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Ruhezeiten und Pausen –<br />
Problem Nummer 1<br />
… und die Problemlösung <strong>ist</strong> problematisch!<br />
Längere Öffnungszeiten – mehr Probleme!<br />
Um die Umsatzzuwächse zu steigern,<br />
hat die Geschäftsleitung die Öffnungszeiten<br />
österreichweit ausgeweitet … leider<br />
ohne zusätzliche Stunden zu schaffen. Die<br />
Einhaltung der täglichen Ruhezeiten wird<br />
somit zum Problemthema Nummer 1.<br />
Papier, so sagt man, <strong>ist</strong> geduldig. Worte<br />
sind es auch … In mehreren Gesprächen<br />
und Interventionen zu diesem Thema wurde<br />
dem <strong>Betriebsrat</strong> versprochen, <strong>da</strong>ss<br />
man sich des Problems „Einhaltung der<br />
täglichen Ruhezeiten“ annimmt. An<br />
Ideen <strong>für</strong> Maßnahmen mangelte es<br />
auch nicht, nur die Umsetzung <strong>ist</strong><br />
problematisch:<br />
• Teilung der Arbeitszeiten von<br />
Marktmanager (MM) und<br />
Stellvertreter: Einer der beiden<br />
kommt früher, der<br />
andere kommt später und<br />
bleibt <strong>da</strong><strong>für</strong> länger.<br />
• Einsetzen eines zweiten<br />
Stellvertreters: Dieser übernimmt<br />
auch <strong>da</strong>s Tagesende,<br />
<strong>da</strong>mit MM oder erster Stellvertreter<br />
früher heimgehen<br />
können.<br />
Die Praxis sieht anders aus<br />
In der Praxis funktionieren diese Maßnahmen<br />
aber nicht wie erhofft. Zwar wurden<br />
tatsächlich zweite Stellvertreter ernannt,<br />
vielfach aber ohne eine zusätzliche finanzielle<br />
Abgeltung und ohne die Möglichkeit,<br />
eine Prämie zu erreichen!<br />
Immer öfter kommt es auch zur Manipulation<br />
von Arbeitszeitaufzeichnungen. Der<br />
Grund: Einige RayonsleiterInnen (RL) verlangen<br />
nach wie vor, <strong>da</strong>ss MM in der Früh<br />
und am Abend in der Filiale sein sollen.<br />
Überhaupt <strong>ist</strong> zu wenig Personal in den<br />
Filialen, es gibt kein Budget <strong>für</strong> mehr Stunden<br />
– Ruhezeiten können so nicht eingehalten<br />
werden!<br />
Besserung in Sicht?<br />
Der <strong>Betriebsrat</strong> hat die täglichen Ruhezeiten<br />
im Monatsabstand kontrolliert und<br />
kaum Besserung festgestellt! Die Geschäftsleitung<br />
reagierte: Nunmehr werden<br />
8 3/09<br />
den RL und MM Aktennotizen zur Unterzeichnung<br />
vorgelegt. <strong>Sie</strong> haben <strong>für</strong> die Einhaltung<br />
der gesetzlichen Bestimmungen<br />
zu sorgen! Wie? Die RL wurden <strong>da</strong>zu angehalten,<br />
die Dienstpläne mit den MM so<br />
umzugestalten, <strong>da</strong>ss die Ruhezeiten eingehalten<br />
werden. Aber ohne zusätzliche Stunden<br />
<strong>für</strong> die Filialen <strong>ist</strong> <strong>da</strong>s me<strong>ist</strong> schwer!<br />
Tatsächlich konnten einige Fälle gelöst<br />
werden, in anderen machen die vom RL<br />
vorgelegten Dienstpläne eine ordentliche<br />
Führung der Filiale unmöglich. Und in<br />
manchen Gebieten wird <strong>da</strong>s Problem einfach<br />
umgangen, indem die MM angewiesen<br />
werden, bei einem roten X den Plan zu<br />
ändern: „Arbeiten können <strong>Sie</strong> ja so, aber<br />
im PEP <strong>da</strong>rf es nicht so eingetragen sein!“<br />
Manipulation <strong>ist</strong> strafbar<br />
Wer Aufzeichnungen manipuliert, macht<br />
sich strafbar – und zwar auch <strong>da</strong>nn, wenn<br />
dies auf Anweisung eines Vorgesetzten<br />
geschieht. Denn laut Gesetz <strong>da</strong>rf man<br />
Anweisungen zu einer strafbaren Handlung<br />
nicht Folge le<strong>ist</strong>en! Abgesehen <strong>da</strong>von: Wie<br />
wollen <strong>Sie</strong> eine Anweisung tatsächlich<br />
nachweisen, die in den me<strong>ist</strong>en Fällen<br />
doch nur mündlich erfolgt?<br />
Tragen <strong>Sie</strong> Arbeitszeit also nur so ein, wie<br />
<strong>Sie</strong> sie tatsächlich le<strong>ist</strong>en! Bekommen <strong>Sie</strong><br />
Anweisungen, etwas zu ändern, <strong>da</strong>nn lassen<br />
<strong>Sie</strong> sich dies vom Vorgesetzten schriftlich<br />
bestätigen.<br />
Zu wenig Personal –<br />
keine Pausen<br />
Aktuell<br />
Gleiches gilt auch <strong>für</strong> die Pausen: Werden<br />
Pausen nicht gehalten, dürfen<br />
<strong>Sie</strong> auch nicht in den Arbeitszeitaufzeichnungen<br />
als solche eingetragen<br />
werden. Aber: Pausen<br />
sind <strong>da</strong>zu <strong>da</strong>, um gehalten zu<br />
werden! Wenn dies wegen zu<br />
wenig Personal nicht möglich<br />
<strong>ist</strong>, muss der Arbeitgeber<br />
mehr Personal zur Verfügung<br />
stellen – und nicht der Mitarbeiter<br />
seine Pause unbezahlt<br />
durcharbeiten!<br />
Gemeinsam verändern<br />
Erst wenn möglichst viele Mitarbeiter<br />
<strong>da</strong>s Problem aufdecken –<br />
indem sie falsche Arbeitszeitaufzeichnungen<br />
nicht unterschreiben und fehlende<br />
Stunden regelmäßig einfordern,<br />
indem MarktmanagerInnen und AbteilungsleiterInnen<br />
Arbeitszeiten so erfassen,<br />
wie sie gele<strong>ist</strong>et werden –, kann sich etwas<br />
ändern. Nur wenn alle gemeinsam am Problemfall<br />
„Ruhezeiten“ arbeiten, kann etwas<br />
verändert werden.<br />
Das zeigen zahlreiche Filialen vor, in denen<br />
Mitarbeiter und MM gemeinsam sagen:<br />
„Wir arbeiten <strong>für</strong> den Erfolg der Firma,<br />
aber wir wollen unsere Arbeitszeit auch<br />
bezahlt bekommen!“ <strong>Sie</strong> tragen jede gearbeitete<br />
Stunde ein und halten jede Pause.<br />
Nach anfänglichen Problemen und schiefen<br />
Blicken gibt der Erfolg dieser Vorgangsweise<br />
recht: Hier sind motivierte Mitarbeiter<br />
an der Arbeit. Und die bringen<br />
viele Stammkunden, die gerne in der Filiale<br />
einkaufen.<br />
Mag. Sabine Tillinger<br />
Jur<strong>ist</strong>in REWE Konzernbetriebsrat