Johannesbote #175 Oktober/November 2017
Aktuelles aus der Johannesgemeinde
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Impulse zum Monatsspruch<br />
Pastor Dr. Christian Nottmeier<br />
Gott spricht: Ich will unter ihnen wohnen und will ihr<br />
Gott sein und sie sollen mein Volk sein. (Hesekiel 37, 27)<br />
Monatsspruch für <strong>November</strong> <strong>2017</strong><br />
Was ist Heimat? Was ist zu Hause? Der Ort,<br />
an dem ich groß geworden bin? Das Haus und<br />
die Landschaft? Die vertrauten Namen der<br />
Straßen und Orte? Die Menschen, die mir<br />
wichtig sind? Heimat jedenfalls verbindet<br />
sich mit einem Gefühl der Vertraut heit,<br />
über das nicht lange nach gedacht wird.<br />
Heimat ist so vertraut, dass man sich noch<br />
nach Jahr zehnten an Einzel heiten erinnern<br />
kann, auch wenn man den eigentlichen Ort<br />
vielleicht schon lange nicht mehr gesehen<br />
hat. Heimat hat etwas mit Sehnsucht zu tun.<br />
Der Prophet Hesekiel spricht zu Menschen,<br />
die ihre Heimat verloren haben.<br />
Sie sind in der Fremde, es gibt auch kaum<br />
Aus sicht, zu Leb zeiten die vertrauten Orte<br />
und Län der, die Heimat waren, wieder zu<br />
be suchen. Es war wie bei den Menschen,<br />
die in Deutsch land nach dem Krieg ihre<br />
Heimat öst lich von Oder und Neiße durch<br />
Flucht und Ver trei bung verloren hatten. Sie<br />
mussten neu an fangen, oft in ärmlichen Verhält<br />
nissen. Die Heimat lebte in Ge danken<br />
in ihnen fort, auch wenn sie als Ort verloren<br />
war. Aber die Sehnsucht, die gedank liche<br />
Vertrautheit, die blieb. Das Leben aber<br />
musste weiter gehen, neu auf gebaut werden.<br />
Hesekiel versucht in seiner Botschaft den<br />
Menschen Mut zu neuem Leben zu machen.<br />
Damit nicht der Tod, sondern das Leben<br />
gewinnt. Dazu benutzt er Hoffnungs bilder.<br />
Für ihn ist das ver bunden mit dem Tempel<br />
in Jeru salem. Er liegt in Trümmern, ist entweiht.<br />
Aber in seinen Visionen sieht er den<br />
Tempel in neuem Glanz erstehen. Dabei<br />
ging es ihm nicht um Revan chismus, nicht<br />
um Rache und Rück kehr. Der Tempel war<br />
für ihn mehr als ein Ort. Er war viel mehr ein<br />
Zeichen dafür, dass Gott auch im Leid und<br />
der Ent behrung bei den Menschen bleibt.<br />
Nicht nur der reale Tempel, sondern der<br />
Tempel, den Hesekiel in Gedanken sieht,<br />
wird zum Bild, dass Gott bei den Menschen<br />
wohnt. Er greift dazu auf eine Formel zurück,<br />
die den Menschen seiner Zeit vertraut war,<br />
weil sie in einfachen Worten von dem Bund<br />
Gottes mit seinem Volk sprach: Ich will euer<br />
Gott sein, und ihr sollt mein Volk sein. Gott<br />
und die Menschen, sie gehören zusammen.<br />
Das wird sichtbar am Tempel.<br />
Hesekiels Vision machte den Menschen<br />
Mut. Auch, wenn es lange dauerte, bis der<br />
reale Tempel wiederaufgebaut wurde. Und<br />
der liegt nun seit bald 2000 Jahren wieder<br />
in Trümmern. Und doch wohnt Gott bei<br />
den Men schen. Er wohnt da, wo uns seine<br />
Hoff nungs bilder begleiten. Bald, zu Weihnachten,<br />
werden wir das dann auch wieder<br />
feiern. Gott wohnt bei den Menschen, nicht<br />
in den großen Gebäuden und den mächtigen<br />
Helden, sondern im kleinen, bedrohten und<br />
schwa chen Kind in der Krippe. Da haben<br />
wir Heimat, da sind wir zu Hause. Denn<br />
Gott will unter uns wohnen und wir sollen<br />
sein Volk und er soll unser Gott sein. ◀<br />
<strong>Johannesbote</strong>: <strong>Oktober</strong> | <strong>November</strong> <strong>2017</strong><br />
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