Web_Spielfeld_November_Gesamt
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Auch Hebert fand endgültig mit dem Bundesliga-Aufstieg zur<br />
TSG – wenngleich die Familie fußballerisch völlig anders<br />
gepolt ist: „Mein Ehemann ist KSC-Fan, mein Sohn für den<br />
VfB Stuttgart und mein Enkel hängt an Borussia Dortmund.“<br />
Gerhardt war vor ihrer TSG-Zeit kein großer Fußballfan. Im<br />
Gegenteil: „Mein Vater, mein Bruder und mein Neffe waren<br />
alle Schiedsrichter und ich musste immer mit zu den Spielen.<br />
Ich habe es gehasst“, erinnert sie sich. Die ersten positiven<br />
Erfahrungen mit dem Sport machte sie in der Schule: „Damals<br />
wollte ein Schulfreund anbändeln, ich wollte aber nicht. Er<br />
hatte das 1860-München-Wappen auf seiner Schultasche, da<br />
gab mir mein Vater den Tipp: ‚Schreib‘ doch auf deine Tasche<br />
FC Bayern drauf, der spricht dich nie mehr an.‘ Genau so<br />
war’s.“ Von da an war sie Bayern-Sympathisantin.<br />
2012 zog Gerhardt nach Zuzenhausen. Im Stadion wollte sie<br />
gern etwas näher an der Mittellinie sitzen und irgendwann<br />
waren tatsächlich Dauerkarten in der ersten Reihe in Block<br />
M frei. Zu Heberts Geburtstag schenkte ihr Gerhardt dann<br />
eine Dauerkarte, eine Reihe hinter ihr. Inzwischen sitzt das<br />
Trio nebeneinander, hat sogar zwei weitere angrenzende<br />
Plätze. Mit dabei sind meistens Gerhardts Nichte und Bocks<br />
Enkeltochter. Wenn die drei wieder mal lautstark das Blaue<br />
vom Fußballhimmel jubeln, mahnen die schon mal: „Oma,<br />
das ist doch peinlich. Ihr schreit ja wie die Hyänen.“ Die<br />
Damen stört das herzlich wenig, sie stehen zu ihrem Verein:<br />
In der Zeit um den Nikolaustag tragen sie im Stadion blaue<br />
Zipfelmützen. Die Perücken entdeckte Bock vor einigen<br />
Jahren in einem Kaufhaus und dachte sofort an die TSG und<br />
ihre Freundinnen.<br />
Die Rückmeldungen waren enorm: „Es geht schon los, wenn<br />
wir ins Stadion kommen. Da fangen manche direkt an zu<br />
singen: ,Ihr habt die Haare schön!‘“ Die ersten Anrufe kommen<br />
spätestens auf der Heimfahrt von den Perücken-Partien.<br />
Freunde sagen: „Ihr wart mal wieder im Fernsehen, schaut<br />
heut Abend die Sportschau“ oder fragen „Wann gebt ihr eure<br />
erste Autogrammstunde?“ Vielleicht werden sie auch am<br />
10. Februar beim Duell gegen den, zumindest was die kostümierten<br />
Zuschauer angeht, übermächtigen Karnevalsgegner<br />
aus Mainz wieder ein Lieblingsfanmotiv der Kamerateams<br />
sein. Auch, wenn sie sich das eigentlich gar nicht so richtig<br />
erklären können. Gerhardt: „Hier sitzen ja auch noch ein<br />
paar andere Menschen in Blau. Aber irgendwas ist wohl doch<br />
besonders an uns alten Schachteln.“<br />
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