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Königliche Pferde - Leseprobe

Die arabische Pferdezucht der württembergischen Könige - Band 1 - König Wilhelm I. (1817-1864)

Die arabische Pferdezucht der württembergischen Könige - Band 1 - König Wilhelm I. (1817-1864)

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1. Auflage © 2017 im Selbstverlag<br />

Gudrun Waiditschka, IN THE FOCUS<br />

D-73765 Neuhausen a.d.F.<br />

contact@in-the-focus.com


<strong>Königliche</strong> <strong>Pferde</strong><br />

Die arabische <strong>Pferde</strong>zucht<br />

der württembergischen Könige<br />

Das <strong>Königliche</strong> Privatgestüt Weil-Scharnhausen<br />

Band I - König Wilhelm I. (1817-1864)<br />

Herausgegeben im Jubiläumsjahr<br />

200 Jahre Araberzucht Weil-Marbach<br />

1817 - 2017<br />

Gudrun Waiditschka


Inhaltsverzeichnis<br />

Im Überblick<br />

Ein Wort zuvor 6<br />

Das Königreich Württemberg 8<br />

König Wilhelm I., Königin Katharina, König Wilhelms Vorliebe für das Orientalische,<br />

Zur Situation der <strong>Pferde</strong>zucht in Württemberg<br />

Die Geburtsstunde des <strong>Königliche</strong>n Privatgestüt (1817) 16<br />

Das Gründungsdekret vom 30. September 1817, Die Domänen Weil, Scharnhausen,<br />

Klein-Hohenheim, Stutbücher und andere Aufzeichnungen, Namensgebung<br />

Die Domänen Weil, Scharnhausen, Klein-Hohenheim - gestern und heute;<br />

Das Kgl. Reithaus, Der Leib- und Marstall zu Stuttgart<br />

Von Orientalischen <strong>Pferde</strong>n 32<br />

Die verschiedenen orientalischen Rassen, Die Stämme und "Strains",<br />

Die <strong>Pferde</strong> orientalischer Rassen im Kronprinzlichen Gestüt<br />

Die <strong>Pferde</strong> aus dem Kaukasus (1817-1818) 38<br />

Die Importe des Baron von Fechtig (1810-1822) 42<br />

Eine Geschäftsidee wird geboren<br />

Tajar „Hunyady“,<br />

Der Hengst „Schwarzenberg“,<br />

Muranas vergessener Stamm<br />

Die <strong>Pferde</strong> des polnischen Emirs (1819) 50<br />

Der Beginn einer Obsession, Die erste Orientreise 1817-1819, <strong>Pferde</strong> von höchster Qualität<br />

und Schönheit, Die zweite Orientreise 1819-1821, Das Ende eines Abenteurers,<br />

Die Rzewuski’schen <strong>Pferde</strong> aus Kuzmin<br />

Nur von kurzer Dauer - Die Dongola-<strong>Pferde</strong> in Weil (1822-1825) 60<br />

Die Ankunft der Dongolas, Eine Rarität in Weil, Zuchtversuche mit Dongola und Drovetta<br />

Die Anfänge der Zucht 66<br />

Der Orientalische Reitschlag, Orientalisch oder arabisch? Die ‘rein arabische’ Zucht<br />

Bairaktars Züchterische Leistung<br />

Goumousch Bournu - des Rätsels Lösung,<br />

Bairaktar - erst verkannt, dann verehrt<br />

Die „French Connections“ (1824-1829) 74<br />

Die Gebrüder Maseyk und John Barker, Im Beduinenlager, Ein Pferd unter zwei Tausend,<br />

Rückkehr mit Hindernissen, Ankunft in Stuttgart, Mutter und Tochter, Die Stute von Damoiseau<br />

Aus unterschiedlichen Quellen (1828-1833) 82<br />

Nicolas Gliocho und Sultan Mahmud, Misslungener Kauf bei Baron von Fechtig,<br />

Weitere <strong>Pferde</strong> von Nicolas Gliocho, Der Hengst aus Mailand<br />

Bilder lügen nicht - oder doch?<br />

Ein Muselmann in Schwaben 88<br />

Das Landwirtschafliche Fest und <strong>Pferde</strong>rennen zu Cannstatt 96<br />

4<br />

Die <strong>Pferde</strong> des Emir Beschir (1836) 98<br />

Wildenbruchs Bericht über die <strong>Pferde</strong> im Libanon<br />

Damblys Reise in den Libanon


Im Überblick<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Die <strong>Pferde</strong> aus England (1837-1838) 104<br />

Unterschiedliche Ansichten<br />

Einige Bemerkungen über arabische und syrische <strong>Pferde</strong> - von Fürst Pückler 108<br />

Taubenheims „Reise in den Orient“ (1840-1841) 112<br />

Cham und Balbek, Taubenheims Briefe, <strong>Pferde</strong> für Ägypten,<br />

<strong>Pferde</strong>kauf mit List und Tücke - von Hackländer<br />

Die Wilhelma - Orientalismus in Schwaben<br />

Inzucht und Outcross 128<br />

Amurath I 1829 - noch besser als sein Vater, Die Zierden des Marstalls, Inzucht auf Bairaktar Or.Ar.<br />

Amurath - der faule Beschäler<br />

Epitheliogenesis imperfecta – die unheimliche Erbkrankheit<br />

Aus aller Herren Länder (1844-1859) 136<br />

El Bedavi, Dzellaby Or.Ar., Lutzy Or.Ar., Jemscheed Or.Ar.,<br />

Dachaman Or.Ar., Bangor Or.Ar., Said Or.Ar., Tuban Or.Ar., Assad Or.Ar., Ramdy Or.Ar.<br />

Dzellabys weiter Fussmarsch - von Tierarzt Amman<br />

Wer war der „Maler Sperling“? 146<br />

Der Hengst von Fürst Pückler (1852) 148<br />

Die Gestüte der Paschas - von Pierre-Nicolas Hamont 152<br />

Die <strong>Pferde</strong> aus Ägypten (1852-1861) 154<br />

Mehmed Ali, Abbas Pascha, El Hami Pascha, Auktion in Abbassie<br />

Eindrücke aus Abbassie - von Freiherr von Hügel<br />

Versteigerung und <strong>Pferde</strong>markt in Stuttgart 166<br />

Von Weil in alle Welt 168<br />

Senner-Gestüt, Sachsen-Meiningen, Frankreich, Fürst Borghese, Badisches Landgestüt,<br />

Graf Orlow, Rozwadowski, Beberbeck, Graf Schimmelmann, Eugen Boch, Babolna,<br />

Gestüt Torgel, Janow Podlaski, Russland, Zweibrücken, Trakehnen, Neustadt/Dosse<br />

Die Reise Dahmans nach Torgel, Marschroute und Instruktionen<br />

Das Ende einer Ära (1864) 176<br />

Der Tod König Wilhelms I., Das Testament, Rückblick auf König Wilhelms züchterische Wirken, Epilog<br />

Weiler <strong>Pferde</strong> in der Kunst 180<br />

Johann Friedrich Steinkopf jr., Rudolf Kuntz, Albrecht Adam, Johann Baptiste Zwecker & Carl Kurtz<br />

Ludwig von Hofer, Johann von Halbig, Emil Volkers<br />

Anhang 218<br />

Liste der Importpferde<br />

Tabellen<br />

Kartenmaterial<br />

Personenverzeichnis<br />

Maße und Gewichte<br />

Quellenverzeichnis<br />

<strong>Pferde</strong>verzeichnis<br />

Danksagung<br />

5


Vorwort<br />

Ein Wort zuvor<br />

Die arabische <strong>Pferde</strong>zucht der württembergischen Könige - was ist daran so besonders,<br />

dass uns die Geschichte dieses Gestütes, das vor 200 Jahren gegründet wurde, noch<br />

heute interessiert?<br />

Zum einen ergaben die Recherchen in den diversen Archiven neue Erkenntnisse über<br />

Herkunft und Anzahl der aus Arabien importierten Gründerpferde, die ihren Teil zur<br />

Zucht des arabischen <strong>Pferde</strong>s weltweit beigetragen haben. Für die Züchter, die sich<br />

für die Geschichte des arabischen <strong>Pferde</strong>s interessieren, sind derlei Details - auch die<br />

kleinsten - von Interesse. Daher wurde auch, wo immer möglich, darauf eingegangen.<br />

Zum anderen waren es aber vor allem die Geschichten, die mit diesen <strong>Pferde</strong>n verwoben<br />

sind, und die einen Einblick in das Leben vor 200 Jahren geben, die mich persönlich<br />

fasziniert haben: Zu erleben, wie mühsam und gefährlich die Expeditionen in den<br />

Orient waren, welche fremde Welt sich den Stallmeistern und Weggefährten damals<br />

auftat, welche Strapazen sie auf sich nahmen, um geeignete <strong>Pferde</strong> zu finden. Und<br />

wenn der Tierarzt Amann einen Hengst in Polen abholte und mit ihm zu Fuß bei Eis und<br />

Schnee in sechs Wochen von Lemberg nach Stuttgart wanderte, dann nötigt das auch<br />

heute noch allerhand Respekt ab.<br />

Große Opfer - nicht nur finanzeiller Art - wurden erbracht, um diese <strong>Pferde</strong> nach Württemberg<br />

zu bringen. Aber es war keineswegs nur Selbstzweck oder die Befriedigung<br />

eines könglichen Hobbys, vielmehr fanden diese arabischen <strong>Pferde</strong> Eingang sowohl in<br />

die Landespferdezucht Württembergs als auch in die Sportpferdezucht der Welt, die<br />

ohne den Gründervater Weils, den Hengst BAIRAKTAR nicht das wäre, was sie heute ist.<br />

Innerhalb der arabischen Rasse, und das ist einmalig in der Welt, wurden die Stammlinien<br />

erhalten und die <strong>Pferde</strong> nach den gleichen Zuchtprinzipien bis heute weitergezüchtet.<br />

Seit 85 Jahren werden sie nun als kulturelles Erbe im Haupt- und Landgestüt<br />

Marbach gepflegt.<br />

Diese <strong>Pferde</strong> verkörpern heute die ältesten Stuten- und Hengstlinien der Araberzucht,<br />

die über einen Zeitraum von 200 Jahren, minutiös dokumentiert, in ununterbrochener<br />

Generationenfolge erst vom Königshaus, dann vom Staat gemäß den Zuchtprinzipien<br />

des Gestütsgründers weitergezüchtet wurden. Dies ist keineswegs selbstverständlich,<br />

denn wirtschaftliche Zwänge und Modeerscheinungen sind häufig für einen "Richtungswechsel"<br />

in der <strong>Pferde</strong>zucht verantwortlich.<br />

Das wußte offensichtlich auch der Künstler Ludwig von Hofer, der die Rossebändiger<br />

(rechts) in den Unteren Anlagen in Stuttgart schuf, und für die Weiler Araberhengste<br />

Modell gestanden haben. Über sie schrieb ein Kunstkritiker folgendes:<br />

„Und wenn der Künstler bei seinem Werke die Absicht hatte, einer späteren Zeit, wo vielleicht<br />

die arabischen, die schönsten lebenden <strong>Pferde</strong>, durch die Ungunst der Umstände,<br />

des Klimas, der Pflege oder dergleichen degenerierten oder wenigstens in Form sich<br />

änderten, plastisch zu zeigen, wie weit die Zucht dieser Tiere unter König Wilhelm gediehen<br />

war, und wie dieselben ausgesehen haben, so dürfte ihm die Erreichung dieses<br />

Zieles wohl gelungen sein.”<br />

Bei einem Besuch im Haupt- und Landgestüt Marbach kann jeder mit eigenen Augen<br />

sehen: Die <strong>Pferde</strong> des Königs sind nach wie vor lebendig!<br />

Und wenn nun dieses Buch bei dem einen oder anderen das Interesse an diesem äußerst<br />

lebendigen Kulturgut wecken wird, so hätte es seinen Sinn und Zweck erfüllt.<br />

Gudrun Waiditschka<br />

Neuhausen, im Juni 2017<br />

6


Vorwort<br />

7


Kapitelname<br />

Das Königreich<br />

Württemberg<br />

Fließtext<br />

Bildlegende<br />

8


Der Beginn des 19. Jahrhunderts läutete das Ende des Heiligen Römischen<br />

Reichs Deutscher Nation ein. Es war eine Ära geprägt von Krieg und Revolution,<br />

von Zerstörung und Neuordnung.<br />

Durch Württembergs Lage im Zentrum Europas war es nahezu unumgänglich, dass<br />

auch das kleine Herzogtum, regiert von Herzog Friedrich von Württemberg, in diesen<br />

Strudel der Ereignisse involviert wurde. Als dann am 1. Januar 1806 Württemberg auf<br />

Betreiben des französischen Kaisers Napoleon Bonaparte zum Königreich erhoben<br />

wurde, wurde Herzog Friedrich - als Friedrich I. - erster König von Württemberg. Ein<br />

halbes Jahr später trat Württemberg dem Rheinbund bei und mußte 1809 für Napoleons<br />

Krieg gegen Österreich Truppen stellen. Auch in den Jahren 1812/13 stellte sich<br />

König Friedrich I. an Napoleons Seite, diesmal im Krieg gegen Russland, und Kronprinz<br />

Friedrich Wilhelm erhielt den Oberbefehl über die württembergischen Truppen. Der<br />

Feldzug war für die württembergische Armee verheerend: Von den 15.800 Soldaten<br />

kehrten nur einige Hundert nach Württemberg zurück. Friedrich Wilhelm überlebte<br />

wahrscheinlich nur deshalb, weil ihn eine Ruhrerkrankung zwang, den Oberbefehl abzugeben.<br />

Trotz der katastrophalen Niederlage musste Württemberg auch für den weiteren<br />

Kriegsverlauf Truppen stellen. Nach der Niederlage Napoleons in der Völkerschlacht<br />

bei Leipzig 1813 wechselte Württemberg zur „Sechsten Koalition“ über, die von Österreich,<br />

Preußen und Russland geführt wurde. In den Jahren 1814/15 kämpften die<br />

Württemberger dann unter der Führung des Kronprinzen gegen Frankreich, womit<br />

sich Friedrich Wilhelm die Anerkennung seiner Verbündeten verdiente. Dies mag auch<br />

ein Grund dafür gewesen sein, daß das Königreich Württemberg bei den Verhandlungen<br />

während des Wiener Kongresses, als die Staatsgrenzen Europas neu gezogen<br />

wurden, die durch Napoleons Gnaden neu erworbenen Territorien behalten durfte.<br />

König Wilhelm I.<br />

Als nach dem Tod von König Friedrich I. sein Sohn als Wilhelm I. am 30. Oktober 1816<br />

den Thron bestieg, war das junge Königreich durch Kriegshandlungen, Reparationszahlungen<br />

und Verlusten an Männern ausgeblutet. Jäger beschrieb dies so: „In jener<br />

vielbewegten Zeit vermochte der Regent eines Landes (...) nur wenig für das Wohl seiner<br />

Unterthanen, für die materiellen Interessen, für Gewerbe und neue Einrichtungen thun,<br />

man fühlte sich glücklich, wenn man das Bestehende nothdürftig erhalten konnte. Es<br />

fehlte an Allem, an Ruhe und Frieden, an Mitteln, an Menschenhänden und selbst an den<br />

benöthigten Thieren. Ackerbau und Viehzucht lagen neben vielen anderen Gewerben und<br />

Beschäftigungen darnieder.“<br />

Zu allem Überfluß ging 1816 als das „Jahr ohne Sommer“ in die Geschichte ein: Überschwemmungen<br />

und niedrige Sommertemperaturen – in der Schweiz gab es im Juli<br />

Schnee bis in tiefere Lagen – führten zu Mißernten und im Folgejahr zu Hungersnöten<br />

und gestiegenen Getreidepreisen, die das 2,5 bis 3fache der Preise von 1815 erreichten.<br />

Die Gebiete nördlich der Alpen, und damit Württemberg, waren am heftigsten<br />

betroffen. Die Erklärung hierzu wurde erst 1920 gefunden: der Vulkan Tambora im<br />

heutigen Indonesien war im April 1815 ausgebrochen. Die gewaltige Eruption schleuderte<br />

Asche in die Atmosphäre, die sich in den oberen Luftschichten wie ein Schleier<br />

um den gesamten Erdball legte. Dies führte zu einer Abkühlung des Weltklimas - vor<br />

allem auf der Nordhalbkugel -, die noch bis ins Jahr 1819 anhielt.<br />

Nicht zuletzt aufgrund der Mißernten und der einhergehenden Hungersnot erkannte<br />

König Wilhelm I. die Notwendigkeit, die Landwirtschaft und Tierzucht zu fördern und<br />

so gründete er 1818 in Hohenheim (südlich von Stuttgart) eine “landwirtschaftliche<br />

Unterrichts-, Versuchs- und Musteranstalt” aus der später die Universität Hohenheim<br />

entstand. Im selben Jahr wurde erstmals das Cannstatter Volksfest abgehalten, das<br />

ein landwirtschaftliches Fest mit Preisverleihungen für herausragende Leistungen in<br />

der Viehzucht beinhaltete. Außerdem wurden in der 1821 gegründeten Tierärztlichen<br />

Hochschule Stuttgart, die zunächst als Tierarzneischule eingerichtet wurde, Schäfer,<br />

Schmiede, Hirten, usw. in Tierarzneikunde unterrichtet und zum praktischen Tierarzt<br />

ausgebildet. Damit verbunden waren auch eine Tier- und eine Poliklinik, und es wurde<br />

Unterricht in Hufbeschlag erteilt.<br />

König Wilhelm I. wurde gerne mit dem Beinamen „rex agricolarum” betitelt, zu Recht,<br />

denn sein Interesse galt neben der <strong>Pferde</strong>zucht auch der Zucht anderer Nutztierrassen.<br />

Auf seinen Besitzungen waren verschiedene Rinderrassen aus Holland und der<br />

Schweiz zu finden, sogar Zeburinder aus Indien, Schafe verschiedener ausländischer<br />

Rassen, Ziegen aus Kaschmir - sie alle wurden in Kreuzungen auf ihren Wert für die<br />

Das Königreich Württemberg<br />

König Wilhlem I.<br />

Gemälde von Karl Joseph Stieler<br />

(links) König Wilhlem I. in slavischer<br />

Reitertracht mit seinem arabischen<br />

Reitpferd im Hintergrund.<br />

Öl auf Holz<br />

von Josef Joachim von Schnizer<br />

9


10<br />

Das Königreich Württemberg<br />

Obelisk zu Ehren von Königin Katharina,<br />

aufgestellt in den Hohenheimer<br />

Gärten, geschaffen von Markus Wolf.<br />

Katharina Pawlowna, spätere Königin<br />

Katharina von Württemberg<br />

Gemälde von<br />

Johann Friedrich August Tischbein<br />

(ca. 1806-09)<br />

württembergische Tierzucht getestet. Ob es die Fisch-, Geflügel-, Bienen- oder Seidenraupenzucht<br />

war, allen Bereichen der Landwirtschaft schenkte er sein Interesse.<br />

Sogar Vicunjas, Alpakas und Axishirsche tummelten sich auf seinen Ländereien.<br />

Königin Katharina<br />

Am 24. Januar 1816 heiratete Kronprinz Friedrich Wilhelm in St. Petersburg Katharina<br />

Pawlowna, die Tochter des (verstorbenen) Zaren Paul und Maria Feodorowna, der Schwester<br />

von König Friedrich I. Katharina war damit auch die Schwester des regierenden Zaren<br />

Alexander I. Außerdem war sie schon als junge Frau mit „Verstand und Geist“ ausgestattet,<br />

„sowie einer starken Willenskraft. Furcht kennt sie nicht, und die Kühnheit mit der<br />

sie reitet, kann selbst bei Männernn Neid erwecken.“<br />

Bereits als Kind erhielt sie eine umfassende Bildung, sowie Reit- und Tanzunterricht.<br />

1809 heiratete sie dann Prinz Georg zu Oldenburg, der seinerzeit in Russland im Exil<br />

lebte und die Jahre an seiner Seite gehörten zu den glücklichsten ihres Lebens. Leider<br />

starb Prinz zu Oldenburg bereits 1812 - sein Tod ließ Katharina in einer psychisch<br />

labilen Lage zurück, von der sie sich erst 1814 wieder erholte, nachdem sie Reisen für<br />

sich als Therapie entdeckt hatte. Eine der Reisen führte sie 1814/15 auch zum Wiener<br />

Kongress, wo sie selbstbewußt auftrat und die Bewunderung aller auf sich zog – auch<br />

die von Kronprinz Friedrich Wilhelm von Württemberg, der aber zu diesem Zeitpunkt<br />

noch an der Annullierung seiner ersten Ehe arbeitete. Hier in Wien lernte Katharina<br />

auch einen polnischen Grafen namens Rzewuski kennen, der mit seinen wunderschönen<br />

arabischen <strong>Pferde</strong>n durch die Straßen Wiens ritt, um die versammelten Staatsoberhäupter<br />

von seiner Idee zu überzeugen, arabische <strong>Pferde</strong> zum Aufbau der europäischen<br />

<strong>Pferde</strong>zucht zu importieren.<br />

Durch das kurze Treffen mit Kronprinz Friedrich Wilhelm in Wien und vor allem bei<br />

einem weiteren Treffen in England kamen sich die beiden näher und so läuteten etwa<br />

ein Jahr später in St. Petersburg die Hochzeitsglocken, einige Tage später traf das<br />

Brautpaar im April 1816 in Stuttgart ein.<br />

Königin Katharina, die vom russischen Zarenhof ins arme Württemberg kam, engagierte<br />

sich unter dem Eindruck der Hungersnot von 1816-1817 vor allem in sozialen<br />

Belangen. Sie gründete einen Wohltätigkeitsverein, eine Lehr- und Erziehungsanstalt<br />

für Töchter der gebildeten Stände (das spätere Königin-Katharina-Stift) und Kinderbeschäftigungsanstalten,<br />

um diese vor der Verwahrlosung zu bewahren. Sie stiftete den<br />

Grundstock für das spätere Katharinenhospital, gründete die Württembergische Landessparkasse<br />

und war an der Gründung des landwirtschaftlichen Instituts, der heutigen<br />

Universität Hohenheim, sowie der „Centralstelle des landwirtschaftlichen Vereins“<br />

1817 beteiligt. Dieser Verein sollte jährlich die Leistungsschau der Landwirtschaft mit<br />

<strong>Pferde</strong>rennen sowie Preisverleihungen für herausragende Leistungen in der Viehzucht<br />

veranstalten.<br />

Nach wie vor hatte sie ein Faible für <strong>Pferde</strong> und ritt oder fuhr mehrmals die Woche mit<br />

ihrem Mann zu den Gestüten in Scharnhausen und Weil. Das sollte ihr zum Verhängnis<br />

werden, denn im Januar 1819 erhielt sie wohl einen Hinweis, dass ihr Mann sie mit<br />

einer Mätresse in Scharnhausen betrüge. Sie fuhr bei Eis und Schnee in der offenen<br />

Kutsche nach Scharnhausen, erwischte Wilhelm inflagranti, fuhr tief schockiert wieder<br />

zurück und kam völlig durchfroren und durchnässt in Stuttgart an. Bei dieser Fahrt<br />

holte sie sich eine schwere Erkältung und starb – so die offiziellen Stellen – am 9.<br />

Januar 1819 an einer Gesichtsrose, die auf das Gehirn übergriff und einen Hirnschlag<br />

auslöste.<br />

König Wilhelms Vorliebe für das Orientalische<br />

Bereits als Kronprinz hatte Friedrich Wilhelm eine bescheidene kleine <strong>Pferde</strong>zucht auf<br />

seinem Landgut in Scharnhausen vor den Toren Stuttgarts. Als Reit- und Zuchthengste<br />

verwendete er bevorzugt orientalische oder arabische Hengste, das könnte am Einfluß<br />

Napoleons gelegen haben, denn Napoleon war ein großer Freund des arabischen<br />

<strong>Pferde</strong>s - vermutlich nicht zuletzt, weil es größenmäßig so gut zu ihm passte. In die<br />

Geschichte eingegangen ist zum Beispiel Marengo, ein Schimmelhengst, der nur 145<br />

cm maß, den Napoleon aber erfolgreich in acht Schlachten und während des brüchtigten<br />

Russlandfeldzuges ritt.<br />

Überhaupt war es der berühmtberüchtigte Russlandfeldzug, der die Härte des arabischen<br />

<strong>Pferde</strong>s sogar unter den Bedingungen des kalten russischen Winters unter Beweis<br />

stellte. Daumas berichtet, dass es vor allem die arabischen und orientalischen<br />

<strong>Pferde</strong> Napoleons waren, die während des Feldzuges den Anstrengungen, der Kälte


Das Königreich Württemberg<br />

11


12<br />

Das Königreich Württemberg


und den Entbehrungen am besten widerstanden haben. Dies wird auch durch den<br />

Comte de Lantivy, der den Russlandfeldzug an der Seite des Kaisers bestritten hatte,<br />

bestätigt: “Das arabische Pferd hat die Strapazen und Entbehrungen besser weggesteckt,<br />

als die europäischen <strong>Pferde</strong>. Dem Kaiser blieben während diesem harten russischen Feldzug<br />

nur seine arabischen <strong>Pferde</strong> übrig. Dem Generalmajor Hubert blieben von fünf <strong>Pferde</strong>n<br />

nur noch eines: Es war ein Araber. Kapitän Simonneau, ein Offizier, hat nur seine arabischen<br />

<strong>Pferde</strong> wieder nach Hause gebracht, und ich selbst konnte auch nur eines halten:<br />

Es war eine Kreuzung aus einem Bretonen und einem Araber.”<br />

Auch war Napoleon einer der ersten Herrscher Europas, der arabische <strong>Pferde</strong> in größerem<br />

Ausmaß nach Europa holte und sich mit dem Gedanken der Reinzucht arabischer<br />

<strong>Pferde</strong> befasste; zuvor waren arabische Hengste nur zur Verbesserung der Landespferdezucht<br />

eingeführt worden. Gayot schreibt dazu: „Bis in die neueste Zeit hatte die<br />

Einführung der arabischen Hengste mehr die Verbesserung unserer einheimischen Racen<br />

zum Gegenstande, als die Fortpflanzung jener Race ohne jede fremde Beimischung. Diesen<br />

Gedanken findet man in einigen Worten des Kaisers [Napoleon] wiedergegeben, welche<br />

derselbe bei einem Besuch des Gestüts Pau gesprochen hat. (...) Der Kaiser ließ so viel<br />

arabische <strong>Pferde</strong>, als nur möglich war, einführen, nur war er in Betreff der edlen Abstammung<br />

und Reinheit der eingeführten Thiere nicht immer so glücklich, wie er es wohl gewünscht<br />

hätte. Wenige waren ausgezeichnet; hier, wie überall, waren Viele gerufen, aber<br />

nur Wenige auserlesen.“<br />

Die Überlegenheit der arabischen <strong>Pferde</strong> im Russlandfeldzug war ein Aspekt, aber es<br />

gab vielleicht auch noch einen anderen Grund, warum der Araber das Pferd der Wahl<br />

für Könige und Kaiser war, der bei einem jungen Offizier eine Rolle gespielt haben<br />

könnte. Als nämlich 1814 die Alliierten die Schlacht bei Paris für sich entscheiden<br />

konnten und nachfolgend im Siegeszug in die Stadt einritten, ist folgende Geschichte<br />

überliefert: „Unmöglich würde man sich einen Begriff von dem Treiben machen, das<br />

während dieser Scene herrschte, wenn man es nicht selbst gesehen hätte. (...) Die bemerkbarsten<br />

Gruppen darin waren die Amazonen; denn fast alle unsere Reiter des Gefolges<br />

hatten entweder ihre Sättel ganz verlassen und den Damen darauf den Platz cedirt oder<br />

sie traulich zu sich heraufgezogen. Im letzten Falle befand ich mich selbst, im ersteren<br />

unser Prinz. (...) Dem Kronprinzen von Württemberg, der das schönste Pferd im ganzen<br />

Gefolge, einen prächtigen Araber, ritt, wurde so oft zugerufen: ‚Ah, was für ein schönes<br />

Pferd’ daß er endlich lächelnd erwiderte: ‚Mademoiselle, Sie geben dem Pferd mehr Aufmerksamkeit<br />

als seinem Reiter!’ – ‚Ah, Monsieur,’ erwiderte das hübsche Kind, ‚Sie sind ein<br />

sehr hübscher junger Mann; aber die schönen Männer in Paris sind weniger selten, als die<br />

schönen <strong>Pferde</strong>.’“<br />

Arabische <strong>Pferde</strong> waren also geeignete Veredler für die Landespferdezucht, ausdauernde<br />

und genügsame Militärpferde, und sie waren auch etwas Besonderes, etwas<br />

Exotisches, auf das sich die Blicke richteten, und so ist es nur zu verständlich, daß in<br />

Scharnhausen mehr und mehr arabische oder orientalische <strong>Pferde</strong> einzogen, deren<br />

Abkömmlinge nicht zuletzt auch den Marstall seiner Majestät bevölkerten.<br />

Das Königreich Württemberg<br />

Napoleon im brennenden Moskau 1812<br />

Lithografie von Albrecht Adam<br />

(links) Napoleons Schlacht bei den<br />

Pyramiden 1798<br />

Lithografie nach einem Gemälde von<br />

Antoine-Jean Gros<br />

Zur Situation der <strong>Pferde</strong>zucht in Würt temberg<br />

Gute <strong>Pferde</strong> waren im 19. Jahrhundert, das hatte man in den Napoleonischen Kriegen<br />

deutlich gesehen, kriegsentscheidend. Daher war es die <strong>Pferde</strong>zucht, der König Wilhelm<br />

I. seine ganze Aufmerksamkeit widmete, denn die <strong>Pferde</strong>zucht Württembergs<br />

war durch die Kriege ausgeblutet; eine Situation, wie sie auch in anderen Teilen Europas<br />

vorgefunden wurde. So wird berichtet, daß „Anfangs des 19. Jahrhunderts mehrmals<br />

Ausfuhrverbote für nöthig erachtet [wurden]. Nach einer Verordnung vom Jahr 1813<br />

mußte, da die Stutenzahl um 3000 Stück im Vergleich mit der früheren Zählung abgenommen<br />

hatte, für eine Stute, die man ausführen wollte, 40 fl., für einen Hengst 30 fl.<br />

neben den bisherigen Abgaben an Zoll und Accise bezahlt werden. Im Jahr 1815 wurde<br />

jegliche Ausfuhr verboten.“ Die Gebietsgewinne von 1803 bis 1810 hatten für die <strong>Pferde</strong>zucht<br />

Württembergs Vorteile, denn das neu hinzugewonnene Oberschwaben, also<br />

das Gebiet um Biberach und die Schwäbische Alb, waren bekannt für ihre <strong>Pferde</strong>zucht.<br />

So heißt es: „Die Zeiten der französischen Revolution und der großen Kriege ließen für<br />

die Förderung der <strong>Pferde</strong>zucht keinen Raum. Die wichtigste Veränderung auch in dieser<br />

Beziehung war der große Landeszuwachs. Während Altwürttemberg seinen Hauptbestandtheilen<br />

nach niemals ein rossenährendes Land war und werden kann, wurden jetzt<br />

die pferdereichen Bezirke Oberschwabens, der Ulmer Alb, der ellwangenschen, anspachschen,<br />

hohenloheschen Landestheile erworben. Die neuwürttembergischen Lande besaßen<br />

mehr als das Doppelte der altwürttembergischen <strong>Pferde</strong>zahl.“<br />

13


Das Königreich Württemberg<br />

Die Hauptpferdezuchtgebiete im Königreich<br />

Württemberg (1855/56).<br />

aus “<strong>Pferde</strong>zucht Württembergs” (1857)<br />

14<br />

Die napoleonischen Kriege hatten die württembergische <strong>Pferde</strong>zucht nicht nur zahlenmäßig,<br />

sondern auch qualitativ stark dezimiert und König Wilhelm I. erkannte, dass<br />

etwas zu deren Verbesserung und Stärkung unternommen werden mußte. Daher gab<br />

er bereits wenige Monate nach seinem Amtsantritt dem Ober-Thierarzt Siegmund<br />

Hördt den Auftrag, ein Gutachten zur Situation der Landespferdezucht in Württemberg<br />

mit Hinblick auf eine möglichst kostengünstige Verbesserung derselben zu erstellen.<br />

Die Situationsanalyse war recht ernüchternd: Hördt legte dar, dass ohne ausreichende<br />

<strong>Pferde</strong>zucht im Lande, die <strong>Pferde</strong> sowohl für den staatlichen als auch den privaten<br />

Gebrauch im Ausland gekauft werden müßten. Dies sei teuer und bedeute für die<br />

heimischen Bauern Einkommensverluste. Die württembergische <strong>Pferde</strong>zucht aber, so<br />

Hördt, habe durch die Kriegsereignisse zahlenmäßig, und durch den Einsatz von ungeeigneten<br />

hannoverschen und englischen Hengsten in ihrer Qualität gelitten. Das Hofgestüt<br />

Marbach diente zu der Zeit noch in erster Linie dazu, den Bedarf des Marstalls<br />

zu decken, aber auch das gelang ihm kaum, denn das Gestüt bestand laut Hördt aus<br />

“einer Sammlung von allen Racen, allen Farben und Formen ohne eigentlichen Charakter,<br />

aus <strong>Pferde</strong>n, deren erbliche Fehler nicht einmal berücksichtigt wurden, dass endlich selbst<br />

alte abgenutze Reit- und Wagenpferde aus den <strong>Königliche</strong>n Stallungen zur Nachzucht verwendet<br />

wurden.... Auch der Landbeschäler-Stall [hat] aus bisherigem Mangel an Ersatz<br />

gegenwärtig eine große Anzahl alter und fehlerhafter Hengste, und im Haupt-Gestütt [ist]<br />

die Ausmusterung vieler Stutten die theils für die Nachzucht erbliche Fehler, theils keinen<br />

Charakter weder zum Reitpferd, noch zum Wagenschlag haben, nothwendig geworden...”<br />

Hördt wies darauf hin, dass eine qualitätiv gute <strong>Pferde</strong>zucht nur in den Ländern existiere,<br />

in denen der Staat oder der Adel diese förderte und bezuschußte. Als Beispiele<br />

nannte er Südrussland, das mit seinen staatlichen Gestüten sowohl den Marstall als<br />

auch den größten Teil der Kavallerie beschickt, und die Normandie, die <strong>Pferde</strong> nach


Das Königreich Württemberg<br />

Spanien, England und Deutschland exportiert, und wo man gemerkt hat, dass eine<br />

gute <strong>Pferde</strong>zucht einen erheblichen Wirtschaftsfaktor darstellt. So hatte man in der<br />

Normandie die Landbeschäler um 50 Hengste aufgestockt und eine Expedition nach<br />

Arabien geschickt, um dort Hengste zu kaufen. Als weiteres positives Beispiel nannte<br />

er Hannover, das durch die Landgestütskommission innerhalb von wenigen Jahren sowohl<br />

die Qualität wie auch die Quantität seiner <strong>Pferde</strong> derart verbessern konnte, dass<br />

die <strong>Pferde</strong>zucht nun ein bedeutender Wirtschaftszweig, auch für den Bauernstand,<br />

darstellt. Wie ein geordnetes Landgestütswesen die <strong>Pferde</strong>zucht verbessert, könne<br />

man nach Hördt auch in Preußen, Mecklenburg, Österreich, und anderen Staaten sehen.<br />

Dagegen sei klar, „daß weder dem Landmanne noch dem Beschälhalter die Mittel<br />

und Sachkenntnis zugetraut werden dürfen, welche unumgänglich nöthig sind, um solche<br />

Hengste auszuwählen und anzuschaffen, die in der Mehrzahl als Landbeschäler alle erforderlichen<br />

Eigenschaften einer ausgearteten <strong>Pferde</strong>zucht abzuhelfen, haben.”<br />

Hördt riet in seinem Gutachten, die „Verwaltung der <strong>Pferde</strong>-Zucht in Form einer Landgestütts-Anstalt”<br />

zu organisieren. Denn nur mittels staatlicher Lenkung und Zuwendung<br />

könne die notwendige Veredlung herbeigeführt werden. Da auch die Mutterstuten<br />

im Hauptgestüt Marbach den verschiedensten Rassen, Formen und Farben angehörten,<br />

plädierte Hördt dafür, Original-Stuten von einer Rasse mit den dazugehörigen<br />

Hengsten anzuschaffen, um künftig die Rasse rein weiterzüchten zu können. „So kann<br />

in wenigen Jahren die <strong>Pferde</strong>zucht im ganzen Lande verbessert, und ihr ein reiner Charakter<br />

verschafft werden.” Sowohl die Bedürfnisse des Staates, wie auch die der Landwirtschaft<br />

und des Transportwesens, aber auch die geografischen Beschaffenheiten<br />

in Württemberg verlangten ein Reit- und Wagenpferd. Für den Wagenschlag schlug<br />

Hördt als Basis das Normännische Pferd vor, denn „es ist zur Nachzucht längst in verschiedenen<br />

Landgestütts-Einrichtungen erprobt, es hat einen schönen trockenen Kopf,<br />

einen gut geformten Hals, starke, jedoch leicht bewegliche Schultern und gute Brust- und<br />

Fuß-Verhältnisse, ein schön gerundetes Hintertheil, kraftvolle Schenkel, ein vorzüglich<br />

wohlgestaltetes mit starken Sehnen versehenes Hinterknie.” Zu diesem Zweck sollten<br />

möglichst noch im selben Jahr (1817) 25 Normännische Stuten und drei Hengste angeschafft<br />

werden. Zur Verbesserung des Reitpferdeschlags, der in manchen Gegenden<br />

Württembergs benötigt würde, sollte die gleiche Anzahl <strong>Pferde</strong> angeschafft werden,<br />

die „aus dem südlichen Theile von Rußland [kommen], die großesten Theils Abkömmlinge<br />

von Arabern, Persern und Türken sind, und in Rücksicht ihres vortheilhaften Körperbaues<br />

so wie ihrer reinen und kräftigen Fuß-Verhältnisse ganz dem Zweck, von dem der Landmann<br />

und der Staat Gebrauch zu machen hat, passend sein dürften. Ihr Ankauf ist nicht<br />

so kostspielig, und die Transport-Kosten sind leicht zu berechnen.”<br />

Von den 60 Mutterstuten in Marbach sollten alle bis auf die 22 besten ausgemustert<br />

und mit den neu gekauften Normänner- und Russenstuten ersetzt werden. Auch der<br />

Landbeschälerstall, der bislang über 200 Hengste betrug, sollte auf 125 reduziert und<br />

um die ausländischen Hengste ergänzt werden.<br />

König Wilhelm griff die Vorschläge Hördts weitestgehend auf, nicht zuletzt wurde<br />

durch eine Neuorganisation und damit einhergehende Verstaatlichung Marbachs, des<br />

Landbeschälerstalls in Stuttgart und des Landbeschälerwesens der <strong>Königliche</strong> Haushalt<br />

entlastet. Die genannten Institutionen wurden dem Ministerium für Inneres unterstellt<br />

und eine Landeskommission als übergeordnete Behörde ins Leben gerufen.<br />

Das ehemalige Hofgestüt Marbach<br />

wurde 1817 im Zuge der Neuordnung<br />

der <strong>Pferde</strong>zucht in Württemberg zum<br />

Haupt- und Landgestüt. Der markante<br />

Stutenbrunnen stammt aus dem Jahr<br />

1844.<br />

aus “<strong>Pferde</strong>zucht Württembergs” (1857)<br />

15


Die Geburtsstunde des <strong>Königliche</strong>n Privatgestüts<br />

Die Geburtsstunde des<br />

<strong>Königliche</strong>n Privatgestüts<br />

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Das Gründungsdekret vom 30. September 1817<br />

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Das Landschlösschen in Weil<br />

Lithografie nach Julius Schnorr (1865)<br />

(rechts) Dekret des Königs zur Gründung<br />

seines Privatgestüts<br />

(AHW HDK Bü 2378)<br />

Mit Decret vom 30. September 1817 gründete König Wilhelm offiziell sein <strong>Königliche</strong>s<br />

Privatgestüt zu Weil, Scharnhausen und Kleinhohenheim. Diesem Decret vorausgegangen<br />

waren verschiedene Grundstücksaufkäufe, die sich bereits über mehrere Jahre<br />

hingezogen hatten.<br />

Der König<br />

an das Präsidium der Hof- und Domainen-Kammer<br />

16<br />

Ich habe den unter dem 6.ten d. M. vorgelegten Etat, über den jährlichen Aufwand für<br />

das Gestütt zu Closter Weil, und die Fohlenhöfe zu Scharnhausen und Klein-Hohenheim,<br />

eingesehen, und gebe demselben hierauf folgendes zu erkennen:<br />

1) Will ich hiemit verfügt haben, dass die der Ober-Finanz-Kammer zugehörig gewesenen<br />

Domänen zu Scharnhausen, Klein-Hohenheim und Closter Weil, wegen<br />

deren Acquisition ich bereits unterm 5. Febr. d. J. die nöthigen Befehle erlassen habe,<br />

von der Hof- und Domänen-Kammer in der Eigenschaft als Familien- /: Kammerschreiberey-<br />

:/ Gut erworben werden.<br />

Da ich sodann beschlossen habe, auf dieser Domäne ein Gestütt errichten und die Administration<br />

desselben für Rechnung der Hof- und Domänen-Kammer führen zu lassen,<br />

so bestimme ich<br />

2) in Beziehung auf das Administrations-Personal, dass dasselbe bestehen soll, aus:<br />

1 Gestütts-Direktor<br />

1 Assistenz-Rath


Die Geburtsstunde des <strong>Königliche</strong>n Privatgestüts<br />

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17


18<br />

Die Geburtsstunde des <strong>Königliche</strong>n Privatgestüts<br />

Philipp Albrecht von Gemmingen<br />

(1782 - 1852)<br />

Gestütsdirektor<br />

Gottlieb Heinrich Walz, Medizinalrat<br />

(1771 - 1834)<br />

Assistenzrat des Gestütsdirektors<br />

August von Weckherlin<br />

(1794 - 1868)<br />

Hofkammeral-Verwalter<br />

1 Hof-Kammeral-Verwalter zu Scharnhausen<br />

1 Thierarzt<br />

1 Gestütts-Direktions- auch Kameralamtsdiener und -boten sodann die erforderlichen<br />

Zahl von Aufsehern, Knechten und Jungen auf dem Gestütt zu Weil und den<br />

Fohlenhöfen Klein-Hohenheim und Scharnhausen.<br />

3) Zum Direktor des Gestütts ist der Obrist-Lieutnant von Gemmingen bereits ernannt,<br />

und wegen seines Gehalts und Anweisung einer Wohnung für ihn in dem<br />

Marstall, wodurch der ihm früher ausgesetzte Mietzins aufhört, das Genügente<br />

verfügt worden. Ihm ist die Leitung des ganzen Betriebs der Anstalt übertragen,<br />

und steht er in Beziehung auf das technische derselben unter Meinen unmittelbaren<br />

Befehlen; in allem, was hingegen das Oekonomische des Gestütts betrifft ist<br />

er dem Präsidenten der Hof- und Domainen-Kammer untergeordnet, an welchen<br />

er sich jedoch nur in dringenden und wichtigen Fällen unmittelbar zu wenden<br />

hat; minder wichtige und gewöhnliche Administrations-Gegenstände sind an den<br />

Hof-Kameral-Verwalter zu bringen, welcher sie nach den bestehenden allgemeinen<br />

Administrations-Vorschriften zu erledigen und in Standard-Fällen an die Hof- und<br />

Domainen-Kammer darüber zu berichten hat.<br />

4) Zum Assistenz-Rath des Gestütts-Direktors in technischen Angelegenheiten ernenne<br />

ich den Medicinal-Rath Walz, und verordne, dass ihm hiefür freye Wohnung in<br />

einem Kron-Gebäude in Stuttgart angewiesen werden solle.<br />

5) Als Hof-Kameral-Verwalter von Scharnhausen, welcher die Führung der Casse und<br />

Rechnung über die Administration des Gestütts und der zu demselben gehörigen<br />

Gebäude und Grundstücke und überhaupt den ökonomischen Betrieb der Domänen<br />

zu besorgen hat, und in dieser Eigenschaft gleich anderen Hof-Kameral-Verwaltern<br />

unmittelbar unter der Hof- und Domänen-Kammer steht, welche er über<br />

seine Administrationsführung Rechnung abzulegen und an dieselbe seine Berichte<br />

und Anfragen zu erstatten, und Befehle und Weisungen einzuholen hat, - ernenne<br />

ich statt des Hofraths Bressand, welcher eine andere Bestimmung erhält, den Hof-<br />

Kammer-Referendar Weckherlin unter Erlassung seiner bisherigen Stelle, mit einer<br />

Zulage von jährlichen 200 fl. und der Erlaubnis, zu seinen Reisen auf das Gestüt die<br />

bei demselben aufgestallten Oekonomie-<strong>Pferde</strong> benutzen zu dürfen. Bis zu seiner<br />

Zurückkunft von Ellwangen sind die Hof-Kameralamtlichen Geschäfte dem Hof-<br />

Kammer-Sekretär Kleinknecht zu übertragen, der die dafür ausgesetzte Zulage von<br />

200 fl. auf die Zeit seiner Amtsverwesung anzurechnen berechtigt ist.<br />

6) Als Thierarzt bestimme ich den vorher zu Freudenthal als solcher angestellt gewesenen<br />

Thierarzt Schumm, mit dem Gehalt des Kammer-Laquaien erster Classe,<br />

und einer täglichen Abgabe von einer Maas Milch, freyer Wohnung und Gartengrund,<br />

und der Uniform der Canzellisten der Hof- und Domänen-Kammer.<br />

7) Als Gestütts-Direktions- und Kammeralamtsdiener, der zugleich als Park- und<br />

Zaunknecht, Amtsbote und sonstige Dienste zu leisten hat, wird der bisherige<br />

Closter-Thorwarth zu Closter Weil mit dem Gehalt der Hofbedienten vierter Classe<br />

und freyer Wohnung zu Scharnhausen angestellt. Sodann sollen<br />

8) auf den einzelnen Gestüten und Fohlenhöfen noch angestellt werden:<br />

a) auf dem Gestütt zu Closter Weil<br />

1 Aufseher, Stolz, mit dem Gehalt der Kammer-Laquaien zweiter Classe, freyer<br />

Livree, Wohnung und Garten-Grund, und der täglichen Zugabe von Einer Maas<br />

Milch, sodann 100 fl. zur Haltung einer Magd für die Besorgung der Kühe.<br />

1 Hengstknecht, Johann Leibfarth, mit dem Gehalt der Hof-Laquaien zweiter Classe,<br />

freier Wohnung und Livree.<br />

5 Gestütts-Knechte, mit dem Gehalt der Hof-Laquaien dritter Classe, freyer Wohnung<br />

und Livree, und zwar Johannes Leyh, Ludwig Brandle, Jakob Holder, die 2<br />

weiteren sind unter Kommunikation mit dem Gestüttsdirekter noch zu ernennen.<br />

b) auf dem Fohlenhofe Scharnhausen<br />

als Aufseher, der Thierarzt Schumm, der dafür eine Zulage von 100 fl. und 100 fl.<br />

zur Haltung einer Vieh-Magd unter der Bedingung erhält, die Magd Kaiser beizubehalten,<br />

welcher zugleich eine persönliche Zulage von 20 fl. bewilligt wird.<br />

1 Fohlenknecht mit dem Gehalt und der Livree der Gestütts-Knechte zu Weil,<br />

1 Junge, mit dem Gehalt der Hof-Laquaien fünfter Classe und freyer Wohnung und<br />

Livree.<br />

c) auf dem Fohlenhofe Klein-Hohenheim,<br />

1 Aufseher, Halder, mit dem Gehalt der Kammer-Laquaien dritter Classe, freyer<br />

Wohnung und Garten-Grund und dem täglichen Genusse einer Maas Milch, auch<br />

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freyer Livree und 100 fl. für die Haltung einer Magd für die Kühe. Seine definitive<br />

Anstellung bleibt jedoch von dem Erfolge der Untersuchung abhängig, die gegenwärtig<br />

gegen ihn verhängt ist.<br />

1 Fohlenknecht, mit gleichem Gehalt und Livree wie der zu Scharnhausen,<br />

1 Junge, ebenso.<br />

9) Wegen Bestellung eines Hausverwalters und Gärtners zu Scharnhausen in der<br />

Person des bisherigen Hausschneiders Rempp und Gartenknecht Köstler, wird das<br />

Weitere noch verfügt werden.<br />

10) Die Livree der Aufseher, Knechte und Jungen soll bestehen in einem Frack, Überrock,<br />

Weste und langen Beinkleidern von grauem Tuche mit hellblauem Vorstoß<br />

und rundem Hut, bei den Aufsehern sind am Frack und dem Hute goldene Tressen<br />

angebracht, auch werden die übrigen - auf den Etat gebrachten Livreestücke<br />

bewilligt.<br />

11) Die bisherige Einrichtung, die Milch von den Kühen zu Scharnhausen, Weil und Klein-<br />

Hohenheim, zum Verkauf nach Stuttgart zu bringen, soll aufhören, und das Quantum,<br />

was über das - dem Thierarzt Schumm und den Aufsehern zu Scharnhausen<br />

und Klein-Hohenheim verwilligte, übrig bleibt, an Ort und Stelle so gut als möglichst<br />

verkauft und der Erlös von dem Hof-Kammeralamt in Rechnung gebracht werden.<br />

12) Wegen anderwärtiger guter Aufstellung des bisherigen Unterförsters Greuling zu<br />

Closter Weil ist an das Finanz-Ministerium die nöthige Weisung ergangen.<br />

Nach all diesem hat das Präsidium der Hof- und Domänenkammer nunmehr das Weitere<br />

zu besorgen, und den vorgelegten Etat nach seinem Betrag richtigstellen zu lassen.<br />

Biberach, den 30. Sept. 1817 - Wilhelm<br />

Die Geburtsstunde des <strong>Königliche</strong>n Privatgestüts<br />

Die Domäne Weil<br />

Die Urspünge von Weil, im Neckartal südlich von Stuttgart gelegen, gehen auf ein Dominikanerinnenkloster<br />

zurück, das im frühen 13. Jahrhundert gegründet wurde und<br />

bis 1530 bestand. Die Gebäude brannten 1643 ab, und um 1796 war alles „vollständig<br />

zugrunde gerichtet“. Von der ehemaligen Bausubstanz waren nur noch ein paar (Rinder-)Ställe<br />

vorhanden, als König Wilhelm I. 1817 begann, das „Closter Weil“ zu einem<br />

Gestüt umzubauen.<br />

1818 wurde der <strong>Königliche</strong> Hofbaumeister Giovanni Salucci beauftragt, ein Landschlößchen<br />

zu bauen, das dem König vor allem im Sommer als „Rétraite“, als Rückzugsbereich,<br />

dienen sollte. Zu diesem Schlößchen gesellte sich bald auch ein zweckmäßiger<br />

Stutenstall (1820), ebenfalls von Salucci gebaut, der Platz für 36 Mutterstuten<br />

und ihre Fohlen bot. Bereits hier brachte sich König Wilhelm in die Planung ein, denn<br />

„sämtliche auf dem <strong>Königliche</strong>n Gestüte befindlichen Stallungen sind nach dem Sinne des<br />

Königs erbaut und eingerichtet, der Anspruchslosigkeit mit Zweckmäßigkeit verbindet.“<br />

Saluccis Stutenstall maß ca. 56 x 11 m (Innenraum), die einzelnen Boxen waren 2,80 x<br />

3,40 m groß und waren mit 1,70 m hohen Wänden aus dicken Brettern voneinander<br />

abgeteilt, zur Stallgasse hin durch einen Lattenzaun.<br />

Parallel zu diesem neu errichteten Stall befand sich ein alter Stall, ein Überbleibsel der<br />

ehemaligen Wirtschaftsgebäude des Klosters, der ebenfalls zur <strong>Pferde</strong>haltung hergerichtet<br />

wurde, denn Weil (ohne Scharnhausen) umfasste bereits 1830 ca. 70 Mutterstuten!<br />

Dieser Stall enthielt 20 offene Stände sowie zwei sehr geräumige Laufställe. Hier<br />

wurden die Stuten ohne Fohlen, d.h. die güsten und die erstmals gedeckten Stuten<br />

aufgestellt. Zwischen diesen beiden Ställen bildete sich ein Hof, in dem ein Tränkebrunnen<br />

mit fließendem Wasser stand.<br />

Salucci hatte einst ein Reithaus mit angrenzenden Stallungen am nördlichen Ende des<br />

Hofes geplant. Sein Plan wurde aber nie ausgeführt. Stattdessen wurde 1858 ein Stallgebäude<br />

mit Lager gebaut, das 16 arabischen Mutterstuten mit Fohlen Platz bot. Dieser<br />

Stall wurde weithin zum Wahrzeichen für Weil; in den charakteristischen Türmen zu<br />

jeder Seite waren Lagerräume untergebracht. Dieser Bau fand bei Fachleuten keinen<br />

großen Anklang, so schreibt Wilhelm Speidel (1936): „Der mächtige Abschuß des Hofes<br />

auf der Nordseite fällt aus dem Rahmen der feinabgestimmten, durchwegs einstockigen<br />

Hofanlage Saluccis. Er ist die verunglückte Zutat einer späteren Zeit, die wenig Einfühlungsvermögen<br />

für die schlichte Größe der vorangegangenen Zeit aufbringen konnte.“<br />

Etwas abseits gab es einen vierten Stall für die Beschäler, welcher für zehn Hengste ausgelegt<br />

und in ebenso viele offene Stände abgeteilt war, die später in Boxen umgewandelt<br />

wurden.<br />

Das Landschloß in Weil (oben), die<br />

Scharnhausener Stutenställe (Mitte)<br />

und Kleinhohenheim (unten)<br />

Lithografien von Julius Schnorr<br />

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19


Die Importe des Baron von Fechtig<br />

Die Importe des Baron von Fechtig<br />

42<br />

BAIRAKTAR Or.Ar. vor einem orientalischen<br />

Hintergrund mit der für Damaskus<br />

typischen Architektur.<br />

Ölgemälde von (Albrecht ?) Adam<br />

(in Privatbesitz)<br />

Ein Name, der in jener Zeit mit dem Import von Arabischen <strong>Pferde</strong>n in Verbindung<br />

gebracht wurde, war der des Barons von Fechtig. Es sind wenig persönliche Details<br />

über diesen illustren Kaufmann bekannt, der Anfang des 19. Jahrhunderts Original-Araber<br />

aus dem Orient besorgte, die die Zucht des <strong>Königliche</strong>n Privatgestüts Weil, des<br />

ungarischen Militärgestüts Bábolna, aber auch die Zuchten der ungarischen Grafen Hunyady,<br />

Esterhazy, Festetics und anderen maßgeblich geprägt haben. Ab 1821 baute er sich<br />

sein eigenes Gestüt auf, von dem an späterer Stelle noch die Rede sein wird.<br />

Baron von Fechtig hatte ursprünglich badische Wurzeln, denn er wurde 1784 als Ferdinand<br />

Fechtig in Freiburg/Breisgau geboren. Sein Vater Ferdinand Johann Fechtig (sen.) war Justizbeamter.<br />

Die Ausübung seines Berufes führte diesen später mit samt seiner Familie<br />

nach Wien, wo er innerhalb der österreichischen Justiz aufstieg und 1834 als Chef der Justizsektion<br />

in den Staatsrat eintrat; eine Stelle, die er bis kurz vor seinem Tode 1837 bekleidete.<br />

Für seine Verdienste erhielt er 1813 sein Freiherrndiplom („von Fechtenberg“) – von<br />

nun an also nannte er sich Freiherr Ferdinand Johann Fechtig von Fechtenberg.<br />

Über den beruflichen und persönlichen Werdegang seines Sohns Freiherr (Baron) Ferdinand<br />

von Fechtig (jun.) ist weit weniger bekannt. Er hat den Beruf des Kaufmanns ergriffen<br />

und war 1807 als Mitglied des „Gremiums Privater Großhändler“ mit Wohnort<br />

Triest gelistet. Am 28. Februar 1808 heiratete er hier Therese Gräfin Cassis-Faraone. Sie<br />

stammte aus einer reichen Kaufmannsfamilie aus Triest, ihre Eltern waren Anton Graf


Cassis-Faraone und Thekla di Gibarra. Zwei Jahre später wurde ihr erster Sohn geboren.<br />

Von Fechtigs Vater, der Gerichtspräsident, war mit den Unternehmungen seines Sohnes<br />

aber nicht zufrieden, bot sich nach der Geburt des Knaben gar an, dessen Erziehung zu<br />

übernehmen, damit aus ihm etwas Besseres (als sein Sohn) würde, was dieser aber brüsk<br />

zurückwies.<br />

Die Importe des Baron von Fechtig<br />

Eine Geschäftsidee wird geboren<br />

Von Fechtigs Ehe mit Therese war zumindest keine schlechte Wahl, denn sein Schwiegervater<br />

Graf Cassis-Faraone unterhielt in Triest ein großes Handelshaus. Cassis-Faraone<br />

stammte ursprünglich aus Damaskus und hatte gute Verbindungen in die arabische Welt.<br />

Er war in Kairo General-Zollpächter des Beys von Ägypten, und sammelte während dieser<br />

Zeit wohl ein beträchtliches Vermögen an. 1784 mußte er aus politischen Gründen von<br />

Ägypten nach Triest fliehen, hatte aber wohlweislich sein Vermögen schon vorher transferiert<br />

und konnte sich damit in die Handelsniederlassung Balletti, Zaccar & Co. einkaufen.<br />

Diese trieb insbesondere Handel mit Ägypten.<br />

Da Europas <strong>Pferde</strong>zucht nach den Napoleonischen Kriegen am Boden lag und ein Mangel<br />

an guten <strong>Pferde</strong>n herrschte, entwickelte Graf Cassis-Faraone zusammen mit Liebhabern<br />

arabischer <strong>Pferde</strong> die Idee, unmittelbar im Orient <strong>Pferde</strong> anzukaufen, um sie in<br />

Europa zu veräussern. So zumindest liest man es bei Michael Erdelyi. Doch Anton Graf<br />

Cassis-Faraone starb bereits 1805 - ob er seine Idee umgesetzt hat, ist nicht bekannt. Als<br />

dann aber Baron von Fechtig die Cassis-Tochter 1808 heiratete, übernahm er offensichtlich<br />

diese Idee und begab sich auf Geschäftsreisen nach Damaskus, Aleppo und Kairo.<br />

Die Geschäfte mit dem Orient, von wo er auch ägyptische Mumien mitbrachte, schienen<br />

sich zu lohnen, denn im Monthly Magazine heißt es 1817: „Verschiedene Handelshäuser<br />

aus Europa, und seit einigen Jahren das große Handelshaus Fechtig aus Österreich, haben<br />

sich in Kairo niedergelassen und machen gute Geschäfte.“<br />

Aber es sollte noch zwei bis drei Jahre dauern, bis die ersten <strong>Pferde</strong> über das Handelshaus<br />

Fechtig nach Europa kamen. Der erste <strong>Pferde</strong>transport kam 1810 oder 1811 aus<br />

Kairo in Triest an, damals die bedeutendste Hafenstadt der K.u.K. Monarchie. Diese entwickelte<br />

sich bald auch zum Umschlagplatz für arabische <strong>Pferde</strong>, die aus Ägypten und<br />

Syrien hier per Schiff eintrafen. Aber so ein <strong>Pferde</strong>import aus den arabischen Ländern<br />

war damals ein risikoreiches Unternehmen, denn die Reisen in den Orient und der Transport<br />

über das Mittelmeer waren gefährlich. Fechtig mußte große Summen in den Ankauf<br />

und Transport investieren und konnte dann nur hoffen, daß er die <strong>Pferde</strong> hier in Europa<br />

auch mit dem gewünschten Gewinn veräußern konnte.<br />

Die Fachwelt zollte den Unternehmungen von Fechtigs großes Interesse. So äußerte sich<br />

Johann Nikolaus Rohlwes, königlich preußischer Tierarzt im Friedrich-Wilhelm-Gestüt in<br />

Neustadt/Dosse 1822 wohlwollend über das Vorhaben: „Es will aber scheinen, daß die arabischen<br />

<strong>Pferde</strong> in der Folge in Deutschland leichter wie vorhin erhalten werden können; denn<br />

ich machte vor einigen Jahren die Bekanntschaft eines Reisenden, der sich einige Zeit in Wien<br />

aufgehalten hatte und mir erzählte, daß ein Handlungshaus in Triest einen Handlungszweig<br />

daraus gemacht, aus Arabien Hengste von der edlen Race bringen zu lassen, von welchen<br />

er fünf in Wien gesehen, und daß der Mann, welcher diese <strong>Pferde</strong> dort verkaufte, versichert<br />

habe, daß noch elf davon in Triest ständen. Eine Speculation, die zur Veredlung der <strong>Pferde</strong>zucht<br />

in Deutschland sehr vortheilhaft seyn könnte, wodurch das Anschaffen dieser <strong>Pferde</strong><br />

mit weniger Kosten und fast gar keiner Gefahr verknüpft wäre, indem der Kaufmann jedes<br />

Risico übernimmt.“<br />

Über die Ankunft der einzelnen Fechtigschen Transporte und die Anzahl und Art der<br />

<strong>Pferde</strong>, die auf diese Weise ihren Weg nach Europa fanden, gibt es widersprüchliche Aussagen.<br />

Das mag daran liegen, dass eine zeitliche Spanne zwischen der Ankunft in Triest,<br />

und der Ankunft bei den künftigen Besitzern lag, die mehrere Monate betragen konnte.<br />

Der erste Transport kam 1810 oder 1811 in Triest an, ein weiterer Transport dann 1812<br />

oder 1813. Einer dieser Transporte enthielt den Fliegenschimmelhengst TAJAR Or.Ar. der<br />

von Graf Hunyady zusammen mit dem goldbraunen Hengst SAFFIR Or.Ar. und zwei Stuten,<br />

GEMIL Or.Ar. und TROITTI Or.Ar., gekauft wurde. Der Hengst MEZAHAR Or.Ar. der<br />

ebenfalls in diesem Transport war, wurde später an Kronprinz Friedrich Wilhelm verkauft<br />

und deckte ab 1815 im kronprinzlichen Gestüt Scharnhausen.<br />

Im Jahr 1814 kaufte der Kronprinz den Hengst EMIR Or.Ar. von Baron von Fechtig. Über<br />

den braunen Hengst EMIR ist überliefert, daß er von dem Beduinenstamm der Anazé in<br />

der Gegend des Libanon erkauft wurde. In Weil angekommen, wurde er erst vom Kronprinz<br />

als Reitpferd verwendet bevor er als Beschäler Einsatz fand; er wurde zum Stammvater<br />

des Wagenschlags.<br />

Triest - Canale Grande<br />

Triest - der Hafen<br />

43


Die Importe des Baron von Fechtig<br />

Die Fechtig’schen Importe 1812-1822<br />

Hengste<br />

imp. Name in Weil geboren Farbe / Größe Bemerkung<br />

1812 MEZAHAR Or.Ar. Wird auch MIZAAR Or.Ar. genannt.<br />

1814 EMIR Or.Ar. 1808 Braun / 5 Fuss 4 Zoll<br />

Von dem Beduinenstamm der Anazé in der<br />

Gegend des Libanon erkauft;<br />

Abb. Kuntz S. 186<br />

1817 BAIRACTAR Or.Ar. 1813 Schimmel / 5 Fuss 3 Zoll Rasse Saklawi Djedran; Abb. Adam S. 196<br />

1817 TAJAR Or.Ar. 1814 Braun / 5 Fuss 2 Zoll Rasse Saklawi Djedran; Abb. Kuntz S. 183<br />

1821 ALI BEY (ägypt.) ca. 1812 A‘Schimmel / 5 Fuss 2 Zoll<br />

von Kaufmann Dumreicher aus Kempten<br />

erkauft, Konsul von Dänemark in<br />

Alexandrien; Abb. Kuntz S. 185<br />

1822 MAMELUCK Or.Ar. 1814 Rappe / 5 Fuss 2 Zoll Rasse Koheilan Adjouz; Abb. Kuntz S. 185<br />

Stuten<br />

imp. Name in Weil geboren Farbe / Größe Bemerkung<br />

1816 MURANA I Or.Ar. 1808/1811 Schimmel / 15 Faust<br />

tragend von TAJAR Or.Ar. [Hunyady]<br />

importiert.<br />

1821 HAMDANY I Or.Ar. 1816 Schimmel / 14 Faust 2 Zoll<br />

Rasse Saklawi; tragend von SIGLAVY Or.Ar.<br />

„Schwarzenberg“ importiert.<br />

1821 WECHABY Or.Ar. Weißschimmel<br />

von Kaufmann Dumreicher aus Kempten<br />

erkauft, Konsul von Dänemark in<br />

Alexandrien<br />

1821 CZEBESSIE I Or.Ar. Gelbbraun Rasse Obayan<br />

1821 SADY III 1821 Schimmel<br />

importiert in utero; von SIGLAVY Or.Ar.<br />

„Schwarzenberg“ aus der HAMDANY I Or.Ar.,<br />

geboren auf dem Transport.<br />

44<br />

Für die weiteren Transporte bediente sich Baron von Fechtig dann eines Mittelmannes,<br />

denn Prof. Hörmann, der die Nichte des Barons heiratete und häufig bei ihm zu Gast war,<br />

berichtet: “Erst im Jahr 1815 fing der Herr Baron an, einen Veterinär, welcher mit der französischen<br />

Armee unter Napoleon nach Egypten gekommen war, und bei dem Rückzuge derselben<br />

zurückblieb, von Aleppo und Damaskus aus in das Innere der von arabischen Stämmen<br />

bewohnten Länder zu senden, und die Ankäufe rein arabischer Hengste und Stuten zu besorgen,<br />

wovon im Jahr 1816 der erste Transport ankam, und der Anfang des jetzt bestehenden<br />

original-arabischen Gestüts [des Baron von Fechtig] beginnt. Bis zum Jahre 1822 besorgte<br />

obenbesagter Mann noch mehrere Einkäufe und Transporte.” Und das New Monthly Magazin<br />

berichtet: „Es besteht in Europa die fälschliche Ansicht, daß es in den Wüsten Arabiens zahlreiche<br />

Gestüte gibt. Ein Züchter besitzt aber selten mehr als 30, höchstens 40 <strong>Pferde</strong>, die er<br />

auf‘s höchste schätzt und von denen er den genauen Stammbaum kennt. Die jüngsten Kriege<br />

und Unruhen haben die Preise dieser <strong>Pferde</strong> in die Höhe getrieben, so daß ein Hengst der besten<br />

Rasse nun 8 bis 10.000 Piaster kostet. Graf Hunyady in Ungarn hat vor kurzem zwei dieser<br />

seltenen Tiere erhalten [die oben erwähnten TAJAR Or.Ar. und SAFFIR Or.Ar.], die in der Nähe<br />

von Aleppo durch Vermittlung des Hauses Fechtig gekauft wurden, welches derzeit [1. Februar<br />

1816], einen Transport von 11 <strong>Pferde</strong>n, hauptsächlich Stuten, nach Triest vorbereitet.“<br />

Dieser Transport, der 1816 in Triest ankam, enthielt für Weil die so wichtige Gründerstute<br />

MURANA I Or.Ar. Diese kam tragend ins Gestüt, denn es ist verzeichnet, daß sie 1817<br />

ein Fohlen vom Hengst TAJAR „Hunyadi“ gebar. Von Fechtig hatte diesen TAJAR Or.Ar.<br />

„Hunyadi“ (Fliegenschimmel, *1794) bereits im Jahr 1812/13 aus Ägypten nach Ungarn<br />

importiert und an Graf Hunyadi verkauft, dessen Gestüt bei Ürmeny häufig für die Fechtigschen<br />

Importpferde als Zwischenstation diente, bevor diese ins In- oder Ausland verkauft<br />

wurden. Der Fliegenschimmelhengst TAJAR Or.Ar. hatte es in Ungarn schon zu einigem<br />

Ruhm gebracht, und so erscheint es nur logisch, daß von Fechtig die MURANA I<br />

Or.Ar. von ihm decken lies. Das daraus resultierende Stutfohlen wurde später als ZUBIAL<br />

1817 in die Zuchtstutenherde eingereiht.<br />

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Tajar „Hunyady“<br />

Tajar “Hunyady”<br />

“Unsere Abbildung stellt das Pferd TAJAR von ächt Arabischer Abkunft dar. Dieser schöne Hengst gehörte<br />

einem Türkischen Pascha und wurde nach dessen Ermordung von den Janitscharen, welche seine Verlassenschaft<br />

plünderten, erbeutet, und an ein damals in Cairo etablirtes, deutsches Handelshaus verkauft,<br />

dann mit mehreren Arabischen <strong>Pferde</strong>n nach Triest gesandt und an einen Ungarischen Grafen um 1500<br />

Dukaten verkauft. ”<br />

Lithografie von Karl Joseph Brodtmann<br />

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Der zweite Transport des Baron von Fechtig enthielt den<br />

Fliegenschimmelhengst TAJAR Or.Ar., den Graf Hunyady<br />

für sein Gestüt in Ürmeny für 1500 Ducaten kaufte. Löffler<br />

berichtet: „Einer der ausgezeichnetsten Hengste des Gestüts<br />

von Hunyady war der berühmte TAJAR. Die Geschichte dieses<br />

<strong>Pferde</strong>s ist zu merkwürdig, als daß wir sie hier nicht mittheilen<br />

sollten.<br />

Tajar war an den Ufern des Nils in dem Gestüte des Pascha<br />

geboren; Murad Bei ritt ihn damals, als der Sultan Bonaparte<br />

[Napoleon] die Christen nach Aegypten führte. Dieses edle<br />

Thier kämpfte gegen die französischen Schwadronen in der<br />

Schlacht bei den Pyramiden. Tajar ist in mehr als zwanzig<br />

Treffen gewesen, und die zahlreichen Narben, die an seinem<br />

silbergrauen Körper sichtbar waren, bezeugten den Antheil,<br />

den sowohl das Pferd, als der Reiter an den Gefechten<br />

genommen hatten. Tajar kam in den Besitz des Scheiks Emir<br />

Bei, eines der letzten Mamelukken, welche den Kugeln der<br />

Sieger von Lodi nur entgangen waren, um von albanesischen<br />

Kugeln zu fallen. Als der grimmige Mohammed [Mohammed<br />

Ali Bey] vor seinen Augen diese berühmte Miliz niedermetzeln<br />

ließ [„Mameluckenmord“, am 1. März 1811], ward Tajar<br />

der Blutlohn; er wurde einem der Sbirren des Sultans zum<br />

Geschenk gegeben. Durch diesen Umstand gelang es dem<br />

Baron Fechtig, das Pferd zu kaufen. Tajar wurde von ihm nach<br />

Cairo eingeschifft; aber die Fahrt war eine gefährliche, denn<br />

es entstand ein heftiger Sturm; das Pferd mußte auf dem Verdeck<br />

an einer sehr engen Stelle liegen, wodurch sein verwundeter<br />

Körper Reibungen ausgesetzt war, die ihm grausame<br />

Schmerzen verursachten.<br />

Als Tajar zu Triest ankam, hatte er das Aussehen eines<br />

häßlichen und blutigen Gerippes. <strong>Pferde</strong>kenner entdeckten<br />

jedoch bald in ihm den edlen Abkömmling des orientalischen<br />

Vollbluts. Heß und von Veltheim betrachteten ihn als einen<br />

der vollkommensten Typen der Schöpfung. Nachdem Appel<br />

[Gestütsdirektor von Graf Hunyady auf Ürmeny] ihn gekauft<br />

hatte, erkannte er bald die Wahrheit des Urtheils, welches<br />

jene Männer über ihn gefällt hatten. Sein Name steht in der<br />

Liste der kostbarsten Hengste der europäischen Gestüte.“<br />

Die Weiler Gründerstute MURANA I Or.Ar. kam tragend von<br />

TAJAR Or.Ar. “Hunyady” ins Gestüt.<br />

45


Die Importe des Baron von Fechtig<br />

SADY III 1821, im Gestüt des Baron<br />

Fechtig erzeugt; vom Araberhengst<br />

SIGLAVY Or.Ar. "Schwarzenberg" aus<br />

der HAMDANY I Or.Ar., 1821 in Weil<br />

geboren.<br />

Lithografie von<br />

Johann Baptiste Zwecker (ca. 1846)<br />

46<br />

Ein Jahr später, im Juni 1817 trafen die beiden Hengste BAIRAKTAR Or.Ar. und TAJAR<br />

Or.Ar. (braun) in Stuttgart ein. Für die beiden Hengste verlangte von Fechtig 4500 kaiserl.<br />

Ducaten (was 26.560 fl. entsprach), zahlbar in fünf Raten. Insgesamt eine stolze<br />

Summe, wenn man bedenkt, daß dies dem Jahresetat des <strong>Königliche</strong>n Gestüts, ausgelegt<br />

für 165 <strong>Pferde</strong>, entsprach!<br />

Der Schimmel BAIRAKTAR Or.Ar. vom Stamm Saklawi Djedran sollte zur wichtigsten<br />

Säule der Weiler Zucht überhaupt werden, kaum ein selbstgezogenes Pferd in der späteren<br />

Periode des Gestüts, das ihn nicht im Pedigree führte. Der braune TAJAR Or.Ar.<br />

dagegen, ebenfalls ein Saklawi Djedran, obwohl anfangs höher geschätzt als BAIRAKT-<br />

AR Or.Ar. wurde nach intensivem Zuchteinsatz in Weil über zehn Jahre hinweg an den<br />

Herzog von Sachsen-Meiningen verkauft, da seine Nachzucht als zu fein und im Temperament<br />

zu schwierig erachtet wurde.<br />

1821 verkaufte Baron von Fechtig vier Hengste an Graf Palfy, den SAKLAWY Or.Ar., SCHE-<br />

BESSIAN Or.Ar., KOHEYL Or.Ar., sowie einen Hengst aus eigener Zucht. Im Tausch erhielt er<br />

von ihm zwei Höfe in Kirchschlag, etwa 50 km südlich von Wiener Neustadt. Hier errichtete<br />

er sein eigenes orientalisches Gestüt, wo er nicht nur selbst züchtete, sondern vermutlich<br />

auch seine weiteren Importpferde einstellte, bis diese einen Käufer gefunden hatten.<br />

Im selben Jahr kaufte Weil zwei weitere Stuten von Baron von Fechtig: Es waren dies<br />

die Stuten CZEBESSIE I Or.Ar. und HAMDANY I Or.Ar. Die importierten <strong>Pferde</strong> wurden<br />

durch Vereinbarung Fechtigs mit dem damaligen Remontierungs-Inspektor, General<br />

Graf von Hardegg, zuerst in das Militärgestüt Bábolna überstellt, um die gestütseigenen<br />

Stuten zur Probe mit den neuen Hengsten zu bedecken. Außerdem war hier das<br />

Futter billig zu haben und auch der Verkauf der <strong>Pferde</strong> konnte von Bábolna aus organisiert<br />

werden. Vermutlich machten also die beiden Stuten Zwischenstation in Bábolna,<br />

wo HAMDANY I Or.Ar. von einem Hengst „SCHWARZENBERG“ gedeckt wurde. Die zwei<br />

Stuten kamen 1821 in Weil an, HAMDANY Or.Ar. führte da bereits ein Fohlen bei Fuß,<br />

das auf dem Transport geboren wurde. Dieses Fohlen war die später sehr einflußreiche<br />

SADY III 1821, die zu einer Stammstute des Gestüts wurde.<br />

Über HAMDANY I Or.Ar. ist folgende Beschreibung von Prof. Rueff überliefert: „Grauschimmel,<br />

vom Seglawi-Stamm, 14 Faust, 2 Zoll, vom Kaufmann Fechtig in Triest 1821 für<br />

das Gestüt erworben; eine edle, schöne Stute, besaß gebundene Schulter und feinen Vorderfußbau;<br />

bekam grauen Staar und wurde 1829 getödtet.“ Über ihr Stutfohlen SADY III<br />

[SAADY] schreibt Rueff: „Tochter der Vorigen [HAMDANY I], aber im Gestüte des Baron<br />

Fechtig erzeugt; von einem Araber, SCHWARZENBERG in Babolna; 1821 in Weil geboren;<br />

sie leistete Außergewöhnliches für die Zucht.“<br />

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß die zu diesem Transport gehörende Stute<br />

CZEBESSIE I Or.Ar. züchterisch ohne Einfluß blieb.<br />

Ein Jahr später, 1822, kam der Rapphengst MAMELUCK Or.Ar. nach Weil, der zeitgleich<br />

mit einem Transport von Dongola <strong>Pferde</strong>n in Triest ankam. Dort wurde er vom Gestütsdirektor<br />

von Gemmingen und dem Obertierarzt Dr. Hoerdt in Empfang genommen, der<br />

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Der Hengst “Schwarzenberg”<br />

Der Hengst „Schwarzenberg“<br />

Der Schimmelhengst SIGLAVY Or.Ar. wurde 1814 über Constantinopel nach Österreich importiert und deckte<br />

vor allem in der Lipizzanerzucht, wo er einen eigenen Stamm begründete. Für die Araberzucht hatte er weniger<br />

Bedeutung, mit Ausnahme der Stute SADY III, die die Stutenlinie der HAMDANY I Or.Ar. in Weil weiterführte.<br />

Gemälde von Albrecht Adam<br />

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Über den Vater der SADY III, den Hengst “SCHWARZEN-<br />

BERG”, wurde viel gerätselt, denn sehr orientalisch klingt der<br />

Name ja nicht. Vielmehr gibt es ein Geschlecht der Fürsten<br />

zu Schwarzenberg.<br />

Das Rätsel um “SCHWARZENBERG” wurde von Schiele<br />

geklärt: “... ich erhielt von einem inzwischen verstorbenen<br />

Hippologen eine Abschrift aus dem heute nicht mehr auffindbaren<br />

Handbuch von Oberst Heller, dem letzten Gestütskommandanten<br />

von Radautz. Darin schrieb er 1914, er habe nach<br />

sorgfältiger Prüfung herausgefunden, daß die Stute HAMDANY<br />

I, Original-Araber, im Jahre 1820 durch einen Hengst gedeckt<br />

wurde, welcher unrichtig mit dem Namen Schwarzenberg anstatt<br />

SIGLAVY, Orig. Araber 1810, genannt wurde, aus welcher<br />

Paarung das Stuterl SADY III geboren wurde.’ Oberst Heller<br />

wollte seine Entdeckung veröffentlichen, doch durch den Ausbruch<br />

des Ersten Weltkrieges kam er nicht mehr dazu.”<br />

Über den Hengst SIGLAVY Or. Ar. ist bekannt, daß er 1810<br />

vermutlich in Syrien geboren wurde. 1814 wurde der<br />

Hengst von Fürst zu Schwarzenberg für sein Gestüt Murau<br />

erkauft, wo man eigentlich - zeitgemäß - <strong>Pferde</strong> der italienisch-spanischen<br />

Rasse züchtete und SIGLAVY vermutlich der<br />

einzige Araber im Gestüt war, mit dem man obendrein noch<br />

nicht einmal sehr glücklich war. Erdelyi berichtet über Murau:<br />

“Ein Schimmelhengst, Araber, über Constantinopel 1814<br />

(...) nach Wien gebracht, besaß zwar gute Formen, hinlänglich<br />

Größe, etc., soll aber, vielleicht des kalten Klima wegen, sich<br />

nicht als sehr fruchtbar erwiesen haben.”<br />

Der Hengst wurde 1816 von der k.u.k. Gestütsverwaltung für<br />

das Hofgestüt Koptschan gekauft, 1826 dann nach Lipizza<br />

überstellt, wo er den Siglavy-Stamm in der Lipizzanerzucht<br />

begründete. In den 10 Jahren dazwischen hat er auch Nachkommen<br />

in den Gestüten Radautz, Bábolna und Mezöhegyes<br />

hinterlassen. Koptschan [heute Kopčany] liegt ca. 100 km<br />

nördlich von Bratislava. Das Gestüt Ürmeny [heute Mojmírovce]<br />

des Grafen Hunyady liegt nur ca. 130 km entfernt bei<br />

Nitra. Ob nun SIGLAVY Or.Ar. im Jahr der Bedeckung 1820<br />

in Bábolna stand oder in Koptschan, beides waren keine<br />

unüberbrückbaren Entfernungen; nach Bábolna waren es ca.<br />

95 km.<br />

Die Aussage von Rueff, dass HAMDANY I Or.Ar. im Gestüt<br />

des Baron von Fechtig gedeckt wurde, mag man bezweifeln,<br />

denn Fechtig erwarb sein Gestüt in Kirchschlag erst<br />

1821 im Tausch gegen einige Araberhengste von Graf Palfy.<br />

Aber auch Kirchschlag liegt nur ca. 200 km von Koptschan<br />

entfernt.<br />

Es liegt daher nahe, anzunehmen, daß HAMDANY I von<br />

SIGLAVY gedeckt wurde, den man nach seinem Vorbesitzer<br />

“SCHWARZENBERG” nannte, und anschließend auf dem<br />

Transport nach Württemberg bei Ulm das Stutfohlen<br />

SADY III gebar.<br />

47


Die Importe des Baron von Fechtig<br />

ihn zusammen mit vier Dongola-<strong>Pferde</strong>n (siehe S. 63) nach Weil begleitete. Von Gemmingen<br />

berichtete dem König über den Rapphengst: „Der ganz schwarze Hengst vom<br />

Stamm Koheil ist vom Kopf sehr edel, er gleicht darin schwer dem Mezahar, jedoch ist er<br />

größer und erscheint in seinem Bau etwas länger als groß, sein Hals ist lang und leicht, der<br />

Widerrist könnte etwas schärfer und höher sein, wodurch er sich freyer tragen würde. Die<br />

Schultern liegen gut und sind stark, auch ist seine Brust weit und gut gebildet, die Wölbung<br />

der Rippen ist schön und nach der Lenden-Gegend gut geschlossen, die Kruppe ist eben,<br />

und ei-förmig, der Schweif hat starke Rübe, er trägt ihn ziemlich frey. Seine Gelenke sind<br />

durchgehend stark, und sein Vorderfuß ist besonders schön. Der Hinterfuß würde es auch<br />

sein, wenn er etwas kürzere Schenkel und längeres Röhrbein hätte. Seine Sprunggelenke<br />

sind stark und rein, jedoch in dem Hinterfuße tritt er etwas tief. Da diese Farbe so selten in<br />

Arabien gefunden wird, bleibt er immer ein sehr interessantes Pferd.“ Baron von Fechtig<br />

verlangte 1600 Ducaten (ca. 9000 fl.) für ihn. MAMELUCK Or.Ar., wie der Rapphengst in<br />

Weil genannt wurde, gehörte dem Stamm Koheilan Adjouz an und war in Anpaarung<br />

mit Stuten des Wagenschlags und mit Trakehner-Stuten der Begründer des schwarzen<br />

Wagenschlags.<br />

Transkript des Dokuments zum <strong>Pferde</strong>bestands<br />

bei Gründung des Gestüts<br />

(AHW HDK Bü 1017):<br />

<strong>Königliche</strong> Hofkammeralverwaltung<br />

Scharnhausen<br />

Verzeichniß<br />

der auf dem K. Gestütt Kloster Weil,<br />

Scharnhausen u. Kl. Hohenheim<br />

befindlichen Stutten und Fohlen<br />

Nr., Namen, Farb und Abzeichen,<br />

Alter, Größe (Faust, Zoll),<br />

Wann und woher auf das Gestüt gekommen,<br />

Bemerkungen<br />

A) zu Klosterweil<br />

Stutten<br />

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1. Murana, Schwarzschimmel mit Stern<br />

6 (Jahre) 15 (Faust)<br />

1816. Arabische Race von Fechtig<br />

gekauft<br />

Hengste<br />

1. Tajar, Hellbraun mit kleinem Stern<br />

und hinten 1 weiße Fessel<br />

8 (Jahre) 15 (Faust),<br />

Araber im Juny 1817 angekommen,<br />

zu Triest erkauft.<br />

2. Bairaktar, Grauschimmel<br />

5 (Jahre) 15 (Faust),<br />

desgleichen<br />

48<br />

3. Tiflis, Dunkel Apfelschimmel mit<br />

Schnipp<br />

7 (Jahre), 16 (Faust) 1 (Zoll),<br />

Truchmensche Race aus der kleinen<br />

Tartarey, im Mai 1817 angekommen.


Muranas vergessener Stamm<br />

Muranas vergessener Stamm<br />

Die Stute GAZELLA Or.Ar. wurde 1840 in Syrien geboren und ist mütterlicherseits mit MURANA I Or.Ar.<br />

verwandt. Ob MURANA I Or.Ar. allerdings Ähnlichkeit mit GAZELLA Or.Ar. hatte, kann nicht gesagt werden.<br />

Aquarell von Juliusz Kossak<br />

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Die Herkunft der Weiler Gründerstute MURANA I Or. Ar.<br />

(1808) gab lange Zeit Rätsel auf, denn sehr viel wissen wir<br />

nicht über sie. Aus den Quellen ist bekannt, daß sie im 3.<br />

Fechtig’schen Transport von 1814/1816 nach Triest kam,<br />

von wo sie für Weil erkauft wurde. Aber wer war ihr Züchter,<br />

welchem <strong>Pferde</strong>stamm gehörte sie an, und wer waren<br />

ihre Vorbesitzer? Diese Fragen sind bis heute (nahezu)<br />

ungeklärt, man war lediglich aufgrund des Importeurs der<br />

Überzeugung, daß es sich tatsächlich um eine “Original-Araber-Stute”<br />

gehandelt haben muß.<br />

Mittlerweile aber kann man mit Hilfe der mt-DNA, einem<br />

bestimmten Teil der DNA, der ausschließlich über die Mutterlinie<br />

vererbt wird, Verwandschaftsverhältnisse herausfinden.<br />

Eine polnische Forschergruppe um Iwona Glazewska von der<br />

Universität Gdansk hat mit dieser Technik festgestellt, daß die<br />

mt-DNA der größten polnischen Stutenlinie, die der GAZELLA<br />

Or.Ar., mit der Linie der MURANA I Or.Ar. genetisch identisch<br />

ist. Damit kann man davon ausgehen, daß beide Stuten in der<br />

mütterlichen Linie auf eine gemeinsame Ahnin zurückgehen.<br />

Zum Glück sind über GAZELLA Or.Ar. mehr Details bekannt,<br />

als über MURANA I Or.Ar. GAZELLA Or.Ar. war eine Schimmelstute,<br />

geboren 1840, aus dem Stamm Koheil-Adjouz, die<br />

von Graf Juliusz Dzieduszycki in der syrischen Wüste erkauft<br />

und 1845 nach Jarczowce importiert wurde. Graf Juliusz<br />

Dzieduszycki hatte 1843 die Zucht seines Vaters geerbt. Im<br />

Jahr 1843 rüstete er sich für eine Expedition nach Syrien,<br />

denn er wollte einige Stuten zur Reinblutzucht kaufen.<br />

Er blieb über ein Jahr in Syrien, aber die Reise hatte sich<br />

gelohnt, denn er kam mit sieben Hengsten und drei Stuten<br />

zurück: SAHARA Or.Ar., MLECHA Or.Ar. und GAZELLA Or.Ar.,<br />

jede von ihnen gründete eine eigene Dynastie in Polen.<br />

Wir können heute also davon ausgehen, daß MURANA I<br />

Or.Ar. (1808) mütterlicherseits mit GAZELLA Or.Ar. (1840)<br />

verwandt ist, d.h. daß die beiden Stuten auf eine gemeinsame<br />

Ahnin zurückgehen, und damit theoretisch der<br />

gleichen Stutenfamilie angehören können. Damit kann<br />

man mit relativer Sicherheit MURANA I Or.Ar. ebenfalls dem<br />

Koheil Adjouz Stamm zurechnen. Eine gewisse Unsicherheit<br />

liegt in der Tatsache, dass man nicht beurteilen kann, wie<br />

weit zurück die gemeinsame Ahnin liegt. Da aber auch die<br />

Stämme in Arabien nicht über Jahrhunderte unverändert<br />

beibehalten wurden, sondern auseinander hervorgingen,<br />

könnten sich andere Stamm-Bezeichnungen ergeben. Dennoch,<br />

die mütterliche Verwandschaft zu GAZELLA Or.Ar. ist<br />

gegeben, was auf einen Züchter im gleichen “Kulturkreis”<br />

schließen läßt. Zudem wurden beide Stuten in Syrien<br />

erkauft, wie die Quellen zu den Ankäufen von Fechtig und<br />

Dzieduszycki belegen.<br />

49


<strong>Pferde</strong> aus Ägypten<br />

<strong>Pferde</strong> aus Ägypten<br />

154<br />

KOHEIL AGUSE Or.Ar. - in Weil oft nur<br />

“Koheil” genannt - war eine der edelsten<br />

Stuten in Weil und zwei ihrer Töchter<br />

führten ihre Linie weiter.<br />

Lithografie von Emil Volkers (1856)<br />

Es war (und ist) bei orientalischen Herrschern üblich, dass sie ihre <strong>Pferde</strong> nicht verkauften,<br />

sondern bestenfalls verschenkten, so zum Beispiel an Reisende, die ihnen<br />

empfohlen wurden, oder an Fürsten oder Scheichs, die Schutz bei ihnen suchten.<br />

Derartige Geschenke waren und sind heute noch im Orient eine übliche Geste der<br />

Wertschätzung.<br />

Mehmed Ali<br />

Diese orientalische Sitte wurde auch am Hof von Vize-König Mehmed Ali praktiziert,<br />

beschrieb Pierre-Nicolas Hamont, der das Gestüt Shoubra vom Mehmed Ali 14 Jahre<br />

lang (von 1828-1842) leitete: “Viele Besucher hatten <strong>Pferde</strong> erhalten und jeder Generalkonsul<br />

erhielt zu seiner Ernennung ein Pferd mit Prunkausstattung. Solche Geschenke<br />

werden mit viel Dankbarkeit empfangen, und jeder dieser Priviligierten denkt, eine besondere<br />

Auszeichnung erhalten zu haben: Sein Pferd, sagte er, sei von der reinsten Rasse, der<br />

Pascha habe es ihm gesagt. Während aber der so beschenkte Generalkonsul schnell nach<br />

Hause berichtet, dass der Vice-König ihm eines seiner besten <strong>Pferde</strong> im Stall geschenkt hat,<br />

freut sich der Vice-König diebisch, denn das gepriesene Pferd war wie immer eines, welches<br />

höchstens fünf Cents wert war, ausgemustert aus den Ställen von Abbas Pasha oder einem<br />

Paschalik-Offizier.”<br />

Hamont erläutert weiter: “Während der vierzehn Jahre, die ich an der Spitze der ägyptischen<br />

Gestüte stand, und ständig in Beziehung mit hochrangigen Paschas war, konnte ich<br />

ihre Manöver beobachten, ihre Tricks kennenlernen und in ihre Geheimnisse eindringen.<br />

Ich erkläre, dass niemals, unter keinen Umständen, offiziell vom Vize-König von Ägypten


Reisekosten nach Ägypten 1852<br />

<strong>Pferde</strong> aus Ägypten<br />

Reiseausrüstung für von Hügel<br />

200 fl.<br />

Desgleichen für dessen Bedienten und den Kutscher Epp à 50 fl.<br />

100 fl.<br />

Reisekosten über Wien bis Triest für von Hügel und dessen Bedienten 161 fl. 25 kr<br />

Reisekosten des Kutschers Epp mit Wagen und 2 <strong>Pferde</strong>n bis Triest 348 fl. 52 kr.<br />

Reise von Triest nach Alexandrien und Cairo, und Rückreise mit den Dienern und 3 <strong>Pferde</strong>n bis Triest 2.664 fl. 39 kr.<br />

Ankauf zweier arabischer Stuten für 25.000 und 20.000 Piaster 4.909 fl. 5 kr.<br />

Reise des von Hügel von Triest über Verona bis Stuttgart 237 fl. 38 kr.<br />

Transportkosten der drei <strong>Pferde</strong> von Triest bis Stuttgart 366 fl. 19 kr.<br />

Diäten des von Hügel vom 11. Juni bis 17. September auf 98 2/3 Tage, im eurpäischen Auslande à 10 fl. 40 kr.,<br />

auf der See und im Orient à 12 fl.<br />

1.132 fl. 20 kr.<br />

Diäten des Kutschers Epp auf 117 2/3 Tage à 2 fl. 30 kr. und 3 Fl. 30 kr., nach Vorgängen<br />

354 fl.<br />

Diäten des Bedienten Hoffmann auf 110 2/3 Tage wie Epp 336 fl. 30 kr.<br />

Geld-Verlust auf die in Cairo erhobenen 592 Guineen 254 fl. 10 kr.<br />

Zusammen 11.064 fl. 58 kr.<br />

<strong>Pferde</strong> von überragender Rasse abgegeben wurden, weder an Generalkonsule oder Reisende,<br />

oder an die europäischen Länder.”<br />

Wenn der Vize-König solche Geschenke machte, nahm er fast nie <strong>Pferde</strong> aus seinen eigenen<br />

Ställen; es waren in der Regel <strong>Pferde</strong> aus den Ställen der Prinzen, Ibrahim und Abbas Pascha.<br />

Diese Gestüte hatten mehrere Abteilungen: In der ersten standen die Hengste; in der zweiten<br />

die Reitpferde der Prinzen; in der dritten die der Mamelucken und in der vierten schließlich<br />

waren die ganz gewöhnlichen; das waren diejenigen, die für die Europäer bestimmt waren.<br />

Eine Ausnahme bildete das Pferd, das Mehmed Ali dem deutschen Fürst Pückler-Muskau<br />

schenkte (s. S. 149). Der Pascha wußte, dass Pückler ein bekannter Reiseschriftsteller<br />

war, und schenkte ihm ein Fohlen, in der Hoffnung, dass er dadurch nur Gutes über<br />

Ägypten schreiben werde. Hamont wurde beauftragt, nach genauen Instruktionen das<br />

Fohlen auszuwählen. War es eine Intrige oder hatte sich Hamont getäuscht, jedenfalls<br />

war Mehemed Ali höchst verärgert, denn Hamont hatte Pückler ein Fohlen im Wert von<br />

10.000 Francs geliefert, worüber dieser fast in Ungnade gefallen wäre.<br />

Abbas Pascha<br />

Mehmed Alis Geisteszustand zwang ihn 1848, die Geschäfte seinem Sohn Ibrahim Pascha<br />

zu übertragen, der aber ebenfalls bei schlechter Gesundheit war. Ibrahim starb noch<br />

zu Lebzeiten Mehmed Alis, der aber aufgrund seiner Senilität davon nichts mitbekam,<br />

und so übernahm Abbas Pascha I., Mehmeds Enkel und Ibrahims Neffe, die Macht. Abbas<br />

Paschas Vater, Tousson Pascha, war gestorben, als Abbas erst vier Jahre alt war, und so<br />

wuchs er in der Obhut seines Großvaters heran. Doch war er weder ehrgeizig noch kriegstüchtig<br />

und daher war Mehmed Ali wenig glücklich über seinen Enkel. Dieser aber liebte<br />

<strong>Pferde</strong> über alles und sammelte, kaufte und stahl Nedjdis, wo immer er sie bekommen<br />

konnte. Zur Blüte seines Gestüts, so sagt man, hatte es ca. 1000 <strong>Pferde</strong> gezählt.<br />

Er hatte sieben Paläste, und bei jedem auch Ställe. Von allen Ställen beherbergte der<br />

“Wüstenstall” Dar el Beyda die größten Schätze, und man sagt, dieser Stall hätte den<br />

Pascha über eine Million ägyptische Gold-Pfund gekostet.<br />

Der Ruf dieser sagenhaften Sammlung von edelsten Wüsten-Arabern drang auch bis<br />

Württemberg, und so setzte sich zu Beginn der 1850er Jahre Baron von Taubenheim im<br />

Auftrag von König Wilhelm mit dem dänischen Konsul A.F. Dumreicher in Verbindung.<br />

Dessen Vorgänger, Daniel Dumreicher, kannte man schon aus früheren <strong>Pferde</strong>ankäufen<br />

und dem Rückkauf des Jacob Noa Epp. König Wilhelm hatte das Anliegen, einen Hengst<br />

aus dem Gestüt von Abbas Pascha I. zu kaufen. In Taubenheims Schreiben an Dumreicher<br />

legte dieser dar: “dass wenn Seine Hoheit [Abbas Pascha] geneigt sein sollte, diesen<br />

längst gehegten Wunsch des Königs zu entsprechen, von dessen Seite ganz besonders der<br />

Wunsch auf einen braunen arabischen Hengst, der edelsten Nedjed Race, gelegt werden<br />

würde.” Er wies darauf hin, dass der König bereits seit rund 30 Jahren arabische <strong>Pferde</strong><br />

züchtet und „Besizer der schönsten arabischen <strong>Pferde</strong> ist, welche in Europa zu finden sind.”<br />

Außerdem werde “der gewünschte Hengst ausschließlich zur Zucht verwendet”, so dass<br />

man in erster Linie ein “höchst edles zum Beschälen taugliches Pferd” wünsche. Da Abbas<br />

155


<strong>Pferde</strong> aus Ägypten<br />

Heinrich von Mayr begleitete den<br />

reiselustigen Herzog Maximilian von<br />

Bayern 1838 auf eine achtmonatige<br />

Reise nach Nubien, Ägypten, Palästina,<br />

Syrien und Malta. In Kairo besuchten<br />

Sie auch das Gestüt von Mehmed Ali.<br />

Szenen dieser Reise hielt von Mayr in<br />

zwei Serien fest „Malerische Ansichten<br />

aus dem Orient“, und „Genrebilder<br />

aus dem Orient“, aus letzterem<br />

stammen diese beiden Szenen einer<br />

Stute mit Fohlen im Gestüt von Ibrahim<br />

Pascha (oben) und der Hengst Honzes<br />

Ali im Gestüt Shoubra von Mehmed Ali<br />

(rechts).<br />

Lithografien von Heinrich von Mayr aus<br />

“Genre-Bilder aus dem Orient”,<br />

Stuttgart, 1846-1850<br />

156<br />

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Auch die Szene unten stammt von<br />

Mayrs Reise nach Ägypten. Das<br />

Gebäude im Hintergrund erinntert stark<br />

an das Stallgebäude in Shoubra.<br />

Gemälde von Heinrich von Mayr (1870)<br />

Pascha bekannt dafür war, dass er keine <strong>Pferde</strong> verkaufte, bot man ihm im Gegenzug<br />

“irgend Gegenstände unserer Industrie oder Landwirtschaft” an, wie beispielsweise “ein<br />

Paar jener seltenen Rappen-Carossiers” samt Kutsche, die Dumreicher bei einem vorangegangenen<br />

Besuch im Marstall des Königs gesehen und bewundert hatte.<br />

Abbas Pascha lies es sich nicht nehmen, den betreffenden Hengst König Wilhelm zum<br />

Geschenk zu machen, “daher man [von württembergischer Seite] auch die Wahl des edlen<br />

Hengstes - ohne sich an Farbe oder sonstige Bestimmung irgend zu binden - Seiner Hoheit<br />

[Abbas Pascha] gänzlich anheimstelle, der am Besten wisse, wie außer der reinen Race<br />

ein Beschäler auch sonst beschaffen sein müsse”. Der König würde dann jemanden nach<br />

Ägypten schicken, um das Pferd abzuholen, der dann “wie das Sprichwort sagt, in Einem<br />

hingeht, auch vielleicht noch einige weitere <strong>Pferde</strong>, natürlich Stuten, zu kaufen Gelegenheit<br />

finde. Ohne durch die immerwährenden Verbindungen mit Syrien und Arabien müßten<br />

in einer großen Stadt wie Cairo doch immer ausgezeichnete <strong>Pferde</strong> zu finden sein, und Ihre<br />

[Dumreichers] vielseitigen Verbindungen und langjährigen Lokalkenntnisse würden dem<br />

dahingesendeten Sachverständigen gewiss von großem Nutzen sein können.”<br />

Im Jahr 1852 wurde dann der Erste Stallmeister von Hügel nach Ägypten geschickt. In<br />

Begleitung von Jakob Noa Epp und einem Bediensteten führte die Reiseroute über<br />

Wien nach Triest, von dort wurde übergesetzt nach Alexandrien und Kairo. Epp hatte<br />

als Kutscher die Verantwortung für eine Kutsche mit zwei Rapp-Carossiers. Auf dem<br />

Rückweg hatte er drei <strong>Pferde</strong> in seiner Obhut, den Hengst HEDBAN Or.Ar., den der<br />

König zum Geschenk erhielt, sowie zwei Schimmelstuten, KOHEIL AGUSE Or.Ar. und<br />

SEGLAVIA I Or.Ar., welche für 25.000 und 20.000 Piaster gekauft wurden.<br />

Prof. Rueff beschrieb HEDBAN Or.Ar. wie folgt: “Hellbraun mit Abzeichen, aus dem Stamme<br />

der Aeneze-Saaba, ein sehr regelmäßig gebautes Pferd mit edeln Formen und guten


<strong>Pferde</strong> aus Ägypten<br />

Die Importe aus Ägypten<br />

Hengste<br />

imp. Name in Weil geb.<br />

1852 HEDBAN Or.Ar. 1848 Braun<br />

1856 EL HAMI Or.Ar. 1845<br />

1860 SOLIMAN Or.Ar. 1852<br />

1861 GADIR Or.Ar. 1847<br />

1861 SADHAN Or.Ar. 1858<br />

Stute<br />

1852<br />

KOHEIL AGUSE<br />

Or.Ar.<br />

1840<br />

1852 SAIDA II Or.Ar. 1852<br />

1852<br />

SEGLAVIA Or.Ar.<br />

[auch SAGLAVIA]<br />

1843<br />

1860 NEDSCHYD IV Or.Ar. 1854<br />

Farbe / Größe /<br />

Stamm<br />

Grauschimmel / 15<br />

Faust 4 Zoll<br />

Schimmel / 15 Faust<br />

2 Zoll /<br />

Schimmel /<br />

15 Faust 1 Zoll<br />

Saklavi Djedran<br />

Braun /<br />

15 Faust (4,5 j.)<br />

Fliegenschimmel /<br />

15 Faust 2 Zoll<br />

Koheil Adjouz<br />

Fuchs /<br />

15 Faust 5 Zoll<br />

Koheil Adjouz<br />

Weißschimmel /<br />

15 Faust 3 Zoll /<br />

Saklawi Djedran<br />

Grauschimmel /<br />

15 Faust 1/2 Zoll<br />

Koheil<br />

1860 ZARIFFA Or.Ar. Schimmel<br />

1861 DACHMA Or.Ar. 1846<br />

1861 DUEBA Or.Ar. 1853<br />

1861 MOREGHIA Or.Ar. 1853<br />

Fliegenschimmel /<br />

15 Faust 2 1/2 Zoll /<br />

Dachma El Chahouan<br />

Grauschimmel /<br />

15 Faust 1 1/2 Zoll /<br />

Saklawi Djedran<br />

Weiß-Schimmel /<br />

15 Faust 1 1/2 Zoll /<br />

Saklawi Moreghi<br />

Bemerkung<br />

Gängen, ging leider früh zu Grunde.” Der Hengst gefiel ganz offensichtlich, denn er erhielt<br />

gleich in seiner ersten Decksaison 17 Stuten zugeführt - darunter auch einige vom<br />

Wagenschlag. Leider starb er bereits im Juli 1853, deckte also nur ein Jahr.<br />

Unter den beiden Stuten war insbesondere KOHEIL AGUSE Or.Ar., eine Fliegenschimmelstute,<br />

ein Volltreffer. Sie kam 12jährig ins Gestüt, tragend von einem unbekannten<br />

Original-Araber-Hengst und brachte noch im selben Jahr die Fuchsstute SAIDA II, über<br />

die sie eine eigene Linie begründete. KOHEIL AGUSE Or.Ar. wurde “in Shubra bei Cairo<br />

von Sami Pascha erkauft”. Dieser Sami Pascha war erster Adjutant Mehmed Alis. Shubra<br />

war das Gestüt Mehmed Alis - gut möglich also, dass die 12jährige Stute noch aus der<br />

Zucht Mehmed Alis stammte, der 1849 verstorben war. Prof. Rueff beschrieb sie als “ein<br />

hochedles, gutgebautes Thier...; wegen starker Melanosenbildung 1861 verkauft; Nachkommen<br />

von ihr gehören zu den besten Mutterstuten.” Und in Württembergs <strong>Pferde</strong>zucht<br />

lesen wir, dass sie gegenwärtig (1857) fünf lebende Fohlen im Gestüt hatte, weiter “sie<br />

zeichnet sich durch hohen Adel und große Schnelligkeit besonders aus”.<br />

Die andere Stute, SEGLAVIA I Or.Ar., Weißschimmel, 9 Jahre alt, 15 Faust 3 Zoll hoch. Sie<br />

war eine Saklavi Djedran und wurde “in Mattaria bei Cairo von Ahmed Pascha, dem letzten<br />

Egyptischen Gouverneur von Meka [Mekka] erkauft”. Sie wurde 1865 für 360 fl. an<br />

Obrist Leube verkauft. Von ihren Nachkommen scheinen keine im Gestüt verblieben<br />

zu sein.<br />

Vom Beduinen-Stamm der Aeneze-Saaba;<br />

Geschenk von Abbas Pascha I. an König Wilhelm I.<br />

Geschenk von El Hami Pascha an König Wilhelm I.<br />

Deckte nur in der Halbblutzucht<br />

Sohn von Gadir aus der Voidna (vom Beduinen-<br />

Stamm Anaze Roucel);<br />

Geschenk von El Hami Pascha an König Wilhelm I.<br />

Ehem. Hauptbeschäler im Gestüt Abbassie;<br />

durch von Hügel auf Auktion erkauft.<br />

Umbenannt in SAAD Or.Ar.;<br />

in den Leibstall abgegeben.<br />

In Shubra bei Cairo von Sami Pascha erkauft, tragend<br />

mit Saida II von einem unbekannten arabischen<br />

Hengst.<br />

Importiert in utero; aus der KOHEIL AGUSE Or.Ar. und<br />

einem unbekannten arabischen Hengst.<br />

In Mattaria bei Cairo von Ahmed Pascha, dem letzten<br />

ägyptischen Gouverneur von Mekka, erkauft.<br />

Aus der Hinterlassenschaft von Ahmed Pascha,<br />

von einem französischen oder ägyptischen Oberst<br />

erkauft.<br />

Vom Beduinen-Stamm der Anaze S‘baa<br />

Geschenk von El Hami Pascha an König Wilhelm I.<br />

Durch von Hügel auf Auktion in Abbassié erkauft.<br />

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Durch von Hügel auf Auktion in Abbassié erkauft;<br />

kam tragend ins Gestüt Weil<br />

Durch von Hügel auf Auktion in Abbassié erkauft;<br />

kam tragend ins Gestüt Weil<br />

157


<strong>Pferde</strong> aus Ägypten<br />

im Bosporus. In den Marstall-Akten heißt es ein Jahr später, im August 1861, dass “zwei<br />

am 27. August 1860 im Kgl. Marstall aufgestallte ursprünglich zum Geschenk für El Hami<br />

Pascha bestimmte <strong>Pferde</strong> noch nicht definitiv für den Kgl. Marstall übernommen [sind].” Es<br />

kam also offensichtlich nicht mehr dazu, die <strong>Pferde</strong> nach Ägypten zu schicken, wie das<br />

1852 mit dem Rappen-Gespann der Fall war.<br />

160<br />

Die Hengste Ciaffar (oben) und Omar<br />

(unten), die den Typus der <strong>Pferde</strong> im<br />

Gestüt Abbas Paschas widerspiegeln<br />

sollen.<br />

Lithografien von Alfred de Dreux<br />

Auktion in Abbassie<br />

Bald drang die Nachricht nach Europa, dass die ägyptische Bank in Kairo alle ca. 200<br />

<strong>Pferde</strong> des Gestüts von El Hami Pascha versteigern wolle. Daraufhin wurde der Erste<br />

Stallmeister Baron von Hügel nach Ägypten geschickt, um an der Auktion geeignete<br />

<strong>Pferde</strong> zu kaufen. Einfach war seine Aufgabe nicht (siehe Hügels „Eindrücke aus Abbassie“),<br />

aber es gelang ihm, den Hauptbeschäler des Gestüts, GADIR Or.Ar., einen<br />

zweieinhalbjährigen braunen Hengst und drei Schimmelstuten zu kaufen. Im Einzelnen<br />

waren dies die <strong>Pferde</strong>:<br />

„GADIR Or.Ar., Atlasschimmel, 14 Jahre alt, 15 Faust 1 Zoll, Originalaraber aus dem<br />

Stamm Saklavi Djedran, ein ächter Nedjid Hedjas. Er war der geschätzteste Hauptbeschäler<br />

in dem Gestüte Abbassié des verstorbenen Vicekönigs von Egypten, Abbas Pascha,<br />

und zeichnet sich durch Fruchtbarkeit und konstant gute, namentlich edle, große<br />

und starke Nachzucht aus. Es ist ein seltenes Glück, einen hochedlen arabischen Hengst<br />

unter so günstigen Verhältnissen kaufen zu können. Hier entschied nicht allein die Kritik<br />

des Hengstes selbst, der dort als der edelste und beste anerkannt war, sondern es bürgt<br />

auch eine große Anzahl von Nachkommen jedes Alters und von den verschiedensten Stuten<br />

für seine ausgezeichneten Eigenschaften als Vaterpferd.<br />

Gadir deckt hier [in Weil] dieses Frühjahr zum erstenmal und verspricht mit unsern edeln<br />

Bairactar Stuten gepaart, gewiß ein günstiges Resultat. Er zeichnet sich durch den höchsten<br />

Adel im Kopfe, in seinen Umrissen, Haar und Mähne, wie durch ein seltenes Ebenmaaß<br />

im Baue aus, die Verbindung zwischen Kopf und Hals, welche bei arabischen Hengsten<br />

meist zu wünschen übrig läßt, die Länge des Halses, die tiefen schrägen Schultern, die<br />

lange Kruppe, Reinheit der Beine, Stärke der Sehnen, und ganz besonders normale Stellung<br />

der Sprunggelenke und Hinterbeine, müssen jedem Kenner in hohem Grade auffallen.<br />

Eine Bürgschaft für seine Gesundheit und Energie ist unzweifelhaft die Art, wie<br />

dieser Hengst die Reise von Egypten nach Stuttgart ausgehalten [hat]. Er verließ Cairo<br />

den 1. Januar 1861, kam den 9. Januar in Triest, und den 22. in Stuttgart an, ohne auch<br />

nur ein einziges Mal das Futter versagt zu haben. Wenn man bedenkt daß in Cairo der<br />

Thermometer täglich auf 18 bis 20 R [Réaumur, entspricht 22 bis 25 °C] stieg, und nach<br />

der Ankunft in Triest schon das Karstgebirge bei einer Kälte von 14 [i.e. -14° R entspricht<br />

-17,5 °C] überschritten werden mußte, eine Kälte die mit geringer Abnahme bis Stuttgart<br />

anhielt, so wird man zugeben, daß für ein in der arabischen Wüste erzogenes Pferd, eine<br />

stärkere Probe für seine gesunde Konstitution nicht gefordert werden kann.“<br />

Der Braune SADHAN Or.Ar. wurde im Oktober 1862, also viereinhalbjährig, von der<br />

Hengstaufzuchtstation Kleinhohenheim unter dem Namen SAAD Or.Ar. [oder SAD] an<br />

den Leibstall abgegeben. Er war „stiefelbraun mit kleinem Stern und Schnippe, beide<br />

Vorderfesseln weiß, 15 Faust hoch“. Er wurde züchterisch nicht eingesetzt und starb<br />

1863.<br />

DACHMA Or.Ar. war laut Stutbucheintrag „eine original-arabische Fliegenschimmel-Stute,<br />

15 Jahre alt, 15 Faust 2½ Zoll hoch... An Kolik eingegangen den 15. August<br />

1863.“ Sie hatte zwei Stutfohlen, davon ist eines bereits als Saugfohlen eingegangen.<br />

Das andere, DACHMA II *1862 wurde als Mutterstute (Nr. 761) aufgestellt.<br />

DUEBA Or.Ar. war laut Stutbuch: „eine original-arabische Grauschimmelstute, 8 Jahre<br />

alt, 15 Faust 1 ½ Zoll hoch... Den 27. April 1858 unter der Hand verkauft nach Preußen“<br />

(zusammen mit Stutfohlen v. Amurath II 1855). Sie hatte insgesamt fünf Fohlen, von<br />

denen drei verkauft wurden, zwei gingen ein.<br />

MOREGHIA Or.Ar. ware „eine original-arabische Stute, Weißschimmel mit Bless und<br />

Schnipp, 8 Jahre, 15 Faust 1 ½ Zoll hoch... Abgelebt an Gehirnentzündung den 29. Mai<br />

1868.“ Sie hatte sieben Fohlen., ihre 1867 geborene Tochter MOREGHIA (v. Asslan II)<br />

wurde als Mutterstute aufgestellt.<br />

Die beiden Fohlen der DUEBA und MOREGHIA, die im Mutterleib importiert wurden,<br />

wurden 1865 für 475 bzw. 825 fl. verkauft.<br />

Von diesen 13 <strong>Pferde</strong>n aus Ägypten, hatten lediglich HEDBAN O.Ar., imp. 1852, die<br />

Stute KOHEIL AGUSE Or.Ar., imp. 1852, und der Hengst GADIR Or.Ar., imp. 1861, der in<br />

Weil als Hauptbeschäler eingesetzt wurde und sich durch zahlreiche schöne Töchter<br />

auszeichnete, einen nennenswerten Einfluß auf die weitere Zucht in Weil.<br />

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Eindrücke aus Abbassie<br />

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161


Anhang - Tabellen<br />

Im Gestüt gezogene Deckhengste 1817-1864<br />

Name Farbe Abstammung Größe aktiv im Gestüt Abgang<br />

Aleppo 1833 Braun Bairaktar Or.Ar. / Isa 1824 15 Faust 3 Zoll 1839-1848 1853 verkauft<br />

Amurath I 1829 Schimmel Bairaktar Or.Ar. / Sady III 1821 16 Faust 1836-1857 1857 gestorben<br />

Amurath II 1855 Schimmel Amurath I 1829 / Geiran III 1845<br />

15 Faust 2,5<br />

Zoll<br />

1859-1866 1866 gestorben<br />

Bairaktar II 1836 Schimmel Bairaktar Or.Ar. / Delda I 1826 15 Faust 3 Zoll 1840-1846 1847 verkauft<br />

Bournu II 1821<br />

Schimmel<br />

Goumousch Bournu Or.Ar. /<br />

Kabron Or.Ar.<br />

1827-1842<br />

Bournu III 1849 Schimmel Amurath I 1829 / Beko III 1844 15 Faust 2 Zoll 1855-1864 1869 verkauft<br />

Chaban II 1844 Braun Amurath I 1829 / Mara III 1838 1849-1854 1864 gestorben<br />

Damaskus 1843 Schimmel Amurath I 1829 / Balbek Or.Ar.<br />

15 Faust 3 Zoll<br />

1 Strich<br />

1850-1851 1853 verkauft<br />

Hedban II 1854 Braun Hedban Or.Ar. / Mabuba V 1848 1862-1865 1868 verkauft<br />

Kady 1834 *)<br />

Sultan Mahmud Or.Ar. /<br />

Safra I Or.Ar.<br />

1839-1843<br />

Kalif 1826 Braun Bairaktar Or.Ar. / Elkanda I Or.Ar. 1832<br />

Mazud 1838 Schimmel Bairaktar Or.Ar. / Hazam IV 1831 14 Faust 2 Zoll 1844-1848 1848 verkauft<br />

Mehmed Ali 1843 Schimmel Bairaktar II 1836 / Hazam IV 1831<br />

15 Faust 3 Zoll<br />

2 Strich<br />

1849-1850<br />

Raja II 1845 Schimmel Mazud 1838 / Hamra V 1837 15 Faust 1 Zoll 1857-1859<br />

Selim II 1828 Schimmel Bairaktar Or.Ar. / Sady III 1821 1833-1837<br />

Soliman 1824<br />

Die folgenden Goumousch Bournu Or.Ar. /<br />

Schimmel Seiten sind teilweise verborgen<br />

1830-1831<br />

Zubial 1817<br />

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1852-1853<br />

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Tajar 1836 Braun Bairaktar Or.Ar. / Musa II 1838 1841 1841 Marstall<br />

Tajar II 1843 Schimmel Cham Or.Ar. / Geiran II 1829<br />

Tajar IV 1851 Braun Amurath I 1829 / Geiran III 1845<br />

Vezier 1845 Schimmel Mazud 1838 / Gabra IV 1836<br />

*) Deckte nur im Wagenschlag<br />

15 Faust 2 Zoll<br />

1 Strich<br />

15 Faust 2 Zoll<br />

2 Strich<br />

15 Faust 2 Zoll<br />

3 Strich<br />

1856-1866 1866 gestorben<br />

1851-1852 1855 verkauft<br />

228


Anhang - Tabellen<br />

Fruchtbarkeit der Original-Araber-Stuten<br />

Original-Araber-<br />

Stuten<br />

imp.<br />

im<br />

Bestand<br />

nicht<br />

gdeckt<br />

güst<br />

verfohlt<br />

starb<br />

jung<br />

Stutfohlen<br />

Hengstfohlen<br />

Zuchtjahre<br />

Lebendfohlen<br />

in %<br />

MURANA I Or.Ar. 1816 1817-1825 0 3 0 1 3 2 9 55,56 gestorben<br />

HASFOURA Or.Ar. 1819 1818-1830 3 3 0 5 2 0 10 20,00 verkauft<br />

KABRON I Or.Ar. 1819 1821-1830 0 4 0 2 0 4 10 40,00 ?<br />

GEIRAN I Or.Ar. 1819 1820-1830 0 2 0 1 6 2 11 72,73 verkauft<br />

ABOULULU Or.Ar. 1819 1821-1834 2 5 1 2 4 2 14 42,86 alters. abgeg.<br />

SCHAKRA I Or.Ar. 1819 1819-1830 1 2 0 0 8 1 11 81,82 ?<br />

GILFI I Or.Ar. 1819 1821-1825 0 4 1 0 0 0 5 0,00 ?<br />

MANEKI Or.Ar. 1819 1821-1825 0 3 0 0 1 1 5 40,00 gestorben<br />

BARAK Or.Ar. 1820 1820-1829 1 4 0 0 2 3 9 55,56 Marstall<br />

SUDFECH I Or.Ar. 1819 1821-1824 1 1 0 0 0 2 3 66,67 verkauft<br />

BAGDADI Or.Ar. 1819 1821-1827 0 2 1 0 4 0 7 57,14 verkauft<br />

MOBAREF Or.Ar. 1819 1821-1826 0 1 0 0 3 2 6 83,33 ?<br />

ARABKA Or.Ar. 1819 1823-1829 0 0 0 2 4 1 7 71,43 verkauft<br />

ELKANDA I Or.Ar. 1819 1823-1837 0 2 1 5 3 4 15 46,67 gestorben<br />

SUDFECH II Or.Ar. 1819 1825-1829 0 1 0 1 2 1 5 60,00 ?<br />

HAMDANY I Or.Ar. 1821 1821-1829 0 3 0 2 3 1 9 44,44 gestorben<br />

WECHABY Or.Ar. 1821 1822-1826 0 2 0 0 1 2 5 60,00 verkauft<br />

CZEBESSIE I Or.Ar. 1821 1822-1828 1 2 0 1 2 1 6 50,00 verkauft<br />

Summe 48 29 147 52,38<br />

Abgang<br />

Stuten 1. Gen.<br />

(Or.Ar. / Or.Ar.)<br />

Fruchtbarkeit der Vollblut-Araberstuten der ersten Generation<br />

geboren<br />

im<br />

Bestand<br />

nicht<br />

gdeckt<br />

güst<br />

verfohlt<br />

starb<br />

jung<br />

Stutfohlen<br />

Hengstfohlen<br />

Zuchtjahre<br />

Lebendfohlen<br />

in %<br />

ZUBIAL 1817 1817 1823-1833 1 1 0 0 5 5 11 90,90 ?<br />

GILFI 1820 1820 1826-1831 0 4 0 0 2 0 6 33,33 verkauft<br />

SADY III 1821Die 1821<br />

folgenden<br />

1826-1847 2Seiten 2<br />

sind<br />

0 1<br />

teilweise<br />

8 9<br />

verborgen<br />

20 85,00 gestorben<br />

DELDA I 1821 1827-1841 0 4 0 0 7 4 15 73,33 verkauft<br />

MANEKI 1821- wenn 1821 Sie 1827-1833 das 0Buch 1 interessiert, 0 0 2 so 4 können 7 85,71 Sie ?<br />

HAZAM 1821 1821 1827-1833 1 0 0 0 2 4 6 100,00 ?<br />

HALMA 1822 1822 1827-1834 dieses 0 käuflich 1 0 erwerben 1 3 4 auf 9 77,78 ?<br />

MURANA II 1822 1822 1828-1841 0 6 0 0 4 4 14 57,14 verkauft<br />

SABA 1822 1822<br />

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1828-1836 0 1 0 0 1 7 9 88,89 gestorben<br />

BANKA I 1823 1823 1829-1838 1 1 0 0 7 1 9 88,89 verkauft<br />

DARIA III 1823 1823 1829-1837 0 2 0 1 4 3 10 70,00 gestorben<br />

THAMA I 1824 1824 1830-1841 0 2 1 1 4 4 12 66,67 verkauft<br />

ISA 1824 1824 1830-1837 0 1 0 1 1 5 8 75,00 verkauft<br />

WISA 1825 1825 1831-1837 0 1 0 2 1 3 7 57,14 ?<br />

MOBAREF 1825 1825 1831-1836 0 2 0 1 2 1 6 50,00 verkauft<br />

BAGDADY 1825 1825 1831-1840 1 5 1 0 2 1 9 33,33 verkauft<br />

MIRI 1825 1825 1831-1837 0 1 0 0 3 3 7 85,71 verkauft<br />

WECHABY II 1825 1825 1831-1839 0 3 0 0 4 2 9 66,67 verkauft<br />

SUDFEH III 1825 1825 1831-1837 0 2 0 0 3 2 7 71,43 ?<br />

WARDA 1826 1826 1832 0 0 0 0 1 0 1 100,00 ?<br />

HAMDANY 1827 1827 1832-1840 1 2 0 4 1 1 8 25,00 verkauft<br />

DAHIS I 1828 1828 1834-1839 0 1 0 1 3 1 6 66,67 verkauft<br />

GEIRAN II 1829 1829 1834-1845 0 4 0 0 4 4 12 66,67 ?<br />

BARAK II 1829 1829 1834-1845 0 3 0 0 8 1 12 75,00 ?<br />

SONA 1829 1829 1834-1837 1 2 0 0 1 0 3 33,33 Marstall<br />

Summe 83 73 223 69,92<br />

229<br />

Abgang


Anhang - Personenregister<br />

Personenregister<br />

Abbas Hilmi I. (auch Abbas Pascha I.), *1. Juli 1813 in Dschiddah, Saudi Arabien; † 13.<br />

Juli 1854 in Banha, Ägypten, war 1849–1854 Wali (Gouverneur einer Provinz, Vize-König)<br />

von Ägypten, das damals offiziell zum Osmanischen Reich gehörte, aber unter der<br />

Dynastie des Muhammad Ali eine relative Unabhängigkeit erlangt hatte.<br />

Abbas Pascha I. war ein Sohn von Ahmed Tousson Pascha sowie Enkel von Muhammad<br />

Ali. In Kairo erzogen, erhielt er durch die Gunst seines Großvaters bereits in jungen Jahren<br />

verschiedene hohe Verwaltungsämter. Er wurde Generalinspektor der Provinzen<br />

und bald darauf erster Minister und Präsident des Rats von Kairo. Als Muhammad Ali<br />

einer Geisteskrankheit verfiel, wurde sein Neffe Abbas Pascha I. sein Nachfolger.<br />

Zuletzt lebte Abbas Pascha isoliert in seinem Palast in Banha, wo er am 13. Juli 1854<br />

starb. Der offiziellen Version, der erst 41-jährige Wali sei einem Schlaganfall erlegen,<br />

wurde häufig misstraut und stattdessen ein gewaltsam herbeigeführter Tod vermutet.<br />

Nachfolger wurde sein Onkel Muhammad Said.<br />

Ahmed Tousson Pascha, *28. Juli 1793 in Nustretli, † 29. September 1816 in Rachid,<br />

Ägypten. Sohn von Mehmed Ali; Vater von Abbas Hilmi I.<br />

Abbas Hilmi I. (1813-1854)<br />

Ahmad Pasha al-Jazzar, *ca. 1720–30s, † 7. Mai 1804, er war von 1776 bis zu seinem<br />

Tod 1804 der von Acre aus regierende osmanische Gouverneur von Sidon. Während<br />

dieser Zeit diente er auch neun Jahre als Gouverneur von Damaskus. Ursprünglich ein<br />

Bosnier, der seine Militär-Karriere in Ägypten begann, wo er zum Chef-Vollstrecker und<br />

Attentäter im Auftrag des ägyptischen Herrschers wurde, und ob seiner Grausamkeit<br />

den Beinamen “Al Jazzar”, der Schlächter, erhielt.<br />

Ali Pascha Sherif, *1834, † 26. Februar 1897. War ein ägyptischer Regierungsbeamter<br />

und Sohn von El Sayed Muhammad Sherif, den Mehmed Ali im Alter von 12 Jahren adoptierte.<br />

Ali Pascha Sherifs Mutter war eine Tochter Mehmed Alis.<br />

Als das Gestüt von El Hami Pascha aufgelöst wurde, kaufte Ali Pascha etwa 30 der ursprünglich<br />

Abbas Pasha I. gehörenden <strong>Pferde</strong>; im Jahr 1873 war sein Gestüt auf rund<br />

400 <strong>Pferde</strong> angewachsen, die in palastartigen Stallungen in Kairo untergebracht waren.<br />

1888 finanzieller Einbruch und Verkauf von vielen <strong>Pferde</strong>n (u.a. an die Blunts). 1896<br />

Zusammenbruch des Gestüts und Auktion im darauffolgenden Jahr.<br />

Ammann, Matthäus, *1803 in Geißlingen, † 18. November 1856; Schmied und Tierarzt.<br />

Er war von 1824-1826 an der Thierarzneischule in Stuttgart, ab 1828 im K. Hofstall dem<br />

Kurschmied beigestellt, ab 1835 Zweiter <strong>Pferde</strong>arzt im Hofstall.<br />

Ammon, Georg Gottlieb, *1780 in Trakehnen, † 26. September 1839; Gestüts-Inspektor<br />

und Vorsteher des königl. preußischen Hauptgestütes Veßra und Buchautor.<br />

Ammon, Karl Wilhelm, *1777 in Trakehnen, † 1842 in Ansbach; Königlich bayerischer<br />

Erster Hofgestütsmeister zu Rohrenfeld und Buchautor.<br />

John Barker (1771-1849)<br />

Barker, John, *9. März 1771 in Smyrna (heute Izmir), † 5. Oktober 1849 Suedia/Syrien.<br />

Barker wurde in England ausgebildet. 1797 ging er nach Konstantinopel und wurde<br />

Privatsekretär von Sir John Spencer Smith, dem Britischen Botschafter für das Ottomanische<br />

Reich. 1799 wurde er Prokonsul, 1803 bis 1826 Britischer Konsul und Agent<br />

für die Levante und East India Company in Aleppo, 1826 bis 1829 Britischer Konsul in<br />

Alexandria, 1829 bis 1833 Britischer General-Konsul in Ägypten.<br />

Er heiratete 1800 Marianne Hays von Aleppo, sie hatten 3 Söhne und zwei Töchter.<br />

240<br />

Cassis-Pharaone [Faraone], Graf Antonio [Anton Pompejus], *1745 in Damaskus,<br />

† 23. November 1805 in Triest. Er heiratete Thekla Gibara, mit der er 7 (?) Kinder hatte,<br />

u.a. Therese Gräfin Cassis-Pharaone (*1786), spätere Frau von Baron von Fechtig (jun).<br />

Er war General-Zollpächter des Beys von Ägypten in Kairo, floh aber 1784 aus politischen<br />

Gründen aus Ägypten nach Triest, wo er sich 1786 niederließ. Er kaufte sich in die<br />

Handelsniederlassung Balletti, Zaccar & Co. ein, die Handel mit Ägypten trieb.


Cassis-Pharaone, Gräfin Therese [Theresia],*29. Juli 1786, † ca. 1842 in Wien. Tochter<br />

von Graf Anton Cassis-Pharaone und Thekla Gibara. Sie heiratete Freiherr (Baron) Ferdinand<br />

von Fechtig (jun.), mit dem sie vier Kinder hatte: Anton Freiherr von Fechtig,<br />

*1810, Jurist, ledig, † 6.5.1830, Armand, *1813, Karl [Károly], *3.2.1815, Terese,<br />

*3.12.1818 in Lengyel-Toty, † 8.5.1838.<br />

Anhang - Personenregister<br />

Dambly, August Franz Anton, *2. Februar 1810 in Stuttgart; Tierarzt. Sein Vater Albin<br />

Leonhard Dambly war Hofintendant und heiratete 1832 Dorette Luise Huhn, Putzmacherin<br />

aus Hannover [geschieden 1836]. August Dambly studierte 1831 Tierheilkunde<br />

in Hannover. 1836 reiste er in den Libanon zum <strong>Pferde</strong>einkauf. 1838 <strong>Pferde</strong>arzt beim 3.<br />

Reiterregiment.<br />

Damoiseau, Louis, *1775 in Chartres/Frankreich, † 1832 (?). Hatte Tierheilkunde in Alfort<br />

(1792) studiert, praktizierte später (1796) in Chartres, und wurde dann (schon vor<br />

1809) im Gestüte Du Pin bei Argentan in der Normandie als Tierarzt angestellt. Als im Jahre<br />

1818 der Chef dieses Gestütes De Portes im Auftrag der Regierung nach Syrien reiste,<br />

um an den Grenzen der Wüste arabische <strong>Pferde</strong> einzukaufen, wurde er dieser Mission als<br />

Tierarzt zugeteilt. Seine Beschreibung dieser Reise erschien erst nach seinem Tode 1833.<br />

Dantz, César, [auch Dautz], Bankier und Kaufmann in Konstantinopel, wohnhaft in<br />

Pera, einem Vorort von Konstantinopel; möglicherweise von Schweizer Herkunft.<br />

Louis Damaiseau (1775-1832 (?) )<br />

Drovetti, Bernardino Michele Maria, *4. Januar 1776 in Barbania/Italien, † 5. März 1852 in<br />

Turin/Italien. Diplomat und Anwalt, war Offizier der französischen Armee und wurde zum<br />

französischen General-Konsul in Ägypten von 1810 bis 1815 und nochmals von 1820 bis<br />

1829 ernannt. Er war Muhammad Ali’s Militärberater und reorganisierte dessen Armee. Als<br />

Konsul in Ägypten sammelte und handelte er mit ägyptischen Kunstschätzen. Zahlreiche<br />

Museen und Königshäuser verdanken ihm Teile ihrer Sammlungen, u.a. das Louvre, das<br />

Britische Museum, die ägyptischen Sammlungen in Berlin und Turin.<br />

Dubbane, Franz, erst Handlungs-Agent (1827), dann Großhändler in Triest (1839), später<br />

Vize-Konsul (zu Daniel Dumreicher) in Damietta/Ägypten (1846/47). Als Rentier und<br />

Gutsbesitzer in Gratz, erhielt er den Ritter I. Classe des Friedrich Ordens (1857), als Anerkennung<br />

für eine arabische Stute, die König Wilhelm I. von ihm kaufte.<br />

Dumreicher [Dummreicher], Daniel, Ritter von Daneberg, *1791, † 1848; Kemptener<br />

Bürger; unterhielt ab 1814 in Alexandria und Kairo Handelsniederlassungen und avancierte<br />

1823 zum königlich-dänischen Konsul in Alexandria bis 1848.<br />

Bernadino Drovetti (1776-1852)<br />

Dumreicher, Alfr[ed]. Fr.; Sohn (?) oder Neffe (?) des Daniel Dumreicher und Nachfolger<br />

als königlich-dänischer Konsul in Alexandria ab 1848.<br />

Ekeman-Allesson, Lars, *in Schweden, war Sohn eines Rentmeisters. Er kommt um<br />

1805 nach Jena und widmete sich der Landwirtschaft. Nach 1813 Hinwendung zur bild.<br />

Kunst; Ausbildung in Augsburg, München und Wien. 1821 Prof. und Direktor des Instituts für<br />

Lithographie in Stuttgart. Er veröffentlichte Zeichenvorlagen für Schulen und Reproduktionen<br />

v.a. niederländischer Gemälde der Pinakothek in München. In Stuttgart entstehen<br />

neben einzelnen <strong>Pferde</strong>bildern nach Albrecht Adam und Architektur-Ansichten<br />

u.a. auch die Folgen „Abbildungen Kgl. Württembergischer Gestüts-<strong>Pferde</strong>“ (3 H. mit<br />

Kreide-Lithographien, nach Vorlagen von Rudolf Kuntz) oder malerische Ansichten aus<br />

Deutschland, der Schweiz, etc. (1826, Text Gustav Schwab). Er führt um 1825 eine technische<br />

Verbesserungen im Abdruck lithographischer Platten ein. Als Maler bevorzugte<br />

er Landschaft mit Tierstaffage.<br />

El Hami Pascha (auch Ibrahim Ilhami Pasha), *3. Januar 1836, † 9. September 1860.<br />

Sohn von Abbas Pascha I. Er führte das Gestüt seines Vaters fort. Als El Hami 1860 starb,<br />

versteigerte die ägyptische Bank 1861 in Kairo alle ca. 200 <strong>Pferde</strong>. Die grösste Zahl der<br />

besten <strong>Pferde</strong> wurde durch einen reichen jungen Mann ersteigert. Sein Name war Ali<br />

Bey, später Ali Pascha Sherif.<br />

Emir Beschir Schehab II., *2. Januar 1755 in Ghazir (Libanon), † 1848 in Istanbul (Türkei),<br />

sechster Emir des Libanon, Regierungszeit 1789-1840.<br />

241


Anhang - Personenregister<br />

Emir Beschir Schehab III., *1775, † 1860; siebter und letzter Emir des Libanon, Regierungszeit<br />

1840–1842.<br />

Friedrich W. Hackländer (1816.1877)<br />

Epp, Jacob Noa, *22. Mai 1808 in Reutlingen, † 8. November 1884 ebenda. Wanderte<br />

mit seiner Familie 1817 in den Kaukasus aus. Wurde 1826 von Tartaren verschleppt<br />

und als Sklave verkauft, bis er beim Vize-König Mehmed Ali landete. In Kairo durch<br />

Vermittlung von Missonar Kugler und Konsul Dumreicher von König Wilhelm I. von<br />

Württemberg 1830 freigekauft und zurück in die Heimat gebracht. Leistete danach<br />

im Marstall seinen Dienst und begleitete als Reitknecht den Tierarzt Dambly 1836<br />

in den Libanon, Baron von Hügel nach Kairo. Trat altershalber 1869 aus dem königl.<br />

Dienst aus.<br />

Fikentscher, Otto Clemens, *28. Februar 1831 in Aachen; † 12. November 1880 in Düsseldorf,<br />

war ein deutscher Maler, Zeichner und Illustrator.<br />

Frisch, Friedrich, *13. Februar 1813 in Darmstadt, 7. Dezember 1886 in Darmstadt,<br />

Maler, Tiermaler und Lithograph; Großherzoglich-Hessischer Hofmaler und Hofrat, Kaiserlich-Russischer<br />

Hofmaler und Staatsrat.<br />

Begleitete im Auftrag von Kg. Wilhelm I. den Oberstallmeister Baron von Taubenheim<br />

und den Dichter Friedrich Wilhelm Hackländer 1840/41 bei deren Orientreise. Zu seinen<br />

Werken zählen die „Skizzen aus dem Orient“, <strong>Pferde</strong>portraits von CHAM und BAL-<br />

BECK, und dem engl. Vollblüter Sovereign.<br />

Gliocho [Gliocco], Nicolas, [Nicola Filippo Giacomo], *1792 in Constantinopel (?),<br />

† ca. 1848 Diyarbakir in Kurdistan; Sohn von Giovanni Gliocho [Gliocco] (ca. 1760-1818)<br />

von Dubrovnik (Ragusa) und Stamata Marie Amori (ca 1765-1830). Er arbeitete als Dragoman<br />

(Übersetzer) für die “Levantse Handel”, wurde aber 1817 entlassen. Er heiratete<br />

1827 in Wien Sophia Adelaïde Francesca Giacomina Franchetti, mit der er 7 Kinder<br />

hatte (zwischen 1832 und 1846). Er war Handelsmann und <strong>Pferde</strong>händler, der für die<br />

französische (ca. 1820), ungarische (1824), und spanische (ca. 1848) Regierung, für Polen<br />

(ca. 1830-1840) sowie für König Wilhelm v. Württemberg (1826, 1833), arabische<br />

<strong>Pferde</strong> beschaffte.<br />

Hackländer, Friedrich Wilhhelm, *1. November 1816 Burtscheid bei Aachen, † 6. Juni<br />

1877 in Leoni am Starnberger See. Hackländer wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf.<br />

Das Waisenkind wurde mit 15 Jahren in einem Elberfelder Textilgeschäft als kaufmännischer<br />

Lehrling untergebracht. 1832 trat er als Freiwilliger in die preußische Artillerie<br />

ein, kehrte jedoch bald in den Kaufmannsberuf zurück. 1840 zog er nach Stuttgart, wo<br />

er 1840/41 als Begleiter des Oberstallmeisters von Taubenheim in den Orient reiste.<br />

1842 veröffentlichte er die Reiseerinnerungen als „Daguerrotypien“, deren zweite Auflage<br />

„Reise in den Orient“ hieß. Er erhielt eine Anstellung bei der Hofkammer, wurde<br />

später Sekretär des Kronprinzen Karl, mit dem Titel Hofrath und reiste mit ihm nach<br />

Italien, Belgien, Österreich und Rußland. 1849 schied er aus dem Dienst aus und war für<br />

Cottas Zeitungen Kriegsberichterstatter in den Hauptquartieren Radetzkys (1849 beim<br />

Feldzug in Piemont) und des Prinzen Wilhelm von Preußen (1849 beim Badischen Feldzug).<br />

In Stuttgart gründete er um 1850 literarische Gesellschaften. 1859 kehrte er noch<br />

einmal in den Staatsdienst zurück und wurde von König Wilhelm zum Bau- und Gartendirektor<br />

ernannt. In dieser Funktion war er an Planung und Ausführung der Stuttgarter<br />

Schloßplatzanlage beteiligt. 1864 beim Thronwechsel entlassen. 1865 übersiedelte er<br />

mit seiner Familie nach Leoni und widmete sich ganz seiner schriftstellerischen Tätigkeit.<br />

Die folgenden Seiten sind teilweise verborgen<br />

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Hamont, Pierre-Nicolas, *19. Februar 1805, Aouste (Ardennen), † 1848; Absolvent der<br />

tierärztl. Schule in Alfort 1824, wurde von der franz. Regierung auf Wunsch Mehmed<br />

Alis nach Cairo entsandt. 1828 Gründer der tierärztl. Schule in Abou-Zabel, nahe Cairo.<br />

Direktor der ägyptischen Gestüte, u.a. Shoubra bei Cairo.<br />

242<br />

Eduard Hering (1799.1881)<br />

Hering, Eduard, *1799 in Stuttgart, † 1881, bereitete sich 1819 an der Universität Tübingen<br />

zum Studium der Tierheilkunde vor, dem er sich dann auf den Tierarzneischulen<br />

zu Wien, Berlin und Kopenhagen widmete. 1822 wurde er als Lehrer der Anatomie, Physiologie<br />

und Heilmittellehre bei der Stuttgarter Tierarzneischule angestellt, besuchte<br />

1826 Cuviers Vorlesungen in Paris und die Veterinärschule zu Alfort und übernahm


1828 auch die Klinik an der Stuttgarter Schule. Er wurde 1834 Mitglied der Landgestüt-Kommission,<br />

in deren Auftrag er Reisen durch Deutschland, Holstein, Frankreich,<br />

England machte. Er erhielt 1843 den Titel Medizinalrath, wurde 1845 zum Professor<br />

ernannt und erwarb die Doktorwürde an der Universität. Er war außerdem Beisitzer<br />

des Medizinal-Kollegii und Mitglied vieler gelehrten Gesellschaften; Herausgeber des<br />

„Repertorium der Thierheilkunde“.<br />

Anhang - Personenregister<br />

Höerdt, Siegmund, *1782 in Sinsheim (Baden), † 2. August 1834, königl.-württembergischer<br />

Medizinal-Rat, Obertierarzt des <strong>Königliche</strong>n Marstalls in Stuttgart, Lehrer an<br />

der Tierarzneischule Stuttgart. Veröffentlichte 1829 ein Buch über “<strong>Pferde</strong>-Hufbeschlag-Kunst”<br />

Hörmann, Prof. Joseph, *7. März 1795 in Thalgau bei Salzburg, † 14. Juni 1842. Ab<br />

1813 Studium der Veterinärmedizin in München. Ab 1824 Professur der Seuchenlehre<br />

und Veterinär-Poizei an der Universität in Grätz. 1831 verehelichte er sich mit der Nichte<br />

des ausgezeichneten Hippologen und Gestütsmannes Baron von Fechtig, dessen<br />

arabisches Gestüt in Kirchschlag er oft mit seinem Freund, dem bekannten <strong>Pferde</strong>maler<br />

Adolph Hess in den Schulferien besucht hatte. 1834 erschien seine naturhistorische<br />

Darstellung des <strong>Pferde</strong>s. 1839 erhielt er nach Erdelyis Tod die Lehrkanzel der Zootomie<br />

und Zoophysiologie an der Tierarzneischule in Wien. 1840 erschien seine zootomische<br />

Darstellung des <strong>Pferde</strong>s.<br />

Ibrahim Pascha, *1789 in Nusretli, Osman. Reich; † 10. November 1848 in Kairo; ältester<br />

Sohn (möglicherweise auch adoptiert) von Muhammed Ali Pascha. Kämpfte als<br />

osmanisch-ägyptischer General im Osmanisch-Saudischen Krieg, in der Griechischen<br />

Revolution, eroberte Syrien und war daraufhin bis 1841 Wali (Gouverneur) der osmanischen<br />

Provinzen in der Levante (Akkon, Damaskus, Tripolis und Aleppo). Als Befehlshabender<br />

in Oberägypten setzte er die Vertreibung der Mamluken fort. 1816 folgte er<br />

seinem Bruder Tusun als Befehlshaber der ägyptischen Streitkräfte in Arabien nach.<br />

Der Feldzug in Arabien dauerte zwei Jahre und endete in der Vernichtung der Wahhabiten<br />

als politischer Macht.<br />

Ismail Pascha, *31. Dezember 1830 in Kairo, Ägypten; † 2. März 1895 in Konstantinopel,<br />

Türkei. War von 1863 bis 1867 Wali (Gouverneur) und von 1867 bis 1879 Khedive (Vizekönig)<br />

der osmanischen Provinz Ägypten. Zweiter (von drei) Sohn von Ibrahim Pascha.<br />

Die folgenden Seiten sind teilweise Ibrahim verborgen<br />

Pascha (1789-1848)<br />

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Jäger, August, *13. August 1808 in Ringelheim (heute Salzgitter); † 8. Dezember 1848<br />

in Nietleben. Deutscher Schriftsteller, bekannt unter seinem Pseudonym August von<br />

Schlumb.<br />

Augusts jüngere Bruder Carl war langjähriger Privatsekretär und Reisebegleiter von<br />

Hermann von Pückler-Muskau. So zum abenteuerlustigen Fürsten in Kontakt gekommen,<br />

schrieb August Jäger dessen erste Biografie. Jägers letztes Buch befaßte sich mit<br />

dem „Orientalischen Pferd“ und dem Privatgestüt des Königs von Württemberg.<br />

Justinus, Johann Christoph, *1754, † 1857; unternahm während seiner Anstellung<br />

bei dem Grafen Czernini, zahlreiche Reisen, besonders nach England. Die dadurch<br />

gewonnenen Erkenntnisse über <strong>Pferde</strong> und deren Zucht verarbeitete er in mehreren<br />

Aufsätzen über die Verbesserung des Landespferdezucht, das Wettrennen, die<br />

<strong>Pferde</strong>zucht in früherer und gegenwärtiger Zeit, Reisebemerkungen aus England und<br />

über den dortigen <strong>Pferde</strong>handel, die Fütterung und ihren Einfluß auf die Entwicklung<br />

der <strong>Pferde</strong> und über das Exterieur. Ab 1821 lehrte er <strong>Pferde</strong>kunde am k.k. Tierarznei-Institut<br />

in Wien.<br />

Lebolo, Antonio, *1781 in Castellamonte/Italien, † 19. Februar 1830 Castelmonte/Italien.<br />

Polizei-Offizier erst in Piemont, dann in Frankreich. Neugierig geworden durch<br />

Schilderungen über Napoleons Feldzug in Ägypten, reiste er ca. 1817 in das Land am<br />

Nil, und handelte zusammen mit Bernardino Drovetti mit Antiquitäten und Artefakten,<br />

u.a. war er in Drovettis Auftrag an den Grabungen im Tal der Könige in Theben beteiligt.<br />

Maseyk, Henry Esq. (oder Maseijk), *1771 (?), † ca. 1860, in Marseille. Sohn des Deutschen<br />

Nicolaas van Maseijk (holländischer Konsul in Aleppo von 1772 und 1782-1784<br />

in Aleppo), und seiner Frau Sophie Maria geb. Goverts.<br />

Johann Chr. Justinus (1754-1857)<br />

243


Anhang - Personenregister<br />

Maseyk, Jan van (auch John Maseijk oder Masseyk), *25. Dezember 1759 in Aleppo/<br />

Syrien, † 18. April 1826 in Aleppo/Syrien. Sohn des Deutschen Nicolaas van Maseijk<br />

(holländischer Konsul in Aleppo von 1772 und 1782-1784 in Aleppo) und seiner englischen<br />

Frau, Elizabeth. Nach dem Tod seines Vaters folgte Jan seinem Vater als holländischen<br />

Konsul in Aleppo nach. Wurde darüberhinaus 1784 zum Vizekonsul für Neapel,<br />

Schweden, Dänemark ernannt. Er sprach verschiedene europäische Sprachen, wie<br />

auch arabisch, türkisch, armenisch und hebräisch. Er war nicht verheiratet und hinterließ<br />

keine Kinder. Er war Berater des preußischen Stallmeisters Ehrenpfort bei dessen<br />

Einkauf arabischer <strong>Pferde</strong> in Syrien und laut Rzewuski ein großer <strong>Pferde</strong>liebhaber und<br />

-kenner, sowie ausgezeichneter Reiter.<br />

Mehmed Ali (1769-1849)<br />

Mehmed Ali (auch: Muhammad Ali Pascha, Mehmet Ali Pasha), *4. März 1769 in Kavala,<br />

Mazedonien, † 2. August 1849 in Alexandria, Ägypten. Osmanischer Statthalter in<br />

Ägypten und Begründer des bis 1952 regierenden ägyptischen Königshauses. Er wurde<br />

1805 zum Pascha von Kairo ernannt und regierte danach als Vizekönig von Ägypten<br />

bis 1848.<br />

von Müller, Johann Wilhelm Baron, *1824 in Heilbronn, † 1866; k.k. östereichischer<br />

Konsul für Zentralafrika. Er unternahm von 1845 bis 1849 Reisen von Nord- und Nordostafrika<br />

bis nach Zentralafrika, unter anderem kam er dabei 1847 auch nach Ägypten,<br />

und bereiste Nubien, Dongola, Ambukol und Khartoum. Als Afrikaforscher unternahm<br />

er mehrere Expeditionen unter anderem mit Theodor Heuglin und Alfred Brehm (s.<br />

Brehm’s Tierleben). In den 1850er Jahren wurde er österreichisch-ungarischer Generalkonsul<br />

für Khartum, den Sudan und ganz Zentralafrika. Damit verbunden wurde er in<br />

den Freiherrenstand erhoben.<br />

Rosetti, Carl [Karl (Ritter) von Rosetti, Carlo von Rosenhügel], *1736 in Mailand, † 1820,<br />

war ein venezianischer Kaufmann und österr. General-Konsul in Kairo.<br />

Mit Domenico Francesco Belletti und Teodoro Zaccar aus Damaskus gründete er das<br />

Handelshaus »Belletti, Rossetti e Zaccar«. welches 1782 in die Handelshäuser »Belletti<br />

e Zaccar« und »Rossetti« aufgeteilt wurde. Rossetti war von 1768 bis 1773 Hoflieferant<br />

von Ali Bey. Er wurde 1805 zum Generalkonsul für die habsburgischen Länder ernannt,<br />

mit Sitz in Kairo. 1814 schenkte er als Generalkonsul in Kairo der Ägyptisch-Orientalischen<br />

Sammlung des Kunsthistorischen Museums in Wien den Steinsarkophag einer<br />

ägpytischen Königin.<br />

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Picciotto, Raphael, *1742 in Aleppo/Syrien, † 1827, österr. Konsul in Aleppo; Vater von<br />

Elias Picciotto.<br />

Picciotto, Elias (auch: Elyas Pithiota, Pitioska, Elias de Picciotto, Piechotti), *1781 in<br />

Aleppo, † 20. Oktober 1858 in Aleppo; Generalkonsul von Österreich in Aleppo. Mitglieder<br />

der Familie Picciotto versahen von 1803 bis 1900 verschiedene Honorarkonsulate<br />

in Aleppo, ein Picciotto war auch immer Konsul für Österreich (Ungarn).<br />

Rohlwes, Johann Nikolaus, *17. Mai 1755, † 13. Juni 1823, königl. Preußischer Tierarzt<br />

und Mitglied der Märkischen Ökonomischen Gesellschaft zu Potsdam. Wirkte im Friedrich-Wilhelm-Gestüt<br />

zu Neustadt/Dosse. Autor des Buches „Das Ganze der Thierheilkunde...“<br />

1822, Leipzig, F.H. Brockhaus.<br />

Rozwadowski, Władysław Alojzy, *21. Juni 1811, † 30. September 1876; Gutsbesitzer,<br />

Besitzer des Gestüts in Rajtarowice in Galizien; Teilnehmer des Aufstands 1830-1831. Sein<br />

Gestüt in Rajtarowice bei Kochanowka wurde im Jahr 1833 gegründet. Das erste Pferd<br />

wurde von Wenzeslaw Rzewuski gekauft, der Hengst Pascha. 1844 kaufte Henry Kruszewski<br />

fünf arabische <strong>Pferde</strong> für Rozwadowski in Ägypten. Von Hügel kaufte von ihm für Weil<br />

den Hengst DZELLABY, der sächsische König kaufte die Stute PALMIRE. Er war Züchter<br />

von OBEJAN II SREBRENY, dieser wurde von Wladyslaw Sanguszko erworben und 1857<br />

an die russische Gestütsverwaltung weiterverkauft, wo er dann in Streletsk wirkte.<br />

244<br />

Rueff, Prof. Dr. [Gottlob] Adolph, *2. Juni 1820 in Stuttgart, † 9. Oktober 1885 in Stuttgart,<br />

Tierarzt am landwirtschaftlichen Institut in Hohenheim und akadem. Professor für<br />

Tierheilkunde, <strong>Pferde</strong>zucht und Zoologie. 1869 bis 1877 Direktor der Tierarzneischule<br />

Stuttgart.


Rzewuski, Wenzeslaw, *1794 in Lvov (damals Galizien), † 1831, Waclaw Severyn Rzewuski<br />

stammte aus einer Offiziersfamilie. Durch seinen Onkel Jan Potocki, einen Forschungsreisenden,<br />

Historiker und Orientalisten, wurde seine Liebe zum Orient geweckt,<br />

die ihn Zeit seines Lebens nicht mehr los lies. Rzewuski sprach Türkisch, Arabisch, Französisch,<br />

Deutsch und Russisch, verbrachte mehrere Jahre im Orient (s. Manuskript „Sur<br />

les Chevaux Orientaux...“).<br />

Anhang - Personenregister<br />

Schnorr, Julius *1826, † 1885, Illustrator (nicht zu verwechseln mit Julius Schnorr von<br />

Carolsfeld)<br />

Steinkopf, Johann Friedrich, *8. März 1737 in Oppenheim, † 30. Januar 1825 in Stuttgart.<br />

Lernte an der kurfürstlich pfälzischen Porzellanmanufaktur in Frankenthal. Mit<br />

18 Jahren kam er nach Ludwigsburg an die dortige Porzellanmanufaktur, später nach<br />

Stuttgart, um sich vor allem der <strong>Pferde</strong>malerei zu widmen. 1786 wurde er Kunstlehrer<br />

am Gymnasium in Stuttgart, ein Amt, das er bis 1817 bekleidete. 1801 vom damaligen<br />

Kurfürst Friedrich (später König Friedrich) zum Hofmaler im Fach Tiermalerei ernannt.<br />

Portraitierte die <strong>Pferde</strong> König Wilhelms I., nach 1817 ohne Auftrag. 1824 war Steinkopf<br />

an der Kunstausstellung zu Stuttgart vertreten.<br />

Wenzeslaw Rzewuski (1794-1831)<br />

Stotz, Otto, *1805 in Ludwigsburg, † 1873 in Wien; <strong>Pferde</strong>maler und Lithograph arbeitete<br />

von 1830 bis 1840 in Stuttgart. Ab 1840 lebte er in Wien. Ab 1841 präsentierte er<br />

seine Arbeiten an Ausstellungen der Kaiserlich und <strong>Königliche</strong>n Kunstakademie, besonders<br />

<strong>Pferde</strong>portraits der Kaiserlich-königlichen Gestüte. Seine Arbeiten sind heute<br />

in bedeutenden Sammlungen ausgestellt, u.a. in Schönbrunn und in der Nationalgalerie<br />

Linz. Er schuf einige <strong>Pferde</strong>- und Reiterportraits für König Wilhelm I.<br />

Unterberger, Friedrich, *17. Dezember 1810 in Riga geboren, studierte 1829-34 Veterinär-Medizin,<br />

vorzugsweise in Wien, dann in Berlin, München, Stuttgart und besuchte<br />

in dieser Zeit die Gestüte Ungarns und Württembergs. Er legte 1835 sein Gradual- und<br />

Staatsexamen zu St. Petersburg ab, trat 1836 als erster Veterinär bei dem Appanage-Gestüt<br />

Simbirsk ein, wurde 1849 als Professor an die Veterinärschule zu Dorpat berufen<br />

und 1858 zum Direktor derselben ernannt. Er unternahm mehrere grössere Reisen, so<br />

1851 durch das mittlere Russland, 1854 und 1855 nach Südrussland, 1856 nach Württemberg,<br />

besuchte dann die Tierarzneischule zu Alfort, die Naturforscher-Versammlung<br />

in Wien, die Gestüte Kisbér, Bábolna, Mezöhegyes, Lipizza und Trakehnen. Er war<br />

Staatsrat und Mitglied vieler tierärztlicher und ökonomischer Gesellschaften.<br />

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von Erdelyi, Michael, *9. Juni 1782 in Ungarn, † 21. April 1837; Studium der Arzneiwissenschaft<br />

in Wien, Promotion 1813. Ab 1818 Professur der Zootomie und Zoophysiologie<br />

in Wien. 1820-21 erschienen seine Werke über Anatomie und Physiologie und das<br />

Zahnalter des <strong>Pferde</strong>s.<br />

von Fechtig, Ferdinand Johann (sen.), *4. Oktober 1756 in Krenkingen, † 27. September<br />

1837 in Wien; er heiratete in zweiter Ehe Theresia von Fechtig, geb. Moesser, †<br />

15.6.1803. Sie hatten zwei Kinder: Ferdinand Freiherr (Baron) von Fechtig (jun.), Amalia<br />

von Fechtig (verheiratete Dumreicher von Österreich). Ferdinand Johann von Fechtig<br />

stieg innerhalb der österreichischen Justiz bis zum obersten Justizpräsidenten (1829)<br />

auf. 1834 trat er als Chef der Justizsektion in den Staatsrat; eine Stelle, die er bis kurze<br />

Zeit vor seinem Tode bekleidete. Für seine Verdienste erhielt er 1793 sein Adelsdiplom<br />

(„Edler von“); 1813 sein Freiherrndiplom („von Fechtenberg“).<br />

von Fechtig, Freiherr (Baron) Ferdinand (jun.), *29. August 1784 in Freiburg/<br />

Breisgau, † ca. 1850 bei Temesvár.<br />

Als Sohn von Ferdinand Johann von Fechtig (sen.) und Theresia von Fechtig zog er mit<br />

seiner Familie nach Wien. Am 28.2.1808 heiratete er in Triest Therese Gräfin Cassis-Faraone,<br />

mit der er vier Kinder hatte: Anton Freiherr von Fechtig, *1810, Jurist, ledig, †<br />

6.5.1830, Amand, *1813, Karl, *3.2.1815, Terese, *3.12.1818 in Lengyel-Toty, † 8.5.1838.<br />

1821 erhielt Baron von Fechtig zwei Höfe in Kirchschlag, etwa 50 km südlich Wiener<br />

Neustadt im Tausch gegen vier orientalische Hengste. Hier errichtete er ein orientalisches<br />

Gestüt, das er 1825 bereits aus Platz- und Witterungsgründen nach Lengyeltóti,<br />

ca. 12 km südlich von Fonyód am Plattensee verlegte. Da ihm der Pachtvertrag für<br />

Lengyeltóti gekündigt wurde, mußte er sein Gestüt 1840 nach Siebenbürgen umzie-<br />

245


Anhang - Personenregister<br />

hen, wo er die Herrschaft Bulcs gekauft hatte. Er lebte von 1838 bis mind. 1842 in<br />

Bulles, Krassoer Komitat / Ungarn und war (1837) ehemaliger Beamter der Illyrischen<br />

Provinzial-Verwaltung.<br />

von Gemmingen, Philipp Albrecht, *10. April 1782 in Bonfeld, † 16. April 1852 in Stuttgart;<br />

war württembergischer Generalmajor und Gestütsdirektor. Nach seiner Schulausbildung<br />

war er ab 1809 in österreichischen Militärdiensten, später in Diensten Württembergs.<br />

Auf württembergischer Seite nahm er am Winterfeldzug 1812 nach Russland teil,<br />

wo er bei Smolensk verwundet wurde. In die Heimat zurückgekehrt wurde er 1814 Direktor<br />

des Militärgestüts in Freudental. 1817 wurde er Leiter des Königlich Württembergischen<br />

Gestüts Weil und aller anderen königlichen Privatgestüte, ein Amt das er bis 1852<br />

inne hatte. 1840 Vorstand der Gestütskommission Er bekleidete zuletzt den Rang eines<br />

Generalmajors und galt als vortrefflicher <strong>Pferde</strong>kenner, Reiter und Jäger.<br />

Philipp A. von Gemmingen (1782-1852)<br />

Von Hammer-Purgstall, Josef Freiherr, *9. Juni 1774 in Graz, † 23. November 1856 in<br />

Wien, war österreichischer Orientalist. Sohn des 1791 geadelten österreichischen Gubernialrates<br />

Josef (von) Hammer. Bis zum 14. Lebensjahr besuchte er das Grazer Gymnasium<br />

und kam 1784 nach Wien. Mit 15 Jahren trat er in die k.k. Akademie für Orientalische<br />

Sprachen in Wien ein, die vor allem Dolmetscher („Sprachjünglinge“) für den<br />

diplomatischen Dienst ausbildete. In dem fünfjährigen Lehrgang lernte er Türkisch,<br />

Persisch und Arabisch, aber auch Italienisch, Französisch, Latein und Griechisch. Er hatte<br />

eine große Sprachbegabung, bereits 1790 dolmetschte er beim Besuch einer türkischen<br />

Delegation. Er gab von 1809 bis 1818 die Zeitschrift „Fundgruben des Orients“<br />

heraus.<br />

von Hochstetter, Conrad, *1780, † 1867, Kgl. Preuß. Stallmeister, Herausgeber der<br />

Zeitschrift „Monatschrift für Gestütte und Reitbahnen, Wettrennen...“.<br />

Josef von Hammer-Purgstall (1774-1856)<br />

von Hügel, Julius Freiherr, *2. April 1810, † 15. April 1884, Sohn von Ernst Eugen von<br />

Hügel und Luise Ernestine von Gemmingen-Guttenberg; aus dieser Ehe stammen sechs<br />

Kinder. Freiherr Julius von Hügel war erst Lieutnant in der Kgl. Württembergischen<br />

Leibgarde zu Pferd (ca. 1829), 1833 Stallmeister. 1848 Erster Stallmeister. 1852 Direktor<br />

des Privatgestüts des Königs, womit er Freiherrn Philipp von Gemmingen ablöste. 1865<br />

Vize-Oberstallmeister. 1871 Pensionierung.<br />

von Hügel, Karl Eugen Freiherr, *24. Mai 1805 in Stuttgart; † 29. Mai 1870 in Stuttgart;<br />

Halbbruder von Julius; war ein Diplomat und Außenminister des Königreichs Württemberg.<br />

Als Nachfolger des Grafen Mandelsloh ging Hügel 1840 nach London und wurde<br />

dort mit dem Titel ‚Geheimer Legationsrat‘ Leiter der württembergischen Gesandtschaft.<br />

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von Knobelsdorff, Carl Christoph Gottlob, *1767, † 1845, königlich preußischer<br />

Oberstallmeister von 1823–1841.<br />

Julius von Hügel (1810-1884)<br />

Mandelsloh, Karl August, *1788, † 1852. Staatsrat. Er wurde 1815 württembergischer<br />

Gesandter in Russland und in Österreich (1818–1821), anschließend zu London (1821–<br />

1840).<br />

von Maucler, Friedrich Wilhelm Paul Emil Freiherr, *18. Februar 1809, † 1870; Königl.<br />

württ. Kammerherr, Legationsrat und Kabinettsdirektor.<br />

von Münchingen, Freiherr, Generalmajor und Adjutant des Königs, Oberst-Stallmeister<br />

(1829)<br />

246<br />

Hermann v. Pückler-Muskau (1785-1871)<br />

von Pückler-Muskau, Hermann Fürst, *30. Oktober 1785 auf Schloss Muskau; † 4.<br />

Februar 1871 auf Schloss Branitz bei Cottbus; war Generalleutnant, Landschaftsarchitekt,<br />

Schriftsteller (Pseudonym “Semilassio”) und Weltreisender aber auch Dandy und<br />

Frauenheld, geistreicher Gesellschafter, und Liebhaber auserlesener Speisen. 1835<br />

reiste er nach Algerien, Tunis und Griechenland; 1837 nach Ägypten, wo er vom Khediven<br />

Muhammad Ali Pascha als Staatsgast empfangen wurde und für seinen Aufenthalt<br />

einen Palast mit Personal erhielt; 1838 in den Vorderen Orient, wo er Lady Hester Stanhope<br />

traf, und Kleinasien (Konstantinopel).


von Saucken-Tarputschen, Ernst Friedrich Fabian, *24. August 1791 zu Wickerau,<br />

Ostpreußen; † 25. April 1854 in Tarputschen; ostpreußischer Politiker. Sohn des königlich<br />

preußischen Leutnants Ernst Wilhelm Christoph von Saucken (1758–1817) und<br />

dessen Frau Christine Amalie Austin (1764–1833). Er war eines von zehn Kindern. Zusammen<br />

mit seinem Bruder gründete er ein arabisches Gestüt.<br />

Anhang - Personenregister<br />

von Taubenheim, Graf August Wilhelm, *16. April 1805 in Stuttgart, † 4. Januar 1894<br />

in Stuttgart. Sohn des Kammerherrn und Stallmeisters August Freiherr von Taubenheim<br />

und dessen Gattin Caroline, geborene von Bawr. Er heiratete 1842 Marie Gräfin<br />

von Württemberg, mit der er vier Kinder hatte. Unterleutnant bei der Kgl. Leibgarde.<br />

1826 Stallmeister. 1841 Erster Stallmeister. 1845 Oberststallmeister. 1891 Pensionierung.<br />

Bis zum 16. Lebensjahr besuchte er das Gymnasium in Stuttgart, danach wechselte er<br />

an die Kriegsschule in Ludwigsburg, hier zeigte sich bereits sein großes Interesse an<br />

<strong>Pferde</strong>n, das ihm zeitlebens geblieben ist und seine berufliche Karriere bestimmte.<br />

1824 schrieb er sich an der Universität Göttingen ein und besuchte dort auch die<br />

Equitationsschule des bekannten Stallmeisters Airer. Nach längerem Aufenthalt an einer<br />

Reitschule in Wien kehrte er 1826 nach Stuttgart zurück und wurde zum Kammerherrn<br />

und Stallmeister ernannt. Als ständiger Reisebegleiter stand er in engem Kontakt<br />

zu König Wilhelm I. Im Jahr 1840 unternahm Wilhelm von Taubenheim eine große Reise<br />

in den Orient.<br />

von Vellnagel, Christian Ludwig August Freiherr; *13. Juni 1764 in Ludwigsburg,<br />

† 24. Juni 1853 in Stuttgart; 1818 Präsident der Hofdomänenkammer, engster Ratgeber<br />

des Königs und 1812-1843 Staatssekretär.<br />

A. W. von Taubenheim (1805-1894)<br />

von Weckherlin, August, *8. März 1794 in Stuttgart; † 18. Dezember 1868 in Stuttgart;<br />

war Agrarwissenschaftler und Domänenverwalter. Er gilt als einer der bedeutendsten<br />

Fachleute auf den Gebieten der Tierhaltung und Tierzucht im 19. Jahrhundert. 1817 erhielt<br />

er eine Stelle als Referandar bei der württembergischen Hof- und Domänenkammer<br />

und bereits neun Monate später wurde er zum Hofkameralverwalter befördert.<br />

In dieser Funktion bewirtschaftete er mit großem Erfolg die königlichen Domänen<br />

Scharnhausen, Weil im Schönbuch und Kleinhohenheim. Sein Interesse galt vornehmlich<br />

der Rinderzucht. 1837 verlieh ihm der württembergische König den Titel „Geheimer<br />

Hofdomänenrat“ und ernannte ihn zum Direktor der Land- und Forstwirtschaftlichen<br />

Lehranstalt in Hohenheim. Nach achtjähriger Tätigkeit verzichtete er jedoch auf<br />

sein Amt. Von 1845 bis 1866 verwaltete er als oberster Gutsdirektor die landwirtschaftlichen<br />

Besitztümer des Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen.<br />

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von Wildenbruch, Ludwig (Anton Albert Heinrich Louis), *28. März 1803 in Berlin,<br />

† 29. November 1874 in Berlin; war ein preußischer Generalleutnant und Diplomat.<br />

1829 trat er in den diplomatischen Dienst Preußens ein und wurde zum Generalkonsul<br />

in Syrien mit Sitz in Beirut ernannt. 1830 trat er von hier aus eine Reise allein zu Pferd<br />

durch Syrien und Kleinasien an. 1836 kehrte er zu seinem Regiment nach Berlin zurück.<br />

Im August 1842 reiste er in gleicher Funktion erneut nach Beirut. Auf seinen zahlreichen<br />

diplomatischen Missionsreisen zu europäischen Gesandten und arabischen<br />

Stammesfürsten betrieb er wissenschaftliche Feldstudien und sandte deren Ergebnisse<br />

als geographische und klimatische Berichte an die Berliner Geographische Gesellschaft<br />

und an die Royal Geographical Society.<br />

Walz, Dr. Gottlieb Heinrich, *07. Dezember 1771 in Stuttgart, † 04. Februar 1834 in<br />

Stuttgart; Medizinalrat. Studium der Medizin und Naturwissenschaften an der Hohen<br />

Karlsschule Stuttgart, 1791 Studium der Tierheilkunde in Wien, Dresden und Berlin,<br />

1793 Assistent an der Tierarzneischule in Kopenhagen bei Prof. Erik Viborg, 1794 Landestierarzt<br />

für das Herzogtum Württemberg, ab 1806 im Innenministerium des Königreichs<br />

Württemberg, unterstützte Gestütsdirektor von Gemmingen 1817-1834, war<br />

1821-1834 Leiter der Tierarzneischule in Stuttgart.<br />

August von Weckherlin (1794-1868)<br />

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