s'Magazin usm Ländle, 2. Juli 2017
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TIERSCHUTZ<br />
XXXXXXXX<br />
FORTSETZUNG<br />
Nochmal zurück zu den Auslandshunden.<br />
Was ist eigentlich mit dem Schäihnen<br />
einfach über den Kopf.<br />
Wie viele Fälle vonAnimal Hording gibt<br />
es in Vorarlberg?<br />
Derzeitrund zehn Fälle.Esgab da einen<br />
FallinLustenau,der mittlerweile<br />
verjährt ist: Mitten im Dorf lebte ein<br />
alleinstehender Mann mit einem Riesenschwein<br />
von 350 Kilogramm und<br />
52 Hunden –ineinem Rheintalhaus.<br />
Dieser Mann hat in der Überzeugung<br />
gelebt,den Tieren etwas Gutes zu tun?<br />
Nach außen hin schon, aber später,<br />
als wir das Haus wegen Schmutz,<br />
Rattenplage und Gestank räumen<br />
mussten, sind wir draufgekommen,<br />
dass von diesen 52Hunden 50 weiblich<br />
waren. Einnicht ganz natürliches<br />
Geschlechterverhältnis. Aber es gibt<br />
auch andere Fälle. Ein Mann mit<br />
1500 Wellensittichen in einer Dreizimmerwohnung<br />
etwa.<br />
Man kann aber nichts dagegen unternehmen,<br />
oder?<br />
Nein, das lässt sich auch nicht über<br />
den Tierschutz lösen, sondern nur<br />
über Therapie der Halter. Wir haben<br />
versucht, über die Novelle des Tierschutzgesetzes<br />
einen Passus einzuarbeiten,<br />
dass ein Tierhalter auch die<br />
fachliche und persönliche Eignung<br />
zur Tierhaltung haben sollte. Die<br />
Sachkunde für Hundehalter wäre<br />
auchwichtig.<br />
Was sind die häufigsten Fehler bei der<br />
Hundehaltung?<br />
Der falsche Hund –aus Modegründen.Zum<br />
Beispiel Herdenschutzhunde.<br />
Die Hunde kommen aus Anatolien<br />
und landen dann in einer Großstadt<br />
– katastrophal. Es wird auch<br />
immer beliebter, sich Tiere nicht aus<br />
dem lokalen Tierheim zuholen, sondernzumindest<br />
aus einer Tötungsstation<br />
oder Ähnlichem. Erst muss man<br />
glauben, ein Tier zu„retten“, bevor<br />
man sich als echter Gutmensch fühlen<br />
kann. Dass dieses Tier vielleicht<br />
verhaltensgestört ist, kommt oft erst<br />
später heraus. Die Tiere werden oft<br />
STECK<br />
BRIEF<br />
Geboren 1956 in Bregenz,Studium der<br />
Veterinärmedizin. 1982 Eintritt in den<br />
Landesdienst,Abteilungsleiter Veterinärabteilung<br />
Landhaus 1986 bis 201<strong>2.</strong> Tierschutzombudsmann<br />
von2005 bis 201<strong>2.</strong><br />
Lebt in Götzis, verheiratet,dreiKinder.<br />
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als kinderlieb beschrieben und in<br />
Wirklichkeit sind es Bestien. Auch<br />
die Auslandshunde haben extrem zugenommen<br />
–das ist bedenklich. Und<br />
die Qualzuchten sind ohnehin ein<br />
Fehler.<br />
Wasist das?<br />
Möpse zum Beispiel. Die leiden an<br />
einem permanenten Erstickungsanfall,<br />
sehen aus wie ein Auffahrunfall<br />
und die Leute finden das noch lustig:<br />
„Der schnarcht sonett!“ Dabei bekommt<br />
das Tier einfach keine Luft.<br />
Auch das sind Fälle, bei denen Tierärzte<br />
in einen ethischen Konflikt geraten.<br />
Was sollen sie den Haltern sagen?<br />
Dass es bescheuertwar,soeinen<br />
Hund zu kaufen? Oder soll er vorschlagen,<br />
dass er die Nasenflügeloperiert<br />
und das Gaumensegel kürzt?<br />
Kostenpunkt 600 Euro. Das ist ein<br />
Geschäft mit Tierleid. Der Tierarzt<br />
ist dem ausgeliefert. Da sollte man<br />
eben mit der Sachkunde vorankommen,und<br />
den Menschenklarmachen,<br />
dass sie solche Hunde nicht kaufen<br />
sollen.<br />
Erik Schmid<br />
spricht sich<br />
vehement gegen<br />
die<br />
Vermenschlichung<br />
vonTieren aus.<br />
ferhund am Weidacher Kreisverkehr<br />
passiert?<br />
Der wurde vor einigen Wochen mit<br />
einem Netz gefangen, vom Großtierrettungsdienst<br />
Schweiz. Und der<br />
Großwildjäger aus Deutschland hat<br />
nunein Verfahren am Hals.<br />
Ein Verfahren?<br />
Nun, dieserHerr, der auf solche Fälle<br />
spezialisiert ist, hat sich in Weidach<br />
auf die Lauer gelegt und dann den<br />
Hund einer zufällig vorbeikommenden<br />
Spaziergängerin mit einem Betäubungsmittel<br />
umgenietet – per<br />
Blasrohr. Er hat also den falschen<br />
Hund erwischt. Das Ganze hat jetzt<br />
ein Nachspiel.<br />
Zu Ihrer Person: Sie sind ja recht streitbar,<br />
esgab auch schwereVorwürfe gegen<br />
Sie. Sollte man sich mit Ihnen lieber<br />
nicht anlegen?<br />
Ich lasse mir sicher nicht alles gefallen,<br />
bin aber prinzipiell umgänglich.<br />
Ein echtes Problem habe ich allerdings<br />
mit Ungerechtigkeiten, mit<br />
Korruption und Missbrauch des Systems.<br />
Dem stelle ich mich auch entgegen<br />
–nicht immer zur allgemeinen<br />
Freude.<br />
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