage des neuen Ladens. Auf das im
Sommer 2019 fertiggestellte Metropolenhaus,
das zwar nicht unbedingt mit einer
außergewöhnlichen Architektur punktet,
allerdings aber mit einem für Berliner Verhältnisse
einzigartigen Konzept.
In der Pressemitteilung liest sich das
so: „Das ‚Aktive Erdgeschoss‘ im Metropolenhaus
mit kleinen Läden, orientalischer
Gastronomie und nichtkommerziellen Projektäumen
wurde querfinanziert durch den
Verkauf von Wohn- und Gewerbeeinheiten
im 1. bis 6. OG. Dadurch übernehmen die
Eigentümer langfristig Verantwortung für
eine nachhaltige Stadtentwicklung.
40 Prozent der Erdgeschossflächen werden
temporär zu einem Mietzins von maximal
sechs Euro pro Quadratmeter vermietet
und sind Freiraum, Labor und Bühne
zugleich.“ Kurz gesagt heißt das: Privateigentum
finanziert Gemeinwohl. Und das ist
in unserer Gesellschaft schon etwas nicht
Alltägliches.
Für das kulinarische Konzept bei
Beumer&Lutum ist ein alter Bekannter zuständig
– Hans Nübel, 57 und früher mal
Inhaber des Gugelhofs am Kollwitzplatz.
„Neben den Beumer-&-Lutum-Klassikern
bieten wir hier auch vier verschiedene Bagelsorten
an, außerdem Mezze mit Hummus,
Couscous oder Linsensalat – Reverenz
an das Jüdische Museum gleich gegenüber“,
so Nübel.
BEUMER & LUTUM
Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz 9
10969 Berlin-Kreuzberg
Tel. 030 – 25 80 08 72
www.beumerlutum.de
46 GARÇON
Neue Restaurants LOKALTERMIN
Steigenberger-Generaldirektorin Gabriele Maessen, Mitte,
Ella-Küchenchef Manuel Eich und Sous Chefin Jessica Rumpf.
nuovo nuevo yeni
Gabriele Maessen – Markenzeichen: elegantes
Designeroutfit – gehört zu den wenigen
Frauen, die in Berlin ein großes Hotel
führen und ist die wahrscheinlich längstgediente
General Managerin der Hauptstadt-
Hotellerie. Anfang 2004 kam die gebürtige
Wienerin nach Stationen in Budapest,
Frankfurt, Madrid, Mainz und Zürich an die
Spree, arbeitete für die Leonardo und Azure
Company und steht nun an der Spitze
des Steigenberger Hotels Am Kanzleramt.
Anfang Oktober lud Gabriele Maessen
zur Eröffnung des Hotelrestaurants ELLA
(ebenso wie die anliegende Straße nach
der Kommunistin, Gewerkschafterin und
antifaschistischen Widerstandskämpferin
Ella Trebe benannt, die 1943 verhaftet und
im KZ Sachsenhausen erschossen wurde).
Das Ambiente des Lokals, das sowohl
über die Lobby des Hauses als auch durch
eine Tür zur Straße zugänglich ist, wird von
großen Spiegeln und der noch größeren
Fensterfront geprägt. Ansonsten: Innenarchitektur
von der Stange, chic und modern,
aber nichts, was ans Herz geht.
Da ist die Küche von Manuel Eich schon
näher dran. Der 53-jährige Küchenmeister,
zuletzt Chef am Herd im Seminaris
Campushotel Berlin und im Courtyard by
Marriott in München, hält sich von den
freudlosen und oft bis zur Geschmacklosigkeit
verfeinerten Kreationen der hypermodernen
Zeitgeistküche fern und pflegt
statt dessen einen erfrischend klassisch
geprägten Kochstil.
Grünkohlsalat mit Birne, Pastinaken-
Karotten-Suppe mit Entenbrusttranchen
und Gänsekeule mit Rotkohl, Klößen und
Malzbiersauce sind hübsch arrangiert und
geschmacklich fein abgestimmt. „Wir wollen
mit diesen und allen anderen Angeboten
unseren Gästen einen entspannten Genuss
bereiten“, so Eich.
RESTAURANT ELLA
Ella-Trebe-Straße 5
10557 Berlin-Moabit
Tel. 030 — 740 743 0
www.steigenberger.com
GARÇON
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LOKALTERMIN Chez Belmondo
CHEZ BELMONDO
AUF HEINZ HORRMANNS SPUREN IN CHARLOTTENBURG
VON MARC STEYER
48 GARÇON
Chez Belmondo LOKALTERMIN
Gastgeber und Küchenchef Alain Agha.
Vor einiger Zeit vertraute Heinz Horrmann, bestgekleideter, höchstdekorierter
und weitestgereister Hotel- und Restauranttester der
Republik, dem Bielefelder Hochglanzmagazin A LA CARTE seine
Berliner Lieblingsrestaurants an: 13 kulinarische Orte in Charlottenburg,
Wilmersdorf, Kreuzberg, Tiergarten und Mitte – und alle
waren gespannt, wo der Maestro so zu dinieren pflegt.
O.K., das Adlon Esszimmer durfte man erwarten („der dritte
Stern ist längst überfällig“), das Borchardt sicher auch („das Restaurant,
das nie Pause macht“), den India Club („schlichtweg
grandios“) nicht unbedingt. Der Beef Grill Club am Gendarmenmarkt
(„absolut empfehlenswert“) und das Chez Belmondo in der
Knesebeckstraße („eine Küche...vergleichbar mit Ducasse und
Robuchon“) überraschten die Gemeinde dann total. Nix Tim Raue
übrigens, nix Nobelhart & Schmutzig, nix Ernst, Horváth, Facil oder
Rutz und auch nix aus dem von Horrmanns Kollegen allweil bejubelten
The-Duc-Ngo-Gastro-Imperium, aber das nur am Rande.
GARÇON
49
LOKALTERMIN Chez Belmondo
Emmanuel Girard.
Ein Berliner Franzose auf einer Stufe mit Ducasse und Robuchon
also, das macht natürlich neugierig, auch wenn wir es – im Gegensatz
zu Heinz Horrmann – nicht wirklich beurteilen können. O.K.,
in London waren wir vor gut zehn Jahren mal ins L‘Atelier de Joël
Robuchon im Convent Garden eingeladen und in Monaco haben wir
auch mal ein Blick in Alain Ducasses Le Louis XV im Hotel de Paris
geworfen, aber das zählt ja nicht.
Also dann, Chez Belmondo, Knesebeckstraße, nicht weit weg
vom Renaissancetheater, eine gute Gegend, wie man so sagt. Wir
nehmen am Place Jean-Paul Belmondo gleich neben dem Tresen
Platz und verschaffen uns einen ersten Eindruck – was gar nicht so
einfach ist angesichts der vielen Devotionalien. Bébel hier, Bébel
da, Bébel überall – als Kommissar Tellier, Spezialagent Beaumont,
Pfarrer, Fabrikarbeiter, Lastwagenfahrer. Schade eigentich – als
er 1998 nach Berlin kam, um die Goldene Kamera entgegenzunehmen,
war das Restaurant noch eine Wäscherei…
Kerthanan Satkurunathan.
50 GARÇON
Chez Belmondo LOKALTERMIN
Die Promidichte scheint groß zu sein im Chez Belmondo. Alain, der
umtriebige Gastgeber, nennt wichtige Namen und bittet um Diskretion.
Natürlich halten wir uns daran, auch weil wir nicht in Restaurants
gehen, um Politik- oder Showbiz-Größen zu sehen. Nein, wir
kommen, um zu essen und auf ein, zwei Gläschen Wein.
Heinz Horrmann bejubelte die „prächtige Tischwäsche und die
zu kleinen Kunstwerken geformten Stoffservietten.“ Wir wollen
solche Petitessen zwar nicht schmähen, aber wichtiger ist uns
schon, was auf die Teller und in die Gläser kommt.
Und das ist im Chez Belmondo tatsächlich aller Ehren wert (ob
nun michelinsternverdächtig, wie unser berühmter Kollege meint,
das vermögen wir nicht zu sagen). Sowohl die Vorspeisen – Avocadosalat
mit gebratenen Riesengarnelen und Krustentiersauce sowie
Wolfsbarschtatar mit Äpfeln, Tomaten und Koriander als auch
das Hauptgericht – geschmorte Kalbsbäckchen mit Rahmwirsing
und Kartoffel-Möhren-Püree – boten jene Art von mühelosem Ge-
Lawand Loran Agha und Baba Diaby Gassama, v.re.
GARÇON
51
LOKALTERMIN Chez Belmondo
Ali Alaydy.
nuss, der sich einstellt, wenn es auf den Tellern irgendwie stimmig
zugeht. Das gilt gleichermaßen für die Bouillabaisse marseillaise,
dem die Chez-Belmondo-Küchencrew dermaßen aromatische Power
verpasst, dass sie durchaus mit einigen der wuchtigen Roten
von der Weinkarte mithalten kann. Wir bleiben trotzdem lieber
beim Petit Chablis, den uns Emmanuel, der umsichtige Weinkellner,
empfohlen hat und genießen die trotz des einsetzenden Stammgästeansturms
gemütserhellende Atmosphäre des Charlottenburger
Restaurants. Danke für den Tipp, Heinz Horrmann.
CHEZ BELMONDO
Knesebeckstraße 93
10623 Berlin-Charlottenburg
Tel. 030 – 36 28 72 61
www.belmondo-berlin.de
Baba Diaby Gassama.
Karolina Drazkiewicz.
52 GARÇON
Spicy caviar GESCHMACKSSACHEN
DIE PERLEN-STORY EN-STORY
YANA STEUDELS SPICY CAVIAR
VON JÖRG TEUSCHER
GARÇON
53
GESCHMACKSSACHEN Spicy caviar
Mit meinen kleinen veganen Perlen, die ohne künstliche Aromen und
ohne Farb- und Konservierungsstoffe hergestellt werden, möchte ich
Ihren Gaumen überraschen, Freude am Essen vermitteln, Kreativität in
der Küche und bei Tisch fördern und zum Experimentieren verführen.
Meine Kollektion umfasst Perlen mit dreizehn verschiedenen Geschmacksbildern,
darunter solche mit Portwein, Sherry, diversen
Fruchtessigen und verschiedenen Likören; Zitrus-Perlen mit Yuzu, Kalamansi
oder Bergamotte sowie Perlen mit Safran oder schwarzem,
also fermentiertem Knoblauch.
Mein Vorschlag: Probieren sie Ihren Lieblingskäse mit verschiedenen
Perlensorten! Zum Roquefort beispielsweise Mangoessig-Perlen,
zum Comté solche mit Crème de Cassis und zum Reblochon die mit
Tomatenbalsam. Auch Krusten- und Schalentiere, Fleisch, Geflügel,
Desserts und Eis lassen sich hervorragend mit meinen geschmacksintensiven
Gourmetperlen kombinieren.
Dr. Yana Steudel, Chemikerin und Gründerin des Start-up Turn Food To Event
54 GARÇON
Spicy caviar GESCHMACKSSACHEN
Küchenchef Florian Glauert.
Hiramasa Kingfish, Meeresfrüchte und -pflanzen, Ocean pearls.
Zum ersten Mal kamen wir vor 12, 13 Jahren mit solchen Kügelchen
in Kontakt. Es war die Zeit der Molekularküche und des Campari-
Kaviars, der – schwimmend im Orangensaft – eine ungewöhnliche
Interpretation des Klassikers gab. Die Methode der Herstellung der
Campari-Kügelchen hieß „Verkapselung“, und manche Köche hüllten
sie in den aparten Schleier eines Betriebsgeheimnisses.
Dabei war das Ganze ziemlich simpel: Alginat, ein wasserlösliches,
geschmackloses Geliermittel aus Algen, wurde in Campari
aufgelöst, die Mischung auf eine Spritze aufgezogen und in ein
Bad aus Calciumchlorid getropft, fertig. Angewandte Polyelektrophysik.
Der „Kaviar“ musste nur noch abgefischt, mit Wasser abgespült
und den staunenden Gästen mit O-Saft serviert werden.
Die promovierte Chemikerin Yana Steudel holte die Methode aus
der Versenkung, modifizierte sie und verkapselt nun (fast) alles,
was ihre Kunden wünschen. So begegneten uns ihre Perlen beispielsweise
auf einem Teller im eben beschriebenen Restaurant
Chez Belmondo: Wolfsbarschfilet, grünes Erbspüree, Beurre blanc
und on top eben ein gutes Dutzend praller, mattgelber Kügelchen,
Geschmacksrichtung Yuzu-Sake (s. Bild Seite 51).
Florian Glauert, experimentierfreudiger Duke-Küchenchef im
Charlottenburger Ellington Hotel, arbeitet bereits seit geraumer
Zeit mit der Gourmetperlen-Produzentin zusammen. „Yana Steudels
Spicy caviar hat eine feine Struktur und eine sehr dünne Haut“,
lobt Glauert, „die Kügelchen zerplatzen auf der Zunge wie kleine
Geschmacksgranaten und schmelzen dann seidig zart dahin.“ Als
Beleg präsentiert er eine Hiramasa Kingfisch-Zubereitung.
Auch Karolina Stich, die Berliner EisQueen, setzt auf die Gourmetperlen
von Yana Steudel – etwa bei ihrer Kreation „Indian
Summer“, mit der sie bei den Deutschen Meisterschaften der
Speiseeishersteller Ende Mai 2019 antrat. Weißes Schokoladeneis
mit dezenten Currynoten, Mango-Chutney, exotische Früchte
und Mangoessig-Perlen.
Eiskreation mit exotischen Früchten und Mangoessig-Perlen.
EisQueen Karolina Stich.
GARÇON
55
GESCHMACKSSACHEN Spicy caviar
Wer nun glaubt, Yana Steudels Spicy caviar fände nur in der Gourmetgastronomie
und Luxuspatisserie statt, der irrt. Da ist zum
Beispiel die Voudookitchen, ein winziger Burger- und Crêpesladen
im Friedrichshainer Kiez. Der Augenoptiker Alexander Hartung und
die Schauspielerin Josephin Graf, er Stuttgarter, sie Plauenerin, eröffneten
das Bistro vor drei Jahren und betreiben es seitdem mit
einigem Erfolg – es passt zur Gegend und in die Zeit. Dementsprechend
schnell hat es sich herumgesprochen, dass Alex‘ und Josephins
Buns und Pattys von außergewöhnlich guter Qualität sind.
Damit gehört die Voudookitchen zweifellos zur Spitzengruppe
der Berliner Burgerliga, zumal Alexander Hartung – kein Wunder
bei seinem erlernten Beruf – auch ein Händchen fürs Optische auf
dem Teller hat.
Ganz zu Unrecht im Schatten seiner Burgerkreationen stehen
die Hotdogs des 48-Jährigen. Sie sind sicher nicht so abgefahren
wie das, was Björn Swanson, Berlins Meisterkoch 2019, im Bikini-
Yana Steudel und Voudookitchen-Chef Alexander Hartung.
Haus unter dem rätselhaften Namen „Dawg“ servieren lässt, aber
eben auch meilenweit entfernt von den üblichen Hotdog-Schöpfungen.
Hartungs Hot Dog New York Style mit Rindswurst, Sauerkraut
und Röstzwiebeln, die nicht aus der Tüte, sondern vom eigenen
Herd kommen, hätte selbst am East River gute Chancen, so versichern
Kenner der dortigen Fastfood-Szene. Das dürfte auch für die
Voudookitchen-Sonderedition gelten: Pulpo Hot Dog mit Zuckerschoten
und Koriander. Als Topping: die prallen Kügelchen in den
Varianten Bergamotte und schwarzer Knoblauch von Yana Steudel.
VOUDOOKITCHEN
Scharnweberstraße 32
10247 Berlin-Friedrichshain
Tel. 030 – 23 93 35 95
www.voudookitchen.de
56 GARÇON
Spicy caviar GESCHMACKSSACHEN
Auch er ist ein ausgemachter Fan von Yana Steudels Perlen. Frank
Doucet, gebürtiger Franzose aus Épernay im Département Marne.
Das 23.000-Einwohner-Städtchen ist Sitz des Comité Interprofessionel
du Vin de Champagne und eines der wichtigsten Zentren der
Champagnerproduktion.
Vor zwei Jahren kam der 53-Jährige nach Berlin, „weil die Stadt
so kosmopolitisch ist und so viel Lebensqualität bietet.“ In Pankow
fand er den Ort seiner Träume und eröffnete ein Käse- und Weinkontor,
das er nach seinen beiden Großvätern Charles und Paulin
benannte. Die Einrichtung ist eine bunte Mischung aus Kunst und
Krempel, das Angebot an Käse und Wein sowie einigen weiteren
Delikatessen – etwa den Olivenölen und Olivenprodukten von Nicolas
Alziari aus Nizza – durchaus respektabel.
In solcher Nachbarschaft macht sich Yana Steudels Collection
de Perles besonders gut. „Pour enchanter le goût“, sagt Frank Doucet
und lädt seine Gäste zum Geschmackstest.
Yana Steudel und Charles-&-Paulin-Betreiber Frank Doucet.
Welche Perle passt am besten zu welchem Käse? „Zum Camenbert
auf jedem Fall Balsamique de Tomate – oder doch eher
Pommeau?“„Und zum Fourme d´Ambert? Natürlich Vinaigre de
Mangue!“ Schon ist die kulinarische Konversation im vollen Gange.
Gäste, denen das zu viel Gourmet-Philosophie und zu wenig gehaltvoll
ist, können sich auch dem künstlerischen Diskurs widmen
– im Charles & Paulin gibt es monatliche Musikabende, regelmäßige
Lesungen, Foto- und andere Kunstausstellungen. Ein guter Ort
eben, in jeder Hinsicht.
CHARLES & PAULIN
Breite Straße 39b
13187 Berlin-Pankow
Tel. 0152 – 56 29 84 75
www.facebook.com/charlesundpaulin/
GARÇON
57
GESCHMACKSSACHEN Spicy caviar
Chez Belmondo, Duke, Charles & Paulin, Voudookitchen – Beispiele
dafür, dass Yana Steudel mit ihrem Spicy caviar im Berliner
Gastronomiemarkt angekommen ist. „Hier wirklich Fuß zu fassen,
ist aber nochmal ein ganz anderes Ding“, so die Perlenmacherin.
Umso mehr ist sie stolz darauf, dass Jan-Göran Barth, Küchenchef
im Bundespräsidialamt, sein Interesse an ihren Produkten signalisierte
und dass „kulinarisch interessierte Normalverbraucher“, wie
sie es nennt, die Perlen nun auch in den Regalen einiger Einzelhändler
finden – etwa bei Hanabira in der Friedrichshainer Colbestraße
oder bei Wein & Glas in der Wilmersdorfer Prinzregentenstraße.
„In Frankreich ging das alles viel schneller“, sinniert sie. Dort reißen
sich Spitzenköche und Feinkostverkäufer inzwischen um Yana
Steudels „petites perles“, sie wird zu Präsentationen eingeladen,
tritt bei kulinarischen Workshops auf und wurde im Mai 2019 sogar
in die Association des Toques Françaises berufen, eine renommierte
gastronomische Vereinigung, mit deren Unterstützung sie
derzeit an einem „Perlen-Projekt“ für Kinder arbeitet. „Wir planen
eine Perlen-Kollektion, um die Geschmacksschulung etwa in Kitas
zu unterstützen.“
Yana Steudel stammt aus Kasan. Sie studierte Chemie, promovierte
1992 an der Russischen Akademie der Wissenschaften
und folgte noch im gleichen Jahr einem Ruf an die Universität von
Kyoto. 1994 kam sie nach Berlin. Forschungstätigkeit an der Freien
und der Technischen Universität. Singapur, Neuseeland, die Vereinigten
Staaten, wieder Berlin. Arbeit für einen US-Wissenschaftsverlag.
Als der Personal abbaute, verlor sie ihren Job.
Ohne Groll widmete sich Yana Steudel fortan ihrer zweiten großen
Leidenschaft, der Kulinarik. „Mit der Zeit wurde aus der Chemikerin
eine Köchin“, erzählt sie. Sie gewann Kochwettbewerbe,
machte mit ihren Rezepten auf Facebook Furore und produzierte
den ersten Spicy caviar als Geschenk – „nur so, aus Spaß...“
www.turnfoodtoevent.com
58 GARÇON
ADVERTORIAL
Unser Kürbisland
Kürbisse sind sehr gesund, vielseitig
verwendbar und werden in
deutschen Küchen neuerdings immer
beliebter. Knapp ein Kilo des
Fruchtgemüses werden hierzulande
pro Kopf und Jahr verzehrt.
Georg Rixmann.
Sie sind die Stars der Szene im Kürbisland
Brandenburg und weit über dessen Grenzen
hinaus bekannt: Georg Rixmann und
Thomas Syring.
Rixmann, 65, gebürtiger Niedersachse
aus Ankum im Osnabrücker Land und gelernter
Gärtner, kam 1996 mit seiner Partnerin
Sabine Schwalm nach Linum im
Landkreis Ostprignitz-Ruppin.
Sie übernahmen einen alten Gutshof
und begannen, das zugehörige Land zu
kultivieren.
Inzwischen bewirtschaften sie 16 Hektar
mit jeder Menge Spezialitäten: Erdbeeren,
dutzende seltene und fast vergessene
Gemüse-, Kartoffel- sowie über 150 zum
Teil exotische Kürbissorten, eine zumindest
in Brandenburg einmalige Vielfalt.
Georg Rixmann, seit zwei Jahren auch
als pro agro-Genussbotschafter aktiv und
mit etlichen Berliner Spitzenköchen bestens
vernetzt, weiß genau, was die Küchen-Cracks
wünschen. Und er liefert –
von A wie Acorn bis Z wie Zappho. „Es
muss ja nicht immer nur Hokkaido sein“,
so Rixmann.
Der in Deutschland stetig gewachsenen
Popularität des Speisekürbisses
tragen viele Gemüsebauern
Rechnung. Anbauspitzenreiter ist
Bayern, wo auf mehr als 950 Hektar
Kürbisse wachsen.
Die Anbaufläche von Speisekürbissen
im Land Brandenburg beträgt,
grob geschätzt, 240 Hektar. Vor allem
werden Deutsche Gartenkürbisse
sowie Hokkaido-, Butternutund
Muskatkürbisse kultiviert.
Jedes Jahr im Herbst steigt auf
dem Erlebnishof Klaistow in Potsdam-Mittelmark
die größte Kürbisausstellung
Deutschlands. In diesem
Jahr stand sie unter dem Motto
„Fabelhafter Wald der Kürbisse“.
Thomas Syring.
Thomas Syring stammt aus Zauchwitz im
Beelitzer Land. Der 39-jährige Brandenburger
setzt, im Gegensatz zu Georg Rixmann,
nur auf eine einzige Sorte: den Steirischen
Ölkürbis.
Dabei kümmert sich der FU-diplomierte
Landwirt weniger um das Fruchtfleisch der
gelb-grünen Giganten, sondern in erster
Linie um deren nackte, also schalenlose
Kerne. Aus ihnen presst Syring ein reintöniges,
naturbelassenes Bio-Kernöl, dass
es locker mit den besten Produkten steirischer
Provenienz aufnehmen kann.
Knapp zweieinhalb Kilo Kerne, also die
Samen von rund 20 Kürbissen, braucht
man übrigens für einen Liter Öl, das mit
nussigem Aroma, einem hohen Anteil an
Vitaminen und wertvollen Fettsäuren, vielen
Mineralstoffen sowie seiner antioxidanten
Kapazität punktet.
gefördert durch
GARÇON
59
GESCHMACKSSACHEN Gutes von Gude
In Potsdam entdeckt:
Gutes von Gude
REGIONALE FEINKOST AUS BERLIN UND BRANDENBURG
VON JÖRG TEUSCHER
60 GARÇON
Gutes von Gude GESCHMACKSSACHEN
Potsdam rangiert, was das Kulinarische betrifft, bisher eher unter
„ferner liefen“. Mit der Wiedereröffnung der Villa Kellermann vor
einigen Wochen in der Brandenburger Landeshauptstadt (Günther
Jauch/Tim Raue!) dürfte sich da einiges ändern. Viele Gastronomen
an der Havel hoffen jedenfalls, dass sie ein bisschen vom
Glanz der edlen Hütte abbekommen. Feinkosthändler und Manufakturbetreiber
hegen die gleichen Gedanken.
Marcus Gude und Geerte Kretschmann beispielsweise, die vor
einem Jahr in der Gutenbergstraße nahe des Holländischen Viertels
einen Laden für regionale Spezialitäten eröffneten, sind fest
überzeugt, dass in absehbarer Zeit auch das kulinarische Potsdam
in aller Munde sein wird. „Wir wollen jedenfalls unseren Beitrag
dazu leisten“, so der 36-jährige Hotelfachmann Marcus Gude, der
von der Insel Rügen stammt, seine Ausbildung im Schlosshotel
Cecilienhof absolvierte und später in der (alten) Villa Kellermann,
in Hammers Landhotel in Teltow und im Berliner Adlon tätig war.
Seine Partnerin Geerte Kretschmann, gebürtige Potsdamerin und
gelernte Restaurantfachfrau, die nach Stationen in Berlin, Cannes
und Genf wieder zurück in die Heimat fand, führt uns zu den Auslagen
des kleinen Delikatessengeschäfts. „Wir setzen voll und ganz
auf die Region Berlin-Brandenburg“, sagt sie, „auch, weil kaum jemand
weiß, was sie kulinarisch zu bieten hat.“
Neben den sorgfältig gekelterten Fruchtweinen aus dem Werderaner
Kirschgarten stehen da die erstklassigen Sirup-Kreationen
von Felicia Wenzke und Markus Christian aus Babelsberg, die naturbelassenen
Schenkenhonige aus Stahnsdorf, darunter einige
total abgefahrene Gourmethonige mit Lakritz- oder Lavendelnoten
und daneben wiederum die Saucenzubereitungen der Potsdamer
Art-Gourmet-Köche. Es gibt Fruchtbonbons und Fruchtsalze,
Kräuterbiere und Weinaufstriche, deren Produzenten wir auf den
folgenden Seiten vorstellen und eine von der Hofmetzgerei Farm
Katerbow opulent bestückte Fleisch- und Wursttheke (s.S.62/63).
GUDES REGIONALE FEINKOST
Gutenbergstraße 16
14467 Potsdam
Tel. 0331 – 27 370 334
www.gude-potsdam.de
GARÇON
61
GESCHMACKSSACHEN Gutes von Gude
Eine Runde genussbegeisterter Mitmenschen auf der Produktmesse
Made in Berlin am Gleisdreieck. Dr.med.dent. Evelyne Schaefers
alias Doc.Eva, Zahnärztin und Food-Bloggerin, schwärmt: „Eine reife
Ananas schälen, schneiden, mit Charlottes Lebkuchensalz bestreuen,
das ist einfach mega.“ Die derart Gelobte macht solcher
Satz zwar ein bisschen verlegen, aber stolz ist sie auf die Würdigung
ihrer Produkte aus food-kompetentem Mund natürlich schon.
Charlotte Steinseifer, so ihr vollständiger Name, wurde durch
die Kochkünste ihrer Großmutter schon früh kulinarisch geprägt,
Köchin allerdings wollte sie dann doch nicht werden. Sie studierte
Sport, ließ sich zur Physiotherapeutin ausbilden, managte ab Mitte
der 1990er den Spa-Bereich des Palace-Hotels, beschäftigte sich
dort mit Peeling-Salzen und erfand eine Methode, Salzkristalle und
Fruchtaromen zu vereinen. Das Verfahren wurde patentiert, die
52-Jährige gründete die Sapore Fruchtsalz Manufaktur und brachte
seitdem vier Fruchtsalz-Kreationen (Cassis, Granatapfel, Kokos-
Minze, Passionsfrucht) sowie das schon erwähnte Lebkuchensalz
heraus. „Sie gehören zu jenen Ingredienzen, die ambitionierte Gerichte
mit einem Ausrufezeichen versehen“, resümierte kein Geringerer
als Berufsesser Thomas Platt nach seinem Salztest.
www.sapore.berlin
„Bevor der Hopfen aufkam, wurde Bier mit Kräutern gebraut“, sagt
die Ernährungswissenschaftlerin Pia Morgenroth, „und ich bin vor
einigen Jahren angetreten, um diese alte Art der Bierherstellung
wiederzubeleben.“ Nachdem die Tests mit energetisiertem Brauwasser,
Gerstenmalz, Wildkräutern und Hefe erfolgreich waren,
suchte sie Partner mit entsprechender Brautechnik, fand sie im
Berliner CraftZentrum und brachte mit deren Hilfe ihr G‘Bräu auf
den Markt. Doch sie hatte die Rechnung ohne die Behörden gemacht.
G‘Bräu, bedeutete man ihr, vermittele den Eindruck, dass
hier Bier gebraut worden sei – und das gehe nun gar nicht. Pia Morgenroth
warf Etiketten, Briefpapier und Visitenkarten in die Tonne,
nannte ihr Getränk G‘Broi, ließ neu drucken, was nötig war und startete
ein zweites Mal.
„G‘Broi – alkoholisches Kräutergetränk naturtrüb“ verkündet
das Etikett nun, die Bier-Lobby und ihre Reinheitsgebot-Wächter
sind zufrieden, und die Konsumenten sind es auch. Drei Sorten
G‘Broi gibt es inzwischen – Wilde Nessel, Stolze Blüte, Schwarzes
Schaf – genau so hergestellt wie „richtiger“ Gerstensaft und ähnlich
im Geschmack. Feinwürzig, allerdings weniger bitter als gehopfte
Biere, eher mild. Ein Getränk, das uns überzeugt hat.
www.gbroi.com
62 GARÇON
Gutes von Gude GESCHMACKSSACHEN
„Diese hier mögen die meisten Touristen“, erklärt die junge Frau
mit dem aparten französischen Akzent einem älteren Ehepaar und
zeigt ihnen ein Zellophantütchen mit verschiedenfarbig gestreiften
Bonbons. „Apfel, Sanddorn, Waldmeister“, ergänzt sie.
Blickkontakt der beiden. „O.K., fünf mal“, entscheidet der Mann
und fügt entschuldigend hinzu: „So was gibt’s bei uns nicht.“ „Vraiment
pas? – Wirklich nicht?“, fragt die Bonbon-Verkäuferin. Daraufhin
der Mann: „Non, que tu me croies ou non...“ Alle drei müssen
lachen, auch die Muttersprache des Paares ist französisch.
„Das gibt es nur in der Markthalle Neun“, sagt Isabelle Vienne.
Die 42-Jährige stammt aus Lausanne und kam vor anderthalb
Jahren nach Berlin, im Kopf die Idee, eine Bonbonmanufaktur zu
gründen und ein Süßwarengeschäft zu eröffnen. In Dänemark und
Holland absolvierte sie Praktika, in Augsburg lernte sie das Bonbonmacherhandwerk
dann richtig. Im September 2018 schließlich
gründete sie ihre Manufaktur „La Bonbonnière“. Sie fertigt Lollis
und Berlingots, französische Traditionsbonbons in Tetraederform,
17 Sorten derzeit, die intensiv nach dem schmecken, was draufsteht.
Dass sie auf künstliche Farb- und Aromastoffe verzichtet, ist
für Isabelle Vienne selbstverständlich.
www.labonbonniere.de
Johanna Kerschbaumer, 27, stammt aus Bayreuth und hat Wirtschaftspsychologie
studiert; Christoph Sander, 31, kommt aus Bremerhaven
und ist diplomierter BWLer. Jung, gebildet, motiviert, da
ist eigentlich die Karriere etwa in der Digital- oder Finanzbranche
bereits programmiert – sollte man meinen.
Doch die beiden pfiffen auf chice Büros und fette Boni, taten
sich stattdessen mit der Köchin Paula Lipovac zusammen, entwickelten
die Cheers-Weinaufstriche und gründeten das Start-up
Hannah & Paula´s UG, um Produktion, Marketing und Vertrieb ihrer
weinigen Köstlichkeiten zu organisieren. Ganz so problemlos, wie
solcher Satz aufgeschrieben ist, lief die Aktion natürlich nicht, aber
am Ende des Tages stand der Erfolg.
Ihre Aufstriche in den Sorten Cabernet Sauvignon, Merlot, Chardonnay,
Pinot grigio und Rosé (eine Weihnachtssorte „Glühwein“
ist dieser Tage noch hinzugekommen) sind die Renner auf Messen
und Märkten, über 100 Weinhandlungen haben Cheers in den Regalen,
und der Onlineshop wird gut besucht. Das ist kein Wunder,
denn das, was da in die 200-Gramm-Gläser kommt, hat eine fast
cremige Konsistenz und schmeckt intensiv nach der angegebenen
Rebsorte. Ja, Cheers macht schon ein bisschen süchtig.
www.hannah-paula.com
GARÇON
63
GESCHMACKSSACHEN Gutes von Gude
Geerte Kretschmann und Marcus Gude, 1.u.2.v.li. zu Gast in der Hofmetzgerei
Farm Katerbow in Heiligensee bei Winfried, Marcus und Stephan Koch, v.re.
Ulrike Koch und Fachverkäuferin Franziska Hirschland, v.li.
Der wichtigste Lieferant von Marcus Gude und Geerte Kretschmann
ist die Hofmetzgerei Farm Katerbow. Wegen deren Spezialität, dem
Fleisch des Echt Havelländer Apfelschweins, kommen viele Potsdamer
Kunden extra in die Gutenbergstraße und auch etliche Gastronomen
wissen, was sie an diesem Fleisch haben. „Wir beliefern
zum Beispiel das Sternerestaurant Kochzimmer“, so Marcus Gude.
Und weil man nicht nur Kunden, sondern auch Lieferanten pflegen
sollte, machen Gude und Kretschmann der Hofmetzgerei im
Nordberliner Stadtteil Heiligensee regelmäßig ihre Aufwartung.
Der Familienbetrieb ist ein Neuling am Markt, gegründet 2015.
Hinter der Gründung steckt eine ganze Familie: Winfried und Ulrike
Koch sowie die erwachsenen Söhne Marcus und Stephan. Und eine
Idee. Winfried Koch, Küchenmeister und seit über zwei Jahrzehnten
als Produktentwickler unterwegs, untersuchte die Herstellung
von Apfelpektin in Werder/Havel und fand heraus, dass die Produktionsabfälle
soviel Restpektin enthalten, dass sie für Futtermittel-
HOFMETZGEREI FARM KATERBOW
Alt Heiligensee 70
13503 Berlin-Heiligensee
Tel. 030 – 431 22 18
www.farm-katerbow.de
64 GARÇON
Gutes von Gude GESCHMACKSSACHEN
hersteller interessant sein könnten. Die jedoch winkten ab – kein
Interesse.
Koch nahm die Sache selbst in die Hand, holte Brandenburger
Bauern ins Boot und gründete schließlich eine eigene Unternehmung,
die Farm Katerbow. In den ehemaligen LPG-Ställen des
Dörfchens Katerbow im Landkreis Ostprignitz-Ruppin werden die
Schweine aufgezogen, 460 sind es derzeit. „Die Fütterung mit Apfeltrester
macht die Tiere agiler und vitaler“, so Koch, „und wirkt
sich auch positiv auf die Tiergesundheit aus.“
Vier bis fünf Monate dauert es, bis die Apfelschweine ihr
Schlachtgewicht von gut 120 Kilogramm erreicht haben – Slow
Mast sozusagen. Das Ergebnis ist ein Fleisch mit feiner Struktur
und bestem Geschmack. Ein perfektes Produkt, aus dem in der
hauseigenen Metzgerei Wurst-und Schinkenspezialitäten hergestellt
werden. (Neben ihrem Geschäft in Heiligensee haben die
Kochs auch Filialen in Frohnau und Schmargendorf eröffnet.)
GARÇON
65
GESCHMACKSSACHEN Das kulinarische Dreieck
Das kulinarische Dreieck
PRODUZENTEN KOOPERIEREN – GASTRONOMEN PROFITIEREN
VON JÖRG TEUSCHER
66 GARÇON
Das kulinarische Dreieck GESCHMACKSSACHEN
Susanne und Matthias Engels, Fischzüchter aus Rottstock, Metzgermeister
Christopher Zimmermann aus Görzke und Markus Silbernagel, Sous Chef im Hilton Berlin, v.li.
Susanne und Matthias Engels übernahmen im Oktober 2013 den
damals weithin unbekannten Forellenhof Rottstock im Brandenburger
Landkreis Potsdam-Mittelmark. Inzwischen heißt die Anlage
Resort 25 Teiche und hat sich in der Region einen Namen
gemacht – als familiäres Ausflugsziel und Austragungsort von
Feiern der besonderen Art für die einen, als Lieferant erstklassiger
Süßwasserfische für die anderen.
Vor allem Berliner und Potsdamer Küchenchefs schätzen die
Qualität der Saiblinge, Störe und Forellen, die im klaren Wasser
der Rottstocker Gesundbrunnenquelle aufwachsen – die Menge
der Fische, die Susanne und Matthias Engels jeden Donnerstag mit
ihrem Transporter ausliefern, stieg mit den Jahren beständig.
Neuerdings haben sie immer öfter auch Fleisch und Schinken aus
der Landmetzgerei Zimmermann im Rottstocker Nachbarort Görzke
für ihre Kunden an Bord (s. Seiten 68/69).
„Eigentlich keine große Sache“, so Susanne Engels, „wir haben
Christopher Zimmermann kennengelernt, haben gesehen, welche
Anstrengungen er in puncto Produktqualität unternimmt, haben
mit Küchenchefs gesprochen und ohne viel Tamtam einen gemeinsamen
Lieferservice ins Leben gerufen.“
Nutznießer der regionalen Kooperation sind neben einer Reihe
von Restaurants und Cateringfirmen auch das Potsdamer Dorint
Hotel sowie die Hauptstadtherbergen Scandic am Potsdamer
Platz und Hilton am Gendarmenmarkt (s. Seiten 70/71).
GARÇON
67
GESCHMACKSSACHEN Das kulinarische Dreieck
Rottstock: Das Resort 25 Teiche.
Susanne Engels ist diplomierte Politikwissenschaftlerin und war
in ihrem früheren Leben eine bekannte Fernsehfrau – Autorin, Redakteurin,
Produzentin, engagiert, meinungsstark, immer nah am
Leben. Das hat sich mit ihrem Abschied aus der TV-Welt, ihrem
Umzug aufs Land und dem neuen Job nicht geändert. Die 51-Jährige
mischt weiter mit – im Verband Deutscher Unternehmerinnen,
im Tourismusausschuss der Industrie- und Handelskammer, im
Handelsverband Berlin-Brandenburg. Ihre bevorzugten Themen:
Bürokratieabbau, Mittelstandsförderung, Wirtschaftswachstum.
Mit Vehemenz tritt sie gegen jede Art von Aktionismus auf, ob in
der Tourismusentwicklung oder – aktuelles Beispiel – beim Aufbau
sogenannter Regionalmarken. „Da werden teure Agenturen beauftragt,
Konzepte zu entwickeln, es werden Workshops veranstaltet,
Logos entworfen, Flyer gedruckt. À la longue soll dann eine gemeinsame
Logistik aufgebaut werden und am Ende ein Regal in
irgendeinem Supermarkt mit der Regionalmarke glänzen.“
Susanne Engels kann sich bei diesem Thema in Rage reden.
„Wie lange das dauert, wie viel Geld das kostet, wie ungewiss der
Erfolg ist“, schimpft sie und plädiert für mehr Eigeninitiative der
Produzenten und für die Unterstützung effektiver Problemlösungen.
„Kein Konzeptionismus, keine Nerverei, einfach machen.“
Wenn sie solche Forderungen formuliert, hat sie sicher auch den
gemeinsamen Lieferservice im Kopf, den sie, ihr Mann Matthias
und der Metzgermeister Christopher Zimmermann auf die Beine
gestellt haben. Susanne Engels: „Es hat einfach auch deshalb gepasst,
weil wir beide – Fischzucht und Metzgerei – auf unbedingte
Transparenz setzen. So kann jeder Küchenchef jederzeit unsere
beiden Betriebe besuchen, bevor er sich entscheidet, mit uns zusammenzuarbeiten
oder eben nicht.“
RESORT 25 TEICHE
Dorfstraße 26a
14793 Gräben OT Rottstock
Tel. 033847 – 402 41
www.25teiche.com
68 GARÇON
Das kulinarische Dreieck GESCHMACKSSACHEN
Susanne und Matthias Engels.
Fischwirtschaftsmeister Torsten Fröhlich.
GARÇON
69
GESCHMACKSSACHEN Das kulinarische Dreieck
Görzke: Metzgermeister Stefan Zimmermann und sein Sohn, Metzgermeister Christopher Zimmermann.
Ich bin Metzger, wer ist mehr? – der handwerksstolze Spruch galt
bei Christopher Zimmermanns Urgroßvater (Bild Seite 69 o.re.)
noch uneingeschränkt. „Lang, lang ist´s her“, sagt der Urenkel.
314 Handwerksmetzgereien mit 331 Filialen gibt es noch im
Land Brandenburg – Tendenz fallend. Immer weniger junge Leute
sind bereit, einen bestehenden Betrieb zu übernehmen, Fachkräftemangel
und fehlende Auszubildende verdüstern das Bild weiter.
„Hinzu kommen die Hürden der Bürokratie, die immer höher werden“,
so Christopher Zimmermann, „allein das Genehmigungsverfahren
für die Umnutzung der Produktionshalle einer ehemaligen
Plastikverarbeitungsfirma hier in Görzke dauerte zwei Jahre.“
Dennoch hat sich der 29-jährige Meister entschieden. Er wird
die Traditionsmetzgerei, die immerhin seit sechs Generationen im
Flämingdorf Görzke existiert, von seinem Vater übernehmen – Geschäftsführer
ist er bereits. Meister Stefan Zimmermann, inzwischen
54, ist schon ein bisschen stolz, dass die Metzgerei in der
Familie bleibt. „Um sie für die Zukunft fit zu machen, haben wir rund
eine Million Euro investiert, moderne Maschinen angeschafft und
dort Filialen eröffnet, wo das uniforme Supermarktangebot den
Markt dominiert.“ Er nennt Borkheide, Brandenburg an der Havel,
Golzow, Lehnin, Niemegk, Ziesar, noch ein paar weitere Orte der
näheren Umgebung und natürlich Brück, den Zimmermannschen
Bilderbuchladen.
Montag, Mittwoch und Freitag wird geschlachtet – 50 bis 60
Schweine von Bauern aus der Region. „Wir kennen die Züchter, sie
haben sich der Initiative Tierwohl angeschlossen, garantieren also
eine artgerechte Haltung“, so Christopher Zimmermann. Das Zauberwort
des Wurstgeschmacks heißt Warmfleischverarbeitung.
„Unser Sortiment, 30 bis 40 Sorten, ist klassisch-bodenständig.“
METZGEREI STEFAN ZIMMERMANN
Chausseestraße 56
14828 Görzke
Tel. 033847 – 64 97 68
www.metzgerei-zimmermann-goerzke.de
70 GARÇON
Das kulinarische Dreieck GESCHMACKSSACHEN
Urgroßvater Willy Zimmermann, re., Anfang der 1930er Jahre in Görzke.
Zimmermanns Vorzeigefiliale in Brück, Landkreis Potsdam-Mittelmark.
GARÇON
71
GESCHMACKSSACHEN Das kulinarische Dreieck
Berlin: Sous Chef Markus Silbernagel und PR-Frau Stephanie Dill im Hilton-Restaurant Mark Brandenburg.
Für Markus Sibernagel, den 29-jährigen Sous Chef des Mark Brandenburg
im Berliner Hilton-Hotel ist die Kooperation mit den Rottstocker
Fischzüchtern und den Metzgern aus Görzke ein Segen.
„Wenn regionale Produkte von bester Qualität sind und zuverlässig
geliefert werden“, so der für das À-la-carte-Geschäft des Restaurants
Zuständige, „dann haben wir Köche eben nicht nur eine höhere
Planungssicherheit, sondern auch viel größere Möglichkeiten,
unsere Kreativität auszuleben.“
Silbernagel sagt das nicht ohne Grund. Der gebürtige Pasewalker,
Kochlehre im Müritz-Hotel Klink, kam nach Stationen im Marriott
und Swissôtel Berlin Anfang September 2017 in das Haus am
Gendarmenmarkt und übernahm ein Jahr später die Verantwortung
für die À-la-carte-Offerten des Restaurants Mark Brandenburg.
Seitdem arbeitet er gemeinsam mit seiner Küchen- und der Servicebrigade
(Restaurantleiter Max Petermichl) daran, das Mark
Brandenburg noch besser am Markt zu positionieren. „Dabei setzen
wir auf eine geradlinige, preiswürdige Regionalküche, die auf
die Jahreszeit abgestimmt und nicht ganz ohne Anspruch ist“, sagt
Silbernagel und fügt hinzu: „Womit wir wieder bei den Produkten
und unserer Kooperation mit den Produzenten wären.“
Eins der Hilton-Highlights ist die Rottstocker Lachsforelle, die
auf der Haut gegrillt und mit süß-sauren Belugalinsen, gegrillten
Pfirsichen sowie gekochten Poveraden auf den Teller kommt. Ein
zweites heißt „Berliner Variation“ und besteht aus drei Komponenten:
einer Eisbeinpraline mit Sauerkraut und einem Püree aus grünen
Schälerbsen, einer Mini-Currywurst mit gepufften Kartoffeln
und einer Interpretation des guten alten „Strammen Max“ – Sauerteigbrot,
Blutampfercreme, gebackenes Wachtelei und Rauchschinken.
Hier lässt die Metzgerei Zimmermann grüßen.
MARK BRANDENBURG
Mohrenstraße 30
10117 Berlin-Mitte
Tel. 030 – 202 30 24 60
www.hiltonhotels.de
72 GARÇON
Das kulinarische Dreieck GESCHMACKSSACHEN
GARÇON
73
GESCHMACKSSACHEN Ail rose de Lautrec
Anaïs Causse, 40, ist gebürtige Berlinerin. Nach dem Abitur an
der Goethe-Oberschule in Steglitz studierte sie Arabistik und Islamwissenschaften,
merkte aber zunehmend, dass das nicht ihr
Ding ist. Sie verabschiedete sich von der Freien Universität und
einer möglichen akademischen Laufbahn, heuerte bei Feinkost-
Lindner an und absolvierte eine Ausbildung zur Fachfrau für Systemgastronomie.
2003 stieg sie in das Feinkostgeschäfts ihres Vaters ein.
2014 folgte ihre jüngere Schwester Noémie und übernahm den
Onlineshop, aus „Maître Philippe“ wurde „Maître Philippe & Filles“
– ein Spezialitätenhandel, der beste Beziehungen vor allem
nach Frankreich pflegt und kulinarisch wie atmosphärisch zu den
ersten Adressen der Branche in Berlin zählt.
Für Garcon schreibt Anaïs Causse regelmäßig über ihre exquisiten
Spezereien und deren Produzenten.
AIL ROSE DE LAUTREC,
S´IL VOUS PLAÎT
VON ANAÏS CAUSSE
„Bei mir kommt überall ein bisschen Knoblauch rein“, sagt Sébastien
Marty, der Knoblauchlieferant unseres Vertrauens. Damit spricht
er mir aus der Seele. Vielleicht ist es mein südfranzösisches Erbe,
auch für mich gehört Knoblauch zu den unverzichtbaren Basics in
der Küche. Mit einer Persillade – das ist eine Mischung aus roh gehacktem
Knoblauch, frisch gehackter Petersilie, Olivenöl und Salz
– schmeckt sofort alles besser.
Wir sprechen hier natürlich nicht von irgendeinem Knoblauch.
Nein, es geht heute um den Rosa Knoblauch von Lautrec, der besonders
aromatisch ist, mild süßlich und eine eher subtile Schärfe
besitzt. Dieser Knoblauch wird seit dem Mittelalter in der Gegend
rund um das 1.800-Einwohner-Dorf Lautrec im Département Tarn
angebaut, trägt das IGP-Siegel (Indication géographique protégée
– geschützte geografische Angabe) und ist ein Label-Rouge-Produkt
– dahinter verbirgt sich ein Qualitätskennzeichen für besonders
hochwertige traditionelle Lebensmittel.
Sébastien Marty, 43, kam vor siebzehn Jahren zum Knoblauch.
Nach dem Baccalauréat (das ist das französische Abitur), einem
Studium der Mikrobiologie und der Tätigkeit in einem Labor für
74 GARÇON
Ail rose de Lautrec GESCHMACKSSACHEN
Das „Knoblauchdorf“ Lautrec, eines der schönsten Dörfer Frankreichs.
organische Düngemittel beschloss er, sich seinen Traum zu verwirklichen
und wechselte in die Landwirtschaft. Er arbeitete zehn
Jahre lang bei einem Bauern der Gegend und machte sich 2012 als
Landwirt selbstständig.
Heute bewirtschaftet Sébastien Marty 40 Hektar Land und hält
ein gutes Dutzend Kühe. Von den 1,5 Hektar, die bei ihm jedes Jahr
für den Rosa Knoblauch von Lautrec reserviert sind, erntet er rund
sechs Tonnen der würzigen Knollen. Sie müssen dann mindestens
zwei Wochen lang an frischer Luft trocknen und werden anschließend
bis auf die letzte Haut geschält. Nur sie hat übrigens diese
wunderschöne rosa Farbe, die dem Knoblauch seinen Namen gab.
Danach wird sortiert – ausschließlich makellose Knollen dürfen die
IPG- und Label-Rouge-Siegel tragen.
Sébastian Marty behandelt seinen Knoblauch übrigens nicht gegen
das Keimen. Das heißt, er „lebt“ weiter und die Zehen können
wieder austreiben, wenn sie zu warm und feucht gelagert werden.
Bei Temperaturen zwischen 12 und 15 Grad Celsius geschieht das
nicht – deshalb empfiehlt Monsieur Marty denen, die keinen Raum
mit solchen Verhältnissen haben, das portionsweise Einfrieren.
MAÎTRE PHILIPPE ET FILLES
Emser Straße 42
10719 Berlin-Wilmersdorf
Tel. 030 — 88 68 36 10
www.maitrephilippe.de
Sébastien Marty mit seinen Objekten kulinarischer Begierde.
GARÇON
75
FABELHAFT
DOURO
„MAUEREDITION“
Tinto
trocken
MAUERHELD
Riesling
Mauerberg
Steinterrassen
trocken
KOSTPROBEN
Fünf Supermarkt- und Discounterketten beherrschen 90 Prozent des Lebensmittelhandels
in Deutschland. In den Regalen aromaverstärkte Fertiglebensmittel,
plastikverschweißter Billigkäse, geschmacksuniforme Industrieware.
Nicht nur, aber größtenteils.
Die verbleibende Zehn-Prozent-Nische haben engagierte Genusshandwerker,
kenntnisreiche Feinkosthändler und Onlineverkäufer mit ihrem Gegenentwurf
zur Mas senware der Lebensmittelindustrie be setzt: manufakturell
hergestellte Aufstriche; Würste, die nicht aus der Schlachtfabrik kommen;
handgefertigte Schokoladen, haus gemachte Liköre, Konser ven ohne E-Zusätze,
vieles in Bioqualität. Das meiste ist teurer als Supermarktware gleichen
Namens, aber eben auch gesünder, nachhaltiger und geschmackvoller.
Vier Kostproben dessen, was wir in den letzen Wochen entdeckten, probierten
und als kulinarisch bemerkenswert empfanden, servieren wir Ihnen
auf der folgenden Seite.
nur erhältlich in unserem Ladengeschäft bei
as-Gastro (SB Markt)
Holzmarktstraße 34 • 10243 Berlin oder
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Regional & nachhaltig
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ABER WIE?
Seit wir den Sicher-Saiblingskaviar vor einigen
Jahren bei dem 3-Sterne-Koch Sven Elverfeld im
Wolfsburger Aqua zum ersten Mal probierten,
gehört die Kärntner Delikatesse für uns zum kulinarischen
must have. Um die gold-orangenen
Fischeier zu gewinnen, werden die Saiblinge jedes
Jahr im Herbst „gemolken“, danach die glasigen,
prallen Kügelchen sortiert und mit reinem
Karpatensalz versetzt. Das Ergebnis: ein feiner,
milder, leicht nussiger Kaviar, weder sauer noch
bitter, ein perfektes Geschmackserlebnis.
Preis: 75,00 Euro/250 g
Fischzucht und Restaurant Sicher
Mühlenweg 2
A-9121 Tainach
Tel. +43 4239 2638
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Anjola ist ein typisches Kind der Wirtschaftswunderzeit.
Geweckt durch die Sehnsucht nach Südsee,
brachten clevere Hamburger Saftmischer die
Ananaslimonade 1952 auf den Markt. Sie wurde
schnell Kult, verschwand dann aber doch in der
Versenkung. Das findige fritz-kola-Team erweckte
Anjola mit einem Schuss Limettensaft zu neuem
Leben und landete damit einen Volltreffer. Der
Remix schmeckt ananasintensiv, limettenfrisch
und hat noch drei weitere Neuerungen: Er ist bio,
fairtrade und vegan.
Preis: 1,95 Euro / 0,33 l-Flasche
Kaufhaus des Westens (KaDeWe)
Tauentzienstraße 21-24
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In deutschen Metzgerläden sucht man die feinwürzige
Brühwurstspezialität aus Rind- und
Schweinefleisch, Speck, Knoblauch und Gewürzen
namens Extrawurst vergeblich. Zwischen
Vorarlberg und Burgenland dagegen ist sie allgegenwärtig.
Dass die Berliner Fans der österreichischen
Spezialität auch hierzulande nicht
auf ihren Extrawurst-Kick verzichten müssen,
verdanken sie der Kärntnerin Iris Holborn und
ihren rot-weiß-roten kulinarischen Offerten in der
Charlottenburger Leonhardtstraße.
Preis: 1,90 Euro/100 g
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Leonhardtstraße 11
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„Frische und gesunde Kräuter direkt ins Glas!“
– so werben die Produzentinnen der Allgäuer
sell-g‘machts-Manufaktur für ihre acht Chutneys,
die sechs Kräuter- und zwei Wildkräuterpestos.
Das herbe Brennnessel-Rucola-Pesto etwa ist
mit getrockneten Bio-Tomaten, Salz und Pfeffer
gewürzt und hatte es uns geschmacklich besonders
angetan – als Dip zum Raclette. Die Kräuterfrauen
versichern, dass es – ebenso wie die anderen
Pestosorten – auch als Brotaufstrich und zu
diversen Pastagerichten eine gute Figur macht.
Preis: 4,90 Euro/110 g
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88167 Stiefenhofen
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KOPFSALAT Paulina Negrete
Happy-Buddha-Granola
Goldkörner Manufaktur, Berlin
Mörser mit Stößel aus Gusseisen
Atelier Berthold Hoffmann, Nürnberg
Alle Gewürze für Berliner Currywurst
Schuster Würzerei, Berlin
Hausgemachte Steaksoße
Eckart Feinkost-Manufaktur, Berlin
Der diesjährige Tag der Manufakturen Ende
September auf dem KPM-Gelände in
Charlottenburg bewies, dass auch im Zeitalter
industrieller Massenproduktion der
Begriff „Manufaktur“ einen durchaus guten
Klang hat.
Er steht für handgefertigte und maßgeschneiderte
Produkte, für lange Haltbarkeit,
hohe Wertigkeit, für außergewöhnliche
Qualität und – im Lebensmittelhandwerk
– für beste Zutaten und besonderen
Geschmack jenseits des Mainstreams.
Das gilt auch für viele Spezialitäten aus
Berlin: für die Edelkakao-Schokoladen der
Traditionsmanufaktur Rausch ebenso wie
für die Sorbet-Kreationen der Eismanufaktur
von Karolina Stich, die Gewürzmixe von
Timo Schuster und – last but not least –
für die Alfajores von Paulina Negrete.
Handgeschmiedete Eisenpfanne
Schmiede Kindermann, Waldkirchen
Edelkakao-Schokolade, 75%, Costa Rica
Rausch Schokoladen, Berlin
Gin & Tonic Marshmallow
Manufaktur „Got dessert?“, Berlin
Cassissorbet mit Schokoladenganache
EisQueen Manufaktur, Belin
78 GARÇON
Paulina Negrete KOPFSALAT
Süßwarenhandwerkerin Paulina Negrete und ihr Mann Mathias Wilkendorf.
Süßes Chile
DIE ALFAJORES-BÄCKERIN PAULINA NEGRETE
VON UWE AHRENS
GARÇON
79
KOPFSALAT Paulina Negrete
Paulina Negrete und ihr Mann Mathias Wilkendorf stammen aus
Valparaíso, einer chilenischen Hafenstadt am Stillen Ozean. Beide
wuchsen dort auf, gingen zur Schule und studierten: Paulina Sport,
Mathias Kunst und Fotografie. Vor neun Jahren kamen sie nach
Deutschland. Welche Pläne sie damals hatten? Sie lächeln und bleiben
eine Antwort schuldig. Mathias Wilkendorf arbeitet heute als
Industriekletterer, Paulina Negrete hat sich als Süßwarenhandwerkerin
selbstständig gemacht.
Wir begegneten dem Paar während des Tages der Manufakturen
auf dem KPM-Gelände. Paulina Negrete stellte dort handgemachte
Spezialitäten aus – Alfajores, das sind Doppelkekse aus Mürbeteig,
gefüllt mit Dulce de leche. „Das ist die süße Sünde Chiles
schlechthin“, erklärt sie mit dem Charme, der nötig ist, um Passanten
zum Probieren zu bewegen. „Vielleicht wie Dominosteine
in Deutschland, allerdings mit dem Unterschied, dass Alfajores in
meiner Heimat das ganze Jahr Konjunktur haben.“
80 GARÇON
GTS
Großküchentechnik &
Service GmbH
Planung
Montage
Kundendienst
Notdienst
Alfajores sind übrigens nicht nur in Chile beliebt, sondern auch in den anderen Ländern
Lateinamerikas. Paulina Negrete: „...wobei Chile schon ein besonderer Rang zukommt, weil
dort die Dulce de leche, ohne die es keine Alfajores gäbe, erfunden wurde!“
Kein Zweifel, die kulinarische Literatur bestätigt es: Im 18. Jahrhundert wurde in Chile
erstmals aus Milch, Zucker und Vanille eine Creme hergestellt, die sich als Brotaufstrich
schnell verbreitete und den Namen Manjar oder eben Dulce de leche bekam, das bedeutet
Süßes aus Milch. „Vor etlichen Jahren hat Argentinien für die Dulce de leche sogar die Anerkennung
als UNESCO-Weltkulturerbe beantragt“, weiß Paulina Negrete.
Was die 37-Jährige als spontane Aktion gegen das kulinarische Heimweh am häuslichen
Herd begann, mauserte sich zum respektablen Konditor-Business. Inzwischen fertigt Paulina
Negrete in einer Friedrichshainer Werkstatt acht Alfajores-Sorten und verschiedene
Alfajores-Torten. „Natürlich ohne künstliche Farb- und Konservierungsstoffe und bestenfalls
mit der Hälfte der in Chile üblichen Zuckermenge.“ Damit ist sie ganz gut im Geschäft
– online oder bei South Embassy, La Siesta und anderen guten Feinkostadressen. Ihr 2014
gegründetes Start-up nannte sie übrigens Antojitos – das heißt soviel wie „kleiner Appetit“.
www.antojitos.berlin
Ihr zuverlässiger Partner für:
Kochgruppen, Herde, Kombidämpfer,
Bratplatten, Kochkessel, Fritteusen u.v.m.
Gewerbe-Geschirrspülmaschinen
Tiefkühl- und Kühlanlagen
Arbeits- und Spültische
GTS Großküchentechnik & Service GmbH
Schwedter Str. 45-46
10435 Berlin
Tel.: 030 - 440 540 48
www.gts-grosskuechentechnik.de
Ein Wein für alle Anlässe
Großer Andrang beim ersten Japan Food Festival in Berlin.
„Keizoku wa chikara nari“, heißt es in Japan,
das bedeutet „Ausdauer ist mächtig“.
Christian Wagner, ein stadtweit bekannter
Eventveranstalter mit eigener Agentur,
kennt die Redewendung und hat sie zur Maxime
seines Handelns gemacht. Bestes Beispiel
ist sein jüngstes Baby.
Jahrelang bemühte sich Wagner, zusätzlich
zu seinem jährlichen Japan-Festival
Ende Januar in der Urania ein japanisches
Kulinarik-Festival auf die Beine zu
stellen, doch immer wieder machten ihm
Probleme und Problemchen einen Strich
durch die Rechnung. Er allerdings blieb
hartnäckig – „Keizoku wa chikara nari“ –
und tatsächlich, am ersten Septemberwochenende
2019 ging Berlins erstes Japan
Food Festival über die Bühne.
Zwei Tage lang konnten die Besucher
kosten und kaufen, was die kulinarische
Japan-Community in Berlin zu bieten hat:
Onigiri und Okonomiyaki, Mochi-Eis und
Matcha-Cake, Yuzu-Limonade und Sakurao-Gin.
Unter den rund 40 Ausstellern
auch Nihon Mono, eine Unternehmung mit
ziemlich abgefahrenen Offerten…
MARRENON
VIGNOBLES EN LUBERON & VENTOUX
www.marrenon.com
Sie finden unsere Weine bei Chez Bruno
Berliner Str. 31, 14169 Berlin
Tel: 030 80907804
www.chezbruno.de
Der Nihon-Mono-Stand.
Dagmar Maas KOPFSALAT
NIHON MONO
DAGMAR MAAS ERÖFFNET JAPANISCHE GENUSSWERKSTATT
VON JÖRG TEUSCHER
Hinter Nihon Mono – zu Deutsch „Sachen aus Japan“ – steckt Dagmar Maas. Unserer ersten
Begegnung an ihrem zumeist dicht umlagerten Stand auf dem Japan Food Festival folgte
eine zweite während der Berlin Food Week. Im Miele Experience Center Unter den Linden
leitete sie einen gut besuchten Workshop zum Thema Umami. Besonders hier fiel uns auf,
wie sie Menschen begeistern, ja mitreißen kann. Man entkommt ihr nicht.
Liegt es an der Leichtigkeit ihrer Rede, am Kenntnisreichtum, an ihrer Überzeugungskraft?
Mit adretten Äußerlichkeiten alleine ist die Anziehungskraft dieser Frau jedenfalls
nicht erklärt.
Dagmar Maas, 46, stammt aus Wolfsburg, studierte in Passau Betriebswirtschaftslehre
und startete ihre berufliche Karriere als Unternehmensberaterin bei der KPMG. „Ich war im
IT-Bereich unterwegs“, sagt sie. „Was heißt das konkret?“, fragen wir. „Einführung von SAP-
Personalwirtschaftssystemen.“ Auf eine weitere Nachfrage verzichten wir. Das Eis, auf das
wir uns begeben würden, erscheint uns zu glatt.
Dagmar Maas folgte ihrem Mann, einem Telekom-Manager, zuerst für drei Jahre nach
Vietnam, später, 2012, nach Japan. Ihre Töchter kamen zur Welt und sie beschloss, sich
beruflich neu zu orientieren. Aus der IT-Frau wurde Lady Nippon. Dagmar Maas begann,
sich das weite Feld der japanischen Kulinarik zu erschließen. Sie absolvierte in Tokio eine
Ausbildung zur Sake-Sommelière und besuchte die Kochschule von Elizabeth Andoh.
GARÇON
83
KOPFSALAT Dagmar Maas
Umeboshi – Paste aus gesalzenen, getrockneten
und mit roten Perilla-Blättern (Shiso)
eingelegten japanischen Pflaumen (Ume).
Azubi in Tokio: Kochlehrerin Elizabeth Andoh und ihre Schülerin Dagmar Maas.
Tamagoyaki – Spezielle Pfanne zur Zubereitung
des Tamago dashimaki, des berühmten
gerollten Japan-Omeletts.
„Es war der 7. November 2012, ein Mittwoch“,
erinnert sich Dagmar Maas, „mein
erster Tag in der Kochschule von Elizabeth
Andoh.“ Das Institut der Meisterin befand
sich in unmittelbarer Nachbarschaft der
Maasschen Wohnung. „Das war praktisch“,
so die 46-Jährige.
Sie kannte einige Bücher der Amerikanerin,
die allerdings schon ein halbes Leben
in Tokio zu Hause ist und hatte einige
ihrer Artikel über japanische Kochkunst in
der New York Times gelesen. „Mehr wusste
ich nicht, und was mich erwartete – keine
Ahnung.“
Dagmar Maas erzählt von der ersten Küchenlektion:
„Töpfe waschen, tatsächlich,
ich musste lernen, wann und wie ein Topf
gewaschen wird.“ Auf die Werkzeugkunde
folgte die Lehre von den Produkten, „Kochen
und Anrichten, das kam erst später.“
Und auch die Lektion für Fortgeschrittene
begann mit einem Vortrag über eine
vermeintliche Kleinigkeit – dass man das
Blanchierwasser nicht weggießt, sondern
weiter benutzt.
Dagmar Maas muss sich gut angestellt
haben, denn die berühmte Kochlehrerin
berief sie zu ihrer Assistentin. Zeugnisse
oder Zertifikate übrigens stellt Elizabeth
Andoh nicht aus. „Was du bekommst ist
das, was du mitnimmst“, sagt sie ihren
Schülern.
Shoyu – Sojasauce, Japans bekanntestes
Würzmittel, in ihrer feinsten Form: manufakturell
hergestellt und nicht pasteurisiert.
Panama-Hof in der Potsdamer Straße.
84 GARÇON
Dagmar Maas KOPFSALAT
Dagmar Maas in ihrem Nihon-Mono-Domizil.
Dagmar Maas will in ihrer Kochschule, die
sie im September in einem Souterrain-
Raum des Panama-Hofes in der Potsdamer
Straße eröffnete, genauso verfahren.
Nihon Mono – Japan im Glas und in
der Flasche, so das Motto ihres kleinen
Ladens, vor dessen Eingang sie ein Sake-
Fass aufgestellt hat. Ein paar Stufen nach
unten und schon ist man in einer anderen
Welt, Dagmar Maasens Welt – minimalistisch
möbliert und dekoriert, alles hat seine
Funktion.
Sie verkauft hier Küchenwerkzeuge,
Kochbücher und Feinkostprodukte, die
sie zum größten Teil selbst aus Japan
importiert. Es gibt diverse Sake-Sorten,
auch außergewöhnliche und entsprechende
Sake-Accessoires – wer mehr darüber
wissen will, kann gleich das nächste Sake-
Seminar buchen. Oder einen Kochkurs.
Oder beides zusammen. Also dann: Oishii!
Übrigens: Ab der kommenden Garcon-
Ausgabe wird Dagmar Maas in regelmäßigen
Abständen über ihre Erfahrungen mit
japanischen Lebensmitteln berichten.
NIHON MONO
Potsdamer Straße 91
10785 Berlin-Tiergarten
Tel. 030 – 20 96 69 26
www.nihon-mono.com
Wasabi – Das gefriergetrocknete Pulver
kommt aus der Präfektur Niigata und ist die
beste Alternative zur frischen Wurzel.
Takuan – Der in Nuka doko (mit Wasser und
Salz vermischte Reiskleie) fermentierte Daikon
ist in Japan sehr beliebt.
Stäbchenbänke – Edles Set mit fünf Stäbchenablagen
aus Messing, angeordnet in
Form einer Pflaumenblüte.
GARÇON
85
KOPFSALAT Wie geht's eigentlich..?
Wie geht's eigentlich..?
DORIS BURNELEIT
Unser Bild auf dieser Seite entstand am
16. September 2008, ziemlich spät abends,
so gegen zehn. Doris Burneleit hatte über
300 Portionen Tagliatelle mit Steinpilzen
gekocht und Minuten zuvor den letzten Teller
serviert, dazu Small talk gemacht, sogar
Autogramme gegeben und nun keinen Bock
mehr auf Fotos. Ein Glas Wein half schließlich,
und die Trattoria-Paparazzi-Inhaberin
aus Prenzlauer Berg strahlte dann doch
noch einmal brav in die Kamera.
Klaus Wowereit, damals Regierender, hatte
an jenem Septemberdienstag Berliner,
die sich politisch, wirtschaftlich, kulturell
oder gesellschaftlich für die Stadt engagieren,
zu einem Fest in die Höfe des Roten
GEBOREN
2. Oktober 19** in Lutherstadt Eisleben
(** „Nö, das muss nicht in der Zeitung stehen.“)
AUSBILDUNG
Studium der Wirtschaftswissenschaften in Berlin
Aushilfsjobs als Kellnerin während des Studiums
Küchen- und Serviermeisterin
Gastronomin
BERUFLICHE STATIONEN
Fioretto, Berlin-Köpenick
Fioretto by Carmers, Berlin-Charlottenburg
Catering-Service Doris Burneleit
Trattoria Paparazzi, Berlin-Prenzlauer Berg
AUSZEICHNUNGEN
Aufsteiger des Jahres 1990 (Der Feinschmecker)
Restaurateurin des Jahres 1991 (Gault&Millau)
Rathauses eingeladen. Zuständig für das
kulinarische Wohl der prominenten Partygäste
war der Zeremonienmeister Hans-
Peter Wodarz.
Für den Palazzo-Patron, ohnehin kein
Freund kleiner Brötchen bei solchen Anlässen,
genau die richtige Nummer. Der große
Meister legte sich ins Zeug und tatsächlich
gelang es ihm, die Crème de la crème der
hauptstädtischen Herdarbeiter an diesem
Abend unter einem Zeltdach zu versammeln:
Christian Lohse, Sonja Frühsammer,
Stefan Hartmann, Michael Hoffmann, Marco
Müller, Thomas Neeser, Michael Kempf,
Herbert Beltle, Holger Zurbrüggen...
Und eben Doris Burneleit.
86 GARÇON
Wie geht's eigentlich..? KOPFSALAT
Doris Burneleits Trattoria Paparazzi (1997-2019).
Ihre Geschichte ist oft erzählt worden. Doris Burneleit, die mit der
Chuzpe eines Wilhelm Voigt als Hauptfrau von Köpenick in Ost-
Berlin ein italienisches Restaurant eröffnete und es durch Fährnisse
bugsierte, die sich an westlichen Herden keiner vorstellen
konnte. Doris Burneleit, die nach dem Mauerfall zum Liebling der
Medien avancierte und zur bekanntesten DDR-Frau nach Katharina
Witt und Margot Honecker. Doris Burneleit, die zur Restaurateurin
des Jahres 1991 gekürt wurde, den Sprung aus dem verschlafenen
Spindlersfeld/Ost ins quicklebendige Charlottenburg/West wagte
und dort – eben noch Everybodies Darling – die volle Wucht der Ellenbogen
der Konkurrenzgesellschaft zu spüren bekam. Und Doris
Burneleit, die nach ihrem missglückten Westberliner Gastspiel eine
stilechte Trattoria in Prenzlauer Berg eröffnete und 22 Jahre lang
erfolgreich betrieb.
Ende Januar 2019 dann – wie aus dem Nichts – die Nachricht,
dass der Herd des Kultlokals bald kalt bleiben wird. Am 17. Februar
war tatsächlich Schluss. Nochmal volles Haus, nochmal Malfatti
in Salbeibutter, noch ein Glas Brunello, ein paar Tränchen, Erinnerungsfotos,
gute Wünsche – und Ende Gelände.
„Das Haus ist verkauft worden“, erzählt uns Doris Burneleit bei
einem Treffen Ende September, „aber ich habe schon vor dem Eigentümerwechsel
gekündigt, weil der Sanierungsstau mit den Jahren
einfach zu groß wurde.“
Und nun? Rückzug ins Häuschen an der kanadischen Ostküste?
„Auf keinen Fall, es soll weitergehen, auch wegen der Mitarbeiter
und meiner Tochter Nicole, die Mit-Geschäftsführerin unseres Unternehmens
ist.“ Wieder mal sucht Doris Burneleit gastrogeeignete
Räumlichkeiten, 30 Plätze, am liebsten in Mitte oder Prenzlauer
Berg. „200.000 Euro Ablöse und 30 bis 45 Euro Quadratmetermiete
sind allerdings utopische Größenordnungen“, betont sie.
Die vorerst letzte Nachricht von Doris Burneleit kam Ende November:
„Es ist ein Ort in der engeren Auswahl.“
Doris Burneleit während unseres Treffens Ende September 2019.
GARÇON
87
KULINARISCHE EXKURSION Schweiz
Essen wahrnehmen
EIN BESUCH BEI DER BERGBÄUERIN UND NATURKÖCHIN REBECCA CLOPATH
VON JÖRG TEUSCHER
Markus Herbicht ist Koch, Küchenchef und Cateringunternehmer
– und ein Mann, der mit überschwänglichen Formulierungen seine
Branche betreffend ebenso sparsam umgeht wie mit Safran oder
Senf. Von Rebecca Clopath allerdings schwärmt er in den höchsten
Tönen: „Eine tolle Frau, unglaublich charmant, völlig allürenfrei und
eine Superköchin.“
Die 31-jährige Schweizerin war im Februar 2019 während der
eat!berlin Gastköchin in Herbichts Schmelzwerk am Mehringdamm
und präsentierte dort Kostproben einer alpinen Naturküche, die tief
in ihrer Heimat verwurzelt ist und doch den Blick über den Tellerrand
wagt. Herbicht spricht von „einer Küche, die Sinn macht, Verstand
hat und deren Qualität in ihrer Einfachheit liegt.“ Und er sagt:
„Worüber andere permanent reden, sie macht es.“
Dass Küchengroßmeister wie Heinz Reitbauer aus Österreich, Ana
Roš aus Slowenien und eben Rebecca Clopath aus der Schweiz zur
eat!berlin kommen, zeugt vom gewachsenen Renommee des Festivals
auch außerhalb der deutschen Grenzen (Die nächste eat!berlin
findet vom 20. Februar bis zum 1. März 2020 statt.). Das ist ganz
und gar positiv. Dass es immer schwerer wird, für solche Auftritte
Karten zu ergattern, ist weniger schön, spricht aber auch für die
Berliner Feinschmeckergemeinde.
Im Falle des Wiener 2-Sterne-Kochs Heinz Reitbauer gelang es
uns in diesem Jahr, bei Rebecca Clopath waren andere schneller.
Also machten wir uns auf den Weg in die südöstlichste Ecke der
Schweiz, um die hochgelobte Alpenköchin in ihrem Heimatort Lohn
im Kanton Graubünden zu treffen.
88 GARÇON
Schweiz KULINARISCHE EXKURSION
Der Kanton Graubünden liegt im Südosten der Schweiz und gilt in der Eidgenossenschaft
als der mit den meisten Superlativen. Zum Ersten ist er mit rund 7.100 Quadratkilometern
der flächenmäßig größte unter den 26 Kantonen, allerdings mit 27 Einwohnern
pro Quadratkilometer auch der am dünnsten besiedelte. Zweitens gibt es nirgendwo
sonst in der Schweiz so viel Bio-Landwirtschaft wie in Graubünden – über 60 Prozent
aller bäuerlichen Betriebe des Kantons arbeiten biologisch. Und zum Dritten hat kein
anderer Schweizer Kanton so viele Sternerestaurants – 16 mit 21 Michelin-Sternen zählt
Graubünden derzeit, darunter das Flaggschiff der Schweizer Gastronomie, das 3-Sterne-
Restaurant Burg Schauenstein mit seinem Kapitän Andreas Caminada.
GARÇON
89
KULINARISCHE EXKURSION Schweiz
In Lohn scheint die Welt noch ein bisschen mehr in Ordnung als anderswo – auch in
der Schweiz. Das Dörfchen in der Graubündner Region Viamala liegt 1.585 Meter über
NN und hat 43 Einwohner, von denen die meisten in den sechs Bergbauernbetrieben des
Ortes tätig sind, die alle sechs nach den strengen Richtlinien von Bio Suisse arbeiten.
Wenn man sich begrüßt, sagt man „Grüezi!“ oder „Allegra!“ – Letzteres ist Rätoromanisch,
neben Deutsch und Italienisch die dritte offizielle Amtssprache in Graubünden.
Lohn hat ein eigenes Wappen, eine Gemeindekanzlei, eine Kirche, einen Selbstbedienungsladen,
der aus zwei Kühlschränken und einer Geldkassette besteht und das Café
Fortuna, dessentwegen Feinschmecker auch von weither den Weg nach Lohn suchen.
90 GARÇON
Schweiz KULINARISCHE EXKURSION
Alle Wege nach Lohn – zumindest aus Deutschland – führen über
Chur. Die Bündner Kantonshauptstadt ist mit gut 37.000 Einwohnern
eine eher winzige Metropole, dafür aber die älteste Stadt der
Schweiz – und die brunnenreichste.
Von Chur aus windet sich die Autobahn A13 in weiten Bögen
nach Süden. Rechts und links des Asphaltbandes wechseln Bilderbuchlandschaften:
das liebliche Domleschg mit seinen Burgen
und Schlössern, der idyllische Heinzenberg, die wildromantische
Viamala-Schlucht.
Das Navi signalisiert, die Ausfahrt Zillis zu nutzen: Lohn, sieben
Kilometer, und die haben es in sich. Eine schmale Piste führt steil
bergauf und ist mit Haarnadelkurven und Spitzkehren gespickt –
nichts für Sonntagsautomobilisten, schon gar nicht für solche, die
nördlich der Alpen leben. Verständlich, dass der Graubünden-Reiseführer
aus einer Churer Buchhandlung die Benutzung des stündlich
von Zillis aus verkehrenden Postautos empfiehlt.
GARÇON
91
KULINARISCHE EXKURSION Schweiz
Auf dem Lichthof in Lohn führe ich zweimal pro Jahr die mittlerweile sehr beliebten
Esswahrnehmungen durch, in denen ich meine Wahrnehmung von Kultur,
Geschichte, Landwirtschaft, Anbau und der Küche vereine. Ich will zeigen,
wie alte Getreide, ein Zwerchfell, Haxen, die schwarze Tomate oder die Bergkartoffeln
tatsächlich schmecken. Auch was wir alles in der Natur unmittelbar vor
der Nase haben. Wunderbare Kräuter, wilde Gemüse und Beeren. Gerne nehme
ich euch mit auf eine Reise in die alpine Vielfalt.
Rebecca Clopath auf ihrer Internetseite www.rebecca-clopath.ch
92 GARÇON
Schweiz KULINARISCHE EXKURSION
Der Biohof Taratsch, Rebecca Clopaths Zuhause, ist ein stattliches
Anwesen am Dorfrand von Lohn – Wohnhaus, Scheunen und Ställe,
die sich dicht aneinander schmiegen. Eine Terrasse, die einen
weiten Blick ins Land bietet. Im Café Fortuna – drei Tische, zwölf
Stühle – finden die Esswahrnehmungen statt. Beginn 12.00 Uhr
mittags, Dauer sechs Stunden, Preis 280 Schweizer Franken.
Seit vier Jahren veranstaltet Rebecca Clopath diesen Event –
kaum, dass die Termine im Internet stehen – 20 Tage im Frühjahr,
20 im Herbst – sind sie auch schon ausgebucht. Wir sitzen mit
Gästen aus London, Luzern, München und Zürich in der winzigen
Stube. Auftritt Rebecca Clopath, fröhlich und ein bisschen lampenfiebrig.
„Ich bin Bäuerin und Köchin“, stellt sie sich vor, kündigt
neun Gänge an, einen kulinarischen Streifzug durch die Wiesen und
Wälder rund um Lohn und eine verbale Entführung in das Land der
Räter, das die Römer einst eroberten und das 1799 als Kanton Rätien,
später Graubünden, Teil der Schweiz wurde. „An Guata!“
Gastkoch Wolfgang Mager aus Kärnten am Feuerring.
GARÇON
93
KULINARISCHE EXKURSION Schweiz
Obwohl Rebecca Clopath in keinem der einflussreichen Gastro-
Guides vertreten ist, weder im Michelin noch im Gault & Millau
(ihre Esswahrnehmungen passen offensichtlich nicht ins Raster
der Führer), gilt sie als „eine der kreativsten Spitzenköchinnen der
Schweiz“ und wird in einem Atemzug mit solchen Stars der Schweizer
Szene wie Andreas Caminada, Peter Knogl, Sven Wassmer oder
Stefan Wiesner genannt. Sie ist regelmäßiger Gast auf den Titelseiten
der großen eidgenössischen Food-Magazine, wurde 2016
mit dem Prix Eco für Nachhaltigkeit ausgezeichnet, war 2018 für
den Bio-Grischun-Preis nominiert und sitzt mit am Tisch, wenn die
Topköche aus dem Alpenraum ihre Genussgipfel abhalten.
Anfang September 2019 lud 3-Sterne-Cuisinier Andreas Caminada
kulinarische Prominenz zu einem „Future Dialog“ – Teilnehmer
u.a. Renè Redzepi (Kopenhagen, Nr. 2 der gastronomischen
Weltrangliste 2019), Heinz Reitbauer (Wien, Nr. 17), Rodolfo
Guzman (Santiago de Chile, Nr. 26) und – Rebecca Clopath.
Wer ist diese junge Frau, die für mehr lokale Produkte als Gegenbewegung
zur Globalisierung plädiert, deren Küche tief in ihrer
Graubündener Heimat verwurzelt ist und doch den Blick über den
Tellerrand wagt und die sich selbst als Naturköchin bezeichnet –
„weil ich mit der Natur und aus der Natur koche“?
Rebecca Clopath, Jahrgang 1988, wuchs in Lohn auf dem Biohof
ihrer Eltern auf. Weil die Schule nicht ihr Ding war, beschloss sie
mit 13, Köchin zu werden – ihr Rufname „Rebi“ war wahrscheinlich
schon damals nicht nur die Verniedlichung von Rebecca, sondern
stand auch ein bisschen für „Rebellin“.
Sie verließ das heimatliche Schamsertal, zog ins 300 Kilometer
entfernte Wiggiswil im Kanton Bern, um bei Oskar Marti, genannt
„Chrüter Oski“, die Kochlehre zu absolvieren.
Auf Martis radikale Regionalküche folgte eine noch weit radikalere
– die von Stefan Wiesner, genannt „Der Hexer aus dem Entlebuch“,
in dessen Gasthof Rössli in Escholzmatt. Nach mehreren
vergeblichen Anläufen – inzwischen war Rebecca Clopath Mitglied
der Schweizer Juniorennationalmannschaft der Köche geworden
und hatte bei der WM 2010 in Luxemburg zweimal Gold gewonnen
– nahm sie der eigenwillige Wiesner in sein Team auf. Sie wurde
Küchenchefin und rechte Hand des kulinarischen Avantgardisten
und leitete dessen Kochschule „Mysterium“. Die nächste Sprosse
auf der Karriereleiter schien nur noch eine Frage der Zeit.
Doch Rebecca Clopath entschied nach sechs Rössli-Jahren, die
auch sechs Jahre Sterne-Stress waren: „Nüt für mi“, was soviel
bedeutet, wie „mit mir nicht mehr.“ Sie kehrte nach Lohn zurück,
drückte im Bildungszentrum für Haus- und Landwirtschaft die
Schulbank und legte die Berufsprüfung Bäuerin ab – in der Schweiz
Voraussetzung, als Chef eines bäuerlichen Betriebes Staatsgelder
und Investitionskredite zu bekommen. Irgendwann wird sie nun
den elterlichen Hof übernehmen – und aus den temporären Esswahrnehmungen
wird dann vielleicht doch ein kleines Restaurant...
94 GARÇON
Schweiz KULINARISCHE EXKURSION
GARÇON
95
KULINARISCHE EXKURSION Schweiz
Südostschweiz am Wochenende, 20. Mai 2017
Auf Kompromisse lässt sich Rebecca Clopath beim Kochen nicht ein: Ihre Zutaten
sind von hier, sind biologisch und saisonal. Zudem setzt sie auf Ingredienzen
aus der Natur wie Harz oder Baumrinde. Mit ihrer Zielstrebigkeit und ihrem
Charme verblüfft sie die Schweizer Kochszene und fasziniert Medien und das
Publikum. ‚Ich will die Leute erden und ein Bewusstsein dafür schaffen, was hinter
dem Essen steckt‘, erklärt sie.
96 GARÇON
Schweiz KULINARISCHE EXKURSION
Rebecca Clopath und Gastkoch Rafael Hänni aus Liebefeld/Bern.
Rebecca Clopath geht von Tisch zu Tisch, spricht englisch, hochund
schweizerdeutsch, unterstreicht gestenreich, was ihr wichtig
ist. Auf drei Fingern ihrer linken Hand Tattoos: das Peace-Zeichen,
ein Smiley, ein Tortenstück. Friede, Freude, Eierkuchen. „Wofür
steht Eierkuchen?“ „Für eine gerechtere Verteilung der Nahrungsmittel
und bei mir auch für eine größere Wertschätzung ihrer
Produzenten. Wir Gastronomen bekommen viel Applaus“, so die
31-Jährige, „dabei ist es hauptsächlich dem Bauern zu verdanken,
wenn ein Nahrungsmittel schmeckt.“
Für ihre grandiosen Gerichte (s. Seite 96) verwendet sie zumeist
bescheidene, in der Region verwurzelte Zutaten: Giersch, Fichtenschösslinge,
Lärchenspitzen, Waldmeister. Sie serviert Lardo vom
Turopolje-Schwein, in Honig eingelegten Wildknoblauch, Meerrettichblätter,
in Kirschsteinöl gegartes Knochenmark, kandierte
Löwenzahnwurzel und plädiert für mehr Ess-Wahrnehmung. Dafür
also, dem Essen mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
Handgeschmiedetes Besteck von Thomas Lampert aus Guarda.
Sommeliere Lara Jegge aus Zürich.
GARÇON
97
RUBRIKEN Fuhrmanns Früchtekorb
Dieter und Marcus Fuhrmann.
Wenn in Berlin oder Brandenburg die weißen
7,5-Tonnen- Kühltransporter mit dem
Zeichen der Kirsche Hotels, Krankenhäuser,
Kantinen oder Res taurants ansteuern,
heißt es bei den Küchenchefs dort
meist kurz und knapp: Fuhrmann kommt.
Dieter Fuhrmann, Chef des gleichnamigen
Fruchtgroßhandels und der Grand
Old Man seines Berufsstandes in Berlin,
gehört zu den kenntnisreichsten Männern
seiner Branche. Lieber klein, dafür fein —
mit diesem Motto startete er 1977 auf einem
Charlottenburger Hinterhof ins Obstund
Gemüsegeschäft.
1980 Umzug auf den Fruchthof an der
Beusselstraße, 1996 Eintritt seines Sohnes
Marcus in die Firma, 2007 Übernahme
einer neuen Kühlhalle.
Inzwischen beschäftigen die Fuhrmänner
28 Mitarbeiter, die mit 18 Kühltransportern
rund 500 Obst-, Gemüse- und
Kräutersorten ausliefern, pünktlich, zuverlässig
und in hoher Qualität. Von A wie
Artischocke bis Z wie Zitronengras.
Für unser Magazin Garcon stellen die
beiden Großhändler Dieter und Marcus
Fuhrmann im Wechsel ihre Produkte vor.
Heute: Pimientos de Padrón
FUHRMANNS FRÜCHTEKORB
BRATPAPRIKA AUS GALICIEN
VON DIETER FUHRMANN
Pimientos de Padrón – die Minipaprika von
grüner Farbe und schwacher Schärfe gehören
zu den vielen Beispielen, die belegen,
wie sich in den vergangenen Jahrzehnten
die Wünsche unserer Kunden und damit
unser Angebot verändert haben.
Als ich vor über 40 Jahren in die Selbstständigkeit
als Fruchtgroßhändler startete,
kannte ich nicht einmal den Namen der
kleinen Schote, und ich bin mir ziemlich
sicher, den meisten Küchenchefs ging es
damals genauso.
Als 1996 mein Sohn Marcus in die Firma
eintrat, wussten wir zwar inzwischen, worum
es sich bei Pimientos de Padrón handelt,
aber auch da galt das Fruchtgemüse
immer noch als ausgemachter Exot.
Einer der ersten Berliner Köche, die Pimientos
de Padrón regelmäßig servierten,
war Anfang der 2000er Markus Herbicht,
der im Westin Grand Hotel an der Friedrichstraße
kulinarisch Regie führte und zuvor
100 GARÇON
Fuhrmanns Früchtekorb RUBRIKEN
einige Jahre in Andalusien tätig war und sie dort kennengelernt hatte – aber
sonst? Heute jedenfalls sind die grünen Paprika-Winzlinge aus Spanien auch
hierzulande allgegenwärtig. Genau genommen stammen sie aus Galicien, einer
Region im Nordwesten der Iberischen Halbinsel, wo sie vor allem rund um die
Kleinstadt Padrón angebaut werden.
Zwischen Juni und September/Oktober pflücken die Bauern der Gegend die
Schoten von den buschigen Sträuchern – rund 15 Tonnen jährlich. Das deckt
natürlich bei weitem nicht den Bedarf, so dass die Pimientos, die übrigens zur
Paprikafamilie Capsicum annuum gehören, längst auch in anderen Landesteilen
kultiviert werden.
Typisch für die „echten“ Pimientos, also die aus Padrón, ist der unterschiedliche
Schärfegrad der Früchte. „Os pementos de Padrón, uns pican e outros non“,
reimen die Galicier, was soviel bedeutet wie „Paprika aus Padrón – einige scharf,
andere nicht.“ Ansonsten entspricht die Sorte, was ihren ernährungsphysiologischen
Wert betrifft, dem anderer Paprika: Die Früchte enthalten neben Vitamin C
verschiedene B-Vitamine sowie eine Reihe von Bio-Flavonoiden, die eine durchblutungsfördernde
Wirkung haben.
www.dieter-fuhrmann.de
Das 8.300-Einwohner-Örtchen Padrón
liegt in der nordwestlichsten Ecke
Spaniens, nur wenige Kilometer entfernt
von der berühmten Wallfahrtsstadt
Santiago de Compostela.
Aber auch Padrón hat einiges zu bieten:
die jahrhundertealte Kirche Santiago
Apóstol beispielsweise oder das
Denkmal von Rosalia de Castro, deren
bedeutendstes lyrisches Werk auch ins
Deutsche übersetzt wurde („An den
Ufern des Sar“).
Touristenscharen kommen deswegen
allerdings nicht nach Padrón. Von
erheblich größerer Anziehungskraft ist
da schon die Festa do Pemento, ein
kulinarisches Festival, das immerhin
bereits seit 1978 jährlich am ersten Augustsonntag
tausende Gäste aus anderen
Regionen Spaniens und aus dem
Ausland in den Ort zieht, der dann einen
Tag lang ganz im Zeichen der Pimientos
de Padrón steht.
GARÇON 101
RUBRIKEN Fuhrmanns Früchtekorb
Aigner adé, Zollhaus passé (ab 1. Januar 2020 übernehmen die
Rutz-Leute mit Hendrik Canis an der Spitze das Kreuzberger Traditionsrestaurant),
und Herbert Beltle ist dennoch ein glücklicher
Mann.
Am Martinstag lud der 62-Jährige zum großen Gänseessen in
seine Rôtisserie Weingrün an der Gertraudenbrücke und wirkte
ganz und gar nicht, wie Menschen normalerweise wirken, wenn ihnen
etwas abhanden gekommen ist – sondern aufgeräumt und gelassen.
Doch das nur am Rande, denn hier soll nicht von den Befindlichkeiten
eines Spitzengastronomen die Rede sein, sondern von
der Küche des angesagten Grillrestaurants, in der Maikel Gööck
und Tomislav Sipura Regie führen.
Wir baten die beiden 31-Jährigen um Auskünfte zum Thema
Pimientos de Padrón. „Eigentlich ist das keine große Sache“, so
Weingrün-Küchenchef Gööck, „die kleinen grünen Dinger brätst Du
in Ölivenöl bis sie Blasen werfen, Meersalz drüber, fertig.“
Weingrün-Küchenchef Maikel Gööck.
102 GARÇON
EHRLICH · EDEL · EXKLUSIV
Prämierte Spitzenspirituosen für höchste Ansprüche
Montag, Dienstag und Mittwoch
10 bis 16 Uhr
Donnerstag und Freitag
10 bis 18 Uhr
Samstag
10 bis 14 Uhr
Maikel Gööck, übrigens ein Eigengewächs aus der Beltle-Schule – er hat seine Ausbildung
im Alten Zollhaus absolviert – und Tomislav Sipura, der seinen Beruf im Brandenburger Hof
erlernte, war das auf die Dauer allerdings einen Tick zu simpel.
Sie experimentierten ein bisschen mit den kleinen Schoten und kamen schließlich auf
die Idee, die Pimientos de Padrón zu einem Pesto zu verarbeiten. „Wir haben sie entkernt,
angebraten und anschließend mit Olivenöl, Pinienkernen und Meersalz grob püriert“, erzählt
Küchenchef Gööck. Sous Chef Sipura holt eine Schale mit einer grünen, cremigen
Masse und fordert uns auf, zu probieren. Tatsächlich, da ist den beiden Weingrün-Köchen
ein geschmacklicher Volltreffer gelungen. Nun servieren sie ihr Pesto neben einer Sauce
béarnaise und mediterranem Gemüse zum Rumpsteak.
Übrigens: Auf das Entfernen der winzigen Kerne aus den Pimientos de Padrón hätten
die beiden Köche getrost verzichten können. Wissenschaftler der englischen University
of Reading, die im Auftrag des Küchenstars Heston Blumenthal Tomaten- und Paprikakerne
untersuchten, fanden heraus, dass diese weit mehr Glutaminsäure enthalten als das
Fruchtfleisch, wodurch auch das Aroma anderer Zutaten verbessert wird.
www.rotisserie-weingruen.de
www.schwechower.de
Lust zu schwecheln
Am Park 5 · 19230 Schwechow/Pritzier
Telefon 03 88 56/3 78-20 · Fax 03 88 56/3 78-21
info@schwechower.de
RUBRIKEN Berliner Marktnischen
Berlin-Wedding 1926: Der Toppmarkt.
Wochenmärkte haben in Berlin eine lange
Tradition. Der erste urkundlich erwähnte
Markt ist der Spandauer, bereits im Stadtgründungsdokument
vom 7. März 1232 wird
er genannt. Im benachbarten Berlin sind
der Molkenmarkt und der 1728 von Friedrich
Wilhelm I. per Kabinettsbeschluss
ge schaffene Gendarmenmarkt die wichtigsten
öffentlichen Verkaufsplätze für
Butter, Eier, Honig, Käse, Korn und Wolle.
Deren Zahl stieg mit der Zeit zunehmend,
so gab es 1882 innerhalb der Stadtgrenzen
19 Wochenmärkte mit rund 10.500
Marktständen, die jedoch mit dem Bau
der Markthallen wieder verschwanden.
1952, die meisten Markthallen waren
zerstört, forderte der Regierende Bürgermeister
Ernst Reuter: „Vor's Rathaus gehört
ein Markt!“ Er meinte das Rathaus
Schöneberg und beendete mit seinem
Machtwort eine jahrelange Diskussion um
den wichtigsten Wochenmarkt Berlins.
Heute gibt es wieder rund 120 Wochenmärkte
in Berlin – nicht nur vor Rathäusern
– die sich wachsender Beliebtheit erfreuen.
Unter der Rubrik „Marktnischen“
stellt Garcon Händler vor, deren Offerten
auch eine weite Anreise wert sind.
BERLINER MARKTNISCHEN
ENTDECKUNGEN ZWISCHEN ARMINIUSHALLE UND MAYBACHUFER
Zu Reformküchen-Zeiten galten Gemüsebratlinge als vegetarischer Inbegriff
von Fleischersatz. Mangels Würzung schmeckten die fleischlosen
Flachlinge allerdings meist ziemlich fade. Kein Vergleich zu den Rote-Bete-
Bratlingen von Anita Printz. Sie sind, aufgepeppt mit Knoblauch, Petersilie,
Zwiebeln, Chilipulver und Sojasauce, geschmacklich eine runde Sache.
Unsere erste Begegnung mit Anita Printz
und ihren ayurvedischen Gerichten ist elf
Jahre her. Die damals 52-Jährige hatte in
Kreuzberg gerade ein Bistro eröffnet, das
schnell in aller Munde war. Ihre leichte
Küche und die kleinen Preise wirkten magnetisch
in der Oranienstraße. Zehn Jahre
später war dann Schluss mit der Bistroherrlichkeit,
über die Gründe mag Anita
Printz heute nicht mehr reden.
Sie gründete mit einem starken Partner
an der Seite die Anaveda Feinkost GmbH
und verlegte ihre Produktionsstätte ins
brandenburgische Beeskow. „Hier auf dem
Land haben wir den Kopf frei und viel Raum
für die Entwicklung neuer Köstlichkeiten“,
schreibt sie auf ihrer Website.
Und die sind gefragt auf Berliner Wochenmärkten.
Zum Beispiel Mexikoplatz.
Der samstägliche Markt am gleichnamigen
S-Bahnhof ist zwar ein Winzling – gemessen
etwa am Kollwitzmarkt in Prenzlauer
104 GARÇON
Berliner Marktnischen RUBRIKEN
Anaveda-Stand am Mexikoplatz in Zehlendorf.
Feinkost-Unternehmerin Anita Printz.
Berg – aber er bietet dafür auch weniger Schnickschnack. Anita
Printz, ihre Mitarbeiter Alma Tovàr und Michal Twardo und der
große Verkaufswagen sind hier seit Jahren feste Größen. Artischocken
in Kräutervinaigrette, Grilltomaten mit Knoblauch und Oregano,
Kräuter-Avocado-Creme, Rote-Bete-Creme sowie Kichererbsen-
und Linsensalat, diverse ayurvedische Eintöpfe und natürlich
ihre Bratlinge (s. Seite 102) gehen weg wie die sprichwörtlichen
warmen Semmeln. „Weil es gut und gesund ist“, sagen die Kunden.
Anita Printz ist eine Seiteneinsteigerin ins Feinkostgeschäft.
1989 kam sie aus Ulm nach Berlin, um Soziologie zu studieren. Irgendwann
entdeckte sie ein ayurvedisches Restaurant, ihr Interesse
war geweckt. Der Beschäftigung mit „ayur“(Leben) und „veda“
(Wissen) folgte eine Ausbildung zur ayurvedischen Köchin am Mahindra-Institut
im hessischen Birstein. „In dieser Küche“, erklärt
sie, „vereinen sich sinnliche Bedürfnisse und gesunde Ernährung.“
www.anaveda.de
Bio-Wochenmarkt am Hansaplatz
Altonaer Straße
10557 Berlin-Tiergarten
Freitag, 12.00 – 18.30 Uhr
Wochenmarkt am Mexikoplatz
Mexikoplatz
14163 Berlin-Zehlendorf
Samstag, 9.00 – 15.00 Uhr
Ökomarkt am Nordbahnhof
Elisabeth-Schwarzhaupt-Platz
10115 Berlin-Mitte
Mittwoch, 11.00 – 18.00 Uhr
GARÇON 105
RUBRIKEN Kulinarische Nachlese
Johannes Mohr und Swen Kernemann-Mohr, v.re.
„Trotz Internet und Fernsehküche – Kochbücher
werden immer ein Kulturgut blei-
aus dem Ruhrpott nach Berlin und be-
Die beiden Männer zogen im Januar 2010
ben“, davon sind Johannes Mohr und Swen treiben seitdem in einem restaurierten
Kernemann-Mohr überzeugt.
Altbau-Souterrain in Berlin-Mitte, in der
Nähe des Rosenthaler Platzes, Deutschlands
vermutlich größtes, auf jeden Fall
aber Berlins einziges Kochbuchantiquariat.
Rund 60.000 Titel aus zweieinhalb
Jahrhunderten umfasst ihre Bibliotheca
Culinaria. Neben bibliophilen Ausgaben,
etwa von Auguste Escoffier, stehen büttengedruckte
Originale, handgeschriebene
Unikate, kulinarische Enzyklopädien,
Magazine und Zeitschriften, Promikochbücher
von Sophia Loren bis Vico Torriani,
Kriegs- und Nachkriegskochbücher.
„Das Stöbern in diesem Fundus ist
immer auch eine Art besonderer Geschichtsstunde“,
sagen die Antiquare.
Nun stöbern Johannes Mohr und Swen
Kernemann-Mohr sozusagen auch öffentlich.
Für Garcon blättern sie in Kochbüchern
aus vergangenen Zeiten und notieren,
was sie dabei bewegt.
KULINARISCHE NACHLESE
IN ALTEN KOCHBÜCHERN GEBLÄTTERT
VON JOHANNES MOHR UND SWEN KERNEMANN-MOHR
ABC der guten Schnäpse
Ein Lexikon für Feinschmecker
Anleitung zur Selbstbereitung von Branntweinen, Likören, Mischgetränken,
Bowlen, Limonaden und Punschen mit Reichel-Essenzen
Dr. Otto Reichel
Otto Reichel Essenzfabrik
Berlin-Neukölln, Elbestraße 26-29
Januar 1954
Preis (antiquarisch): 6,00 Euro
106 GARÇON
Kulinarische Nachlese RUBRIKEN
Dr. Otto Reichel (1864-1927).
Das schmale 40-Seiten-Heft aus dem Jahr 1954, das wir diesmal
für unsere kulinarische Nachlese hervorgekramt haben, enthält
zwar eine erstaunlich große Anzahl Bowlen-, Cocktail-, Grog- und
Likörrezepte, die meisten allerdings dürften selbst Hardcore-Trinkern
heute den kalten Schweiß auf die Stirn treiben. „Deutsche Eiche“
beispielsweise ist ein Mix aus Dreistern (damals ein beliebter
Branntwein), Chartäuser (ein Kräuterlikör) und Danziger Goldwasser,
und „Garten Eden“ besteht zu gleichen Teilen aus Apricot Brandy
und Pfefferminz-Likör.
Nein, dieses Heftchen war für uns aus einem ganz anderen
Grund besonders anregend. Es animierte uns zur Beschäftigung
mit einem Unternehmer, der Berliner Industriegeschichte schrieb.
Otto Reichel, promovierter Chemiker, begann seine Karriere
1891 mit der Eröffnung einer Drogerie in der Kreuzberger Eisenbahnstraße.
Seine Hustentropfen „Medico“, eine schmerzlindernde
Salbe namens „Electricum“ und andere Heilmittel machten ihn
schnell bekannt. Reichel steigerte die Produktion, das Unternehmen
mauserte sich mit den Jahren zum Großbetrieb.
1907 Umzug in eine eigene Fabrik in der Neuköllner Elbestraße
und Konzentration auf die Fertigung von Essenzen für die Likörherstellung.
Der Markenname „Lichtherz“ für Reichels natürliche
Aromastoffe überdauerte zwei Kriege und erlebte nach 1945 einen
Aufschwung, den selbst die größten Optimisten nicht für möglich
gehalten hätten. Der Grund für diesen Boom: Die riesige Zahl von
Likörfabriken, die im Nachkriegs-Berlin aus dem Boden schossen
– über 200 waren es 1951.
Doch irgendwann war Schluss mit Likör und in den 1970ern auch
mit Reichels Essenzfabrik. Richard Reichel, Enkel des Firmengründers,
sanierte die Höfe und eröffnete in den Räumen der früheren
Destille ein Restaurant, das sich inzwischen in der Spitzengruppe
der Berliner Gastronomie etabliert hat.
www.bibliotheca-culinaria.de
Die Otto-Reichel-Höfe 2019...
... mit dem Eins44, einem der besten Berliner Restaurants.
GARÇON 107
BOUQUET GARNI Nachrichten und Neuigkeiten
Die Preisträger der Berliner Meisterköche 2019...
MEISTERKÖCHE
Rausch – das ist Berliner Tradition seit 1918, und das ist Berliner
Gegenwart: ein ganzes Haus nur für die Schokolade, eine Erlebniswelt
auf drei Etagen und die ebenso mutige wie konsequente
Strategie, seine Produkte nur noch in diesem Vorzeigegeschäft am
Gendarmenmarkt (und im eigenen Onlineshop) zu verkaufen.
Einen geeigneteren, stilvolleren Ort für die Präsentation der Berliner
Meisterköche 2019 hätten Berlin Partner Geschäftsführer Dr.
Stefan Franzke und seine Marketing-Leute kaum finden können.
Weniger Stil hatte dagegen die Art und Weise, wie vier langjährige
Jurymitglieder verabschiedet und drei Nachfolger ins Amt gerufen
wurden. Heinz Horrmann und Thomas Platt (beide seit 1997
ehrenamtliche Juroren) sowie Manuela Blisse und Rose Marie Donhauser
(beide seit 2007) hätten wohl wenigstens ein öffentliches
Dankeschön und Stefanie Hofeditz (B.Z., BILD), Annika Schönstädt
(Berliner Morgenpost) und Jan-Peter Wulf (nomyblog) zumindest
...im Blitzlichtgewitter der internationalen Presse.
einen Begrüßungssatz verdient gehabt – von einer Begründung
für die Neubesetzung des Wertungsgremiums gar nicht zu reden.
Selbst deren ansonsten äußerst eloquenter Vorsitzender Dr. Stefan
Elfenbein gab sich bei dieser Frage wortkarg, nuschelte etwas von
„neuen, jüngeren Gesichtern“ und kam schnell zur Tagesordnung.
Die Jurymitglieder schlugen 130 Kandidaten für die fünf Kategorien
vor, 25 schafften es auf die Nominiertenliste, fünf in jeder
Kategorie. Hinzu kamen die Vorschläge für die Ehrung als gastronomischer
Innovator. In geheimer Abstimmung wurden dann die
diesjährigen Titelträger gewählt.
„Es waren die Außenseiter, die überzeugten: der Kiezmeister,
der ,Brotwüsten‘ bereist, die Aufsteigerin unter toughen Typen, ein
Meisterkoch, der bei der US-Navy war. Aufgrund ihres Fünkchens
mehr an Mut und Energie haben diese am Ende das Rennen für sich
entschieden“, so Jury-Chef Dr. Stefan Elfenbein.
Garçon gratuliert allen Titelträgern 2019!
Dr. Stefan Franzke und Dr. Stefan Elfenbein, v.li.:
„Wenn uns keiner fotografieren will...
...dann machen wir eben ein Selfie!“
108 GARÇON
Nachrichten und Neuigkeiten BOUQUET GARNI
Gastronomischer Innovator 2019: Bernhard Moser, eat! berlin.
Berliner Meisterkoch 2019: Björn Swanson, Golvet.
Berliner Aufsteigerin 2019: Sophia Rudolph, Panama.
Berliner Gastgeber 2019: Mathias Brandweiner, Pots.
Berliner Szenerestaurant 2019: Frea (Jasmin Martin und David Suchy).
Berliner Kiezmeister 2019: Florian Domberger, Domberger Brot-Werk.
GARÇON 109
BOUQUET GARNI Nachrichten und Neuigkeiten
Käseprofis: Die Bäuerinnen Carla
Occelli und Maria Pinuccia, v.li...
...sowie der Berliner Händler Andrea Torino,
Salumeria Italiana in der Markthalle Neun.
KÄSEMESSE
Das Piemont gehört zu den kulinarisch interessantesten Regionen
Italiens. Kenner schließen die Augen und haben den ambrosischen
Duft der weißen Trüffel aus Alba ebenso in der Nase wie die Aromen
von Barolo und Barbaresco.
Sie sprechen über den Riso superfino Carnaroli, Italiens besten
Reis. Und in aller Munde sind natürlich auch die piemontesischen
Traditionsgerichte: Bagna câoda, eine Sauce aus Olivenöl, Knoblauch
und Sardellen als Dip für rohes Gemüse; Vitello tonnato,
Kalbfleisch mit Thunfischcreme und die berühmten Tajarin, Bandnudeln,
die mit Trüffeln, Fleisch- oder Lebersauce serviert werden.
Ein bisschen auf der Strecke bleiben bei dieser Fülle die durchaus
respektablen Käsesorten des Piemont. Gut, den grün- oder blauschimmeligen
Gorgonzola sowie den Parmesan-Verwandten Grana
Padano, die kennt man noch, aber dann?
Weil Deutschland ein guter Markt für Käse aus Italien ist, aber
solche Sorten wie Castelmagno, Murazzano oder Robiola di Roccaverano
hierzulande noch ziemlich unbekannt sind, machte sich
eine Gruppe manufaktureller Produzenten aus dem Piemont Ende
Oktober 2019 auf den Weg nach Berlin. Zu denen, die auf einer Messe
im Soho House an der Torstraße ihre Spezialtäten präsentierten,
gehörten auch die beiden Bäuerinnen Carla Occelli aus Bossolasco
– die auch für ihre Butterzubereitungen bekannt ist – und Maria
Pinuccia aus Monastero Bormida, deren Käse aus Ziegenrohmilch
schon vor einigen Jahren von Slow Food Italien in die Arche des Geschmacks
aufgenommen wurde. „Carlas Butter und Marias Käse
sollten unbedingt eine Chance auf dem Berliner Markt bekommen“,
so der Händler Andrea Torino aus der Markthalle Neun.
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Die Bezeichnung ZACAPA und damit verbundene Logos sind Markenzeichen. © Rum Creation & Products, Inc. 2016
GARCON-QUIZ
Margarethe Martha Maria (Mary) Hahn
gehört zu den produktivsten deutschen
Kochbuchschreiberinnen.
Die Bibliografie der 1867 im niederschlesischen
Zobten (heute Sobótka) geborenen
und im Februar 1929 in Berlin-Lichterfelde
gestorbenen Autorin und Verlegerin
weist über 60 kulinarische Veröffentlichungen
aus – darunter eine 1928 unter dem
markigen Titel „Segen deutscher Erde in
der Küche“ erschienene Sammlung von
365 Rezepten deutscher Traditionsgerichte
(Mary Hahn‘s Kochbuch-Verlag G.m.b.H.
Berlin-Steglitz).
Neben Berliner Schnitzel, Bremer Gepflückten
Finken, Erfurter Puffbohnen und
Hamburger Linsen gibt es dort Falschen
Hasen, Falschen Kaviar und Falsches Hirn.
Wir wollen wissen, worum es sich bei dem
letzten Gericht – Falsches Hirn – handelt:
A um Buchweizengrütze
B um Muschelragout
C um Tomatenrührei
Ihre Antwort bitte an:
Bildart Media Verlag
Redaktion GARÇON
Marzahner Promenade 26
12679 Berlin
E-Mail: info@bildart-verlag.de
Die Gewinne, drei wertvolle Kochbücher, werden
unter den Teilnehmern verlost, die die Frage richtig
beantwortet haben.
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Einsendeschluss: 31. Januar 2020.
Die Gewinne werden per Post zugesandt.
VERLAG UND REDAKTION
Bild Art Media Verlag
Inh. Yvonne Weinlich
Marzahner Promenade 26
12679 Berlin
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Fax 0 30 - 28 86 79 69
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www.garcon24.de | facebook.de/garcon24
HERAUSGEBER
Yvonne Weinlich (V.i.S.d.P.)
REDAKTION
Petra Leonhardt (Leitung)
Hans-Jürgen Bergs, Heiko Gralki, Marc Steyer,
Wolf-Dietrich Strobel
Steven Fritze, Roland Nicolaus, Ivonne Clare
(Praktikanten)
AUTOREN UND KOLUMNISTEN
Uwe Ahrens, Anaïs Causse, Hans Diener,
Stephan Falke, Dieter Fuhrmann, Marcus
Fuhrmann, Swen Kernemann-Mohr, Shoko
Kono, Johannes Mohr, Rafael Neitzsch,
Jörg Teuscher, Thorsten Tonski
GRAFIK, ILLUSTRATIONEN UND LAYOUT
Nicole Haar
www.nicole_haar@web.de
TITELBILD
Marie Geißler
www.mariegeissler.de
FOTOS
Heiko Gralki, Jörg Teuscher, Archiv Garçon,
Reinhold Lissner, Berlin-Lichterfelde (1/S.7 oben),
ZS Verlag/Annabell Sievert (1/S.32 li.), Restaurant
Frea (1/S.32 re. oben), Musa Enikeev (1/Zeichnung
S.52), Florian Glauert (1/S.53 re. oben), Metzgerei
Stefan Zimmermann privat (1/S.69 re. oben),
Tourismuswerbung Lautrec (1/S.73 re. oben),
Sébastien Marty privat (1/S.73 li. unten), Dagmar
Maas privat (1/S.82 oben), eat!berlin/Pia Negri
(1/S.86), Gault Millau Schweiz/Pascal Grob (1/S.93
li. unten), Luzerner Zeitung/Pius Amrein (1/S.93
Mitte re.), Salz und Pfeffer (1/S.93 re. oben),
Schweizer Fleisch (1/S.93 li. oben), Tourismusorganisation
Santiago Turismo (1/S.99 re. oben),
Richard Reichel privat (3/S.105 oben), Roland
Nicolaus (2/S.105 unten).
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112 GARÇON
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