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Neumann - November 2017

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46<br />

Lesungen<br />

UNTERHALTUNG<br />

Sven Regener geht wieder mit seinem guten Freund Lehmann auf Lesetour<br />

„Man erscheint gerne mal zauselig...“<br />

im Kopf statt, genau wie Romane schreiben, und<br />

dann würde sich das gegenseitig blockieren, wenn<br />

man das gleichzeitig versucht.<br />

Kommt es vor, dass Sie Ideen, die ursprünglich die<br />

Basis für einen Songtext gedacht waren, letztendlich<br />

anderweitig nutzen und umgekehrt?<br />

Es gibt Motive, die in Songs auftauchen und vielleicht<br />

auch mal in einem Roman. Aber das sind seltene<br />

Ausnahmen und sie fallen nicht besonders auf.<br />

Als Sänger von Element Of Crime verzaubert er mit wunderschöner Popmusik, er<br />

schreibt Drehbücher und ist zudem ein erfolgreicher Autor, der die Hörbuchversionen<br />

seiner Werke höchstpersönlich einliest: Sven Regener. Mit seinem neuesten<br />

Roman „Wiener Straße“, den der gebürtige Bremer nun auf einer Lesetour vorstellt,<br />

widmet sich der 56-Jährige erneut seinem liebsten Protagonisten.<br />

Herr Regener, mit „Wiener Straße“ kehren Sie erneut<br />

zum Charakter Herr Lehmann zurück. Was<br />

fasziniert Sie persönlich an dieser Figur, die Sie<br />

immer wieder zu neuen Roman anregt?<br />

Er ist mir ein guter Freund geworden. Wobei wir<br />

ehrlicherweise sagen müssen, dass Frank Lehmann<br />

in „Wiener Straße“ eher eine Nebenrolle spielt. Aber<br />

alle Figuren um ihn herum sind ja ebenso meine Geschöpfe<br />

und da ich die Geschichten eher über Figuren<br />

finde, kann man da immer irgendwie weitermachen.<br />

Hatten Sie bereits mit dem ersten Roman im Hinterkopf,<br />

seine Geschichte weiterzuerzählen beziehungsweise<br />

auszuleuchten?<br />

Nun ja, wie schon gesagt, bei „Wiener Straße“ geht<br />

es eher um Leute wie H.R. Ledigt, die Wiener Aktionisten<br />

der ArschArt-Galerie, Erwin Kächele und<br />

so weiter, da sind andere Leute in den Vordergrund<br />

gerückt. Aber um die Frage zu beantworten: nein.<br />

So lange kann ich im Voraus nicht planen. Die Idee<br />

für „Wiener Straße“ hatte ich zuerst am Ende des<br />

Schreibprozesses von „Der kleine Bruder“.<br />

Eine sicherlich oft gestellte Frage, nichtsdestotrotz:<br />

Wie sehr sehen Sie sich selbst in der Figur<br />

als auch in seinen Erlebnissen?<br />

Ich liebe sie alle und kann mich auch mit allen bis zu<br />

einem gewissen Grad identifizieren. Zugleich sind<br />

sie alle anders als ich, das ist wichtig, ich möchte<br />

eigentlich keinen Roman über mich schreiben, aber<br />

irgendwie bringt man natürlich immer sein eigenes<br />

Seelenfleisch mit rein.<br />

Vieles von dem, was Herr Lehmann geschieht,<br />

haben Sie selbst erlebt: Fällt es manchmal schwer<br />

eine Grenze zu ziehen? Zu sagen, hier portraitiere<br />

ich eine real existierende Person zu offensichtlich?<br />

Nein, das Problem habe ich nicht. Und meine Erlebnisse<br />

waren eigentlich auch andere. Also genau<br />

so wie in dem Buch ist es nie gewesen, das sei mal<br />

festgestellt. Das mit den real existierenden Personen<br />

wollte ich tatsächlich immer tunlichst vermeiden,<br />

weil einen das als Autor unfrei macht, wenn<br />

man zu nah an diesen Personen dran ist.<br />

Sie sind bekannterweise nicht nur als Autor, sondern<br />

auch als Musiker und Drehbuchautor aktiv.<br />

Überschneiden sich die Arbeitsprozessen?<br />

Nein, während ich an einem Roman schreibe, kann<br />

ich keinen Song schreiben und umgekehrt auch<br />

nicht. Aber man kann immer noch Konzerte spielen<br />

oder dergleichen. Songtexte schreiben findet viel<br />

Wie arbeiten Sie generell? Sind Sie ein akribischer<br />

Schreiber, der sich täglich ein gewisses Arbeitspensum<br />

verschreibt oder ist dies gänzlich<br />

von der akuten Lust am Schreiben abhängig?<br />

Eher das Letztere. Ich denke gerne lange nach, bevor<br />

ich etwas aufschreibe, wälze es vorher im Kopf<br />

herum, spreche Dialoge durch, sowas. Man erscheint<br />

dadurch gerne mal zauselig, weil man mit<br />

sich selbst zu reden scheint...!<br />

Mit „Wiener Straße“ gehen Sie erneut auf Lesetour.<br />

Wie wichtig ist es Ihnen, Ihre Texte dem der<br />

Leserschaft persönlich vorzutragen?<br />

Ich habe einen eigenen Sound im Schreiben und<br />

wenn ich lese, gebe ich noch mal einen speziellen<br />

Sound dazu. Für mich ist das sehr reizvoll und ich<br />

kann nur hoffen, dass es das für die Leute auch ist.<br />

Gibt es dabei Momente, in denen Sie feststellen<br />

müssen, dass Passagen nicht jene Wirkung erzielen,<br />

die Sie sich damit erhofft haben?<br />

Ja klar, aber das kann tausend Gründe haben. Am einen<br />

Abend so, am anderen so, woran immer das dann<br />

gelegen haben kann. Man kann ja auch Witze verhauen,<br />

Stellen verstolpern, sich verhaspeln, sowas<br />

ist nie frei von Risiko. Aber das kennt ja jeder Theaterschauspieler<br />

auch. Da ist auch nicht jeden Abend<br />

alles gleich. Aber meistens klappt es. Das Wichtigste<br />

ist für mich die Konzentration, die darf ich nicht verlieren<br />

und meistens passiert das auch nicht.<br />

Sowohl als Autor als auch als Musiker kennen<br />

Sie das Tourleben bestens. Ist dies eine Notwendigkeit<br />

oder ein ganz besonders geschätzter Teil<br />

ihrer Arbeit und Ihres Lebens?<br />

Es ist eher eine Notwendigkeit. Gut sind die Abende,<br />

lang wird der Tag auf Tour, so ist es nun mal. pa<br />

SVEN REGENER Wiener Straße - Lesung<br />

11.11. | 20 Uhr | Stuttgart | Theaterhaus | Siemensstr. 11 |<br />

svenregener.de<br />

Foto: Charlotte Goltermann<br />

<strong>November</strong> <strong>2017</strong>

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