23.11.2017 Aufrufe

The Jaguar NR 02/2017 - DE (double pages small)

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

GORILLAZ<br />

An einem tristen Nachmittag Anfang <strong>2017</strong> sitzt der<br />

Zeichner Jamie Hewlett in einem unscheinbaren<br />

Besprechungszimmer in der Shaftesbury Avenue<br />

– samt seinem Laptop und seinem charakteristischen<br />

schüchternen Lächeln. Er will die neueste Inkarnation<br />

der Figuren vorstellen, die er vor beinahe 20 Jahren erschuf,<br />

als er mit Damon Albarn, dem Kopf von Blur, die virtuelle<br />

Band Gorillaz gründete. Ihrem Comeback mit dem neuen<br />

Album Humanz (ein „Partyalbum“ für diese schweren Zeiten,<br />

heißt es) wird eine knallbunte Titelstory gewidmet. Sie<br />

soll die Juniausgabe der britischen Musikbibel Q zieren,<br />

für die Hewlett exklusiv ein Bild schaffen wird.<br />

Für Unkundige: Die virtuelle Band besteht aus „2D“<br />

(alias Stuart Pot), Gesang, dem Bassisten Murdoc Niccals,<br />

dem amerikanischen Schlagzeuger Russel Hobbs sowie<br />

Noodle, der in Japan geborenen Gitarristin (die ein leidenschaftlicher<br />

<strong>Jaguar</strong> Fan ist!). Alle vier haben ihre eigenen<br />

Charaktereigenschaften und ihren eigenen Hintergrund.<br />

Hewlett drückt auf die Tasten seines Mac, und es scheint,<br />

als wäre das Quartett während seiner fünfjährigen Abwesenheit<br />

und im Gegensatz zu den meisten anderen Comicfiguren<br />

auch gealtert.<br />

Die Entstehung der Gorillaz reicht bis 1997 zurück. Der<br />

Grafiker Hewlett und der Musiker Albarn befanden sich<br />

damals beide in einer künstlerischen und emotionalen Sackgasse.<br />

Hewlett hatte sich während der letzten zehn Jahre<br />

als Mitschöpfer von Tank Girl, der Comicreihe mit der Teenagerin,<br />

deren anarchisches Selbstgefühl genau in die Zeit<br />

Die Gründer der<br />

Gorillaz: Jamie<br />

Hewlett (links)<br />

und Damon Albarn<br />

passte, einen Namen gemacht. Zunächst arbeitete er bei<br />

dem einflussreichen Magazin Deadline mit, designte aber<br />

auch Plattencover für Rockbands, insbesondere die britische<br />

Punkband <strong>The</strong> Senseless Things. Albarn war es mittlerweile<br />

leid, nur auf den Britpop-Karren gespannt und mit<br />

seiner Band Blur verbunden zu werden. Die Grenzen seines<br />

musikalischen Geschmacks erweiterten sich stetig, und<br />

so wandte er sich der fruchtbaren Underground-Hip-Hop-<br />

Szene, US Electro, Deep Soul, Dub und Weltmusik zu.<br />

Kurz bevor sie dreißig wurden, zogen die beiden in eine<br />

Wohnung am Westbourne Grove. Im Fernseher lief nonstop<br />

MTV, und sie ärgerten sich über die austauschbare Musik,<br />

die dort gesendet wurde. Schließlich kamen sie auf die Idee,<br />

eine rein fiktive Band ins Leben zu rufen. Albarn feilte mit<br />

ausgesuchten Mitarbeitern an der Musik, während Hewlett<br />

das, was er hörte, verarbeitete, um seine Zeichnungen<br />

von den fiktiven Bandmitgliedern zu beseelen.<br />

In den Händen anderer wäre Gorillaz vielleicht ein kurzlebiges<br />

Projekt geworden, aber für Hewlett und Albarn<br />

erwies es sich als Befreiung. Das gleichnamige Debutalbum<br />

erschien im März 2001 und wurde, ebenso wie vier UK Top<br />

40 Singles und die zugehörigen Videos (angeführt von dem<br />

bahnbrechenden Track Clint Eastwood), von einer Menge<br />

zusätzlichem Bildmaterial zum Download begleitet. Das bewies<br />

vor allem eines: Die Gorillaz waren wild entschlossen,<br />

ihre Zuhörer in eine völlig neue Welt zu transportieren.<br />

Die Herren Hewlett und Albarn waren natürlich nicht die<br />

ersten Musiker, die mit Animationen ein Massenpublikum<br />

FOTOS: PAL HANSEN/GETTY IMAGES<br />

DIE GORILLAZ WAREN WILD<br />

ENTSCHLOSSEN, IHRE ZUHÖRER<br />

IN EINE VÖLLIG NEUE WELT<br />

ZU TRANSPORTIEREN<br />

erreichen wollten. Diese Ehre gebührt schlichtweg den<br />

Beatles. Sie waren die Stars der gleichnamigen Zeichentrickfernsehserie,<br />

und zwar drei Jahre vor ihrem gefeierten Film<br />

Yellow Submarine von 1968. In den drei Staffeln und 39 Folgen<br />

der Serie wurden John, Paul, George und Ringo an Orte<br />

befördert, die sie auch im echten Leben gesehen hatten (von<br />

Transsylvanien bis Afrika). Dort kämpften sie gegen diverse<br />

fiktive Beschwerden (hat hier jemand „Autografitis“?) und<br />

seltsame Widersacher wie zum Beispiel Vampire an.<br />

Ein Jahr nach dem Start der Beatles-Zeichentrickserie<br />

saßen die amerikanischen Teenager fasziniert vor einer<br />

neuen Fernsehserie – diesmal mit echten Schauspielern.<br />

<strong>The</strong> Monkees eroberten die Wohnzimmer der gesamten<br />

Nation. Sie und der Erfolg von Zeichentrickserien wie Alvin<br />

und die Chipmunks oder Familie Feuerstein führten zur<br />

Entstehung der allerersten virtuellen animierten Band im<br />

Jahr 1967: <strong>The</strong> Archies.<br />

Wie eine Garagenband-Besetzung von Scooby Doo<br />

bestanden <strong>The</strong> Archies eigentlich aus Studiomusikern, und<br />

zwar unter der Regie von Don Kirshner, dem Mann, der auch<br />

hinter dem Aufstieg der Monkees stand. Mit einem sensiblen<br />

Ohr ausgestattet, veröffentlichte Kirshner den US und<br />

UK Chart-Hit Sugar Sugar der Archies im Sommer ´69 auf<br />

seinem eigenen Label. Das Video zu Sugar Sugar mag heute<br />

zwar wie ein etwas wunderliches, veraltetes Stück aus den<br />

späten Sechzigerjahren anmuten, doch an der zunehmenden<br />

Vereinheitlichung der Jugendkultur, für die es steht, hat sich<br />

während der letzten fünf Jahrzehnte nichts geändert.<br />

Die Verbindung zwischen dem<br />

Radiohead-Erfolg Paranoid Android<br />

von 1997 und Kirshners Kaugummi-<br />

Popklassiker liegt vielleicht nicht auf<br />

der Hand, doch das Video zu Paranoid<br />

Android wurde von dem schwedischen<br />

Comiczeichner Magnus Carlsson produziert,<br />

dem Mann, der die animierte<br />

Erwachsenenserie Robin schuf und dessen naiver Stil das<br />

postpubertäre Unbehagen und den Humor in Thom Yorkes<br />

Texten hervorhebt.<br />

Radiohead sind nicht die Einzigen, die ihre Ästhetik mit<br />

Animationen unterstreichen. Das Video zu dem Daft-Punk-<br />

Hit One more time aus dem Jahr 2000 verwendet japanische<br />

Anime, um den futuristischen Sound des Tracks zu<br />

akzentuieren. Ein Jahrzehnt später schuf das französische<br />

Duo den Soundtrack für Disneys Tron: Legacy von 2010,<br />

die Fortsetzung des Science-Fiction-Action-Klassikers der<br />

frühen Achtzigerjahre, der wiederum die Entwicklung ihrer<br />

eigenen visuellen Ästhetik beeinflusste.<br />

Trotz der nicht geringen Zahl der Künstler, die ihre Botschaft<br />

mit Hilfe von Animationen verbreiten, sind nur wenige<br />

so versiert wie die Gorillaz. Nach fünf Alben sind ihre Shows<br />

eine spektakuläre Mischung aus Liveauftritten und Animationen.<br />

Mit dem 360-Grad-Video zu Saturn Barz (ihre erste<br />

Single aus dem neuesten Album) kann man in die virtuelle<br />

Realität eintauchen.<br />

Die Kombination von Animation, Musik und der Entwicklung<br />

neuester Technologien hat für Künstler auf der ganzen<br />

Welt unendliche Möglichkeiten geschaffen. Doch ohne<br />

echte Vision, Herz und Seele verschwinden diese Möglichkeiten<br />

ganz schnell, wie Damon Albarn und Jamie Hewlett<br />

bewiesen haben.<br />

Phil Alexander ist Chefredakteur der Musikmagazine MOJO,<br />

Q und Kerrang und Radiomoderator bei dem Sender Planet Rock.<br />

TALENTSUCHE<br />

<strong>Jaguar</strong> Land Rover und die Gorillaz arbeiten seit einiger Zeit gemeinsam daran,<br />

eine neue Generation von Weltklasseelektroingenieuren und Softwareentwicklern<br />

zu suchen. Dieser aufregende Talentpool macht sich bereits langsam bemerkbar.<br />

Die neueste Ausgabe der Gorillaz-App enthält einen Recruitment-Bereich mit einer<br />

360-Grad-Umgebung, die in der Garage der virtuellen Band situiert ist, wo die Bewerber<br />

sich einer zweiteiligen Herausforderung stellen können. Die erste besteht darin,<br />

das <strong>Jaguar</strong> I-PACE Concept zusammenzubauen, während es im zweiten, anspruchsvolleren<br />

Teil darum geht, einen Code im Alternate Reality Game Format (ARG) zu<br />

knacken. Die Besten werden schnell durch den Rekrutierungsprozess geschleust.<br />

Noodle, die Gitarristin der Band und <strong>Jaguar</strong> Land Rover Botschafterin für Formel E<br />

und MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik), fordert den potentiellen<br />

Nachwuchs zur Teilnahme auf: „Kannst du den Code knacken? Stell deine<br />

Fähigkeiten auf die Probe! Hey, vielleicht schnappst du dir den geilsten BADASS-Job,<br />

den du dir vorstellen kannst.“<br />

Alex Heslop, Head of Electrical Engineering, <strong>Jaguar</strong> Land Rover, fügt hinzu:<br />

„Wir haben den Ehrgeiz, im Laufe des nächsten Jahres Tausende von neuen, hochintelligenten<br />

Talenten einzustellen. Diese App steht für ein radikales Umdenken<br />

bei der Suche nach den Besten im Bereich Softwaretechnik, Internetsicherheit,<br />

App-Entwicklung und Grafikleistung.“<br />

Die Gorillaz App gibt es zum Download im iTunes App Store oder bei Google Play.<br />

30 THE JAGUAR<br />

THE JAGUAR 31

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!