Rundbrief der Emmausgemeinschaft - Ausgabe 03|17
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Thema | 17<br />
Foto: epd/M. Uschmann<br />
Was hat sich durch die Reformation für<br />
die Christen danach geän<strong>der</strong>t?<br />
Die Reformation hat Auswirkungen auf<br />
die ganze Christenheit. Viel reformatorisches<br />
Gedankengut wurde auch in <strong>der</strong><br />
katholischen Kirche heimisch: Es gibt heute<br />
Gottesdienste in <strong>der</strong> Landessprache.<br />
O<strong>der</strong> eine gelebte Wertschätzung des<br />
eigenverantwortlichen Denkens. Je<strong>der</strong><br />
Mensch kann und soll die Bibel selbst lesen<br />
und auslegen. Durch die Reformation<br />
gab es eine „Bildungsoffensive“. Seit <strong>der</strong><br />
Reformation wurden Stiftungen an<strong>der</strong>s<br />
eingesetzt, z. B. für Armenkassen und<br />
Schulen und nicht mehr für Seitenaltäre.<br />
Dadurch entstanden viele evangelisch<br />
getragene Schulen. Eine Reaktion darauf<br />
ist die Gründung des Jesuitenordens, er<br />
war die „Bildungsspeerspitze“ gegen die<br />
Reformation. Priester sollten nun auch<br />
Theologen sein und nicht nur geweihte<br />
„einfache“ Leute. – Neu war auch eine<br />
sichtbare Vielfalt gelebten christlichen<br />
Glaubens. Im Vergleich zur katholischen<br />
Lehre gibt es im evangelischen Glauben<br />
mehr Freiheiten, auch in <strong>der</strong> persönlichen<br />
Lebensführung. Je<strong>der</strong> einzelne Mensch<br />
steht frei vor Gott – ohne auf die Vermittlung<br />
<strong>der</strong> Kirche<br />
angewiesen zu<br />
sein – aber gebunden<br />
an den<br />
Auftrag, dem<br />
Nächsten Gutes<br />
zu tun.<br />
Am 31.10.2017<br />
gedenken wir<br />
500 Jahre Reformation.<br />
Was<br />
ist davon heute<br />
noch geblieben?<br />
Es ist bis heute revolutionär, dass Evangelische<br />
dafür eintreten, dass wir tatsächlich<br />
aus Gnade und nicht aus Werken leben.<br />
Daher ist es auch nicht so schlimm, wenn<br />
etwas nicht gelingt. Aus <strong>der</strong> Reformation<br />
ist auch die Mahnung geblieben, nicht in<br />
eine neue Verfestigung hineinzufallen.<br />
Wir wollen einen gnädigen und liebenden<br />
Gott vermitteln.<br />
Es geht nicht nur ums Bibellesen, son<strong>der</strong>n<br />
auch darum, einen Gottesdienst zu<br />
finden, <strong>der</strong> einem Spaß macht und sich<br />
dort mit an<strong>der</strong>en Gläubigen auszutauschen.<br />
Setzen wir uns <strong>der</strong> Sache Gottes<br />
aus durch Musik, Menschen, Bücher,<br />
Gottesdienste, Filme, Natur … Zehren<br />
wir auch vom Erfahrungsschatz an<strong>der</strong>er<br />
Menschen. Bringen wir Gott mit dem eigenen<br />
Leben in Verbindung. Rechnen wir<br />
mit einem Gott, <strong>der</strong> da ist und erkennen<br />
wir, dass wir selbst nicht aus einem Zufall<br />
heraus entstanden sind. <br />
Lars Müller-Marienburg (*1977 Ansbach/<br />
Bayern) ist seit 2016 Superintendent <strong>der</strong><br />
Evangelischen Diözese Nie<strong>der</strong>österreich.<br />
Diese umfasst 28 Pfarrgemeinden mit gut<br />
40 000 (2016) Mitglie<strong>der</strong>n.