SCHULSTART 6 s’Magazin
SCHULSTART Strebst Du eine politische Karrierean, Sebastian? INTER VIEW DerBregenzerwälder Sebastian Ratz (20( wurde vor wenigen Wochen zum neuen Bundesobmann der Schülerunion gewählt. Im Interview mit Emanuel Walser spricht der junge Mann über die Defizite des österreichischen Bildungssystems, äußert seine Bedenken zur Gemeinsamen Schule und verrät seinen Wunsch an die Politik. ••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••• Seit knapp einem Jahr lebt Sebastian Ratz in Wien, ganz abgeschlossenen ist die Eingewöhnungsphase allerdings noch nicht: „Ich entdecke jeden Tag etwas Neues. In Wien läuft schon vielesanders ab, als bei uns in Vorarlberg.“ Seine Heimat Bezau ist ihm immer noch nah: „Ich bin jedes Mal froh, wenn ich daheim auf Besuch bin!“ Sebastian, in der Regel werden die Erinnerungen an die eigene Schulzeit umso wärmer, jelänger sie vorbei ist. Du hast zwar erst im Vorjahr maturiert –verspürst Du angesichts des Schulstarts vielleicht dennoch ein wenig Wehmut? Eigentlich schon. Ich weiß immer mehr zu schätzen, was ich an den Wirtschaftsschulen Bezau und den dortigen Lehrern hatte –estut mir fast ein wenig leid, dass ich nichtimmer der einfachste Schüler war. – Lacht. Mein jetziges Engagement ist jaauch untrennbar mit den Erfahrungen a<strong>usm</strong>einer Schulzeit verbunden. Letztlich geht’s mir darum, dass jeder Schüler inÖsterreich inden Genuss einer ähnlich guten Ausbildung kommt – was leidernoch nichtder Fallist. Du schwärmst von deiner ehemaligen Schule –wie erklärst du dir,dass die Vorarlberger Schüler nicht nur bei den einschlägigen Vergleichen, etwa PISA-Studie und Zentralmatura,international wie national hinterherhinken? Ich glaube, dass liegt ein wenig an den Vorarlberger Spezifika. Wir haben an den Schulen eine lange Tradition darin, die vielfältigsten Talente zu fördern. Es ist kein Zufall, dass Vorarlberg so wirtschaftsstark und innovationsfreudig ist. Bei den Vergleichstest wird ja im Grunde nur eine Schablone darübergelegt –und in diese scheinen wir nicht gut zupassen. Was die Ergebnisse der Zentralmatura betrifft, zweifle ich ohnehin an der Vergleichbarkeit. Zwar werden überall die gleichen Fragen gestellt, die Rahmenbedingungen sind jedoch sehr unterschiedlich. An einer Schule darf ein Laptop verwendet werden, ander anderen ein grafischer Taschenrechner und an einer dritten keines von beiden. Zudem fehlt es auch aneiner zentralen Prüfungsstelle. Über die Notwendigkeit einer Bildungsreform sind sich alle einig, über den Weg scheiden sich aber die Geister.Die Debatte wirdsehr hitzig,mitunter auch sehr ideologisch geführt. Kommen da die Hauptbetroffenen, also die Schüler,überhaupt zu Wort? Leider nein. DiePolitik vertrautlieber auf selbst ernannte Experten, als Lehrer, Schüler und Eltern mit einzubeziehen. Das hat sich auch bei der Verabschiedung des jüngsten Autonomiepakets gezeigt. Wir, die Betroffenen, wurden erst informiert, als die Sacheschon durch war –das ist bestenfalls eine Scheineinbindung. Da darf sich auch niemand wundern, wenn es danach Kritik hagelt. s’Magazin 7