Eine neue „Bike and Ride“-Station ziert unseren Bahnhofsvorplatz
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Nr. 4/2012 - 9 -<br />
Amtsblatt Neukieritzsch<br />
Anschließend erläuterte Herr Bodenlos, Computeranimationen<br />
gestützt, die geplante Gestaltung des Projektes Helene-Park der<br />
verlorenen Orte auf dem Areal des ehemaligen Gasthofes „Zur<br />
Wiederkehr“ Großzössen.<br />
Gemeinsam mit der Geschichtswerkstatt Neukieritzsch planen<br />
wir im Rahmen der Ortskernsanierung eine Erinnerungsstätte für<br />
die, vom Tagebau Witznitz 2 devastierten Orte, zu errichten. An<br />
jeden der Orte soll eine mit Namenstafel versehenen Gabionen<br />
erinnern. Schautafeln mit Bildern und Beschreibung der verschwundenen<br />
Orte werden von der Geschichtswerkstatt Neukieritzsch<br />
erarbeitet.<br />
Für unser gemeinsames Vorhaben wurden uns aus der Stiftung<br />
„Lebendige Gemeinde“ Fördermittel bewilligt. Wir möchten uns<br />
an dieser Stelle schon jetzt ganz herzlich bei allen für die Unterstützung<br />
bedanken.<br />
Der anschließende Verkauf der Busfahrkarten lässt darauf<br />
schließen, dass sich unsere Bürger auf diese Fahrt freuen, denn<br />
im H<strong>and</strong>umdrehen waren alle 55 Fahrkarten verkauft.<br />
Gemütlich klang der Abend aus. Mit Rostern und Steaks von<br />
einem nagel<strong>neue</strong>n, modernen Grill wurde unsere diesjährige<br />
Grillsaison eröffnet, was ebenfalls den Beifall vieler Großzössener<br />
f<strong>and</strong>. Es hatten sich gegen Abend noch sehr viele Gäste<br />
eingefunden (ich habe bei 87 aufgehört zu zählen), denen nach<br />
diesem herrlichen Sonnentag eine Roster vom Grill und ein kühles<br />
Bier gerade recht waren.<br />
Bei schöner Musik, guten Getränken und Plaudereien ging unser<br />
1. Helene-Tag 2012 zu Ende und alle freuen sich schon auf die<br />
geplante Busreise im April.<br />
Johanna L<strong>and</strong>rock<br />
IG „Neue-Helene“ e. V.<br />
Fundiertes Wissen über Zwangsarbeiterlager<br />
packend vermittelt<br />
„Höhensonne und Alpenrose“ ist der Titel einer jüngst erschienenen<br />
Broschüre über die sogenannten „Arbeitserziehungslager“,<br />
die in den letzten Jahren des 2. Weltkriegs in Lippendorf und<br />
Peres best<strong>and</strong>en. Im Besonderen werden in ihr die Schicksale<br />
junger niederländischer Bürger geschildert, die nach Deutschl<strong>and</strong><br />
verschleppt Zwangsarbeit leisten mussten. Mit dieser Publikation<br />
führt der Heimatverein Lippendorf-Kieritzsch seine verdienstvolle<br />
Ausein<strong>and</strong>ersetzung mit zeitgeschichtlichen Themen<br />
weiter. Der <strong>neue</strong> B<strong>and</strong> setzt dafür allerdings völlig <strong>neue</strong> Maßstäbe.<br />
Hervorragend recherchiert, enthält er nicht nur bloße Fakten<br />
und Daten über die Lager und die in ihnen untergebrachten<br />
Niederländer; viel mehr werden die Schicksale der hierher Verschleppten<br />
dem Leser auch emotional nahe gebracht. Dies geschieht<br />
vor allem dank der vielen persönlichen Lebenszeugnisse<br />
und Erlebnisberichte. Es zeugt vom tiefen Vertrauensverhältnis,<br />
das der Autor des B<strong>and</strong>es Detlef Bergholtz zu den Betroffenen<br />
von damals aufbauen konnte, dass sie ihm diese überließen und<br />
sein Bemühen unterstützten, diesen Teil der Geschichte aufzuarbeiten.<br />
Nur folgerichtig ist deshalb, dass Bergholtz auch von<br />
seinen Reisen in die Niederl<strong>and</strong>e erzählt und von den engen<br />
menschlichen Kontakten zu den Familien derer, die 1944 nach<br />
Lippendorf und Peres verschleppt wurden. Geschichte wird hier<br />
nicht als zurückliegender, abgeschlossener Prozess dargestellt,<br />
sondern als Herausforderung, der wir uns alle stellen müssen.<br />
Die Geschichte des 2. Weltkrieges und der NS-Zeit ist heute<br />
nicht zuletzt in der Ausein<strong>and</strong>ersetzung mit rechtsradikalem<br />
Gedankengut von besonderer Brisanz. Auf fundiertes Wissen<br />
kommt es ebenso an, wie auf dessen lebendige Vermittlung, die<br />
dort anknüpft, wo man zu Hause ist, eben an Ereignissen, die<br />
sich in der eigenen Region abspielten. Eben das leistet diese<br />
Publikation in hervorragender Weise. Da werden Hintergründe<br />
zur deutschen Besetzung der Niederl<strong>and</strong>e aufgedeckt. Da wird<br />
geschildert, wie die Razzien, in deren Folge die Zwangsarbeiter<br />
nach Deutschl<strong>and</strong> kamen, vonstatten gingen. Man erfährt Genaueres<br />
über den Aufbau der Lager und die Bombenangriffe auf<br />
die Böhlener Werke. <strong>Eine</strong> kurze Schilderung gilt den betroffenen<br />
Ortschaften der Region und den Unternehmen am St<strong>and</strong>ort. Abgerundet<br />
wird die Darstellung durch die Geschichte des Gedenkens,<br />
der Gedenkstätten und der gemeinsamen Aufarbeitung<br />
der Vergangenheit seitens der Niederländer und der Deutschen.<br />
Was dies alles zu einer faszinierenden Lektüre macht, sind die<br />
individuellen Schicksale und die persönlichen Lebenszeugnisse.<br />
Die Gestalterin der Broschüre, Andrea Reichel darf es sich als<br />
Verdienst anrechnen, dies alles auf eindrucksvolle Weise in Szene<br />
gesetzt zu haben. Die von ihr geleistete Arbeit erschöpft sich<br />
nicht im bloßen Arrangieren der Daten, Fakten, Bilder, Dokumente<br />
und Berichte. Sie stellt Zusammenhänge her, deckt Hintergründe<br />
auf und öffnet uns so im wahrsten Wortsinn die Augen<br />
für die Geschichte. In Gestalt von „Höhensonne und Alpenrose“<br />
liegt somit ein B<strong>and</strong> vor, der nicht nur den regionalhistorisch Interessierten<br />
in Bann ziehen wird, sondern unbedingt auch für<br />
den Unterricht an den Schulen des Bornaer L<strong>and</strong>es genutzt werden<br />
sollte. Er kostet 10 Euro und kann in der Gemeindebücherei,<br />
im Allerlei Shop und in der Drogerie Sältze erworben werden.<br />
Hans-Jürgen Ketzer