Neumann - November 2017
Das Magazin für Kultur & Lifestyle
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16<br />
Konzert<br />
KULTUR<br />
PRÄSENTIERT<br />
Habib Koité und seine Band bieten betörende Weltmusik aus Mali<br />
Afrikanischer Griot-Pop<br />
Er spiegelt in seiner Musik die unterschiedlichsten Kulturen wider: Der westafrikanische<br />
Sänger und Gitarrist Habib Koité gastiert im Rahmen der Reihe<br />
„Songs & Poesija“ im Reutlinger franz.K und stellt sein aktuelles Album „Soô“ vor.<br />
Klischees, etwa von perkussiver Unbändigkeit und<br />
instrumentalem Zauber, bedient Koité nicht. Die<br />
polyrhythmischen Verwebungen treten nur für<br />
kurze Augenblicke hervor.<br />
Es ist das melodisch geprägte Songgerüst, innerhalb<br />
dessen sich Habib Koité und seine 1988 gegründete<br />
Begleitband Bamada bewegen. Der studierte<br />
Sänger und Gitarrist wuchs in einer großen<br />
Familie mit 17 Geschwistern auf, in der der Umgang<br />
mit Musik und diversen Instrumenten ganz natürlich<br />
war. Was den Reiz seiner Musik ausmacht,<br />
ist die Spannung zwischen der althergebrachten<br />
Tradition und der Moderne, das dynamische, dann<br />
wieder ganz in seiner afrikanischen Überlieferung<br />
verwurzelte Selbstverständnis des Sängers. Was<br />
zunächst fremd anmutet, etwa die malischen Instrumente<br />
N’Goni und Kora oder die folkloristischen<br />
Songs mit ihren teilweise schwermütig-melancholischen<br />
Klängen, wird immer wieder durch einen<br />
eingängigen Pop-Rhythmus in das uns vertraute<br />
Lebensgefühl übersetzt. Zumal Koités Mitmusiker<br />
– insbesondere der Balafon-Virtuose Kélétegui Diabaté<br />
- Zwischentöne finden, die sich einfühlsam<br />
der Stimme des 59-jährigen Bandleaders anpassen.<br />
Museale Bewahrung ist nicht die Sache des 1958<br />
geborenen Habib Koité. Der aus einer alten Musikerfamilie<br />
von Griots – den afrikanischen Nachrichten-<br />
und Historienerzählern – stammende<br />
malische Sänger und Gitarrist schreibt die Überlieferung<br />
seiner Heimat fort, indem er sie in den<br />
lebendigen Prozess der musikalischen Gegenwart<br />
herüberzieht. Das kommt auch auf dem inzwischen<br />
siebten Album „Soô“ zum Ausdruck, das eine<br />
Liebeserklärung an seine Heimat ist. Koité hat zwar<br />
die afrikanische Laute N‘Goni durch die Gitarre ersetzt,<br />
mit seiner Zupftechnik kommt er dem leicht<br />
metallischen Klangbild der N‘Goni aber verblüffend<br />
verlost<br />
2 X 2 TICKETS FÜR DAS KONZERT<br />
Wer gewinnen möchte, schickt bis zum 10. <strong>November</strong><br />
eine Email mit seinen vollständigen Kontaktdaten und<br />
dem Betreff „Habib Koité“ an:<br />
verlosungen@neumann-magazin.de<br />
nah. Der balladenhafte Teil seiner Stücke erinnert<br />
bisweilen an die Lieder der nordamerikanischen<br />
Folkpoeten. Doch was Koité erzählt, entspricht der<br />
althergebrachten Rolle der Griots. Um die Gesellschaft<br />
bewegende Themen geht es, die Spannung<br />
zwischen der althergebrachten Tradition und der<br />
Moderne, die damit verbundenen Chancen und<br />
Verlockungen, aber auch die Gefahren für die kulturelle<br />
Identität Afrikas.<br />
In seinen Konzerten wechselt Koité immer wieder<br />
zwischen schlank instrumentierten, in einem steten<br />
sanften Fluss stehenden Stücken und perkussiv<br />
dominierten Nummern mit moderat angezogenen<br />
Tempi. Aus Soul, Blues und Pop schöpft seine<br />
Band verschiedene Grundierungen: Schlagzeug<br />
und Bass mischen in der Rhythmik mit, aber schön<br />
zurückhaltend. Es sind immer die traditionellen<br />
Melodien, die im Fokus stehen. Dazu Koités weiche<br />
Baritonstimme, die sehr geschmeidig ist und nur<br />
bisweilen ins Stakkatohafte ausbricht. Afrikanische<br />
Überhaupt diese Stimme: Habib Koité überzeugt<br />
gar nicht mal so sehr durch den Einsatz eines variationsreichen<br />
Organs, sondern durch seine weiche<br />
Baritonstimme, die sehr schön mit dem ruhigen<br />
Fluss der Musik harmoniert. Die beiden Perkussionisten,<br />
zwei Gitarristen sowie ein Bassist und<br />
Holzxylophonist zeigen auf verblüffende Art und<br />
Weise, wie man einen immer gleichen Beat farbenfroh<br />
und sinnlich aufbereiten kann: von althergebrachter<br />
afrikanischer Hochzeitsmusik bis hin zu<br />
Afropop, Flamenco und Reggae, vom malischen<br />
Djondon-Rhythmus bis zu Einflüssen aus dem<br />
schwarzafrikanischen Soul - vieles passt da zusammen,<br />
was eigentlich nicht zusammengehört.<br />
Obwohl der westliche Einfluss in Form von leicht<br />
verdaulichen und verpopten Melodielinien einen<br />
großen Platz einnimmt, setzen Habib Koité und seine<br />
Begleitband Bamada (das bedeutet Krokodilmaul)<br />
ihre Identität und Glaubwürdigkeit niemals<br />
aufs Spiel. Wenn es die Bezeichnung „Independent<br />
Griot-Pop“ gäbe, so würde sie hier den Nagel auf<br />
den Kopf treffen. jüsp<br />
HABIB KOITÉ<br />
28.11. I 20.30 Uhr I franz.K I Reutlingen I habibkoite.com<br />
Foto: Veranstalter<br />
<strong>November</strong> <strong>2017</strong>