buchreport.express 45/2017

uchreport.express Nr. 45 · 9. November 2017
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Foto: Readfy
E-BOOK Bastei Lübbe schreibt Oolipo ab
Antritt mit klarer Kante
Kaum eine Woche im Amt, schon erfolgt der erste Schnitt: Carel Halff,
als Nachfolger des geschassten Vorstandschefs Thomas Schierack frisch
am Ruder des börsennotierten Publikumsverlags Bastei Lübbe, zieht mit
den verbliebenen Vorstandskollegen Klaus Kluge (Programm/Marketing/
Vertrieb) und Ulrich Zimmermann (Finanzen) bei der Streaming-Plattform
Oolipo den Stecker.
Hoffnungsträger hebt nicht ab
Das mit hohem finanziellem Aufwand entwickelte Portal (85% der Anteile
an der Tochtergesellschaft liegen bei Bastei Lübbe, 5% bei dem britischen
Investor Blue Sky Tech Ventures, der Rest verteilt sich auf weitere Aktionäre)
habe die „erwarteten und notwendigen Nutzerzahlen bislang bei Weitem
verfehlt“, lautet der Klartext zur Kurskorrektur. Weil auch die Suche
nach neuen Investoren erfolglos war, habe der Vorstand mit Rückendeckung
des Aufsichtsrats beschlossen, keine weiteren Mittel in das Projekt
zu investieren und eine außerplanmäßige Abschreibung vorzunehmen.
Sie wird das operative Ergebnis des Konzerns im 2. Quartal des laufenden
Geschäftsjahres mit rund 3 Mio Euro belasten.
Was wird aus Oolipo? Der Vorstand will in den nächsten Monaten die
Möglichkeit prüfen, die entwickelte Technologie „anderweitig zu verwenden
oder zu verwerten“. Unternehmenssprecherin Barbara Fischer zufolge bleibt
die Plattform online, man spreche mit den anderen Aktionären und suche
auch weiter nach Investoren: „Aber sie wird von uns nicht weiterentwickelt.“
Serielle Inhalte für kleine Beträge auf mobile Lesegeräte spielen und damit
auch international punkten – mit diesem fantasieanheizenden Konzept
wurde Oolipo nach vielen Verzögerungen im März gestartet. Bis 2019 sollten
2 Mio Kunden gewonnen werden, wurde noch kurz zuvor auf einem
Investorentag getrommelt. Mit Halff auf der Bastei kommt jetzt alles auf
den Prüfstand. Unter seiner Führung werde der Vorstand „die strategische
Ausrichtung insgesamt detailliert auf operative Chancen und Risiken hin
analysieren und in enger Abstimmung mit dem Aufsichtsrat die Geschäftsstrategie
fortschreiben bzw. anpassen“, so die Ansage aus Köln.
E-BOOK Verkauf von Readfy bis zum Jahresende wird forciert
Ferne Gewinnschwelle
Der E-Reading-Anbieter Readfy soll jetzt rasch, bis Ende 2017, verkauft werden.
Die Geschäftsführung ringt bereits seit einiger Zeit um eine Anschlussfinanzierung
für die Zeit ab Anfang 2018. „Leider hat sich Readfy, wie ihr
auch alle mitbekommen habt, nicht so schnell entwickelt und die Gewinnschwelle
erreicht, wie wir uns das alle erhofft haben“, teilt das Team im aktuellen
Investoren-Update mit. Jetzt wird mit Hochdruck nach einer neuen Perspektive
gesucht. Ein ausländischer Käufer sei bereits in Aussicht, erklärt
Read fy, aber unter Dach und Fach ist die Übernahme noch nicht. Bis es so
weit ist, hat sich das Unternehmen selbst einen Sparkurs verordnet, um „weiterhin
einen reibungslosen operativen Betrieb der Plattform zu garantieren“.
Das Kernprodukt von Readfy ist eine App mit einem Katalog von über
100.000 E-Books, der werbefinanziert und für die Nutzer kostenfrei zugänglich
ist. Zuletzt experimentierte das Unternehmen im Bereich Reader
Analytics und publiziert seit August eine datenbasierte digitale Romanreihe.
■ DATEI
Bastei Lübbe
Schanzenstraße 6-20, 51063 Köln
Tel. 0221/8200-0
www.Luebbe.de
Integrierte Verlage/ Programme
Lübbe Hardcover, Bastei Lübbe TB, Lübbe
Ehrenwirth, Lübbe Paperback, Lübbe Audio,
Lübbe Digital, Baumhaus, Baumhaus TB,
Boje, Quadriga, Eichborn, One,
Lyx/Link seit 6/2016
Umsatz 2016 79,9 Mio € 1) (+2,7%)
– Hardcover 18,6 (21,8) Mio € 2)
– Taschenbuch 28,2 (26,4) Mio €
– Online/E-Book 13,0 (10,3) Mio €
– Hörbuch 9,8 (8,7) Mio €
– Romanhefte 6,8 (6,9) Mio €
– Lizenzen 2,9 (3,1) Mio €
Mitarbeiter 338
1) Gesamtumsatz 101,8 Mio Euro. Enthält auch Rätselhefte,
Wohnzubehör. Am 1.1.2017 wurde der Geschäftszweig
Wohnzubehör (Räder) an die Räder GmbH verkauft.
2) In Klammern die Vorjahresumsätze
buchreport
Krisenmanagement:
Philipp Ortmaier trat im Februar 2017 als
neuer Geschäftsführer des E-Reading-Anbieters
Readfy an. Das Geschäftsmodell beruht
im Wesentlichen auf Angeboten im (margenarmen)
Flatrate-Markt.