Es geht um Macht!
Mit freundlicher Genehmingung von Nicole Scholmann, Redakteurin, Segeberger Zeitung
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MEINUNG<br />
2 SONNABEND, 12. AUGUST 2017<br />
KOMMENTAR<br />
ULF B. CHRISTEN<br />
LANDESHAUSKORRESPONDENT<br />
Das große Ausmisten<br />
HSH bleibt nur Schadensbegrenzung<br />
Die HSH Nordbank macht sich hübsch für<br />
ihren Verkauf und mistet deshalb auch ihren<br />
Saustall voller fauler Schiffskredite aus. Dabei<br />
haben die Banker im Extremfall nur die<br />
Wahl zwischen zwei Möglichkeiten: Entweder<br />
sie erlassen Reedern wie Peter Kortüm<br />
oder jetzt Heinrich Schoeller einen Teil der<br />
Schulden in der Hoffnung, dass z<strong>um</strong>indest<br />
die verbleibenden Restkredite zurückgezahlt<br />
werden. Oder sie lassen Reeder wie<br />
Bertram Rickmers auflaufen, weil eine Insolvenz<br />
für die Bank günstiger ist.<br />
Dieses Großreinemachen ist für sich genommen<br />
nicht zu kritisieren. Der Skandal<br />
besteht darin, dass die HSH bis 2008 den Kortüms,<br />
Schoellers und Rickmers Milliardenkredite<br />
gewährt und oft nur die Schiffe als Sicherheit<br />
akzeptiert hat. Viele dieser Pötte<br />
fuhren aufgrund der Schifffahrtskrise nie<br />
rentabel. An den Pranger gehören also frühere<br />
HSH-Banker und deren Kontrolleure aus<br />
der Politik, die aus Naivität oder Größenwahn<br />
die Länderbank z<strong>um</strong> größten Schiffsfinanzierer<br />
der Welt aufgeblasen haben.<br />
Heute <strong>geht</strong> es bei der HSH und in der Politik<br />
in Hamburg wie Kiel nur noch <strong>um</strong> Schadensbegrenzung,<br />
wobei Schleswig-Holstein<br />
bisher Zusatzschulden von bis zu acht Milliarden<br />
Euro drohen. Das sind fast die Landesausgaben<br />
eines Jahres. Und es könnte noch<br />
schlimmer kommen. Einiges spricht dafür,<br />
dass selbst eine aufgehübschte HSH nur verkauft<br />
werden kann, wenn Hamburg und<br />
Schleswig-Holstein Geld nachschießen.<br />
2 ulf.christen@kieler-nachrichten.de<br />
Tr<strong>um</strong>p und die<br />
Republikaner<br />
brauchen ein<br />
verbindendes<br />
Element – dies<br />
kann ein Krieg<br />
in Fernost sein.<br />
In der Todeszone<br />
Tr<strong>um</strong>p und Kim Jong Un führen die Welt an den Rand einer <strong>Es</strong>kalation<br />
Erst war es Feuer und Wut, dann waren die<br />
Worte noch zu schwach, mittlerweile sind die<br />
Waffen geladen und entsichert. Die Welt hat in<br />
den vergangenen Tagen gebannt auf die Provokationen<br />
von Kim Jong Un und Donald Tr<strong>um</strong>p<br />
geblickt, die sich wie zwei Halbstarke auf dem<br />
Schulhof anbrüllen, bis irgendwann die Fäuste<br />
fliegen. Man würde gerne spotten über das<br />
Prollige dieser beiden Männer, das D<strong>um</strong>me, das<br />
Billige. Aber Tr<strong>um</strong>p und Kim Jong Un sind eben<br />
nicht nur ungezogene Schulhofprügler. Sie führen<br />
die Welt gerade an den Rand einer atomaren<br />
<strong>Es</strong>kalation. Auf dieser Kante stehen wir nun alle<br />
gemeinsam.<br />
Der republikanische Senator John McCain<br />
lästerte über die Provokationen, bezweifelte,<br />
dass der Präsident wirklich zu einem Militärschlag<br />
bereit sei. McCains Haltung spiegelt den<br />
vagen Optimismus vieler wider, die diesen Konflikt<br />
beobachten. Sie hoffen, dass der US-Präsident<br />
vor allem knallige Dinge sagen will, sich<br />
dahinter aber wenig verbirgt.<br />
Doch wenn in der Weltpolitik Dinge unbedacht<br />
bewegt werden, entstehen Unruhe und<br />
Unordnung. US-Verteidigungsminister Mattis,<br />
ein Rationalist alter Schule, hat nach Tr<strong>um</strong>ps<br />
Worten ebenso die Tonlage verschärft. Nicht,<br />
weil er davon überzeugt war. Sondern weil die<br />
US-Regierung ein Mindestmaß an Geschlossenheit<br />
beweisen musste. Selbst der vernünftige<br />
Teil der Regierung steht am Ende dieser Woche<br />
einen Schritt näher an einem Atomkrieg.<br />
Ihre Wurzeln haben die neuen weltpolitischen<br />
Unwägbarkeiten in den innenpolitischen<br />
Umständen in den USA. Sechs Monate lang<br />
LEITARTIKEL<br />
GORDON REPINSKI<br />
POLITIKREDAKTEUR<br />
wuchs die Entfremdung zwischen Republikanern<br />
und dem Präsidenten. Reformen wie die<br />
der Gesundheitsversorgung scheitern, die<br />
Mehrheit im Kongress ist nur theoretisch vorhanden.<br />
Tr<strong>um</strong>p und die Republikaner brauchen<br />
ein verbindendes Element, sonst droht das frühzeitige<br />
Scheitern der Präsidentschaft. <strong>Es</strong> ist zynisch,<br />
aber am Ende kann ein Krieg in Fernost<br />
dieses verbindende Element sein.<br />
<strong>Es</strong> wäre ein fataler Kollateralschaden einer<br />
stümperhaft agierenden Regierung. Kommt es<br />
zu einem Militäreinsatz, werden die Vereinigten<br />
Staaten Nordkorea von der Karte auslöschen.<br />
<strong>Es</strong> wird ein kompromissloser Einsatz,<br />
möglicherweise vergleichbar mit dem Ende des<br />
Zweiten Weltkrieges, als Präsident Tr<strong>um</strong>an den<br />
Angriff auf Hiroshima und Nagasaki befahl.<br />
Noch heute erklingt am Jahrestag im August<br />
in Hiroshima eine Glocke, die daran erinnert. <strong>Es</strong><br />
sind beklemmende Bilder, auch 72 Jahre später.<br />
<strong>Es</strong> bleibt zu hoffen, dass genügend einflussreiche<br />
Menschen auf beiden Seiten des Pazifiks<br />
diese Bilder in Erinnerung haben. 1945 war ein<br />
Tiefpunkt der Zivilisation. Auch ein narzisstischer,<br />
persönlichkeitsgestörter US-Präsident<br />
hat die verdammte Verpflichtung, alles zu tun,<br />
damit dieses Leid sich nicht wiederholt.<br />
2 politikredaktion@kieler-nachrichten.de<br />
POLITKÖPFE<br />
Diana Golze<br />
(Linke, 42),<br />
Brandenburgs<br />
Sozialministerin,<br />
ist im Urlaub von<br />
einem <strong>um</strong>stürzenden<br />
Ba<strong>um</strong> getroffen und schwer<br />
verletzt worden. Der Vorfall<br />
habe sich bei einem Unwetter<br />
auf einem Campingplatz in<br />
Norditalien ereignet, so eine<br />
Ministeri<strong>um</strong>ssprecherin. Golze<br />
sei in einem Krankenhaus<br />
sofort operiert worden und es<br />
gehe ihr den Umständen<br />
entsprechend gut. Sie liege<br />
jetzt „auf einer normalen Krankenstation“.<br />
Kersti Kaljulaid<br />
(47), Präsidentin<br />
von <strong>Es</strong>tland, ist<br />
unter die Imker<br />
gegangen. Zusammen<br />
mit<br />
dem estnischen<br />
Bienenzüchterverband hält sie<br />
seit Juni im Garten des Präsidentenpalasts<br />
in Tallinn drei<br />
Bienenstöcke. Der erste Honig<br />
soll in Kürze geerntet und als<br />
Gastgeschenk für Staatsgäste<br />
dienen, so Kaljulaid. <strong>Es</strong>tlands<br />
Staatschefin folgt dem Vorbild<br />
ihrer litauischen Amtskollegin<br />
Dalia Grybauskaite, in deren<br />
Residenz seit Jahren Bienenvölker<br />
Honig sammeln.<br />
ZITAT DES TAGES<br />
Militärische Lösungen sind<br />
nun voll einsatzfähig, geladen<br />
und entsichert, sollte<br />
Nordkorea unklug handeln.<br />
Donald Tr<strong>um</strong>p,<br />
US-Präsident, via Twitter.<br />
KOMMENTAR<br />
NICOLE SCHOLMANN<br />
LOKALREDAKTEURIN<br />
Winfried<br />
Kretschmann<br />
(69), Ministerpräsident<br />
von<br />
Baden-Württemberg,<br />
hat sich<br />
wegen seiner<br />
Haltung in der Dieselaffäre<br />
scharfe Kritik vom Bund für<br />
Umwelt- und Naturschutz<br />
eingehandelt. Er komme der<br />
Industrie viel zu sehr entgegen,<br />
sagte Landeschefin Brigitte<br />
Dahlbender: „Er propagiert ja<br />
immer noch Nachhaltigkeit und<br />
Klimaschutz, entscheidet aber<br />
aus dem Blickwinkel der Automobilindustrie.“<br />
Das führe zu<br />
Entscheidungen, die mehr der<br />
Industrie als dem Klimaschutz<br />
nutzten.<br />
FOTOS: DPA<br />
<strong>Es</strong> <strong>geht</strong> <strong>um</strong> <strong>Macht</strong><br />
Tiefpunkt erreicht in Henstedt-Ulzburg<br />
Das ist ein Schlag ins Gesicht für Mitarbeiter<br />
in Rathaus und Kindertagesstätten in<br />
Henstedt-Ulzburg. Er macht sprachlos. Bürgermeister<br />
und Verwaltung vorzuwerfen,<br />
dass sie seit Jahren in Sachen Kitas nicht vorankommen,<br />
dass das Wohl der Kinder in die<br />
Hände von Profis gehöre – was bedeutet: Das<br />
ist derzeit nicht der Fall – und dass die bisherigen<br />
Mitarbeiter bewiesen hätten, dass sie<br />
es nicht können, ist schon starker Tobak.<br />
Kann es noch schlimmer kommen in der Auseinandersetzung<br />
<strong>um</strong> die neue Organisationsform<br />
der Kindertagesstätten in Henstedt-<br />
Ulzburg, also Eigenbetrieb oder Anstalt öffentlichen<br />
Rechts (AöR) ? Die Fraktionen von<br />
CDU, BFB, WHU und FDP schießen in ihrem<br />
Standpunktepapier so offensichtlich gegen<br />
Bürgermeister Stefan Bauer, die Verwaltungsangestellten<br />
und die Erzieher, dass jedem<br />
so langsam klar werden muss, wor<strong>um</strong> es<br />
eigentlich <strong>geht</strong> in dem Streit: <strong>um</strong> <strong>Macht</strong>. Dar<strong>um</strong>,<br />
wer mit seiner Meinung durchkommt.<br />
Einen Strich durch die Rechnung der AöR-<br />
Befürworter können nur die Wahlberechtigten<br />
beim Bürgerentscheid machen, die sich<br />
vorab genau informieren, Pro und Contra abwägen<br />
und mit ihrem Kreuzchen endlich für<br />
Klarheit sorgen – egal, in welche Richtung.<br />
<strong>Es</strong> <strong>geht</strong> doch – und da sind sich alle Beteiligten<br />
einig – <strong>um</strong> die Zukunft der Kinderbetreuung.<br />
Nicht dar<strong>um</strong>, wer am längeren Hebel<br />
sitzt. Den Erziehern sei zu wünschen, dass sie<br />
trotz der Klatsche, zu Papier gebracht von der<br />
Mehrheit der Gemeindevertreter, nicht ihre<br />
Motivation verlieren. Der Streit muss ein Ende<br />
haben. Der Tiefpunkt ist erreicht.<br />
2 nicole.scholmann@segeberger-zeitung.de<br />
Sirikit,<br />
frühere<br />
Königin<br />
Thailands<br />
und einst auf<br />
allen Titelblättern<br />
der<br />
Welt zu<br />
bewundern,<br />
wird heute<br />
85 Jahre alt.<br />
FOTO: STR<br />
NAHAUFNAHME<br />
Die schönste Königin von allen<br />
VON CHRISTOPH SATOR<br />
...............................................................<br />
<strong>Es</strong> ist eine ganze Weile her, dass die Thailänder<br />
ihre langjährige Königin Sirikit zu Gesicht bekamen.<br />
Im Oktober 2016 begleitete die alte Dame<br />
den Leichenzug, mit dem ihr verstorbener Ehemann,<br />
König Bh<strong>um</strong>ibol, durch Bangkok in den<br />
Großen Palast gebracht wurde. Seither wurde<br />
Somdet Phra Nang Chao Sirikit Phra Borommarachininat<br />
– so ihr voller Name – in der Öffentlichkeit<br />
nicht mehr gesehen.<br />
Heute ist ihr 85. Geburtstag – und offizieller<br />
Feiertag sowie Thailands Muttertag gleich dazu.<br />
Ob Sirikit feiert, weiß man nicht. Verehrt wird sie<br />
noch immer. Nach mehr als sechs Jahrzehnten<br />
nennt sie jeder dort weiter Königin, obwohl sie<br />
genau genommen nur noch Königsmutter ist.<br />
Der neue König Maha Vajiralongkorn hat<br />
nach drei gescheiterten Ehen keine<br />
offizielle Partnerin. So still, wie es<br />
heute <strong>um</strong> die Witwe ist: <strong>Es</strong> gab eine<br />
Zeit, da gehörten Sirikit die<br />
Titelblätter der Welt. Die „Vanity<br />
Fair“ rühmte sie einst als<br />
„Asiens Jackie Kennedy“, die<br />
„Bunte Illustrierte“ als bestgekleidete<br />
Frau der Erde, die<br />
„Paris Match“ als<br />
schönste Königin<br />
überhaupt. In<br />
den 1950er und<br />
1960er Jahren,<br />
als von<br />
Kate oder<br />
Máxima noch lange keine Rede war, galt Thailands<br />
Königin als Inbegriff der Schönheit, z<strong>um</strong>al<br />
der asiatischen.<br />
Die Liaison zwischen Bh<strong>um</strong>ibol und der Diplomatentochter<br />
war eine der größeren Liebesgeschichten<br />
des internationalen Adels. Dabei sah<br />
es am Anfang – sie war 15, er 19 – gar nicht danach<br />
aus. „<strong>Es</strong> war Hass auf den ersten Blick“, erinnerte<br />
sich Sirikit viele Jahre später an das erste<br />
Treffen 1947 in Paris. Aber das änderte sich.<br />
Sirikit kommt selbst aus königlicher Familie.<br />
Der Großvater war der zwölfte Sohn eines früheren<br />
Königs, der Vater Botschafter in Frankreich<br />
und Dänemark. Erzogen wurde sie überwiegend<br />
in Europa. Hochzeit war im April 1950, eine Woche<br />
später folgte die offizielle Krönung. Die jungen<br />
Royals waren dem europäischen Jetset zugetan.<br />
Treue Besucher der großen Bälle, ebenso<br />
der Festspiele in Salzburg und Bayreuth, sie zudem<br />
eine der besten Kundinnen der Pariser Nobel-Schneider.<br />
Beim Staatsbesuch 1960 in<br />
Deutschland lag ihr die halbe Republik acht Tage<br />
lang zu Füßen. Das Paar bekam vier Kinder: drei<br />
Töchter und einen Sohn, den heutigen König.<br />
Ende der 1960er der Abschied vom Jetset: Statt<br />
Haute Couture aus Paris trug Sirikit nun thailändische<br />
Seide. Die beiden, selbst viele Milliarden<br />
reich, engagierten sich nun für die Entwicklung<br />
ihres Landes und für soziale Projekte. Dafür ernteten<br />
sie großen Respekt. In Thailand mit seinen<br />
vielen Militärputschen sorgten sie für so etwas<br />
wie Stabilität. Nach einem Schlaganfall 2012 zog<br />
sich Sirikit fast völlig zurück. Seit dem Tod ihres<br />
Mannes hörte man ka<strong>um</strong> noch etwas von ihr.<br />
kn-online<br />
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