AWO Panorama 0-2006 - AWO Landesverband Berlin eV
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<strong>AWO</strong>-<strong>Panorama</strong><br />
sie unter der Leitung von Hedwig<br />
Wachenheim als Abendschule für<br />
Männer und Frauen mit einem<br />
20stündigen Wochenplan, der u.a.<br />
Psychologie, Soziologie, Pädagogik<br />
und Geschichte der Arbeiterbewegung<br />
beinhaltete. 1929 erhielt die<br />
Schule die staatliche Anerkennung<br />
und am 27. September 1930 legten 39<br />
Frauen und drei Männer die erste<br />
staatliche Prüfung ab.<br />
Obwohl die Berufsaussichten für<br />
die AbsolventInnen in den Zeiten der<br />
großen Arbeitslosigkeit gering waren,<br />
entwickelte sich die Schule sehr gut.<br />
Im Zusammenhang mit dem Verbot<br />
der <strong>AWO</strong> im Sommer 1933 wurde<br />
aber auch sie aufgelöst und ihre DozentInnen<br />
wurden verfolgt oder emigrierten.<br />
Nach dem Krieg knüpfte der <strong>Berlin</strong>er<br />
<strong>Landesverband</strong> der <strong>AWO</strong> mit ver-<br />
Hartmut Brocke (l.) im Gespräch mit der Tochter<br />
und dem Witwer Regine Hildebrandts.<br />
schiedenen Schulungen an die Arbeit<br />
der Wohlfahrtsschule an. 1951 wurde<br />
das Sozialpädagogische Institut gegründet,<br />
das in der Alemannenallee<br />
Heimerzieher ausbildete. Der Stadtrat<br />
a. D. Walter May, dessen Namen<br />
die Stiftung seit 1976 trägt, wurde erster<br />
Schulleiter. 1957 erhielt das Institut<br />
die Anerkennung als Fachschule<br />
für Sozialarbeit durch den Senator für<br />
Volksbildung. Seit der Umwandlung<br />
in eine Stiftung hat sich das SPI eine<br />
Fülle anderer Geschäftsfelder erschlossen,<br />
aber auch im Ausbildungs-<br />
2 1/2009<br />
und Schulbereich zahlreiche zusätzliche<br />
Angebote entwickelt. Detailliert<br />
nachzulesen ist die Entwicklung des<br />
SPI in einem Sonderdruck der Reihe<br />
„Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit"<br />
(TUP) des Bundesverbandes, der<br />
kostenlos über das SPI (Müllerstr.76,<br />
13349 <strong>Berlin</strong>, E-Mail: info@stiftungspi.de)<br />
bezogen werden kann.<br />
Die Festveranstaltung gab auch<br />
den Rahmen ab für die Verleihung<br />
der Regine-Hildebrandt-Medaille an<br />
Franz Müntefering und Prof. Dr.Dr.<br />
h.c. C.Wolfgang Müller. Die Laudationes<br />
wurden von Dr. Margrit Spielmann<br />
und Hans Nisblé gehalten.<br />
C. Wolfgang Müller wurde für<br />
seine Verdienste um Erforschung und<br />
Umsetzung Sozialer Arbeit gewürdigt.<br />
Er wurde als Sohn einer Putzmacherin<br />
und eines promovierten Volkswirts<br />
und sozialdemokratischen<br />
Stadtverordneten im November<br />
1928 in Dresden geboren,<br />
konnte seinen 80.<br />
Geburtstag also fast zeitgleich<br />
mit der Wohlfahrtsschule<br />
feiern. 1947 machte<br />
er in Chemnitz Abitur, studierte<br />
dann in <strong>Berlin</strong> und<br />
Basel europäische Kulturwissenschaften,Theaterwissenschaft<br />
und Publizistik<br />
und promovierte 1956. Er<br />
arbeitete zunächst als Jour-<br />
nalist, wurde nach langjähriger<br />
ehrenamtlicher JugendgruppenarbeitJugendpfleger<br />
und schließlich 1965<br />
Professor für Erziehungswissenschaften<br />
(Sozialarbeit) an der Pädagogischen<br />
Hochschule <strong>Berlin</strong>. 1970 wurde<br />
er ordentlicher Professor und seit<br />
1970 leitete er das Institut für Sozialpädagogik<br />
an der TU <strong>Berlin</strong>. C. W.<br />
Müller gehört zu den Größen seiner<br />
Zunft. Gleichwohl hat er das Geschehen<br />
in der Welt nie nur analysierend<br />
betrachtet, sondern Sozialpädagogik<br />
und Soziale Arbeit haben für ihn stets<br />
Anteilnahme bis zur Einmischung,<br />
eben ,soziale Beziehungsarbeit‘ bedeutet.<br />
C.W.Müller war Stiftungsmit-<br />
glied des SPI, gehörte dem Kuratorium<br />
des Instituts an und ist seit 1952<br />
Mitglied der SPD und seit 1983 der<br />
<strong>AWO</strong>.<br />
Frau Dr. Spielmann führte aus,<br />
dass mit der Regine-Hildebrandt-Medaille<br />
an eine Frau erinnert werden<br />
soll, die sich in besonderer Weise für<br />
das Miteinander, für Freiheit, Gerechtigkeit,<br />
Solidarität und Toleranz in<br />
unserer Gesellschaft eingesetzt hat.<br />
Franz Münteferings hartnäckiges und<br />
fortdauerndes Eintreten für Demokratie<br />
und Soziales sei der Arbeiterwohlfahrt<br />
in Brandenburg und <strong>Berlin</strong><br />
aller Ehren wert, fuhr sie fort.<br />
„Ob als Gewerkschaftsmitglied bei<br />
der IG Metall, ob als Mitglied des<br />
Stadtrats von Sundern, ob in seinen<br />
verschiedenen Ämtern in Nordrhein-<br />
Westfalen oder ob auf Bundesebene<br />
als Bundestagsmitglied, Geschäftsführer<br />
bzw. Generalsekretär der SPD,<br />
Minister für Arbeit und Soziales oder<br />
als Parteivorsitzender: Franz Müntefering<br />
ist immer eingetreten für eine<br />
organisierte Solidarität des Sozialstaates.“<br />
Franz Müntefering habe für die<br />
große Idee der sozialen Gerechtigkeit<br />
nicht nur geworben, er habe dies auch<br />
ganz praktisch in der Politik umgesetzt,<br />
damit die Weichen für die Soziale<br />
Idee nicht in eine Sackgasse führen.<br />
„Soziale Wärme, ehrenamtliches<br />
Engagement und Herzlichkeit, dafür<br />
steht u.a. das rote Herz bei der Arbeiterwohlfahrt.<br />
Dafür steht aber auch<br />
Franz Müntefering als Person.“<br />
Prof. C. W. Müller und Franz Müntefering<br />
bedankten sich mit ebenso<br />
ernsthaften wie launigen Worten für<br />
die hohe Auszeichnung. Nach einer<br />
den Festakt abschließenden Musik einer<br />
Jugendband vom „Werk 9“ nahm<br />
sich Franz Müntefering viel Zeit für<br />
intensive Gespräche. Für C.W. Müller<br />
bot der Empfang im Foyer des Humboldtsaals<br />
die Gelegenheit zur Wiederbegegnung<br />
mit Freunden und<br />
Weggefährten aus Wissenschaft und<br />
Forschung, aus den Gremien der<br />
<strong>AWO</strong> und der Stiftung SPI.