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Ghibellinia geht, Germania kommt! - Burschenschaftsgeschichte

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ausdrücklich als ihr „nationaler Schutzverein“ gefeiert. 73 1906 übernahm Barden den<br />

Sprachgrenzort Liboch a. d. Elbe als „Schutzort“, dem von diesem Zeitpunkt an für<br />

mehr als zwei Jahrzehnte die besondere Zuwendung galt. 74 Um Liboch herum hatten<br />

auch andere Prager Verbindungen Schutzorte. Die Burschenschaft Thessalia etwa das<br />

Dorf Zittnai, die Burschenschaft Arminia Kaunova bei Saaz, das Corps Suevia<br />

Liebowies bei Melnik. 75<br />

Für die „nationale Schutzarbeit“ stellte Barden als mit Abstand größte und<br />

erfolgreichste Prager Korporation zwischen 1902 und 1906 aus dem Erlös ihrer<br />

Konzerte siebentausend Kronen zur Verfügung. Die Sängerschaft betrieb die<br />

Errichtung einer Studentenherberge und einer Jugendbücherei. Am 11. Febr. 1912<br />

bildete Barden eine eigene Ortsgruppe, die „Sängerschafterortsgruppe Barden“,<br />

innerhalb des 1894/95 durch zwei Alte Herren der Prager Burschenschaft Teutonia –<br />

einer davon der Teutonia wie Barden besonders eng verbundene<br />

Reichsratsabgeordnete Ernst Bareuther 76 –, Schönerer nahestehenden und etwa<br />

hunderttausend Mitglieder zählenden „Bundes der Deutschen in Böhmen“, die in 25<br />

Jahren 36246 Kronen für „die Aufrechterhaltung des Deutschtums“ spendete. Der<br />

„Bund der Deutschen Nordmährens“ entstand 1886 unter maßgeblicher Mitarbeit Alter<br />

Herren der Prager Verbindungen, ebenso der „Bund der Deutschen in Südmähren“.<br />

Auch an der 1884 erfolgten Gründung des „Deutschen Böhmerwaldbundes“ in<br />

Budweis, der „durch Veranstaltung von Fachkursen, Einführung von Heimarbeit,<br />

Förderung des Genossenschaftswesens, Hebung des Fremdenverkehrs“ die<br />

wirtschaftliche Lage der Deutschen gegenüber der der Tschechen zu verbessern<br />

suchte, waren die Sängerschafter beteiligt. 77 Der Streit zwischen den in den<br />

verschiedenen Bünden gleichfalls stark vertretenen Burschenschaften und<br />

Vereinsstudenten 78 um die Reihenfolge bei Festzügen, Aufwendungen usw. berührte<br />

Barden aber nur am Rande, war aber ein typischer Ausdruck der immer wieder<br />

vorkommenden Mißhelligkeiten um die inoffizielle „akademische Hierarchie“<br />

zwischen den Korporationen. 79<br />

73ASZ 2 (1896), S. 24. Zu den von ähnlichen Intentionen getragenen Sängerfahrten im Mai 1877 nach<br />

Leitmeritz a. d. Elbe, 1878 nach Mies, Marienbad und Eger, 1883 nach Rumburg und Schluckenau sowie 1884<br />

nach Tetschen und Lobositz: Knoblich, Bardengeschichte (wie Anm. 1), S. 155–191.<br />

74Beziehungen bestanden seit 1894, als ein Alter Herr das „Deutsche Haus“ in Liboch erbaute. Seit 1907 fanden<br />

regelmäßig Fahrten nach Liboch statt und es gab einen eigenen „Libochausschuß“ der Sängerschaft. Hermann<br />

Lothring, Gedanken eines deutsch-österreichischen Sängerschafters (UGV Prag), in: ASZ 7 (1907), S. 137–138.<br />

Rudolf Walter, Sängerschaft im Grenzland. Liboch und die Barden, in: DS 9 (1929), S. 336–337. Hans Gabriel,<br />

Sonnenwende im Schutzort, in: DS 9 (1929), S. 337–340. Knoblich, Bardengeschichte (wie Anm. 1), S. 19,<br />

145–149.<br />

75Tébenszky, Thessalia Prag (wie Anm. 21), S. 41. Böhm, Alma mater Pragensis (wie Anm. 22), S. 156. Krail,<br />

Alma mater Pragensis (wie Anm. 22), S. 81–82, 84 f., 87. Siegl, Hochschulen (wie Anm. 10), S. 129.<br />

76Pacher, Geschichte (wie Anm. 22). Teutonia, 100 Semester (wie Anm. 22). Dies., Prager Teutonen (wie Anm.<br />

22).<br />

77Barden-Zeitung 3 (1912), S. 22. Knoblich, Bardengeschichte (wie Anm. 1), S. 147.<br />

78Bericht über das 83. und 84. Semester der Prager Burschenschaft „Constantia“ (W.S. 1908/09–S.S. 1909), S.<br />

5. Bericht über die Tätigkeit der Prager Burschenschaft „Constantia“ im 87. und 88. Semester ihres Bestandes<br />

1910/11, Prag o. J., S. 8. Semester-Bericht der Akademischen Burschenschaft „Carolina“ zu Prag. Winter-<br />

Semester 1912/13 (106. Semester), Prag 1913, S. 9. Krail, Alma mater Pragensis (wie Anm. 22), S. 73, 85.<br />

79Der mehrere Jahre schwelende Streit wurde Ende 1913 beigelegt. Vierteljahresmitteilungen der Prager<br />

Burschenschaft „Constantia“, 15. Okt.–7. Dez. 1913, S. 7. Krail, Alma mater Pragensis (wie Anm. 22), S. 88.

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