Erweiterungs-, Umbau - GIT Verlag
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◀ Durch gegenüberliegende Bettstellung, hier<br />
am Beispiel einer Normalstation des<br />
St. Josefskrankenhauses in Heidelberg, entstehen<br />
geschützte Individualbereiche. Beide Betten<br />
verfügen über einen gleichberechtigten Blickbezug<br />
nach draußen sowie zum Eingangsbereich<br />
des Zimmers. (Bild: PEG mbH)<br />
werden diese auch nur kurzzeitig, d. h. von<br />
einigen Stunden bis zu wenigen Tagen, in den<br />
IMC-Zimmern untergebracht. Die räumliche<br />
Zuordnung einer IMC innerhalb der Krankenhäuser<br />
ist unterschiedlich. Oft besteht eine<br />
enge räumliche Bindung zur Intensivstation,<br />
gegebenenfalls sogar in einer gemeinsamen<br />
Organisationsstruktur.<br />
Unter Berücksichtigung der engen Bezüge von<br />
Intensivstationen zu Operationsabteilungen<br />
kann eine Konzentration von OP-Abteilung,<br />
Aufwachraum, Intensivstation und IMC erstrebenswert<br />
sein, eventuell sogar mit variablen<br />
räumlichen Grenzen und flexiblen Nutzungskonzepten.<br />
Die folgenden Aspekte sind jedoch<br />
zumindest teilweise stets zu berücksichtigende<br />
Bestandteile der Konzeptionen der Krankenhäuser<br />
für IMC-Zimmer:<br />
Erhöhte Anforderungen an die<br />
medizintechnische Ausstattung<br />
Intensivstationen sind geprägt von einem hohen<br />
Grad an medizintechnischer und haustechnischer<br />
Ausstattung. Die Räumlichkeiten sind<br />
häufig in ihrer Funktionalität optimiert, können<br />
jedoch auf den Patienten und seine Angehörigen<br />
beängstigend wirken. Diese psychische<br />
Belastung gilt insbesondere für wache, ansprechbare<br />
und lediglich überwachungspflichtige<br />
Patienten, die potentiell auch auf einer IMC-<br />
Einheit liegen könnten. Damit wird die<br />
zentrale Anforderung an ein IMC-Zimmer<br />
deutlich: Es sollte im Aussehen so weit wie<br />
möglich dem Zimmer in der Normalpflege entsprechen,<br />
und die erhöhte medizintechnische<br />
Ausstattung sollte möglichst unauffällig integriert<br />
werden.<br />
Während die Patientenzimmer von Intensivstationen<br />
häufig von Deckenampeln zur Medienversorgung<br />
dominiert sind, gilt es im IMC-Zimmer<br />
die Möglichkeit einer Wandversorgung zu<br />
prüfen. Medizinische Gase, Steckdosen und<br />
EDV-Anschlüsse sollten zwar in höherer Anzahl<br />
als in der Normalpflege vorhanden sein,<br />
jedoch in einer optisch ansprechenden und diskreten<br />
Ausbildung. Eingelassen in ein Bettenpanel<br />
bieten sich Möglichkeiten, ausreichende<br />
Medien vorzuhalten, die dem Versorgungsaufwand<br />
der Patienten gerecht werden, ohne dabei<br />
eine mit einer Intensivstation vergleichbare Atmosphäre<br />
zu schaffen. Ähnliches gilt für den<br />
Aspekt der Beleuchtung. Auch hier sollten<br />
Leuchtkörper zum Einsatz kommen, die Normalität<br />
vermitteln, ein angenehmes (insbesondere<br />
Tages-)Licht erzeugen, aber gleichzeitig<br />
auch den funktionalen Anforderungen gerecht<br />
werden.<br />
Schaffung von<br />
Privatzonen<br />
Da die Belegung der IMC-Zimmer sehr<br />
schnell wechseln kann, bietet sich hier eine<br />
Bettstellung voneinander gegenüberstehenden<br />
Betten an. In Kombination mit niedrigen Brüstungshöhen<br />
ist bei gegenüberliegender Bettstellung<br />
der gleichberechtigte Blickbezug ins<br />
Freie ermöglicht. Aber auch bei paralleler Bettstellung<br />
gibt es die Möglichkeit, mit variablen<br />
Schrankelementen zwischen den Betten und<br />
flexiblen Sichtschutzelementen die Individualbereichen<br />
zu zonieren und somit einen Sichtschutz<br />
bei Untersuchungen und bei ggf. notwendigen<br />
Eingriffen zu gewährleisten. Darüber<br />
hinaus ist zu berücksichtigen, dass es sich bei<br />
den IMC-Patienten um schwer kranke, vielleicht<br />
an der Schwelle zur Intensivtherapie stehende<br />
Menschen handelt, die auch einem erhöhten<br />
seelischen Druck ausgesetzt sein<br />
können. Die Rückzugsmöglichkeit im Zimmer<br />
und das eigene Schutzbedürfnis, gerade im<br />
Rahmen von durch pflegerische Handlungen<br />
bedingten Verletzungen der Intimsphäre, stellen<br />
insbesondere bei der hier angenommenen<br />
Doppelbelegung eine Herausforderung an die<br />
Grundrissgestaltung dar.<br />
Flexible Möblierung und<br />
Ausstattung<br />
IMC-Patienten sind nicht zwingend in ihrer<br />
Mobilität eingeschränkt. Tische und Stühle für<br />
Patienten und Besucher sollten deshalb unbedingt<br />
zur Ausstattung gehören. Ein unmittelbar<br />
vom Zimmer aus zugänglicher Sanitärbereich,<br />
bestehend aus Handwaschbecken, WC und<br />
Dusche mit einem Bewegungsradius von<br />
120 cm, ist ebenfalls unentbehrlich. Abhängig<br />
von den zu erwartenden Krankheitsbildern in<br />
den IMC-Zimmern kann eine Pflegearbeitszeile<br />
in Form einer kleinen Schrankanlage mit freier<br />
Arbeitsfläche und integriertem Handwaschbecken<br />
ein weiteres Element der Zimmerausstattung<br />
sein. Dass ein Patient seinen Krankenhausaufenthalt<br />
vollständig in einem IMC-<br />
Zimmer verbringt, stellt wahrscheinlich eher<br />
eine Ausnahme dar. Die zunehmende Differenzierung<br />
in verschiedene Versorgungsbereiche<br />
innerhalb der Krankenhäuser wird somit auch<br />
zu einer zunehmenden Zahl an internen Verlegungen<br />
führen.<br />
Die bislang aufgeführten Anforderungen an<br />
ein IMC-Patientenzimmer lassen sich alle auf<br />
dem Grundriss eines Zimmerbausteins mit<br />
einem Achsmaß von mindestens 375 cm realisieren,<br />
der auch Basis für Zimmer der Normalpflege<br />
sein kann. IMC-Einheiten sind ein sinnvolles<br />
Instrument, auf einen spezifischen<br />
Versorgungsbedarf von Patienten zu reagieren.<br />
Es ist jedoch auch denkbar, dass mit dem zunehmenden<br />
medizinischen Fortschritt und den<br />
sich weiterhin verkürzenden Verweildauern die<br />
Normalpflege in ihrer gegenwärtigen Form<br />
nicht weiter bestehen wird. Die IMC-Zimmer<br />
könnten dann diese Funktion einnehmen. Aufgrund<br />
dieser offenen weiteren Entwicklung erscheint<br />
es ganz besonders sinnvoll, IMC-Zimmer<br />
nicht als Einheiten zu verstehen, die einen<br />
speziellen Grundriss erfordern, sondern vielmehr<br />
als variable und veränderbare Elemente<br />
eines sich permanent im Wandel befindlichen<br />
Krankenhauses.<br />
Autoren:<br />
Prof. Dr.-Ing. Peter Schmieg<br />
Technische Universität Dresden, Fakultät Architektur<br />
Dr.-Ing. Gesine Marquardt<br />
Technische Universität Dresden, wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin Fakultät Architektur<br />
Stefan Eickmann<br />
Diplom-Pflegewirt (FH), PEG mbH<br />
Patientenzimmer<br />
Kontakt:<br />
Prof. Dr.-Ing. Peter Schmieg<br />
Technische Universität Dresden, Fakultät Architektur<br />
Tel.: 0351/46334724<br />
Fax: 0351/46337089<br />
sozialbau@mailbox.tu-dresden.de<br />
www.tu-dresden.de<br />
▼ Patientenschrank und flexibler Sichtschutz<br />
bieten auch bei paralleler Bettstellung<br />
die Möglichkeit der Zonierung und<br />
der Ausbildung von Individualbereichen in<br />
den Patientenzimmern. (Quelle PEG mbH)<br />
medAmbiente 6 · 2009 23