audimax ING 9/10.2017: Das Karrieremagazin für Ingenieure
Einsteigen, losfahren - Future Mobility bitte! Interessiert? Dann klick dich in die neue audimax ING Ausgabe und lass dich verzaubern. Weitere Themen im Heft: Es lebe die Konsumgüterindustrie und die Spannung steigt: Der MINT-Award 2017 - wer holt sich den Sieg? uvm.
Einsteigen, losfahren - Future Mobility bitte! Interessiert? Dann klick dich in die neue audimax ING Ausgabe und lass dich verzaubern. Weitere Themen im Heft: Es lebe die Konsumgüterindustrie und die Spannung steigt: Der MINT-Award 2017 - wer holt sich den Sieg? uvm.
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
AUTONOMES FAHREN /<br />
TAUGT DAS WAS?<br />
AUTONOME FAHRZEUGE DÜRFEN ERST NACH<br />
GRÜNDLICHEM TESTEN AUF DIE STRASSE.<br />
WIE DAS PASSIERT UND WELCHE JOBS ES<br />
DABEI GIBT, LIEST DU HIER<br />
Text: Petra Herr<br />
Verletzt wurde niemand, als das selbstfahrende<br />
Auto von Google mit geringer Geschwindigkeit<br />
frontal mit einem Linienbus<br />
zusammenstieß. Ein Softwarefehler soll<br />
laut Firmenangaben <strong>für</strong> die Kollision der beiden<br />
Fahrzeuge in Kalifornien verantwortlich gewesen<br />
sein. Die Algorithmen des Google-Cars hatten es<br />
<strong>für</strong> zu wahrscheinlich gehalten, dass ein Bus das<br />
Fahrzeug passieren lassen würde. Vorfälle wie<br />
diese zeigen, dass es oft auf Nuancen der zugrundeliegenden<br />
Steuermechanismen ankommt –<br />
und deshalb bei autonomen Autos kein Weg am<br />
ausführlichen Testen vorbei führt.<br />
<strong>Das</strong> System übernimmt die Kontrolle<br />
Bis 2019 wird es voraussichtlich noch dauern, bis<br />
es Fahrzeuge mit einem Autonomisierungsgrad<br />
Level Drei auf dem Markt geben wird, erklärt Sven<br />
Bauer, Vice President Engineering Software Technical<br />
Lead im Bosch-Geschäftsbereich Chassis<br />
Systems Control. Level Drei bedeutet: Der Fahrer<br />
übergibt die Fahraufgabe vollständig an das System,<br />
muss aber nach Aufforderung jederzeit wieder<br />
das Steuer übernehmen können. <strong>Das</strong> Fahrzeug<br />
muss demnach alle kognitiven Funktionen<br />
des menschlichen Gehirns leisten können – die<br />
Umwelt wahrnehmen, den Standort feststellen<br />
und Entscheidungen treffen. Die derzeit existierenden<br />
Fahrerassistenzsysteme, wie etwa Spurhalteassistenten,<br />
agieren auf Level Zwei – noch ist<br />
der Fahrer verantwortlich, noch unterstützt das<br />
Fahrzeug lediglich. Xavier Vagedes, technischer<br />
Projektleiter Entwicklung <strong>für</strong> Hochautomatiertes<br />
Fahren bei Bosch, entwickelt aktuell an einer Level<br />
Drei-Funktion: dem Highway-Pilot. <strong>Das</strong> Ziel:<br />
automatisiertes Fahren auf der Autobahn bei einer<br />
Geschwindigkeit von 130 Stundenkilometern<br />
ermöglichen. Um eine Straßenzulassung <strong>für</strong><br />
Entwicklungsprojekte wie den Highway-Piloten<br />
zu erlangen, durchläuft der Testingenieur immer<br />
wieder bestimmte Test- und Entwicklungsschleifen<br />
– solange, bis das System den erforderlichen<br />
Reifegrad erreicht hat. Keine leichte Aufgabe,<br />
denn »die Realität ist komplex, und je umfangreicher<br />
die Funktion eingesetzt werden muss, umso<br />
mehr Szenarien müssen wir in Betracht ziehen«,<br />
erklärt Vagedes. Einen Königsweg zur Serienfreigabe<br />
gäbe es nicht, hier griffen verschiedene Vorgehensweisen<br />
ineinander. Bevor eine Funktion in<br />
ein Gesamtsystem integriert werde, wird sie auf<br />
der Softwareebene geprüft. Schließlich wird das<br />
Gesamtsystem wiederum mittels Simulationstools<br />
durchgecheckt. Erst danach wird die<br />
Hardware umgesetzt– der Weg zur Straße ist lang.<br />
Virtuelle Simulation des Verkehrsverlaufs<br />
›PTV Vissim‹ ist eines der zahlreichen Simulationstools,<br />
welches zum virtuellen Testen von autonomen<br />
Fahrzeugen und deren Komponenten<br />
genutzt wird. Hier<strong>für</strong> bildet die Software den Verkehrsverlauf<br />
ab, indem sie die Bewegungen einzelner<br />
Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger, Fahrradfahrer<br />
oder Autos simuliert. Über eine<br />
Software-Schnittstelle können virtuelle Nachbildungen<br />
autonomer Fahrzeuge eingespeist werden.<br />
»<strong>Das</strong> System gibt Antworten auf zwei grundsätzliche<br />
Fragestellungen: Erstens, wie verhält<br />
sich ein autonomes Fahrzeug in einer realen Verkehrssituation?<br />
Und zweitens, was passiert, wenn<br />
ein bestimmter Prozentsatz von Fahrzeugen mit<br />
diesen Systemen ausgerüstet ist – gibt es dann<br />
etwa mehr oder weniger Stau, oder wirkt es<br />
schon, wenn 20 Prozent der Fahrzeuge autonom<br />
unterwegs sind?« erklärt Thomas Benz, Solution<br />
Director Automotive bei PTV. Was genau Kunden<br />
mit der Verkehrssimulation testen, ist flexibel variierbar.<br />
Auch eine Rush Hour in Tokio könne simuliert<br />
werden, so Benz. Besonders gefragt seien<br />
aktuell die seltenen, kritischen Situationen, wenn<br />
etwa ein Fußgänger unerwartet auf die Straße tritt<br />
oder das Verkehrsverhalten in Shared Spaces.<br />
Durchgeführt werden die Tests dann von <strong>Ingenieure</strong>n<br />
wie Xavier Vagedes <strong>für</strong> seinen Highway-Piloten.<br />
Erst wenn virtuell alles passt, verlagert sich<br />
das Testing auf die reale Asphaltpiste – auf die<br />
Zielgerade zur Straßenzulassung. n<br />
58<br />
PROZENT<br />
aller Patente zum autonomen Fahren<br />
wurden im Jahr 2015 von deutschen<br />
Unternehmen angemeldet. Bosch,<br />
Audi und Continental zählen einer<br />
Studie des Instituts der deutschen<br />
Wirschaft nach zu den Top drei der<br />
Patentanmelder in diesem Sektor.<br />
40<br />
MILLIARDEN<br />
US-Dollar schätzen Roland<br />
Berger-Experten das Marktpotenzial<br />
bis zum Jahr 2030 <strong>für</strong> neue<br />
Hardwareprodukte <strong>für</strong> autonome<br />
Fahrzeuge ein. Für Softwareprodukte<br />
sind es 30 Milliarden.<br />
48<br />
MILLIONEN<br />
voll- und teilautomatisierte<br />
Fahrzeuge sollen bis zum Jahr<br />
2035 laut einer Prognose von LMC<br />
Automotive und Oliver Wymann<br />
weltweit produziert werden.<br />
Foto: Bosch, © zapp2photo/Fotolia Quellen: Oliver Wymann, LMC Automotive, Roland Berger, Institut der deutschen Wirtschaft<br />
10 | www.<strong>audimax</strong>.de – Die Jobbörse <strong>für</strong> Akademiker |