KUNST.INVESTOR Dorotheum Kunst für jede Saison Dorotheum-Auktionswoche mit Alten Meistern, Gemälden des 19. Jahrhunderts, Antiquitäten und Juwelen (17. bis 19. Oktober <strong>2017</strong>) Alte Meister haben immer Saison. Manche kann man diesbezüglich sogar beim Wort nehmen: Jede Saison ist im Jahreszeitenzyklus von Giovanni Paolo Castelli, genannt Lo Spadino, angelegt. In der Art der berühmten, bizarren Obst- und Gemüsefigurenbilder Archimboldos werden die vier Jahreszeiten als Personen dargestellt. Und zwar nicht ruhig-porträthaft, sondern in Aktion: So verspeist etwa der Herbst in genießerischen Verrenkungen eine Traube. Extrem modern wirkt diese jeweils mit 80.000 bis 120.000 Euro bewertete prä-surrealistische Serie, ein Höhepunkt der Dorotheum-Altmeister-Auktion am 17. Oktober <strong>2017</strong>. Eines der bemerkenswertesten Gemälde dieser vom 17. bis 19. Oktober anberaumten Auktionswoche ist zweifellos ein Bildnis des Florentiner Malers Felice Ficherelli, weil es als Vorlage für einen Malerstar der Kunstgeschichte diente. Es zeigt die Heilige Praxedis, eine junge römische Patrizierin, die den ersten christlichen Märtyrern beistand. Im Vordergrund kniend, wringt sie das Blut des hinter ihr dargestellten Märtyrers aus ihrem Schwamm. Dieses Motiv soll niemand Geringeren als Malergiganten Jan Vermeer so tief beeindruckt haben, dass er es kopierte und seinem Vorbild auch in der Signatur, im Nennen von Ficherellis Spitznamen „il Riposo“, seine Reverenz erwies. Bemerkenswert ist dieses Bild auch wegen seiner Provenienz. Jahrhundertlang in Familienbesitz, wird es nun, geht man von seiner dokumentierten Geschichte aus, zum ersten Mal zum Verkauf angeboten. Zwei Kopien gibt es von der Heiligen Praxedis, eine in einer Privatsammlung in Ferrara (Ficherelli), eine von Vermeer. Beide folgen dem im Dorotheum angebotenen Werk. Deshalb lässt es mit großer Sicherheit sagen, dass es sich hier um die Urfassung handelt (sh. Magazin-Artikel bei den Downloads; Schätzwert € 150.000 – 200.000). Die naturalistische Darstellung des Philosophen Heraklith ist ein hervorragendes wie bedeutendes Beispiel für den bravourösen Pinselstrich und den brillanten Naturalismus, der Jusepe de Ribera zu einem der wichtigsten Maler des Barock machte. In der Nachfolge von Caravaggio tauchte er die Gemälde in die typischen Hell-Dunkel-Kontraste, holte Modelle von der Straße, idealisierte sie nicht und übersetzte historische Motive in die Gegenwart. Ribera malte eine Reihe von Philosophen, jener im Dorotheum angebotene Heraklith entstand 1634 in Neapel auf der Höhe seines Kunstschaffens. Die Komposition war bis dato nur durch Kopien und eine unsignierte Version bekannt. Eine ebenfalls unsignierte Kopie im Kunsthistorischen Museum wurde vormals Luca Giordano, neben Salvator Rosa ein Schüler Riberas, zugeschrieben. Mit 200.000 bis 300.000 Euro ist dieses signierte Werk beziffert, das über eine großartige Provenienz verfügt. Ehemalige Besitzer waren zum Beispiel Kardinal Joseph Fesch, Onkel Napoleon Bonapartes, oder der 1936 verstorbene spanische Sammler Joachim Carvallo. Vom bereits zu Lebzeiten hoch gefeierten, hauptsächlich in Rom tätigen Pariser Porträtisten Simon Vouet stammt das Bild eines hochrangigen Offiziers, der fordernd, von einem Hund flankiert, den Blick auf den Betrachter wirft. Diese Komposition – vollfigurige Person, auf Tisch und Helm gelehnt – war im 17. Jahrhundert ein eigener Typus, den etwa Vouets Künstlerfreundin Artemisia Gentileschi verwendete.
KUNST.INVESTOR Dorotheum Der Herbst als Obstfigur: Giovanni Paolo Castelli, Lo Spadino (1659 - ca. 1730), Allegorie des Herbstes Öl auf Leinwand, 131 x 94 cm, Schätzwert € 80.000 - 120.000 - Auktion 17. Oktober <strong>2017</strong>