NB_Sonderausgabe_2018_komplett-150
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Ballooning über Nordostpolen<br />
Mit dem Heißluftballon zu fahren, ist ein ganz besonderes Highlight für Naturfotografen. Zu ausgewählten<br />
Naturfotoworkshops, Fotoexkursionen und Fotoreisen in Masuren und Biebrza-Nationalpark<br />
können wir unseren Teilnehmern dieses Erlebnis als Zusatzoption anbieten. Von Roland E. Richter<br />
Fotos © Peter Scherbuk<br />
Im Sommer 2009 hatten wir das erste Mal die Möglichkeit,<br />
mit einem Heißluftballon über den Masurischen Landschaftspark<br />
zu fahren, in dem wir unsere Fotoworkshops<br />
und Fotoexkursionen abhalten. Ein solches Unternehmen<br />
lässt sich vernünftigerweise nicht im Voraus planen, da wir<br />
als Naturfotografen gutes Licht, entsprechendes Wetter und<br />
dazu der Ballonpilot den passenden Wind benötigt. Nur wenn<br />
alle diese Faktoren zusammentreffen, dann noch der Heißluftballon<br />
an dem optimalen Tag nicht anderweitig irgendwo<br />
in Polen unterwegs ist, also ganz spontan mitunter von einer<br />
Stunde auf die andere verfügbar ist, können wir eine solche<br />
Ballonfahrt durchführen. Alles andere wäre sinnlos, wäre eine<br />
rein touristische Veranstaltung, also für uns Naturfotografen<br />
uninteressant. Denn das Licht ist eines unserer wichtigsten<br />
Gestaltungsmittel für gute Naturfotos. Und der Wind muss<br />
aus der „richtigen“ Richtung wehen, und das in der passenden<br />
Windstärke, damit wir über die masurischen Seen und<br />
Naturlandschaften fahren können und nicht etwa über<br />
Straßen und dichter besiedeltes Gebiet.<br />
Beim Ballooning sehen wir Masuren aus einer völlig neuen<br />
Perspektive, und das ist mehr als nur aus der Luft von oben,<br />
denn wir können uns auf das Fotografieren von Gesamtlandschaften<br />
wie auch das gezielte Gestalten unserer Fotos<br />
mittels der am Boden unter uns langsam vorbeiziehenden<br />
Landschaftsstrukturen konzentrieren. Der Heißluftballon hat<br />
dabei den enormen Vorteil, dass wir in relativ geringer Höhe<br />
fahren, uns langsam mit dem Wind fortbewegen und keinen<br />
Lärm verursachen. Das ist aus der Sicht eines Naturfotografen<br />
viel besser als ein Flug mit einem Hubschrauber oder<br />
Kleinflugzeug. Obendrein steht im Korb unter dem Ballon jeder<br />
Einzelne an einem perfekten „Fensterplatz“ – niemand und<br />
nichts behindert den freien Blick nach vorne, unten und oben<br />
beim Fotografieren. Natürlich haben wir bei der Ballonfahrt<br />
auch nicht mit den heftigen Vibrationen eines Flugmotors zu<br />
kämpfen, die leicht zu unscharfen Bildern führen.<br />
Schließlich richtet sich unser Ballonpilot ganz nach den Wünschen<br />
und Bedürfnissen von uns Fotografen. So fahren wir<br />
stets auf der optimalen Höhe, die niedrig genug ist, um keinen<br />
Dunstschleier über der Landschaft zu haben, und zugleich<br />
hoch genug, damit die Landschaft unter uns nicht zu<br />
schnell vorüberzieht. Mit der passenden Belichtungszeit sind<br />
unter diesen Voraussetzungen Fotos möglich, wie sie von<br />
einer rein touristischen Ballonfahrt aus nie möglich wären.<br />
Alles in allem ist eine Heißluftballonfahrt schon als solche ein<br />
unvergessliches Erlebnis, in Kombination mit der Naturfotografie<br />
in und über Masuren erleben die Sinne einen noch gesteigerten<br />
Höhenflug. Denn es ist ja durchaus nicht so, dass<br />
der Naturfotograf alles nur durch den Kamerasucher sieht,<br />
vielmehr erlebt der Naturfotograf ja bereits auf dem Boden<br />
der Erde durch seine Suche nach dem Motiv im optimalen<br />
Licht alles meist wesentlich intensiver als der „normale“<br />
Tourist – aber das wissen wir ja selbst, auch wenn es viele<br />
Nicht-Fotografen nicht glauben. Aus mehreren hundert<br />
Metern Höhe ergeben sich so Fotogelegenheiten der ganz<br />
besonderen Art. Schade dabei bleibt nur, dass wir eine<br />
Ballonfahrt nicht als festen Bestandteil unserer Veranstaltungen<br />
einplanen können. Daher werden wir, wann immer<br />
möglich, unseren Workshop- und Exkursionsteilnehmern dieses<br />
Erlebnis optional als Zusatzangebot auf freiwilliger Basis<br />
anbieten. Wer einmal daran teilgenommen hat, wird ab dann<br />
leicht zu denen gehören, die wohl bei nächster Gelegenheit<br />
wieder eine Heißluftballonfahrt unternehmen wollen.<br />
Fotos © Peter Scherbuk<br />
55 NATURBLICK SONDERAUSGABE