s'Magazin usm Ländle, 9. Juli 2017
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XXXXXXXX AIDS<br />
<br />
Angela Knill im Gespräch mit<br />
„Krone“-Redakteur Harald Küng. Als<br />
Knill 2013 zur Vorarlberger AIDS-Hilfe<br />
kam, war sie erst in der Prävention und<br />
informierte unter anderem an Schulen.<br />
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man noch nichtviel über die Thematik<br />
wusste. Das liegt ja auch alles noch<br />
nicht so lange zurück: Das war in den<br />
1970ern und 80ern. Diese Menschen<br />
sind noch nichtalt, sie stehen heutein<br />
der Blüte ihres Lebens. Wir haben für<br />
„MSM“ auch einen eigenen Berater,<br />
JochenGuggenberger. Er gehtauf die<br />
einschlägigen Partys oder ist in<br />
Schwulensaunas unterwegs, um die<br />
Menschen zuinformieren. Das wird<br />
sehr gut angenommen. Die Szene ist<br />
ohnehin meist schon sehr gut informiert<br />
und stellt auch andere Fragen.<br />
Es geht dabei aber natürlich auch um<br />
ein anderes Lebensmodell. Uns ist es<br />
zudem wichtig, zu zeigen, dass Sex<br />
unter Männernnormal ist.<br />
Ein abschließenderAppell?<br />
Das Bewusstsein für das Thema ist<br />
heute viel größer als noch vor einigen<br />
Jahren –auch wenn jede Generation<br />
aufs Neue aufgeklärt werden muss.<br />
Schön wäre es zudem, wenn bei der<br />
Bevölkerung endlich ankommen würde,<br />
dass man sich vor HIV-positiven<br />
Menschennicht fürchten muss.<br />
Fotos: Mathis Fotografie<br />
...aber versalzen!<br />
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Die kleine Geschichte, die ich heute schreibe, ist<br />
so lange her,dass sie wohl erzählt werden darf.Der,<br />
vomdem sie handelt,ist schon lange tot.Erwar Organist<br />
in unserem Dorf und hieß Oskar.Für sein<br />
jahrzehntelanges Musizieren zur EhreGottes erhielt<br />
er sogar einen päpstlichen Orden. Der Oskar war ein<br />
Fabrikant.Ein nobler Herr.ImKrieg soll er angeblich<br />
ein Gelübde getan haben, dass, wenn er gesund zurückkehre,<br />
er sonn- und feiertags die Orgel in Meschach<br />
spielen werde. Vondiesem Gelübde hat Oskar<br />
rücksichtslos Gebrauch gemacht,denn er spielte<br />
so unsäglich, dass einem musikalischen Menschen<br />
das Hören für immer vergehen musste. Nicht<br />
ein Takt,bei dem er nicht daneben griff.<br />
Dann starb der treue Organist vonMeschach. Es<br />
gab ein großes Begräbnis. Nobilitäten aus dem<br />
Rheintal waren zugegen, auch sämtliche Meschacher<br />
–eine wirklich amüsante Mischung. Schon<br />
während des Requiems sprach sich herum, der Fabrikant<br />
habe testamentarisch angeordnet,dass alle<br />
Meschacher zum Leichenschmaus geladen seien.<br />
Das Gasthaus zum Waidmann platzte aus allen<br />
Nähten. Noch nie hat ein Meschacher so viele Meschacher<br />
auf einem Haufen gesehen. Stühle wurden<br />
herbeigetragen. Im Gang wurde gar noch eine improvisierte<br />
Tafelaufgestellt.Anfänglich ging es gesittet<br />
zu. Man sprach innig über den Verblichenen.<br />
Er sei ein guter,treuer Mensch gewesen, auch wenn<br />
es ein Fabrikant aus Götzis sei. Immer pünktlich, immer<br />
höflich sei er gewesen usw.Dann hauten die<br />
Bauern rein, was sie reinhauen konnten. Essen<br />
konnte man das nicht nennen, trinken auch nicht.<br />
Doch plötzlich machte sich eine merkwürdige Verhaltenheit<br />
breit.Die Gespräche verebbten nach und<br />
nach. Man fing zu tuscheln an, die riesenhaften<br />
Schnitzel auf den Tellern blieben liegen, während<br />
der Getränkekonsum ins Unermessliche stieg. Durst<br />
hatten die Meschacher wie verrückt.Dass der im<br />
Testament erwähnte Leichenschmaus noch einen<br />
Zusatz beinhaltete, wusste keiner.Erlautete: „Jedem<br />
Meschacher eine Mahlzeit –aber versalzen.“<br />
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