Unter dem Motto „Scirocco meets trends“ - fraulich Online
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Fraulich_9 17.11.2008 8:28 Uhr Seite 22<br />
22 Hintergrund<br />
Werbung<br />
macht<br />
erfinderisch<br />
Oder: Wie man König<br />
Kunde professionell für<br />
dumm verkauft!<br />
Text: Stefanie Neumann · Foto: photocase©niggl<br />
Schöne, bunte Werbewelt. Was wird uns nicht alles präsentiert.<br />
Reihenweise Dinge, die es gar nicht gibt.<br />
Irgendwo in einem stillen Kämmerlein sitzen findige<br />
Werbestrategen und überlegen sich Tag für Tag aufs<br />
Neue, wie sie die Konsumenten – also uns – so richtig<br />
schön aufs Glatteis führen können. Und es gelingt; das ist<br />
ja das Perfide daran.<br />
Fragen Sie mal einen Chemiker, ob es Glanz-Vitamine<br />
gibt. Die sind doch schließlich in je<strong>dem</strong> Shampoo drin<br />
und machen aus je<strong>dem</strong> müden Fiffi eine volle, sexy<br />
Mähne. Sagt die Werbung. Fakt ist: Es gibt Vitamin A, C,<br />
E etc., aber Glanzvitamine, die gibt es nicht. Die hören<br />
sich nur gut und überzeugend an. Und wie die sinnlich<br />
lächelnden Damen, die ihre kunstvoll gezwirbelten<br />
Locken in die Kameras halten, so möchten wir doch auch<br />
aussehen . . .<br />
Wenn Supermodel Heidi K. aus <strong>dem</strong> Bergischen Land<br />
im Brustton der Überzeugung versichert: „Naschen ohne<br />
Fett“ und sich halb Deutschland erleichtert die Backen<br />
mit fettfreien Fruchtgummis vollstopft, dann kann ich<br />
nur sagen: Zu früh gefreut! Die kleinen, fettfreien<br />
Schweinereien bestehen zu einem nicht unerheblichen<br />
Teil aus Zucker, und der landet ebenso gnadenlos auf den<br />
Hüften wie das böse Fett. Ebenso könnte die schöne<br />
Blonde eine Flasche Olivenöl auf ex trinken und an-<br />
schließend freudestrahlend verkünden: „Ganz ohne<br />
Zucker!“ Sie hätte damit nicht einmal die Unwahrheit<br />
gesagt. Denn Öl enthält nun mal keinen Zucker. Und<br />
Gummibärchen eben kein Fett.<br />
Die „Extraportion Milch“ für die Kleinen kommt mit<br />
reichlich Zucker und Fett im Schlepptau daher –<br />
Ernährungsexperten empfehlen schon lange, Milch lieber<br />
flüssig und im Urzustand zu verabreichen. Schokolade<br />
essen, um sich gesund zu ernähren? Wer glaubt bei<br />
genauerem Nachdenken daran?<br />
Bonbons, also reinen Zucker, lutschen anstatt Vitamine<br />
über frisches Obst und Gemüse zu sich zu nehmen?<br />
Fette, überzuckerte Joghurts in quietschbunten Plastikbechern<br />
enthalten „das Beste aus der Milch und natürliche<br />
Süße aus Früchten“? Von wegen: Fruchtzucker und<br />
Kristallzucker sind „ungesunde Zwillinge“, die sich nur<br />
durch wenig unterscheiden. Kalorienzahl und die<br />
Schädlichkeit für die Zähne sind gleich. Allerdings wird<br />
Fruchtzucker anders verstoffwechselt. Dick macht er<br />
genauso.<br />
Schokolade macht übrigens gar nicht dick, wenn sie nur<br />
genug knallsüße Fruchtjoghurtmasse enthält. Die<br />
knirscht zwischen den Zähnen, schmeckt aber himmlisch<br />
joghurtleicht. Und was leicht schmeckt, kann ja auch<br />
nicht schwer machen, oder?<br />
Überhaupt: Längst nicht alles, was light heißt, ist auch<br />
leicht. Da lohnt ein kritischer Blick aufs Kleingedruckte.<br />
Oft stellt man dann fest, dass die Würstchen, mit denen<br />
man so bleiben will, wie man ist, mehr Kalorien haben,<br />
als einfache Geflügelwürstchen eines weniger bekannten<br />
Herstellers, die nicht ausdrücklich als „Diätkost“ gekennzeichnet<br />
sind.<br />
Sicher ist, dass man sich auf nichts mehr verlassen kann.<br />
Außer auf den eigenen gesunden Menschenverstand.<br />
Und den gibt's ja Gott sei Dank noch nicht „light“.