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Dokumentation der LICHTSTRÖME Koblenz 2012

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KUNSTFORMEN DER NATUR<br />

Mit <strong>der</strong> zweiten Edition <strong>der</strong> <strong>LICHTSTRÖME</strong> entstand in<br />

<strong>Koblenz</strong> erneut ein temporäres Milieu, in dem Kunst<br />

und Wissenschaft, Stadt- und Landschaftsraumentwicklung,<br />

soziokulturelle und touristische Interessen<br />

neue Verbindungen eingingen und Freiräume erschlossen,<br />

die nicht nur die vertrauten Stadtansichten<br />

verwandelten. Eingeladen waren Künstler/innen und<br />

Designer/innen, die den Zusammenhang von Natur,<br />

Wissenschaft und Kunst in <strong>der</strong> Gegenwart erkunden<br />

und neu kartografieren. Der diesjährige Ausstellungstitel<br />

„Kunstformen <strong>der</strong> Natur“ entstand in Anlehnung<br />

an den Titel einer Sammlung von Lithographien, die<br />

<strong>der</strong> deutsche Zoologe und Zeichner Ernst Haeckel von<br />

1899 bis 1904 sukzessive publizierte. Sie enthält eine<br />

Auswahl von Darstellungen von Radiolarien (“Strahlentierchen“),<br />

Quallen, Korallen und Farnen, von denen<br />

viele erstmals von Ernst Haeckel beschrieben wurden.<br />

Sie gelten bis heute als Meilensteine in <strong>der</strong> Geschichte<br />

<strong>der</strong> naturalistischen Illustration. Zugleich spiegeln sich<br />

in ihnen die Konflikte interdisziplinären Arbeitens und<br />

in ihrer Rezensionsgeschichte das Spannungsfeld von<br />

künstlerischem Ausdruck, ästhetischer Forschung und<br />

wissenschaftlicher Erkenntnis.<br />

Historisch betrachtet kann die Idee von <strong>der</strong> Abbildung<br />

<strong>der</strong> Natur als ein Ankerpunkt für die Entwicklung von<br />

bilden<strong>der</strong> Kunst und Naturwissenschaft betrachtet<br />

werden. Die Unterschiede im Umgang mit Bildwerken,<br />

die sich aufgrund <strong>der</strong> erkenntnistheoretischen Voraussetzungen,<br />

methodischen Vorgehensweisen und<br />

interesseleiten<strong>der</strong> Fragestellungen ausgeprägt haben,<br />

sind gegenwärtig Gegenstand vielstimmiger trans-<br />

und interdisziplinärer Diskurse. Es geht um die Frage<br />

nach Begriff, Bedeutung und Wirkung von Bil<strong>der</strong>n in<br />

ästhetischen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen<br />

Zusammenhängen. Neben <strong>der</strong> ästhetischen und<br />

ikonographischen Dimension von Bil<strong>der</strong>n liegt dabei<br />

<strong>der</strong> Fokus auf den Möglichkeiten <strong>der</strong> Visualisierung,<br />

den Funktionen <strong>der</strong> Darstellung und den Bedingungen<br />

<strong>der</strong> Wahrnehmung sowie auf dem Bild als Erkenntnismodell<br />

und -medium.<br />

Dabei wird das neue Interesse am Bild von einer<br />

scheinbar paradoxen Konstellation konturiert. Während<br />

in <strong>der</strong> Wissenschaft neben <strong>der</strong> Sprache auch das<br />

Bild in seiner Erkenntnis- und Darstellungsbedeutung<br />

hervorgehoben wird, befasst sich die Kunst mit<br />

den Grenzen <strong>der</strong> Bildlichkeit. Der „pictorial turn“ in<br />

den Wissenschaften ist hinterlegt mit dem mediengeschichtlichen<br />

Umbruch und neuen bildgebenden<br />

Verfahren, die die symbolischen, indexikalischen und<br />

ikonografischen Bil<strong>der</strong> ablösen. Parallel dazu werden<br />

in <strong>der</strong> Kunst, die sich <strong>der</strong> digitalen Medien bedient,<br />

die Möglichkeiten und Grenzen in <strong>der</strong> Entwicklung und<br />

Gestaltung von Bil<strong>der</strong>n, unter Einbeziehung <strong>der</strong> ästhetischen<br />

und erkenntnistheoretischen Reflexion <strong>der</strong> Trägermedien<br />

und ihrem Wechselspiel mit <strong>der</strong> menschlichen<br />

Wahrnehmung, neu formatiert. Es entstehen<br />

neue Bildwelten, die sich als eigenständige definieren<br />

und nicht als repräsentative Abbildung einer analogen<br />

Wirklichkeit. Sie verweisen nicht auf etwas, son<strong>der</strong>n<br />

thematisieren sich zu allererst selbst.<br />

Die Zusammenschau bei<strong>der</strong> Entwicklungen schärft<br />

den Blick für die Bedingungen von Bildlichkeit ebenso<br />

wie für den dynamischen Zusammenhang von Wahrnehmung,<br />

Abbildung und Vorstellungskraft. In den<br />

Prozessen von Bil<strong>der</strong>zeugung und -gestaltung konstituiert<br />

sich <strong>der</strong> Umgang mit Wissensbeständen ebenso<br />

wie das Maß an Tiefenschärfe für Wahrnehmungs- und

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