buchreport.express 45/2017
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<strong>buchreport</strong>.<strong>express</strong> Nr. <strong>45</strong> · 9. November <strong>2017</strong><br />
Aufgefallen<br />
Seit 1903 ehrt der Prix Goncourt die besten französischsprachigen Romane.<br />
Der mit symbolischen 10 Euro dotierte Preis geht <strong>2017</strong> an Eric Vuillard.<br />
Für seinen Roman „L’ordre du jour“ wird Eric Vuillard mit dem diesjährigen<br />
Prix Goncourt geehrt. Der im Mai bei Actes Sud erschienene Titel setzte<br />
sich in der finalen Jury-Abstimmung gegen „Bakhita“ von Véronique Olmi<br />
durch. Vuillards Roman handelt vom Anschluss Österreichs im März<br />
1938, von den letzten Stunden vor dem Einmarsch der Wehrmacht. Damit<br />
bleibt der 49-Jährige seiner Linie treu, denn literarisch zugespitzte historische<br />
Momentaufnahmen sind seine Spezialität. Für den Verlag Actes Sud<br />
ist es der 4. Goncourt-Sieg nach den Auszeichnungen von Laurent Gaudé<br />
(2004), Jérôme Ferrari (2011) und Mathias Enard (2015).<br />
Hierzulande erschienen bislang 3 Titel von Vuillard bei Matthes & Seitz<br />
Berlin. Die Übersetzung von „L’ordre du jour“ hatte der Verlag ursprünglich<br />
fürs Frühjahr 2019 vorgesehen, zuvor sollte 2018 Vuillards Roman<br />
„14. Juli“ über die französische Revolution erscheinen. Wegen der Goncourt-Preisverleihung<br />
wurde in Berlin spontan umdisponiert: „Die Tagesordnung“<br />
erhält jetzt einen Platz im nächsten Frühjahrsprogramm.<br />
FUNDSTELLE<br />
Nachhaltiges Shopping<br />
SPIEGEL ONLINE berichtet über zwei Schüler,<br />
die eine Online-Plattform gegründet haben und<br />
mit Buchhändlern vor Ort kooperieren.<br />
Sie sind 17 Jahre alt, gehen in Wien<br />
zur Schule – und fordern den weltweit<br />
größten und erfolgreichen Onlinehändler<br />
heraus: Amazon. Moritz<br />
Stephan und Konstantin Klinger<br />
sind leidenschaftliche Leser.<br />
Daher fiel ihnen auf, dass immer<br />
mehr regionale Buchhändler wegen<br />
der Konkurrenz durch Amazon<br />
aufgeben mussten. Als sie dann<br />
einmal selbst ein Buch bei Amazon<br />
orderten und feststellten, dass es<br />
wenig umweltfreundlich aus einem<br />
weit entfernten Zentrallager geliefert<br />
wurde, war ihr Ehrgeiz geweckt,<br />
es besser zu machen. [...] Ihr<br />
Konzept: Wer bis mittags ein Buch<br />
per SMS bestellt, bekommt es noch<br />
am Abend desselben Tages geliefert<br />
– von einer Buchhandlung vor<br />
Ort, per Fahrradkurier.<br />
KORREKTUR<br />
Der Herder-Titel „Klartext, bitte“<br />
von Christian Olding steht in der<br />
Themenbestsellerliste „Religion“<br />
(<strong>buchreport</strong>.<strong>express</strong> 44/<strong>2017</strong>) auf<br />
Rang 2, nicht auf Rang 14.<br />
RÜCKMELDUNG<br />
Günstiger als das E-Book<br />
Das Portal E-Books-News greift die Berichterstattung<br />
von <strong>buchreport</strong> zur Preisaktion von Aldi auf<br />
(s. <strong>express</strong> 42/<strong>2017</strong>).<br />
Richtige Bücher, in aedibus aldi? Ja,<br />
so etwas gibt es. Denn dass der Discounter<br />
in Norddeutschland Billigst-<br />
Taschenbücher in Kooperation mit<br />
dem Kölner Nebenmarkt- und Modernes-Antiquariat-Spezialisten<br />
Editionnova<br />
anbietet, ist nichts völlig neues.<br />
Die Preise sind aber auch bei der<br />
aktuellen Aktion ein Hingucker: 1,99<br />
Euro kosteten letzte Woche Titel wie<br />
David Baldaccis „Das Geschenk“,<br />
Klaus Seibels „Zehntausend Augen“<br />
oder Utta Danellas „Schwarzer Spiegel“.<br />
Und damit in den meisten Fällen<br />
sogar deutlich weniger als die regulären<br />
E-Book-Ausgaben. Machbar<br />
ist das natürlich nur durch zwei Faktoren:<br />
Es sind extra neu gelayoutete<br />
und mit neuem Cover versehene<br />
Sonderausgaben von Backlisttiteln,<br />
die über das Vertriebsnetz von Aldi<br />
Nord in hoher Auflage verramscht<br />
werden. (...) Zum Thema Content<br />
spricht Editionnova von „Partnern in<br />
der Verlagswelt, von denen wir einzelne<br />
Titel oder ganze Reihen lizenzieren“.<br />
In diesem Fall sind es meist<br />
Titel von Bastei Lübbe, Goldmann<br />
oder Droemer Knaur, die Gesamtauflage<br />
soll bei 210.000 Exemplaren liegen.<br />
Den meisten Titeln ist diesmal<br />
zudem eins gemeinsam: Die regulären<br />
Taschenbuchausgaben sind im<br />
Handel vergriffen. Damit wollen Aldi<br />
Nord und Editionnova offenbar vermeiden,<br />
erneut wegen Verstößen gegen<br />
die Buchpreisbindung verklagt zu<br />
werden. Interessante Fußnote: Zumindest<br />
bei einem Titel wäre das<br />
theoretisch immer noch möglich –<br />
Klaus Seibels Thriller „Zehntausend<br />
Augen“ ist nämlich auch weiterhin<br />
im Buchhandel als Taschenbuch lieferbar,<br />
allerdings nicht mehr als Verlagsversion,<br />
sondern als Selfpubli -<br />
shing-Titel in der Edition „Seibel Digital“,<br />
verlegt via Books on Demand.<br />
Foto: picture alliance/Visual Press Agency