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porträt<br />

Die Leidenschaft packte ihn schon früh:<br />

Mit elf Jahren entdeckte Hamann zu<br />

Hause eine Fotokamera und begann,<br />

damit zu experimentieren. Er war so<br />

fasziniert, dass er die Schule schwänzte,<br />

um zu fotografieren. Gleichzeitig hatte<br />

er aber noch eine andere Leidenschaft:<br />

den Fußball. Hamann hatte Talent, seine<br />

Karriere begann beim MFC 08 Lindenhof,<br />

später war er Mittelstürmer beim<br />

FV 09 Weinheim, kickte an der Seite<br />

von Fritz Walter in der Oberliga und<br />

hatte einen Stammplatz. Er war auf dem<br />

Sprung zum Profifußballer, als er seinen<br />

USA-Abstecher machte. Hamann musste<br />

sich entscheiden: Mannheimer oder New<br />

Yorker? Mittelstürmer oder Motivjäger?<br />

Aus dem neuen Bildband „London Vertical“<br />

Es war eine Woche, die sein Leben<br />

für immer verändern sollte. Der<br />

Mannheimer Horst Hamann war<br />

21 Jahre alt und hatte einen – amerikanischen<br />

– Traum. Seit seiner Kindheit faszinierten<br />

ihn New York und die Fotografie.<br />

Einen Tag nach dem Abitur machte er<br />

ernst. Er reiste nach Amerika, um an<br />

einem Foto-Workshop im 3000-Seelen-<br />

Hafendorf Rockport teilzunehmen. „In<br />

dieser Woche hat es ‚Klick‘ gemacht. Das<br />

war die einzige Ausbildung in meinem<br />

ganzen Leben“, sagt Hamann. Kaum zu<br />

glauben – viele Jahre später schrieb er mit<br />

seinem inzwischen mehr als 300.000 Mal<br />

verkauften Bildband „New York Vertical“<br />

Foto-Geschichte.<br />

„An deiner Stelle würde ich jetzt nicht<br />

gehen“, riet ihm sein Trainer damals.<br />

Doch er ging. Nach der Woche in<br />

Rockfort gab es für ihn nur noch ein<br />

Ziel: New York erobern. Hamann glaubte<br />

an den amerikanischen Traum – und<br />

lebte ihn. Sein erster 100-Euro-Job als<br />

Assistent führte ihn in den 77. Stock des<br />

World Trade Centers. „Ich kann mich<br />

noch genau an ein Foto erinnern, das ich<br />

nicht gemacht habe: Ich schaute aus dem<br />

World Trade Center in Richtung Norden.<br />

New York lag bis zum 60. Stockwerk<br />

unter einer Wolkendecke. Und genau in<br />

der Mitte stach die Nadel des Empire<br />

State Building heraus. Das werde ich nie<br />

vergessen.“ Zum Fotografieren fehlte ihm<br />

die Kamera. Damals sahen seine Aufgaben<br />

anders aus: Filmrollen wechseln und<br />

Kaffee kochen.<br />

Nach und nach arbeitete sich Hamann<br />

hoch, machte sich einen Namen – seine<br />

Fotos erschienen unter anderem in der<br />

New York Times. Mitte der 80er Jahre<br />

kaufte er sich eine gebrauchte Linhof<br />

Technorama – eine Landschaftspanorama-Kamera,<br />

ausgelegt auf die Horizontale.<br />

Da sie aber zu unhandlich war, lagerte<br />

der Koloss einige Jahre im Schrank seines<br />

Appartements. Im Jahr 1991 dann das<br />

Schlüsselerlebnis: Hamann pirschte sich<br />

mit der Linhof durch die Straßenschluchten.<br />

Die waren teilweise so eng, dass er<br />

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